Ètvrtek 25. dubna 1929

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 194. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze ve ètvrtek dne 25. dubna 1929.

1. Øeè posl. Simma (viz str. 19 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Dem Inhalte des Regierungsantrages Druck Nr. 524 über die Reorganisation der Hochschule für Handel und Wirtschaft in Prag, über den heute hier im Hause vom Berichterstatter Herrn Koll. Beneš eben berichtet worden ist, opponieren wir nicht. Ich habe schon gelegentlich der Sitzung des Kulturausschusses vom 25. Juni 1926, in der dieser Antrag seine fachgemäße Behandlung fand, in gleichem Sinne unserem Standpunkt Ausdruck gegeben und ich wiederhole es heute hier im Hause: Wir opponieren dem Antrage der Regierung über die Reorganisation der èechischen Handelshochschule in Prag nicht. Aus diesem Grund gehe ich nicht in die Behandlung des Inhaltes desselben ein. Ich begnüge mich festzustellen, daß dieser Inhalt seine technische, administrative, volkswirtschaftliche, pädagogische oder finanzielle Begründung haben mag. Aber eines wird durch die heutige Beratung wieder veranlaßt: Die Kritik des Gegensatzes, der zwischen der warmen Förderung der èechischen Interessen besteht und der Förderung deutscher Interessen. (Sehr richtig!) Dieser Gegensatz in der Förderung der beiden den Staat bewohnenden Hauptvölker ist ja anläßlich verschiedener Kritiken hier im Hause so oft schon aufgezeigt worden! Er ist niemals deutlicher aufgezeigt worden, als wenn es die Besprechung von Schulfragen galt. Ich erinnere an die dramatischen Verhandlungen, die gelegentlich der Verabschiedung der Staatsvoranschläge stattgefunden haben, gelegentlich spezieller Schuldebatten, dramatische Verhandlungen, die die tiefste Begründung eben darin fanden, daß ein untragbarer Gegensatz in der Behandlung der Fragen der einzelnen Völker und Nationen besteht. Es darf deshalb nicht wundernehmen, daß wir bei der Behandlung des heutigen Regierungsantrages, aus der wir wiederum diesen Gegensatz hervortreten sehen, uns wieder veranlaßt fühlen, zu kritisieren. Wir betrachten es als unsere Pflicht, das zu tun.

Das Abgeordnetenhaus wird also dem Bericht des Kulturausschusses, so wie er vom Herrn Berichterstatter vorgetragen worden, ist, annehmen. Und ich wiederhole: Wir werden dem nicht opponieren. Wir haben gegen die Ausgestaltung des èechischen Schulwesens, soweit sie nötig ist, nichts einzuwenden. Aber gerade aus diesem Grunde besitzen wir eine besondere Stärke für die Betonung der deutschen Schulforderungen. Wir erheben im gleichen Augenblicke, in welchem wir dem èechischen Volke in diesem Hause mitgeben wollen, was ihm zusteht, die kategorische Forderung nach gleicher Gerechtigkeit für uns und im Zusammenhang damit die berechtigte Forderung nach der Errichtung der deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule, gewährleistet durch Verabschiedung eines Gesetzes über die Errichtung einer solchen deutschen Spezialhochschulanstalt. (Posl. Krebs: Die für unsere Exportindustrie geradezu eine Lebensnotwendigkeit bedeutet!) Jawohl. Es wäre wahrhaft überflüssig, sollten wir die Notwendigkeit einer solchen Schule für die Deutschen in diesem Staate begründen. Eben hat Koll. Krebs durch einen Zwischenruf diese Begründung so deutlich gegeben, wie sie gegeben werden kann. Die wirtschaftliche Struktur unseres Volkes - wir sind in diesem Staate die prominenteren Träger des Handels und der Wirtschaft (Sehr richtig!) - diese wirtschaftliche Struktur unseres Volkes läßt unsere Forderung allein schon berechtigt erscheinen, ohne daß es notwendig wäre, diesem Argument noch ein anderes Argument zur Unterstützung beizufügen. Die Èechen sind seit dem Jahre 1919 im Besitze ihrer Handelshochschule in Prag. Die Deutschen, die prominenteren Träger des Handels und der Wirtschaft, besitzen bis heute noch nicht eine Anstalt, in der ihre junge Generation, die sieh dem Handel und der Wirtschaft in bevorzugter Weise widmen will, eine zweckentsprechende Ausbildung erfahren kann. Es kann nicht behauptet werden, daß wir Deutsche in den zurückliegenden Jahren nichts getan hätten um eine deutsche Handels- und Wirtschaftshochschule zu erreichen. Im Gegenteil, es liegt eine Unmenge Arbeit vor, die seitens aller deutschen Parteien verrichtet worden ist, und die darauf abzielte, unsere diesbezügliche berechtigte Forderung tatsächlich realisiert zu bekommen. Ich verweise mit dieser Feststellung nur auf den im Schulausschusse gestellten Antrag Dr Schollich, Pittinger, Dr Feierfeil, Simm und Kostka vom 10. Mai 1921 auf Herausgabe einer Gesetzesvorlage zur Errichtung einer staatlichen deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule in Aussig a. E. als Abteilung der deutschen technischen Hochschule in Prag. Dieser Antrag, ein gemeinsamer Antrag aller deutschen Parteien, sieht für diese notwendige Anstalt dreijährige Unterrichtszeit vor; in ihrer Organisation selbständig, wenn auch verbunden mit der deutschen technischen Hochschule in Prag, sollte sie ihren Sitz in Aussig haben, einem Brennpunkte von Handel und Wirtschaft, der weit über die Grenzen des Staates hinaus seine Bedeutung als Handelsplatz besitzt und geradezu als idealer Boden für eine derartige Pflanzstätte von Wirtschaftswissenschaft bezeichnet werden darf. Mit diesem gemeinsamen Antrage aller deutschen Parteien glaubten wir nicht zu viel zu fordern, zumal, wie ich schon betont habe, die Èechen in diesem Staat seit dem Frühjahr 1919 ihre Handels- und Wirtschaftshochschule besaßen. Wir glaubten auch nicht gar zu viel, nicht mehr, als unser Recht zu fordern, zudem seitens der Deutschen autonom die größten Vorbereitungen zur Errichtung der deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule getroffen worden waren. Autonom war deutscherseits vieles an Vorbereitungen vorweg erledigt worden, wodurch dem Staate wichtige Arbeit sozusagen abgenommen worden war.

In einer Zeit, in der das Deutsche Reich für seinen, für Handel und Wirtschaft wissenschaftlich gebildeten Nachwuchs in seinen Hochschulen für Handel in Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Leipzig, Mannheim und München, Frankreich in seinen hohen Schulen für Handel in Paris, Le Havre, Lyon, Marseille und Nancy, Deutschösterreich in seiner Hochschule für Welthandel in Wien, die Èechoslovakische Republik für die Èechen in Prag ihre Handelshochschule besitzen, ist es für uns dreieinhalb Millionen Sudetendeutscher unerträglich, den Zustand, wie er heute besteht, andauern zu lassen, unerträglich, den sich spezialiter dem Handel und der Wirtschaftshochschule in diesem Staate zu ertragen. (Souhlas na levici. - Posl. Geyer: Es ist dies aber auch ein Armutszeugnis für den Staat selbst!) Das muß hier festgestellt werden. Koll. Geyer meint, es sei dies ein Armutszeugnis für den Staat selbst. Es ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern der Mangel einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule wird für diesen Staat auch materiell von schwerstem Sehaden sein. (Rùzné výkøiky na levici.) Oder glauben Sie nicht, meine Verehrten, daß ich mit dieser Behauptung recht habe? Glauben Sie nicht, daß es dem Staate weitmehr zum Nutzen gereichen würde, wenn der Forderung nach Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule nachgekommen würde und wenn man die deutsche junge Generation, die sich spezialiter dem Handel und der Wirtschaft widmen will, die Ausbildung an einer heimischen Anstalt gewährleisten würde; wenn man dieser jungen deutschen Generation die Gelegenheit gäbe, ihre doch gewiß auch diesem Staate zu gute kommenden Kräfte auch in einer eigenen Anstalt mitbestimmend auszubilden? Es darf nicht Wunder nehmen, meine Herren, wenn wir aus Anlaß jeder Schuldebatte, die hier im Hause abgeführt wird, in einen begreiflichen Erregungszustand geraten, denn welcher Vertreter, der hier in der lautersten Absicht die Interessen seiner Nation zu vertreten sich anschiekt, könnte es ruhig ertragen, daß sich diese Gegensätzlichkeit in der Behandlung der Nationen dieses Staates durch viele Jahre hin fortzieht, eine Gegensätzlichkeit, die sieh bei der Wahrung der Interessen der Nationen der Èechoslovakischen Republik hundertfach illustriert? Ein Volk wie das deutsche in der Èechoslovakei, ein Dreieinhalbmillionenvolk von hoch wirtschaftlicher Struktur, wie dies schon eine oberflächliche Beobachtung beweist, ein solches Volk ist noch immer genötigt, seine junge Generation, die dem Handel und der Wirtschaft zugeführt werden soll - und dafür muß ja Sorge getragen werden - ins Ausland zu schicken. Wieviel hunderte deutscher Studenten im Verlaufe der Jahre seit 1920 in Wien, in Leipzig und anderswo studieren mußten, das soll hier gar nicht erst genau statistisch festgestellt werden, obwohl wir das tun könnten. Aber ich will hier nur mit einem Worte anführen, daß unendlicher Schaden uns Deutschen dadurch zugefügt wurde, daß wir unsere jungen Leute ins Ausland schicken mußten. Das Ausland war ja nur in den ersten Jahren nach dem Kriege Inflationsausland. Es war dies ein ungeheuerer volkswirtschaftlicher Verlust, aber nicht nur für uns, sondern auch für die Èechoslovakische Republik. Meine sehr Verehrten, wir sind nicht untätig geblieben die Jahre her von 1920 herauf, um den Mangel einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule in der Èechoslovakischen Republik zu beheben, im Gegenteil, es sind hunderte Aktionen durch die Interessenträger des deutschen Volkes zur Abhilfe veranlaßt worden. Ich erinnere da besonders an die Arbeit der Aussiger Kreise, die für die Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule interessiert waren und sind, ich erinnere nochmals an die Arbeiten sämtlicher deutschen Parteien, die sich in dem Antrag vom 10. Mai 1921 ausdrückte, ich erinnere an die Separataktion der deutschen Parteien über diesen Antrag vom 10. Mai 1921 hinweg, ich erinnere an die Unmenge von Interventionen einzelner Abgeordneter in dieser Zeit vom Jahre 1920 an, an die Interpellationen, die seitens der deutschen Parlamentarier eingebracht worden sind, um die Realisierung der deutschen Forderung zu betreiben, ich erinnere an all das, um die Größe der Unterlassungssünde uns gegenüber aufzuzeigen, indem die Errichtung der deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule bisher noch immer nicht in die Wege geleitet worden ist.

Wir sind bei unserem Antrag vom Jahre 1921 sehr instruktiv vorgegangen. Wir verlangten vom Staate beziehungsweise von der Unterrichtsverwaltung die Organisation der Anstalt als einer Abteilung der Deutschen Technischen Hochschule in Prag mit dem Sitze in Aussig. Wir machten damals auch Mitteilung über die mutmaßliche Höhe der Kosten der Führung der Anstalt. (Výkøiky posl. Geyera.) Gerade aus diesen Mitteilungen ergab sich die Möglichkeit der Verwirklichung unserer Schulforderung, auch in einem Zeitpunkt zugestandenermaßen wirtschaftlicher und finanzieller Notlage. Wir wiesen damals in unserem Antrag vom 10. Mai 1921 bezüglich der Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule darauf hin, daß bei dem sehr bescheidenen Ausmaß unseres Antrages sich diese Hochschule mit den bescheidensten finanziellen Mitteln des Staates durchführen ließe. Wir wiesen damals nach, daß für das erste Semester der zu gründenden Anstalt an ordentlichen Ausgaben lediglich 200.000 Kè, an außerordentlichen Ausgaben 100.000 Kè benötigt würden, und daß erst in den kommenden Jahren bei Einführung des 3. bis 6. Semesters sich diese Auslagen etwas gesteigert hätten. Aber trotz aller dieser Arbeiten, trotz aller dieser sachlichsten Arbeit - und auch unsere heutige Kritik ist von absoluter Sachlichkeit getragen (Výkøiky na levici.) - waren bisher unsere Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt; bisher hörten wir nicht, daß die Regierung unserer Forderung nach Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule auch nur einigermaßen realiter entgegengekommen wäre, trotzdem der Kulturausschuß am 25. Juni 1926 die Resolution Kaufmann angenommen hat, nach der die Regierung beauftragt wurde - man höre, es war dies am 25. Juni 1926 - in kürzester Zeit einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, der die Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule als Abteilung der Deutschen Technischen Hochschule in Prag vorsieht. (Výkøiky posl. inž. Junga a Krebse.) In kürzester Zeit, meine sehr Verehrten! Autonom haben die Deutschen selbst in der Zeit von 1926 an und noch weit mehr vor dem Jahre 1926 alles getan, was die Regierung in die Lage versetzt hätte, dieser Resolution des Kulturausschusses vom 25. Juni 1926 zu entsprechen. (Posl. Geyer: Ein Paragraph in der heutigen Vorlage hätte genügt!) Jawohl, ein einziger Paragraph. Ich erwähne die lobenswerte Arbeit des Vereines zur Gründung und Erhaltung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule in Aussig nochmals. Dieser hat unter anderem auch eine sehr wertvolle Fachbibliothek für das kommerzielle Hochschulstudium geschaffen, die sich derzeit im Gebäude der Aussiger Handelsakademie befindet. Ich erwähne weiters das Bemühen dieses Vereines nach Verbreitung gemeinnütziger handels- und wirtschaftlicher Kenntnisse durch seine Vorträge. Keine unüberwindlichen Schwierigkeiten standen und stehen also der Verwirklichung dieser deutschen Forderung entgegen, nicht einmal die Platzfrage, denn wir Deutschen sind ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit einverstanden damit, daß für den Fall, als es der Regierung unmöglich erscheint, daß die deutsche Handels- und Wirtschaftshochschule ihren Sitz in Aussig a. E. hat, diese als Abteilung der Deutschen Technischen Hochschule in Prag geschaffen wird. Da kann es kein Argument mehr gegen die Realisierung dieser Forderung geben, gar nicht einmal das finanzielle Moment, denn die finanziellen Ausgaben bei einer solchen Regelung der Frage wären, wie ich schon sagte, so gering, daß eine Abweisung unserer Forderung aus diesem Grunde wohl das Unlauterste wäre, das in diesem Hause geschehen würde. (Posl. Geyer: Jährlich 500.000 Kè, also soviel, wie die kleinste èechische Handelsakademie Subvention bekommt!) Jawohl. Wir halten, um auf die Tätigkeit des Kulturausschusses noch einmal zurückzukommen, die in dieser Beziehung vom Berichterstatter Herrn Koll. Beneš heute nicht erwähnt wurde, bei einer Resolution des Kulturausschusses vom 25. Juni 1926, mit der die Regierung beauftragt wurde, in kürzester Frist einen Gesetzentwurf zur Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule vorzulegen, wir halten bei einem Versprechen des gewesenen Unterrichtsministers Dr Hodža, der in einer Budgetausschußsitzung am 9. November 1926 die Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule versprach. (Posl. inž. Jung: Hodža hat auch die deutsche Schulautonomie versprochen!) Allerdings; wir halten bei anderen Versprechungen des Dr Hodža, die er gelegentlich anderer Beratungen gegeben hat, wir halten bei einer Menge von Zusicherungen bezüglich der deutschen Handelshochschule seitens verschiedener verantwortlicher Faktoren des Staates bis hinauf zum Staatsoberhaupt. Wenn ein klein bißchen Sinn für Würde bestünde, dafür, was für Verpflichtungen aus einem Versprechen für einen anständigen Menschen resultieren, müßten wir Deutschen die Forderung nach der deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule schon längst verwirklicht sehen. Aber das ist es, was wir bei einer solchen Behandlung, wie sie sich heute in diesem Hause zeigt, kritisieren müssen: daß dieses Parlament sich selbst nichts wert ist und sich selber täglich zehnmal ins Gesicht schlägt, indem es duldet, daß Äußerungen eines Körpers wie des Kulturausschusses, von der Regierung bagatellisiert und übergangen werden können. Das bedeutet eben die Krise des Parlamentarismus, die so vielfach in anderen Gründen gesucht wird, daß dieses Parlament sich selbst bagatellisiert, sich selbst züchtigt. Wenn ein klein bißchen Sinn für das bestünde, was aus den Arbeiten des Parlaments und seiner Ausschüsse usw. resultiert, dann hätte die Regierung der Resolution Kaufmann vom 25. Juni 1926 in der vom Kulturausschuß bestimmten Form nachgeben müssen. Aber wir wissen ja, woran es liegt, daß die Regierung das nicht tut. Es genügt die Quertreiberei eines einzigen èechischen Chauvinisten, (Výkøiky na levici: Lukavský!) um schließlich so und so viele Kreise des èechischen Volkes, die sich zur Einsicht gefunden haben, wieder zurückzuwerfen, es genügt die Quertreiberei eines einzigen Menschen, wie des Herrn Dr Lukavský, um vernünftige èechische Kreise, die sich in ihren Äußerungen bezüglich berechtigter deutscher Forderungen schon präjudizierten, wieder klein zu kriegen. (Posl. inž. Jung: Herr Dr Lukavský darf von sich sagen, was Ludwig XIV. von sich gesagt hat: "Der Staat bin ich"!) Jawohl. Herr Dr Lukavský kennt seine Stärke und er hat, von seinem Standpunkt aus begreiflich, im rechten Augenblick, als es nur läutete, daß dieser Regierungsantrag auf den Tisch des Hauses kommen würde, seine Stimme erhoben, um schließlich die Regierung von einer vernünftigen Handlung abzubringen. Er hat vor einigen Tagen seine Stimme erhoben in dem Sinne, daß im Anschluß an die Verhandlung des Gesetzesantrages über die Reorganisation der èechischen Handelshochschule durchaus nicht etwa auch nur im geringsten von verantwortlichen èechischen Kreisen der Meinung Ausdruck gegeben werden dürfte, daß die Deutschen auch mit der Errichtung einer für sie geltenden Handelshochschule Recht besäßen, und es scheint so, als ob die Quertreiberei eines einzigen Menschen wirklich stark genug ist, das, was die Regierung als Notwendigkeit längst schon einsah, nämlich die Einlösung eines Versprechens, wieder hinfällig zu machen. Wir kennen den Dr Lukavský; wir sagen in diesem Hause ganz offen: mit der Methode des Dr. Lukavský wird für eine lange Zukunft nicht mehr das Auslangen gefunden werden. (Souhlas na levici.) Wenn Dr Lukavský und seine Kreise die Probe aufs Exempel der starken Hand in diesem Staate etwa wiederholen wollten - es ist ihm freigestellt; wir wissen aber auch, daß weite èechische Kreise der Meinung sind, daß eine solche neue Probe auf's Exempel der starken Hand in diesem Staate nicht mehr gemacht werden darf und daß den deutschen Forderungen doch in etwas anderer Weise entgegenzukommen ist, als es im Sinne des Dr Lukavský gelegen ist. Aber dann müssen wir diese èechischen Kreise denn doch schon einmal auffordern, ihre theoretischen Versicherungen, die sie uns so oft gegeben haben, endlich wahrzumachen und zu einer praktischen Handlung zu kommen, wie hier im speziellen Falle zur Verabschiedung eines Gesetzes über die Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule. (Posl. inž. Jung: Und nicht Angst zu haben vor dem Gebrüll des in die Haut des èechischen Löwen gekleideten Dr Lukavský!) Jawohl. Wenn ich einen èechischen Kollegen in meinen Darlegungen hier nannte, dessen Meinung bezüglich unserer Forderung unhaltbar ist, so will ich in etwas seriöserer Form der Stellungnahme eines anderen èechischen Exponenten zu unserer Forderung nach Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule begegnen, der Meinung des Herrn Dr Engliš über die Form der Lösung des deutschen Wunsches. Herr Dr Engliš hat sich besonders zu der Zeit und in der letzten Zeit, als er Finanzminister war, zu dieser deutschen Forderung durchaus deutlich ausgedrückt. Er anerkannte die Berechtigung der deutschen Forderung nach Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule in Prag, war aber der Meinung, daß die Erfüllung dieser deutschen Forderung in einer Form vorgenommen werde, die sich mit seinen Anschauungen als Finanzminister am besten vertrüge. Er war es, der den Gedanken einer Utraquisierung der èechischen Handels- und Wirtschaftshochschule aussprach. Herr Finanzminister Engliš meinte, man könne der deutschen Forderung am besten dadurch entgegenkommen, wenn man den Deutschen einen Platz an der èechischen Handels- und Wirtschaftshochschule gewährte. Diese Meinung ist äußerst interessant, fast so interessant wie gefährlich für uns Deutsche. Es ist dies nicht nur die Meinung des Dr. Engliš, sondern weiterer èechischer Kreise geworden. Gegenüber dieser Meinung und Einstellung müssen wir als Vertreter des deutschen Volkes klar und offen und deutlich erklären: Mit einer Utraquisierung der èechischen Handels- und Wirtschaftshochschule etwa in der Form, auch uns einen Raum für einen Schulplatz zu gewähren auf dem wir unseren Wissensdrang befriedigen könnten, können wir als Deutsche nicht einverstanden sein, (Výkøiky a potlesk na levici.) weil wir der Meinung sind, daß bei dieser Utraguisierung für uns Deutsche nicht gerade ein Plätzchen an der Sonne herauskäme. Wir haben an dem Beispiel der Journalistenhochschule eine zu üble Erfahrung gemacht, als daß wir unseren grundsätzlichen Standpunkt gegen die Utraquisierung von Schulen überhaupt aufgeben könnten. Seit Jahr und Tag erheben wir als Deutsche die Forderung nach Selbstverwaltung des Schulwesens, nicht nur für uns Deutsche, sondern für alle Nationen, und es würde unserer grundsätzlichen Forderung, die wir jahrelang vertreten, gerade entgegengesetzt sein, wenn wir diesem Plane des Herrn Dr Engliš auf Utraquisierung des èechischen Hochschulwesens zustimmen würden, um uns die Ausbildungsmöglichkeit in den Fächern, wie sie an einer Handels- und Wirtschaftshochschule gelehrt werden, zu beschaffen.

Es soll in diesem Hause keine Undeutlichkeit in der Richtung bestehen, daß wir Deutschen durch diese Form der Lösung nicht befriedigt werden, daß wir vielmehr einer solchen Form der Lösung uns aufs schärfste entgegenstellen müßten. Es soll klar ausgesprochen werden, daß wir Deutschen unsere eigene Handels- und Wirtschaftshochschule besitzen wollen. Diese Äußerung soll niemand zuleide getan sein. Es soll aber auch der Bedeutung der deutschen Parteien in der Regierung eine kleine Betrachtung geschenkt werden, die seit Oktober 1926 dafür mitverantwortlich sind, daß wir Deutschen nach der jahrelangen Vernachlässigung auch jetzt noch unsere Schulwünsche und Schulforderungen nicht befriedigt sehen. Es charakterisiert die Bedeutung der deutschen Parteien in der Regierung außerordentlich, daß sie bisher nicht imstande waren, einen von ihnen im Jahre 1921 mitunterzeichneten Antrag auf Errichtung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule zur Durchführung zu bringen, trotzdem, was besonders erwähnt werden muß, noch vor Eintritt der Deutschen in die Regierung, und zwar am 25. Juni 1926, von einer anderen Koalition als der heutigen, die Regierung beauftragt worden ist, diese deutsche Forderung zu realisieren. Es geschieht niemand zuleide, wenn ich diesen Vorfall hier aufzeige und daran die Bedeutung der deutschen Regierungsparteien innerhalb der heutigen Koalition deutlich illustriere. Im Interesse des sudetendeutschen Volkes soll aufgezeigt werden, daß ihre Stellung in der Regierung eine ganz andere Bedeutung haben müßte, so daß die Erfüllung der einfachen und bescheidenen deutschen Wünsche möglich sein müßte. (Výkøiky na levici.)

Das muß hier im Zusammenhang mit unseren sachlichen Darlegungen zu der Frage gesagt werden. Wir fordern unsere wirtschaftswissensschaftliche Abteilung an der Deutschen Technischen Hochschule, wir fordern deren eheste Eröffnung, auch für den Fall, als nicht die entsprechende Anzahl von Professoren zur Verfügung steht und eine Anzahl von Kollegien suppliert werden müßte. In der Darlegung dieser zwei Punkte erschöpft sich unsere heutige Arbeit. Weit bedeutsamer als ein Eingehen in das Meritum eines Regierungsantrages, gegen den wir nichts einzuwenden haben, ist für uns, immer wieder auf die Vernachlässigung unseres deutschen Schulwesens hinzuweisen. Wir haben dies wieder getan, niemand zuleide, sondern nur zu dem Zwecke, um einen der Gerechtigkeit entsprechenden Zustand in diesem Staate zu schaffen, und wenn diese Worte vielleicht die Wirkung haben sollten, daß auch Kreise des èechischen Volkes, wie sie hier im Hause vertreten sind, wie auch die deutschen Regierungsparteien sich zu einer Tathandlung im Sinne der Erfüllung unserer Wünsche und Forderungen aufraffen würden, wäre der Zweck unserer Darlegungen erreicht. Wir erklären, daß wir nie eine andere als die von mir heute wieder dargelegte Stellung beziehen können, bevor nicht unsere Wünsche, besonders unsere Schulwünsche, erfüllt sein werden. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.)

2. Øeè. posI. dr Schollicha (viz str. 28 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Bevor ich auf den Gegenstand der Tagesordnung näher eingehe, habe ich die Pflicht, namens der deutschen Nationalpartei gegen die jüngst von der Regierung vorgenommenen Ernennungen in die Krankenkassenverwaltungen schärfste Verwahrung einzulegen. Wie bei den Ernennungen in die Landes- und Bezirksvertretungen hat auch hier die Regierung den durch die Wahlen sichtbar gewordenen Willen des Volkes in undemokratischer Weise zu Gunsten der Regierungspartei en verschoben und die berechtigten Ansprüche der Oppositionsparteien und der an diesen Anstalten interessierten Kreise, wie Handel, Gewerbe und besonders Industrie gröblichst übergangen. Wir verlangen die Ungültigkeitserklärung dieser Ernennungen und die eheste Ausschreibung der Wahlen.

Nun zum Gegenstand selbst.

Nach vorliegendem Regierungsantrag, der aus ganz unerforschlichen Gründen nun schon bald 3 Jahre unerledigt im Hauspräsidium liegt, obwohl er im Sommer 1926 den Kulturausschuß unbeanständet und unbestritten verlassen hat, soll die èechische Handelshochschule in Prag, mit Gesetz vom 23. Juli 1919 errichtet und damals der èechischen Technik in Prag angegliedert, einer Reorganisation unterzogen werden. Ich habe nicht die Absicht, mich mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen und den Regierungsantrag nunmehr eingehend zu behandeln, obwohl auch dazu einiges zu sagen wäre und manche Bestimmung die Kritik herausfordert.

Ich verweise in diesem Zusammenhange nur auf die leidige Titelfrage. Der § 5 bestimmt, daß die Absolventen der Handelshochschule den Titel "Ingenieur" führen, wogegen mit Recht Einspruch und Verwahrung eingelegt wird, da dadurch die Verwirrung die ohnehin heute schon mit diesem Titel herrscht, eine noch größere wird. Dieser Titel sollte doch wohl nur einer gewissen Gruppe u. zw. den Absolventen der Technik vorbehalten bleiben und als Auszeichnung hervorragenden Absolventen der Gewerbeschulen in selbständiger Stellung zuerkannt werden. Richtig ist weiters, daß die Absolventen der Handelshochschulen keinen Titel besitzen, der ihrer akademischen Laufbahn Rechnung tragen würde. Diesem Wunsche könnte wohl am besten dadurch entsprochen werden, daß diese Absolventen der Handelshochschulen nach abgelegter zweiter Staatsprüfung z. B. den Titel Diplomkaufmann, nach Absolvierung von zwei weiteren Semestern, Besuch verschiedener Seminarien, nach Ablieferung und Approbation einer Dissertation und nach Ablegung einer 3. strengen Prüfung oder von 2 Rigorosen den Titel Doctor commercialis erhalten, wie dies bereits in anderen Ländern richtigerweise üblich ist. Deutschland, Frankreich, England, Holland, Belgien, Italien, Japan, Schweiz und die Vereinigten Staaten von Nordamerika kennen und verleihen das Doktorat der Wirtschaftswissenschaften. Der Handelshoch schule sollte also das Promotionsrecht gegeben werden, unrichtig aber ist es, diesen Studiengang mit dem Titel Ingenieur zu bezeichnen. Meine diesbezüglichen Anträge wurden im Kulturausschusse leider seinerzeit abgelehnt, was mich aber nicht hindern wird, den Versuch neuerdings hier im Hause zu machen, wobei ich hoffe, daß die dreijährige Lagerfrist seither vielleicht auch die Regierungsparteien überzeugt hat, daß meine Anträge richtig und vernunftsgemäß sind. Im empfehle sie also ihrer Annahme.


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