Der Herr Kollege Hampl hat geglaubt, die ablehnende Haltung
seiner Partei, für die er hier doch wohl gesprochen hat,
unter ganz großen außenpolitischen Perspektiven begründen
zu müssen. Kollege Hampl hat hier gesprochen vom Blick
nach Bagdad und von dem Drang nach dem deutschen Osten in einer
Weise, daß ich beinahe das Gefühl habe, daß er
vor dieser Rede Naumanns Mitteleuropa oder aus sonstigen Büchern
aus vergangenen Zeit gelesen hat. Koll. Hampl ist darüber
aber hinaus so weit gegangen, sich mit uns zu befassen und hier
in diesem Hause zu behaupten, daß unsere Landsleute in der
SdP, wie er sagt, nur Werkzeuge der deutschen Politik sein sollen,
und er hat weiter erklärt, die Henleinpartei müßte
wirklichen demokratischen Geist durch praktische Taten erweisen,
daß sie zu politischen Aufgaben im èechoslovakischen
Staate imstande ist. Nicht gesagt hat uns Kollege Hampl,
wie diese praktischen Taten beschaffen sein sollen, denn eine
nahezu dreijährige Tätigkeit in diesem Parlamente hat
andererseits wahrhaftig ein Übermaß praktischer Taten
gezeigt, die eine einzige Vorschußleistung darstellen, für
die wir bis heute nichts, aber noch gar nichts erhalten haben.
Schließlich hat es Kollege Hampl für notwendig
gehalten, zu sagen, Konrad Henlein und seine parlamentarische
Delegation sollten offen erklären, ob sie den Schutz der
Rechte der deutschen Bevölkerung mit deutschen Flugzeugen
verlange. Hohes Haus, es ist eine Aufforderung, die eine eindeutige
Antwort verdient. Ich bin in der Lage (Posl. Zischka: Die Antwort
hat Ihnen Göring gegeben!) Sie bekommen die Antwort noch
auf den Herrn Heller, Herr Zischka, beruhigen Sie
sich!
Wir sind in der Lage, eine sehr eindeutige Antwort zu geben, von
der eindeutig feststeht, daß sie keine taktische Antwort
ist, für diese Stunde zurechtgezimmert. Ich bin in der Lage,
auf Grund der Erklärung zu antworten, welche Konrad Henlein
im Oktober 1934 in Böhm. Leipa im Namen der Partei abgegeben
hat. Dort hat Konrad Henlein Folgendes gesagt (ète):
Keine verantwortungsvolle Politik kann nach den Schrecknissen
jüngsten historischen Geschehens neuerdings mit dem Kriege
als einem Mittel der Politik rechnen. Ganz abgesehen davon, daß
ein Krieg, der uns unmittelbar berühren würde, nur ein
Krieg zwischen Deutschland und der Èechoslovakei sein könnte
und namenloses Elend unserer Heimat, dem notwendigen Schlachtfelde
dieses Krieges, bringen müßte. Und ebenso wenig könnte
ein derartiger Krieg für das èechische Volk irgendwelche
erstrebenswerte Ergebnisse zeitigen. Weder imperialistisches Streben
nach territorialen Erwerbungen, noch rein machtpolitische Erwägungen
können die èechoslovakische Staatsführung bestimmen,
die Traditionen der Humanität zu verlassen und die Schrecknisse
eines neuen Krieges zu verantworten. Was also kann die Bilanz
eines Krieges zwischen diesen Staaten sein? Bestenfalls die Aufrechterhaltung
des vorhandenen Zustandes bei ungeheueren Verlusten an Menschen
und Gütern. Dies sollten sich allenthalben die einmal klar
vor Augen halten, die so gern mit dem Gedanken eines neuen Krieges
spielen. Der wirklich nüchtern und verantwortlich zu denken
vermag, muß sich ganz darüber im Klaren sein, daß
der Krieg das ungeeignetste Mittel ist, die europäische Entwicklung
im Sinne dauernder Befriedung der Völker weiterzutreiben.
Hierfür gibt es nur eine Möglichkeit: Neue Wege für
das Zusammenleben der Völker zu finden. Wer aber eine solche
friedliche Zusammenarbeit vorbehaltslos und ohne Hintergedanken
will, - so hat Henlein im Oktober 1934 erklärt, - muß
endlich auch einmal mit der Ideologie des Nationalstaates um jeden
Preis brechen. Wie ich schon angedeutet habe, halten wir die Bildung
reiner Nationalstaaten in Mitteleuropa für unmöglich.
Es wird in diesem Raume immer Volkssplitter geben, ja große
Volksteile geben, die nicht in einem eigenen Staate leben, sondern
mit anderen Völkern in einem gemeinsamen Staate ihr Schicksal
zu gestalten haben werden. Indem wir uns so von aller Ideologie
der Vergangenheit lossagen, die nicht imstande war, den Frieden
in Europa zu sichern, sprechen wir gleichzeitig ebenso klar und
offen aus, daß es in Europa nur dann wirkliche Ruhe und
Frieden geben kann, wenn sich diejenigen Volksgruppen, die durch
schicksalhafte Fügung im Nationalitätenstaate leben,
nicht in ihrem Bestande bedroht fühlen, wenn sie nicht ununterbrochen
um ihre Lebensrechte kämpfen müssen".
So sprach der Vorsitzende unserer Partei, Konrad Henlein, so müssen
wir leider heute noch sprechen, wenn wir uns den Kampf um die
Lebensrechte, die uns stündlich und täglich auferlegt
wird, vor Augen halten. Der zwischenstaatlichen und zwischenvölkischen
Befriedung - so schloß Konrad Henlein muß der innerstaatliche
bzw. innerpolitische Ausgleich der Gegensätze und Spannungen
entsprechen. Der Verzicht auf die Gewalt sowohl auf dem Gebiete
der Außen wie der Innenpolitik allein kann uns zu jenen
Zuständen führen, die die Hoffnung aller Gutgesinnten
sein müssen. Durch diese Art von Politik würden wir
nur die praktischen Folgerungen jahrhundertelanger historischer
Entwicklung im Bereich unseres gemeinsamen Lebensraumes ziehen."
Das ist die eindeutige Erklärung Konrad Henleins, die existent
ist, seit dem Jahre 1934 und die für uns gültig war,
gültig ist und gültig bleiben wird.
Ich bin in der Lage, noch eine weitere Äußerung mitzuteilen,
um zu zeigen, daß wir es nicht notwendig haben, uns etwa
nach Maßgabe einer beginnenden besseren Erkenntnis auf Ihrer
Seite taktisch um und einzustellen. Trotzdem sich die machtmäßigen
Verhältnisse in der Welt so eindeutig geändert haben,
daß sie wahrhaft auch Leute mit starkem politischen Charakter
in Versuchung führen könnten, haben wir nur festzuhalten,
was wir seit jeher eindeutig erklärt haben; und da kann ich
- um vielleicht jenen entgegenzutreten, die sagen: Ja, Herr Henlein
ist kein Parlamentarier - sagen, daß andererseits ich namens
meiner Partei und als Parlamentarier in der Lage war, mich zu
demselben Problem auf dem Nationalitätenkongreß 1936
in Genf zu äußern. Nach dem Stenogramm eines beeideten
Stenographen des Schweizer Bundesrates habe ich dort gesagt (ète):
"Wenn wir uns bereit erklären, die Vielfalt der
Volksgruppen und damit die Volkspersönlichkeiten selbst als
Grundlage einer neuen europäischen Entwicklung anzuerkennen,
dann hat das ungeheuere Konsequenzen. Auch darüber müssen
wir uns klar werden: die Anerkennung der Volkspersönlichkeiten
als Grundlage der europäischen Entwicklung heißt, Konturen
eines neuen Europa überhaupt aufzuzeichnen. Ich möchte
nicht mißverstanden sein: Ich denke nicht etwa an die Änderung
eines territorialen Status, ich bin der Meinung, daß mit
der Frage der Anerkennung der Volkspersönlichkeiten eine
Frage der Änderung des territorialen Status nicht notwendig
verbunden sein muß. Wohl aber neuer Formen im Staatsrecht
und auch im zwischenstaatlichen Recht." (Výkøiky
posl. Döllinga a posl. Zischky.) Mit Ihnen setze ich
mich überhaupt nicht auseinander, denn in einer Diskussion
über die Zukunft eines neuen Europa seid Ihr als Repräsentanten
des politischen Asiatentums restlos ausgeschaltet. (Rùzné
výkøiky. - Hluk. - Posl. Beuer: Ihr
seid ganz gewöhnliche Kriegshetzer, Hasardeure!)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Ich komme
auf Sie noch zu sprechen. Meine Herren, das sind positive Erklärungen,
die so eindeutig sind, daß sie irgend einen Zweifel an der
Stellung unserer Partei zu dieser sehr entscheidenden Frage schlechterdings
unmöglich machen müßten. Wenn ich Sie weiter frage:
Wo haben Sie etwa eine Äußerung eines verantwortlichen
Sprechers der Partei, die irgendwie das Gegenteil als möglich
erscheinen lassen könnte? So können Sie suchen, suchen
und suchen in den Tausenden unserer Kundgebungen seit Oktober
1933 bis heute. Es ist lediglich dem Herrn Kostka aus Reichenberg
vorbehalten geblieben, vorgestern im Senat so zu tun, als ob irgendwie
im Hinblick auf díese Frage hinsichtlich der Haltung unserer
Partei ein Zweifel sein könnte. Herr Kostka hat es
für notwendig gehalten, davon zu sprechen und so zu tun,
als ob irgendwie die Frage der Integrität des Staates und
der Unantastbarkeit der Grenzen durch die sudetendeutsche Partei
in Frage gestellt worden sei. Ich erkläre: Das ist eine niederträchtige
Verleumdung! (Rùzné výkøiky.)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Wir werden
uns mit Herrn Kostka weiter nicht auseinandersetzen, denn
Herr Kostka ist, was er ist, nämlich ein Zufallsprodukt
der politischen Wahlgeometrie. (Rùzné výkøiky.
- Posl. Zischka: Auch Ihr seid ein Zufallsprodukt!) Herr
Kollege, wir haben unsere Mandate ehrlicher erworben als andere,
die sie von Parteisekretariaten geschenkt bekommen haben. (Posl.
Appelt: Ohne Hitler hätten Sie nie ein Mandat!) Warten
Sie auf die nächsten Wahlen, wir werden euch jagen!
Eines aber sei den Kollegen von der èechischen Seite heute
gesagt: Es ist ein gefährliches Spiel, sich von Herren wie
Herrn Kostka bescheinigen zu lassen, daß innenpolitisch
alles in Ordnung ist, daß angeblich im Schulwesen, in der
Verwaltung, in der Wirtschaft die Dinge in Ordnung gehen. Herren
wie Herr Kostka, die aus einem sinekuren-gesicherten Dasein
nicht merken wollen, was ist, sind nicht befugt, für das
Sudetendeutschtum zu sprechen. Herr Kostka mag zur Kenntnis
nehmen, daß der Tag kommen wird, wo ihm die Bevölkerung
eindeutig zeigen wird, welche Legitimation er hat. (Posl. Appelt:
Was bedeutet das, daß Sie die Verfassung nicht anerkennen?)
Das ist ein Unsinn! Daß wir die Verfassung anerkennen,
ist von Karl Hermann Frank beim ersten Auftreten der Partei
hier festgestellt worden, lesen Sie die Protokolle nach! Wir haben
feierlich erklärt, daß wir verfassungstreu sind. Wir
hatten die Weisung des Herrn Stalin nicht notwendig, um erst hier
verfassungstreu zu werden. (Rùzné výkøiky.)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid. (Posl. Appelt: Das erklärte
Frank vor 14 Tagen in Karlsbad!)
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Nach der "Roten
Fahne", das ist keine Quelle!
Hohes Haus! In der gleichen Weise, wie der Herr Kollege Hampl
hat es auch Kollege Stránský für
notwendig gefunden, zu sprechen. (Posl. Appelt: In der "Deutschen
Tageszeitung" steht es drin in der Rede von Karl Hermann
Frank!) Kein offizielles Organ! (Posl. Appelt: "Können
wir die Verfassung auch nicht anerkennen." Hier steht es
in der Zeitung! Bitte, das ist die Wahrheit! Sie wollen sagen,
daß Sie verfassungstreu sind?) Herr Kollege, kein offizielles
Organ, tut mir sehr leid! (Rùzné výkøiky.)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Sie werden
in meiner gesamten politischen und parlamentarischen Tätigkeit
nicht einen Widerspruch in meinen Äußerungen finden
und erst recht keinen Widerspruch zwischen meinem praktischen
Verhalten und dem, was wir gesagt haben. Das überlassen wir
Ihnen! Sie, die heute so tun, als ob es auf Sie ankäme, den
Staat zu schützen, mögen sich an die Zeit erinnern,
wo man den Soldaten Ihre Flugschriften aus den Koffern nehmen
mußte. Sie haben vergessen, wie Sie hier alles kurz und
klein geschlagen haben und was Sie sonst gemacht haben.
Hohes Haus! Wie bereits bemerkt, hat auch der Kollege Stránský
in gleicher Weise gesprochen wie Koll. Hampl. (Posl.
Appelt: Blutige faszistische Hetzer seid Ihr!)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Kollege Stránský
hat nur einen Unterschied gemacht, er hat nicht gesprochen
von Bagdad. (Výkøiky posl. Appelta.) Meine
Herren, schreien Sie nicht so viel, sonst werden Sie den Eindruck
erwecken, daß Sie doch Angst haben vor uns und den kommenden
Dingen.
Hohes Haus! Herr Koll. Stránský . . . (Posl.
Beuer: Gesinnungsgenossen von faszistischen Arbeitermördern
seid Ihr!)
Místopøedseda Vávra (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. dr Neuwirth (pokraèuje): Besser als
im Kriege Soldatenschinder gewesen zu sein, wie Sie. (Posl.
Beuer: Streikbrecher seid Ihr!)
Kollege Stránský hat eigentlich wie Kollege
Hampl gesprochen, nur hat er nicht von Bagdad gesprochen,
sondern von der èechoslovakischen Kohle und von ungarichem
und jugoslavischem Getreide. Er hat es weiter als Aufgabe des
Staates hingestellt, uns in energischer Weise aus der irredentistischen
Agitation loszulösen. Nun Herr Kollege Stránský
soll doch zu uns einmal kommen und uns zeigen, wo wir je Träger
einer irredentistischen Agitation gewesen sind. (Výkøiky
posl. Uhlíøe. - Posl. Bergmann: A jak to
udìláme v Jihlavì?) Das ist das Entscheidende,
daß Sie in diesen Dingen absolut unbelehrbar sind und daß
Sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen. Ich weiß
nicht, Herr Kollege, wann Sie in diesem Hause hier eingezogen
sind, aber es gibt sicherlich auf Ihrer Seite, meine Herren, Abgeordnete,
die hier in dem Hause schon gesessen sind, als hier die staatsrechtliche
Erklärung der Sudetendeutschen Partei abgegeben worden ist,
die auch abgegeben worden ist im Namen Spinas und Mayr-Hartings
und Luschkas(Posl. dr Hodina: Wie der gewesene Minister
die Bank hier zerdroschen hat!), die Erklärung, in der
festgestellt worden ist, daß die deutschen Gebiete dieses
Staates wider ihren Willen zu ihm gekommen sind. Das war die Erklärung,
die in feierlicher Weise von den auf Grund des ordentlichen Wahlrechts
gewählten parlamentarischen Vertretern abgegeben worden ist,
die die politische Willensbildung des Volkes repräsentiert
haben. In dieser Erklärung finden Sie auch die Feststellung,
daß tausendjähriges Unrecht - so heißt es, wenn
ich mich recht erinnere - niemals Recht werden könne. Aus
einer absolut natürlichen Entwicklung heraus haben die politischen
Repräsentanten des Sudetendeutschtums nach der Staatsgründung
die Einverleibung in den Staat als etwas Ungerechtes, als etwas
Widernatürliches empfunden, weil einfach der ganze Gedanke
des Selbstbestimmungsrechtes, der angeblich die Grundlage der
europäischen Neuordnung war, ja eben diese Regelung ausschloß.
(Výkøiky posl. Bergmanna.) Das müssen
Sie sich, Herr Kollege, vor Augen halten. Und nun kommt das Entscheidende.
Wir, denen zweifellos das Selbstbestimmungsrecht vorenthalten
ist, wir haben durch Jahr und Tag und zwanzig Jahre hindurch versucht,
zu neuen, konstruktiven Aufgaben zu kommen. (Posl. Bergmann:
To je destruktivní!) Nein, Herr Kollege, das hat nichts
mit destruktiv zu tun. (Posl. Bergmann: Je to destruktivní.
Chcete rozdìliti stát!) Das hat mit Teilung
des Staates nichts zu tun. Über alle selbstverständlichen
Vorbehalte hinweg haben wir - ich möchte beinah sagen - das
Wesen des Nationalitätenstaates erlebt und sind bereit, auf
dem Boden des Staates mitzuwirken, sofern Sie endlich bekennen
wollen, was ist, den Staat als Nationalitätenstaat. Wir sind
soweit, daß der Ministerpräsident vor drei Tagen hier
das konstatiert und Sie wollen es heute noch nicht anerkennen.
Da haben wir das, was ich sage. Sie von Ihrer Seite machen jede
konstruktive politische Tat unmöglich, Herr Kollege. So liegen
die Dinge. (Posl. Bergmann: Dáváte mu do úst,
co neøekl!) Sie leben bislang in einer Zeit, die die
Jahreszahl 1919 trägt, Sie wollen nicht merken, daß
gegen alle tatsächlichen Behauptungen der Staat in seinem
heutigen territorialen Umfang ein Ausdruck jener politischen Machtverhältnisse
ist, durch die das deutsche Volk, soweit es im Kernstaate deutscher
Nation lebt, im zwischenstaatlichen Bereiche diskriminiert wurde,
nämlich durch die Diskriminierung des Deutschen Reiches selbst,
jener Machtverhältnisse, durch die aber auch das ganze deutsche
Volk diskriminiert wurde, wo immer seine Angehörigen lebten.
Das ist das Entscheidende jener Tage, und Sie wollen nicht begreifen,
daß hier die große seelische Umstellung einsetzen
muß, wenn es einen konstruktiven Ausweg aus dem Schlammassel
geben soll. Nun kommen wir unter wesentlich veränderten machtpolitischen
Verhältnissen und berauschen uns nicht an dem militärischen
Wiederaufstieg des Deutschen Reiches und sagen, wir wollen den
Staat anerkennen und auf diesem Boden politische Aufgaben suchen,
und Sie kommen und halten uns die Verhältnisse von 1919 entgegen.
Drehen Sie doch nicht alles um, werden Sie sich über die
Verhältnisse wirklich klar. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda dr Markoviè.)
Das geeinte Sudetendeutschtum hat aufgehört, das Objekt staatlicher
Gestaltungsmacht zu sein, das ist endgültig vorbei. Aber
wenn Ihnen, meine Herren, wirklich das Wohl des Staates am Herzen
liegt, dann würden Sie gut tun, nicht alten Ressentiments
nachzuhängen, hier nicht von Bagdad und ungarischem Getreide
zu sprechen, das Sie gar nichts angeht, zumindest nicht als Argument
für die èsl. Außenpolitik, sondern sie würden
besser tun, die geänderte Denkungsweise im gesamten deutschen
Volk zu sehen. Und da sehen Sie, da wäre es zweckmäßiger
gewesen, wenn man hier etwa sich erinnert hätte an die erste
große Rede des deutschen Reichskanzlers nach der Machtübernahme.
Nachdem zu jener Zeit ja das "Èeské slovo"
und die "Prager Presse" nur für Hetznachrichten
gegen Deutschland zu haben waren und positive Äußerungen
grundsätzlich nicht gebracht haben, sei es mir gestattet,
Ihnen diese Rede in Erinnerung zu bringen. (Posl. Bergmann:
Když se nemáme starat o to, co je v Maïarsku,
nemusíme se také starat o Hitlera!) Jawohl,
Herr Kollege, das ist wichtig, ich würde Ihnen empfehlen,
die ganze Rede zu lesen, um zu wissen, wie heute die deutsche
Mentalität beschaffen ist. (Posl. Dubický: Ale
také budeme citovati "Zeit").
Der Reichskanzler hat damals am 17. Mai 1933 erklärt (ète):
"Kein neuer europäischer Krieg wäre in der
Lage, anstelle der unbefriedigenden Zustände von heute etwa
bessere zu setzen. Im Gegenteil. Weder politisch noch wirtschaftlich
könnte die Anwendung irgendwelcher Gewalt in Europa eine
günstigere Situation hervorrufen, als sie heute besteht.
Selbst bei ausschlaggebendem Erfolg einer neuen europäischen
Gewaltlösung würde als Endergebnis eine Vergrößerung
der Störung des europäischen Gleichgewichtes eintreten
und damit so oder so der Keim für spätere neue Gegensätze
und neue Verwicklungen belegt werden. Neue Kriege, neue Opfer,
neue Unsicherheit und eine neue Wirtschaftsnot würden die
Folge sein. Der Ausbruch eines solchen Wahnsinns ohne Ende aber
müßte zum Zusammenbruch der heutigen Gesellschafts
und Staatsordnung führen. Ein im kommunistischen Chaos versinkendes
Europa würde eine Krise von unabsehbarem Ausmaß und
nicht abzuschätzender Dauer heraufbeschwören. Es ist
der tiefernste Wunsch der nationalen Regierung des Deutschen Reiches,
eine solche unfriedliche Entwicklung durch ihre aufrichtige und
tätige Mitarbeit zu verhindern. Das ist auch der innere Sinn
der in Deutschland vollzogenen Umwälzung."
Meine Herren, das war die erste Erklärung des deutschen Reichskanzlers.
(Posl. Dölling: "Mein Kampf" müssen Sie
zitieren! - Posl. Beuer: Die Rede vom 20. Feber!)
Und nun weiter: "Wenn ich in diesem Augenblick bewußt
als deutscher Nationalsozialist spreche, so möchte ich namens
der nationalen Regierung und der gesamten nationalen Erhebung
bekunden, daß gerade uns und dieses junge Deutschland das
tiefe Verständnis beseelt für die gleichen Gefühle
und Gesinnungen, sowie für die begründeten Lebensansprüche
der anderen Völker. Die Generation dieses jungen Deutschland,
die in ihrem bisherigen Leben nur Not, Elend und Jammer des eigenen
Volkes kennen lernte, hat zu sehr unter diesem Wahnsinn gelitten,
als daß sie beabsichtigen könnte, das gleiche den anderen
zuzufügen. Unter Nationalsozialismus ist ein Prinzip, das
uns als Weltanschauung allgemein verpflichtet, indem wir in grenzenloser
Liebe und Treue an unserem eigenen Volkstum hängen, respektieren
wir die nationalen Rechte auch der anderen Völker aus derselben
Gesinnung heraus und möchten aus tiefstem Herzen mit ihnen
in Friede und Freundschaft leben."
Aber, meine Herren, Ihre Presse hat Sie belogen und betrogen.
Für solche Reden hat man keinen Platz gehabt. Ich konstatiere,
wenn irgendwo in diesem Europa die ehrliche Sehnsucht nach Ordnung
und neuer, konstruktiver Entwicklung ist, wenn Ansatzpunkte zu
neuer Gesinnung bestehen, so kommen sie aus dem deutschen Lager.
(Posl. Beuer: Warum hat Hitler den Beitritt zum Ostpakt abgelehnt?)
Weil er mit Euch nichts zu tun haben wollte, und mit Recht,
das haben die letzten Tage in Moskau bewiesen. (Potlesk poslancù
strany sudetskonìmecké. - Posl. Beuer: Friedenspakte
kommen für Hitler nicht in Betracht, das ist der wirkliche
Grund!)
Meine Herren von der èechischen Seite, lassen Sie sich
doch eines sagen. Sie werden nicht behaupten wollen, daß
die Polen etwa weniger Realpolitiker sind als Sie. Erinnern Sie
sich, was in der Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschen
und Polen vorging, was es da an schmerzlichen Zwischenfällen
gab? Vom völkischen Standpunkt gesehen, gibt es überhaupt
in der ganzen Geschichte zwischen dem deutschen und èechischen
Volk nicht dergleichen. Und was dort möglich war könnte
auch hier möglich sein, wenn Sie nicht ewig die Gefangenen
dieser alten, unfruchtbaren Mentalität wären. (Posl.
Appelt: Aber wie geht es der deutschen Minderheit in Polen, Herr
Doktor?) Auf dieses Argument komme ich noch zurück. Es
ist neuerdings ein sehr beliebtes Argument, uns entgegenzuhalten
die Stellung der Minderheiten in Südtirol, in Polen. Ich
erkläre, daß die sudetendeutsche Minderheit mit diesen
Minderheiten nicht zu vergleichen ist, weil die soziologische
Struktur, die kulturelle Höhe, die wirtschaftliche Stärke
und die zahlenmäßige Stärke der sudetendeutschen
Minderheit ihre Rangordnung eindeutig klar gemacht und begründet
hat. Wenn Sie, Appelt, als Angehöriger dieser Minderheit
für ihre Bedeutung kein Verständnis haben, so schließen
Sie sich aus dieser Minderheit selbst aus. (Potlesk poslancù
strany sudetonìmecké - Hluk) Sagen Sie uns etwas
von den Wolgadeutschen! (Posl. Appelt: Die haben volle Freiheit!
- Výkøiky.) Glauben Sie!