Einen wesentlichen Punkt des Exposés bildet die Betonung,
daß die kleine Entente ihre bewährte Lebenskraft bewiesen
hat. Daß die kleine Entente ihre Sendung nicht erfüllt
habe, könne nur jemand behaupten, der die historische und
psychologische Stärke der Kleinen Entente sowie ihre wirtschaftlichen
Bindungen nicht kenne oder nicht richtig einschätze, oder
unobjektiv sei. Und da muß ich doch gegenüber dieser
Feststellung, daß alles eingetreten ist, was man sich von
der Kleinen Entente erhofft hat, einiges in Erinnerung bringen.
Die Kleine Entente mag zwar noch eine Gemeinsamkeit etwa Ungarn
gegenüber haben, im Ernstfalle eine Einheit darzustellen,
aber man hat sich von einer Kleinen Entente versprochen, daß
sie in ihrem heutigen Ausbau zu einer Einheit der Außenpolitik
der drei Staaten der Kleinen Entente führen werde und daß
damit der jeweilige Representant dieser Einheit eine gleiche Stellung,
wie der Repräsentant einer Großmacht auf den internationalen
Foren besitzen werde. Wir müssen feststellen, daß eigentlich
das alles nicht eingetreten ist, was wir vor Jahren noch in den
Kommuniqués gehört haben und was wir auch von dieser
Tribune hören konnten oder soferne wir noch nicht da waren,
lesen konnten. Vielmehr ist gerade wiederum durch das starre Festhalten
an alten Konzeptionen, besonders aber durch die als notwendig
befundene Freundschaft mit Sowjetrußland heute die Tatsache
gegeben, daß die Staaten in wesentlich entscheidenden Punkten
eine Außenpolitik ganz unterschiedlicher Natur machen. Man
hat oft den Eindruck, als ob hier übersehen würde, daß
es in Rumänien keinen Titulescu mehr als Außenminister
gibt. Man hat bekanntlich die Freundschaft mit Rumänien so
verstanden, daß obwohl Titulescu bereits gegangen war, man
ihn noch hier zum Ehrendoktor ernennen zu müssen glaubte.
Tatsache ist aber, daß weder Rumänien noch Südslavien
das Experiment der Sowjetfreundschaft mitgemacht haben und nachdem
dieses Experiment mit einen entscheidenden Punkt in der Frage
des europäischen Friedens und der Frage der großen
europäischen Politik bildet, kann in einem entscheidenden
Punkte von einer einheitlichen Außenpolitik nicht die Rede
sein, kann von einer einheitlichen Bewegung der Außenpolitik
der Staaten der Kleinen Entente nicht die Rede sein. Ich will
gar nicht sprechen von den verschiedenen Hoffnungen und Versprechungen,
die man sich auf der Linie der Wirtschaftseinheit der Kleinen
Entente gemacht hat. Wer sich die Aus- und Einfuhrzahlen allein
Südslaviens hernimmt, weiß auch genau, daß auch
diese Versprechungen, auch die Konzeptionen als mißlungen
zu gelten haben, denn Deutschland und die Länder des römischen
Protokolles bilden heute die Mehrheit in Bezug auf die Ausfuhr
nach Südslavien, während die beiden anderen Staaten,
besonders die Èechoslovakei ganz außerordentlich
zurückbleiben.
In diesem Zusammenhang ist weiters festzustellen, daß auch
das Verhältnis Südslaviens im Rahmen der Kleinen Entente
zum Deutschen Reiche ein ganz anderes ist; denn während es
sich der Ministerpräsident der Èechoslovakischen Republik
zwar schon leisten kann, den guten Willen des Reichskanzlers im
Rahmen seines Exposées in dem einen oder anderen Punkt
anzuerkennen, so kann sich der Ministerpräsident Südslaviens
es bereits leisten, nicht nur den guten Willen, sondern die Leistung
für den europäischen Frieden anzuerkennen, die von Seiten
des Führers und Reichskanzlers vollbracht worden ist. Ich
erinnere an das Wort, das Ministerpräsident Stojadinoviè
geschrieben hat, als er nicht über Prag, sondern um Prag
herum seine Reise nach Berlin angetreten hatte. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Nun zu den anderen Punkten, zunächst das Verhältnis
zu Frankreich. Hier haben wir eine sehr einfache Stellungnahme.
Daß das èechische Volk zu Frankreich und zum französischen
Volk Freundschaftsgefühle hat, können wir verstehen.
Verstehen und anerkennen würden wir es nie, daß die
Èechoslovakische Republik eine politische Gemeinsamkeit
mit einem Frankreich unter einer Volksfrontregierung haben kann.
Aber entschieden würden wir ablehnen, wenn die Èechoslovakische
Republik ihre Außenpolitik als eine Art Vasallenstaat Frankreichs
gegen Deutschland, den Staat unseres Volkes betreiben würde.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)
Verwundert sind wir darüber, daß Herr Ministerpräsident
Dr. Hodža feststellen kann: "Der Vertrag der
fra nzösichen Republik mit Sowjetrußland und mit der
Èechoslovakei hat sich als Instrument der Friedenspolitik
gut bewährt." Uns interessiert dabei die Feststellung,
daß der Vertrag mit Sowjetrußland ein Instrument der
Friedenspolitik gewesen sein soll. Ich glaube, da ist doch zuviel
gesagt, denn es steht doch ein deutig fest, daß gerade der
Vertrag der Èechoslovakischen Republik mit Sowjetrußland
erstens die Einheitlichkeit der Außenpolitik mit Südslavien
und Rumänien in wesentlichen Punkten gefährdet und unterbrochen
hat und daß zweitens gerade der Vertrag mit Sowjetrußland
und die sich daraus ergebenden psychologischen geistigen und kulturpolitischen
Einflüsse im mitteleuropäischen Raum, soweit er von
der Èechoslovakei besetzt ist, gefährdet hat, daß
gerade dieser Vertrag es ist, der ein gutes Verhältnis zum
größten Nachbarstaat nicht nur bisher vernichtet hat,
sondern überhaupt unmöglich machen kann. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.) Man
kann nicht mit einem Wort von der Herstellung eines guten Verhältnisses
zum größten Nachbarstaat, dem Deutschen Reich, sprechen
und gleichzeitig mit dem anderen Wort den Vertrag mit Sowjetrußland
und überhaupt die Hineinziehung Sowjetrußlands in den
mitteleuropäischen Raum als Vertragspartner, als ein Werk
der Bewährung für den Frieden bezeichnen. Hier liegt
ein Widerspruch vor, der nur gelöst werden kann, wenn man
sich davon loslöst, daß man eine Geisteswelt, die grundsätzlich
von den entscheidenden mitteleuropäischen Geisteswelten abgelehnt
wird, ebenso wieder ablehnt, wie es einmal hierzulande bereits
der Fall gewesen ist. (Posl. dr Mareš: A Nìmecko
nemìlo smlouvu s Ruskem?) Das war ein anderes Deutschland,
Herr Kollege! (Poslanec dr Stránský: Ne, toto,
Hitlerovo!) Der Vertrag war keine Militärvertrag, kein
Vertrag von Kulturaustausch und ich würde Ihnen wünschen,
daß Ihre Parteien hier einmal diese Vorträge und Kulturprodukte
durch ihre Leute in Deutschland aufführen lassen wür
. den, da würden Sie merken, wie man dort dazu steht. (Výkøiky
poslancù komunistické strany.)
Ich brauche hier wohl gar nicht erst aussprechen, daß das
Sudetendeutschtum, auch die geistigen Anhänger der paar kleinen
Parteien, die noch existieren in seiner Gänze, soweit sie
sich geistig übehaupt noch als Deutsche fühlen, kein
Verständnis für den Pakt mit Sowjetrußland gehabt
hat und niemals haben wird. Daher bedeutet die Frage des Verhältnisses
zu Rußland nicht nur eine außenpolitische, sondern
auch innerpolitische Frage erster Natur. Denn wir werden niemals
dazu zu haben sein, in irgendeiner Weise anzuerkennen, daß
durch einen derartigen Vertrag ein Kulturaustausch zu dem Staate
gemacht wird, in dem auch unsere Heimat liegt, weil wir in keiner
Weise die Absicht haben, diese Kultur zu genießen. (Posl.
dr Mareš: Vždy je to jen defensivní pakt!)
Darauf werde ich noch einmal zu sprechen kommen, wenn ich
über die Tradition der böhmischen Könige sprechen
werde.
Sehr wesentlich in dem Exposée ist uns die Rücksichtnahme
auf die Einstellung Englands zu den mitteleuropäischen Fragen.
Wir können hier die Worte des Herrn Ministerpräsidenten
durchaus unterstreichen, der sagt: "Diese Identität
der Interessen und ihre Anerkennung pflegten für den Frieden
oft eine größere Bedeutung zu haben als formale Pakte."
Es ist damit zum Ausdruck gebracht, daß eben nicht die formalen
Pakte für die Erhaltung des Friedens entscheidend sind, sondern
die Interessen, wie sie innerhalb des mitteleuropäischen
Raumes befriedigt worden sind. Meine Herren! Sie bemühen
sich die längste Zeit, nicht nur die wiederholte Anerkennung
der Verpflichtung Englands zu erreichen, die alten Verträge
einzuhalten, Sie bemühen sich außerordentlich, eine
neue Erklärung, einen neuen Pakt zu bekommen, daß die
Grenzen des Staates auch durch England in jedem Falle geschützt
werden. Wenn wir mit Genauigkeit die ganze Entwicklung der englischen
Politik und die Diskussion beobachten, dann müssen wir feststellen,
daß mit Recht von den meisten Politikern der Wert darauf
gelegt wird, daß innerhalb des mitteleuropäischen Raumes
und wieder insbesondere innerhalb der Èechoslovakischen
Republik jene Voraussetzungen geschaffen werden, die es gar nicht
notwendig machen, mit oder ohne Sorgen an einen Krieg zu denken.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)
Das heißt: Entscheidend ist für den Frieden Mitteleuropas
ebenso wie für die Haltung der Èechoslovakischen Republik
als wirklich ernstes Friedensinstrument in Europa, daß man
jene Konfliktstoffe, die Ursache von Spannungen und entsprechend
weiteren Entspannungen sein können, wegräumt, dann darf
man nicht immer davon sprechen, welche Wirkungen eingetreten sind,
daß einem die Wirkungen die eingetreten sind, nicht gefallen,
sondern man hat nachzuprüfen, ob nicht die Ursachen dieser
Wirkungen, die jenseits der Grenze eingetreten sind, innerhalb
der Grenze selbst im eigenen Verhalten, liegen. Mit anderen Worten:
Es wird nicht notwendig sein, daß sich irgendein Sprecher
des deutschen Volkes oder des deutschen Reiches in einer so deutlichen
Weise der Lebens- und Rechtsinteressen des Sudetendeutschtums
annimmt, wenn man eine solche Innenpolitik betreibt, daß
diese Rechts- und Lebensinteressen durch sie nicht dauernd gefährdet
werden. Man darf sich daher auch nicht aufregen, wenn sich jemand
aus der natürlichen sittlichen Verpflichtung jedes deutschen
Volksgenossen dafür interessiert, wie es uns in diesem Staate
geht, sondern man muß dafür sorgen, daß es uns
so gut in dem Staate geht, daß man nicht mit Leid, sondern
mit Freude von diesen Verhältnissen sprechen kann. (Potlesk
poslancù strany sudetskonìmecké.) Es
hat uns mit Genugtuung berührt, daß zum Unterschied
von allen bisherigen Exposées in der außenpolitischen
Frage, wo immer gesagt wurde, daß wir in einem gutnachbarlichen
Verhältnis mit dem Reiche stehen, diesmal mit klarer Offenheit
vom Herrn Min isterpräsidenten bekundet wurde, daß
eine Klärung unseres Verhältnisses zum Deutschen Reiche
notwendig sei. Ebenso müssen wir die Bemühungen darum
anerkennen, daß man die Journalistik ablehnt, welche hierzulande
außerordentlich zur Trübung des Verhältnisses
beigetragen hat, daß es notwendig ist, wieder ein gutes
Verhältnis zum Deutschen Reiche zu finden, daß man
also diese Journalistik ablehnt und sich bemüht, sie entsprechend
zur Raison zu bringen. Allerdings muß ich gleichzeitig feststellen,
daß die Rede des Herrn, Koll. Hampl, der als Vorsitzender
des Außenausschusses des èechoslovakischen Parlamentes
und als Vorsitzender einer Regierungspartei doch eine gewisse
Stellung einn mmt, daß diese Rede nicht in der Lage war,
in diesem Punkte dem Exposée des Herrn Ministerpräsidenten
in seiner Wirkung auf Berlin zu dienen, denn wenn Herr Hampl
feststellt, daß es eine Expansivität des Regimes in
Deutschland gibt, er also das Regime in Deutschland beschuldigt,
die Expansion in die Èechoslovakische Republik hineinzubringen,
so liegt das geistig auf der gleichen Linie, die die gesamte èechische
Presse vom "Èeské slovo" bis zum "Právo
lidu" und "Rudé právo" betreibt.
(Potlesk poslancù strany sudetskonìmecké.)
Ich hatte erwartet, daß wenigstens ein Mann von der
Exponiertheit wie Koll. Hampl schweigen und nicht die Worte
des Herrn Ministerpräsidenten abschwächen werde durch
einen neuen Angriff auf das Regime des Nachbarstaates.
Ein zweiter Angriff liegt auch darin, daß er pauschal ganz
einfach die sudetendeutsche Partei beschuldigt hat, - hier mit
anderen Worten, mit dem Worte "Werkzeug", am Sonntag
auf dem Parteitag mit den Worten "Trojanisches Pferd"
- daß wir lediglich das Werkzeug der Politik des Deutschen
Reiches seien, also die Beschuldigung erhoben hat, daß das
Deutsche Reich die sudetendeutsche Partei dazu benötigen
würde, um eine entsprechende Klarstellung zwischen Deutschland
und der Èechoslovakei herbeizuführen. Derartige Töne
werden wohl die Sprecher zumindest der Regierungsparteien sich
abgewöhnen müssen, damit man dort, wo der gute Wille
des Herrn Ministerpräsidenten aufscheint, diesen Worten im
In- und Ausland Glauben schenkt.
Noch eine andere Feststellung muß ich machen. Es wurde vom
Herrn Ministerpräsidenten erwähnt, daß nach dem
der Führer und Reichskanzler am 20. Feber auch General Feldmarschall
Göring gesprochen hat, der angeblich die Rede des Führers
in einem ungünstigen Sinne abgeschwächt hätte.
Ich stelle fest, daß Sie nicht daran denken, daß merkwürdigerweise
auf die Rede Adolf Hitlers nicht etwa zuerst ein Staatsmann, ein
Politiker der Èechoslovakischen Republik gesprochen hat,
sondern, daß Sie die Rede haben beantworten lassen mit dem
Säbelrasseln des Herrn Generals Krejèí.. Wir
haben überhaupt schon oft den Eindruck, daß Politik
bei uns mehr von der Generalität, als von den verschiedenen
politischen Parteien gemacht wird, und meine Herren, wo ein General
spricht, muß er vom Krieg sprechen und von Waffen. Und wenn
Sie es dem General Göring übel nehmen, dann bitte es
aber auch dem General Krejèí übel zu nehmen
und nicht nur nach der einen Seite hin Kritik zu üben. (Potlesk
poslancù strany sudetsko nìmecké.) Im
übrigen hat uns Herr General Krejèí einen schönen
Beitrag dafür geliefert, daß selbst für die Verteidigung
des Staates der Sowjetpakt keinen 100 prozentigen Wert besitzt,
denn er hat in seinen Ausführungen ausdrücklich auf
jene Unsicherheitszone hingewiesen, die nicht etwa, wie immer
dem èechischen Volke eingeredet wird, die Grenzzone ist,
in der die Sudetendeutschen leben, sondern jene Unsicherheitszone,
die in der Zeit liegt, bis Sowjetrußland helfen kann, wobei
Sie ja übersehen, daß ebenso wie Sie sich von niemanden
überrennen lassen, auch die Polen sich nicht Ihnen zuliebe
überrennen lassen werden. Ich sage dies nur deswegen, weil
Sie immer glauben, daß Sie mit den Freundschaften, die Sie
in der Ferne haben, besser auskommen als mit der ehesten Herstellung
freundschaftlicher und guter Beziehungen der Staatsbürger
innerhalb des Staates zu einander und des Staates zu seinen Nachbarstaaten.
(Posl. dr Mareš: A co máme ještì dìlat
tu doma?) Sie haben hier zu machen, daß Sie folgende
Konzeption aufgeben:- Sie haben die außenpolitische Konzeption
immer noch wie seit 1918/19, wo Sie sich gestützt haben auf
den Sieg einiger Großmächte, die heute nicht mehr ganz
einig sind, und Sie haben geglaubt, daß die machtpolitische
Situation in Europa ewig die gleiche bleiben wird, wie 1918/19,
so daß Sie eine Expansion im Staate, in unseren Lebensraum
hinein, gemacht haben, was Ihnen jetzt Schwierigkeiten bereitet.
Sie haben ein entsprechendes Verhältnis zwischen uns und
dem Deutschen Reiche herbeizuführen. Sie stellen sich aber
in Ihrer Außenpolitik und der größte Teil des
èechoslovakischen Volkes auch in der Innenpolitik auf einen
sehr einfachen Standpunkt: "Wir haben immer recht, wir brauchen
nichts zu revidieren, wir brauchen uns nicht zu ändern, nur
die andern sind schuld." (Potlesk poslancù strany
sudetskonìmecké.) Es wäre eigentlich gut,
daß Sie erst einmal auch daran denken würden, ob Sie
auch nicht Ihrerseits einen Beitrag dazu geleistet haben, daß
es zur heutigen Unruhesituation gekommen ist, die Sie ja am meisten
beunruhigt. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Anerkennen müssen wir, daß aus den Ausführungen
des Herrn Ministerpräsidenten hervorgeht, daß nicht,
wie manche behaupteten, wir Kolonisten sind, sondern daß
wir unsere Heimat seit uralten Zeiten hier haben und daß
es ein historisches Faktum ist, daß über 3 Millionen
Deutsche hier wohnen und nicht nur das, sondern daß auch
die Èechoslovakei zu jenen Ländern gehört, in
denen Bevölkerungen verschiedener nationalen Ursprungs ganze
große Gebietsteile durchdringen. Damit ist für uns
anerkannt, daß dieses Land ein Nationalitätenstaat
ist. Es wäre nur notwendig, daraus auch die Konsequenzen
zu ziehen, erstens in der Richtung, daß man es aufgibt,
den Staatsbürgern im Inland nicht èechischer Nationalität
und Ausländern ständig weiterhin noch weißmachen
zu wollen, das Sie ein Nationalstaat sind und die Minderheiten
nur so kleine Angelegenh eiten seien, die mit irgend einem Tierschutzpark
oder anderen kleinen Lösungen wie etwa dem 18. Feber befriedigt
werden könnten. (Výkøiky.) Wenn nun
aber der Herr Ministerpräsident von der Tatsache spricht,
daß es große Gebiete gibt, in denen auch andere als
èechische Volkszugehörige wohnen, dann würde
ich Wert darauf legen - und das ist unsere Forderung - daß
nicht nur von Seiten des Staates, und von Seiten Ihrer Politiker
die Unantastbarkeit der Staatsgrenzen nach außen verlangt
wird, sondern daß auch dafür Sorge getragen wird und
Sicherheit geboten wird, daß auch die Volksgrenzen innerhalb
des Staates nicht überschritten werden. (Potlesk poslancù
strany sudetskonìmecké. - Posl. dr Mareš:
To je taková laciná fráze!) Das ist gar
keine Phrase, Herr Kollege, denn zwischen Volksgrenze und Staatsgrenze
liegen unsere Heimat, unser Boden, unsere Arbeitsplätze,
unsere Lebensgrundlage, und es ist gar keine Phrase, wenn wir
für unsere Lebensgrundlage kämpfen und gegen die Expansion
der Národní jednotas uns schützen wollen. (Potlesk
poslancù strany sudetskonìmecké.)
Wir nehmen Ihre Worte, wenn Sie um die Lebensgrundlagen Ihrer
Nation kämpfen, auch nicht als Phrase, Herr Kollege! Lesen
Sie einmal die Dozentenarbeit des Herrn Dr. Eduard Beneš
vom Jahre 1908 nach. Der sagt Ihnen, wie es gelöst werden
soll. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Einen besonderen Rahmen, wie auch die Wirkung einer besonderen
Besorgnis nimmt auch die Frage ein, inwieweit der Führer
und Reichskanzler des Deutschen Reiches berechtigt ist, davon
zu sprechen, daß das Deutsche Reich auch den Schutz der
Deutschen außerhalb der Reichsgrenze sich zu seiner Pflicht
machen will. Man kann über diese Frage sehr geistvoll diskutieren,
man kann das Staatsrecht hernehmen und vom Begriff der Souveränität
sprechen; allerdings, als damals fremde Truppen in das Rheinland,
also in die Staatsgrenzen des Deutschen Reiches einmarschiert
sind, da haben Sie an die Souveränität vergessen gehabt!
Aber hier liegt ja vor allem folgender Gedanke vor: Es ist doch
eine selbstverständlich sittliche Pflicht, daß sich
der Großteil eines Volkes interessiert für die Gruppen
außerhalb des Staates und sie unterstützt. (Posl.
dr Stráns ký: Jižní Tyrolsko!) Meine
Herren, Sie haben gestern die Feier des Nationalrates abgehalten
und Sie haben es als Selbstverständlichkeit angesehen, dabei
durch die Worte des Herrn Präsideten Malypetr zu sagen,
daß die Èechoslovakische Republik niemals auf die
Auslandsèechen verzichten wird. Ja, Sie machen sogar eine
Sammlung, in der sie einen Jubiläumsfond aufbringen zur Unterstützung
dieser Auslandsèechen. Jetzt wollen wir uns aber die andere
Seite ansehen. Wenn zu Weihnachten hungernde deutsche Erzgebirgler
über die Grenze gehen, um Lebensmittelpakete zu holen, was
eine Unterstützung der drübigen Bewohner für die
Sudetendeutschen bedeutet, dann werden sie von Ihren Staatspolizisten
eingesperrt. Es ist eine Selbstverständilchkeit - und das
geben die vernünftigen Politiker unter Ihnen zu - daß
eine Besserung des Verhältnisses zwischen der Èechoslovakischen
Republik und dem Deutschen Reich nicht möglich ist, wenn
nicht eine entsprechende Besserung des Verhältnisses in Form
einer entsprechenden Lösung der deutsch-èechischen
Frage im Inlande Zug um Zug eintritt. (Posl. dr Stránský:
Pane kolego, dovolte . . .) Sie haben Gelegenheit, dazu nachher
zu sprechen und, wenn Sie wollen, kann ich Ihnen dann auch antworten.
(Hluk.)
Nun muß ich zu den Punkten ganz entschieden Stellung nehmen,
die weiter in der Rede angeführt worden sind. Es wird hier
gesagt, daß den Bürgern deutscher Nationalität
in der Èechoslovakei die größte weltanschauliche
und politische Freiheit gesichert sei, weil, wie dies aus dem
Begriff der staatlichen Souveränität hervorgeht, sich
der èechoslovakische Staat um die Sicherung aller nationalen
und bürgerlichen Rechte und der Gewissensfreiheit der èechoslovakischen
Staatsbürger in verständnisvoller Zusammenarbeit aller
seiner Bürger aller Nationalitäten gekümmert hat,
kümmert und kümmern wird.
Ich muß feststellen, daß wir überrascht sind
über die außerordentliche Betonung der Feststellung,
daß sich der èechoslovakische Staat in verständnisvoller
Zusammenarbeit aller seiner Bürger aller Nationalitäten
gekümmert hat um die Gewissensfreiheit, um die bürgerlichen
Rechte, um alle nationalen Rechte u. s. w. Ich könnte jetzt
20 Jahre sudetendeutschen Schicksales hier aufzeigen, ich könnte
Sie erinnern, wie die bürgerliche Freiheit eingeengt wurde
nicht nur durch das Schutzgesetz, sondern durch Verschärfungen,
und nicht nur dadurch, daß man die Gendarmerieorgane vermehrte
und daß man die Ermächtigungen in den Paragraphen der
verschiedenen Gesetze ausbaute, sondern diese Gleichberechtigung,
diese bürgerliche Freiheit sieht so aus (ukazuje mapu)
. Das sehen Sie aus dieser ofiziellen Karte der Staatspolizeiverbreitung.
Das deutsche Gebiet deckt sich mit der Staatspolizei. Wo ist da
die Gleichberechtigung? Wo ist die Staatspolizei im èechischen
Gebiet? Sie entsenden besondere Sicherheitsorgane in das deutsche
Gebiet, die sich praktisch, wie wir wissen und an Hand von tausend
Fällen immer wieder gesagt haben und jederzeit nachweisen
können, in einer Weise betätigt, daß der gute
Wille, der von oben hie und da zum Ausdruck kommt und der in den
Worten des Exposées wieder gesagt sein wollte, tagtäglich
durch die Taten der Staatspolizisten erschlagen und von den deutschen
Staatsbürgern dieses Staates widerlegt wird. (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.)