Pátek 10. února 1928
Das heurige Jahr steht unter dem Zeichen des
zehnjährigen Bestandes der Èechoslovakischen Republik
und die Drahtzieher des gesättigten Bürgertums sind
bestrebt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um vorzutäuschen,
daß die Bevölkerung dieses Staates zufrieden ist und
sich darüber freut, auch befreit zu sein.
Presse, Propagandaausstellungen und Veranstaltungen sollen ein
Paradies vortäuschen, während unter diesem feinen Anstrich
sich sehr viel Not und Elend befindet. Eine Freudestimmung soll
hervorgerufen werden, doch freuen werden sich nur die, die unermeßliche
Profite aus den arbeitenden Schichten gezogen haben und alle jene,
die durch Korruption, Protektion, Bestechung und das gesetzliche
Gewaltsystem zusammenscharrten. Die Freude wird also eine sehr
gemischte und geteilte sein. Die Entrechteten und Ausgebeuteten
werden bei dieser Jubiläumsfeier all jener Taten und Verbrechen
gedenken, die an ihnen vollführt wurden.
Das Schutz-, Terror-, Preß- und Verwaltungsgesetz
und alle anderen administrativen Gewaltstreiche der Bürokratie
und der Unternehmer, die die Kriminale der Èechoslovakei
füllten und noch füllen werden, das Elend der breiten
Massen durch die Steuergesetzgebung, die Teuerung werden die Jubiläumssymphonie
bilden, die gellend der Bourgeoisie und den Machthabern in diesem
Staate in die Ohren klingen wird. Während
die deutsch-èechischen Koalitionsparteien schöne Worte
gebrauchen, werden die arbeitenden Massen schwere Anklagen gegen
jenes verfluchte kapitalistische System erheben, deren Träger
und Verfechter das Bürgertum ist.
Millionen der Bevölkerung werden Anklage auf Anklage gegen
die Regierung erheben und fluchen, eingedenkt des Leidens, das
durch die Politik der Koalitionsparteien ihnen aufgebürdet
wurde. Alle Versuche, im letzten Augenblicke das Regime zu mildern,
von der reichbesetzten Tafel einige Brocken den Hungrigen und
Vergewaltigten hinzuwerfen, werden nicht hinreichen, die Massen
zu täuschen. Denn hinter der Fratze des heuchlerischen Humanismus
verbirgt sich die Profitsucht, die sie immer zu neuen Gewalttaten
antreibt. Die Behandlung und Beurteilung der einzelnen Schichten
und Klassen ist eine verschiedenartige. Alle jene Elemente, die
der kapitalistische Staat und die Bourgeoisie zur Stützung
und Erhaltung braucht, werden ganz anders behandelt, als jene
Schichten, die sie zur Kapitalsanhäufung brauchen. Am schwersten
werden die arbeitenden Massen getroffen, die alle Lasten des Staates
und der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zu tragen haben. Ein
weiteres Übel der kapitalistischen Welt sind alle jene, die
durch Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter aus dem Wirtschaftsprozeß
ausgeschaltet wurden. Die in Verhandlung stehenden zwei Vorlagen
illustrieren am besten, mit welchen Unterschieden die einzelnen
Schichten und Stände behandelt werden. Durch das Altpensionistengesetz
wollen sie das schreiende Unrecht an den alten, arbeitsunfähigen
und ausgemergelten Staatsdienern durch Almosen beseitigen, durch
Erhöhung der Pensionen für die abgetakelte Generalität
machen sie ein Millionengeschenk an die Klassenangehörigen
der Bourgeoisie. Und damit die Schandtat der Koalition verdeckt
wird, haben sie den Trik benützt, beide Vorlagen auf einmal
zu verhandeln. Doch die Hoffnung der Täuschung der Bevölkerung,
der betrogenen Kriegsinvaliden, der Arbeitslosen, der alten ausgemergelten
Arbeiter wird sich trotz aller Raffinität nicht erfüllen.
Zu deutlich ist der Klassencharakter bei den Gesetzesvorlagen
sichtbar. Für die Mörder des Proletariats Millionengeschenke,
für die Altpensionisten einige lumpige Kronen!
Wenn die deutsch-èechische Koalitionsregierung heute endlich
einen Gesetzesantrag vorlegt, durch den man die Versprechungen,
die man den Altpensionisten machte, einlösen will, so tut
sie es nur deshalb, damit nicht die provokatorische Tatsache zum
Himmel schreit, daß die Regierung
173 ehemaligen österreichischen Generalen die Pensionen bis
auf 55.000 Kè jährlich erhöht. Natürlich
konnten die armen Teufel nicht mit der monatlichen Pension von
2000 Kè ihr Auslangen finden. Deshalb muß eine Erhöhung
erfolgen, während ein Kriegsinvalide
mit 50 Kè monatlich oder 1.60 Kè täglich sich
durchschlagen muß. Die Altpensionisten will man angeblich
zufriedenstellen, um sie mit dem herrschenden System zu versöhnen,
täuscht sie, indem man vorgibt, daß man angeblich ihre
Forderungen erfüllt. Doch die Vorlage
bedeutet für die Altpensionisten eine schwere Enttäuschung.
Sie ist nicht eine Regelung der Pensionistenfrage, sondern eine
Vergrößerung des bereits bestehenden Chaos.
Pensionisten, denen der Staat oder seine Unternehmungen
Ruhe- und Versorgungsgenüsse auszahlt, gibt es insgesamt
147.756. 5% von ihnen, also 7287, erhalten eine nach dem neuen
Gehaltsgesetz geregelte Pension. Über 81.000 Pensionisten
erhalten niedrigere, nach den bekannten Dezembergesetzen geregelte
Pensionen. Das sind die sogenannten mittleren Pensionisten. Die
übrigen etwa 70.000 Personen mit mehr als 14.000 unversorgten
Kindern sind Altpensionisten, die die niedrigste Pension beziehen,
weil ihnen nichteinmal die Dienstjahre eingerechnet wurden. Schon
seit 8 Jahren verlangen die Gewerkschaftsorganisationen der Staatsangestellten
eine Gleichstellung aller Pensionisten, ebenso forderten sie,
daß alle Gehaltsregelungen der aktiven Beamten und Angestellten
sich automatisch auf die pensionierten Angestellten beziehen sollen.
Die Regierung lehnt jedoch diese Forderung grundsätzlich
ab. Auch im Motivenbericht zum Gesetz über die Aushilfe für
die Altpensionisten erklärte die Regierung, die Gleichstellung
der Altpensionisten mit den Neupensionisten sei ausgeschlossen.
Einerseits sei die Bedeckung einer solchen Regelung infolge der
allzugroßen Belastung des Staatsvoranschlages nicht aufzubringen,
anderseits seien die persönlichen Normen und Verhältnisse,
unter denen die heutigen Altpensionisten aktiv gedient haben,
so sehr von den Normen und Verhältnissen der Gegenwart verschieden,
daß die Gleichberechtigung eben nicht durchzuführen
sei. Bei Regelung der Bezüge der Pensionisten will der Staat
76 Millionen ausgeben und dabei werden die katholischen Geistlichen
besonders gut davon kommen, indem sie außerhalb jeder
Norm Pauschalbeträge bis zu 3000 Kè erhalten, dagegen
die Pensionisten der Selbstverwaltungskörper aber von jeder
Regelung ausgeschlossen sind. Da wird das neue Gemeindefinanzgesetz
sich besonders hart auswirken. Die deutsch-èechischen
Koalitionsparteien werden in den Gemeinden die Forderungen der
Pensionisten ablehnen, und zwar mit der Motivierung, daß
für diese keine Bedeckung vorhanden ist.
Berichterstatter und Motivenbericht erklären,
daß die Gleichstellung der Alt- mit den Neupensionisten
unmöglich sei, und insbesondere wird erklärt, daß
die Dienstleistungen der Altpensionisten zu anderer Zeit als die
der Neupensionisten erfolgt sind, und aus diesem Grunde sei eine
Gleichstellung nicht möglich. Man will also die Schuld an
den Verhältnissen, besonders an den valutarischen, auf die
Altpensionisten überwälzen, vergißt aber dabei,
daß das Leben der Altpensionisten und der Neupensionisten
das Gleiche ist, daß die Altpensionisten unter denselben
elenden Verhältnissen leben müssen wie die Neupensionisten.
Schon das alte Österreich hat es verstanden, eine Gleichstellung
der Pensionisten durchzuführen, und obzwar man hier immer
wieder von einem Entösterreichern dieses Staates spricht,
reicht man bei weitem nicht an jene Maßregeln heran, die
schon das alte Österreich gegenüber seinen Staatsdienern
durchgeführt hat. Wohl wurde von den Koalitionsparteien ein
Resolutionsantrag eingebracht, und in den einzelnen Ausschüssen
angenommen, in dem es heißt, daß die Regierung aufgefordert
wird, eine definitive Regelung durch ein allgemeines Pensionistengesetz
für alle Pensionistenkategorien durchzuführen. Wenn
die Altpensionisten solange warten werden oder müssen, als
sie bisher gewartet haben, wenn man das Tempo, das man bis jetzt
eingehalten hat für diesen Resolutionsantrag ebenfalls einhalten
wird, so können die Altpensionisten sicherlich auf das nächste
Jubiläumsjahr warten, also 10 Jahre, bis man ihnen wieder
einen Knochen hinwirft. Man vergißt natürlich oder
spekuliert damit, daß mittlerweile wiederum einige der alten
Pensionisten absterben werden. Diese ganze Kategorie befindet
sich ja auf dem Aussterbeetat; je länger die Regelung hinausgeschoben
wird, desto kleiner werden die Beträge, desto weniger muß
die Regierung diesen Leuten geben. Der Herr Berichterstatter Navrátil
hat schon im sozialpolitischen Ausschuß erklärt,
daß eine Gleichstellung der Altpensionisten nicht zulässig
ist nach den bestehenden Rechtsnormen. Die Rechtsnormen lassen
eine Gleichstellung nicht zu. Auf Seite der Altpensionisten aber
besteht das moralische Recht, welches die Regierung und die Regierungsparteien
verpflichtet, den Altpensionisten zu entsprechen. Wir erinnern
bei diesem Anlaß gerade jene Parteien, die zu den Kundgebungen
der Altpensionisten gegangen sind, die den Altpensionisten die
Gleichstellung und die Durchrechnung der Dienstjahre versprochen
haben, wir erinnern diese Parteien daran, daß sie heute
einfach ihre Versprechungen schmählich im Stiche lassen.
Aber auch das finanzielle Recht haben die Altpensionisten, nachdem
sie nicht schuld sind an jenen Verhältnissen, die eingetreten
sind, an jenen valutarischen Verschiebungen, die erfolgten. Es
wird erklärt, daß die Gleichstellung schon deshalb
nicht erfolgen könne, weil die notwendige Bedeckung nicht
gefunden werden kann. Schon einmal hatten sich die Regierungsparteien
mit der Gleichstellung der Pensionisten befaßt und es wurde
damals von Seite der Regierung ausgerechnet, daß die Bedeckung
der Gleichstellung der Pensionisten ungefähr 350 Millionen
kosten würde. Und da erklärt man: dieses Geld hat man
nicht, obwohl mittlerweile 15% gestorben sind, obwohl wir wissen,
daß der genannte Betrag bei weitem nicht erreicht wird.
Nachdem aber immer und immer wieder im Motivenbericht und von
den Berichterstattern erklärt wird, daß kein Geld hiefür
vorhanden sei, will ich hier erinnern an einen Ausspruch des deutschen
Christlichsozialen Herrn Dr Luschka. Als die deutschen
Koalitionsparteien noch in Opposition standen, erklärte gerade
bei der Frage der Regelung der Altpensionisten Herr Luschka:
"Für Militarismus, Spitzelsystem und Auslandspropaganda
ist genug Geld vorhanden, für die Altpensionisten hat man
nichts übrig." Am gestrigen Tage hat für die christlichsoziale
Partei Herr Abg. Feierfeil gesprochen und er bedauert es
ewig, daß man den Forderungen der Altpensionisten nicht
entgegenkommen kann und wiederholt dieselbe Phrase, die schon
Herr Luschka seinerzeit benützte, der Staat habe für
Rüstungszwecke genügend Geld und für alle möglichen
Dinge, nur für die Altpensionisten nicht. Und Herr Feierfeil
erklärt, sie werden nicht ruhen und solange für
die Forderungen der Altpensionisten eintreten, bis eine vollständige
Gleichstellung erfolgen wird. (Posl. Hackenberg: Aber Sie lehnen
unsere Anträge ab und stimmen für die Rüstungskredite!)
So ist es, dieselben Herren, die für die Rüstung
des Militarismus und für alle anderen Ausgaben dieses Staates
gestimmt haben, lassen durch ihre offiziellen Referenten erklären,
daß sie für die Forderungen der Altpensionisten eintreten,
daß sie dagegen sind, daß Millionen für unproduktive
Zwecke ausgeworfen werden, und zum Schluß stimmen sie für
diese schändlichen elenden Gesetze. Die Komödie, die
die deutschen Regierungsparteien mit den Altpensionisten treiben,
wird sich bei der Wählerschaft schon auswirken. Und wenn
gesagt wird: "Zu wenig Geld", so brauchen wir nur einige
der immer und immer wieder erwähnten Ausgaben anzuführen,
so den jährlichen Rüstungsfond von 310 Millionen Kè,
der dazu verwendet wird, einen neuen Krieg vorzubereiten, ein
neues Massenmorden herbeizuführen, wir erinnern weiters daran,
daß der Staat sparen könnte an der Ausgabe für
die russischen Emigranten in diesem Staate,
für die im Staatsbudget jährlich 32 Millionen
hinausgeworfen werden, obwohl diese Leute kein Verdienst um diesen
Staat haben, die höchstens die Aufgabe haben, gegen die Arbeiter
aufzutreten, Helfersdienste zu leisten der Bourgeoisie gegen die
geknechtete Arbeiterschaft. Ich erinnere weiters daran, daß
vor einigen Tagen die Blätter gemeldet haben, daß die
finanzielle Transaktion des Ministers Engliš mit der
amerikanischen Anleihe, die in eine Inlandsanleihe umgewandelt
werden soll, den amerikanischen und inländischen Kapitalisten
ungefähr 103 Millionen Kronen eingetragen hat. Alle machen
das Geschäft mit diesem Staate, nur jene Leute nicht, die
hier elend dahin vegetieren müssen, die Stiefkinder. Und
wir erinnern daran, daß durch die Zölle Milliarden
hereingekommen sind, wir erinnern daran, daß der Staat hunderte
von Millionen für die Sanierung der èechischen
Banken gehabt hat und neuerlich
der Schluckenauer Sparkasse zur Sanierung einige Millionen
zur Verfügung stellt; für das Zuchtvieh werden 30 Millionen
im Staatsvoranschlag präliminiert und für andere Zwecke
der Agrarier gibt es genügend Geld, aber für die Altpensionisten,
Kriegsinvaliden, Arbeiter, da ist nichts übrig. So ist natürlich
das Gesetz, das hier vorgelegt wird, nichts anderes als eine Augenauswischerei
gegenüber den Altpensionisten. Es wurde schon von einem der
sozialdemokratischen Redner im sozialpolitischen Ausschuß
gesagt: Die Regierung macht sich aus den 70.000 Altpensionisten
einen Narren. Ein Betrug wird an den Altpensionisten schon dadurch
verübt, daß man im Motivenbericht es so darzustellen
versuchte, als ob man den Gesamtforderungen der Altpensionisten
entspräche, indem man ihnen eine 20%ige Zulage gewährt.
Meine Herren, obzwar schon die Zulagenform eine nicht entsprechende
ist, denn wir kennen die Zulagen, die immer zu- und abgebaut werden,
so wissen wir, daß die Zulagen nur die Form sind, um einer
wirklichen Erhöhung aus dem Wege zu gehen; und vollständig
lügenhaft und ein Betrug ist es, wenn im Motivenbericht erklärt
wurde, daß man den Forderungen der Altpensionisten nach
einer 20%igen Zulage tatsächlich entgegengekommen ist. Die
hauptsächlichsten Forderungen der Altpensionisten waren die
Gleichstellung und die Durchrechnung ihrer Dienstjahre. Allein
man erklärt, für eine Gleichstellung und Durchrechnung
sei keine Möglichkeit vorhanden, nachdem die Mittel nicht
bereit gestellt werden können. Und so verlegt man sich auf
eine Zulage für die Altpensionisten. Da möchte ich bei
diesem Anlaß auch einen Ausspruch des Abg. Brodecký
erwähnen, der im sozialpolitischen Ausschuß erklärte:
"Wir wollen bei der Wählerschaft nicht illoyal gegen
die Regierung sein und kommen dadurch in eine schwere Situation."
Der Abg. Brodecký sagt, wir wissen, daß dieses
Gesetz ein elendes ist, doch ist es uns sehr schwer, die Regierung
bloßzustellen vor der Wählerschaft, weil diese sagen
würde, daß natürlich die einzelnen Parteien nicht
die genügende Kraft anwenden, um den Forderungen dieser geplagten
Schichten arbeitender Menschen zu entsprechen. Wir sagen ganz
offen, wir wollen der Regierung gegenüber illoyal sein, wir
haben die Verpflichtung, aufzuzeigen, welcher Betrug an den Altpensionisten
vorgenommen wird. Die Versprechungen, die man ihnen in Resolutionsanträgen
gemacht hat, Versprechungen, die man in allen Gesetzen den einzelnen
Schichten macht, werden, wie wir wissen, zum größten
Teile nicht erfüllt. So hat auch das Gesetz Nr. 103 nicht
einmal die Hälfte der Forderungen erfüllt, und wenn
man sagt, daß das Ministerium der Altpensionisten nach diesem
Gesetz die unterste Grenze ist, so ist das natürlich eine
Kleinigkeit. Wir haben Anträge gegen die Erhöhung in
Form von Zulagen eingebracht. Wir stehen auf dem Standpunkte,
daß die Pensionen der Altpensionisten zu erhöhen sind;
nicht durch Zulagen ist diese Frage aus der Welt zu schaffen.
Wir stehen aber auch auf dem Standpunkte, daß eine Regelung
nur möglich ist, indem man eine Durchrechnung ihrer Dienstjahre
vornimmt und sie den Neupensionisten gleichstellt. Durch das neue
Gesetz wird das Chaos noch größer. Wir haben bereits
5 Kategorien von Pensionisten. Durch dieses neue Gesetz wird überhaupt
kein Mensch die Frage der Pensionisten irgendwie regeln können.
Wir haben bereits erklärt, daß die Zulage von 20% ungenügend
und ungerecht ist. Wir sind weit davon entfernt zu erklären,
daß die Forderungen oder, daß die Lebensexistenz der
Neupensionisten bereits sichergestellt ist, wir wissen, daß
auch die Neupensionisten bei den heutigen Lebensverhältnissen
ihr Auskommen nicht finden können. Um so ungerechter ist,
wenn man pauschaliter 20%ige Zulagen zu den Grundbeträgen
gewählt hat. Wir wissen ganz genau, daß es unter den
Altpensionisten sowie auch unter den Neupensionisten Personen
gibt, die kleinere Pension haben, und auch Personen, die etwas
größere Pensionen haben. So sehen wir, daß z.
B. die 20%ige Zulage bei einer Pension von 1800 Kronen monatlich
ungefähr 300 Kronen ausmacht, bei Pensionisten der niedrigsten
Sorte gibt es solche, die 180 Kronen monatlich haben, d. h. eine
Zulage von 36 Kronen. So wird es vorkommen, daß einige Personen
Zulagen bekommen, wie sie die ganze Pension jemandes ausmacht,
der sich in der niedrigsten Kategorie befindet. Dieses System
der 20% ist unmöglich, und deshalb verlangen wir eine Erhöhung.
Wir haben uns aber nicht nur mit der Erhöhung der Pensionen
begnügt - wir wissen, daß unsere Anträge von der
Majorität des Hauses abgelehnt werden, wir wissen ganz genau,
daß wir hier nur sprechen um aufzuzeigen, daß Sie
einen Betrug an diesen Bevölkerungsschichten vollführen.
Wir haben den Antrag gestellt, um diesem ungerechten Zulagensystem
zu begegnen, daß die Abstufung der Zulagen entsprechend
den einzelnen Kategorien geschieht; so daß zum Beispiel
Angestellte der Staatsbetriebe, Unterbeamte bis zur VIII. Rangsklasse
eine Zulage von 50% bekommen, Beamten der VII. Rangsklasse 40%
gewährt werden, den Beamten der VI. Rangsklasse 30% und allen
anderen 20%. Wir sind auf dem Standpunkt gestanden, daß,
nachdem wir wissen, daß gewisse Pensionistenkategorien insbesondere
aus den Reihen der Angestellten minimale Beträge bekommen,
nach dem Gesetze Nro. 103 das Minimum nicht genügend ist,
sondern daß es soviel betragen muß, als das Existenzminimum
beträgt, das sind zumindest 7200 Kronen. Dieser Antrag wurde
im sozialpolitischen Ausschuß mit einer Motivierung des
Berichterstatters Roudnický niedergestimmt, auf
die ich noch zu sprechen kommen werde.
Aber nicht allein die Altpensionisten müssen
vollauf befriedigt werden. Wir wissen, daß die Provisionisten,
von denen gestern Genosse Štìtka
hier im Hause gesprochen hat, vollständig
ausgeschaltet sind, wir wissen, daß sie auf die Mildtätigkeit
der Ämter angewiesen sind, um überhaupt leben zu können.
Im sozialpolitischen Ausschuß wurden zwei krasse Beispiele
angeführt. So z. B. der Fall eines Provisionisten, eines
Eisenbahners, der durch einen Unfall auf der Bahn vollständig
erblindet ist und der eine Provision von 88 Kronen monatlich erhält.
Der zweite Fall ist der, daß ein Eisenbahner, der im Dienste
auf der Eisenbahn einen Arm verloren hat, eine Provision von 88i10
Kronen monatlich erhält. Diesen Leuten werden durch das Altpensionistengesetz
die Bezüge überhaupt nicht geregelt. Wohl heißt
es, daß die Gaben entsprechend dem Gesetze geregelt werden
können, und ein Resolutionsantrag sagt, daß die Regierung
besonders für die Selbstverwaltungskörper, für
die selbstverwalteten Fonde, die Regelung dieser Frage vorbereiten
soll. Wenn erklärt wurde daß dies ein Skandal ist,
so sagen wir, daß es notwendig gewesen wäre, diese
Frage schon vor einem Jahr zu lösen. Vollständig ausgeschaltet
werden die Altpensionisten der Gemeinden und Selbstverwaltungskörper.
Das neue Gemeindegesetz wird überhaupt unmöglich machen,
daß man die Bezüge der Altpensionisten der Selbstverwaltungskörper
regelt und ich habe schon gesagt, daß die Regierungsparteien
es ablehnen werden, den Forderungen der Altpensionisten in den
Selbstverwaltungskörpern zu entsprechen, weil sie erklären
werden, daß es nach dem bestehenden Finanzgesetz unmöglich
ist, eine Bedeckung zu finden; und wenn sie sie finden, wird es
wieder auf Kosten der armen Teufel gehen, deren Lebensbedingungen
man verschlechtern wird.
Im Gesetz ist auch von den Lehrern die Rede.
Im § 5 wurde der Versuch gemacht, auch die Lehrer-Altpensionisten
diesem Gesetze einzuverleiben. Sehr stiefmütterlich behandelt
man aber die Lehrer, die perzentuelle Bezüge erhalten. Diese
Ärmsten der Armen sind die Industriallehrerinnen, die nicht
die volle Stundenzahl aufgebracht haben und bei ihrer Pensionierung
durch Krankheit oder irgendwelche andere Umstände nur jene
Beträge erhalten, die perzentuell auf ihre Stundenanzahl
entfallen.
Auch da haben wir - man muß nur die Klagen
der alten Lehrerinnen, der alten pensionierten Lehrer kennen,
die ein elendes Dasein fristen, man muß hören, wie
sie sich an die einzelnen Parteien und einzelne Abgeordnete um
Abhilfe in der Notlage, in der sie sich befinden, wenden - auch
da haben wir verlangt, daß eine Gleichstellung dieser perzentuell
pensionierten Lehrer mit den Vollpensionierten erfolgen soll,
daß auch hier ein Minimum angesetzt wird.
Dieser Antrag wurde gleichfalls von den Koalitionsparteien abgelehnt,
ja es wurde sogar bei diesem Anlaß ein kleiner Schwindel
verübt, indem erklärt wurde, die Regierungsvorlage gebe
als Minimum 8400 Kè und unser Antrag sei so niedrig,
daß er abgelehnt werden müsse, da er eine Schädigung
dieser Kategorien bedeuten würde. Den Altpensionisten, diesen
ausgepreßten, ausgemergelten Schichten, die man nicht mehr
brauchen kann, wirft man nur nackte Knochen
hin. Anders werden, wie schon erwähnt, die Generäle
behandelt, anders die Geistlichkeit; da hat man speziell für
die Geistlichkeit die Verzögerung dieser Vorlage in den Ausschüssen
vorgenommen, damit auch sie an den Vorteilen dieses Gesetzes partizipieren
kann. Je nachdem, welche Aufgaben die einzelnen Schichten in einem
bürgerlichen Staat zu erfüllen haben, werden sie behandelt.
Und wenn es sich auch um pensionierte Geistliche, Katecheten usw.
handelt, so weiß die Regierung und wissen die Regierungsgewaltigen,
daß diese Leute notwendiger für den kapitalistischen
Staat sind, als die alten Lehrer und die alten Beamten, als alle
jene, die wohl für sie einmal gute Dienste geleistet haben,
wenn es sich darum gehandelt hat, gegen die Arbeiterschaft vorzugehen,
die aber heute einfach über Bord geworfen werden. Und so
behandelt man natürlich die Geistlichkeit ganz anders als
die Beamten selbst. (Posl. Roudnický: Jen vykládejte,
aby bylo vidìt, že tomu rozumíte!
Vždy tomu nerozumíte!) Já ještì
o tom budu mluvit, o tom rozumìní, pane pátere
Roudnický!
Es wurde im Budgetausschuß wie im sozialpolitischen
Ausschuß auf die Abfassung der Motivenberichte hingewiesen
und erklärt, daß diese einfach lügenhaft und falsch
aufgebaut werden. Aber nicht allein das, auch die Berichterstatter
der einzelnen Parteien verdrehen mit Absicht die Dinge, die ihnen
sehr unangenehm sind; nachdem sich ein Herr Berichterstatter,
nämlich P. Roudnický, hier besonders hervorgetan
und mir soeben zugerufen, daß ich hier davon sprechen soll,
so will ich davon sprechen. Wir haben im Budgetausschuß
Anträge eingebracht, wir verlangten, daß nicht eine
20%ige Zulage gewährt wird, wie sie die Vorlage vorsieht,
sondern daß für die niedrigeren Kategorien,
also insbesondere für die Angestellten, für die Unterbeamten
und für die Beamten bis zur VIII. Rangsklasse eine 50%ige
Zulage gewährt werde. Und am Schlusse des Antrags heißt
es, daß das Minimum zumindest 7200 Kè betragen soll,
u. zw. deshalb, weil es unrichtig ist, so wie
der Herr P. Roudnický es jetzt gerne verdrehen
möchte, daß die Regierungsvorlage 8400 Kè allen
diesen Schichten gibt. (Posl. Roudnický: Ale vy tomu
nerozumíte! Ne 8400, nýbrž 8100 Kè!)
Wir wissen, daß die Angestellten
nicht 8400 Kè bekommen. (Posl. Roudnický: Vždy
to není pravda! 8100 a nikoliv 8400 Kè!) Die
Angestellten in den Staatsbetrieben erhalten einen Grundbetrag
von 4212 Kè und wenn sie 20% dazu erhalten, so bedeutet
das eine Aufbesserung ihrer Bezüge um 842 Kè. Herr
Roudnický hat erklärt,
die Regierungsvorlage gebe allen 8400 Kè, er hat aber bei
der Verlesung unseres Antrages es unterlassen, das Wort "Angestellte"
zu verlesen, er hat entweder absichtlich oder unabsichtlich das
Wort "zøízenci" aus dem Antrag ausgelassen,
als er zum zweitenmal diesen Antrag verlesen hat. Es war ihm unangenehm,
daß wir den Antrag stellen, daß den Angestellten 50%
gewährt werden sollen, und er motivierte dies damit, daß,
wenn man den Antrag der Kommunisten annehmen würde, dies
eine Verschlechterung für die betreffenden Schichten
zur Folge hätte. Er operierte nur mit den Worten "podúøedníci"
und "úøedníci" bis zur VIII. Rangklasse.
Die Methode der Verfasser der Motivenberichte ist genau so wie
die Methode des Herrn Berichterstatters Roudnický
eine demagogische, jesuitische, darauf angelegt, das Verbrechen,
das an den Altpensionisten begangen wird, zu verhüllen. Es
wird ihnen aber nicht gelingen. Sie sprechen im Motivenbericht
davon, daß man den Forderungen der Altpensionisten völlig
entsprochen habe, was jedoch nicht wahr ist. Sie nehmen keine
Durchrechnung ihrer Dienstjahre vor, sie führen keine Gleichstellung
mit den Neupensionisten herbei, sondern sie werfen ihnen einfach
einen Bettel hin, um zu zeigen, daß sie im Jubiläumsjahr
auch für diese armen Schichten etwas übrig haben.
Uns wundern nicht die Methoden der Verfasser
der Motivenberichte, uns wundern nicht die Methoden der Berichterstatter
und insbesondere des Herrn P. Roudnický, aber wir
wollen festhalten, daß sich die deutschen Regierungsparteien
hinter die Berichterstatter stellen, daß sie einfach schweigen
und nur die Herren Berichterstatter reden lassen. Es ist natürlich
unangenehm, hier zu sagen, was den Altpensionisten versprochen
worden ist, es ist unangenehm zu sagen, wie es gestern Abg. Feierfeil
tat, daß die Vorlage ungenügend ist, daß
es notwendig sei, eine Gleichstellung durchzuführen, daß
es aber nicht notwendig sei, für Militärzwecke in diesem
Staate Ausgaben zu machen, aber dann für all das selbst zu
stimmen. Das ist ja eben die Demagogie, zu der sie verurteilt
sind, der Betrug, den sie immer und immer wieder vollführen
müssen, wenn sie in ihrer Politik weiterschreiten. Die Erklärung
des Herrn P. Roudnický im Budgetausschuß hat
zur Folge gehabt, daß einige sozialistische Parteien und,
sagen wir es schon offen, die sozialdemokratische Partei, diesen
Anlaß gegen uns benützt haben, wo Herr P. Roudnický
erklärt hat, daß die Kommunisten den Katecheten
die Gehälter erhöhen wollen und daß die Katecheten
dafür danken, da es die kommunistische Partei sei, die das
tun wolle. P. Roudnický hat natürlich verschwiegen,
daß wir die Industriallehrerinnen und alle jene, die mit
perzentuellen Gehältern pensioniert wurden, mit unserem Antrage
gemeint haben, der doch nur bezweckte, den armen Teufeln zu helfen.
Die Sozialdemokraten haben diesen Angriff oder besser gesagt diese
Reminiszenz des P. Roudnický aus dem Budgetausschuß
dazu benützt, um in ihrer Presse gegen uns Stellung zu nehmen.
(Posl. Hackenberg: Waren das wir?) Nein, die èechischen
Sozialdemokraten.
Nun, wir haben natürlich sofort geantwortet,
daß sie sich diese Demagogie zumindest nicht erlauben sollten,
wenn es ein Herr P. Roudnický einmal versucht. Wir
haben also gleich darauf geantwortet. Aber es ist klar und steht
außer Zweifel, daß alle unsere Anträge,
die darauf ausgehen, eine Gleichstellung der Altpensionisten mit
den Neupensionisten durchzuführen, den Altpensionisten zu
helfen, die Bezüge zu erhöhen, glatt von den Regierungsparteien,
den deutschen wie den èechischen, abgelehnt
werden. Demagogisch wendet man sich an die Altpensionisten und
macht ihnen Versprechungen, aber im Plenum des Hauses, durch ihre
Gesetzgebung wird das Gegenteil gemacht.
Wir wenden uns nicht nur gegen die Methoden,
mit welchen man hier Gesetze macht und versucht, die anderen Parteien
zu bekämpfen, sondern wir wenden uns hier gleichzeitig gegen
das ganze System, das auf nichts anderem aufgebaut ist, als auf
der Ausbeutung der arbeitenden Schichten, auf der Ausbeutung jener
Elemente, die Sie nicht mehr brauchen können für Ihre
kapitalistische Wirtschaftsordnung, und wir wenden uns von dieser
Tribüne aus an alle diese Entrechteten, um ihnen zu zeigen,
daß dieser Staat ein kapitalistischer ist, aufgebaut auf
dem nackten Terror der Regierung, auf dem nackten Ausbeutungssystem,
um neue schwere Lasten auf die Armen zu überwälzen,
selbst aber große Profite aus diesem Staat herauszupressen.
Wir selbst werden, wenn unsere Anträge abgelehnt werden -
wir wissen das von vornherein - gegen dieses schändliche
Gesetz stimmen. (Potlesk komunistických
poslancù.)