Wenn wir auf die sechs Jahre der Krise in der Republik zurückblicken,
müssen wir eines feststellen: Gerade jene Gruppen der Bevölkerung
und jene Wirtschaftskräfte, die sonst immer für sich
in Auspruch nehmen, daß man sie hört, daß man
ihre Vorschläge und ihre Richtlinien und ihre Wege, die sie
aufzeigen, berücksichtige, gerade diese Gruppen der Wirtschaftsmenschen
haben von Anfang an nicht die entsprechenden Schritte zur Bekämpfung
der Krise getan. Man hat angenommen, es handle sich nur um eine
vorübergehende Depression der Wi rtschaft, man brauche nur
einige Mittel aus der früheren Zeit anzuwenden, um über
alles Elend und alle Not hinwegzukommen. Wir haben gleich zu Beginn
der Krise davor gewarnt, wir haben den Industriellen vorgehalten,
daß es ein falscher Weg ist, den sie einschlagen, etwa über
die Stockung in der Wirtschaft durch den Abbau der Löhne
hinwegkommen zu wollen. Die Herren Industriellen haben geglaubt,
es sei möglich, auf dem Wege des Lohnabbaues die Industrie
in der Èechoslovakei konkurrenzfähiger zu machen.
Wir haben ihnen erklärt, daß dieser Schritt nichts
nützen werde. (Posl. Katz k poslancùm sudetskonìmecké
strany: Sie wissen nicht, was díe Unternehmer, Kameraden,
Volksgenossen mit den Löhnen gemacht haben?) In den Anfängen
der Wirtschaftskrise gleich mit dem Lohnabbau zu beginnen, hat
zu schweren Folgen führen müssen. Sie rufen heute nach
einer Stärkung der Kaufkraft. Jede Gruppe von Staatsbürgern,
die darauf angewiesen ist, ihre Waren auf dem Markte abzusetzen,
stimmt darin überein, daß die Kaufkraft der Bevölkerung
zu niedrig ist, daß sie beim besten Willen ihre Erzeugnisse
nicht absetzen können. Die Landwirtschaft weiß sehr
gut, daß ihre Erzeugnisse auf dem Markte liegen bleiben,
wenn die Kaufkraft der Menschen fehlt. Die Herabsetzung der Kaufkraft
der arbeitenden Menschen ist gleich zu Beginn der Wirtschaftskrise
von den Herren Unternehmern eingeleitet worden. Alle unsere Warnungen
haben nichts gefruchtet. Was man damals erklärte, ist nicht
eingetreten. Es wurde uns gesagt, wir brauchen den Lohnabbau,
um die Arbeiter weiter beschäftigen zu können; wenn
wir nicht die Erzeugungskosten durch die Neuregulierung der Löhne
anpassen können den Verhältnissen der Länder, in
die wir exportieren, dann müssen wir die Arbeiter entlassen,
dann kommen wir zu Betriebseinstellungen. Was man uns als Ergebnis
dieser Maßnahmen prophezeiht hat, ist nicht eingetreten.
Im Gegenteil, heute ist die Kaufkraft noch tiefer als nach den
ersten Lohnreduzierungen und heute sehen wir schon, daß
manche von denen, die damals nicht glauben wollten, daß
unsere Warnungen berechtigt sind, zugeben müssen, daß
ein falscher Weg gegangen wurde.
Wollen wir aus dieser Wirtschaftskrise in der Èechoslovakei
herauskommen, dann müssen wir andere Wege suchen. Vor allem
ist damit aufzuräumen, daß unsere Industrie und unsere
Unterne hmer glauben, es lasse sich die Ausfuhr von Industrieerzeugnissen
nur allein und ausschließlich durch einen Lohnabbau heben.
Es muß endlich einmal versucht und alles daran gesetzt werden,
daß der Export gehoben wird. Wir sind nun einmal ein Staat,
der Industrien hat, die fast nur auf den Export angewiesen sind.
Ich verweise auf die Glasindustrie, die Porzellanindustrie und
den Großteil der Textilindustrie. Ich glaube, es ist falsch,
wenn die Industriellen sagen, es könne nicht über die
Steigerung des Exportes gesprochen werden, wenn nicht zugleich
die Frage des Importes im großen geregelt wird. Meiner Auffassung
nach bedarf es zur Steigerung des Exportes einer Reihe von Aktionen,
die von der Regierung ausgehen müssen. Unser Exportinstitut
ist auszugestalten. Für die Propaganda unserer Industrieerzeugnisse
sollte und müßte mehr geschehen. Wenn für die
Exportpropaganda nicht von privater Seite Ausreichendes getan
werden kann, dann muß das Fehlende von Regierung und Staat
nachgeholt werden. Es geht nun einmal, besonders in einer Zeit,
in der die Exportstaaten einander Konkurrenz zu machen versuchen,
so viel sie nur vermögen, nicht anders, als daß auch
da in der Propaganda Anstrengungen gemacht werden müssen.
Wiederholt ist von unserer Seite darauf hingewiesen worden, daß
dies eine wichtige Aufgabe für die èechoslovakische
Wi rtschaft ist. Und schließlich, meine sehr Verehrten,
ist die Sache doch so, daß man über die bisherigen
Wirtschaftsmethoden hinausgehen muß.
Vor einiger Zeit ist eine große Denkschrift der Industriellen
in der Èechoslovakei erschienen. Darin wurde eine Reihe
ganz zweckentsprechender Vorschläge zur Belebung unserer
Wirtschaft gemacht. Aber wenn wir das ganze Werk durcharbeiten,
sehen wir doch, daß man an einer Frage der Wirtschaft vorbeigeht,
die in allen Ländern heute obenan steht, nämlich an
der Frage, daß die Wirtschaft, die Produktion und die Konsumtion
anders geregelt werden muß als bisher, daß sie einer
Neuordnung bedarf. Freilich kommt, wenn man von Eingriffen des
Staates in die Wirtschaft spricht, oder von Versuchen, durch die
staatliche Gesetzgebung die Wirtschaft zu regeln, sofort der Einwand,
daß ein Wiederaufleben der Industrie und ein wirklicher
Fortschritt nur erzielt werden könne durch Unterstützung
der privaten Unternehmertätigkeit. Die private Unternehmertätigkeit
hat zweifellos in den früheren Jahrzehnen Gewaltiges geleistet.
Aber die Welt ist anders geworden und auch die Wirtschaft in der
Welt hat sich verändert. Es läßt sich nicht leugnen,
die alten Industriestaaten - und die Èechoslovakei, obwohl
ein junger Staat, gehört zu den alten Industriestaaten, weil
auf ihrem Boden sich ein großer Teil der ehemaligen österreichischen
Industrie befindet - die alten Industriestaaten also werden ihren
Platz, den sie einmal in der Weltwirtschaft innegehabt haben,
kaum mehr wieder zurückerobern. Das ist vorbei. Es haben
sich während und nach dem Kriege Rohstoffländer umgewandelt
in teilweise Industriegebiete. Es ist also ganz unmöglich,
daß wir den alten Zustand wieder zurückbekommen können.
Da bleibt kein anderer Weg übrig, so schwer man sich auch
damit abfinden mag, als daß die Wirtschaft in jedem Lande
sich anders einstellen muß, daß vor allem der Aufbau
der Wirtschaft, ihre Regelung und Organisierung den neuzeitlichen
Verhältnissen entsprechen muß. Eine mechanische Überwindung
der Krise ist unmöglich. (Výkøiky: Also
neue Wirtschaft!) Die Wirtschaftskrise kann nur überwunden
werden - da hat der Zwischenrufer sehr recht - durch eine neue
Wirtschaftsordnung und man muß sich endlich damit befreunden,
daß die Privatwirtschaft nicht mehr jene Glanzzeiten erleben
kann, wie in der Zeit, als der Kapitalismus im Aufblühen
war. Gegenwärtig ist der Kapitalismus in einem Zustand, aus
dem er sich auch mit staatlichen Mitteln nicht wird befreien können.
Man kann vielleicht in der Èechoslovakei imstande sein
- und dahin muß es kommen - einen großen Teil der
Arbeitslosen wieder in den Produktionsprozeß einzugliedern,
aber es wird unmöglich sein, die èechoslovakische
Wirtschaft mit überlebten Methoden wieder so gesund zu gestalten,
wie in der Zeit des aufblühenden Kapitalismus. Wir befinden
uns in einer Zeit des niedergehenden Kapitalismus. Der Kapitalismus
versucht zwar heute, mit allen möglichen Mitteln den Fieberzustand
zu bekämpfen, in welchem er sich befindet. Gewisse politische
Strömungen in der Gegenwart sind nur aus dem kranken Zustand
des Kapitalismus zu erklären.
In der Budgetdebatte wurde gestern und heute wiederholt auf die
politischen Erscheinungen unserer Gegenwart hingewiesen. Wir selbst
als Partei haben ihre Auswirkungen empfunden. In Deutschland und
Italien, und später im kleinen Österreich, ist die Arbeiterbewegung
niedergeschlagen worden, nicht etwa nur von den Kapitalisten,
sonde rn auch von Arbeitern, die man irrezuführen verstand
und deren Not dazu ausgenützt wurde, sie gedankenmäßig
umzubilden, sie aus solidarisch fühlenden Arbeitern zu Feinden
ihrer eigenen Klassengenossen zu machen und sie zu blinder Gefolgschaft
der Kapitalisten, ihrer schlimmsten Gegner, zu verleiten. Auch
wir in der Èechoslovakei mußten etwas ähnliches
erleben durch die Filiale des Hitlerismus. Wir haben bei den Wahlen
eine Niederlage erlitten. Wenn man aber näher zusieht und
nachforscht, worauf der Wahlausfall zurückzuführen ist,
wird man bald die Antwort darauf finden. Es ist nun einmal so:
nur der Arbeiter, der einen festen Boden unter den Füßen,
der Beschäftigung hat, nur der Arbeiter, der, auch wenn er
sich in bedrängten Verhältnissen befindet, dennoch weiß:
wenn ich meine Hände gebrauche, wenn ich meine Pflicht als
Arbeiter erfülle und Arbeit habe, kann ich nicht untergehen
- nur dieser Arbeiter läßt sich nicht politisch verleiten.
Aber der Arbeiter, der aus dem Produktionsprozeß hinausgeworfen
wurde, der nichts vor sich sieht, als graues Elend, das ihn zermürbt,
wird sehr leicht die Beute eines politischen Scharlatans oder
einer politischen Gruppe, die gewissenlos genug ist, das Unmöglichste
zu versprechen, die Wahrheit zu verfälschen und diesen armen
Mann so für sich einzufangen, daß er sich gegen seine
eigene Klasse wendet.
Kann jemand in der Èechoslovakei die Stirne haben aufzutreten
und zu sagen, im Bewußtsein, damit eine unumstößliche
Wahrheit zu verkünden, daß nur unsere Politik in den
letzten sechs Jahren zur Verschlechterung der Lage der Arbeiter
beigetragen hat? Oder ist es nicht doch nur die Wirtschaftskrise
mit ihren Auswirkungen, ist es nicht doch der Kapitalismus mit
all dem Unsäglichen, das er bei allem Segen und bei allen
Erfolgen, die er mit sich gebracht hat, in die Welt bringen mußte?
Alle die Agitatoren, die während des Wahlkampfes jeden Tag
erklärt haben: "Wir werden handeln, wenn wir von Euch
auserwählt werden, Euer Geschick zu vertreten. Die andern
haben nur geredet, wir aber werden handeln!" - Alle, die
das gesagt haben, haben gewußt, daß sie damit die
Unw ahrheit aussprechen, daß sie damit nichts anderes tun,
als durch betrügerische Redewendungen die Gehirne der vom
Elend zermarterten Menschen für sich zu gewinnen. Wir sind
seit Juni unter dieser neuen Zusammensetzung des Parlamentes beisammen,
ich habe aber bisher auch nur Reden gehört, von Handlungen
ist noch nichts zu spüren gewesen. Wir haben in den sechs
Jahren, seit wir im Jahre 1929, wir, die deutschen Sozialdemokraten,
gemeinsam mit den èechischen Genossen, in die Regierung
gegangen sind, gewußt... (Výkøiky: Das
war der erste Verrat!) Sie können es nicht erwarten,
in die Regierung zu kommen und ärgern sich grün, daß
Sie das nicht erreichen!
Was sagt der Koll. Hodina dazu, der doch mit in dieser
Regierung war? Für uns war es im Jahre 1929 klar, daß
bei den Krisenanzeichen, die damals schon zu bemerken waren und
angesichts des Ernstes der internationalen Lage wir als eine verantwortungsvolle
Partei mit unseren èechischen Freunden in die Regierung
gehen mußten.
Wir haben das getan in voller Kenntnis der Verantwortung, in voller
Ke nntnis der Schwierigkeiten und der bevorstehenden Aufgaben.
Doch hat es damals ni emanden gegeben, der das, was wir dann erlebten,
hätte voraussehen können. Aber ich sage Ihnen, auch
wenn wir damals plastisch all das Fürchterliche vor uns gesehen
hätten, das wir im Verlaufe der Krise erleben mußten,
auch dann hätten wir es getan. Wir haben unter schweren Bedrängnissen
und mit dem Aufgebot aller unserer Kräfte gearbeitet, um
während dieser sechs schweren Krisenjahre zu verhindern,
daß noch mehr arbeitende Menschen in das Elend hinabsinken.
Wie kommt es denn, wenn wir wirklich in der Regierung eine Politik
gemacht hätten, die das Urteil, das Sie über unsere
Politik fällen, verdienen würde, wie kommt es, daß
dann bei der Schaffung der Sudetendeutschen Heimatfront, bei der
Aufrichtung dieser Zweigstelle des Nationalsozialismus drüben
im Reiche, sofort die Unterstützung der Unternehmer für
diese Bewegung vorhanden war? Haben die Unternehmer vielleicht
deswegen ihre Gelder zum Kampfe gegen uns hergegeben, weil wir
in der èechoslovakischen Regierung..... (Výkøiky.)
Místopøedseda Košek (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Schäfer (pokraèuje):..... eine
den Arbeitern schädliche Politik beobachtet haben? Man soll
also über dieses Kapitel nicht reden.
Wir stehen in der Frage der Bekämpfung der Wirtschaftskrise
auf dem Standpunkte, daß andere Wege betreten werden müssen,
daß die freie Wirtschaft, wie man sich sie heute noch vorstellt,
nicht mehr möglich ist, daß sie geregelt werden muß,
daß sie durch eine regulierte Wirtschaft ersetzt werden
muß. Dabei dürfen nicht einseitige politische Standpunkte
entscheidend sein. Zu einer neuen durchgreifenden Ordnung unserer
Wirtschaftsverhältnisse gehört vor allem, daß
man sich darüber einigt, nach welchen Grundsätzen die
Erzeugung und die Organisation des Marktes und der Handelspolitik
erfolgen soll. Die Wirtschaftslage ist, wie ich schon sagte, in
der Èechoslovakei nicht leicht. Wir haben schwer betroffene
Gebiete und Bezirke, wir haben solche, wo das Elend einen beängstigenden
Grad erreicht hat, wie etwa im Norden von Böhmen oder im
Westen, im Erzgebirge und im Böhmerwald. Wie es da ausschaut,
möchte ich an einer einzigen Feststellung aufzeigen. Eine
Erhebung, die wir vom deutschen Gewerkschaftsbund durchgeführt
haben, hat ergeben, daß die Zahl der Arbeitslosen im Verhältnis
zur Arbeitslosigkeit in den inneren Gebieten der Republik noch
einmal so groß ist. Es ist auch vielfach gelungen, zu erzielen,
daß für diese Gebiete mehr geschehen ist, daß
für die Arbeitslosenunterstützung größere
Mittel aufgewendet wurden. Wenn wir nun aus der heutigen furchtbaren
Lage herauskommen wollen, müssen alle Kräfte, die zur
Verfügung stehen, zusammengenommen werden. Wir werden das,
was sich aus der weltwirtschaftlichen Wirtschaftslage erklärt,
nicht vollständig bereinigen können. Wir haben jedoch
nur das eine Verlangen, daß, wenn internationale Tagungen
stattfinden, in denen über die Lösung von Wirtschaftsfragen
beraten wird, die Èechoslovakei sich durch ihre Vertreter
nicht auf die Seite jener schlägt, die reaktionär eingestellt
sind, sondern daß sie dort dafür eintritt, daß
wieder ein freier Warenverkehr in der Welt ermöglicht wird.
Der Zustand, in dem wir heute leben, in welchem sich die Staaten
absperren, in welchem durch allerhand Einrichtungen die Entwicklung
der Wirtschaft unterbunden wird, dieser Zustand kann auf die Dauer
nicht ertragen werden. Das kann aber die Èechoslovakei
nicht allein erledigen, das muß auf internationalem Wege,
durch internationale Übereinkommen zustande gebracht werden.
Seit einiger Zeit zeigt sich auch bei uns die Spur einer Belebung
der Wirtschaft. Jetzt muß man dafür sorgen, diese Spur
weiter zu führen. Es könnte da manches geschehen. Die
Produktion im Inlande läßt sich durch einige Maßnahmen,
auf die ich hingewiesen habe, beleben, so vor allem durch die
Exportförderung, und es ist notwendig, daß in dieser
Zeit auch alle jene Schritte unternommen werden, die auf dem Gebiet
der Sozialpolitik zu tun sind, um das Elend der Arbeitslosigkeit
zu mildern und abzuschwächen. Ich will mich nicht darauf
einlassen, nach mehr Auswegen für die Wirtschaft zu suchen,
wir haben sie bei den Beratungen in den Ministerien wiederholt
vertreten, wiederholt der Regierung vorgelegt; es sind Wege zur
Arbeitsbeschaffung gezeigt worden, an die man endlich mit größeren
Mitteln herangeht. Es ist eingesehen worden, daß auch Maßnahmen
getroffen werden müssen, um die Kaufkraft der Bevölkerung
zu heben. Es wird ferner durch die Durchführung von Investitionsarbeiten
zugegeben, daß man im Innern der Èechoslovakei für
Arbeitsmöglichkeit sorgen muß.
Aber es gibt noch einen anderen Weg, einen anderen Schritt, dessen
Verwirklichung wir bis heute vergeblich erwarten. Zweifellos werden
von den 700.000 arbeitslosen Menschen in der Èechoslovakei,
auch wenn wir noch soviel Millionen für Investitionen auswerfen,
viele nicht mehr in den Produktionsprozeß zurückkehren.
Wir haben unter den Arbeitslosen eine Gruppe, für die besonders
gesorgt werden muß, das sind die Jugendlichen. Es wäre
da schon ein Schritt zur Besserung getan, wenn man die Schulpflicht
um ein Jahr hinaufsetzte und so die Zahl der zuströmenden
jugendlichen Arbeiter einschränkte. Wir haben ferner Arbeitslose,
die ein ganzes Jahr und noch länger ohne Beschäftigung
sind und die Gruppe jener, von denen wir wissen, daß sie
nicht mehr in den Produktionsprozeß zurückgeführt
werden können. Auch an die muß man denken und es wird
Aufgabe der sozialen Gesetzgebung sein, nach Mitteln und Wegen
zu suchen, um zu verhindern, daß diese Gruppen von Menschen
moralisch und physisch vollständig zu grunde gehe. Wir sehen,
daß die Wirtschaftskrise die traurigsten Verheerungen angerichtet
hat und gerade aus diesem Grunde machen wir mit besonderer Betonung
auf diese Aufgaben aufmerksam. Was die Frage der jugendlichen
Arbeitslosen, die über das 14. oder 15. Lebensjahr hinaus
sind, angeht, so glaube ich, daß sich auf dem Wege der Investitionsarbeiten
manches Gute tun ließe.
Schließlich aber kann man der strukturellen Arbeitslosigkeit,
die durch die Entwicklung der Technik in der Industrie herbeigeführt
wurde, nur beikommen, wenn man das Arbeitsquantum auf mehr Hände
aufteilt, das heißt, wenn man die Arbeitszeit verkürzt.
Wir bedauern lebhaft, daß zwar die èechoslovakische
Regierung in Genf für die Verkürzung der Arbeitszeit
auf 40 Stunden in der Woche eingetreten ist - sie hat da, wie
auch schon in den früheren Jahren, ihre Pflicht getan - aber
die Vertretung des Unternehmertums in der Èechoslovakischen
Republik hat sich noch im letzten Jahr gegen den Vorschlag des
Internationalen Arbeitsamtes auf Einführung einer Konvention
zur Durchsetzung der Vierzigstundenwoche ausgesprochen. Solange
die Industrie nicht auch da einsehen lernt, daß man die
strukturelle Arbeitslosigkeit nicht mildern kann, wenn man nicht
auch mehr Menschen in die Betriebe bringt und das Arbeitsquantum
auf mehr Hände aufteilt, solange wird sie keine Berechtigung
haben, sich etwa darüber zu beklagen, daß aus dieser
Arbeitslosigkeit Unheil für unsere weitere Entwicklung entsteht.
Wir verlangen also, mehr als bisher das Eintreten der wirtschaftlich
einflußreichen Kräfte in der Èechoslovakei für
die Vierzigstun-denwoche. Wir glauben, daß unsere Regierung
erkannt hat, daß ohne die Vierzigstundenwoche Hunderttausende
wahrscheinlich außerhalb der Fabriksgebäude bleiben
müssen und nicht mehr zurückgeführt werden können.
Wir haben gestern die Programmrede des Herrn Ministerpräsidenten
vernommen und wir deutschen Sozialdemokraten erklären freimütig
und voller Überzeugung, daß wir den Erklärungen
des Herrn Ministerpräsidenten zustimmen. Wir freuen uns darüber,
daß von dieser Stelle aus das Bekenntnis zur Demokratie
so klar und eindeutig abgelegt wurde. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Langr.) Wenn wir
in diesen sechs Jahren immer und jeden Augenblick mit allen unseren
Kräften zu der Politik gestanden sind, die wir nach den Auswi
rkungen der Wirtschaftskrise mitmachen mußten, so ist das
zum Teil auch deshalb geschehen, weil wir glauben, es den Arbeitern
dieser Republik schuldig zu sein, an der Aufrechthaltung und Sicherung
der Demokratie dieses Staates mitzuwirken.