Pátek 19. listopadu 1926

Aus diesem Grunde, weil das Finanzministerium und sein Leiter, der Finanzminister Dr. Engliš, der Hauptrepräsentant dieser reaktionären Politik der neuen Regierungskoalition ist, aus diesem Grunde bringen wir zum Budget den Antrag auf Streichung des Gehaltes des Finanzministers ein, welcher Antrag nicht den Sinn hat, den ihm der Finanzminister im Budgetausschuß beilegte. Wenn der Herr Finanzminister im Budgetausschuß sagte, er werde dem Staate auch dann dienen, wenn er keinen Gehalt bekommt, so zweifeln wir daran durchaus nicht. Wir wissen, daß er sein Amt nicht aus Gründen der persönlichen Bereicherung und nicht persönlicher Interessen wegen innehat. Darum handelt es sich uns auch gar nicht, sondern darum, zu demonstrieren gegen diese reaktionäre Finanz- und Steuerpolitik, gegen die reaktionären Tendenzen in der Verwaltung, die bis zur Vernichtung der ganzen Selbstverwaltung zielen, was alles sich heute in der Person des Finanzministers konzentriert. Ich berufe mich da, um zu zeigen, daß hier ein sachliches Interesse maßgebend ist, nicht ein persönliches, auf das, was der Obmann des Klubs der èechischen Nationalsozialisten Dr. Emil Franke in einem Leitartikel des "Èeské Slovo" vom 10. November dieses Jahres, betitelt "Dùležitost vlastního vìdeckého názoru národohospodáøského" geschrieben hat. Dort heißt es in der Schlußfolgerung: "Engliš politik je zastancem urèitých tøídních a stavovských zájmù, kterým slouží jeho politika, nemùže se pøi tom rozcházeti se svou vìdeckou pravdou, se svou teorií. A stejným dùsledkem dalším je, že socialisté mají v Englišovi za dnešní vìtšiny nejnebezpeènìjšího odpùrce, protože za stavovské a tøídní zájmy se postavila vìdecká autorita". Diese Bemerkung des Herrn Dr Franke trifft das ganze Problem Engliš mitten ins Schwarze, und ich unterstreiche diese Bemerkungen. Es handelt sich darum, daß in der Person des Finanzministers Dr Engliš die Tatsache zum Ausdruck kommt, daß das, was in der bürgerlichen Gesellschaft Finanzwirtschaft heißt und sich als sogenannte objektive Wissenschaft hinstellt - die ganze Wissenschaft der bürgerlichen Gesellschaft wird ja immer als objektiv hingestellt nichts anderes ist als die Dienerin der besitzenden Klassen, die Dienerin des Kapitals.

Wir müssen aber auch feststellen, daß diese reaktionäre Tendenz nicht nur in der Wirtschaftspolitik ihren Ausdruck in Herrn Dr Engliš findet, sondern er hat in dieser Hinsicht auch einen Ausflug auf das politische Gebiet gemacht, in dem er der Meinung Ausdruck gab, daß das Interesse am Staate, an der öffentlichen Verwaltung, an den öffentlichen Dingen mit der Steuerleistung zusammenhänge. Ich habe dies bereits im Budgetausschuß zur Sprache gebracht, ich bezog es auf das Gemeindewahlrecht. Aber Dr Engliš hat, indem er meine Behauptung richtigstellte, zugleich diese seine Äußerung verschlimmert. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß es sich ihm gar nicht um die Gemeindeverwaltung, sondern überhaupt um den Anteil an den öffentlichen Dingen handelte, und sein Ausspruch lautete: "Špatnì spolupùsobí obèan pøi vládì veøejných svazkù, na kterého nedolehne daò". Diese Töne kommen uns sehr bekannt vor und wir erinnern uns dabei an einen Menschen, einen Staatsmann, der keineswegs ein Wissenschafter war, und dazu braucht man auch kein Wissenschafter zusein. Diese Worte erinnern uns an den seligen Grafen Stürgkh im alten Österreich und an seine Tätigkeit in der Zeit des großen Wahlrechtskampfes in Österreich im Jahre 1905. Manche werden sich noch erinnern an den berühmten "dieswöchigen Stürgkh", es war, glaube ich, in der "Neuen Freien Presse" oder in einem anderen bürgerlichen Blatt, wo der Graf Stürgkh, der spätere unglückselige Ministerpräsident Österreichs, wenigstens einmal in jeder Woche auseinandersetzte, daß das allgemeine gleiche Wahlrecht ein Unsinn, eine Ungerechtigkeit sei, weil dann Leute das Wahlrecht bekommen, die keine Steuern zahlen, während das Wahlrecht nach dem Gesichtspunkt der Steuerleistung zugewiesen werden solle. Diese Ansichte des Grafen Stürgkh, eines der reaktionärsten, verknöchertsten altösterreichischen Adeligen und Bürokraten, feiert heute ihre fröhlich Urständ aus dem Munde des Finanzministers der èechoslovakischen Republik, eines Finanzministers, dem von sozialdemokratischer Seite zugebilligt wurde, daß er soziales Gefühl oder ein ähnliches unbestimmtes Ding in seinem Busen hege. Ich glaube, daraus sehen wir zur Genüge, wie reaktionär die Tendenzen dieser Regierung sind und wie sehr sich diese reaktionären Tendenzen in der Person des heutigen Finanzministers verkörpern.

Wir haben darauf hingewiesen, daß es durchaus kein Zufall ist, daß diese reaktionären Tendenzen sich in einem Augenblick besonders bemerkbar machen, in welchem die deutsche Bourgeoisie ihren Anteil an der Regierung dieses Staates nimmt. Darüber hat die Geschichte bereits ihr Wort gesprochen, daß die deutsche Bourgeoisie immer die reaktionärste Rolle in Europa spielte. Diese Reaktion ist durch die deutsche Bourgeoisie gestärkt worden, aus dem Klasseninteresse der deutschen und èechischen Bourgeoisie heraus, die in ihrer Vereinigung das einzige Mittel sieht, um ihre Sache, ihre Klasse, ihre Gesellschaftsordnung in diesem Staate so stark zu machen, daß sie den arbeitenden Klassen die schlechtestmöglichen Lebensbedingungen aufzwingen kann, um auf Grund des erhöhten Profites, der aus den arbeitenden Klassen herausgepreßt werden soll, die sogenannte Konsolidierung und Stabilisierung der kapitalistischen Wirtschaft mit aller Gewalt durchzuführen. Wir wissen, daß nicht nur inner-, sondern auch außenpolitische Rücksichten dabei eine Rolle spielen, und wir haben es ja in den letzten Tagen bereits gesehen, daß die Politik dieser Regierungskoalition von den jetzigen Regierungsparteien mit Volldampf betrieben wird. Von den deutschen Regierungsparteien kann man füglich sagen, daß sie die getreuesten Fridoline dieser Politik und dieser Koalition sind, besonders wenn man sie mit den slovakischen Klerikalen vergleicht. Wenn Herr Švehla und die anderen èechischen Anteilhaber an der heutigen Regierungskoalition das Verhalten der Deutschbürgerlichen mit dem Verhalten der slovakischen Klerikalen vergleichen, so sehe ich fast eine Gefahr, daß die Spaltung der èechischen und slovakischen Nation vergrössert wird (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.), denn die Herren Švehla und so weiter müssen förmlich Germanophilen werden, wenn sie sehen, wie brav die Deutschbürgerlichen zur Stange halten und wie unverläßlich und störrisch die slovakischen Klerikalen sind (Výkøiky: Und wie billig sie sind!) Und wie billig selbstverständlich. Man sieht darin die Staatsdisziplin, die die deutsche Bourgeoisie in den Knochen hat, und wie bedingungslos die deutsche Bourgeoisie ohne Bedenken stramm und aufrecht zur Regierung und zum Staate hält, wie sie es gewohnt ist von früher her, diese deutsche Bourgeoisie, die eine andere Politik als eine staatstreue Politik überhaupt nicht machen kann. Wir haben oft festgestellt, wie unwohl sich die Herrschaften in der oppositionellen Haut fühlten. Diese Politik wird sogar die èechische Bourgeoisie erziehen und wir haben schon verschiedene Äußerungen in den èechisch-bürgerlichen Zeitungen gelesen, daß sich die èechische Bourgeoisie an der deutschen ein Beispiel nehmen könne. Wir sehen ja, daß man ohne weiters dem Geist der deutschen Bourgeoisie in dieser Hinsicht Rechnung zu tragen beginnt. Wenn bei den Kundgebungen am 28. Oktober d. J. auf der Burg die alte èechische kleinbürgerliche historische Linie Hus, Chelèický, Komenský, im besten Falle noch Žižka dazu, verlassen wurde und man plötzlich auf der Burg darangegangen ist, sich eine andere staatspolitische historische Legende für die Èechoslovakische Republik zurecht zu legen, wenn man von Hus, Chelèický, Komenský und solchen Leuten, mit denen man in der bürgerlichen Gesellschaft nicht gut Staat machen kann - das ist für Lehrerkongresse und derartige Dinge ganz schön - zu den Pøemysliden, Karl IV. und dem König Georg von Podìbrad übergangen ist, so ist das nicht nur geschehen, um in der Gesellschaft der kapitalistischen imperialistischen Staaten eine bessere Repräsentation zu finden, eine würdigere, die nach Königen und Kaisern, nach großen imperialistischen Taten - Erweiterung des èechischen Reiches bis zur Adria, Erstrebung des deutschen Kaisertrones - aussieht und sich infolgedessen sehen lassen kann, sondern da steckt auch ein bißchen deutscher Geist, deutschbürgerlicher Geist darin. Man kann der deutschen Bourgeoisie nicht mit Hus und solchen Leuten, nicht mit solchen Intellektuellen imponieren, der deutschen Bourgeoisie muß man mit dem Stiefel imponieren, mit Tronen, mit Kaisern und Königen u. s. w. (Potlesk komunistických poslancù.) Und ich verstehe auch, warum in der èechischen Presse in der letzten Zeit plötzlich entdeckt wurde, daß der Èechoslovakische Staat einen großen Fehler aufweist, nämlich den, daß man überall historische Denkmäler von Niederlagen hat, aber daß Siegesdenkmäler fehlen, daß kein Denkmal an die Siege in der Geschichte des èechischen Volkes erinnert. Damit meint man sicher nicht den Sieg Žižkas über die Prager und die anderen Siege der Hussiten unter Žižka, sondern man meint natürlich sieghafte Taten der èechischen Herrscher aus der feudalen Zeit. Denn wenn man die deutsche Bourgeoisie gewinnen will, muß man ihr auch eine Siegesallee in der Èechoslovakischen Republik bauen. An solche Dinge ist sie gewöhnt, solche Dinge imponieren ihr. Aber im ganzen kommt darin der Übergang des ganzen Regimes, der ganzen Staatsidee, des ganzen Staatsgedankens und der ganzen historischen Staatslegende vom Kleinbürgerlichen zum Großbürgerlichen und zum Großkapitalistischen zum Ausdruck. Es ist ein bewundernswertes Zeichen der Fähigkeit der Burg, sich der Änderung des Charakters von Geschichtsepochen anzupassen, daß man dieseneue historische Linie rechtzeitig gefunden hat. Nicht der Veitsdom und die Burg sind eingefallen, sondern am 28. Oktober 1926 ist die alte kleinbürgerlich-revolutionäre historische Legende der èechischen Regierungsmänner zusammengebrochen, um durch die großbürgerliche, bourgeoise, imperialistische historische Legende ersetzt zu werden.

Weil wir aber auch von den Slovaken gesprochen haben, so zeigt uns gerade das Beispiel der Verhandlungen mit den Slovaken, um was es bei dieser ganzen Politik geht. Verfolge man doch einmal alle bisherigen Zeitungsnachrichten über die Verhandlungen zwischen Švehla und Hlinka. Man wird in diesen Verhandlungen nichts von politischen Ideen, politischen Gedanken, von Verfassung, öffentlichen Verwaltung u. s. w. finden. Das einzige, was man da findet, sind Posten, Stellen von Župans, Ministerposten u. s. w. Wir wundern uns nicht. Es ist selbstverständlich, daß heute in der bürgerlichen Politik das Klasseninteresse, das Profitinteresse entscheidet und daß diese Politik ein Kuhhandel geworden ist. Aber es ist auch kein Wunder, daß wenn Švehla an der Spitze der Regierung steht, die politischen Verhandlungen auf das Niveau des Pferdehandels, des Handels auf Pferdemärkten herabsinken. Das ist nicht zu wundern und diese Entwicklung der èechischen Politik ist schon vor einigen Jahren vorausgesagt worden. Ich erinnere an jene große Versammlung auf der Slavischen Insel, die im Herbst 1922 nach dem Antritt der ersten Regierung der Koalition Švehla stattfand und in der Genosse Šmeral referierte. Am nächsten Tage waren im Referate des "Rudé Právo" über die Rede des Genossen Šmeral sehr viele weiße Flecken. Und warum? Weil Genosse Šmeral in jener Versammlung vorausgesagt hatte: Merkt euch, wenn Švehla an die Spitze der Regierung kommt, so bedeutet das das Einreißen, den vollständigen Übergang des ganzen Regierungssystems in der Èechoslovakei in das Lager der lumpigsten politischen Korruption. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

Místopøedseda inž. Dostálek (zvoní): Volám pana øeèníka k poøádku.

Posl. Kreibich (pokraèuje): Hier befindet sich an der Spitze des Staates nicht eine Regierung, die geleitet wäre von einem Menschen, der politische Ideen, politische Gedanken oder etwas Derartiges hat, sondern die ganze Regierung wird geleitet werden im Sinne des politischen Pferdehandels.

Das ist in den letzten Jahren auch wortwörtlich eingetroffen und wir sehen, wo wir heute gelandet sind. Wir sehen aber auch heute, wo jene gelandet sind, die dieses System Švehla unterstützt haben, die diesem Švehla gegenüber stets schwach geblieben sind, die vor diesem System Švehla immer mehr und mehr zurückgewichen und dadurch in dieses System der Korruption immer tiefer hineingekommen sind. Drei Faktoren sind es hier. Der eine Faktor, den man die sogenannte Burg nennt, ferner die beiden Parteien der èechischen Sozialisten und èechischen Sozialdemokraten. Und heute sehen wir, daß sie nicht nur in dieses System der politischen Korruption hineingeraten sind, die immer mehr die Formen der persönlichen Korruption annimmt - darüber werde ich gleich sprechen - wir sehen auch, daß diese Kreise durch ihre Nachgiebigkeit gegenüber dem System Švehla nichts anderes erreicht haben, als daß sie jetzt Fußtritte erhalten und weiterhin mit Fußtritten regaliert werden. Wir sehen das heute nicht nur an der Behandlung der èechischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten, die sie von Seite der Regierung erfahren, und diese schlechte Behandlung versteift sich so weit, daß man sogar Persekutionen einleitet. Persekutionen sieht man nämlich auf dieser Seite schon, wenn Geldaffären, finanzielle Korruptionsaffären gerichtlich verfolgt werden. (Veselost komunistických poslancù.) Das wird schon Persekution genannt. So schlimm geht Švehla gegen seine ehemaligen Bundesgenossen vor, daß er ihnen nicht einmal das gestattet, was er von seinem Standpunkte aus immer als das allerselbstverständlichste betrachtet hat: die Korruption. (Výkøiky posl. Wünsche.)

Aber wir sehen, daß auch der dritte Faktor heute schon den Fußtritt bekommt. Das sehen wir deutlich an dem Schicksal des Außenministers Dr. Beneš. Ich muß schon sagen, es gehört heute eine zu große Überwindung dazu, in dieser Lage heute, überhaupt in dieser Budgetdebatte über auswärtige Politik zu sprechen, die einfach überhaupt nicht mehr vorhanden ist, wo man überhaupt nicht weiß, ob es noch eine auswärtige Politik gibt. Aber eines muß festgestellt werden, was wir schon im Budgetausschuß festgestellt haben, daß dieses Schicksal des Außenministers Dr Beneš, politisch betrachtet, ein verdientes ist - dieses Wort können wir dem Herrn Dr. Beneš nicht ersparen - in dem Sinne, daß es durch das ununterbrochene Zurückweichen auch in der Innenpolitik vor dem ganzen System Švehla verschuldet wurde, vor einem System, das von den einstigen Trägern der nationalen Revolution dadurch verschuldet wurde, daß sie, nachdem sie den Staat verwirklicht hatten, keine andere Sorge kannten als: Wie machen wir so schnell wie möglich Schluß mit der Revolution und mit allem, was nach Revolution aussieht? Das war die erste Sorge dieser Herrschaften und zu diesem Zwecke haben sie sich mit der èechischen Bourgeoisie, nicht nur mit Kramáø und Švehla, sondern auch mit Šrámek verbündet und sind durch die eigene Schuld dorthin gekommen, wo sie sich heute befinden.

Dieses Regierungssystem der äußersten Reaktion gegen die arbeitenden Klassen ist natürlich auch auf dem Gedanken aufgebaut, daß es gelingen muß, den Widerstand der arbeitenden Klassen gegen das ganze System um jeden Preis niederzuschlagen. In erster Linie - das ist eine ganz selbstverständliche Sache, das ist die Entwicklung in allen kapitalistischen Staaten - geht die kapitalistische Reaktion natürlich gegen die kommunistische Partei vor. Dieses System Švehla verträgt kein Erwachen der Arbeiterklasse, keinen energischen Widerstand des Proletariates gegen die Stabilisierungsmaßnahmen. Dieses System Švehla kann keine Einheitsfront des Proletariates im Klassenkampfe gegen die Bourgeoisie, gegen den Staat vertragen. Für dieses System Švehla bedeuten die Einheitsfront des Proletariates und die gewerkschaftliche Einheitsorganisation die äußerste, die Todesgefahr. Infolgedessen muß sich dieses System Švehla gegen diese Gefahr zur Wehr setzen und selbstverständlich in erster Linie gegen jene Parteiloshauen, die den Gedanken des revolutionären Klassenkampfes und den Gedanken der proletarischen Einheitsfront und der Einheitsorganisation am energischesten vertritt. Darum die Versuche, die so oft unternommen wurden und die sich in der letzten Zeit gesteigert haben, die kommunistische Partei mit allen Mitteln niederzuwerfen, und vor allem die Versuche, durch eine Aktion mit Hilfe von Affären, in erster Linie Spionageaffären, eventuell auch Präsidentenmorden - die hat man in der Reserve - eine Stimmung zu schaffen, in welcher es die Regierung gegenüber der Öffentlichkeit wagen könnte, die kommunistische Partei niederzuschlagen, in welcher die Regierung auch den Widerstand der Arbeiterklasse nicht mehr zu befürchten hätte, vor allem aber eine Stimmung zu schaffen, in der die Sympathien der Arbeiterschaft für die Kommunisten vernichtet werden. Aus dieser Athmosphäre heraus ist auch die letzte Spionageaffäre gegen uns inszeniert worden. Wir haben darüber bereits im Budgetausschuß gesprochen und wir werden über die militärische Seite auch hier noch sprechen. Es wird aber auch über die Leporello-Liste von Spionageprozessen gesprochen werden müssen, die der Herr Minister für nationale Verteidigung Udržal im Budgetausschuß vorgelesen hat.

Ich will nur eines herausgreifen. Es wurde auch auf die sogenannte Spionageaffäre in Iglau verwiesen. Warum hat man denn gerade Iglau herausgesucht als den Punkt, von welchem aus man ebenfalls die kommunistische Partei aus den Angeln heben will? Vielleicht kommen wir auf die Spur der Ursache der Iglauer Spionageaffäre, wenn wir uns die zweite Nummer unseres Organs "Der Soldat" zur Hand nehmen. Dieses Blatt hat es der Regierungskoalition angetan und die Entrüstung der Staatserhaltenden im Budgetausschuß war fast nicht einmal bei Aufzählung der Spionageprozesse so groß wie da, als der Herr Minister die furchtbare Neuigkeit mitteilte, daß die Kommunisten eine Zeitung für diet Soldaten herausgeben. Diese Zeitung "Der Soldat" erscheint doch vor aller Öffentlichkeit und unterliegt der Zensur der Staatsanwaltschaft genau wie jede andere Zeitung. Und ich bin überzeugt, daß die Staatsanwaltschaft bezüglich des "Soldat" und des "Voják" ganz, besondere Instruktionen hat und ganz besonders aufpassen muß.

Es können also in diesen Zeitungen nicht gut gefährlichere Dinge stehen als in den übrigen Zeitungen. Aber daß dieses Blatt für die Soldaten bestimmt ist, das erregt Entrüstung und diese Entrüstung ist darauf zurückzuführen, daß man mit Recht fürchtet, daß die Soldaten natürlich eher zu einem Blatte greifen werden, das die Überschrift "Der Soldat" resp. "Voják" trägt, umso eher, als sie auch das lesen können, was sonst in den kommunistischen Blättern steht. In dieser zweiten Nummer des "Soldat" ist ein Auszug aus dem Regimentsbefehl Nr. 235 des Infanterieregiments Nr. 31 "Arco" vom 14. Oktober 1926 enthalten. In diesem streng geheimen Befehl heißt es: "Das Ministerium für Nationalverteidigung verbietet mit Erlaß Nr. 5776 (vertraulich) das Aufheben und Verbreiten der Monatsschrift "Der Soldat", herausgegeben vom Abg. Haken, Žižkov, in den militärischen Ubikationen. Es verbietet auch das Versenden dieser Druckschrift mit der Post an die aktiven Soldaten in die militärischen Ubikationen." Im zweiten Teil des Erlasses heißt es dann: "In der ganzen Iglauer Garnison meldeten sich nur 89 Abnehmer für die Zeitung "Bruderschaft" ("Bratrství"). Mit dieser kleinen Anzahl Abnehmer wird gezeigt, daß die Bedeutung, welche das Ministerium für Nationalverteidigung auf diese Zeitung für die moralische Erziehung der Soldaten wie auch als Bindeglied aller Teile der Armee legt, von den Abteilungsführern nicht genügend verstanden und eingeschätzt wurde. Es ist undenkbar, daß bei einer ordentlichen und gründlichen Propaganda dieses Blattes unter dem Militär durch die Abteilungsführer und die ihnen zugewiesenen Offiziere in einer so großen Garnison wie Iglau nur 89 Abnehmer sich finden würden. Versucht es nochmals durch eine eingehende Belehrung, neue Abnehmer zu gewinnen."

Wir sehen da in erster Linie den Konkurrenzneid. "Der Soldat" und der "Voják" werden mehr gelesen als das langweilige "Bratrství". Es scheint also zumindest, daß der Patriotismus den Soldaten langweiliger ist als die kommunistische Propaganda. (Veselost na levici.) In zweiter Linie aber ist es natürlich die Angst des Nationalverteidigungsministeriums, die Soldaten könnten aus dem "Soldat" das kommunistische Gift in sich aufnehmen. Dieser geheime Regimentsbefehl ist in unsere Hände gekommen. Und darauf ist die besondere Kommunistenriecherei und Spionenriecherei in der Iglauer Garnison zurückzuführen. Wir sagen offen: Es ist nicht ein Skandal, daß solche Erlässe auf dem Wege der sogenannten Spionage an das Tageslicht gebracht werden müssen, sondern ein Skandal ist es, daß es solche Erlässe überhaupt gibt, weil der Soldat als Staatsbürger das Recht hat, zu lesen, was er will und weil ihm das Nationalverteidigungsministerium hier einen Dreck dreinzureden hat. (Potlesk komunistických poslancù.) Und zweitens ist es ein schlimmerer Skandal, daß das in Geheimerlässen geschieht. Das zeigt das schlechte Gewissen des Herrn Nationalverteidigungsministers, und daß er weiß, daß das nicht in Ordnung ist, weil er sich mit solchen Befehlen nicht ans Tageslicht getraut und deshalb geheime Erlässe herausgibt. Er getraut sich nicht, offen zu sagen: Wir verbieten unseren Soldaten die Verbreitung und das Lesen des "Soldat" und "Voják". Und drittens sagen wir, daß wir es als unser gutes Recht betrachten, dafür zu sorgen, daß die Öffentlichkeit erfahre, wie beim Militär mit Staatsbürgern umgegangen wird. Und diese Spionage werden wir weiter betreiben, weil sie das Recht der Staatsbürger ist und weil das Nationalverteidigungsministerium in solcher. Weise gegen Staatsbürger in Uniform nicht vorzugehen hat.

Dies vorläufig zur Spionageaffäre. Im Zusammenhang damit ist auch von agrarischer und nationaldemokratischer Seite das Verlangen geäußert worden, vor allem alle komunistischen Angestellten aus dem Staatsdienst hinauszuwerfen. Es ist Sache der Regierung und der staatserhaltenden Parteien, darüber nachzudenken, was ihnen lieber ist, so und so viel offene Kommunisten oder die doppelte - Anzahl geheimer Kommunisten im Staatsdienst. Wir sagen Ihnen nur: So wie wir - uns darauf einzurichten verstanden haben, - daß wir so und so viel Tausend offene Kommunisten im Staatsdienst haben, werden wir unsere Organisation und unsere Arbeit auch danach einzurichten wissen, daß wir noch einmal so viel geheime Kommunisten im Staatsdienst haben werden. Wenn die Regierung wirklich etwas Derartiges planen sollte, werden wir selbstverständlich auch die Frage zur Sprache bringen, wie der Grundsatz, daß Anhänger einer bestimmten politischen Partei nicht im Staatsdienst stehen dürfen, in Einklang zu bringen ist mit der Verfassung. Es ist eine bekannte Geschichte, daß die Herren solche Grundsätze in der Praxis gerne durchführen möchten, daß aber sie und die ganze Demokratie zu feig sind, das in ihren Gesetzen und in der Verfassung offen zu sagen. Wir werden sie aber zwingen, Farbe zu bekennen, und werden diese Frage auf die Tagesordnung der Politik stellen. Wir sind der festen Überzeugung: Nicht wir werden den Schaden dabei erleiden, wenn die Vertreter der sogenannten Demokratie ihre Demokratie und ihre Verfassung mit Füßen treten.

Es ist auch das Verlangen geäußert worden, daß die kommunistische Partei aufgelöst werde. Vielleicht nehmen sich die Herren einmal die Mühe, hinüber nach Polen zu schauen. Dort ist die kommunistische Partei seit Jahren aufgelöst, schon seit Jahren ist die kommunistische Partei dort nicht imstande, eine legale Organisation zu gründen, Versammlungen abzuhalten, legale Zeitungen herauszugeben. Die Herren wissen aber, wenn sie die Zeitungen lesen, daß aus Polen viel öfter Meldungen über die kommunistische Gefahr kommen als aus der Èechoslovakei. Und gerade die letzten Krankenkassenwahlen in Warschau, wo die kommunistische Partei trotz allen Terrors und aller Mithilfe der sozialistischen Parteien, die sie der Regierung bei diesem Terror leisten, haben gezeigt, daß die kommunistische Partei bei den Krankenkassenwahlen, also bei Wahlen, an denen die Arbeiter teilnahmen, trotzdem als stärkste Partei herausgekommen ist.

Wir können den Herrschaften nur sagen, daß sie mit der Auflösung der kommunistischen Partei nicht erreichen werden, daß die wirtschaftlichen und politischen Grundlagen für die Existenz der kommunistischen Partei, ob in dieser oder jener Form, in den arbeitenden Klassen beseitigt sein werden. Sie werden mit der Auflösung der kommunistischen Partei keine einzige Ihrer wirtschaftlichen oder politischen Fragen lösen. Sie werden mit der Auflösung der kommunistischen Partei um keinen Schritt der Überwindung Ihrer Wirtschaftskrise näherkommen und uns werden Sie durch solche Drohungen selbstverständlich weder einschüchtern, noch beunruhigen, wir werden trotz aller dieser Drohungen unsere Politik in derselben Weise weiter verfolgen, wie wir sie bisher befolgt haben, und wir werden selbstverständlich, auch wenn die Regierung sich entschließen sollte, die Auflösung der kommunistischen Partei durchzuführen, den Weg wissen, um zu erreichen, daß mit der legalen kommunistischen Partei die kommunistische Bewegung in diesem Staate absolut nicht verschwinde, sondern stärker werde. (Potlesk komunistických poslancù.)

Aber est ist ja kein Wunder, wenn eine Regierung, die sich in solchen Schwierigkeiten befindet, daß sie zu den Mitteln des Pferdehandels greifen muß, um sich überhaupt die Mehrheit für das Budget zu sichern, die gewissermaßen auf den slovakischen Pferdemarkt gehen muß, um sich die Stimmen für das Budget zusammenzuklauben, (Veselost na levici.) auf derartige Aushilfsmittel verfällt, und sucht, anderen Parteien Affären anzuhängen, umsomehr, als sie selbst von einer Affäre in die andere taumelt. Es ist das auch nicht zu verwundern bei einer Regierung, an deren Spitze ein Mensch steht, dem unwidersprochen in der Öffentlichkeit, in der Zeitung, nachgesagt wurde, daß er einem Dieb und Defraudanten zur Flucht verholfen und damit selbst ein Verbrechen begangen hat. (Souhlas komunistických poslancù.)

Aber wir wollen heute nicht über die ganze Kette der Affären sprechen. Wir wollen eine herausgreifen. Wir wollen einmal von der Eisler-Affäre sprechen. Sie ist ein klassisches Beispiel der politischen Korruption, welche durch das Koalitionsregime unter der Leitung Švehlas geradezu zur Regel geworden ist. Diese Affäre hat sich in zwei Etappen vollzogen, die auseinandergehalten weren müssen.


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