Wiederholt sind unsere deutschen Soldaten nach den Abschlußmanövern
von den Generälen, vom Minister für Nationalverteidigung,
ja selbst vom Obersten Befehlshaber des Heeres, dem Staatspräsidenten,
belobt worden. Jedes Lob sollte sicherlich doch auch seine Anerkennung
finden. Wie sieht es nun mit dieser Anerkennung bei deutschen
Soldaten aus? Die höchste Charge, die ein deutscher Soldat
erreichen kann, ist der Gefreite, der svobodník, nur spärliche
Ausnahmen mit Seltenheitswert zeigen uns hie und da einen Korporal.
(Posl. Špaèek: Geschehen aber sehr oft!) Zugsführer
deutscher Nationalität gehören schon zu den Wunderdingen.
Aber die Heeresleitung hat es - Herr Koll. Špaèek,
hören Sie - durch die unterstehenden Kommanden über
Auftrag der Jednota, die sich als offiziell anerkannte Nebenregierung
in alle staatlichen Belange einmengt, schon so einrichten lassen,
daß auf deutscher Seite keine Unteroffiziere für den
Dienst als Längerdienende vorhanden sind. Dieser Vorgang
datiert erst aus der letzten Zeit, seit Konrad Henlein die große
deutsche Volksorganisation geschaffen hat. Früher war eben
die Angehörigkeit zur deutschen Nationalpartei oder deutschen
nationalsozialistischen Partei Grund genug zur Nichtbeförderung
und schließlich wurden auch die Soldaten, deren Väter
deutschen Regierungsparteien angehörten, als nicht verläßlich
nicht befördert, da uns noch die Worte gut in Erinnerung
haften: "Innerlich seid Ihr Deutsche doch alle gleich, egal,
wo ihr steht, in Opposition oder in der Regierung". Die letzten
drei bis vier Jahre ließen eine derartige Behandlung und
absichtliche Beiseiteschiebung der deutschen Soldaten erkennen,
daß jedem einzelnen deutschen Soldaten, selbst wenn er gern
als Längerdienender weiter gedient hätte, die Lust zum
Weiterdienen vergangen ist. Ganz abgesehen von oft wüsten
Beschimpfungen genügt es, daß der Vater, der Bruder,
der Onkel, der Schwager oder die Schwägerin ein "Henleinovec"
ist, um den deutschen Soldaten von jeder Beförderung auszuschließen.
Die über jeden einzelnen deutschen Soldaten und dessen weiteste
Verwandtschaft geführten Karthotekblätter werden dem
Abteilungskommandanten zugesendet und dadurch die Beförderung
von deutschen Soldaten, die sich selbst gegen die Beförderung
wehrten und vom Unterabteilungskommandanten, weil sie stramme
Soldaten sind, gegen ihren Willen zur Beförderung eingegeben
wurden, ausgeschlossen. Nur so läßt es sich erklären,
daß wir heute nach 12jähriger deutscher Mitarbeit in
der Regierung statt der uns gebührenden 22ÿ7 %, rund
23 % länger dienenden Unteroffizieren nicht einmal 5 % erreichen.
(Posl. Špaèek: Proè se nehlásí?)
Ich habe schon gesagt, warum.
Wie unsere deutschen jungen Menschen für die sonstigen Staats-
oder in öffentlicher Verwaltung stehenden Betriebe nicht
in Betracht kommen und weder zur Bahn, Post, in die Tabakfabrik,
in die Staatsforstverwaltungen oder sonst wo taugen, so wird es
auch von der Militärbehörde gehandhabt. Selbst der Hinweis
darauf, daß in die höhere Militärschule in Weißkirchen
höhere Prozente Deutscher aufgenommen werden, ist hinfällig,
da die jeweiligen Ausmusterungen von 150 bis 200 Offizieren, darunter
sogar einem oder zwei Deutschen, das Gegenteil beweisen. Sie werden
nicht aufgenommen. (Výkøiky posl. Špaèka.)
Wir haben derartige Èechisch-Kenntnisse bei unseren
Bewerbern ausweisen können, daß man sie sogar gefragt
hat, wie es mit ihren Deutschkenntnissen steht. So gut haben sie
sich èechisch mit ihren Vorgesetzten unterhalten. (Výkøiky
posl. Špaèka.)
Auch beim Militär besteht für uns Deutsche keine Möglichkeit,
sich eine Existenz zu schaffen. Wie schon gesagt, haben wir heute
einen Stand von nicht ganz 5 % längerdienenden Unteroffizieren
nachzuweisen und bei den Offizieren nicht ganz 7 % statt 23%.
Verdiente, anerkannte und bestqualifizierte Offiziere deutscher
Nationalität schließen ihre Laufbahn, und wenn sie
50 Jahre dienen, höchstens mit dem Stabskapitän ab.
Ein einziger deu tscher Oberst hatte die Generalsqualifikation.
Das war womöglich ein den deutschen Aktivisten gegebenes
Versprechen, das wie alle anderen eben auch nicht erfüllt
wurde. Rasch mußte der Oberst pensioniert werden, damit
nicht die Frau Zeminová ob der Ernennung eines deutschen
Offiziers zum General in der èechoslovakischen Wehrmacht
in Ohnmacht fällt oder zu einer neuen Haßexplosion
verleitet wird. (Posl. Špaèek: Pane kolego, vy
jste sloužil u 3. pluku jako já, byli tam pouze
dva Èeši - ryze èeský pluk, kromìøížský
- já vím, jak mluvil pan obrst Schön
a major Langer. Žádný se nedovedl domluvit
èesky. To jsou výklady pro báby!) Es
sind brave Kerle dortgewesen, solange nicht die Hetze dort war.
In den höheren Offizierschargen gibt es überhaupt keinen
Deutschen. Es ist dies dasselbe Verhältnis wie bei den anderen
Ressorts. Bei der Eisenbahn z. B. kenne ich Fälle, in denen
deutsche Beamte nach dem Umsturz folgend qualifiziert wurden:
"Die Regierung wird Ihnen nie vergessen, welche Dienste Sie
dem Staate in seiner schwersten Zeit geleistet haben". Die
Beamten wurden vorzüglich qualifiziert, waren außertourlich
zu befördern, wurden aber dann, wenn sie nicht gewaltsam
pensioniert wurden, viermal und fünfmal präteriert.
Trotz dieser öfteren Präterierungen, wodurch ihnen um
10 bis 16 Jahre jüngere Èechen vorgezogen wurden,
haben einige dieser deutschen Beamten heute noch Anspruch darauf,
zu Abteilungsvorständen ernannt zu werden. Die Qualifikation
ist noch immer ausgezeichnet. Und die Beschreibung bei der Eingabe
an das Ministerium? "Er ist zwar nicht politisch unverläßlich,
aber er ist doch nicht ganz verläßlich." Und damit
ist auch heute noch im Zeichen des Ausgleiches das Schicksal eines
solchen Beamten oder Offiziers besiegelt.
Sehen wir nun von der Beförderung oder Nichtbeförderung
ab. Menschenunwürdig war und ist heute noch die Behandlung
der deutschen Offiziere und Unteroffiziere. Diese Menschen, die
ihre Pflicht tun, wie nur jemand, durften und dürfen auch
heute auf der Straße weder mit ihrer Frau, noch mit ihren
Kindern deutsch sprechen, weil sie sofort deshalb Unannehmlichkeiten
haben. Man erlebt es heute wieder auf der Straße in Prag.
Das wäre ja eine Schändung des èechischen Offizierscharakters!
Ich mußte mich selbst als ehemaliger Angehöriger einer
deutschen Regierungspartei davor hüten, einen übernommenen
deutschen Kriegskameraden, der aktiv im èechoslovakischen
Heere dient, auf der Gasse anzusprechen, da er ja dadurch in seiner
Qualifikation geschädigt würde, wenn er mit einem deutschen
Abgeordneten deutsch zu sprechen wagte. Ging ein Offizier ernst
und schweigend in Gesellschaft an einem vorüber, so war es
ganz bestimmt ein Deutscher. (Výkøiky posl. Špaèka:
Beweise! Beweise!)
Wie steht es dann mit der Erz iehung seiner deutschen Kinder?
Der deutsche Offizier darf sich nicht unterstehen, seine deutschen
Kinder in deutsche Schulen zu schicken, bzw. wird es ihm unmöglich
gemacht durch die Transferierung in èechische Garnis onsstädte.
In diese èechischen Garnisonsstädte transferierten
auch die übrigen Ministerien und Amtsstellen die wenigen
deutschen Beamten. Niemand wollte uns dann auf èechischer
Seite verstehen, wenn wir für die deutschen Kinder in Königgrätz,
Nymburk, Náchod usw. deutsche Minderheitsschulen verlangten.
Mit erhobenen Händen baten diese deutschen [ ] uns Abgeordnete:
"Helft uns doch, wir können mit unseren Kindern kaum
mehr deutsch sprechen!" Nur zwischen den vier Wänden
durften die deutschen Kinder von der deutschen Mutter das deutsche
Märchen hören und durfte der Vater dem deutschen Buben
und dem deutschen Mädel von der Not des deutschen Volkes
erzählen. Heute noch bestehen unsere Forderungen nach deutschen
öffentlichen oder privaten Minderheitsschulen zurecht. In
Königgrätz sind über 30 und in Náchod über
100 deutsche Kinder ohne deutsche Schule. (Posl. Špaèek:
Vielleicht auch in Pøelouè!) Auch vielleicht!
Ganz abgesehen von den aus dem Schulkampf bekanten Ortsnamen in
Böhmen, Mähren und Schlesien, die heute noch, also nach
20 Jahren, ohne die berechtigt angeforderte Schule dastehen. Dagegen
wurden trotz dem 18. Feber 1937 und dessen gefeiertem einjährigem
Jubiläum am 18. Feber 1938 auch heuer noch vor wenigen Monaten
èechische Schulen ohne èechische Kinder, mit nur
zwei Kindern aus gemischten Ehen, errichtet. (Posl. Špaèek:
Die gemischten Ehen haben zur Folge Henlein!)
Wir bitten heute nicht mehr darum. Es ist Ihre Sache, wie Sie,
meine Herren auf der èechischen Seite, dieses tausendfältig
begangene Unrecht in Recht verwandeln. (Výkøiky.)
Místopøedseda Langr (zvoní): Prosím
o klid.
Posl. dr Hodina (pokraèuje): Wir haben nur
mehr bei der Wage zu stehen und zu sehen, ob richtig gewogen wird.
Der Glaube in unserem Volke ist mutwillig erschlagen worden. Ob
durch eine Presse von der Art des "Èeské slovo",
"Lidové noviny", "A-Zet", "Telegraf"
usw. der verlorene Glaube im deutschen Volke wieder geweckt werden
kann, brauche ich wohl erst nicht zu beantworten.
Welche materielle Schwierigkeiten unserem Volke bereitet worden
sind und welche Unsummen von deutschem Volksvermögen und
den von Deutschen geleisteten Steuermitteln den Deutschen vorenthalten
worden sind, zeigen folgende wenige Zahlen aus den Personalausgaben
des Budgets des Nationalverteidigungsministeriums für das
Jahr 1938. Hiebei sind nur die Gagen der Offiziere, die Lohngebühren
der längerdienenden Unteroffiziere, sowie die Entlohnungen
der zivilen Vertragsbeamten und Hilfskräfte ins Kalkül
gezogen. Z. B. bei den Gagisten im Nationalverteidigungsministerium;
da gebühren uns bei unseren 23% von 47 Millionen Kè
10.8 Millionen.
Mir ist nicht bekannt, daß wir im ganzen Verteidigungsministerium
einen einzigen deutschen Offizier haben. Die zivilen Hilfskräfte:
Bei unseren 23% gebühren uns 3.4 Millionen Kè. Unter
den Gagisten des Heeres und der verschiedenen Truppengattungen
mit einem Personalaufwand von 507,148.000 Kè machen die
23% 81,143.680 Kè aus, während wir bei einem Stand
von 7% deutscher Offiziere lediglich 35 Millionen zur Verfügung
bekommen. So gehen diese Daten weiter. Bei den zivilen Hilfskräften
haben wir überhaupt keinen Deutschen. Unter den zugeteilten
Offizieren bei den Auslandsvertretungen haben wir ganz bestimmt
keinen einzigen deutschen Offizier. Bei den länger dienenden
Unteroffizieren mit einem Aufwand von 57,752.400 Kè kommen
uns statt der uns gebührenden 10,395.432 Kè nur 2,887.620
Kè zugute. Bei den Unterleutnants mit einem Aufwand von
14,720.000 Kè gebühren uns 2,355.600 Kè, aber
wir bekommen nur 1,030.400 Kè. Von den ganzen Vertragsbeamten,
im Proviantdienst und technischen Dienst, mit einem Aufwand von
59,963.000 Kè gebühren uns bei unseren 23% 10,793.340
Kè, de facto aber entfallen bloß 5% 2,998.150 Kè
auf das deutsche Volk. Es entgehen demnach unserem Volke lediglich
aus dem Personalaufwand beim Nationalverteidigungsministerium
jährlich 127,504.719 Kè.
Bei diesen Zahlen und Prozentsätzen ist vollkommen unberücksichtigt
geblieben, daß wir überhaupt keine höheren Offiziere
haben, keine Offiziere mit höheren und höchsten Gagen.
Die erwähnten Schäden würden dadurch nur noch größer
werden. Wenn wir nun auf die Zeit des Regierungseintrittes der
deutschen Parteien zurückgreifen und den Leidensweg der deutschen
aktivistischen Arbeit überblicken und dann die Schäden
nur auf diesem erwähnten kleinen Teilgebiet des Staatshaushaltes
errechnen, dann müssen wir die Summe von 1.530,056.628 Kè
als unserem Volkstum in dieser Zeit vorenthaltenes und verloren
gegangenes Volksvermögen ausweisen. Versuchen Sie nun, meine
Herren, sich die Milliardenwerte von Verlusten vorzustellen, wenn
aus allen Ressorts, den Landes- und Bezirksverwaltungen, neben
den Personalleistungen auch noch die Sachausgaben in Rechnung
gestellt werden. Das sind dann die vorenthaltenen Milliarden,
die unsere Verarmung nach sich zogen. Wir sind heute so verarmt,
daß wir zumeist trotz allen Opfermutes ohnmächtig und
wehrlos zusehen müssen, wie heute noch deutscher Volksboden
in volksfremde Hände übergeht, da uns die dazu notwendigen
Mittel auf die geschilderte Art von Staatswegen vorenthalten sind.
Wir sind verarmt in materieller Hinsicht. Aber reich sind wir
in dieser Zeit geworden, in dem uns durch unseren Führer
wiedergewonnenen und wiedergegebenen Glauben an uns selbst und
an die Kraft in unserem Kampfe um unser Recht in der nun von Konrad
Henlein geschmiedeten Einheit unseres Volkes. An Ihnen, meine
Herren èechischen Kollegen, ist es, das ehrliche Wollen
unseres Volkes zu erkennen, die ungeheueren, unserem Volkstum
geschlagenen Schäden zu erfassen und sich dann bei Ihren
Entscheidungen so einzustellen, daß Sie der Welt den Beweis
von Ihrem ehrlichen Wollen erbringen.
Sie haben noch den Beweis zu erbringen, daß Sie sich in
erster Linie selbst regieren können und daß Ihr Seher
Neruda demnach nicht Recht behält. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Gesetzentwurf,
der zur Beratung steht, habe ich eine Reihe von Bemerkungen sachlicher
und grundsätzlicher Art hier vorzutragen. Durch die Ergänzung
des Gesetzes vom 8. April 1927 soll den Wünschen der Militärverwaltung
Rechnung getragen werden, welche der Meldung von Soldaten zum
Stande der länger dienenden Unteroffiziere einen verstärkten
Anreiz geben will. Dieses Bedürfnis ist grundsätzlich
anzuerkennen, umsomehr als andere Staaten, und Staaten in unserer
nächsten Nachbarschaft, den Waffenträgern der Nation,
wie sie sie nennen, gleiche oder größere Privilegien
einräumen. Wir haben mehrfach unter Beweis gestellt, daß
wir für die Erfordernisse der Landesverteidigung vollständiges
Verständnis haben und bereit sind, dem demokratischen Staate
zu seiner Selbsterhaltung das zu geben, was er braucht. Diese
unsere Einstellung besteht unverändert fort. Es liegen aber
zwingende Gründe vor, gegenüber der zur Verhandlung
stehenden Regierungsvorlage Vorbehalte sachlicher und politischer
Art geltend zu machen.
Nach der sachtlichen Seite hin habe ich klarzustellen, daß
ein aktuelles Bedürfnis zur Ergänzung des Gesetzes vom
Jahre 1927 nicht besteht. Nach den bisherigen Erfahrungen ergeben
sich jährlich aus dem Stande der länger dienenden Unteroffiziere
etwa 2.000 bis 2.500 Bewerber um Stellungen im öffentlichen
Dienst, in der öffentlichen Verwaltung. Nach verläßlichen
Informationen aber stehen in den zunächst interessierten
staatlichen Personalämtern, bei der Genda rmerie und bei
der Grenzfinanzwache, jährlich etwa 4.500 offene Stellen
zur Verfügung, so daß also die Möglichkeit vorhanden
ist, die bisherige Zahl von Anmeldungen im Rahmen dieser Ressorts
zu befriedigen. Es besteht also keine sachliche Notwendigkeit,
das Gesetz über die Versorgung der länger dienenden
Unteroffiziere auf weitere Institutionen, wie z. B. auf Krankenkassen
und Gemeinden auszudehnen. Wir bestreiten also die sachliche Begründung
der Vorlage und haben dazu ernste grundsätzliche Bedenken
hinzuzufügen.
Durch diese Vorlage wird die nationalpolitische Seite des Arbeitsplatzproblems
wieder in den Vordergrund gerückt. Die Vereinbarungen vom
18. Feber 1937 haben den Deutschen und den übrigen Nationalitäten
der Republik den Anspruch auf Proportionalität im öffentlichen
Dienste feierlich zugesichert. Dieser Grundsatz der Proportionalität
im öffentlichen Dienste fand die parlamentarische Genehmigung
durch eine Resolution des Budgetausschusses vom 25. November 1937
und durch die Annahme der gleichen Resolution Jaksch-Mayr-Harting-Viereckel
im Plenum des Abgeordnetenhauses am 4. Dezember 1937. Diese Vorlage
bedeutet also einen klaren Verstoß gegen das Prinzip der
Proportionalität, gegen den Geist des 18. Feber, gegen alle
Bemühungen zur demokratischen Bereinigung der nationalpolitischen
Streitfragen. Es wurden allerdings in einer Ausschußresolution
Einschränkungen vorgenommen, die aber keine hinreichende
Garantie gegen eine einseitige Handhabung des Gesetzes darstellen.
Entscheidend für unsere Stellungnahme ist aber ein anderes
schwerwiegendes Moment. Der Vorgang, eine derart umstrittene Gesetzesvorlage
in diesem kritischen Zeitpunkte einzubringen, ist ein neuer Beweis
für den absoluten Mangel an Psychologie (Souhlas nìm.
soc. dem. poslancù), mit welchem die nationalpolitischen
Probleme seit Jahr und Tag behandelt werden. (Výkøiky.)
Man kann nicht übersehen, oder ich würde es noch
schärfer sagen, man müßte blind sein, um es zu
übersehen, daß in der deutschen Bevölkerung ein
unerhörtes geistig-seeli ches Ringen im Gange ist, ein Ringen,
in welchem alle bösen Geister der Versuchung losgelassen
sind auf die deutschen staatstreuen und demokratisch gesinnten
Menschen. (Výkøiky posl. dr Neuwirtha.) Es
wäre das Gebot weiser Staatskunst, alles zu tun, was staatsbejahende
Gesinnung zu stärken und antistaatliche Agitation zu erschweren
in der Lage ist. Diesen Geist weiser Staatskunst haben wir schon
sehr oft bei der Durchführung des Feberabkommens schmerzlich
vermißt. (Posl. dr Neuwirth: Das Abkommen ist in keinem
Punkte durchgeführt worden!) Es ist sehr oft und sehr
besti mmt von maßgebenden Männern die lückenlose
Durchführung des Feberpaktes versprochen worden und es ist
kein Geheimnis, und wir haben nie ein Gehe imnis daraus gemacht,
daß auf Grund dieser Versprechungen zu wenig geschehen ist.
(Posl. dr Neuwirth: Gar nichts!)
Zur Illustration sei angeführt, daß bis heute nicht
einmal die Durchführungs-Richtlinien zum Feberabkommen vom
Ministerrat definitiv verabschiedet wurden, daß also vom
Abkommen des 18. Feber nur das effektuiert werden konnte, was
durch die Einsicht einzelner Stellen und durch die unermüdliche
Arbeit von aktivistischer Seite realisierbar war.
Wenn der verehrte Kollege Kundt vor einem Augenblick einwandte,
daß auf Grund des Feberabkommens gar nichts geschehen sei,
(Posl. dr Neuwirth: Das habe ich gesagt!), so muß
ich Sie an die Adresse Ihrer heutigen Klubmitglieder der ehemaligen
christlich-sozialen Partei und des Bundes der Landwirte verweisen,
die mehrfach unseren Standpunkt unterstrichen haben, daß
der 18. Feber einen praktischen Fortschritt bedeute, daß
er aber nicht in vollem Umfang zum Ausdruck gekommen ist. (Posl.
dr Neuwirth: Und die dann die Konsequenzen gezogen haben!)
Meine Damen und Herren! Unter diesen Umständen darf man sich
nicht wundern, daß der überwiegende Teil der Deutschen,
daß auch ein großer Teil unserer Anhänger dem
angekündigten Nationalitätenstatut der Regierung mit
äußerster Skepsis entgegenblickt. (So ist es!) Nach
wie vor bin ich tief überzeugt, daß ein erheblicher
Teil der Sudetendeutschen für eine ehrliche demokratische
Lösung zu gewinnen ist. (Posl. dr Neuwirth: Alle sind
zu gewinnen, wenn die Lösung ehrlich ist!) Niemand will
aber eine Wiederholung der Geschichte des 18. Feber erleben. Es
kommt also nicht allein auf den substanziellen Inhalt des Statuts,
sondern auf die Garantien an, die für eine faire und seriöse
Durchführung gegeben werden können. Die Situation ist
nur zu bessern, wenn nicht nur Zusagen, sondern Beweise des guten
Willens gegeben werden. (Posl. dr Neuwirth: Das ist zu wenig!)
Ich bin tief überzeugt, daß dieser gute Wille in
den breiten Massen des èechischen Volkes vorhanden ist.
Wir sehen im èechischen Lager eine Generation heranwachsen,
die im europäischen Geist orientiert ist, welche den Staat
nicht als Instrument der Revanche oder als Werkzeug nationaler
Expansion betrachtet, sondern bereit ist, den Staat als Instrument
geregelter Zusammenarbeit zwischen allen Nationen und Nationalitäten
des Staates auszugestalten. (Posl. dr Neuwirth: Also Generationenwechsel,
das verlangen wir schon seit 3 Jahren!) Viel wird davon abhängen,
ob diese staatsgestaltende Generation, die heute noch vor den
Toren der Entscheidung steht, ihre historische Rolle rechtzeitig
anzutreten vermag.
Das Vertrauen zwischen den Völkern unseren Landes hängt
an einem dünnen Faden. Alles hängt von der Wiederherstellung
und von der Vertiefung dieses Vertrauens ab. Für meinen Teil
bin ich nach wie vor fest überzeugt, daß heute noch
alle Möglichkeiten gegeben sind, die Situation mit demokratischen
Mitteln durch eine kombinierte und progressive Aktion nationalpolitischer,
wirtschaftlicher und sozialer Lösungen zu meistern. Es kommt
aber auf die Lösungen an, nicht auf Projekte, und darum ist
jeder Tag, der mit Detailberatungen vergeudet wird, ein verlorener
Tag und bedeutet eine schwerwiegende Verantwortung der Regierung
vor der Geschichte. Vielleicht wird es in absehbarer Zeit notwendig
sein, von unserer Seite das Schweigen über gewisse innerpolitische
Vorgänge der letzten Zeit zu brechen. Doch soviel kann ich
schon heute sagen: Das Schicksal der Völker darf nicht dem
Spiele hinter den Kulissen ausgeliefert werden. (Souhlas.)
In einem Punkte ist aber das Aufgeben der Zurückhaltung notwendig
und es muß ausgesprochen werden: So wie bisher kann es in
den Grenzgebieten nicht mehr lange weitergehen. Ich habe gestern
abends von einer Massenversammlung der Warnsdorfer Arbeiter den
Auftrag übernommen, hier zu verdolmetschen, daß die
Verhältnisse einen Grad der Unhaltbarkeit erreicht haben,
der nach Abhilfe schreit. Wir rufen nicht nach Polizei und geben
uns nicht der Täuschung hin, daß mit Sicherheitsmaßnahmen
alles getan werden kann. Was wir aber von der Regierung und ganz
besonders vom Herrn Innenminister fordern, ist, daß die
demokratisch gesinnten Bürger dem faszistischen Terror in
den Grenzgebieten nicht als Freiwild ausgeliefert werden. (Posl.
dr Neuwirth: Jetzt haben Sie verleumdet! - Odpor. -
Hluk.)
Es ist in diesem Zusammenhang die Feststellung notwendig, daß
die sogenannten Erfolge der SdP in den letzten Wochen mit allen
Mitteln schamloser Erpressung unter Ausnützung der Kriegsangst
und der wirtschaftlichen Abhängigkeit der deutschen demokratischen
Bevölkerung erzielt worden sind. (Posl. dr Neuwirth: Gestatten
Sie, daß das ein Unsinn ist!) Gestatten Sie, daß
ich mit Belegen antworte. Ich könnte hier Berge von Belegen
vortragen, will aber das Haus mit zuviel Einzelheiten nicht belasten
und bringe hier nur 2 Dokumente zum Vortrag. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda dr Markoviè.)
Das erste Dokument betrifft eine Eingabe vom 4. Mai 1938 an die
staatliche Polizei-Expositur in Elbogen, von einem sozialdemokratischen
Vertrauensmann, dessen Namen ich hier nicht bekanntgebe, aber
bereit bin, ihn jeder Behörde mitzuteilen Sie hat folgenden
Wortlaut (ète): "Ich mache Sie auf folgendes
Vorkommnis aufmerksam: Herr Adolf Schimmer, Holzwarenerzeuger
in Schönfeld, hat in den letzten Tagen seinen Arbeitern erklärt,
daß er mit Rücksicht auf die ständigen Drohungen
der SdP ihnen nahelegen muß, unbedingt der SdP beizutreten,
andernfals er jene Arbeiter, die dieser Aufforderung nicht Folge
leisten, entlassen muß. Tatsächlich sind infolge dieser
Drohung die Arbeiter Franz Lorenz und Josef Götzl der sudetendeutschen
Partei beigetreten. Ich bemerke ausdrücklich, daß Adolf
Schimmer keineswegs ein exponiertes Mitglied der SdP ist und daß
anzunehmen ist, daß tatsächlich Schimmer unter dem
Druck der SdP so gehandelt hat." (Posl. dr Neuwirth: Nennen
Sie Namen!) Ich nenne hier die Namen der Beteiligten. "Ebenso
hat sich Herr Franz Schimmer, Holzwarenerzeuger in Schönfeld,
verhalten. Seinem Arbeiter Walter Fischbach hat er nahegelegt,
der SdP beizutreten. Fischbach ist dieser Aufforderung nachgekommen,
weil aber Fischbach die Beiträge an die SdP nicht regelmäßig
bezahlt hat, soll er aus diesem Grunde entlassen worden sein.
Gestern sollte der Zimmermann Josef Zahn beim Bau des Bäckermeisters
Anton Dennl in Schönfeld eingestellt werden Die Maurer Ernst
Klement und Franz Köhler und der Hilfsarbeiter Josef Gräf
haben sich geweigert, mit Zahn zusammenzuarbeiten und aus diesem
Grunde konnte Zahn die Arbeit nicht antreten. Ich bemerke, daß
Josef Zahn Mitglied der Verwaltungskommission der Stadtgemeinde
Schönfeld ist." Soweit das Meritum dieser Eingabe. (Výkøiky
po sl. dr Neuwirtha.)