Hohes Haus! Ich habe mich zu dieser Vorlage gemeldet, weil ich
ihr eine größere Bedeutung beilege als das Hohe Haus
und weil ich glaube, daß auch bei der Behandlung dieser
Vorlage Grundsätzliches gesagt werden muß. Wir dürfen
uns darüber nicht täuschen, daß diese Vorlage
eine Art Notverordnung ist, die den Zweck hat, dem Staate Mittel
zuzuführen, u. zw. recht unverhofft, weil ja bei den Bedeckungsfragen
im Parlamente, z. B. als das Budget verhandelt wurde, an diese
Quelle staatlicher Mittel nicht gedacht worden ist. An sich möchte
ich sagen, daß hier die Eskomptierung einer Reserve erfolgt;
außer Frage ist die Änderung des Kleingeldgesetzes
eine Möglichkeit, dem Staate Mittel zuzuführen, aber
die Eskomptierung dieser Reserve erscheint mir im gegebenen Augenblick
sicherlich voreilig.
Was wir weiter der Vorlage vorzuwerfen haben, ist, daß sie
in einer finanzpolitischen Isoliertheit verhandelt wird, d. h.,
daß diese Maßnahme nicht im Rahmen eines großen
finanzpolitischen Programmes durchgeführt wird, sondern auf
dem Wege einer Art Notverordnung, d. h. der Herbeischaffung von
Mitteln um jeden Preis zu einer Zeit, wo man uns immer wieder
versichert, daß finanzpolitisch alles in Ordnung ist.
Wir vermissen bei der Begründung dieser Vorlage andere Begründungen
als die fiskalischer Art. Wir hätten gewünscht, daß
im Motivenbericht und durch den Finanzminister festgestellt wird,
daß nicht nur der Staat und die Staatskassa den Vorrang
haben, daß man ihnen Mittel zuführt, sondern auch die
Wirtschaft. Wir finden im Motivenberichte und im sehr kurzen Berichte
des Herrn Berichterstatters nichts darüber, daß die
Regierung - und hier im besonderen das Finanzministerium - Verantwortung
dafür fühlen, daß nicht nur dem Staate Geldmittel
zugeführt werden, sondern daß auch der Staat in der
heutigen Zeit ganz große Verantwortung dafür hat, daß
der Wirtschaft entsprechende Mittel zugeführt werden. Dadurch
wird aber diese Vorlage eine rein fiskali sche. Das genügt
nicht, weil, wie ich noch später ausführen werde, die
wirtschaftliche Lage es durchaus notwendig machen würde,
daß der Staat auch für die Wirtschaft Geld beschafft,
zumal die gegenüber dem Vorjahr günstigere Ziffer der
Arbeitslosigkeit im großen ganzen eine sehr einseitige Angelegenh
eit ist, die insbesondere günstig nur dadurch wird, daß
die großen Befestigungsarbeiten und die Aufrüstung
eine Menge von Menschen beschäftigt, während es ganz
große Wirtschaftsgebiete und -Gruppen gibt, wo gegenüber
dem Vorjahr ein ganz empfindlicher und großer Rückschlag
eingetreten ist, woraus sich ergibt, daß trotz aller Versicherungen,
die von Seite offizieller Kreise gegeben werden, die wirtschaftliche
und soziale Situation in den deutschen Gebieten heute wesentlich
anders und wesentlich schlechter ist als im èechischen
Gebiete.
Die Vorlage wird mit zwei Gründen motiviert. Der Herr Referent
hat gestern im Budgetausschuß die Begründung angeführt,
daß ein Mangel an flüssigen Mitteln vorhanden sei.
Ich habe schon gestern im Budgetausschuß diese Behauptung
bekämpft und bekämpfe sie heute mit der Zitierung des
Berichtes der Nationalbank, wo es auf Seite 175 des letzten uns
vorliegenden Berichtes heißt (ète): "Es
ist bei den internationalen Ereignissen zu verwundern, daß
das Ausmaß der Wirkung auf die einzelnen Elemente des Geldwesens
verhältnismäßig so gering ist und - ich bitte
dies zu beachten - der Markt im ganzen nicht aus dem Zustand der
Flüssigkeit und Stabilität gebracht wurde". Hier
also erklärt die Nationalbank ganz eindeutig, daß durchaus
gar kein Mangel an Geld vorhanden ist sondern im Gegenteil genügende
Geldflüssigkeit. Wenn vielleicht behauptet würde, daß
ein Mangel an Kleingeld besteht, so bitte meine Herren, brauchen
Sie nur in Ihre eigenen Taschen zu greifen, um sich davon zu überzeugen,
daß Sie heute beim Wechseln auch größerer Banknoten
Kleingeld geradezu aufgedrängt bekommen. Also eine Notwendigkeit,
wie sie der Herr Berichterstatter angeführt hat, scheint
mir nicht vorhanden zu sein. Auf der anderen Seite heißt
es im Motivenbericht, daß sich bei wirtschaftlicher Belebung
der Bedarf an kurrenten Mitteln einstellt. Da man diese Vorlage
macht, um die kurrenten Mitteln zu erweitern, so müßte
auch die Voraussetzung zutreffen, daß eine Belebung des
wirtschaftlichen Lebens eingetreten ist. Ich habe schon festgestellt,
daß dies im Bereich der Aufrüstung und der Wehrarbeiten
der Fall ist. Aber, meine Herren, lassen Sie mich einmal nach
dem letzten Bericht der Nationalbank feststellen, wie sich diese
Belebung des wirtschaftlichen Lebens in den einzelnen Kategorien
der Produktion äußert, und da kommen wir zu ganz eigenartigen
Feststellungen, vor allem zu der Feststellung, die ich schon unzähligemale
in diesem Hause gemacht habe, daß das wirtschaftliche Leben
nach den Prager und mittelböhmischen Verhältnissen unter
keinen Umständen beurteilt werden kann.
Der Bericht der Nationalbank stellt fest, daß eine Belebung
eingetreten ist z. B. in der Baubewegung, führt aber - objektiv
genug - an, daß sich diese Baubewegung vor allem in Prag
geäußert hat. Gar kein Zweifel, daß wir in Prag
dies feststellen können, die Baubewegung ist hier sehr lebhaft.
Aber gehen Sie einmal in die deutsche Provinz und schauen Sie
sich an, ob dort überhaupt jemand baut oder bauen kann, und
Sie werden feststellen, daß diese Baubewegung auch in diesem
Jahre bei uns so ungünstig sein wird wie in den letzten Jahren.
Es wird festgestellt, daß der heutige Holzabs atz entsprechend
ist, daß aber gleichzeitig der Holzexport stehen geblieben
ist. Wie sieht das in der Praxis aus? Selbstverständlich
erfordert eine starke Baubewegung auch einen starken Holzbedarf.
Da aber die Baub ewegung im deutschen Gebiet steht, so äußert
sich die günstige Situation des Holzm arktes auf deutscher
Seite in keiner Weise und die schlechte Situation des Holz exportes
geht vollständig zu Lasten unserer Grenzgebiete, die doch
zum großen Teile bewaldet sind und wo das Holz ein Wirtschaftsfaktor
ersten Ranges ist, der hunderten und tausenden von Leuten längs
der ganzen Grenze Arbeit schafft.
Es wird weiter im Berichte angeführt, daß heute die
Beschäftigung der Stei nbrüche gut ist. Gar kein Zweifel,
meine Herren: wenn man so viel betoniert und baut und strategische
Straßen anlegt, ist es ganz klar, daß Steinbrüche
gut gehen. Wenn wir aber die Tatsachen nehmen, so wissen wir,
daß es geradezu zum nationalen Wohlverhalten gehört,
daß man für diese Bauten deutsche Steinbrüche
nicht in Anspruch nimmt. Ich kenne Fälle, wo einfach ein
deutscher Steinbruch verfallen muß, weil in der Nähe
ein Steinbruch aufgemacht wurde, der aber einem Èechen
gehört.
Konjunktur in Zement! Das glaube ich. Zement wird beim Bau gebraucht
und infolgedessen ist es klar, daß Zement eine gute Position
hat. Aber auch diese Konjunktur geht an uns vorüber.
Bei Leder stellt der Bericht fest, daß Schuhe gut gehen,
aber er stellt gleichzeitig fest, daß Handschuhe mehr als
stagnieren und sehr scharf zurückgegangen sind. Bei uns werden
Schuhe nicht in Massen erzeugt, dagegen Lederhandschuhe. Sie können
sich im Erzgebirge von dem schlechten Stande des Handschuhexportes
überzeugen, der sich wirtschaftlich und sozial ungünstig
auswirkt.
Im Bericht heißt es weiter, daß Kohle, Eisen und Kaolin
stagnieren. Auch an dieser Frage sind wir sehr stark interessiert,
vor allem an der Kohle, wo, speziell in unserem Gebiete, besonders
häufige Vorkommen von Braunkohle vorhanden sind. Der Absatz
von Braunkohle hat sich gesenkt. Dasselbe gilt vor. Kaolin, einem
Erdprodukt, das in unserem Gebiete vornehmlich vorkommt. Dann
aber wird ein Niedergang festgestellt - neben dem Niedergagng
der Holzausfuhr und der Lederhandschuhe - der Niedergang der Klein-Maschinen,
ein bedeutender Niedergang bei Glas, eine sehr schwere Situation
der Gablonzer Industrie, eine schlechte Situation des Porzellans
und eine geradezu unhaltbare Situation bei Textilien, wobei allerdings
dieses wichtigste Industrieprodukt in unserem Gebiete im Berichte
mit 7 oder 8 Zeilen abgetan wird.
Ich will also damit zeigen, daß für uns Sudetendeutsche
diese Begründung für die Vorlage absolut nicht zutrifft,
weil unsere Bevölkerung immer unter dem Eindruck steht, daß
wir von einer Belebung in unserem Gebiete durchaus nicht sprechen
können und die wirtschaftliche Situation durchaus ungünstig
ist. Und da komme ich wieder auf das, was ich hier immer wieder
sage: Da Sie die Dinge nach den Prager Verhältnissen beurteilen,
so fehlt Ihnen das Verständnis und Interesse dafür,
die wirtschaftlichen Verhältnisse bei uns zu beachten. Ich
muß also beide Begründungen, die für die Einbringung
dieser Vorlage angeführt worden sind, ablehnen.
Daß ein rein fiskalischer Zweck mit dieser Vorlage verfolgt
wird, das sagt recht deutlich der § 12, wo ausdrücklich
festgesetzt wird, daß der aus diesem Gesetz sich ergebende
Gewinn der Staatskassa zugeführt wird, u. zw. ist der Zweck
gebunden einerseits zur Abdeckung kurzfristiger Schulden, eine
Tatsache, die der Herr Finanzminister gestern so interpretiert
hat, daß es sich nicht um die Bezahlung von Schatzscheinen,
sondern anderer kurzfristiger Wechsel oder Bonschulden handelt,
und andererseits zur Prägung der neuen Münzen, die durch
das Gesetz eingeführt werden.
Der Staat wird, glaube ich, durch diese Vorlage ein ganz gutes
Geschäft machen. Denn bei den heutigen Silberpreisen wird
er z. B. aus einem Kilogramm 900teiligen Silbers um 2.500 Kè
50 Kè Münzen ausgeben können, die ihn im Großen
und Ganzei bei der Herstellung nur 400 Kè kosten werden.
Ich habe also errechnet, daß beim Werte von 50 Kè
ein Stück 8 Kè kosten wird. Hier aber ergeben sich
zwei ganz wichtige Folgerungen. Die eine Folgerung ist die, daß
die Staatsmünze gut beschäftigt sein wird, die andere,
daß, da in den Silberbergwerken, vor allem in Pøíbram,
jährlich etwa 34.500 kg Silber erzeugt werden, eine Menge
Silber bereit steht, die die Prägung von 1ÿ9 Millionen
Münzen zu 50 Kè gestattet; d. h. der Staat kann aus
diesem eigenerzeugten Silber Münzen in einem Werte von 85
Millionen Kè herausgeben und kann die ganze Produktion
von 6 bis 7 Jahren zur Ausprägung aller 50- und 20 Kè-Münzen
verwenden. Wir werden ja sehen, und ich bin sehr neugierig, wie
sich bei dem staatlichen Betrieb der Bergwerke in Pøíbram
auf der einen Seite und bei der Kremnitzer Münze auf der
anderen Seite dieses gute Geschäft auswirken wird. Es war
ja schon so weit, daß man einmal überlegt hat, ob es
nicht richtiger wäre, diese Bergwerke zu sperren, weil sie
durchaus unrentabel waren und die Staatskasse nur belastet haben.
Ich stelle est, daß sich der Staat in seinen Betrieben,
die mit der Münzung und dem Silberbergbau beschäftigt
sind, auch noch einen Gewinn durch den § 6 sichert, indem
er 50 Kè- und 20 Kè-Münzen in Silber auch als
Gedenkmünzen bis zu einem Gesamtbetrage von 100 Millionen
Kè herausgeben wird.
Noch einige grundsätzliche Bemerkungen. Nach dem Ausweis
der Nation albank ist der Kleingeldumlauf in Münzen und Papier
Ende März 1938 mit 1.085 Millionen Kè beziffert. Dadurch,
daß die 50 Kè Banknoten aus dem gesamten Notenumlauf
ausgeschaltet und zu Kleingeld gemacht werden, wird sich der Kleingeldumlauf
um 540 Millionen Kè erhöhen. Wir kommen dann auf den
Umlauf von 1.625 Millionen Kè, während bisher, einschließlich
dieser 50 Kè Noten, 1.700 Millionen Kè zulässig
wären. Nun ergibt sich das Interessante: wenn, wie es im
Gesetze heißt, die Kopfquote auf 160 erhöht wird, so
eröffnet sich die Möglichkeit eines Kleingeldumlaufes
von 2ÿ4 Milliarden Kè. Bei einem durchschnittlichen
Notenumlauf von 5ÿ5 Milliarden Kè kann sich ergeben,
daß überhaupt etwa um die 8 Milliarden herum
kurrenter Mittel umlaufen. Nehmen wir die 2.4 Milliarden Kè
Kleingeld, so ergibt sich, daß von diesem Umlauf 30% Kleingeld
wäre. Ich muß erklären, daß ich das nicht
als übertrieben betrachte. Ich muß aber in diesem Zusammenhang
auch darauf hinweisen, daß der Banknotenumlauf Ende März
dieses Jahres bei der Nationalbank 6.997 Millionen Kè erreicht
hat. Auch dabei finde ich nichts Schreckhaftes, muß aber
feststellen, daß über diese Summe offenbar die Nationalbank
erschrocken ist - nach meiner Auffassung zu Unrecht - und daß
diese Vorlage deshalb gemacht wird, um die 540 Millionen in 50
Kè Noten aus dem Notenumlauf herauszuziehen und dadurch
um Gottes Willen wiederum auf jenen mäßigen Umlauf
von Banknoten zu kommen, an den sich leider unsere Nationalbank
gewöhnt hat, sicher zu ungunsten der Wirtschaft und der Belebung
der wirtschaftlichen Produktion, daher auch der Arbeitsbeschaffung.
Die Deckung beträgt bei dem genannten Betrag 38%. Wenn nun
die 540 Millionen Kè weggenommen werden, erreichen wir
wieder eine Deckung von 41.4%. Wenn aber der Stand des Banknotenumlaufes
zum 23. April genommen wird, also vier Wochen nach dem genannten
Termin, sieht man, daß es nur eine vorübergehende Erscheinung
war, als fast 7 Milliarden Kè Banknotenumlauf erreicht
wurden, daß also der Schrecken der Nationalbank nicht so
berechtigt war, weil der Banknotenumlauf bereits am 23. April
auf 6.418 Millionen Kè zurückgegangen ist. Wird jetzt
auf der Basis dieses Notenumlaufes vom 23. April die Durchführung
dieser Vorlage beurteilt, so kommen wir wieder auf eine Deckung
von 45ÿ1%, eine Deckung, die meines Erachtens ganz exorbitant
und eigentlich durch nichts begründet ist.
Schließlich habe ich auch beanständet und wurde vom
Koll. Macek dabei unterstützt, daß der §
13, Abs. 2, die Entscheidung über die Manipulation des Kleingeldes
im Vergleich zu den Banknoten eigentlich in letzter Instanz der
Nationalbank überläßt, während es nach unserer
Auffassung notwendig ist, die Entscheidung in dieser Frage der
Regierung zu überlassen, weil diese die Verantwortung trägt
und meines Erachtens nicht die Nationalbank. Die Nationalbank
ist kein verfassungsmäßiger Faktor, sie ist ein privilegiertes
Aktieninstitut, die verfassungsmäßige Verantwortung
liegt daher bei der Regierung.
Zum § 13, Abs. 2 ist im Motivenbericht eine Erklärung
gegeben, die ich als vollkommen unverständlich ansehen muß,
weil das wirtschaftliche Leben nicht davon abhängt, wieviel
Kleingeld und Banknoten ausgegeben werden, sondern davon, wie
sich die Produktion hebt, wie stark die Beschäftigung ist
und wie weit es möglich ist, wirklich jedem sein Stückchen
Brot zu geben. Es hängt nicht vom Kleingeld ab, das ist eine
sehr fadenscheinige Bemerkung.
Zum Schluß muß ich noch feststellen, daß ich
es eigentlich unverständlich finde, warum wieder eine Halbheit
gemacht wird, indem auf einer Seite das Bemühen vorherrscht,
die Banknoten, also Papiergeld, in Hartgeld umzuwandeln, und gleichzeitig
der Bevölkerung gewisse Möglichkeiten gegeben werden,
die Annahme solchen Hartgeldes in größeren Mengen als
500 oder 250 Kè abzulehnen. Entweder oder! Es wurden schon
öfter Meinungen geäußert, daß wie in anderen
Staaten das Hauptgewicht auf das Hartgeld, die Münze, gelegt
werde. Hier handeln Sie psychologisch ganz unklug, indem Sie der
Bevölkerung die Möglichkeit geben, sich gegen das Hartgeld
zu wehren, das Sie einführen. Es wird psychologisch vollständig
mißverstanden werden, daß es der Staat selbst seinen
Kassen nicht zur Pflicht macht, Hartgeld zu nehmen oder unter
die Leute zu bringen. Diese Bestimmung ist für mich unverständlich.
Zur Vorlage selbst muß ich erklären, daß wir
ihr unsere Zustimmung nicht geben können und gegen sie stimmen
werden. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Hohes Haus! Die zur Behandlung stehende Novelle zum Gesetze über
die Versorgung der längerdienenden Unteroffiziere gehört
wie alles, was heute von èechischer Seite im Staate unternommen
wird, in das Problem: Rüstung des Staates gegen den inneren
und äußeren Feind. Als äußere Feinde sind
laut den èechischen Blättern sämtliche Nachbarstaaten,
ausgenommen Rumänien, hingestellt worden: Deutschland, nunmehr
auch mit dem Reichsland Österreich, der Erbfeind, Reichspolen
wird selten anders als Feind genannt. Und Ungarn? Selbstverständlich
auch Feind. Und die inneren Feinde? Wir Deutschen unter Führung
Konrad Henleins, das sind 95 % der deutschen Volksgruppe, die
Polen sind Feinde, die ungarische Volksgruppe wird ebenso stets,
mit Ausnahme der ungarischen Juden, als Staatsfeind ausgewiesen.
Die èechischen Zeitungen wiesen immer wieder die Mitglieder
der Ludová strana, also den Großteil der Slovaken,
als Staatsfeinde aus. Und in der letzten Zeit bekommen wir deutsche
Staatsfeinde unerwartet noch Bundesgenossen. Die èechischen
nationalsozialistischen Blätter und die Lidová strana
des Herrn Ministers Šrámek haben in den letzten
Wochen und Tagen nunmehr auch die èechischen Agrarier zu
Volks- und Staatsfeinden gestempelt.
Dadurch ist in der Èechoslovakei die Mehrheit der Bevölkerung
staatsfeindlich eingestellt und sollte infolgedessen nach den
demokratischen Prinzipien die Mehrheit der Staatsbevölkerung,
also die Staatsfeinde, die Verantwortung und Führung des
Staates übernehmen.
Die Politik in der Èechoslovakei wurde so glücklich
geführt, daß nunmehr die Verantwortung für den
Staat die Staatsfeinde zu übernehmen hätten. Und deshalb
die Rüstung auf allen Gebieten, selbst unter Aufopferung
der ganzen Staats- und Volkswirtschaft. Nur ein Gebiet, welches
das beste Rüstungsobjekt, die festeste Burg im Staate darzustellen
vermochte, der Frieden unter den vielen Völkern des Staates,
bleibt unbeachtet. Švehlas Wort aus dem Jahre 1926
ist verhallt und vergessen. Das wichtigste Staatsproblem, die
Lösung der deutschen Frage im Staate, ist Nebensache geworden
und die Sicherheit des Staates ist einzig durch die Hetze gegen
die Deutschen im Staate gewährleistet. (Posl. Špaèek:
Vždy to není pravda, pane kolego, co øíkáte!
Vy tomu sám nevìøíte!) Sieger
sind die èechischen Staatsbürger geblieben, die durch
die Vortragung ihrer verantwortungslosen Politik lediglich in
der Hetze die Qualifikation für den verläßlichen
Staatsbürger suchen und anerkennen. Diese Art Politik gibt
dem èechischen Seher Neruda recht und beweist die Wahrheit
seiner Seherworte, die er, Böses voraussehend, mahnend an
sein èechisches Volk gerichtet hat: "Alles trifft
mein Volk. Es ist brav, fleißig, arbeitsam und sparsam,
es weiß auszubauen, zu kämpfen und auch zu siegen.
Gott schütze uns davor, daß wir uns je wieder selbst
verwalten sollten! Ein neues großes Unglück für
mein Volk." (Posl. Špaèek: Z èeho jste
to vytáhl? To je zase nìjaký kontext!) Das
sind Worte Nerudas. (Posl. Špaèek: Podívejte
se, pøeètète si "Páteèní
zpìvy" od Nerudy, uvidíte nìco jiného!
Psal je pøed smrtí.) Das ist aus der "Národní
politika" vom Jahre 1927. Die Èechen können sich
selbst nicht verwalten, geschweige denn auch noch drei, bzw. vier
andere Völker. (Posl. Špaèek: Kde to vybíráte?)
Wir klauben uns das heraus, was uns von èechischer
Seite zur Verfügung gestellt wird. Wenn wir das "Èeské
slovo" zu unserer Lektüre machen, kön nen Sie sich
alles erklären. Nehmen Sie das "A-Zet" oder die
"Lidové listy", dann ist alles erklärt.
(Posl. Špaèek: Pane kolego, a nìmecké
noviny si navzájem nenadávají?) Wir haben
Gott sei Dank bei uns Frieden geschaffen und wir würden es
Euch gönnen, daß auch Ihr so einen Frieden schafft.
(Posl. Špaèek: A pøece øíkáte,
že nìmeètí sociální demokraté
nejsou Nìmci! - Výkøiky.)
Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. dr Hodina (pokraèuje): Die in rasendem
Tempo steigende Schuldenlast von heute, insgesamt über 110
Milliard en Kè, ist der schlagende Beweis dafür. Und
wir rüsten, heute durch die Novelle zum Versorgungsgesetz
für längerdienende Unteroffiziere. Vor wenigen Jahren
begründete die Regierung die Notwendigkeit eines längerdienenden
Unteroffizierskorps mit der Herabsetzung der Dauer der aktiven
Dienstzeit. Vor zwei Jahren ging man auf 18 und später auf
14 Monate herab und es waren sogar nur schon 12 Monate Ausbildungszeit
geplant, wenn das entsprechende längerdienende Unteroffizierskorps
zur Verfügung steht. Erstmalig wurden 2.000, später
dann 4.000, ja 6.000-8.000 längerdienende Unteroffiziere
als zur Not genügend ausgewiesen. Wir sind unterdessen von
der 14monatigen Dienstzeit schon wieder zur zweijährigen
übergegangen und es ist für morgen oder übermorgen
selbst schon die dreijährige Dienstzeit zu erwarten. Aber
auch heute noch gibt es trotz Verlängerung der Dienstzeit
zu wenig Längerdienende. Sie müssen besser gestellt
werden, um einen entsprechenden Anreiz für den Dienst des
längerdienenden Unteroffiziers zu schaffen, d. h. das wird
in Aussicht gestellt und es wird deren Versorgung nach der auf
10 Jahre verlängerten Dienstzeit durch die vorliegende Novelle
verbessert, also in Aussicht gestellt. Das ist auch nichts anderes,
als Werbung und Rüstung und dadurch der Beweis, daß
noch immer zu wenig Längerdienende vorhanden sind, trotz
der verlängerten Dienstzeit.
Die in Aussicht gestellten Verbesserungen und Sicherungen der
Versorgung müssen aber auch eingehalten werden, doch nicht
so, wie die uns Deutschen immer wieder gegebenen Zusagen und Versprechungen.
Wir haben diesbezüglich ganz eigentümliche Erfahrungen
gemacht, diese Erfahrungen veranlaßten mich, das Kapitel
"Nationales Verteidigungsministerium" im Budget für
1938 mir etwas genauer anzusehen. Der Vergleich mit den Zahlen
der früheren Budgets und die seit Gründung des Staates
bestehenden Tatsachen führen zu der Erkenntnis, daß
uns trotz aller gegenteiligen Zusicherungen über unparteiliche
und gerechte Behandlung unserer deutschen Soldaten derartige volkswirtschaftliche,
von Jahr zu Jahr systematisch ansteigende Schäden zugefügt
werden, die uns auf keinen Fall die Möglichkeit geben, für
dieses Versorgungs-Rüstungsgesetz zu stimmen.