Zur Erforschung der verschiedenen Gefahrenmomente des wechselvollen
Grubenbetriebes, zumal der verschiedenen Arten von Grubenexplosionen
sowie der einschlägigen Sicherheitsvorrichtungen und Vorbeugungsmaßnahmen
bestehen in nahezu allen größeren bergbautreibenden
Kulturstaaten eigene bergbauliche Versuchsanstalten. Am reichsten
ist diesbezüglich Deutschland ausgestattet, das solche Anstalten
zu Derne bei Dortmund, in Gelsenkirchen, an der Bergschule zu
Bochum, an der Bergakademie Berlin, zu Beuthen, in Oberschlesien
u. a. m. besitzt. In Frankreich bestehen solche Anstalten zu Liévin
und Montluzon, in Belgien zu Framerie bei Mons, in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika beim Bureau of Mines zu Pittsburg usw.
Im alten Österreich wurden derartige Anstalten nur in sehr
bescheidener Ausführung aus privaten Mitteln errichtet und
erhalten und zwar: am Wilhelmsschacht in Mähr. Ostrau und
am Segen - Gottes -Schacht bei Brünn.
Der für die Schaffung solcher, für die Sicherheit des
Grubenbetriebes ungemein wichtiger Einrichtung berufenere Staat
holte das durch Jahrzehnte Versäumte mit der in den Jahren
19131917 am staatlichen Julius III. Schachte bei Brüx erbauten
bergtechnischen Versuchsanstalt nach, wobei das Hauptverdienst
hieran unstreitig dem verstorbenen Sektionschef des Wiener Arbeitsministeriums
und langjährigen Bergbauinspektor bei der Berghauptmannschaft
in Prag Ing. Wilhelm Pokorný gebührt.
Diese Anlage, welche die gegenüber dem Steinkohlenbergbaue
wohl etwas anders gearteten Verhältnisse des nordwestböhmischen
Braunkohlenbergbaues gewissenhaft berücksichtigte, konnte
als mustergültig bezeichnet werden, wenn man auch bezüglich
der unterirdischen Stollenanlage allenfalls auch anderer Ansicht
sein konnte. Diese Versuchsanstalt bestand aus einem unterirdischen,
10 m unter dem Rasen liegenden, rund 300 m langen gemauerten Versuchsstollen
samt Explosionskammer und Explosionskammer samt allen erforderlichen
Nebeneinrichtungen, aus einem eigenen Maschinenhaus, aus einer
Gasanstalt mit 2 Gasometern zur Herstellung bezw. Aufbewahrung
der erforderlichen Explosionsgase, einem mustergültigen Laboratorium
sowie einer eigenen Luftverflüssigungsanlage, welche nicht
nur die Atmungsund Wiederbelebungsgeräte der nordwestböhmischen
Gruben, sondern auch einen Teil der sauerstoffverarbeitenden Industrie
der Umgebung mit einem billigen und einwanfreien Sauerstoffgase
versorgen konnte bezw. sollte. Außerdem stand dieser Versuchsanstalt
die mustergültige Zentralrettungsstelle des obgenannten Schachtes
zur Verfügung. Die Anlage, welche nach eingeholten Informationen
rund 230.000 Friedenskronen kostete, unterstand der Berghauptmannschaft
Prag in Verbindung mit dem Revierbergamte Brüx. Die Anstalt
wurde im Jahre 1917 fertiggestellt und mit der Leitung der seither
verstorbene Prof. Ing. Dr. Hans Fleissner betraut. Sie war in
bester Entwicklung, als 1918 der Umsturz eintrat. Der Leiter der
Anstalt, Prof. Dr. Hans Fleissner ging, da er im èechoslovakischen
Staate keine Sicherheit für seine berufliche Tätigkeit
erwartete, nach Leoben und daher unterstand die Anlage nunmehr
der Berghauptmannschaft Prag, dem Revierbergamt in Brüx und
in letzter Instanz der Bergbausektion V. des Prager Arbeitsministeriums.
Mann sollte nun glauben, daß alle soeben genannten Stellen
das kostbare Erbstück auch sorgsam hüten und in der
begonnenen Tradition weiter führen und entwickeln würden.
Aber es kam ganz anders.
Die Luftverflüssigungsanlage wurde rasch abgetragen und verkauft.
Die elektrische Pumpe, die beim tonnlägigen südlichen
Stollenende aus der daselbst errichteten Entwässerungsanlage
die Wässer hob, wurde gestohlen und da man sie nicht mehr
ersetzte, so geriet der 300 m lange, heute angeblich rund 1 Million
Kè kostende Stollen unter Wasser. Da er bereit seit einigen
Jahren unter Wasser steht, so fürchten die Fachleute, daß
er selbst bei einer etwaigen Sümpfung nicht mehr brauchbar
sein wird, weil er ja im klüftigen, bei Wasserzutritt sehr
blähendem Hangendletten getrieben ist. Nicht besser steht
es mit den übrigen Objekten - mit Ausnahme des noch im Betriebe
stehenden Laboratoriums.
Es tauchen nun hier zwei Fragen auf: Wußten die maßgebenden
Stellen von dem Bestand und der Wichtigkeit dieser Versuchsanstalt?
Und was taten sie, um dieses wertvolle Eigentum des Staates vor
der Verwahrlosung zu bewahren und wem fällt die Verantwortung
zu? Verantwortlich für diese Vernachlässigung sind:
der gewesene Berghauptmann Sektionschef Ing. Èížek,
der gewesene Vorstand des Revierbergamtes Brüx Ing. O. Lemminger
und der ehemalige Vorstand der staatlichen Bergdirektion in Brüx
Ing. E. Bartoš. Verantwortlich sind weiter die staatliche
Bergdirektion im Arbeitsministerium, insbesondere ihr jetziger
provisorischer Leiter und die montanistische Abteilung im Arbeitsministerium.
Die Wiederherstellung der für den bergtechnischen Betrieb
im Braunkohlenbergbau äußerst wichtigen und notwendigen
staatlichen Versuchsanstalt dürfte mit einem Kostenaufwand
von 2.5 Millionen Kè verbunden sein.
Die Gefertigten fragen daher den Herrn Minister:
ad 1.) Ist er bereit, die an der Verwahrlosung der staatlichen
bergtechnischen Versuchsanstalt am staatlichen Julius III. Schacht
bei Brüx schuldtragenden staatlichen Faktoren zur Rechenschaft
zu ziehen?
ad 2.) Ist er bereit, zu veranlassen, daß diese staatliche
bergtechnische Versuchsanstalt am Julius III. - Schacht mit aller
Beschleunigung wieder in ihren ursprünglichen Stand gesetzt
und entsprechend der technischen Forschung weiter ausgebaut wird?
Prag, am 4. September 1928.
Zur Erforschung der verschiedenen Gefahrenmomente des wechselvollen
Grubenbetriebes, zumal der verschiedenen Arten von Grubenexplosionen,
sowie der einschlägigen Sicherheitsvorrichtungen und Vorbeugungsmaßnahmen
bestehen in nahezu allen größeren bergbautreibenden
Kulturstaaten eigene bergbauliche Versuchsanstalten. Am reichsten
ist diesbezüglich Deutschland ausgestattet, das solche Anstalten
zu Derne bei Dortmund, in Gelsenkirchen, an der Bergschule zu
Bochum, an der Bergakademie Berlin, zu Beuthen in Oberschlesien
u. a. m. besitzt. In Frankreich bestehen solche Anstalten zu Liévin
und Montluzon, in Belgien zu Framirie bei Mons, in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika beim Bureau of Mines zu Pittsburg usw.
Im alten Österreich wurden derartige Anstalten nur in sehr
bescheidener Ausführung aus Privatmitteln von weiland. Oberbergrat
Ing. Dr. Mayer, sowie Bergrat Ing. Dr. Pospíšil am
Wilhelmsschachte in Mähr. Ostrau, sowie von den Direktoren
weiland Julius Rittler, Oberbergrat Dr. Ing. J. Jièinsky
und Ing. K. Pusch zu Segengottes heute Zastávka in Mähren,
errichtet, bzw. erhalten.
Der für die Schaffung solcher, für die Sicherheit des
Grubenbetriebes ungemein wichtiger Einrichtungen berufene Staat
holt das durch Jahrzehnte Versäumte mit der in den Jahren
1913 - 1917 am ehemaligen k. k. Schachte Julius III. bei Brüx
erbauten bergtechnischen Versuchsanstalt nach, wobei das Hauptverdienst
hiebei unstreitig dem als Bergtechniker hoch einzuschätzenden
verstorbenen Sektionschef des Wiener Arbeitsministeriums und langjährigen
Bergbauinspektor bei der Berghauptmannschaft in Prag, Ing. Wilhelm
Pokorný gebührt.
Diese Anlage, welche die gegenüber dem Steinkohlenbergbaue
wohl etwas anders gearteten Verhältnisse des nordwestböhmischen
Braunkohlenbergbaues gewissenhaft berücksichtigte, konnte
als mustergiltig bezeichnet werden, wenn man auch bezüglich
der unterirdischen Stollenanlage allenfalls auch anderer Ansicht
sein konnte. Diese Versuchsanstalt bestand aus einem unterirdischen
10 m unter dem Rasen liegenden, rund 300 m. langen gemauerten
Versuchsstollen samt Explosionskammer und Explosionskaue samt
allen erforderlichen Nebeneinrichtungen, aus einem eigenen Maschinenhause,
aus einer Gasanstalt mit 2 Gasometern, zur Herstellung, bezw.
Aufbewahrung der erforderlichen Explosionsgase, einem mustergiltigen
Laboratorium, sowie einer eigenen Luftverflüssigungsanlage,
welche nicht nur die Atmungs- und Wiederbelebungsgeräte der
nordwestböhmischen Gruben, sondern auch einen Teil der sauerstoffverarbeitenden
Industrie der Umgebung mit einem billigen und einwandfreien Sauerstoffgas
versorgen konnte bezw. sollte. Außerdem stand dieser Versuchsanstalt
die mustergiltige Zentralrettungsstelle des obgenannten Schachtes
zur Verfügung. Die Anlage welche nach eingeholten Informationen
rund 230.000 Friedenskronen kostete, unterstand der Berghauptmannschaft
Prag unter Kontakt mit dem Revierbergamte in Brüx. Sie wurde
im Jahre 1917 fertiggestellt und das dem in Bergbaukreisen bestbekannten,
tüchtigen, leider zu früh verstorbenen Fachmanne Prof.
Ing. Dr. Hans Fleissner unterstehende Institut war in bester Entwicklung,
als der Umsturz kam und der österreichische Staat aus seinen
Fugen fiel Professor Fleissner zog in Vorahnung des den deutschen
Professoren der Pøíbramer Montanhochschule bevorstehenden
Schicksales vorsichtiger Weise nach Leoben und die Anlage unterstand
nunmehr der èsl. Berghauptmannschaft Prag, èsl.
Revierbergamt Brüx und in letzter Instanz der Bergbausektion
V. des Prager Arbeitsministeriums.
Man sollte nun glauben, daß alle soeben genannten Stellen
das kostbare Erbstück auch sorgsam hüten und in der
begonnenen Tradition weiterführen und entwickeln würden.
Aber weit gefehlt. Es kam ganz anders.
Das erste war, die Luftverflüssigungsanlage rasch abzutragen
und zu verklopfen. Die elektrische Pumpe, die beim tonlägigen
südlichen Stollenende aus der daselbst errichteten Entwässerungsanlage
die Wässer hob, wurde gestohlen und da man sie nicht mehr
ersetzte, so geriet der 300 Meter lange, heute angeblich rund
1 Million Kè kostende Stollen unter Wasser und da er bereits
seit einigen Jahren unter Wasser stehen soll, so fürchten
die Fachleute, daß er selbst bei einer etwaigen Sümpfung
nicht mehr brauchbar sein wird, weil er ja in klüftigen bei
Wasserzutritt sehr blähenden Hangendletten getrieben sein
soll. Nicht besser soll es mit den übrigen Objekten - mit
Ausnahme des in Betrieb stehenden Laboratoriums - sein
In dieser Angelegenheit muß man sich zwei Fragen stellen.
Einmal, haben denn die maßgebenden èsl. Stellen von
dem Bestande und der Wichtigkeit einer solchen Versuchsanstalt
nichts gewußt und ferner wußten sie hiervon, was man
doch annehmen sollte, dürfen staatliche Stellen staatliches
wertvolles Eigentum in einer solchen Weise verwahrlosen lassen?
Es ist klar, daß der jetzige Vorstand der Berghauptmannschaft
Prag Min. Rat Ing. Dr. Zenger, ferner des Revierbergamtes Brüx
Min. Rat Ing. K. Juzl sowie der staatlichen Bergdirektion Brüx
Min. Rat Ing. J. Lodl für den ehemaligen Zusand der bergtechnischen
Versuchsanstalt nicht verantwortlich gemacht werden können,
weil zur Zeit, als sie ihre dermaligen Stellen antraten, das Unglück
bereits geschehen war. Wußten aber ihre Vorgänger im
Amte der Sektionschef Ing. F. Èížek, Reg. Rat
Ing. O. Lemminger und Reg. Rat Ing. E. Bartoš nicht, daß
man diese wertvolle Anlage, deren Baukosten heute wenigstens 2.3
Millionen Kè betragen dürften, nicht dem Verfalle
überlassen durfte. Konnte des weiteren der heute am meisten
protegierte Anwärter auf den Posten des Generaldirektors
des èsl. staatlichen Berg- und Hüttenwerkes Min Rat
Ing. K. Stauch als angeblicher Projektant dieser Anlage nicht
ein wirksameres Interesse für diese, gewissermaßen
sein Geisteskind darstellende Anlage an den Tag legen und die
säumigen Stellen an ihre Pflicht erinnern? Und schließlich,
was tat der Chef der Montansektion V. des Prager Arbeitsministeriums
Sektionschef Ing. Dr. J. Fischer, um diesen Verfall hintanzuhalten?
Waren all diese Herren anderweitig, hauptsächlich mit der
Entdeutschung des èsl. Bergund Hüttenwesens derart
intensiv beansprucht, daß ihnen für die Brüxer
staatliche bergtechnische Versuchsanstalt keine Zeit mehr übrigblieb?
Oder bestand von Haus aus die Absicht, dieses Institut dem Verfalle
zu überlassen, weil man die daselbst vorzunehmenden Versuche
bis zum heutigen Tage doch nur mit Heranziehung der unbequemen
deutschen Bergtechniker machen konnte?
Ist der Herr Minister bereit, die oben angeführten Tatsachen
zu untersuchen und die Fragen zu beantworten?
Prag, im September 1928.
Das 1928 herausgegebene Verzeichnis der Teilnehmer im Postscheckamtverkehr
besitzt heuer zum erstenmal nicht wie bis bisher stets im Anhange
das Verzeichnis der deutschen und anderssprachigen Ortsbezeichnungen,
obwohl dieses Verzeichnis für einen großen Teil der
Teilnehmer ein äußerst wichtiger, ja geradezu unentbehrlicher
Behelf war. An Stelle dieses Verzeichnisses wurden 56 Seiten Inserate
aufgenommen. Die Beseitigung dieses nicht nur für die Deutschen,
sondern auch für die Tschechen nötigen Verzeichnisses
macht den Index vollständig wertlos und unbrauchbar. Es ist
daher nicht einzusehen, warum diese Neuordnung getroffen wurde,
es wäre denn, daß man damit nationale Zwecke verfolgte,
was allerdings bei der Postverwaltung als einer kaufmännisch
zu führenden Unternehmung nicht vorkommen sollte.
Die Gefertigten fragen daher den Herrn Minister:
Ist Ihnen diese Neuordnung bekannt und womit wird sie begründet?
Sind Sie gewillt, den alten, besseren Zustand wieder herzustellen?
Prag, am 2. August 1928.
Mit Gesetz vom 22. Dezember 1920 wurde der sogenannte "Kunstdüngerfond"
geschaffen, der die Aufgabe hat, die Landwirtschaft mit billigen
künstlichen Düngemitteln zu versehen. Nach § 3
des Gesetzes sollten künstliche Düngemitteln bis zu
einer Höhe von 300.000 Tonnen Phosphat und 80.000 Tonnen
Stickstoff unmittelbar oder in geeigneter anderer Form für
einen Gesamtpreis bis zu 1 Milliarde Kronen beschafft und der
Landwirtschaft zu einem Preise abgegeben werden, welcher den Preisen
der landwirtschaftlichen Produkte entspricht. Die Beträge
an den Fond, die nach § 9 in mehrfacher Art eingehoben wurden,
waren sehr bedeutend, so daß der Fond schließlich
über ein bedeutendes Vermögen verfügte, zumal noch
die Regierung für einzelne Verbindlichkeiten des Fondes bis
zur Höhe von 600 Millionen Kronen die Haftung zu übernehmen
ermächtigt wurde.
Wie diese gewiß nicht unbedeutenden Beträge dieses
Kunstdüngerfondes zur Aufteilung gelangten, wer etwas bekommen
hat und in welcher Höhe ist bisher niemals offiziell aufgeklärt
worden. Die Öffentlichkeit hat aber ein Interesse daran zu
erfahren, wer aus diesem Fonde beteilt wurde und ob das Geld auch
dem Gesetze gemäß zur Verwendung gelangte.
Die Gefertigten fragen daher den Herrn Minister für Landwirtschaft,
ob er bereit ist, über die Verwendung des Kunstdüngerfondes
einen genauen Ausweis zu geben, aus dem ersichtlich ist, welche
Höhe dieser Fond erreichte und wer daraus beteilt wurde.
Prag am 1. September 1928.