Úterý 19. øíjna 1926

Aber wir sehen, daß auch auf dem Gebiete der nationalen Politik die Reaktion schärfer ist, als sie vorher war, seit die Deutsch en den sogenannten Anteil an der Macht in diesem Staate haben. Es ist ganz überflüssig und es heißt, die Wahrheit nicht voll zu bekennen, wenn hier davon gesprochen wird, daß die Deutschbürgerlichen in die Regierungsmehrheit eingetreten sind, ohne Zugeständnisse in Bezug auf die Milderung der nationalen Untedrückung zu verlangen. Im Gegenteil! Ich erinnere hier an den Artikel der "Deutschen Presse" anläßlich des Eintritts der Deutschbürgerlichen in die Mehrheit, wo das Blatt ausführte: Es ist unsinnig, nationale Zugeständnisse zu verlangen, wir gehen vielmehr ohne Bedingungen und ohne Zugeständnisse in die Regierung, weil die Zugeständnisse erst am Ende unserer Regierungspolitik stehen können. Aber ganz abgesehen davon ist doch die Wirkung die, daß die Deutschen in der Regierung in Wirklichkeit das Symbol der Reaktion auch auf dem Gebiete der nationalen Politik sind. Ich will da nur auf zwei Umstände hinweisen. Die eine Tatsache hat sich in der Frühjahrssession dieses Hauses offenbart, als die Deutschen vorläufig nur in der Regierungsmehrheit sassen. Sie wissen, daß dies kurz nach der Erlassung der Sprachenverordnungen geschah, kurz nach dieser Provokation der nationalen Minderheiten in diesem Staate, kurz nach einer Tat der Regierung, durch welche der Geßlerhut der Staatssprache, der Staatsnation, der privilegierten Nation und Sprache in diesem Staate aufgerichtet worden war. Damals taten die Deutschen nach außenhin so, wie wenn sie gegen Vergewaltigung protestierten. Aber was haben sie praktisch getan? In dieser Frühjahrssession hat unsere Partei eine dringliche Interpellation in der Frage der Anwendung der Sprachenverordnungen in Karpathorußland eingebracht, wo die Regierung die Sprachenverordnungen in einer Weise durchführt, die den ausdrücklichen Bestimmungen der Verfassung und des Friedens von St.-Germain direkt widerspricht. da ja bekanntlich die Autonomie Karpathorußlands sowohl durch die Verfassung, wie durch die Friedensverträge zugesichert ist, während die Durchführungsverordnung zu dem Sprachengesetz dieser Garantie direkt ins Gesicht schlägt. Unsere Partei hat damals eine dringliche Interpellation eingebracht, in der darauf hingewiesen wurde, daß die Regierung nicht einmal die eigene Verfassung und die von ihr unterzeichneten Friedensverträge einhält, daß sie vielmehr das alles mit Füßen tritt, um die nationale Unterdrückung durchzuführen. Wir haben uns damals ausdrücklich an sämtliche deutsche Parteien gewendet, haben sie auf diese dringliche Interpellation aufmerksam gemacht und ihnen dargelegt, daß sie hier in dieser Sache mit uns stimmen müßten, daß es ihre Pflicht sei, gegen die Regierung zu stimmen, die das bißchen nationale Autonomie, das sie zugesichert hat, und zwar durch die Unterschrift der Begründer dieses Staates, mit Füßen tritt. Wir haben sie aufmerksam gemacht, daß dies eine gemeinsame Sache aller unterdrückten Minderheiten sein müßte. Was aber haben wir gesehen? Die deutschen Parteien haben gegen die Dringlichkeit unserer Interpellation gestimmt und damit haben die deutschen Regierungsparteien, noch bevor sie in die Regierung selbst eintraten, ihre Stimme für die Sprachenverordnung und gegen die nationale Autonomie abgegeben. Und es ist daher direkt eine Beschönigung, ihnen nur vorzuwerfen, daß sie keine Zugeständnisse erhalten haben. Aber wir haben ja ein zweites Faktum. Wir haben einen deutschen Justizminister und was ist in den letzten Tagen geschehen? Sowohl im ruthenischen Organ unserer Partei für Karpathorußland, in der "Pravda" in Užhorod, als auch im "Rudé Právo" wurden Artikel nur aus dem Grunde konfisziert, weil in diesen Artikeln die Mehrheit der dortigen Bevölkerung in ihrer Nationalität "Ukrainer" genannt wurde. Die arbeitende Bevölkerung in Karpathorußland ist der Ansicht, daß sie zur ukrainischen Nationalität gehört. Aber die bloße Feststellung, die bloße Anwendung der Bezeichnung Ukrainer hat genügt, daß diese Artikel konfisziert wurden, unter einem deutschen Justizminister. Wir sehen also: das Selbstbestimmungsrecht wird soweit mit Füßen getreten, daß man sogar den Nationalitäten vorschreibt, wie sie sich nennen dürfen, und daß sogar unter einem deutschen Justizminister der Staatsanwalt den nationalen Minderheiten das Recht nimmt, sich national so zu bezeichnen, wie sie wollen. Das sind deutliche Beweise auch dafür, daß in diesem Punkte nicht nur von einem deutschen Justizminister und den deutschen Regierungsparteien nichts zu erwarten ist, sondern daß im Gegenteil ihre Ministerschaft, ihre Anwesenheit in der Regierung und in der Regierungsmehrheit eine Verschärfung des Systems der nationalen Unterdrückung bedeutet. Sie pfeifen nicht nur auf das nationale Selbstbestimmungsrecht, sondern die deutsche Bourgeoisie, die deutschen Agrarier pfeifen auch auf die nationale Autonomie, wenn es sich um ihr Klasseninteresse handelt. Wir haben aber noch einen weiteren, viel triftigeren Beweis und das ist nicht nur eine Episode, nicht nur eine Interpellation, nicht nur eine Konfiskation, sondern ein Beweis, daß gerade mit der Einsetzung der deutsch-èechischen Regierung in diesem Staate ein schärferer Kurs gegen das Prinzip und gegen den Gedanken der Autonomie beginnt. Das sind die Bestimmungen des Steuerreformentwurfes der Regierung über die Selbstverwaltung. Diese Bestimmungen, über die noch sehr viel zu reden sein wird, auch an dieser Stelle, werden unterstrichen durch jene Ausführungen des Finanzministers, die er in seinem Exposé der Selbstverwaltung widmete. Dieser Teil des Regierungsentwurfes über die Steuerreform bedeutet nichts anderes, als daß diese Regierung, in der jetzt auch Deutschbürgerliche sitzen, das System der Reaktion in der Verwaltung weiter ausbilden will. Da muß festgestellt werden, daß auch hier das, was diese Regierung unternimmt, nichts anderes ist als die Fortsetzung der reaktionären Politik der allnationalen Regierungskoalition in der Frage der Selbstverwaltung. Das ist nichts anderes als die Konsequenz des Gesetzes über die Gauverfassung, das im Jahre 1920 von der sog. revolutionären Nationalversammlung angenommen und vorläufig nur in der Slovakei durchgeführt worden ist und das nichts anderes bedeutet als das Verschwinden der Selbstverwaltung und die Übergabe aller öffentlichen Verwaltung in die Hände der staatlichen Bürokratie. Aber die jetzige Steuervorlage bedeutet nichts anderes, als daß jetzt auch die Gemeindeautonomie kassiert, daß auch hier die Allmacht der staatlichen Bürokratie aufgerichtet werden soll. Denn vor allem bedeutet diese Vorlage das Ende des Budgetrechtes der Gemeinden, bedeutet, daß die Gemeinde ihre Machtvollkomenheit in Bezug auf Aufstellung ihres Budgets vollständig verliert und daß sie in diesem Punkte nicht nur unter die Kontrolle, sondern direkt unter die Vormundschaft und das Kommando der staatlichen Bürokratie kommt, sodaß nach Verwirklichung dieses Gesetzes - ganz abgesehen von der furchtbaren Einschränkung der Einnahmen der Gemeinden, durch die die Wirksamkeit der Gemeinde selbstverständlich auch wesentlich beeinträchtigt wird - die Gemeindeverwaltung und ihre Organe nichts anderes sein werden als Organe der staatlichen Bürokratie und nicht mehr die gewählten Organe der Bevölkerung. Diese Feindseligkeit gegen den Gedanken der Selbstverwaltung sollte gerade die deutsche Bourgeoisie vom nationalen Gesichtspunkt ein wenig aufmerksam machen.

Nach außenhin freilich da tun Sie, besonders während Gemeindewahlen, so wie wenn sie Freunde der Selbstverwaltung wären. Ich habe ein Flugblatt der deutschen, christlichsozialen Partei zu den Gemeindewahlen in Schreckenstein, die Sonntag stattfanden, und da lesen wir in diesem Flugblatt: "Wir fordern deshalb die volle Selbstverwaltung der Gemeinde und die Abschaffung aller die Selbstverwaltung beschränkenden Gesetze und Verordnungen, die freie Vermögensverwaltung der Gemeinde, das Recht zur. eigenen Einhebung einer allgemeinen abgestuften Gemeindesteuer u. s. w." Wir sehen also, wenn es sich darum handelt, die Wähler zu betrügen, da gerieren sich die deutschen Christlichsozialen als Anhänger der freien, unbedingten Selbstverwaltung, sie wollen die Beseitigung der Gesetze, die die Selbstverwaltung einschränken, sie wollen die freie Vermögensverwaltung der Gemeinde. Aber die Regierung, in der diese Partei sitzt, bereitet ein Gesetz vor, daß das Ende aller Selbstverwaltung der Gemeinde bedeutet. Das ist nur ein Beweis für die absolute Verlogenheit der Politik der deutschen christlichsoziale Partei. Aber wenn wir diese Frage vom nationalen Gesichtspunk beurteilen wollten, dann sollten sich die deutschbürgerlichen Parteien und Politiker den Leitartikel in den "Národní Listy" vom 14. Oktober einmal durchlesen, den Leitartikel aus der Feder des Dr. Pilaø mit der Überschrift "Steuerreform und Selbstverwaltung". In diesem Artikel schreibt Dr. Pilaø: "Die Steuervorlagge, soweit sie die Gemeindefinanzen betrifft, enthält schwere Eingriffe in die Machtvollkommenheit der Selbstverwaltungskörper, die in den Zeiten des alten Österreich den schärfsten Widerspruch nicht nur aller Faktoren der Selbstverwaltung, sondern aller èechischen Politiker überhaupt hervorgerufen hätten, denn die territoriale Selbstverwaltung war eine Einrichtung, an der keine österreichische Regierung ohne Befürchtungen rühren durfte. Und dieser Widerstand gegen jedweden Eingriff der Staatsverwaltung war voll begründet. Die Selbstverwaltung war für uns nicht nur eine Schule der politischen und verwaltungstechnischen Erziehung, ein Feld, auf dem wir uns frei bewegen und unsere gemeinsamen Erfordernisse besorgen konnten, die Selbstverwaltung war für uns auch eine Position in der Abwehr und im Kampfe gegen den Staat, dessen Regierung uns politisch, national und kulturell sozusagen planmäßig niederhielt und uns wirtschaftlich aussog. Die nationalpolitischen Rücksichten in Bezug auf die Unantastbarkeit der Selbstverwaltung bestehen jetzt, wo wir unsern eigenen Staat und das entscheidende Wort in der Regierung haben, nicht mehr" - das hat uns Dr. Viškovský vorhin auch schon auseinandergesetzt "im Gegenteil, gerade nationale und staatspolitische Gründe können es erfordern, daß der Staat in die Verwaltung und die Wirtschaft der Selbstverwaltungskörper einen Einblick habe und ihnen gegenüber eine wirksame Kontrolle ausübe, denn unsere nationalen Minderheiten haben sich bisher noch nicht vollständig auf den Boden unseres Staates gestellt. Heute hat sich aber auch schon die Überzeugung von der Richtigkeit der Lehre durchgesetzt, daß die Gemeinden und die anderen Selbstverwaltungskörper das Recht und den Inhalt ihres Lebens vom Staate empfangen". Aus diesen Sätzen - ich möchte den Schlußsatz zuerst hernehmen - geht wieder hervor, wie sich die Bourgeoisie der Reaktion vollständig in die Arme geworfen hat. Wir erinnern uns, daß einmal das alte Österreich, dieser absolutistische, reaktionäre, feudale Staat, ein Reichsgemeindegesetz herausgegeben hat, an dessen Spitze der Satz stand: "Die freie Gemeinde ist die Grundlage des Staates." Zu diesem Satze, zu dem sich nach der Revolution das alte Österreich aufgeschwungen hat, kann sich die èechische Bourgeoisie nicht mehr aufschwingen, ihre ganzen Handlungen und ihre Gesetzgebung zeigen deutlich, daß sie heute nicht mehr imstande ist, in Fragen der öffentlichen Verwaltung auch nur so demokratisch zu sein, wenn das Wort noch gestattet ist, wie das alte Österreich. Das ist erklärlich, aus sozialen und nationalen Gründen. Aus sozialen Gründen, weil das Regime des Kapitalismus und der Bourgeoisie die Demokratie nicht mehr verträgt, weil Kapitalismus und Bourgeoisie de facto gezwungen sind, die Demokratie abzubauen, um die Herrschaft über die arbeitenden Klassen aufrechtzuerhalten. Die èechische Bourgeoisie kann sich aus sozialen Gründen nicht einmal mehr den Luxus der Demokratie in der Verwaltung leisten, den sich das alte Österreich leisten konnte.

Aber vom nationalen Gesichtspunkte aus verrät dieser Artikel des nationaldemokratischen Organs ganz deutlich, daß dieses Gesetz, diese Vernichtung der Gemeindeautonomie, den Zweck hat, das Regime der nationalen Unterdrückung aufrechtzuerhalten, ja zu verschärfen. So sehen wir, daß in der Zeit kurz nach dem Eintritt deutscher Minister in die Regierung nicht nur keine Zugeständnisse in Bezug auf die nationale Autonomie, die nationale Selbstverwaltung gemacht werden, sondern daß der Eintritt deutscher Minister in die Regierung auch das Signal zu einer vollständigen Beseitigung der Selbstverwaltung, zur Etablierung eines Regimes der schärfsten demokratischen, staatlich-zentralistischen Reaktion in der öffentlichen Verwaltung ist. Es handelt sich eben der deutschen Bourgeoisie - das geht daraus deutlich hervor - gar nicht darum, auch nur die geringste Lockerung, die geringste Erleichterung des nationalen Druckes zu erzielen, sondern darum, ihr gleiches Interesse an der Stabilisierung der kapitalistischen Wirtschaft, an einer Verschlechterung der Lage der arbeitenden Klassen zum Ausdruck zu bringen. Es handelt sich um die Rettung des Kapitalismus und nicht um die Rettung des deutschen Volkes, auch nicht um eine nationale Verständigung. Die Bourgeoisie ist selbstverständlich unfähig - die ganze Geschichte beweist es - das nationale Problem zu lösen, die nationale Unterdrückung zu beseitigen. Daß sie aber sehr gut fähig ist, sich selbst international zu verständigen, das beweist auch die èechische und deutsche Bourgeoisie durch die Bildung dieser Regierung.

In diesem Punkte ist die Regierungserklärung des Herrn Švehla sehr aufrichtig, wenn man sie richtig liest. Wenn man anstatt "Verständigung der Völker", "Verständigung der Bourgeoisie" liest, dann sagt uns diese Regierungserklärung die volle Wahrheit. Die deutsche und èechische Bourgeoisie befolgen diese Politik in demselben Tempo und in demselben Maße und aus denselben Gründen, aus welchen die internationale Bourgeoisie im europäischen Maßstabe die Politik der sogenannten Völker-Verständigung und -Versöhnung verfolgt, die nichts anderes ist, als die Politik der Verständigung der internationalen Bourgeoisie zum Zwecke der Niederhaltung der arbeitenden Klassen. Das Ziel dieser Bestrebungen ist, die Diktatur des Kapitalismus vollständig aufzurichten und zu diesem Zwecke die Kräfte der Bourgeoisie aller Nationen in diesem Staate und auch im internationalen Maßstabe zusammenzufassen.

Unsere Aufgabe muß sein, dafür zu sorgen, daß die arbeitenden Klassen das Wesen der bürgerlichen Politik auch wirklich klar erkennen, unsere Aufgabe muß sein, dafür zu sorgen, daß sich die arbeitenden Klassen über die Politik der internationalen Verständigung der Bourgeoisie keine Illusionen machen, weder im europäischen, noch im èechoslovakischen Maßstabe. Darum ist es notwendig, die Illusionen zu beseitigen, die leider auch von verschiedenen Arbeiterparteien über die internationale Verständigung der Bourgeoisie im europäischen Maßstabe, über den Völkerbund, über Locarno usw. verbreitet werden. Erst wenn wir diese Illusionen zerstören werden, werden wir erreichen, daß die Arbeiterklasse das ganze Wesen dieser internationalen Verständigungen der Bourgeoisie auch bei uns in der Èechoslovakei klar erkennt. Dann ist aber auch notwendig, daß die Arbeiterklasse nicht nur das Wesen der internationalen Verständigung der Bourgeoisie erkennt, wie im europäischen Maßstab, so auch im Maßstabe der Èechoslovakei, wie sie in der Regierungserklärung zum Ausdruck kommt, sondern daß die Arbeiterklasse und die Parteien der Arbeiterklasse auch alle Brücken zur Bourgeoisie abbrechen, daß sie es aufgeben, die Illusionen über das Wesen der internationalen Verständigung der Bourgeoisie zu verbreiten, aber auch aufgeben, der internationalen Bourgeoisie bei der Verständigungsaktion gegen das Proletariat Mithilfe zu leisten, wie es von Vertretern von Arbeiterparteien im Völkerbund und bei ähnlichen Gelegenheiten geschehen ist und heute noch geschieht. Est ist notwendig, daß wir dadurch zum Ausdruck bringen, daß die Arbeiterklasse und die Arbeiterparteien alle Brücken zur Bourgeoisie abbrechen und daß sie klar erkennen, wie schädlich die Kompromisspolitik mit der Bourgeoisie ist.

Wir haben hier in der Èechoslovakei deutliche Beispiele, wie schädlich diese Kompromißpolitik wirkt. Heute wird festgestellt, auch von denen, die das bisher mitgemacht und gedeckt haben. In Zwischenrufen, die Herrn Viškovský gemacht wurden, wurde auch von sozialistischer Seite das wahre Wesen der Bodenreform enthüllt. Heute enthüllt sich auch das wahre Wesen des ganzen Genter Systems und heute sehen wir auch in den Angriffen gegen die Sozialversicherung den wahren Zweck, den die Bourgeoisie verfolgte, als sie auf dem Gebiete der Sozialversicherung Zugeständnisse machte. Aber wenn wir heute die Arbeiterklasse zur Abwehr gegen die Pläne der Bourgeoisie auffordern, ist leider diese Abwehrkraft des Proletariats zum größten Teile schon gebrochen. In der Frage der Bodenreform durch das schmutzige Kompromißwerk, das an die Stelle der Enteignung des Großgrundbesitzes und der Verteilung des Landes an die landarme Bevölkerung, ein schmutziges Kompromiß über die Bodenreform gesetzt hat, so daß das Bodenamt den ganzen Gedanken der Bodenreform in den breitesten Schichten der arbeitenden Klassen diskreditieren konnte. Infolgedessen ist der Widerstand gegen die Praxis der Durchführung der Bodenreform nicht so stark. Wir sehen das auch in der Frage der Sozialversicherung. Warum können die bürgerlichen Klassen und Parteien den Angriff gegen die Sozialversicherung, den Plan zur Verschlechterung dieses Gesetzes wagen? Aus dem einfachen Grunde, weil das Zustandekommen des Gesetzes von einer derartigen Kompromißpolitik begleitet war, weil durch das Kompromiß, das die sozialistischen Regierungsparteien damals mit der Regierung geschlossen haben, die Sozialversicherung derart versaut wurde, daß es heute schwer ist, den Arbeitern zu zeigen, daß es doch eine Errungenschaft ist und daß gegen jede Verschlechterung der Kampf aufgenommen werden müsse. Das zeigt deutlich, daß die Kompromißpolitik den Widerstand der arbeitenden Klassen gegen die Bourgeoisie immer und immer wieder bricht.

Dasselbe müssen wir auch in Bezug auf die Feststellung des Zieles unseres Kampfes betonen. Wenn wir die arbeitenden Massen zum Kampfe aufrufen wollen, wenn wir gegen die ungeheure wirtschaftliche Macht des Kapitalismus und gegen die ungeheure politische Staatsmacht, die die Bourgeoisie im Kampfe gegen die arbeitenden Klassen in die Wagschale wirft, den Widerstand der arbeitenden Klassen organisieren wollen, wenn wir im Proletariat den Widerstand bis zum Äußersten erreichen wollen, wenn wir den Geist eines solchen Widerstandes retten wollen - und nur dann, wenn das Proletariat zum Widerstand bis zum Äußersten entschlossen ist, kann es gelingen, diese Pläne der Bourgeoisie zuschanden zu machen dann genügt es nicht, wenn wir den arbeitenden Massen in diesem Kampfe ein so beschränktes Ziel setzen, wie es von seiten der sogenannten loyalen Opposition geschieht, die jetzt von den sozialistischen Parteien gemacht wird. Nicht der Gedanke der Reformen, der durch die Kompromißpolitik in den Augen der arbeitenden Massen vollständig diskreditiert ist, nicht der Gedanke von Verbesserungen wird in der Arbeiterschaft jene Begeisterung wecken, um sie zu einem Widerstand bis zum Äußersten aufzurufen. Wollen wir die Arbeiterschaft zum Widerstand bis zum Äußersten aufrufen, dann genügt es nicht, die Losung der Reformen, der Rationalisierung usw. aufzustellen, wir müssen vielmehr die Forderung der Sozialisierung aufstellen. Um die Massen für den Kampf zu begeistern, genügt es nicht, ihnen die Möglichkeit hinzustellen, wieder Anteil an der Regierung zu nehmen, wie es vonseiten der èechischen sozialistischen Parteien geschieht, wir müssen den Massen das Ziel der Beseitigung der bürgerlichen und kapitalistischen Regierung, das Ziel der Arbeiter- und Bauernregierung, das Ziel der sozialistischen Republik stellen. Für einen neuen 28. Oktober sind die Arbeiterklassen heute nicht mehr zu gewinnen. Nur die Losung eines neuen 14. Oktober kann die Arbeiterklasse mit Begeisterung in den Kampf bringen, allerdings eines 14. Oktober, der anders ausschauen müßte als der kümmerliche Anlauf, den die beiden èechischen sozialistischen Parteien im Jahre 1918 genommen haben. Klar und deutlich muß die Losung aufgestellt werden: Die sozialistische Republik an die Stelle der kapitalistischen Republik! Soweit der Kampf gegen die nationale Unterdrückung in Frage kommt, können wir nicht die Massen in den Kampf bringen durch die Losung von Punktationen oder Konzessionen in nationalen Fragen, allein die Losung des Selbstbestimmungsrechtes ist imstande, die Massen der arbeitenden Bevölkerung der nationalen Minderheiten in den Kampf zu bringen. Und in der äußeren Politik ist nicht die Losung eines bürgerlich-kapitalistischen Paneuropa nach dem Wunsche der internationalen Bankiers als Rahmen, als staatliche Grundlage für die Bildung großer kapitalistischer Trusts, sondern nur die Losung der vereinigten sozialistischen Republiken Europas imstande, die Massen des Proletariats in den Kampf gegen die heutige Zoll- und Handelspolitik, gegen die Balkanisierung Europas, besonders Mitteleuropas und Osteuropas, die nach dem Kriege durchgeführt wurde, zu bringen. Wir können die Massen in den Kampf gegen die Bourgeoisie erfolgreich nur führen, wenn wir nicht im vorhinein von den arbeitenden Massen fordern, vor der Majestät des kapitalistischen Staates halt zu machen, sondern wenn wir vielmehr den Massen den Respekt vor der Majestät des kapitalistischen Staates austreiben, wenn wir die Losung aufstellen, den kapitalistischen Staat zu beseitigen, und an die Stelle des kapitalistischen Staates den Staat der sozialistischen Republik, der arbeitenden Klassen aufzurichten. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

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