Støeda 27. èervna 1928

Der Herr Staatspräsident hat neulich in Mähren erklärt, er hätte nichts dagegen, wenn das neue Mähren-Schlesien ein zweites SHS. würde. Bald darauf krachten die Schüsse in der Belgrader Skupschtina. Soll also das künftige naturwidrige Zusammenschweißen Mährens und Schlesies vielleicht zu ähnlichen Ergebnissen führen? Gibt es noch nicht genug Reibungsflächen bei uns? Müssen denn gerade die freundnachbarlichen Verhältnisse und der Friede in Mähren und Schlesien, zwischen der mährischen und schlesischen Bevölkerung, unbedingt gestört werden? Jene mährischen Autonomisten, vor allem die Klerikalen beider Nationen, die sich davon die Erhöhung ihrer Stoßkraft gegen den Prager Zentralismus versprechen - damit gehen ja auch unsere deutschen Christlichsozialen hausieren - mögen bedenken, daß infolge unvermeidlicher Zwistigkeiten im eigenen Hause, die ein Verschmelzen dieser beiden grundverschiedenen Verwaltungsgebiete nach sich ziehen müßte, leicht das Gegenteil ihrer Hoffnungen eintreten könnte. Für lange Zeit würden jedenfalls unsere Kräfte durch den Streit im eigenen Hause gebunden sein, so daß wir ein solches planmäßiges und kräftiges Vorgehen gegen die Prager Zentralisten nicht zu unternehmen imstande wären, ja, daß man uns noch leichter als einen Spielball der Prager Regierung behandeln könnte, wie dies ohnehin schon der Fall ist. Für ein solches Danaergeschenk müßten sich also auch die mährischen Landesautonomisten bedanken. Ebenso wird natürlich auch die Erwartung dieser Parteien, in dem neuen Mähren - Schlesien ihre dauernde Vorherrschaft aufrichten zu können, sich als irrig erweisen, denn wenn sie auch schon sehr viel zur politischen Verdummung der Bevölkerung getan haben, für gar so urteilslos dürfen sie die Wähler doch nicht halten, daß sie immer jenen nachlaufen werden, die an der Zerrüttung der Gemeindewirtschaft einerseits und an der Vernichtung der höheren Selbstverwaltung die Hauptschuld tragen; denn nur die allergrößten Kälber wählen ihren Metzger selber. Monsignore Šrámek sollte wissen, daß rohe Gewalt nicht geeignet ist, Herzen zu gewinnen; denn nichts anderes als rohe Gewalt ist es, daß man die Schlesier gegen ihren feierlich erklärten Willen einfach Mähren angliedern und sie Brünn unterstellen will. Darin liegt der allergrößte Konstruktionsfehler der ganzen Verwaltungsreform. Hätte sie wenigstens die Landeskommission für Schlesien mit der Kompetenz, wie sie die jetzige Landesverwaltungskommission besitzt, belassen oder vorgesehen, hätte sie einen deutschen Stellvertreter des Landespräsidenten mit dem Sitze in Troppau als "episcopus in partibus infidelium pro Silesia" bestellt, so wäre es möglich gewesen, einen Teil der Leute damit bei uns zufriedenzustellen, und vielleicht wäre es: elungen, mit diesem Speck einige Mäuse zu fangen. Da sie aber selbst davon nichts wissen wollen und alle schlesischen Wünsche einfach brüskiert haben und weiter brüskieren, wird nun einmal der schlesische Adler, den sie uns Gott sei Dank doch gelassen haben, seine Krallen zeigen. Druck erzeugt immer Gegendruck und wird ihn auch immer erzeugen. Selbst die sprichwörtliche schlesische Langmut hat einmal ein Ende. Eine Hochschule für Troppau, wie sie hier verlangt wurde. möchte ich nicht fordern als einen Ersatz für unsere schlesische Selbstverwaltung. Ich stehe auf dem Standpunkte, daß wir ein Recht darauf haben, daß Troppau unsere Landeshauptstadt bleibt, daß die Landester dort tatsächlich bleiben, daß sie uns belassen werden und daß wir uns auf einen Schacher in dieser Beziehung überhaupt nicht einzulassen brauchen. (Sehr richtig!)

Meine Herren von der Mehrheit! Sie wollen morgen beschließen, daß der Wirksamkeitsbeginn dieses Gesetzes über die Verwaltungsreform für Böhmen, Mähren und Schlesien hinausgeschoben werden soll. Sie gewinnen dadurch jedenfalls Zeit, wenigstens Zeit dafür, sich auch unsere Warnungen einmal durch den Kopf gehen zu lassen und einmal ruhig zu überlegen, ob sie nicht von Ihrem unseligen Plan Abstand nehmen - sollten. Ich glaube, es geschähe das nicht uns zuliebe sondern im Interesse der gesamten Bevölkerung, wenn Sie sich noch einmal wirklich ausgiebig mit dieser Frage beschäftigen würden. Aufgeschoben ist allerdings noch nicht aufgehoben. Aber Zeit gewonnen ist in diesem Falle meiner Meinung nach schon viel gewonnen. Ich bin jedenfalls Optimist und will hoffen, daß Ihnen der Herbst vielleicht die Erleuchtung bringt und daß Sie dann dieses Gesetz ebenso wie die frühere Gauverfassung selig im Papierkorb entschlafen lassen. Eine wirkliche Verwaltungsreform muß auf ganz anderen Grundlagen aufgebaut werden. Ich verweise darauf, wie man sich jetzt im Deutschen Reiche müht und plagt, seit Jahr und Tag, um erst die Grundlagen für eine echte Verwaltungsreform herauszukristallisieren und dann in einer wieder jahrelangen mühevollen Arbeit unter Zuziehung aller möglicher Theoretiker und Praktiker diese Verwaltungsreform ins Leben zu rufen. Auch bei uns hier müßte, wenn sie wirklich eine dauernde, gründliche Verwaltungsreform machen wollen, in ähnlicher Weise vorgegangen werden, wie ich ja schon oft gesagt habe. Die Grundlagen einer richtigen Verwaltungsreform können nur sein: Dezentralisation und Selbstverwaltung u. zw. örtliche und völkische Selbstverwaltung. Das allein sind die Pfeiler für eine gründliche Neuordnung, die überhaupt Aussicht auf Dauer haben kann. Nicht überstürzt, nicht auf einmal, sondern nur schrittweise, nur nach und nach läßt sich eine Änderung der alten eingelebten Verwaltung vollziehen, wenn die Stetigkeit aufrecht erhalten werden soll und wenn sie Bestand haben soll. So wie es hier geschieht, muß man eine schwere Schädigung der gesamten Bevölkerung durch eine derartige Verwaltungsreform befürchten und mit Recht voraussehen. Vorläufig erscheint mir also eine Rückkehr zum Alten fast noch immer besser als ein derartig schroffer, plötzlicher Eingriff in das Räderwerk in der Verwaltung, das doch ein sehr subtiles, feines, zartes Gebilde darstellt, ein Eingriff gleichzeitig in die heiligsten Güter der Staatsbürger, nämlich Selbstverwaltung und Freiheit.

Es hat in der letzten Zeit, ich glaube gestern, der Herr Staatspräsident Masaryk auf der Brünner Ausstellung nach Zeitungsmitteilungen auch einige Worte über die Selbstverwaltung gesagt u. zw. Folgendes: "Jede Verwaltung erfordert qualifizierte Arbeiter. Die Auswahl der qualifizierten Verwalter ist eine dringende Aufgabe der Demokratie. Überhaupt muß die Demokratie darauf achten, daß die Verwaltung praktisch und zweckmäßig sei". Theorie und Praxis, wie einmal ein Leitartikel in der "Deutschen Presse" überschrieben war. Welcher Unterschied ist da zwischen dem, was wirklich ist und zwischen dem, was der Herr Staatspräsident Masaryk so schön über die Selbstverwaltung hier sagt? Durch diese Verwaltungsreform, die jetzt nur wieder hinausgeschoben werden soll, wird ja bekanntlich die Auswahl der qualifizierten Verwalter der Bevölkerung entzogen und einfach der Regierung oder der hohen Bürokratie überlassen. Also gerade das Gegenteil von dem, was der Herr Staatspräsident haben will. Wie soll danach die dringendste Aufgabe der Demokratie erfüllt werden? Wie kann unter der Herrschaft eines solchen Gesetzes die Demokratie darauf achten, daß die Verwaltung praktisch und zweckmäßig sei? Nur wenn die Bevölkerung selbst die Arbeiter auswählen und bestellen kann, läßt sich die Verantwortung für die Verwaltung übernehmen, nicht aber wenn man ihr einfach die Beamten und Mitarbeiter in der Verwaltung aufzwingt, wenn man eine polizeistaatliche Verfassung hier aufoktroiiert. (Posl. inž. Kallina: Was sollen diese schönen Worte, wenn er auf der anderen Seite das Gesetz unterschrieben hat!) Ganz richtig. Hier aber sagt er weiter: "Wir haben unsere demokratische Verfassung!" Rufzeichen bitte. "Aber wie Amerika seine Verfassung von Zeit zu Zeit durch Nachträge ergänzt, so wird auch unsere Verfassung Nachträge und Änderungen - Nachträge und Änderungen nach den gewonnenen Erfahrungen - erfordern. (Výkøiky na levici.) Hier handelt es sich darum, eine Harmonie zwischen der notwendigen Dezentralisation und der unerläßlichen Autonomie und Selbstverwaltung zu finden." Also auf diese erforderlichen Nachträge und Änderungen der Verfassung kann man jedenfalls wirklich gespannt und neugierig sein. (Výkøiky posl. dr Lehnerta.) Bitte, wir sind ja seit dem 29. Feber 1920 der Auffassung, daß diese Verfassung nichts wert ist, also derselben Auffassung, zu der sich jetzt der Herr Staatspräsident Masaryk wenigstens teilweise bekennt, daß nämlich eine gründliche Änderung der Verfassung notwendig ist. Deshalb haben wir seinerzeit diese Verfassung, die gegen unseren Willen und in unserer Abwesenheit geschaffen wurde, nicht anerkannt und werden sie auch niemals anerkennen. (Výkøiky posl. inž. Kalliny.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Koberg (pokraèuje): Aber andererseits würden wir ja auch diese Worte des Herrn Staatspräsidenten von der unerläßlichen autonomen Selbstverwaltung gewiß freudig begrüßen, als eine zwar späte aber frohe Botschaft, wenn uns nicht auf Grund unserer traurigen Erfahrungen in der Vergangenheit der Glaube dazu fehlen würde. Wer so oft schon durch schöne Worte aus allerhöchstem Munde betrogen worden ist wie wir, der muß mißtrauisch sein. Wir müssen anstatt schöner Worte endlich einmal Taten verlangen. (Posl. inž. Kallina: Siehe seine Ansicht über Selbstbestimmungsrecht!) Auch das. Oder wir erinnern uns an Hodžas Schulversprechungen und an das, was wir alles an Versprechungen gehört haben, von der Gleichberechtigung, von der der Ministerpräsident sprach u. s. w. Jedenfalls machen sich solche Worte auf der Ausstellung in Brünn aus dem Munde des Staatspräsidenten sehr gut, besonders dem aufhorchenden Ausland gegenüber. Aber diese Worte werden doch lügengestraft durch die rauhe Wirklichkeit, durch das, was sich inzwischen hier im Parlamente abspielt. Wenn der Kuhhandel, der sich heute bis zur Stunde und schon den ganzen Tag über hier abspielt, wenn dieser Kuhhandel um die Verwaltungsreform und um die slovakische Landespräsidentenstele hinter den Kulissen unter Ausschluß der Öffentlichkeit, bei verschlossenen Türen geführt wird, so ist dies gewiß alles andere als demokratisch. Ich stelle nur fest, daß bisher zu dieser ganzen Vorlage, die für das öffentliche Leben doch ohne Zweifel von einer außerordentlich großen Bedeutung ist, aus schließlich nur oppositionelle Redner gesprochen haben und nicht ein einziger Vertreter der Regierungsparteien. Es hat sich in der Regel auch nicht einmal ein Vertreter der Regierungsparteien im Hause gezeigt. Erst jetzt haben wir das Vergnügen, Herrn Dr. Luschka in unserer Mitte zu sehen, was ich freudig begrüße. Sonst haben wir die Herren von der Regierungskoalition auf das schmerzlichste vermißt. Endlich einmal, am späten Abend, findet sich jemand ein, der ein gewisses Interesse dafür hat. Es ist sehr erfreulich, vielleicht ein Zeichen der künftigen Besserung. Aber so schaut im allgemeinen die Auffassung der Demokratie auf dieser Seite aus. Genau so würde die Demokratie auch in den künftigen Parlamenten der Bezirke und Länder aussehen; eine Mehrheit, die einfach mit Zuhilfenahme von Regierungsbeamten und von ernannten Vertretern zusammengekleistert wird, eine solche Mehrheit knobelt insgeheim hinter verschlossenen Türen irgend etwas aus und diktiert es dann, die anderen dürfen die Staffage dazu abgeben und hie und da etwas reden, aber beschlossen ist die Sache schon von vornherein. Wir brauchen kein Parlament, wir haben den Achterausschuß, das genügt vollkommen; alle andern könnten wir schön zu Hause bleiben, es ist schade um die Zeit, die wir im Parlament verbringen, jene haben den Verstand mit Löffeln gefressen, wissen alles viel besser als wir und brauchen sich nicht einmal anzuhören, was wir dazu zu sagen haben. In den Ausschüssen gehen sie weg, im Hause sind sie nicht, sie hören weder auf uns noch hören sie auf ihre eigenen Leute, wie ich das an dem Fall Peterle gezeigt habe, sie machen einfach was sie wollen. (Rùzné výkøiky.) Die Ministerbank ist "gedrängt voll", man müßte einmal darunter schauen, ob nicht einer darunter steckt. Das ist eine derartige Verhöhnung der gesamten Demokratie, daß man sich doch nicht dasselbe Schauspiel in den Bezirks- und Landesvertretungen leisten sollte. Das ist eine Verhöhnung der gesamten Bevölkerung, die man in solche Körperschaften hineinbeordert. Für eine solche Selbstverwaltung bedanken wir uns höflichst und deshalb ist mir die Galgenfrist, die sich die Koalition als Deliberationsfrist selbst bewilligen will, für die Durchführung der Verwaltungsreform unter der Voraussetzung nicht unsympathisch, daß dadurch nur ein Übergang geschaffen wird zu einem Begräbnis erster Klasse für diese Mißgeburt einer Verwaltungsreform, zu einer Einsargung dieser geplanten Fremdverwaltung, die der Bevölkerung aufgehalst werden soll, um dann den Weg freizumachen für eine wahre, auch unseren gerechten Wünschen und Forderungen Rechnung tragende Volksverwaltung. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)

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