Angesichts dieser Sachlage begab sich eine Deputation der Sudetendeutschen Partei, welche aus dem Senator Ing. Gustav Mayr, aus dem Vorsitzenden der Stadtvertreterfraktion, Ing. Karl Pusch, sowie aus dem Ortsleiter der Sudetendeutschen Partei, Robert Reh, bestand, zum Vorstande der Mähr. Ostrauer Polizeidirektion, Herrn Regierungsrat Baca. Die Deputation wies auf den verhetzenden und gegen das Schutzgesetz verstoßenden Wortlaut dieser Plakate hin und machte Herrn Regierungsrat Bača auf die Beunruhigung aufmerksam, die das Plakat infolge seines aufreizenden Inhaltes und seiner demagogischen Aufmachung unter der Bevölkerung Mähr. Ostraus hervorrief.
Regierungsrat Bača erklärte auf diese Vorhaltungen der Deputation, daß er in dieser Angelegenheit nicht einschreiten könne, es handle sieh lediglich um die Anschauung einer einzigen politischen Partei, wie sie auch öfters im Parlamente zum Ausdrucke komme. Infolgedessen verweigere er jedes Einschreiten.
Die Deputation machte nun den Regierungsrat Baca aufmerksam, daß die Plakate nicht einmal den pressegesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Die Plakate wiesen nämlich nicht einmal die pressegesetzlich notwendigen Angaben des Verlegers und des Druckers auf. Unter dem Wortlaute der Plakate befand sich lediglich ohne jeden weiteren Beisatz-folgender Vermerk: "Melantrich, a. s., Mor. Ostrava, Narodní tř. 9."
Auch dies hielt der Regierungsrat Bača für unwesentlich.
Wenn es noch irgendeines Beispieles bedürfte, den bedenklichen Grad nachzuweisen, den die Politisierung unserer Verwaltungsbehörden erreicht hat, so ist es der eben geschilderte Vorfall. Es liegt auf der Hand, daß die Čechische Nationalsozialistische Partei in dem angeführten Plakate öffentlich zum Haß und zum Kampf gegen das Deutschtum in Mähr. Ostrau, das durch die Sudetendeutsche Partei repräsentiert wird, aufreizte. Die Polgen dieser Aufreizung zeigten sich, als die Gruppen der čechischen Bevölkerung vor diesen Plakaten ihrer deutschfeindlichen Stimmung in erregten Verwünschungen Luft machten. Der Wortlaut dieser Plakate stellt geradezu einen Idealfall der Störung des allgemeinen Friedens dar. Diese Verletzungen des Gesetzes zum Schütze der Republik schrieen geradezu nach dem Staats-anwalte. Es schritt aber weder der Staatsanwalt, noch der Polizeidirektor ein. Es hat fast den Anschein, als ob die deutsche Bevölkerung dieses Staates und mit ihr die Partei, zu der sich mehr als 70% der deutschen Bevölkerung bekennen, außerhalb des Gesetzes stünden, also vogelfrei seien. Wir sind überzeugt, daß der Polizeidirektor und der Staatsanwalt in Mähr. Ostrau sehr wohl die Strafgesetzwidrigkeit des von der Čechischen Nationalsozialistischen Partei affichierten Plakates erkannten, daß aber keiner von beiden sich dazu ermannen konnte, dem die öffentliche Meinung vergiftenden und das Strafgesetz mißachtenden Treiben der Funktionäre einer politischen Partei ein Ende zu bereiten. Die Politisierung unserer Staatsverwaltung ist derart weit fortgeschritten, daß jede Maßnahme, die der Staatsanwalt oder der Polizeidirektor in Mähr. Ostrau zum Schütze des Gesetzes und des öffentlichen Friedens vorgenommen hätten, zu ihren eigenen Ungunsten ausgeschlagen hätte. Beide Beamte hätten bei einer derartigen Maßnahme, die sie ja nur zur Rechtsdurchsetzung vorgenommen hätten, nicht nur um ihre Qualifikation, sondern sogar um ihre Dienststelle fürchten müssen. Dies ist der einzige Grund, der beide Beamte von einem Einschreiten zurückhielt.
Es steht schlecht um das Ansehen eines Staates, und noch schlechter um das Wohl seiner Bevölkerung, wenn sich Staatsbeamte aus Sorge um ihre Existenz dem Diktate einer Partei, deren Vertreter in der Regierung sitzen, beugen müssen.
Nicht nur die deutsche Bevölkerung, sondern auch die čechische Bevölkerung wird letzten Endes jedwedes Vertrauen, das sie bisher in die unparteiische Führung der Staatsgeschäfte gesetzt hat, verlieren müssen. Die wichtigste Aufgabe eines Vielvölkerstaates, wie ihm die Čecho-slovakische Republik darstellt, ist es, das ungestörte und friedliche Nebeneinanderleben der Nationen dieses Staates durch eine Staatsverwaltung, die den Gedanken der höchsten Gerechtigkeit weitmöglichst verwirklicht, zu garantieren. Es ist Tatsache, daß die Verwaltung dieses Staates infolge ihrer Politisierung auch von Tag zu Tag mehr die Fähigkeit verliert, das friedliche und gerechte Zusammenleben der Völker dieses Staates zu gewährleisten und damit die Probleme zu lösen, die dem čechoslovakischen Staate bei seiner Entstehung in die Wiege gelegt wurden. Das Verhalten des Polizeidirektors und des Staatsanwaltes in Mähr. Ostrau ist symptomatisch für den Zustand der Čechoslovakischen Staatsverwaltung. Es ist Aufgabe der Regierung, den unter der Diktatur von politischen Parteien stehenden Staatsbeamten wieder die Freiheit ihres Handelns zurückzugeben.
Wir stellen daher an den Herrn Vorsitzenden der Regierung nachfolgende Anfragen:
1. Sind Sie bereit, gegen die verantwortlichen Leiter der Polizeidirektion sowie der Staatsanwaltschaft in Mährisch Ostrau sofort die Untersuchung einzuleiten und die Gründe ihres Nichteinschreitens in der vorliegenden Angelegenheit klarzustellen?
2. Sind Sie bereit, dafür zu sorgen, daß die Funktionäre der Čechischen Nationalsozialistischen Partei ihre maßlosen Hetzereien und Pauschalverdächtigungen gegen die deutsche Bevölkerung dieses Staates sowie gegen die Sudetendeutsche Partei nicht mehr ungestraft in aller Öffentlichkeit betreiben dürfen?
3. Sind Sie bereit, dafür zu sorgen, daß die Politisierung der öffentlichen Verwaltung beseitigt und die Staatsbeamten vom Diktate der politischen Parteien befreit werden?
Prag, den 23. Juni 1936.
Ing. Mayr, Keil,
Michler, Liehm, Wilhelm Müller, Enhuber, Schösser, Schmidt, JTrank, Ing. Löhnert, Garlik, Krczal, Dr. Tischer.
Překlad ad 262/7.
Interpelace
senátora V. Patzaka
na pana ministra vnitra
stran protizákonného postupu okresního úřadu ve Dvoře Králové n. L.
Okresní vedení sudetskoněmecké strany ve Dvoře Králové n. L. chtělo dne 1. května 1936 pořádati v městysi Žírči v sále hostince Kafkova, tedy v kryté místnosti, svůj obvyklý májový projev, kterého se chtěli zúčastniti členové sudetskoněmecké strany okresu Dvůr Králové n. L. Okresní vedoucí sudetskoněmecké strany oznámil včas okresnímu úřadu ve Dvoře Králové n. L. zamýšlený májový projev. Při dotazu prohlásil referent okresního úřadu ve Dvoře Král. n. L., dr Vodák, jednateli sudetskoněmecké strany ve Dvoře Králové n. L., že pořádání májového projevu sudetskoněmecké strany v městysi Žírči nemůže vzíti na vědomí. Dotázán po příčině, poukázal dr Vodák na článek ve "Večerním českém slově" ze dne 22. dubna 1936. Sdělujeme zde obsah tohoto článku
"Večerního českého slova" v německém překladě a v českém původním znění:
"Anfrage an die Bezirksbehörde in Königinhof. Der Henleinpartei wurde eine öffentliche Kundgebung bewilligt?
Es wurde uns mitgeteilt, daß die Bezirksbehörde Königinhof a. E. der Henleinpartei für den 1. Mai eine öffentliche Kundgebung im Marktflecken Schurz bewilligt hat. Wir wollen dies nicht glauben. Deshalb fragen wir den Bezirkshauptmann, Regierungsrat Pacovský, was daran wahr ist. Es kann doch nicht zugelassen werden, daß auf diese Art die starke cechische Minderheit in Schurz, welche 42% der Bevölkerung bildet, und mit ihr die ganze cechische Umgebung von Schurz provoziert wird. Unter den Deutschen im Königinhofer Gebiete wird sogar die Nachricht verbreitet, daß auf dieser Kundgebung Henlein sprechen soll. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, doch beunruhigt es die Bevölkerung. Die Henleinpartei hat durch ihre fortwährenden Provokationen auf die demokratischen Rechte verzichtet. Wenn sie ihr trotzdem gewährt würden, so wäre dies eine gefährliche Provokation der gesamten Bevölkerung im Königinhofer Gebiete."
"Dotaz okresnímu úřadu ve Dvoře Králové. Henleinově straně povolen veřejný projev?
Bylo nám oznámeno, že okresní úřad ve Dvoře Králové n. L. povolil na den 1. května Henleinově straně SdP veřejný projev v městysi Žírči. Nechceme tomu věřit. Tážeme se proto okresního hejtmana, vlád. rady Pacovského, co je na tom pravdy? Nelze přece připustiti, aby tímto způsobem byla provokována silná česká menšina ží-rečská, čítající 42% obyvatelstva a s ní i celé české okolí. Mezi Němci na Královédvorsku dokonce se rozhlašuje, že na projevu má mluvit Henlein. Není to sice pravděpodobné, ale zneklidňuje to občanstvo. Henleinova strana se svými neustálými provokacemi odřekla demokratických práv; kdyby jí byla přes to poskytována, bylo by to nebezpečnou provokací všeho občanstva na Královédvorsku!"
Zástupcové sudetskoněmecké strany ohrazovali se co nejenergičtěji proti postupu okresního úřadu, který si šovinistický článek pražského bulvárního listu béře za podnět, aby nejsilnější německé straně okresu královédvorského vzal demokratické právo pořádati májovou oslavu v převážně německé obci.
Přes námitky setrval okresní úřad ve Dvoře Králové na svém zákazu. Na to podalo okresní vedení sudetskoněmecké strany novou žádost, ve které žádalo za povolení májové oslavy sudetskoněmecké strany v Choustníkovu Hradišti. Poznamenáváme, že Choustníkovo Hradiště vykazuje jen 25% ní českou menšinu. Na oznámení této schůze obdrželo okresní vedení sudetskoněmecké strany následující výměr okresního úřadu ve Dvoře Králové:
"Okresní úřad ve Dvoře Králové n. L.
Pan Václav Friebel v z. strany SdP., Nová Ves u Kočbeře.
Č.: 15.327,
dne 24./4. 1936.
Na základě § 6 zák. ze dne 15. listopadu 1867 č. 135 ř. z. nebere se konání oznámené zde veřejné schůze lidu dne 1. května 1936 o 1/23 hod. v Choust-níkově Hradišti podle předloženého programu na vědomí, poněvadž pořádání veřejné schůze, jejíž jednacím jazykem není jazyk státní, právě v památný den 1. května v obci národnostně smíšené a tudíž v národnostním ohledu obzvláště citlivé mohlo by, jak vysvítá také ze zpráv tisku, ohroziti veřejný pořádek a klidné spolužití obyvatelstva.
Proti pořádání schůze v obci s výhradně německým obyvatelstvem nebylo by námitek.
Zároveň zakazuje se vyvěšování plakátů podle předloženého vzoru.
Proti tomuto výměru možno do 15 dnů podati u okresního úřadu ve Dvoře Králové n. L. odvolání k zemskému úřadu v Praze. Popřípadné odvolání nemělo by však vzhledem k veřejnému naléhavému zájmu odkladného účinku.
Plakáty s programem a zmíněná zpráva novin se připojují. Okresní hejtman: Pacovský."
Když došel tento výměr, odebral ise senátor sudetskoněmecké strany Vinzenz Patzak k okresnímu hejtmanu Pacovskému a pokusil se odvrátiti okresní úřad od jeho nezákonného stanoviska. Okresní hejtman Pacovský prohlásil však roz-hodně, že konání májového projevu sudetskoněmecké strany v Choustníkově Hradišti nestrpí. (Sudetskoněmecké straně nezbylo tudíž nic jiného nežli konati májovou oslavu ve Vítkovicích.)
Vylíčené případy mluví jasnou řečí. Pražský český dvacetihaléřový list křičí do veřejnosti: "Kdyby se Henleinově straně poskytla demokratická práva, bylo by to nebezpečnou provokací všeho českého obyvatelstva na Královédvorsku!" Tato jen špatně zahalená výhrůžka orgánu nejvýš oficiósní státotvorné strany nevyrušila žádného státního zástupce z jeho klidu. Zdá se, že jsou doby, v nichž zrušen je § 493 trest, ř.; zdá se, že jsou také t. zv. demokratické orgány strany, které nerušeně smějí štváti proti německému obyvatelstvu tohoto státu a beztrestně podle libosti rušiti všeobecný mír, o který se státní správa přece jinak tak velice obává. Zákon na ochranu republiky zdá se býti podle mínění těchto štváčů mečem na jedné straně broušeným, jehož plné ostří se má obraceti vždy jen proti Němcům.
Nejpodivnější však jest, že okresní hejtman Pa-covský béře tento Slánek "Večerního Českého slova", jenž přímo křičí po trestním soudci, za podklad zákazu májové oslavy sudetskoněmecké strany. Nechceme míti za to, že se okresní hejtman Pacovský při svém úřadování vůči německému obyvatelstvu řídí podle protizákonných zásad správy, hájených v pražském večerním listě. Zůstává však smutná skutečnost, že okresní hejtman v řádcích pobuřujícího článku "Večerního českého slova" spatřoval diktát vládní strany, o kterém se domníval, že se mu musí bezpodmínečně podříditi. Městys Žireč vykazuje většinu alespoň 55% Němců; tu má to býti provokací českého obyvatelstva, když disciplinovaní členové sudetskoněmecké strany v uzavřeném sále hostince chtějí pořádati svou májovou oslavu?
Co by asi učinil okresní hejtman v Nejdku a prokurátor v Chebu, kdyby se německý list chtěl odvážiti májový projev českých stran, který tyto strany pořádají v území z 99% německém, označiti za provokaci této 99% silné německé většiny obyvatelstva tohoto okresu? Oba státní úředníci by s pozoruhodnou rychlostí a ostrostí zakročili proti tomuto listu a postavili májový projev těchto českých stran pod zvláštní ochranu exekutivy. Stojí okresní hejtman snad na stanovisku, že s českým obyvatelstvem tohoto státu dlužno jednati demokraticky, s německým obyvatelstvem však autoritativně a absolutisticky? Pak zdá se nám, že okresní hejtman jest ovšem jen velmi nedostatečně prodchnut osvědčenými zásadami demokracie!
Nemá-li vážnost státu neustále klesati, pak musí se snažiti, aby své úředníky přiměl k úřadování, které odpovídá znění a duchu naší ústavy. Státu mnoha národů, jehož orgánové vždy a všude jednají v duchu nejpřísnější ústavnosti a největší nestrannosti, žádný z jeho národů nebude moci odepříti vážnost.
Tážeme se pana ministra:
1. Jste ochoten okresního hejtmana okresního úřadu ve Dvoře Králové n. L. pro jeho protiústavní postup proti sudetskoněmecké straně vzíti k odpovědnosti?
2. Jste ochoten s veškerou přísností zákona zakročiti proti takovým novinám a vlivům, jež členům sudetskoněmecké strany chtějí odpírati právo na demokratická zařízení?
3. Jste ochoten pečovati o to, aby ústavou zaručené právo svobody shromažďovací platilo nejen pro Čechy, nýbrž také pro členy sudetskoněmecké strany?
V Praze dne 22. června 1936.
Patzak,
Stellwag, Keil, dr Tischer, Pfrogner, ing. Weller, Frank, ing. Mayr, Liehm, Michler, Krommer, Schmidt.
262/7 (původni znění).
Interpellation
des Senators Vinzenz Patzak
an den Herrn Minister des Innern
wegen gesetzwidrigen Vorgehens der Bezirksbehörde Königinhof an der Elbe.
Die Bezirksleitung der Sudetendeutschen Partei in Königinhof an der Elbe wollte am 1. Mai 1936 in Markt-Schurz im Saale des Gasthauses Kafka, also in einer gedeckten Räumlichkeit, ihre übliche Maikundgebung, an der sich die Mitglieder der Sudetendeutschen Partei des Bezirkes Königinhof an der Elbe beteiligen wollten, abhalten. Der Bezirksleiter der Sudetendeutschen Partei hatte rechtzeitig der Bezirksbehörde in Königinhof a. E. die beabsichtigte Maikundgebung angezeigt. Gelegentlich einer Anfrage erklärte der Referent der Bezirksbehörde Königinhof a. E., Dr. Vodák, dem Geschäftsführer der Sudetendeutschen Partei in Königinhof a. E., daß er die Veranstaltung der Maikundgebung der Sudetendeutschen Partei in Markt-Schurz nicht zur Kenntnis nehmen könne. Nach dem Grunde befragt, wies Dr. Vodak auf einen Artikel im "Večerní České slovo" vom 22. April 1936 hin. Wir geben nachstehend den Inhalt dieses Artikels des "Večerní České slovo" in deutscher Übersetztung und im čechischen Originaltext bekannte
"Anfrage an die Bezirksbehörde in Königinhof. Der Henleinpartei wurde eine öffentliche Kundgebung bewilligt?
Es wurde uns mitgeteilt, daß die Bezirksbehörde Königinhof a. E. der Henleinpartei für den 1. Mai eine öffentliche Kundgebung im Marktflecken Schurz bewilligt hat. Wir wollen dies nicht glauben. Deshalb fragen wir den Bezirkshauptmann, Regierungsrat Pacovský, was daran wahr ist. Es kann doch nicht zugelassen werden, daß auf diese Art die starke čechische Minderheit in Schurz, welche 42% der Bevölkerung bildet, und mit ihr die ganze čechische Umgebung von Schurz provoziert wird. Unter den Deutschen im Königinhofer Gebiete wird sogar die Nachricht verbreitet, daß auf dieser Kundgebung Henlein sprechen soll. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, doch beunruhigt es die Bevölkerung. Die Henleinpartei hat durch ihre fortwährenden Provokationen auf die demokratischen Rechte verzichtet. Wenn sie ihr trotzdem gewährt würden, so wäre dies eine gefährliche Provokation der gesamter Bevölkerung im Königinhofer Gebiete."
Die Vertreter der Sudetendeutschen Partei verwahrten sieh energischstens gegen das Vorgehen der Bezirksbehörde, die den chauvinistischen Artikel eines Prager Boulevardsblattes zum Anlasse nimmt, der stärksten deutschen Partei des Bezirkes Königinhof das demokratische Eecht der Veranstaltung einer Maifeier in einer überwiegend deutschen Gemeinde zu rauben.
Trotz der Vorhaltungen beharrte die Bezirksbe-hörde Königinhof auf ihrem Verbote. Daraufhin brachte die Bezirksleitung der Sudetendeutschen Partei ein neuerliches Gesuch ein, in welchem um Genehmigung der Maifeier der Sudetendeutschen Partei in Gradlitz angesucht wurde. Wir bemerken, daß Gradlitz lediglich eine 26% ige cechische Minorität aufweist. Auf diese Versamm-lungsanzeige hin erhielt die Bezirksleitung der Sudetendeütschen Partei nachfolgenden Bescheid der Bezirksbehörde Königinhof:
"Okresní úřad ve Dvoře Králové n. L.
Pan Václav Friebel v z. strany SdP, Nová Ves u Kočbeře.
Zahl: 15327.
Dne 24. IV. 1936.
Auf Grund des § 6 des Ges. vom 15. XL 1867
Zl: 135 RGB1. wird die Abhaltung der hier angemeldeten öffentlichen Volksversammlung am 1. Mai 1936 um 1/23. Uhr in Gradlitz nach dem vorgelegten Programme nicht zur Kenntnis genommen, weil die Veranstaltung einer öffentlichen Versammlung, deren Verhandlungssprache nicht die Staatssprache ist, gerade am Gedenktage den 1. Mai in einem national gemischten und daher in nationaler Hinsicht besonders empfindlichen Ort im Stande wäre, wie auch aus Pressemeldungen hervorgeht, die öffentliche Ordnung und das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung zu gefährden.
Gegen die Abhaltung der Versammlung in einem Orte mit ausschließlich deutscher Bevölkerung wären keine Einwendungen. "Gleichzeitig wird das Anschlagen der Plakate nach dem vorgelegten Muster untersagt.
Gegen diesen Bescheid kann innerhalb 15 Tagen bei der Bezirksbehörde in Königinhof a. E. die Berufung an die Landesbehörde in Prag eingebracht werden. Eine eventuelle Berufung hätte jedoch im Hinblicke auf das öffentliche dringende Interesse keine aufschiebende Wirkung.
Die Plakate mit Programm und die erwähnte Zeitungsnotiz werden beigeschlossen. Okresní hejtman Pacovský."
Nach Eintreffen dieses Beseheides begab sich der Senator der Sudetendeutschen Partei Vinzenz Patzak zu dem Bezirkshauptmanne Pacovský und versuchte, die Bezirksbehörde von ihrem ungesetzlichen Standpunkte abzubringen. Der Bezirks-hauptmann Pacovsky erklärte aber dezidiert, daß er die Abhaltung einer Maikundgebung der Sudetendeutsehen Partei in Gradlitz nicht dulden werde. (Der Sudetendeutschen Partei blieb daher nichts anderes übrig, als die Maifeier in Wöls-dorf abzuhalten.)
Die geschilderten Vorfälle sprechen eine deutliche Sprache. Ein Prager čechisches Zwanzighellerblatt schreit in die Öffentlichkeit: "Wenn der Henleinparlei die demokratischen Rechte gewährt würden, wäre dies eine gefährliche Provokation der gesamten cechischen Bevölkerung im Königinhofer Gebiet." Diese nur schlecht verhüllte Drohung des Sprachrohres einer höchst offiziösen staatsbildenden Partei hat keinen Staatsanwalt aus seiner Ruhe emporgeschreckt. Es seheint Zeiten zu geben, in denen der § 493 ST. P. O. außer Kraft gesetzt ist; es scheint auch sogenannte demokratische Parteiorgane zu geben, die unangefochten gegen die deutsche Bevölkerung dieses Staates hetzen und ungestraft je nach Belieben den allgemeinen Frieden, um den die Staatsverwaltung ja sonst so sehr besorgt ist, stören dürfen. Das Gesetz zum Schütze der Republik scheint nach der Meinung dieser Hetzer ein einseitiges Schwert zu sein, dessen volle Schärfe sich immer nur gegen Deutsche zu richten hat.
Am absonderlichsten aber ist es, daß der Bezirkshauptmann Pacovsky diesen nach dem Strafrichter geradezu schreienden Artikel des "Večerní České Slovo" zur Grundlage des Verbotes der Maifeier der Sudetendeutschen Partei nimmt. Wir wollen nicht annehmen, daß der Bezirkshauptmann Pacovský sich in seiner Amtsführung gegenüber der deutschen Bevölkerung nach den gesetzwidrigen Verwaltungsgrundsätzen richtet,
"Dotaz okresnímu úřadu ve Dvoře Králové. Henleinově straně povolán veřejný projev?
Bylo nám oznámeno, že okresní úřad ve Dvoře Králové n. L, povolil na den 1. května Henleinově straně SdP. veřejný projev v městysi Žírči. Nechceme tomu věřit. Tážeme se proto okresního hejtmana, vlád. rady Pacovského, co Je na tom pravdy? Nelze přece připustiti, aby tímto způsobem byla provokována silná česká menšina ží-recká, čítající 42% obyvatelstva a s ní i celé české okolí. Mezi Němci na Královédvorsku dokonce se rozhlašuje, že na projevu má mluvit Henlein. Není to sice pravděpodobné, ale zneklidňuje to občanstvo. Henleinova strana se svými neustálými provokacemi odřekla demokratických práv; kdyby jí byla přes to poskytována, bylo by to nebezpečnou provokací všeho občanstva na Královédvorsku!"
Die in einem Prager Abendblatte vertreten werden. Es besteht aber die traurige Tatsache, daß der Bezirkshauptmann in den Zeilen des aufreizenden Artikels des "Večerní České Slovo" das Diktat einer Regierungspartei erblickt hat, dem er sich unbedingt unterzuordnen glauben mußte. Markt-Schurz weist eine Mehrheit von mindestens 55% Deutschen auf; da soll es eine Provokation der čechischen Bevölkerung sein, wenn die disziplinierten Mitglieder der Sudetendeutschen Partei in einem geschlossenen Saale eines Gasthauses ihre Maifeier veranstalten wollen? Was würde der Bezirkshauptmann von Neudek und der Prokurator in Eger wohl tun, wenn ein deutsches Blatt sich erkühnen wollte, die Maikundgebung čechischer Parteien, die diese in einem zu 99% deutschen Gebiete veranstalten, als Provokation dieser 99% starken deutschen Bevölkerungsmehrheit dieses Bezirkes zu bezeichnen? Beide Staatsbeamte würden mit einer beachtenswerten Schnelligkeit und Schärfe gegen diese Zeitung einschreiten und die Maikundgebung dieser čechischen Parteien unter den besonderen Schutz der Exekutive stellen.
Steht der Bezirkshauptmann vielleicht auf dem Standpunkte, daß die čechische Bevölkerung dieses Staates demokratisch, die deutsche Bevölkerung jedoch autoritär und absolutistisch zu behandeln ist? Dann scheint uns der Bezirkshauptmann allerdings nur sehr mangelhaft von den bewährten Grundsätzen der Demokratie durchdrungen zu sein!
Soll die Achtung des Staates nicht ständig sinken, so muß er darnach trachten, seine Beamten zu einer Amtsführung zu verhalten, die dem Wortlaute und dem Geiste unserer Verfassung entspricht. Einem Vielvölkerstaate, dessen Organe immer und überall im Geiste strengster Verfas-sungsmässigkeit und größter Unparteilichkeit handeln, wird keines seiner Völker die Achtung versagen können.
Wir richten an den Herrn Minister die nächstehenden Anfragen:
1. Sind Sie bereit, den Bezirkshauptmann der Bezirksbehörde Königinhof a. E. wegen seines verfassungswidrigen Vergehens gegen die Sudetendeutsche Partei zur Rechenschaft zu ziehen?
2. Sind Sie bereit, gegen jene Zeitungen und Einflüsse, die den Mitgliedern der Sudetendeutschen Partei das Recht auf die demokratischen Einrichtungen absprechen wollen, mit der ganzen Schärfe des Gesetzes einzuschreiten?
3. Sind Sie bereit, dafür zu sorgen, daß das verfassungsmässig gewährleistete Recht der Versammlungsfreiheit nicht nur den čechen sondern auch den Mitgliedern der Sudetendeutschen Partei zugute kommt?
Prag, am 22. Juni 1936.
Patzak,
Stellwag, Keil, Dr. Tischer, Pfrogner, Ing. Weller, Frank, Ing. Mayr, Liehm, Michler, Krommer, Schmidt.