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(Gonorrhoe und Syphilis), ansteckende Tuber-
kulose usw. bei vollständiger Überfüllung der
Zimmer und Gänge in unverantwortlichem Ge-
mengsei beieinander liegen.
Die ärztliche Schreibstube bildet ein hinter einer
Blende aufgestellter Schreibtisch im unteren Haus-
flur.
Die Kochküche arbeitet mit einem für vielleicht
50 Menschen dimensionierten, cca. 15 Jahre alten
Ofen, der wiederholt zur Not hergerichtet werden
mußte. Die Geschirrwaschküche ist ein ehemaliger
Gesindeabort von 2. 5X3. 5 m. Es besteht natürlich
keinerlei Gewähr für eine ordentliche Reinigung
des Geschirres.
Für die fehlenden Teeküchen mußten den dienst-
tuenden Schwestern Schränke auf den Gängen auf-
gestellt werden. In diesen Schränken bringen sie
das notwendigste Material zur Krankenpflege, wie
Wäsche, Medikamente usw., unter.
Die Speisen für die Kranken müssen über einen
mehrfach gebrochenen Gang in Schalen, geteilt
auf Tragbrettern, in die Abteilungen geschafft
werden und kommen fast kalt an.
Unter solchen, für den ärztlichen Arbeiter er-
schwerenden, für die Kranken oft ungeheuerlichen
Bedingungen mußten in den letzten 5 Jahren
11. 000 Kranke, davon mehr als 3800 chirurgische
Fälle und fast 3500 mit ansteckenden Krankheiten
Behaftete, versorgt werden. Nur durch energische
Führung der Anstalt, Ordnung und Reinlichkeit
und Beschränkung der Aufnahmen auf dringliche
Fälle, konnten diese Härten gemildert werden.
Erst im Laufe der letzten Monate wurde es mög-
lich, die zuständigen Stellen des Landesamtes dazu
zu bewegen, dem Baue des Infektionsgebäudes
zuzustimmen. Mit dem Bau dieses Gebäudes sind
jedoch keinesfalls die traurigen Zustände im
Hauptgebäude beseitigt. Sie nehmen vielmehr noch
krassere Formen an, da durch die Not der Bevöl-
kerung und die dadurch bedingte schlechte körper-
liche Verfassung des größten Teiles der arbeits-
losen Menschen, die Inanspruchnahme des Kran-
kenhauses ständig größer werden muß.
Auf den Umstand, daß durch den Bau des In-
fektionsgebäudes, sowie durch den Ausbau des
Haupttraktes außerdem noch produktive Arbeit
für minderte, seit Jahren arbeitsloser Menschen,
geschaffen würde, gestatten wir uns noch beson-
ders aufmerksam zu machen.
Wir richten nunmehr an das Ministerium für
Gesundheitswesen nachstehende Anfragen:
1. Ist der Herr Gesundheitsminister bereit, dafür
Sorge zu tragen, daß die unhaltbaren Zustände im
Bezirkskrankenhause Graslitz beseitigt werden ?
2. Ist der Herr Gesundheitsminister bereit, die
Landesbehörde zu beauftragen und zu ermächtigen,
dem Bezirke Graslitz die Aufbringung, Amortisa-
tion und Verzinsung der zu einem in bescheidenen
Grenzen gehaltenen Erweiterungsbau des Kraken-
hauses und dem Neutau eines Infektionsgebäudes
notwendigen Summe von 2. 2 Millionen Kronen aus
der Sanitätsumlage und den anderen hiefür an-
sprechbaren Dotationsfonden zu sichern?
Prag, am 4. Dezember 1935.
G. Böhm,
Axmann, Birke, Budig, Dr. Eichholz, Fischer,
Frank, Gruber, Dr. Hodina, Hollube, Illing, Jäkel,
Dr. Jilly, Jobst, Ing. Karmasin, Dr. Kellner, Dr.
Klieber, Knöchel, Knorre, E. Köhler, Dr. Köllner,
Kundt, Ing. Künzel, Liebl, Ing. Lischka, May, Ne-
metz, Dr. Neuwirth, Nickerl, Obrlik, Ing. Peschka,
Dr. Peters, Ing. Richter W., Dr. Rösche, Rösler,
Sandner, Sogl, Ing. Schreiber, Stangl, Wagner,
Wollner, Dr. Zippelius, F. Nitsch.
Pùvodní znìní ad 210/II.
Интерпелляцiя
депутата доктора С. А. Фенцнка
Министру Народнaго ПросвЪщешя
о назначены учителей въ русск'ш школы.
1. Изъ десятимъсячнаго срока школь-
наго обучешя прошло уже три месяца,
а въ нъкоторыя руссюя школы Подкар-
патской Руси до сихъ поръ не назначены
учителя. Въ центральныхъ школахъ
классы временно объединены, въ нъко-
торыхъ приселкахъ дъти остаются со-
всъмъ безъ обучешя.
2. Школьный власти ссылаются на не-
достатокъ матерiальныхъ средствъ, но
ими не было своевременно принято во
внимаше, что въ 1920-24 годахъ было
54. 000 дътей, обязанныхъ посъщать шко-
лу, а къ 1935/36 учебн. году это коли-
чество удвоилось (112. 000).
3. Школьныхъ помъщешй вообще не-
достатокъ: въ Ужгородъ, напримъръ, на
650 дътей есть 9 классныхъ пом-вщешй.
Арендованныя помъщешя не отвъчаютъ
требовашямъ обучешя. Въ провинцш
Подкарпат. Руси въ тъсныхъ помъще-
шяхъ обучается одновременно по 90-120
дътей, что не можетъ служить къ успъху
обучешя. У учителей, нормальный трудъ
которыхъ расчитанъ на нормальное ко-
личество дътей, происходитъ перегрузка
работы, что тоже не служитъ на пользу
обучешя.
4. Для оставшихся внЪ школы дътей
въ количествъ отъ 7-8000 и для частич-
ной разгрузки переполненныхъ помъще-
шй въ соединенныхъ классахъ необхо-
димо назначить еще 150 русскихъ учите-
лей изъ числа оставшихся безъ мъста.
I. Признаетъ ли г-нъ Министръ Народ-
наго Просвъщешя, что обязательное обу-
чеше дътей П. Руси уже три мъсяца не
проводится?
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II. Считаетъ ли г-нъ Министръ Народ-
наго Просвiщетя, что несколько тысячъ
дЪтей, остающихся безъ школы и обуче-
nie остальныхъ въ скученныхъ помвще-
шяхъ наносить большой ущербъ дълу
просв-Ьщешя населешя?
III. Предполагаетъ ли г-нъ Министръ
Народнаго Просвъщен^я отдать распоря-
жеше о немедленномъ наэначеши 150
русскихъ учителей въ руссюя школы
Подкарпатской Руси?
П р а г а, 5. декабря 1935 г.
DT. Fenclk,
Inž. Schwarz, Jan Sedláèek, Knebort, Ivák, Trnka,
Dr. Dominik, Dr. Branžovský, Smetánka, Gajda,
Dr. Domin, Ježek, Inž. Protuš, Holeèek, Dr. Štùla,
Chmelík, Inž. Dr. Toušek, Zvoníèek, Kut,
Dr. Rašín, Špaèek.
Pùvodní znìní ad 210/III.
Interpellation
des Abgeordneten Rudolf Böhm
an den Eisenbahnminister
betreffend 40% ige Frachtermäßigung für
den Bezug von Futtermitteln.
Im Jahre 1935 wurde die Landwirtschaft in
vielen Gebieten des Staates durch katastrophale
Dürre neuerlich schwer geschädigt. In 25 Bezirken
habe ich mich persönlich von diesen Schäden über-
zeugt und konnte feststellen, daß der zweite
Schnitt der Dauerwiesen, die Grummeternte unter-
bleiben mußte, weiters einen gänzlichen Ausfall
des zweiten Schnittes von. Rotklee, das Sommer-
getreide verdorrt und der Strohertrag stark ver-
mindert war, der Drusch ergab mindere Quantität
und Qualität an Getreide, besonders bei der Rog-
genernte die durch ununterbrochene Hitze sehr
stark gelitten hatte.
Dazu kommt die Mißernte an Kartoffeln und
Futterrüben, die in vielen Gebieten einen 50% igen
verminderten Ertrag gegenüber dem Vorjahre
ergab.
Die Landwirtschaft dieser Gebiete mußte be-
reits im September die Raunfuttervorräte für den
Winter angreifen und mit Beginn des Jahres 1936
werden sich die katastrophalen Auswirkungen
einer seit Jahrzehnten nie dagewesenen Futter-
mittelnot einstellen.
Die diesbezüglichen Anträge zur Verminderung
dieser Futtermittelnot in den betroffenen Gebie-
ten habe ich bereits Anfang September dem Lan-
deskulturrate, dem Landwirtschafts-, Finanz- und
Eisenbahnministerium schriftlich unterbreitet.
Die verschuldete, von der Substanz lebende
Landwirtschaft ist gezwungen, auch in den Jahren
1935/36 hunderte von Waggons Futter und Stroh
aus der Slovakei, Jugoslavien und Ungarn anzu-
kaufen. Der Preis von Heu beträgt gegenwärtig
70. - Kè und Stroh 35. - Kè per 100 kg infolge
der hohen Frachtsätze und der weiten Entfernung.
Diese Preise stehen keineswegs im Verhältnisse
zu den Erzeugungskosten der tierischen Erzeugung
und Molkereiprodukten.
Nach einem Berichte über die Sitzung des Zen-
traleisenbahnrates vom 7. November 1935 betragen
die Mehreinnahmen des Eisenbahnministeriums in
den ersten 8 Monaten des Jahres 1935 56 Millionen
Kè von welchem Betrage mehrere Millionen aus
der Not der Landwirtschaft resultieren, die ge-
zwungen war im 1. Halbjahr 1935 die teueren
Frachten für den Bezug, namentlich von Heu und
Stroh aus weiter Entfernung zu bezahlen. Nach
dem Berichte des Referenten über Notstandsange-
legenheiten vom 13. November im Landwirt-
schaftsausschuß sind 80% der Bezirke von der
katastrophalen Trockenheit betroffen und dazu ge-
hören fast ausnahmslos alle deutschen Bezirke.
Die ungeheuere Not in, der Landwirtschaft wird
durch die hohen Frachtsätze noch verschärft.
Was nützt auf der einen Seite unzulängliche
Geldmittel zu bewilligen, wann anderseits das
Eisenbahnministerium Millionen von Kronen aus
der bedrängten Landwirtschaft durch Beibehaltung
der hohen' gültigen Frachtsätze herauspreßt. Bei
einer 40 % igen Frachtermäßigung erhöht sich noch
weiter der Bezug von Rauhfutter, so daß das
Eisenbahnministerium noch immer ein Geschäft
macht.
In gerechter Beurteilung der Tatsache, daß die
Landwirtschaft seit Jahren von der Substanz, vom
Schuldenmachen lebt und daß aus der unverschul-
deten Not eines Standes die Eisenbahnverwaltung;
nicht ein Geschäft machen darf, stellen die Gefer-
tigten an den Eisenbahnminister die Anfrage:
Ist der Eisenbahnminister bereit in Anbetracht
der Not der Landwirtschaft zu verfügen, daß für
alle jene Bezirke die von der katastrophalen
Trockenheit betroffen wurden eine 40 % ige Fracht-
ermäßigung bis 30. Juni 1936 und rückwirkend
bis 1. September 1935 festgesetzt wird.
Prag den 5. Dezember 1936.
R. Böhm,
Dr. Ing. Tumlíøová, Viereckl, Marek, Kunz, Dr.
Dufek, Mašata, Topoli, Rechcigl, Zierhut, Židovský,
Èuøík, Csomor, Stunda, Ursíny, Martinásek,
Lichner, Slíva, Pozdílek, Mrskosová, Dr. Suchý,
Ján S. Vanèo, Køemen, Rybárik, Dr. Kossey,
Hrubý.
Státní tiskárna v Praze. - 5943-35.