Gestatten Sie nun, daß ich auch einiges
zum Kapitel "Ministerium des Äußern" und
zum Kapitel "Landesverteidigung" sage. Man sollte glauben,
daß gerade diese beiden Ministerien Hand in Hand arbeiten
müßten, weil die Innenpolitik doch auch stark für
die Außenpolitik entscheidend ist. Und was können wir
hier nun feststellen? Der Herr Außenminister handelt außerhalb
der Grenzen des Staates mit Abrüstungsartikeln und der Herr
Landesverteidigungsminister handelt im Innern des Staates mit
Aufrüstungsartikeln, ein Gegensatz, der so deutlich den Widerspruch
der Militärpolitik und der Außenpolitik darstellt.
Es gibt im Auslande keine Konferenz, keine Kundgebung, sei es
nun, daß sie den Friedensbestrebungen oder dem Abrüstungsgedanken
zu dienen hat, wo nicht unser Herr Außenminister das große
Wort führt, obwohl in der Abrüstungsfrage bis heute
nicht der geringste Fortschritt zu verzeichnen war. Unser Herr
Außenminister war auch bei der Unterfertigung des Kelloggpaktes
zugegen, der die Ächtung des Krieges ausspricht, und just
zur selben Zeit, als die Diplomaten der 14 Staaten in Paris zusammengetreten
sind und der Rundfunk die Kunde in die Welt hinaustrug, daß
die Ächtung des Krieges endlich ausgesprochen wurde, just
zur selben Stunde haben jene Staaten, deren Vertreter dort beisammen
waren, ihre großen Manöver abgehalten und die Generalprobe
für den kommenden Krieg durchgeführt. Die Arbeiterklasse
weiß sehr gut, was sie von diesen heuchlerischen Friedensbestrebungen
der Staatsmänner der kapitalistischen Staaten zu halten hat.
Die Arbeiterklasse weiß, daß der Friedenswille dieser
Menschen beeinflußt wird von den Interessen der kapitalistischen
Klasse, für die auch der Krieg, den sie scheinbar verabscheuen,
ein Geschäft bedeutet. Während man soviel von der Ächtung
des Krieges, von Abrüstung und Friedenspolitik spricht, werden
die Rüstungen 1n diesen Staaten fast bis zum Äußersten
betrieben, was aus folgender Tabelle ersichtlich ist. Sie zeigt
den Friedensstand der für uns in Betracht kommenden Staaten,
der deutlich beweist, wie man über die Abrüstung denkt:
Deutschland mit 63 Mill. Einwohnern 100.000 Mann, Österreich
mit 6.5 Mill. Einwohnern 20.000 Mann, Ungarn mit 8 Mill. Einwohnern
35.000 Mann, Frankreich mit 34 Mill. Einwohnern 550.000 Mann,
Belgien mit 7.7 Mill. Einwohnern 67.000 Mann. Gerade jetzt bei
der Debatte über die Wehrvorlage im belgischen Parlament
haben die Vertreter der Sozialisten auf den Unsinn verwiesen,
daß das, was dort gemacht werden soll, dem Abrüstungsgedanken
widerspricht, und haben verlangt, daß Menschen, die den
Frieden wollen, auch an Abrüstung denken müssen. Polen
mit 28 Mill. Einwohnern hat 270.000 Mann, die Èechoslovakei
mit 13.6 Mill. Einwohnern 120.000 Mann. Außer diesen 120.000
Mann haben wir aber bekanntlich noch jene sagenhafte
Ersatzreserve, deren Größe und Anzahl unbekannt ist,
und als der Herr Landesverteidigungsminister im Wehrausschusse
ins Gedränge getrieben wurde, hat er durchleuchten lassen,
daß die Ersatzreserve etwa 10.000 Mann zählen
wird. Um das erhöht sich verschleiert und unkontrollierbar
der Heeresstand des èechoslovakischen Staates. Jugoslavien
hat mit 16.2 Mill. Einwohnorn einen Heeresstand von 127.000 Mann
und unser Bundesgenosse Rumänien mit 16 Mill. Einwohnern
einen Stand von 140.000 Mann. Daraus ist ersichtlich,
daß jene Staatsmänner, die von Abrüstung, vom
Frieden reden und den Kelloggpakt unterzeichnet haben, Millionen
Menschen unter den Waffen halten und die Militärausgaben
in diesen Staaten sich ins Unendliche steigern. Auch die
Èechoslovakische Republik gehört dazu.
Die christlichsozialen Vertreter in der Regierungsmehrheit
wollten den Anschein erwecken, als ob es ihrer Mitarbeit gelungen
sei, das Militärbudget herabzusetzen und sie verweisen darauf,
daß an Stelle der 1700 Mill. Kè nur 1400 Mill.
Kè in das Landesverteidigungsbudget eingestellt worden
sind. Richtig ist, daß zwar unter dem Kapitel Landesverteidigung
1400 Mill. Kè als Höchstbetrag eingesetzt sind, daß
aber daneben der unkontrollierbare Rüstungsfond mit 315
Mill. Kè läuft und daß außerdem unter
den einzelnen Kapiteln des Staatsvoranschlages versteckt eine
Reihe von Millionen an militärischen Ausgaben enthalten sind,
so daß man ohne Übertreibung sagen kann, daß
die Gesamtausgaben für militärische Zwecke in
diesem Staate 2000 Mill. Kè betragen. Ein Staat
wie die Èechoslovakische Republik, die schon durch ihre
geographische Lage zu einer Friedenspolitik gezwungen ist, könnte
sich diese ungeheueren Militärausgaben schenken. Diesen Grundsatz
hat allerdings der heutige Landesverteidigungsminister
einmal zum Ausdruck gebracht, aber das war nicht jetzt, sondern
im Jahre 1920. Seither hat er sich stark gewandelt. Im Jahre 1920
hat er gesagt, die strategische Lage unseres Staates zwingt uns,
die schwersten Probleme der Verteidigung dieses Staates zur Lösung
dem Minister für Äußeres und nicht dem Kriegsminister
zu übertragen. Wenn nun der Grundsatz, den der Herr Landesverteidigungsminister
damals aufgestellt hat, richtig ist, dann müßte er
doch zur Erkenntnis kommen, daß die heutigen Militärlasten
weder der Verteidigung dienen, noch sonst einen praktischen Wert
haben. Es haben auch die Vertreter der Mehrheitsparteien, vor
allem Herr Kollege Oehlinger, und heute von dieser Tribune
der schlesische Koll. Kunz scharfe Worte gegen die Militärlasten
gefunden. Kollege Oehlinger hat im Budgetausschuß
an dem Landesverteidigungsministerium und an den militärischen
Einrichtungen kein gutes Haar gelassen. Er hielt eine oppositionelle
Rede, die die Reden der wirklichen Opposition noch um ein bedeutendes
übertroffen hat. Er konnte feststellen, daß seine Partei
mit den Ergebnissen absolut nicht zufrieden ist, daß sie
nicht das Geringste zu erreichen vermag, daß sie nicht einmal
imstande war, einige deutsche Schüler in der Militärakademie
in Weißkirchen unterzubringen und daß die Partei daher
unzufrieden sei und die schwersten Anklagen zu erheben sich bemüßigt
fühle. Er hat allerdings auch gesagt: "Trotzdem werden
wir, wenn auch schweren Herzens, für das Militärbudget
stimmen". Wenn man die christlichsoziale Presse jetzt vor
den Wahlen aufmerksam verfolgt, so findet man, daß die oppositionellen
Reden der Parteimitglieder in großer Aufmachung gebracht
werden, daß man aber vergeblich nach den Worten sucht, daß
die Partei schweren Herzens für all das stimmen werde, was
sie so scharf in den Reden kritisiert hat. Es ist daher eine große
Demagogie, die sich da in den Reden- und Handlungen deutlich widerspiegelt.
Im èechoslovakischen Staat denkt man heute, um mit Herrn
Minister Beneš zu
reden, gar nicht mehr an eine Umwandlung der Heeresorganisation
in eine Volksmiliz. Man denkt auch nicht daran, die bestehende
Heeresorganisation auch nur zu demokratisieren. Das bißchen
Demokratie, das nach dem Umsturz in die Heeresorganisation Einzug
hielt, das bißchen kollegiale Zusammenleben zwischen den
Offizieren und der Mannschaft ist restlos verschwunden. Die Behandlung
der Mannschaft ist genau so wie in Preußen und im alten
Österreich eine geradezu elende zu nennen. Schimpfworte,
die an frühere Zeiten erinnern, und Beschwerdebriefe von
Soldaten, die uns zukommen, zeigen uns deutlich, welchen Schikanen
und Drangsalierungen die Soldaten gegenwärtig ausgesetzt
sind. Diese Art der Behandlung der Soldaten erklärt
auch, warum gerade im èechoslovakischen Staat mehr als
in anderen Staaten so viele Soldatenselbstmorde zu verzeichnen
sind. Bis 26. Juli d. J. sind nicht weniger als 20 Soldatenselbstmorde
festgestellt worden. Bei zehn teilte die Militärverwaltung
mit, daß die Ursachen unbekannt sind und bei vier wurde
Selbstmord aus Furcht vor Strafe angenommen. Am 26. Juli hat sich
ein Soldat namens Groß erschossen. Er hat einen Abschiedsbrief
an seine Eltern und Geschwister zurückgelassen, worin es
heißt: "Verzeihet, wenn ich Euch Schmerz bereite, aber
ich halte es hier nicht mehr aus!" Die Militärverwaltung
hat diesem Soldaten das beste Leumundszeugnis ausgestellt und
in einem Brief an die Angehörigen des Selbstmörders
konstatiert, daß dieser ein braver, tüchtiger, pflichtbewußter
Soldat gewesen ist. Trotzdem ist er durch die Schikanen dazu getrieben
worden, seinem jungen Leben ein Ende zu bereiten. Diese Zustände
sind geradezu unerträglich. Wir waren im Wehrausschuß
der Auffassung, daß es Aufgabe aller sein müsse, von
der ungeheueren Verantwortlichkeit getrieben, diesem unhaltbaren
System ein Ende zu bereiten. Wir haben im Wehrausschuß vom
Herrn Landesverteidigungsminister Aufklärung verlangt, die
uns aber nicht gegeben wurde. Wir haben anläßlich der
Budgetdebatte im Budgetausschuß diese Ungeheuerlichkeit,
diese grauenhafte Häufung von Selbstmorden zur Sprache gebracht,
wir haben den Landesverteidigungsminister aufgefordert, dazu Stellung
zu nehmen, wir haben ihn ersucht, alles zu tun, um diese Häufung
von Selbstmorden zu verhindern. Wir haben aber weder im Wehrausschuß
noch im Budgetausschuß vom Herrn Landesverteidigungsminister
eine Antwort bekommen, sondern es wurde uns einfach die lakonische
Erwiederung zuteil, solche Selbstmorde kämen auch in anderen
Militärorganisationen vor. Bis heute hat man trotz aller
Forderungen keine Untersuchungen eingeleitet, die Ergebnisse dieser
Untersuchungen wurden nicht bekannt gegeben, sondern man geht
über eine so wichtige Frage einfach mit der lakonischen Antwort
hinweg, das sei wo anders auch so, dagegen könne man nichts
tun.
Herr Koll. Špaèek
hat heute hier über die Soldatenkleidung
gesprochen und hat gemeint, man müßte durch schöne
Uniformen die Liebe der Soldaten zum Soldatendienst fördern.
Ich weiß nicht, wie er sich die schönen Uniformen vorstellt,
ob sie vielleicht weiß-blau angestrichen sein sollen, wir
sind aber der Meinung und haben das auch im Budgetausschuß
zum Ausdruck gebracht, daß es Aufgabe der Heeresverwaltung
sein müsse, die Mannschaft so zu kleiden, wie es notwendig
wäre, damit nicht die Soldaten, namentlich die neu einrückenden
und die Reservisten, geradezu wie Haderlumpen herumlaufen müssen.
Anläßlich der Neueinrückungen hat es sich jetzt
wieder mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß diese Rekruten
die schlechtesten Uniformen, die es überhaupt gibt, bekommen
und daß diese Leute gezwungen sind, durch Unterstützung
seitens ihrer Eltern sich eine Uniform zu kaufen, weil sie die
ihnen zugeteilten Uniformen nicht zu tragen vermögen. Bei
Erörterung dieser Frage im Wehrausschusse erklärte der
Herr Landesverteidigungsminister, daß die Offiziere, soweit
sie sich Privatuniformen anschaffen, einen größeren
Betrag als Zuschuß erhalten. Dem gegenüber müssen
die armen Soldaten solche Ausgaben von der Löhnung
von 1.50 Kè täglich bestreiten. Daher protestieren
wir auch gegen eine solche Behandlung nach dieser Richtung hin.
Noch ein Wort, nachdem die Redezeit schon fast
abgelaufen ist, über das Gesundheitswesen im Heer. Wir haben
wiederholt aufgezeigt, daß die sanitären Verhältnisse
im Heere viel zu wünschen übrig lassen und daß
die Frage der gesundheitlichen Verhältnisse der Soldaten
nicht genügend beachtet wird. Alle diese unsere Behauptungen
wurden als unrichtig bezeichnet. Ich möchte hier nur an einigen
Ziffern feststellen, wie es mit den gesundheitlichen Verhältnissen
bei unserer Militärorganisation aussieht. In der Zeit zwischen
dem 1. Oktober 1925 und dem 30. September 1926 sind bei einem
Gesamtstand des Heeres von 120.000 Mann 84.661 erkrankt und 400
davon gestorben. Der Prozentsatz der Erkrankungen betrug daher
71 1/2%,
so daß diese Ziffern allein schon eine schreckliche Anklage
darstellen und beweisen, daß es wahr ist, was von der obersten
Stelle bisher immer bestritten worden ist.
Meine Herren! Noch ganz kurz einige Worte über
die Ersatzreserve. Es wurde bekanntlich durch das neue Militärgesetz
auch eine Ersatzreserve geschaffen. In diese sollten bevorzugte
Klassen eingereiht werden, Agrarier, wenn sie Besitz haben, Gewerbetreibende
und so ganz zum Schluß auch Familienerhalter, die zur Erhaltung
der Familienangehörigen mit beitragen müssen. Wer in
diese Ersatzreserve mit dreizehnwöchentlicher Dienstzeit
einzureihen sei, stellt eine gemischte Kommission fest. Im Motivenbericht
wird gesagt, daß diese gemischte Kommission das Vertrauen
der gesamten Öffentlichkeit besitzen müsse. Die Zusammensetzung
dieser Kommission ist so, daß die breitesten Kreise, die
zu dieser Kommission Vertrauen haben, ausgeschaltet sind. Das
Ergebnis dieser Kommissionen ist nun, daß ich darf es wohl
ohne Übertreibung sagen 99% aller Ansuchen, soweit es sich
um Familienerhalter handelt, restlos abgewiesen wurden, der Begünstigung
dieses Wehrgesetzes nicht teilhaftig geworden sind. Die Herren
Landbündler, die ja diese Ersatzreserve besonders für
ihre Klasse haben wollten, mußten sich nun im Wehrausschuß
und im Budgetausschuß zu dem Geständnis herbeilassen,
daß auch sie die Betrogenen sind und daß das, was
sie erhoffen, nicht eingetreten ist, und sie daher auch eine scharfe
Kritik üben müssen.
Ein paar Worte noch zum Rechnungsabschluß für das Jahr
1927, soweit er die Militärverwaltung betrifft. In diesem
Abschluß finden wir Forderungen für übergebene
Rüstungen im Ausmaß von 57,404.378 Kè. Es wäre
sehr interessant zu erfahren, welcher Waffengefährte
uns die Bezahlung abgelieferter Waffen schuldig geblieben ist,
ob es ein Bundesgenosse war, oder jemand anderer. Auskunft darüber
haben wir vom Herrn Landesverteidigungsminister nicht erhalten
können. Gleichzeitig finden wir dort eine sehr interessante
Post: Kosten für die französische Militärmission,
von 26,683.216 Kè, die Frankreich der Èechoslovakischen
Republik rückersetzen soll. Der Bundesgenosse hat es bis
heute nicht für notwendig erachtet, seine Schuld an den èechoslovakischen
Staat abzustoßen.
Zum Schluß noch eine Post, die sehr
interessant ist und der Aufklärung bedarf: Einlagen von 3,399.656
Kè bei der verkrachten Bohemiabank. Was das Landesverteidigungsministerium
mit der Sanierung verkrachter Banken zu tun hat, weiß ich
nicht und auch der Herr Landesverteidigungsminister
konnte darüber nicht die notwendigen Aufklärungen geben.
Meine Fraktion wird unter diesen Umständen
nicht nur den Voranschlag als solchen ablehnen, sondern wir werden
uns mit aller Schärfe gegen die Militärpolitik dieses
Staates wenden, weil wir die Ansicht vertreten, daß wenn
ein Staat und dessen Staatsmänner dem Frieden dienen wollen,
sie die wirkliche Abrüstung vor allem im eigenen Staate zu
betreiben haben. (Souhlas a potlesk nìm. soc.
demokratických poslancù.)
Hohes Haus! Wenn wir den Staatsvoranschlag
und damit den eben zur Verhandlung stehenden Teil desselben jetzt
bewilligen, so sagen wir damit nicht, daß uns alles im diesem
Voranschlage recht wäre, oder insbesondere in dem zur Verhandlung
stehenden Teil. Unsere Zustimmung ist die natürliche Auswirkung
des Umstandes, daß wir vor nunmehr zwei Jahren aus der Opposition
in die Majorität eingetreten sind. Gerade mit Rücksicht
auf manchen Teil der Rede, die wir eben gehört haben, möchte
ich daran erinnern, daß dieser unser Schritt nichts anderes
bezweckt hat und auch heute noch bezweckt, als auf diesem Wege
die Situation unseres Volkes zu andern und zu retten. Es ist einfach
eine Tatsache, daß zufolge der Zerklüftung unseres
Volkes in Parteien und Parteichen, die miteinander oft in bitterster
Feindschaft, die kaum überboten werden konnte und kann, leben,
die Lage unseres Volks geradezu eine verzweifelte ist. Wir sind
von Verlust zu Verlust gefallen und dem standen wir vollständig
ohnmächtig gegenüber. Es hatte nicht den Anschein, daß
es in dieser Hinsicht in absehbarer Zeit besser werden würde,
daß jene Einheit zwischen den deutschen Parteien zustande
kommen könnte, die die unbedingte Voraussetzung für
eine gedeihliche Führung des politischen Kampfes gewesen
wäre. Inzwischen ist ja auch die Aktion Rosche, die
darauf hinzielte, gescheitert, und auch der Aufruf von 50 gewiß
der hervorragendsten Vertreter des sudetendeutschen Volkes ist
wirkungslos verhallt. Und doch müßte jede deutsche
Partei sich der Verantwortung bewußt werden, die sie vor
dem gesamten sudetendeutschen Volke hat. Im Gefühl dieser
Verantwortung haben wir, ohne auch nur eines unserer Rechte, oder
eine unserer nationalen Grundforderungen, wie sie in unserem Programm
enthalten sind, zu ändern oder aufzugeben, diesen Schritt
getan. Wir konnten dabei leicht voraussehen, wie unsere Partei
von seiten unserer Gegner deshalb Gegenstand von Angriffen sein
wird Kollege Keibl hat vor zwei Tagen hier schon gesagt,
daß seine Partei den Kampf gegen die deutschen Regierungsparteien
geradezu als ihre Aufgabe betrachte, wie er es schon öfter
gesagt habe. Wir werden jedenfalls nicht so darauf erwidern, daß
die Kluft zwischen uns und den anderen deutschen Parteien noch
weiter wird, und müssen hinnehmen, was man uns in dieser
Hinsieht bietet. Aber wenn wir den Schritt trotzdem getan haben,
muß es für jeden, der die Sache ernstlich überlegt,
doch begreiflich sein: Es war nicht Parteiinteresse, das uns dazu
bewogen hat, es war ausschließlich die Rücksicht auf
unser ganzes sudetendeutsches Volk. Kein Verrat, wie man das manchmal
so oberflächlich und gehässig sagt, sollte dieser Schritt
sein und war dieser Schritt und wir haben niemanden Anlaß
gegeben, das mit Recht von uns zu sagen und wir werden diesen
Anlaß nicht geben, sondern es sollte der Versuch gemacht
werden, wie die Situation eben gegeben war, dem Kampf gegen uns
Einhalt zu tun und den Weg zu unseren unveräußerlichen
Rechten aufzutun. Wir wußten dabei im vorhinein, daß
wir nicht von heute auf morgen zu unserem Endziel kommen werden,
daß es Ringen und Arbeit mühsamer Art geben muß
und wir wußten weiter, daß wir Manches werden hinnehmen
müssen, was uns nicht angenehm ist. Und jetzt möchte
ich einmal in diesem Zusammenhange sagen, haben wir durch zwei
Jahre für den Voranschlag gestimmt und in diesem Zusammenhange
stimmen wir auch ein drittesmal für denselben. Es ist auch
nicht gesagt, daß wir stumm und kritiklos das hinnehmen
sollen oder wollen, was uns geboten wird. Ich glaube, unsere Partei
läßt es in dieser Hinsicht weder in den Ausschüssen
noch auch hier an der entsprechenden Deutlichkeit fehlen. Gerade
der Umstand, daß wir Majoritätspartei sind und daß
wir darum mitverantwortlich sind für das, was beschlossen
wird, gerade darin liegt es, daß unsere Kritik einsetzen
muß, und daß wir mit nichts von dem, was wir für
notwendig erachten, hinter dem Berge halten dürfen. Wir stehen
da, meine Herren, durchaus nicht auf dem Standpunkt, den
der Herr Außenminister unlängst in einem Ausschuß
kundgetan hat, wo er einem èechischen Mitglied der Majoritätsparteien
ein Kapitel darüber gelesen hat, weil es so und nicht anders
gesprochen hat. Das Recht der Kritik werden wir uns jederzeit
wahren.