Pátek 15. února 1929

Die Herren sind von dieser Stelle aus ja mehr als einmal eingeladen worden, sich die Wohnbaupolitik in Wien anzusehen, um wenigstens in ähnlicher Weise auch hier zu arbeiten. Dann würde wenigstens das furchtbarste Elend vermieden werden können, das durch die Vernachlässigung und Verstümmelung des sozialen Wohnungsgedankens hier in diesem Staate an den großen Massen der Bevölkerung verübt worden ist.

Diese wenigen und keineswegs erschöpfenden Bemerkungen charakterisieren die Wirtschaftspolitik und die Sozialpolitik der Mehrheit zur Genüge. Aber auf diesem Gebiete legen sich die Herren immer noch einen gewissen Zwang auf. Dagegen lassen sie ihren reaktionären Gelüsten voll und ganz die Zügel schießen, wenn es gilt, die politische Freiheit und die letzten Reste der Demokratie niederzutrampeln. Wir erheben bei dieser Gelegenheit Protest gegen die neuerliche Einstellung oppositioneller Zeitungen, gegen eine reaktionäre Maßregel, die wir mit aller Schärfe verurteilen, obwohl es sich um Blätter handelt, die uns auf das gehässigste bekämpft haben. Wir erheben entschieden Protest gegen die Vorgänge, die sich allüberall bei Konstituierung der Landes- und Bezirksvertretungen abgespielt haben und die unsere Ansicht bestätigt haben, daß die Verwaltungsreform die völlige Entrechtung der Selbstverwaltung und ihre restlose Unterordnung unter die Bürokratie bedeutet und offenkundig beweist, daß die durch die Verwaltungsreform geschaffenen Zustände auch für die regierungsfrömmsten Selbstverwaltungsfunktionäre ganz und gar unerträglich sind.

Ich möchte aber noch einige Beispiele aus der allerletzten Zeit und den letzten Jahren anführen, die zeigen, welche Mißachtung von dieser Regierung allen Grundsätzen der Demokratie entgegengebracht wird. Z. B. sind in der Stadt Komotau seit einem Jahre die Gemeindewahlen fällig. Komotau ist eine nach èechoslovakischen Verhältnissen große Stadt. Aber statt nun endlich die Gemeindewahlen auszuschreiben, benützt die Bezirksbehörde einen nichtigen Vorwand, um sogar die Verwaltungskommission aufzulösen und einen absolut herrschenden Vogt über Komotau einzusetzen. Ebenso skandalös verhält sich die Staatsverwaltung in Joachimsthal, wo seit zwei Jahren die Gemeindewahlen fällig sind, aber einfach nicht ausgeschrieben werden, wobei sich die Landesbehörde auf die Bezirksbehörde und diese wieder auf die Landesbehörde ausredet. (Výkøiky na levici.) Diese und viele ähnliche Tatsachen charakterisieren die Herrschaft der Bürokratie über die Bevölkerung der angeblich demokratischen Republik, sie zeigen auf, daß dieser Regierung Volksrechte nicht nur feil, sondern geradezu verhaßt sind. Wir fragen aber: Fühlt sich die Regierung wirklich stark genug, nach allen ihren politischen Niederlagen und bei allen ihren inneren Mißhelligkeiten ihre bisherige Gewaltpolitik weiter fortzuführen? Hat es einen Sinn aufzutrumpfen und von Festigkeit zu reden, während die Mehrheit in Wirklichkeit aufs Tiefste zerrüttet ist? Was für eine jämmerliche Rolle spielt doch die Regierung, spielt insbesondere der Herr Justizminister gegenüber dem Herrn Präsidenten Popelka! Wir wollen nicht in ein schwebendes Gerichtsverfahren eingreifen, obwohl die zweifellos bestellten Vertrauenskundgebungen der letzten Tage uns berechtigen würden, solche Rücksichten beiseite zu lassen. Wir müssen aber mit allem Nachdruck darauf hinweisen, daß es einfach ein Justizskandal ist, wenn die Regierung nicht imstande ist, der Rechtsauffassung des Obersten Verwaltunsgerichtes, das doch schließlich gleichfalls einer unserer höchsten Gerichtshöfe, in Sprachensachen aber die alleinkompetente Instanz ist, die gebührende Achtung zu verschaffen. In der Èechoslovakei scheint sich allerdings der Respekt vor Richtersprüchen auf solche Urteile zu beschränken, die der herrschenden Mehrheit gerade genehm sind. Diese Regierungsmehrheit wagt es, von Konsolidierung und Festigkeit zu reden, während ihr slovakischer Flügel geradezu Auflösungssymptome zeigt. Die Agrarpartei wagt es, mit dem Konflikt Hodža-Šrobár im Leibe mit ihrer blühenden Gesundheit zu protzen. Die Regierungsmehrheit wagt es, die slovakische Volkspartei in ihr Kraftprotzentum einzubeziehen, zu einer Zeit, da Juriga und Tománek hinausgeworfen werden. Mit besonderer Interessiertheit müssen wir aber den deutschen Aktivisten innerhalb dieser Regierungspartei gegenüberstehen. Švehla, der Mann, der das nationale Problem in seiner Regierungserklärung wenigstens erwähnenswert gehalten hat, ist gegangen, was haben die deutschen Regierungsparteien von Udržal zu erwarten? Danach wollen wir aber weder Herrn Udržal, noch Herrn Spina oder Herrn Mayr-Harting fragen, da wir vor einigen Tagen von Herrn Dr Kramáø erschöpfende Auskunft erhalten haben. Herr Dr Kramáø ist den deutschen Aktivisten mit glatten Worten über den Bart gegangen, aber eine positive Anregung zur Lösung aller brennenden Fragen wird man in seiner sieben Spalten langen Rede auch mit der Lupe vergeblich suchen. Herr Dr Kramáø tut so und das ist der Standpunkt des ganzen èechischen Teiles der Koalition - als ob die Regierungsbeteiligung der Aktivisten gewissermaßen ihren Lohn in sich trage, so daß der, dem man gnädigst gestattet, an der Regierung teilzunehmen, nichts weiter mehr zu fordern hat. Wir meinen aber, daß Regierungsteilnahme Verantwortlichkeit bedeutet, und daß derjenige, der diese Verantwortung auf sich nimmt, auch prüfen muß, ob er sie tragen kann. Da müssen wir wohl sagen, daß die deutschen Regierungsparteien diese Art des Regierens, wie sie nunmehr seit zweieinhalb Jahren betrieben wird, vor ihren Wählern nicht zu verantworten vermögen. Herr Dr Kramáø tröstet die Deutschen damit, daß ihnen wenigstens die Institutionen, die sie besitzen, nicht genommen werden sollen. Ein schwacher Trost, aber auch der wird nur bittere Ironie just in der Zeit, da die deutschen Landesstellen der Pensionsversicherung zum Verdorren verurteilt werden und just in den Tagen, da man die letzten Reste nationaler Gliederung des Schulwesens in der mährischen Landesverwaltung mit einem Federstrich beseitigt hat. Freilich von nationaler Gliederung, von nationaler Autonomie will. Herr Dr Kramáø nichts wissen. Der bloße Gedanke an die territoriale Autonomie ruft in seiner erschreckten Phantasie das Bild des Staatszerfalles hervor, obwohl es sich doch um eine einfache administrative Unterteilung des Staatsgebietes handelt und obwohl, was die Hauptsache ist, nichts mehr zur wirklichen Konsolidierung des Staates beitragen würde, als die möglichste Entwicklungsfreiheit seiner nationalen Minderheiten. Den großen Gedanken der Kulturautonomie aber tut Herr Kramáø hochfahrend als einen steuertechnischen Unsinn ab. Man soll im Hause des Gehenkten nicht vom Strick und in der Mehrheit, die das Gemeindefinanzgesetz geschaffen hat, nicht vom "pøirážkový nonsens" reden. Was aber die Kulturautonomie anbelangt, so ist sie in Estland verwirklicht, so wird sie von dem kleinen Bundeslande Kärnten für eine geringfügige slovenische Minderheit in die Tat umgesetzt und es ist daher kein Zweifel, daß sie auch in der Èechoslovakei verwirklicht werden kann. Wir Sozialdemokraten halten den Worten des Herrn Dr Kramáø die Beschlüsse der sozialistischen Arbeiterinternationale entgegen, die erst in ihrer letzten Exekutivsitzung die Forderung nach Autonomie und völliger kultureller Entwicklungsfreiheit der Minderheiten neuerlich bekräftigt hat und die uns damit wiederum in dem Bewußtsein bestärkt hat, daß unsere Nationalpolitik keine nationalistische ist, sondern eine sozialistische, daß sie das Nationalitätenproblem zu lösen sucht, nicht vom Standpunkt einer Nation aus, sondern von de Gesichtspunkte des friedlichen Zusammenlebens aller Nationen und im Klasseninteresse des Proletariats, das mit seiner sozialen und wirtschaftlichen Befreiung auch seine nationale und kulturelle Freiheit erkämpfen will. Wir können mit großer Freude konstatieren, daß die Aussichten dieses Kampfes hier auf allen Linien wiederum günstiger werden, daß unsere Reihen wachsen, daß der Zusammenschluß der sozialistischen Bruderparteien ein engerer wird, daß sich die Arbeiterklasse konsolidiert. In diesem Bewußtsein können wir ruhig zusehen, wie sich die reaktionäre Mehrheit durch allerlei taktische Kunstgriffe und Kunstkniffe noch eine Galgenfrist sichern will, wir können ruhig zusehen, wie der Prozeß ihres Abwirtschaftens sich vollendet. Mit besonnener Geduld, aber auch mit entschlossener Kampfbereitschaft sehen wir dem immer näher rückenden Tage entgegen, an dem wir diesem System den Todesstoß versetzen werden. Gesagt aber soll werden mit allem Nachdruck, daß seit dem 2. Dezember, wie sehr sich die Herren auch herumdrücken, dieser Bürgerblock geschlagen ist, abgelehnt ist von der Mehrheit des Volkes. Der Herr Kriegsminister ist hier nur Vorsitzender einer fallit gewordenen Gesellschaft, das System, dem er präsidiert, hat bei der Wählerschaft politischen Bankerott gemacht. Die Herrschaften weigern sich diesen Konkurs anzumelden, der aber da ist, der nicht mehr abzuleugnen ist. Sie führen dieses Geschäft hier gegen Treu und Glauben, gegen den Sinn der Verfassung, gegen das Volk, dessen Sprache sie mißachten, als Verletzer der Verfassung; so steht die Regierung heute da. Das Verbleiben an der Macht, die Herausforderung des Volkes durch den Bürgerblock kann seinen Sturz verzögern, umso katastrophaler wird er für ihn später werden. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany soc. demokratické.)

2. Øeè posl. Nitsche (viz str. 39 tìsnopisecké zprávy):

Hochverehrte Damen und Herren! Wir haben die Ausführungen, Anschauungen und Ansichten des neuen Vorsitzenden der Regierung gehört. Bevor wir uns aber darüber äußern, was der Herr Regierungschef von dieser Stelle aus ausgeführt hat, kann ich es nicht unterlassen, von diesem Platze aus schärfstens gegen das System Einspruch zu erheben, welches bei der Ernennung der Landes- und Bezirksvertreter angewendet wurde. Dieses System war besonders in der Slovakei ungerecht und widersprach auch den Vorschriften des Verwaltungsgesetzes. In der Slovakei erhielten die deutschen und ungarischen Minderheiten keinen einzigen ernannten Vertreter, obwohl sie hierzu ein heiliges und auch gesetzlich verbrieftes Recht haben. Aber nicht nur die nationalen Minderheiten, auch die Fachleute der einzelnen Wirtschaftszweige und Korporationen, wie der Industriellenverband und die Handelskammern, wurden bei den Ernennungen außer Acht gelassen und beiseite geschoben. Diese Ernennungen haben mit Recht und Gesetz nichts zu tun, sie sind politische Ernennungen, die nur dem Zwecke dienten, eine Wahlkorrektur zugunsten der herrschenden Parteien vorzunehmen. Dies ist daraus ersichtlich, daß die beiden slovakischen Parteien, die slovakische Volkspartei und die Agrarpartei, obwohl sie sonst in slovakischen Dingen in schärfstem Gegensatz zueinander stehen, sich sowohl im Lande als auch in den Bezirken über die zu Ernennenden geeinigt haben und sich auf Kosten der Minderheiten die Ernannten sicherten. So ist die Gleichberechtigung der Minderheiten, über die besonders dem Auslande gegenüber soviel geschwärmt wird, in der Slovakei in der Wirklichkeit beschaffen. Neben der Hintansetzung und Verkürzung der Minderheiten bringen diese Ernennungen noch ein anderes, sehr gewichtig in die Wagschale fallendes Übel mit sich: Die Landesvertretung soll angeblich eine wirtschaftliche Körperschaft darstellen. Wie soll aber die slovakische Landesvertretung wirtschaftlich tätig sein, wenn sich unter den Ernannten keine Wirtschaftsfachleute befinden? Insbesondere in der Slovakei, deren wirtschaftliche Lage eine sehr schlechte ist, wo Industrie, Handel und Gewerbe zum allergrößten Teil niedergebrochen ist, wo auch die Landwirtschaft ohne ausgiebige Unterstützung nur gerade vegetiert. In der Slovakei, die in wirtschaftlichen Belangen von den Zentralstellen nicht gerade bevorzugt wird, müßte die Landesvertretung in erster Reihe für den wirtschaftlichen Neu- und Wiederaufbau der Slovakei, für die Neubelebung der Gesamtwirtschaft in der Slovakei tätig sein. Sie wird aber dazu nicht fähig sein, weil bei den Ernennungen der Fachleute nicht Fachgesichtspunkte, nicht wirtschaftliche Imponderabilien, sondern politische Interessen der herrschenden Parteien ausschlaggebend waren.

Unter dem Eindruck dieser Tatsachen hörten wir gestern die Erklärungen des leitenden Herrn Ministers an. Es sind sehr viele und schöne Worte gefallen, doch leider kennen wir den Wert dieser schönen Worte zu genau. Der Herr Minister beabsichtigt, wie er sagte, ganz besonders den wirtschaftlich Schwächeren zu stärken, die Urproduktion, den Handel und die Industrie zu fördern. Wir, die wir in der Slovakei wohnen und den immer mehr fortschreitenden Niedergang dieses Landes mitansehen und erdulden müssen, werden uns freuen, wenn diese schönen Worte endlich in die Tat umgesetzt würden. Nach einem trockenen Sommer, als dessen Folge in den meisten Gegenden der Ostslovakei ein Ausfall der Futter- und Kartoffelernte zu verzeichnen ist und da infolge des langanhaltenden kalten Winters die Futtervorräte schon aufgebraucht sind und die wenigen Kartoffeln ein Opfer des Frostes wurden, steht die Bevölkerung vor dem größten Elend. Unsere Gesuche und Interventionen, daß wenigstens für die Futtermittel billige Frachtsätze bewilligt werden, wurden bis heute nicht erledigt und es gibt kein Forum, wohin sich die Bevölkerung in dieser wichtigen Frage wenden soll und kann, denn der Weg der Bürokratie ist furchtbar langwierig. Wird in dieser Angelegenheit nicht rasche Hilfe geboten, so können die Folgen für die Bevölkerung unermeßlich werden. Beim Landeskulturrat und selbst im Landesamte der Slovakei herrscht noch immer die größte Ungewißheit und das größte Chaos und die vielen landwirtschaftlichen Inspektoren, die die Aufgabe hätten, diese Zustände zu ermitteln und Abhilfe zu schaffen, sitzen in ihren Kanzleien, ohne irgendeine Arbeit leisten zu können. Nichts funktioniert richtig und ordnungsgemäß als nur das Steueramt, welches auch von den wirtschaftlich Schwächeren trotz Mißernte und Kälte unbarmherzig die in allzugroßer Höhe ausgeworfenen Steuern eintreibt. Über die Unterstützung des Handels und des Gewerbes in der Slovakei hörten wir schon oftmals viele schöne Worte. Insbesondere für die slovakische Wirtschaft wurden bereits besondere Aktionen angekündigt; über diese kommt man aber nicht hinaus. Der Fehler ist hier unbedingt in der Regierung zu suchen, aber auch in den slovakischen Politikern, die nicht den Mut besitzen, für ihr Land energisch einzutreten. Warme Worte findet der Herr Minister für die landwirtschaftlichen Genossenschaften. Auch hier möchte ich die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Zustände lenken, die in der Slovakei auf dem Gebiete des Genossenschaftswesens herrschen. Der Herr Minister sprach von dem großen Elend, welches die abnorme Kälte verursacht. Hat der Herr Minister auch darüber nachgedacht, was die vielen Altpensionisten und entlassenen Beamten machen, die auch heute noch ihr Leben darbend und kargend von einer Hungerpension fristen müssen? Auch darüber haben wir kein Wort gehört, was mit den vielen Staatenlosen geschieht, die noch heute in der Slovakei und Karpathorußland ein unsicheres und gefährdetes Dasein leben. Schon vom humanen Standpunkte aus sollte diese Angelegenheit von den Männern, die das ganze Leben lang die Humanität gepredigt haben, der modernen Gesetzgebung und europäischen Anschauung entsprechend endgültig gelöst werden. Für die wirtschaftliche und kulturelle Gleichberechtigung der Minderheiten, wie sie die Friedensverträge von Saint Germain und Trianon garantieren, die aber bis heute noch nicht durchgeführt sind, hat der Herr Minister kein Wort gefunden. Wir ersehen aus all dem, daß das alte Regime unverändert fortgesetzt werden soll und wir sind leider bemüßigt, in Anbetracht all der angeführten Beschwerden auch weiterhin der Regierung das Vertrauen versagen zu müssen.

Wenn wir die staatlichen Schlußrechnungen durchlesen und uns ein wenig in die Zahlen vertiefen, so fällt uns bei den Einnahmen der staatlichen Unternehmungen unbedingt auf, daß die neuen Staatsbäder und Kurorte nur einen Reingewinn von 888.902 Kè 70 Heller abgeworfen haben. Untersuchen wir näher den Bericht des Gesundheitsministeriums über das Jahr 1927, das das beste Fremdenverkehrsjahr in der letzten Zeit war, so sehen wir, daß die Staatsbäder, besonders diejenigen, die keine Heilquellen besitzen, ihre Bilanz mit Verlust abgeschlossen haben. In erster Reihe arbeiten die Staatsbäder in der Slovakei mit Verlustbilanz. Dieser Umstand ist sehr erstaunlich, denn das Jahr 1927 war für die Bäder und Kurorte ein Konjunkturjahr, und natürlich wirft sich von selbst die Frage auf, welchen Umständen diese Verlustbilanz zugeschrieben werden muß. Die Antwort auf die Frage, weshalb der augenfällige Verlust entstanden ist, ist kurz und einfach: die Ursachen sind in dem Fehlen der kaufmännischen und in dem Vorhandensein einer durchwegs nicht fachmännischen staatlichen Administration dieser Unternehmungen zu finden. Jeder, der die Art der staatlichen Bäderverwaltung kennt und beobachtet, muß darüber staunen, wie leichtsinnig mit dem Staatsvermögen gewirtschaftet wird. (Výkøiky posl. L. Wenzela.) Anstatt die natürlichen Wege der wirtschaftlichen Gesundung der staatlichen Bäder- und Kurorteunternehmung zu betreten, unternimmt das Gesundheitsministerium herumtastende und unsichere Versuche, um die Rentabilität der staatlichen Kurorte zu heben. Unlängst hat der Herr Gesundheitsminister einem Pressevertreter er klärt, daß er Kapital suche, das sich als Gesellschafter der staatlichen Bäderverwaltung anschließt. Ist das der Weg, der zur wirtschaftlichen Gesundung der Staatsbäder führen kann? Es ist eine Naivität, sich vorzustellen, daß Privatkapital sich mit der bürokratischen Administrative zu einer Geschäftsführung vereinigen würde. Der Herr Gesundheitsminister geht daran, die Privatkurorte durch verschiedene Gesetzesvorlagen zurückzudrängen, die Konkurrenz dieser Privatbäder durch gesetzliche Drosselung auszuschalten. Nur das eine will der Herr Gesundheitsminister nicht verstehen, daß der staatliche Apparat viel zu schwerfällig und zu teuer ist, um derartige feinfühlige Objekte, wie es Bäder und Kurorte sind, die eine ungemein umsichtige und agile Leitung benötigen, auch richtig und kommerziell führen zu können. Es gibt nur einen einzigen Weg, die Rentabilität und die Verzinsung des staatlichen Vermögens, das in den Bädern und Kurorten liegt, zu sichern, und das ist der Weg der Verpachtung der Staatskurorte an kapitalskräftige Gruppen. Das ist die einzige mögliche Lösung dieser Frage, denn solange die Staatsbäder in der Zentralverwaltung des Gesundheitsministeriums liegen, werden sie immer mit Unterbilanz arbeiten, wogegen kommerzielle kapitalsstarke Gruppen vielmehr an Pachtschilling dem Staate entrichten könnten, als jetzt an Gewinnen in den Schlußrechnungen angeführt ist.

In der Einleitung zu den Schlußrechnungen der Staatsbäder begründet der Sektionschef im Gesundheitsministerium Herr Kolínský die Verluste besonders der staatlichen Tatrabäder Tschirmersee und Tatra - Lomnitz damit, daß die Einrichtungen für die Wintersaison viel Geld gekostet haben. Ich frage: Wo sind diese Einrichtungen? Nichts wurde gemacht. Die Staatskurorte stehen auch in diesem Winter leer, dagegen sind alle Privatkurorte in der Hohen Tatra überfüllt. Welch großer Schaden für die Bevölkerung, die dort vom Fremdenverkehr lebt, infolge des Brachliegens der staatlichen Kurorte! Der Herr Minister will sich nicht damit begnügen, daß die so herrlich gelegenen staatlichen Kurorte ihre Tore gesperrt halten müssen, sondern er will auch noch die Tore der privaten Tatra. Anstalten schließen. Er will der Bevölkerung des großen Tatragebietes auch den letzten Bissen Brot nehmen, den ihr der Fremdenverkehrt sichert, denn das Denkmal, das er sich dadurch schaffen will, muß stehen und zwar auf Kosten der Gesamtbevölkerung. Daß aber dadurch die Auswanderung und das Elend gefördert und vergrößert wird, damit rechnet der Herr Gesundheitsminister nicht. Nach den vielen verunglückten und von der Öffentlichkeit einmütig zurückgewiesenen Gesetzesanträgen des Gesundheitsministeriums über die Hohe Tatra kursiert seit einigen Tagen ein neuer Tatra-Gesetzentwurf, der analog dem ersten Entwurf aus dem Jahre 1927 geschaffen wurde. In der Hohen Tatra soll ein Lepra-Gürtel geschaffen werden, wohin die armen heilsuchenden Kranken verbannt werden sollen. Diese Reservation soll den roten Zettel angehängt bekommen: Achtung! Seuchengefahr!

Wozu dieses Gesetz? Vielleicht tatsächlich zum Schutz gegen die Tuberkulose? Diese Frage kann doch nicht gesetzlich allein auf ein kleines, 20 km breites Gebiet beschränkt werden! Der Schutz gegen die Tuberkulose ist ja eine Landesfrage und müßte für das ganze Land generell gelöst werden. Doch nicht die Tuberkulosefrage ist für den Herrn Gesundheitsminister das eigentlich Wichtige, sondern einerseits die Rentabilität der staatlichen Kurorte, die beide, sowohl der Tschirmersee (Štrbské Pleso) als auch Tatra-Lomnitz (Tatranská lomnice), laut dem Entwurf aus dem Lepra-Gürtel herausgenommen werden sollen, andererseits die Frage der Besitzverhältnisse. Befinden sich doch die vier Tatrakurorte, gegen die das Gesetz geschaffen werden soll, in deutschen Händen und gehört doch der Grundbesitz, auf welchem die Kurorte stehen, deutschen Gemeinden. Zur Regelung von sanitären Fragen in der Hohen Tatra bedarf es keiner Enteignung von Boden, denn der Staat ist ja der größte Bodenbesitzer, auf der Südlehne der Hohen Tatra gehören ihm mehr als drei Viertel des gesamten Terrains. Wir können ganz genau die wirklichen Absichten des Herrn Gesundheitsministers und sehen ganz klar, worauf dies alles hinausläuft. Wir kennen auch seine Äußerungen im engeren Freundeskreis, ja selbst seine Erklärungen bei öffentlichen Festessen, wo er sagte, daß die Tatra nationalisiert werden müsse. Traurig genug, daß gerade ein slovakischer Minister, der doch sicher über die schlimme und in den letzten Zügen liegende wirtschaftliche Lage der Slovakei unterrichtet ist, darangehen will, auch noch die letzte Einnahmsquelle, die aus dem Fremdenverkehr fließt, der Bevölkerung zu unterbinden und unmöglich zu machen. Wir werden noch Gelegenheit haben, uns über die einzelnen außerordentlich schädlichen Bestimmungen dieses Gesetzentwurfes auszulassen, können aber schon jetzt feststellen, daß in dem Kampf gegen diesen Gesetzentwurf die ganze Bevölkerung der Zips und der Tatragegend - ich kann ruhig behaupten, ohne Unterschied der Nationalität - einhellig Stellung nehmen wird.

Aus den Schlußrechnungen über die staatlichen Bäderunternehmungen ersehen wir, daß wie gesagt beinahe alle Kurorte mit einem Defizit abschließen, und es wäre von großer Wichtigkeit, eine parlamentarische Untersuchungskommission zu delegieren, die untersuchen würde, welches die Gründe sind, die diese Verluste verursachen. (Potlesk na levici.)

3. Øeè sen. Grünznera (viz str. 41 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Wir haben gestern zwei Ministerreden hier vernommen, wovon sich die eine mit der sogenannten Programmerklärung beschäftigt hat, die aber eigentlich nichts Konkretes enthält und sozusagen ins Leere geht. Mit dieser Rede hat sich bereits mein Parteifreund de Witte beschäftigt und ich möchte nur noch einiges hinzufügen. Der neuernannte Vorsitzende der Regierung hat unter anderem gesagt: "Die festen Richtlinien, die durch die konstruktive fachmännische Arbeit des Ministerpräsidenten Švehla geschaffen wurden und die von ihm verkündet worden sind, werden nicht nur für mich, sondern für alle künftigen Chefs der Regierung ein verläßlicher Wegweiser zu den höchsten Zielen der staatlichen Verwaltung sein". Wenn diese Richtlinien von dem neuen Vorsitzenden der Regierung, von der Koalition eingehalten werden, so wissen wir bereits heute, wessen wir uns vorzusehen haben. Der Herr Ministerpräsident hat auch gesagt: "Alle èechoslovakischen Regierungen gingen insbesondere bei der Lösung sozialer Fragen stets vom Grundsatz aus, den wirtschaftlich Schwächeren zu unterstützen. Diese der gesunden Entwicklung der heutigen Zeit entsprechende Tendenz wird auch von uns nicht unbeachtet bleiben." Ich werde im Laufe meiner Ausführungen noch auf diese Stelle seiner sogenannten Programmerklärung zurückkommen und wir werden sehen, wie diese vorwiegende Unterstützung des wirtschaftlich Schwächeren in der Bevölkerung beschaffen ist.


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