Støeda 1. prosince 1920

Ein sozial-demokratischer Redner hat nach Zeitungsberichten jetzt gesagt: Dort sind 40 % der russischen Bevölkerung in der Kriegszeit und Nachkriegszeit hingestorben, hingehungert und hingemordet worden. Und was tut der Völkerbund, um seine Ideen von Humanität doch eigentlich auch ein bißchen zur Ausführung zu bringen? Und in Irland ist etwas Ähnliches der Fall. Es ist himmelschreiend, was gegen das irische Volk von Seite Englands getan wird. Ich möchte diesbezüglich nur hinweisen auf den Hirtenbrief, den die irischen Bischöfe wie ein zweiter Paulus und Ambrosius erlassen haben. Es ist sehr instruktiv, diesen Hirtenbrief zu lesen und man wird ein Urteil bekommen über die Entsetzlichkeiten, die gegen die Iren vollzoigen werden. Sehen Sie, es ist ganz eigentümlich, da von Humanität zu sprechen. Ich möchte also sagen, es solle der Staat über dem Glanz, daß er an der Völkerbundtagung teilnimmt, nicht die reale Wirklichkeit vergessen und die reale Wirklichkeit ist, wie schon ein Vorredner, mein Namensvetter Feyerfeil, ausgeführt hat, die folgende: Sehen Sie, ích sage nicht, der Staat liegt, wie man fast sagen könnte, im deutschen Volk drinnen, aber er ist rings vom deutschen Volk umgeben, im Norden von Millionen des deutschen Volkes und im Westen und Süden genau so. Es ist einmal so Ihre kulturelle Lage und die geographische Lage zwingen Sie, wenn Sie dem Staat für die Dauer Bestand geben wollen, sich nach Deutschland zu orientieren.

Sie müssen ja nicht mit den bisherigen Schützlingen in Feindschaft kommen. Sie werden aber nichts ändern an der geographischen Lage. Die Moldau fließt nun einmal nordwärts in die Elbe und die Elbe ni mmt den Riesenlauf durch das deutsche Gebiet in das deutsche Meer. Solche Begebenheiten, wie wir sie in den letzten Wochen erlebt haben und wie sie von Teplilz aus vielleicht den Anfang genommen haben, hindern, daß eine deutsche Orientierung in Aufrichtigkeit eintritt. Sehen Sie, unsere Redner bei der allgemeinen Debatte für den Voranschlag haben sicher, wie das auch von èechischer Seite wiederholt anerkannt worden ist, sehr milde gesprochen, ich möchte sagen, ohne mir ein Urteil über jemanden zu erlauben, sie haben gesprochen: Suaviter in modo, fortiter in re; sie haben schließlich alles gesagt, was sie sagen wolten, aber so suaviter. Mir liegt das nicht, aber ich möchte sagen, wir werden warten, was wir für eine Antwort bekommen. Das ist jedenfalls ein Unsinn, wenn aus diesen Reden vielleicht gefolgert wird, die deutschen Parteien, der Deutsche parlamentarische Verband wollte in eine Regierung eintreten. Das ist etwas derartiges, daß man nicht mehr darüber reden muß. Aber ich möchte sagen, meine Herren, so lange z. B. diese Geschäftsordnung hier in diesem Hause besteht, so lange die Sprachenverordnung in diesem Hause und in den Ausschüssen so beobachtet wird wie bisher, so lange solche Gesetze möglich sind wie z. B. das Kriegsanleihegesetz, während Sachen, wie die Drosselung der deutschen Schulen andauern, so lange ist eine Orientierung nach der deutschen Seite natürlich nicht nur nicht eingetreten, sondern, wenn Sie auch wollten, wenn Sie nicht ablassen von diesen Sachen, wäre sie auch unmöglich.

Ich will enden, um die kurze Redezeit nicht zu überschreiten. Nur so viel will ich noch sagen: Wir können zu der Regierung kein Vertrauen haben, wir werden darum nicht für den Staatsvoranschlag stimmen. Aber nichtsdestoweniger will ich das Wort des Ministerpräsidenten in sei ner Erklärung herausgreifen; er hat gesagt, die Regierung steht auf dem Standpunkte, die gesetzlichen Bestimmungen gegen jedermann anzuwenden und jedermann, der schuldig ist für diese Vorgänge, zur Verantwortung zu ziehen. Das war ein Wort, aber vielleicht war es auch nur leerer Schall. Ja, wir verlangen, die gesetzlichen Bestimmungen dieses Staates müssen für jedermann gelten und jedermann muß für die Übertretung derselben zur Verantwortung gezogen werden. Dann wird es der Fall sein, daß wir nicht immer bloß die Leidenden sind. Schließlich haben wir auch Rechte und die müssen auch zur Geltung kommen. (Souhlas nìm. poslancù.)

4. Øeè posl. dr. Lelleye (viz str. 744. protokolu):

Hölgyeim és uraim! Amikor utolsó alkolammal szóltam erröl a helyröl, szavaimat magyar anyanyelvemen kezdtem, majd azért, hogy megértessem magam, szlovák nyelven folytattam. Akkor is pénzügyi kérdésröl volt szó, ma is és hogy ha ma követendö ugyanezen eljárásomat hasonlóképen indokolom, ehhez az indokhoz még hozzáfüzöm azt, ami szoros összefüggésben áll annak a pártnak politikai helyzetében beállott változással, mely párthoz tartozni szerencsém van.

Tudjuk hogy a választásokon a keresztény-szocialista pártra Szlovenszkón csupán a magyar és német nemzethez tartozó választók szavaztak. (Hlas: Sok szlovák is szavazott!) Lehetséges, hogy szlovák is volt köztük, de én nem igen tudok sokról. Valószinü, hogy az emlitett ténybeli alapon neveztetett el itt - nem is a parlamentben hanem annak folyósóján - a mi pártunk "Magyar-német keresztény-szocialista párt" - nak.

Szükségtelen rámutatnom, hogy ez az elnevezés elvileg nem helytállo, nem is felel meg a helyes álláspontnak, mert hiszen aki tudja, hogy mi az keresztényszocialista, annak tudnia kell azt, hogy ez nem lehet nemzeti, hanem nemzetközi. Igy az akkori téves, a párt alapszabályaival is meröben ellenkezö elintézés inkább csak a választás tényének a jelzése akart lenni, de semmiképen sem az elvi álláspontnak. (Hlas: Maguk nem keresztény-szoclalisták, hanem magyarok!) Vagyunk annyira keresztények és annyira szocialisták, mint egyesek azok közül az urak közül, akik itt közbeszólnak. (Posl. Tománek: Vy tu hovorte po slovensky! Vy ste z Nitry! Èo máte èo robi medzi Slovákmi, keï maïársky diškurujete. Nevydávajte sa za Slováka medzi Slovákmi!)

Sohasem titkoltam el, hogy magyar vagyok. Önök, kik itt ülnek, még néhány esztendövel ezelött magyaroknak vallották magukat. Ha az urak azt hiszik, hogy az ilyen dolgokkal a célnak szolgálnak, ugy meg vagyok gyözödve, hogy nagy tévedésben vannak. Azt akarom épen Tománek képviselö-társamnak megmagyarázni és leszögezni, hogy miért akarok szlovák nyelven beszélni.

Az a változás, mely a párt kebelében beállott, részben indoka annak, hogy beszédemet szlovákul fogom folytatni. A változás pedig az, hogy az ezen az oldalon felhangzott fájdalom-kiálltást észrevette a keresztény-szocialista párthoz a közelmultban tartozott szlovákok számottevö része, kik ezután hozzánk csatlakoztak. Amikor beszédemet, a költségvetéshez szólva, szlovák nyelven folytatom, nem azért teszem ezt, hogy csupán megértessem magam, hanem azért is, hogy tanujelét adjak annak, hogy a keresztény-szocialista párt a magyar és német választók által megválasztott képviselöi oly kérdésekben, melyek immár az egész pártot, tekintet nélkül a nemzeti hovatartozásra, érintik, a szlovákság érdekét is akarja és fogja képviselni. (Místopøedseda inž. Botto pøevzal pøedsednictví.) Nem szabad, hogy megtörténjék az, hogy Szlovenszkón a két keresztény-szocialista párt verekedjen egymással, mivel vannak oly területek, melyeken mindkét pártnak elég munkája akad és amely oly módon kiegyenlithetö, mely mód megfelel azoknak az elveknek, melyeket önök is vallanak. (Øeèník pokraèuje slovensky.)

5. Øeè posl. Zierhuta (viz str. 750. protokolu):

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn nicht der Staatsvoranschlag für das Jahr 1921 Veranlassung gegeben hätte, zur Frage der Bodenreform Stellung zu nehmen, so hätte es zweifellos die Rede meines Herrn Vorredners getan.

Ich will zunächst auf den Staatsvoranschlag selbst und zwar auf das Kapitel des Bodenamtes und derBodenreform eingehen. Die karg bemessene Redezeit gestattet mir allerdings nicht, die Bodenfrage, die von so grundlegender Bedeutung ist, näher zu behandeln, und so muß ich mich denn nur auf einiges weniges beschränken. Die staatsfinanzielle Seite, die im Voranschlage in wenigen nackten Ziffern ausgedrückt ist, ist eigentlich eine sehr einfache, wenn auch hinter diesen kargen Ziffern schwerwiegende und weittragende Maßnahmen stehen. Im Voranschlage sind für das Bodenamt und zwar für die Zentralverwaltung an Ausgaben vorgesehen rund 6 1/4 Millionen, für Außenstellen rund 2 1/2 Millionen, das ist zusammen rund 8 1/2 Millionen K. An Einnahmen steht dagegen nur ungefähr eine Drittel Million gegenüber. Die Durchführung der Bodenreform selbst sieht an Auslagen 125 3/4 Millionen Kronen, an Einnahmen dagegen rund 135 1/2 Millionen vor, somit einen Überschuß von etwa 10 Millionen Kronen, wovon also die Kosten des Bodenamtes gedeckt und noch ein kleiner Überschuß für die Staatskasse erübrigt werden kann. Aus den Erläuterungen, die dazu im Voranschlage gegeben werden, geht hervor, daß das Bodenamt davon ausgeht, daß im Jahre 1921 Boden zum Übernahmspreise von 200 Millionen Kronen übernommen werden soll, und zwar nach und nach fortschreitend. Diesen übernommenen Boden gedenkt das Bodenamt zu 1/3 gegen Barzahlung zuzuteilen, ein weiteres Drittel soll auf Kredit zugeteilt und der Rest in Pacht gegeben werden.

Der Zuteilungspreis wird um 33 %, d. h. um 1/3 höher sein als der Übernahmspreis. Die Bodenanwärter müssen daher den ihnen zugeteilten Boden um 1/3 höher bezahlen als ihn das Bodenamt übernimmt.

Soviel kostet also die Bodenreform die mit Land zu beteilende Bevölkerung und wenn ich darauf verweise, daß die Durchführung des Kleinpächtergesetzes einen Aufwand von nur wenigen Prozenten, höchstens von 5 % erforderlich machte, womit eine Fläche von ungefähr 160.000 ha Boden in das Eigentum der Pächter überführt worden ist, so haben wir einen Maßstab dafür, wie die Bodenreform, die durch das Bodenamt durchgeführt wird, verteuert wird, und daß der ungemein hohe Aufschlag von 33 % kaum gerechtfertigt zu werden vermag. Und auf wessen Kosten geht dieser Aufschlag? Es sind wieder die ärmsten breiten Schichten der Landbevölkerung, vielfach arme Kriegsverletzte und Kriegerwitwen, die diese Rechnung des Bodenamtes zu bezahlen haben werden. Mehr kann aus dem Voranschlage und aus den dazu gegebenen Erläuterungen nicht entnommen werden.

Für die Staatsfinanzen an und für sich mag es ja sehr beruhigend sein, daß das Bodenamt und die Durchführung der Bodenreform keiner Bedeckung bedarf, daß daraus sogar für die Staatsfinanzen ein kleiner Uberschuß verbleibt. Vom volkswirtschaftlichen und insbesondere vom Standpunkte der Privatwirtschaft können uns diese nackten vielsagenden Ziffern und kurzen Erläuterungen keinesfalls genügen.

Die èechoslovakische Bodenreform gründet sich auf sieben Gesetze. Das erste Gesetz war das Gesetz über die Beschlagnahme des großen Grundbesitzes. Dieser Beschlagnahme unterliegen nach diesem Gesetze alle Grundbesitze, die über 150 Hektar landwirtschaftlichen, bzw. 250 Hektar Boden überhaupt ausmachen. Es wurde keine Rücksicht genommen auf die Lage, es wurden auch der landwirtschaftliche und der forstwirtschaftliche Besitzstand miteinander vermengt. Zweck der Beschlagnahme war angeblich die Durchführung der Bodenreform. Das Bestreben jedoch war, die Machtmittel, welche im großen Grundbesitz gelegen sind, für die Staatspolitik in die Hände zu bekommen. Es geht das insbesondere aus dem Bodenzuteilungsgesetz hervor, wo ausdrücklich gesagt ist, daß nur jener übernommene Boden zugeteilt wird, welchen der Staat nicht selbst behält. Die einzige bisherige vernünftige Maßnahme zur Durchführung einer zeitgemäßen Bodenreform bildet zweifellos das Kleinpächtergesetz. Das Kleinpächtergesetz ist aber viel zu eng gezogen, es ist die Durchführung den Gerichten übertragen worden, welche ohnedies mit Arbeit überhäuft sind, sodaß dieses Gesetz nach fast zwei Jahren noch nicht vollständig zur Durchführung gelangen konnte. Ein wesentlicher Fehler ist auch dadurch geschehen, daß im Kleinpächtergesetz auch gleichzeitig die Zinsgründlerfrage behandelt wird, das heißt, die Zinsgründler sind unter dieselben Bedingungen gestellt worden, wie die langjährigen Kleinpächter.

Wenn man aber berücksichtigt, daß die Zinsgründler den Boden, den sie derzeit bearbeiten und bewirtschaften, nicht Jahrzehnte, sondern schon Jahrhunderte bearbeitet und bewirtschaftet haben, daß sie diesen Boden urbar gemacht, erträgnisreich gemacht haben, so ist es klar, daß diese Zinsgründler nicht auf die gleiche Linie zu stellen sind mit den, wenn auch langjährigen Kleinpächtern. Aber auch in Bezug auf das Ausmaß hat das Kleinpächtergesetz Mängel. Es ist dort ganz willkürlich ein Ausmaß von 8 ha festgesetzt worden, wieder ohne Rücksicht zu nehmen auf die Lage und Beschaffenheit des Bodens und insbesondere sind es unsere deutschen Randgebiete, ist es der Böhmerwald, wo dieses Ausmaß entschieden viel zu gering ist, und tatsächlich hat sich bei der Durchführung gezeigt, daß die Zinsgründler vielfach nicht einmal ihren ganzen Boden zugewiesen erhalten können. Wesentlich ist es auch für die deutschen Randgebiete, daß nicht nur die rein landwirtschaftlichen Flächen in das Kleinpächtergesetz einbezogen worden, sondern auch die Weideflächen. Durch das Kleinpächtergesetz sind ungefähr 160.000 ha in den Eigenbesitz ihrer Bebauer überführt worden.

Durch das Bodenzuteilungsgesetz ist nun bestimmt, auf welche Art der beschlagnahmte und vom Staat übernommene Boden zugeteilt werden soll. Und da ist insbesondere angeführt, in welcher Reihenfolge diese Zuteilung vorgenommen werden soll. Nach diesen gesetzlichen Bestimmungen haben zunächst die Legionäre den ersten Anspruch, dann kommen die Angehörigen der bewaffneten Macht der Èechoslovakei, ferner die Hinterbliebenen nach Legionären und nach diesen kommen ferner die Kriegsinvaliden und Hinterbliebenen nach Kriegsgefallenen, weiter die Genossenschaften, die sich aus diesen Personen und Gruppen zusammenstellen, ferner die landwirtschaftlichen und Verbrauchsgenossenschaften, Gemeinden, öffentliche Verbände und schließlich die wissenschaftlichen, humanitären und allgemein nützlichen Anstalten. Bezüglich der einzelnen Personen nach Berufsgruppen ist im Zuteilungsgesetz ausgeführt, daß in erster Linie der übernommene Boden zugeteilt wird an kleine Bauern zur Ergänzung ihres Besitzes, weiters an Häusler, an Kleingewerbetreibende, an land- und forstwirtschaftliche Angestellte und schließlich an Grundbesitzlose. Schon die Reihenfolge, wie dieser Boden zugeteilt wird gibt uns den Vorgeschmack, wie und in welchem Sinne die Bodenreform zur Durchführung gelangen soll. Wir müssen daran festhalten, daß für die Bodenbewerber in erster Linie die fachliche Eignung, das heißt die Eignung für eine sachkundige Bewirtschaftung gegeben sein muß, wir müssen aber auch verlangen, daß diese Bodenbewerber fähig und gewillt sind, durch die eigene Mitarbeit den ihnen zugeführten Boden selbständig zu bewirtschaften, daß sie Lust und Liebe zur landwirtschaftlichen Arbeit besitzen und daß sie das ehrliche Streben haben, auch unter schwierigen Verhältnissen auf der ihnen zugeteilten Scholle auszuharren. Wir müssen auch fordern, daß, soferne die Gemeinden noch nicht über genügenden Grund und Boden verfügen, den Gemeinden ein Vorzugsrecht eingeräumt werde bei der Zuteilung. Nicht vergessen darf werden, daß für die landwirtschaftlichen Schulen Muster- und Beispielwirtschaften ins Leben gerufen werden. Wir verlangen im Zusammenhang mit der Bodenreform insbesondere die Errichtung von eigenen Grundverkehrskommissionen für die Kontrolle über den gesamten Grundverkehr, und nicht nur über den Grundverkehr, sondern auch für die Beschränkung der Einschuldung des landwirtschaftlichen Besitzes überhaupt. Sehr wichtig ist es, daß im Zuge der Bodenreform gleichzeitig auch die Grundzusammenlegung durchgeführt wird, im Interesse der Technik des Landbaues und der Hebung der Erzeugung. Bezüglich des Waldbesitzes stellen wir uns grundsätzlich gegen die Verstaatlichung. Es soll im Zuge der Bodenreform das Bedürfnis der Gemeinden nach Waldbesitz gestillt werden. Es soll, wo Bedarf nach Wald vorhanden ist, für die Bevölkerung vorsorge getroffen werden, aber im großen und ganzen sind wir unbedingt gegen die Verstaatlichung, schon vom volkswirtschaftlichen Standpunkt, aber auch vom Standpunkt der Finanzen aus.

Zur Durchführung der Bodenreform ist ein Bodenamt als Siedelungsbehörde geschaffen worden. Dem Bodenamt steht ein Präsident vor, ihm zur Seite, zur Oberaufsicht, ist ein Verwaltungsausschuß auf drei Jahre gewählt. Dieser Verwaltungsausschuß ist noch vom früheren Revolutionskonvente eingesetzt worden und hat diesen Revolutionskonvent überlebt. Das Bodenamt untersteht sonst unmittelbar dem Ministerrat, obzwar es kein Ministerium ist. Es ist aber auch keine einfache Behörde, es vereinigt in sich die Verwaltung und Rechtssprechung über den beschlagnahmten Boden und hat Machtbefugnisse, wie sie keinem Amte in diesem Staate eingeräumt worden sind. Es hat die größte Macht, ohne der gesetzgebenden Versammlung, ohne der Volksvertretung direkt verantwortlich zu sein. Wir müssen vor allem verlangen, daß das Parlament, die gewählte Volksvertretung, Einfluß gewinnt nicht nur auf die Durchführung der Bodenreform, sondern daß sie auch deren Durchführung kontrolliert.

Ein weiteres Bodengesetz ist das Gesetz über die Bewirtschaftung des beschlagnahmten Bodens. Dieses Gesetz ist eine natürliche Folge des überflüssigen Beschlagnahmegesetzes, denn es ist klar, daß derjenige Großgrundbesitzer, dem das Verfügungsrecht über seinen Boden genommen worden ist, nicht mehr jenen Eifer an den Tag legt, welcher notwendig ist für die richtige Bewirtscnaftung seines beschlagnahmten Besitzes. Als Ausfluß dieses Gesetzes sind dann die verschiedenen Aufsichtsmaßnahmen, beziehungsweise Verwaltungsmaßnahmen getroffen worden, als deren letzte Folge die Einsetzung der behördlichen oder Zwangsverwaltung ist. Diese behördlichen Verwaltungen sind ein Kapitel für sich. Mir ist es leider nicht möglich, auf dieses Kapitel, das sehr lohnend wäre, näher einzugehen. Diese behördlichen Verwaltungen sind leider nicht dazu da, um eine ordentliche Bewirtschaftung des beschlagnahmten Großgrundbesitzes sicherzustellen, sie dienen offensichtlich ganz anderen Zwecken. Wir sehen, daß auf den deutschen Großgrundbesitzen die deutschen Beamten und die deutschen Angestellten verjagt werden, daß an ihre Stelle unfähige Beamte gesetzt werden, die nicht vielleicht die geordnete Verwaltung dieser Großgrundbesitze im Dienste der Allgemeinheit und im Dienste des Staates vor Augen haben, sondern ganz anderen Rücksichten dienen. Während früher bei den meisten Großgrundbesitzen von einer geregelten Wirtschaftsführung gesprochen werden konnte, so können wir das fast ausnahmslos bei den behördlichen oder Zwangsverwaltungen nicht tun. Es ist nicht nur damit der Ertrag vermindert worden, ja die meisten Großgrundbesitze sind durch die Zwangsverwaltung im Ertrag wesenlich zurückgegangen, sie sind sogar unrentabel geworden. Es hat auch in diese Zwangsverwaltungen die Korruption Eingang gefunden und es darf uns nicht Wunder nehmen, da hier der Boden dazu wie geschaffen ist. Es ist notwendig, daß das Bodenamt in der allernächsten Zeit selbst einer Reform und zwar einer gründlichen Reform unterworfen wird Wir deutschen Volksvertreter müssen insbesondere verlangen, daß das deutsche Volk fernerhin von der Durchführung der Bodenreform nicht ausgeschlossen ist. Wir müssen verlangen, daß im Bodenamt eine entsprechende deutsche Vertretung eingesetzt werde und wir müssen insbesondere im Interesse der geregelten Bodenreform verlangen, daß das Bodenamt national sektioniert werde. Jede Bodenreform muß sich auf das Maß des Notwendigen und Ersprießlichen beschränken, wenn sie wahrhaft segensreich wirken soll. Sie darf nicht ins "Bodenlose" gehen. Es gibt eine Bodenreform in der Absicht auf das Bauwesen, es gibt eine Bodenreform in der Absicht auf die Land- und Forstwirtschaft. Für das Landvolk ist die landwirtschaftliche Innenbesiedelung das Wichtigste. Es soll damit die Stärkung einer gesunden Landbevölkerung erreicht werden und damit auch die Gütererzeugung gehoben werden. Wir müssen jedoch verhindern, daß im Zuge der Bodenreform eine neue Völkerwanderung entsteht, und müssen verlangen, daß in unserem Gebiet nur unseren heimischen Volksangehörigen die heimatliche Scholle zugewiesen werden darf, daß aber niemand leer ausgehen darf, der das Zeug in sich hat, ein praktischer Landwirt zu sein oder ein solcher zu werden. Das deutsche Volkstum, wie überhaupt jedes Volk, hat seine Kraft im heimatlichen Boden, den seine Vorfahren gerodet und urbar gemacht haben. Das deutsche Volk liebt seine Heimat und seinen Boden und würde zur Verzweiflung getrieben werden, wenn man auch nur versuchen würde, ihm ein Stück seines geliebten heimatlichen Bodens zu entziehen. Sie können vielleicht ungestört und ungestraft unsere Denkmäler zerstören, unser Schulwesen drosseln, aber das ganze deutsche Landvolk und mit ihm das deutsche Volk in seiner Gesamtheit würde wie ein Mann aufstehen, wenn man es wagen würde, unseren deutschen Heimatsboden unserem deutschen Volke zu entziehen. Ich möchte daher von hier aus heute die Regierung und die verantwortlichen Parteien in diesem Hause darauf aufmerksam machen, daß die èechoslovakischen Bodengesetze in dieser Hinsicht uns noch keine Sicherheit geben, sondern daß sie geradezu entgegengesetzten Bestrebungen Tür und Tor öffnen. Wir müssen in dieser Hinsicht Sicherungen verlangen, wir müssen verlangen, daß der nationale Besitzstand der deutschen Landwirtschaft in keiner Weise gesch mälert oder gestört werden darf. (Souhlas a potlesk nìmeckých poslancù.)

6. Øeè posl. Kaufmanna (viz str. 760. protokolu):

Hohes Haus! Wenn wir das Büchlein, das der Herr Landesverteidigungsminister die Freundlichkeit hatte, auf den Tisch des Hauses zu legen, in die Hand nehmen und die Schlußziffern seines Erfordernisses näher betrachten, so finden wir, daß er nur die nette Summe von 2368 Millionen Kronen verlangt. Wir können wirklich konstatieren, daß der Herr Minister für nationale Verteidigung sehr bescheiden ist. Denn währenddem die Löhne, die die Arbeiter seit dem vorigen Jahre auf ca. das Siebenfache gesteigert haben, währenddem die Warenpreise um das Hundertfache gestiegen sind, verlangt der Minister für nationale Verteidigung nur ungefähr das Doppelte, daß heißt, um 100 % mehr als im Vorjahre. Er verlangt nur den kleinen Betrag vom 1212 Millionen Kronen mehr. Der Herr Minister ist aber auch sonst ein sparsamer Herr. Er hat, wenn wir in die Schlußziffern der Personalbestände schauen, den Mannschaftsbestand, wahrscheinlich aus Ersparungsrücksichten, um ca. 13.884 heruntergesetzt und, wahrscheinlich um die Qualität des Heeres zu erhöhen, den Unteroffiziersstand um 11.670 und das Offizierskorps um 3000 vermehrt. Wenn die Sache nicht gar so ernst wäre und wenn die Ziffern, die wir da am Schlusse des Erfordernisses des Herrn Landesverteidigungsministers finden, für die kleine Èechoslovakei nicht so furchtbar große wären, dann glaube ich, könnten wir wohl diese Soldatenspielerei und die Sucht, eine Militerärgroßmacht, einen Militärgroßstaat zu spielen, auch weiterhin mit Spott behandeln. Viel furchtbarer noch in ihren Wirkungen sind die Ziffern dann, wenn wir bedenken, daß dieser Staat vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruche steht. Der Minister verlangt 2 1/2 Milliarden von den Völkern dieses Staates in demselben Augenblick, wo wir Tag für Tag, Woche um Woche feststellen müssen, daß Fabrik um Fabrik stillgelegt wird, daß die Arbeitszeit in den Betrieben wegen Mangels an Roh materialen, Aufträgen und Kohle reduziert wird und wo neben Arbeitslosigkeit und verringertem Verdienst auf der einen Seite auf der anderen eine furchtbare Hungerkatastrophe gerade für die breitesten Schichten der Bevölkerung dieses Staates drohen. In der Zeit einer furchtbaren geschäftlichen Krise, die Tausende Arbeiter dem größten Elend preisgibt, verlangt der Minister Milliarden für ganz unproduktive kulturwidrige Zwecke. Unsere Maschinenfabriken stehen zum größten Teile still. Wir haben mit Rücksicht auf die unvernünftige vom nationalen Chauvinismus geleitete Handels- und Zollpolitik dieses Staates, die für viele unserer Industriebetriebe die Einfuhrmöglichkeit auf Null herabgesetzt hat, die Fabriken zum Teil still gelegt, die Arbeitszeit auf 3 bis 4 Tage reduziert. In den großen Emailwerken - ca. 20 Großbetriebe in der Èechoslovakei mit über 15 Tausend Arbeitern - bemühen wir uns, die Unternehmer in Einvernehmen mit der Organisation seit Monaten, den vollständigen, Stillstand hintanzuhalten, bemühen wir uns, die Millionenwerte an Vorräten, die durch die unvernünftige Zollpolitik der ersten Regierung dieses Staates nicht auf den Auslandsmarkt gebracht werden konnten, hinauszubringen auf jenen Markt, der nach Waren schreit. Die Textilindustrie steht zum Teile wegen Mangel an Rohmaterial und Kohle still. Wir können konstatieren, daß Tausende von Textilarbeitern arbeitslos sind und daß die Textilarbeiterorganisation monatlich 150 Tausend Kronen an Arbeitslosenunterstützung auszahlen muß. Arbeitslosigkeit und Reduzierung der Arbeitszeit zu derselben Zeit, wo der Herr Minister diese Milliarden für den Militarismus verlangt! Für die Arbeitslosenunterstützung hat dieser Staat kein Geld. Die Arbeitslosenunterstützungsverordnung vom Dezember 1918 ist fast vollständig außer Kraft gesetzt, die Arbeiter sind bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit und bei verkürztem Verdienst der größten Not preisgegeben. Wir haben zwischen dem Minister für soziale Fürsorge und der Industrie die Vereinbarung getroffen, daß dort, wo ausgesetzt werden muß, die Regierung Beiträgeleistet, um die Arbeiter vor der größten Not zu schützen. Diese sogenannten Refundierungslöhne werden nicht rückvergütet und nicht bezahlt, man bleibt sie den Industriellen schuldig. Diese wiederum erklären, daß sie unter diesen Umständen nicht willens sind, diese Refundierungslöhne weiter zu bezahlen. Man wird natürlich wohl sagen: "Nicht allein die Regierung ist an dem gegenwärtigen Krisenzustand schuld, vor allem ist der Weltkrieg daran schuld, der Weltkrieg und die schwere wirtschaftliche Erschütterung, die er in derFolgezeitherbeigeführt hat." Aber nicht nur der Weltkrieg ist schuld, sondern ich möchte sagen, für die jetzige Krise in unserem Staate ist vor allem anderen wohl die erste Regierung diieses Staates, die Regierung Kramáø, Rašín zum größten Teile schuld. (Místopøedseda inž. Botto pøevzal pøedsednictví.) Wenn wir in den letzten zwei Jahren und besonders in der ersten Zeit des Bestandes dieses Staates, die Politik der Regierung Kramáø, ihre Handels-, Zoll-, Finanz- und Tarifpolitik betrachten, so müssen wir uns wundern, daß die Männer, die Baumeister dieses Staates genannt werden, so furchtbar desorientiert waren und ein so furchtbares Unverständnis für die wirtschaftlichen Notwendigkeiten gehabt haben. Wenn die erste Regierung für die volkswirtschaftlichen Bedürfnisse des Staates, den Sie gebildet haben, ein bischen Verständnis gehabt hätte, so hätte sie bedenken müssen, daß wir 80 % der Industrie des alten Österreichs übernommen, aber nur ca. 23 bis 25 % des Absatzgebietes des alten Österreich haben, daß also dieser Staat ein praedestinierter Exportstaat ist und daß man nicht einseitig nationalchauvinistische Politik treiben darf, sondern internationale Handels-, Zoll- und Wirtschaftspolitik treiben muß. Wenn die erste Regierung dieses Staates, vor allem Herr Rašín, nicht mit seiner verfehlten Finanzpolitik, dadurch daß er die Grenzen dieses Staates durch viele Wochen sperren ließ, um seine Notenstempelung durchzuführen, der Einfuhr von Rohmaterial vollständig Einhalt getan hätte, wenn man anstatt schon mit Beginn dieses Staates Millionen und Milliarden für den Wiederaufbau des Militarismus zum Fenster hinauszuwerfen, Rohmaterialien eingekauft und den Grundsatz festgehalten hätte, die Industrie dieses Staates lebensfähig zu machen, dann wäre nicht nur die finanzielle Lage dieses Staates anders, dann hätten wir anstatt des fehlenden Goldes Warenwerte erhalten, die wir an Stelle des Goldes zum Einkaufe anderer notwendiger Produkte wieder hätten verwenden können.

Man hat außer der Notenabstempelung auch die Frage der Kriegsanleihe falsch behandelt. Man hat die Anerkennung der Kriegsanleihe ganz einfach abgewiesen zu einer Zeit, wo man durch die Beschlagnahme der Kriegsgewinne die Kriegsanleihe hätte wohl bezahlen können. Wir haben dadurch das Vertrauen im Auslande verloren, wir haben dadurch mit dazu beigetragen, Industrie und Wirtschaft in diesem Staate lahm zu legen. Wenn wir bedenken, daß wir im vorigen Jahre durch die Erhöhung und die Zuschläge von 200 % zum autonomen Zolltarif direkt einen Zollkrieg bekommen haben, der ebenfalls dazu beigetragen hat, die Grenzen für die Ausfuhr unserer Waren zu sperren, wenn wir uns klar werden, daß die ungeheure Erhöhung der Eisenbahntarife, unbekümmert um die Eisenbahntarife im Auslande, dazu geführt hat, daß der ganze Transitverkehr durch die Èechoslovakei von Norden nach Süden ausgeblieben ist, daß nicht nur die Bahnen Millionen Kronen Schaden gehabt, sondern daß dadurch auch die ganzen Waren von Ostschlesien um die Republik herum nach DeutschÖsterreich geschafft werden, können wir uns ein Bild über die Voraussicht dieser Regierung machen.


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