Pátek 18. prosince 1925

7. Øeè posl. Kreibicha (viz str. 73 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Auch von dieser Regierungskoalition, auch von dieser Regierung gilt die alte politische Regel: Man muß ihnen auf die Fäuste sehen, und nicht aufs Maul. Man darf nichts auf das geben, was die Herren uns hier gesagt haben, nicht das Geschwätz des Herrn Švehla und seiner Lakaien ist hier maßgebend, maßgebend ist vielmehr, was die Koalition tut. Diese Koalition ist wie ein alter Topf, der jeden Tag neu geflickt werden muß, weil jeden Tag ein neuer Sprung entsteht; jeden Tag muß der Oberdrahtbinder der Republik Švehla zu Hilfe eilen, um den alten Topf wieder neu zu flicken, wie es heute im Budgetausschuß der Fall war. Heute sehen wir gleich in der ersten wirklichen Sitzung dieses Hauses auch die erste Tat der neuen Regierungskoalition. Und ich möchte nicht sagen, daß es ein Zufall, oder gar ein merkwürdiger Zufall war, ich glaube vielmehr, daß es eine ganz selbstverständliche Sache bei dieser unter dem Diktat der Kapitalisten stehenden Regierungskoalition ist, daß die erste Tat eine neue Demonstration für die Belastung der breiten Massen mit den Lasten des Staates ist. Wir haben hier heute auch die Rede eines Gewerbetreibenden gehört. Was Worte anlangt, hat ja diese Partei genug geleistet, und wir werden Gelegenheit haben, die Gewerbepartei vielleicht schon morgen auf die Tatprobe zu stellen. Heute im Budgetausschuß hat sie die Probe nicht bestanden. Die Regierung hat die Vorlage über die Verlängerung der gesetzlichen Bestimmungen betreffs Einhebung der Kriegszuschläge zu den verschiedenen direkten Steuern vorgelegt, der Budgetausschuß hat sie angenommen und die Vertreter der Gewerbetreibenden als Vertreter einer Koalitionspartei haben für die Vorlage gestimmt, ohne auch nur im geringsten den Versuch zu unternehmen, wenigstens für die kleinen Steuerzahler eine Streichung der Kriegszuschläge durchzusetzen. (Výkøiky na levici.) Morgen werden sie Gelegenheit haben, hier im Hause zu deklarieren, wie sie nun, da sie in der Regierung sitzen, die Steuerinteressen ihrer Wähler vertreten.

Die erste Tat dieser Regierung ist das Gesetz über die Zuckersteuer, die Verlängerung dieser krassesten der indirekten Steuern. Sie ist nicht deshalb das krasseste Beispiel der indirekten Steuern, weil sie vielleicht im Verhältnis zum Preis die höchste wäre, aber die krasseste in dem Sinne, daß gerade die Zuckerwirtschaft bei uns als ein Schulbeispiel für die Wirtschaftspolitik der ganzen Koalition gelten kann. Und ich muß schon sagen: Dazu, daß die erste Tat der Regierung gleich die Demonstration ist, daß man die alte Steuerpolitik weiter führe, dazu haben wir keinen neuen Finanzminister gebraucht. Wir wissen ganz gut, daß zwischen dem alten und dem neuen Finanzminister ein kleiner Unterschied besteht; wir wissen, das Herr Beèka das war, was man ein Waserl nennt - er ist von der Živnostenská banka hieher geschickt worden und hatte zu machen, was dort im Verwaltungsrat beschlossen wurde während der jetzige Herr Finanzminister als eine bedeutende Autorität auf dem Gebiete der Wirtschaft und Finanzwissenschaft gilt. Aber ich muß schon sagen: allen Respekt vor den Autoritäten auf dem Gebiete der Finanzwissenschaft, aber zu so einem Gesetz, zur Demonstration, daß die alte Leier fortgehen soll, brauchten wir wirklich nicht die Finanzwissenschaft zu strapazieren. Das hätte Beèka auch zustande gebracht. Es ist die alte Finanzpolitik der Abwälzung aller Staatslasten auf die arbeitenden Klassen. Wenn wir die Steuerziffern des Voranschlages durchgehen, sehen wir, daß die arbeitenden Massen mindestens 80% der gesamten Steuerlasten tragen müssen, während kaum 20% von den besitzenden Klassen aufzubringen sind. In dieser Ziffer spiegelt sich ganz der soziale Inhalt dieser Republik. Dieses Beispiel zeigt, daß das Wort von der sozialen Republik ebenso eine Lüge war, wie das Wort der Verfassung von der Souveränität des Volkes in dieser Republik und von der Autonomie Karpathorußlands. Eine Lüge reiht sich in der Politik dieses Staates an die andere.

Wenn wir die Ziffern der Rechnungsabschlüsse und Budgets von der Zeit der Gründung der Republik bis einschließlich des Budgets für 1926 verfolgen, sehen wir, daß die Zuckersteuer allein nicht weniger als 11/2 Milliarden in dieser ganzen Zeit eingetragen hat, beziehungsweise einschließlich des nächsten Jahres eingetragen haben wird. Die Zuckerwirtschaft unseres Staates zeigt sich am besten in folgender Tatsache: Die Èechoslovakei ist der bedeutendste Zuckerproduzent, sie hat in Bezug auf den Rübenzucker unter allen Staaten der ganzen Welt die größte Ausfuhr überhaupt. Wir sind das reichste Zuckerland und in der Lage, eine ganze Reihe von Staaten mit Zucker zu versorgen. Auf der anderen Seite aber haben wir den höchsten Zuckerpreis und gehören zu den Staaten mit dem niedrigsten inländischen Zuckerverbrauch. Das reichste Zuckerland gehört zu den Staaten des geringsten Zuckerverbrauches! Wir sehen also, daß wir in Bezug auf die Zuckerwirtschaft in der Republik nichts anderes haben, als eine Fortsetz der alten "bewährten" Zuckerwirtschaft von Österreich. Ich erinnere insbesondere die èechischen Sozialdemokraten und Sozialisten daran, besonders die, die schon vor dem Kriege im alten Österreich politisch tätig waren, auf wieviel hundert Versammlungen sie seinerzeit den Arbeitern von dieser Schweinerei im alten Österreich erzählt haben, daß soviel Zucker produziert und so wenig konsumiert wird und daß Österreich die höchsten Zuckerpreise habe. In wieviel Versammlungen haben Sie den Skandal kritisiert und es als bezeichnend für die Wirtschaft des alten Österreich angeführt, daß der österreichische Zucker im Auslande billiger war als im Inland! Und heute haben Sie in der Republik noch genau dieselben Verhältnisse. Auch heute ist der èechoslovakische Zucker in den Ländern, in die er exportiert wird, billiger als bei uns in der Èechoslovakei. Der Skandal des alten Österreich findet in diesem Punkte heute ebenso seine Fortsetzung, wie auf so vielen anderen politischen und wirtschaftlichen Gebieten. Wir haben z. B. gesehen, wie in der Zeit, als der Preis des Zuckers auf dem Weltmarkt im Sinken begriffen war, bei uns der Zuckerpreis nicht gesunken ist. Wir haben auch gesehen, daß der Zuckerkonsum bei uns in den letzten Jahren nicht gestiegen ist. Im Gegenteil, der Zuckerkonsum ist noch gesunken. Wir verzeichnen also auf diesem Gebiete nicht den mindesten Fortschritt.

Wir haben zu diesem Gesetzentwurf, respektive zu dem Berichte des Budgetausschusses zwei Anträge eingebracht. Vor allem einen Antrag auf Übergang zur Tagesordnung. Dieser Antrag soll bedeuten, daß wir gegen diese ganze Steuerwirtschaft demonstrieren, gegen diese ungeheuerliche Belastung der arbeitenden Massen, wogegen die Reichen im Verhältnis zu ihrem Besitz und Einkommen fast gar keine Steuern in diesem Staate zahlen. Dieser Antrag bedeutet, daß wir diese Steuerwirtschaft ablehnen. Für diesen Antrag müssen alle stimmen, die die Interessen der arbeitenden Klassen zu vertreten vorgeben. Wir haben dann einen zweiten Antrag eingebracht. Wir rechnen damit, daß es uns im Plenum so gehen wird, wie im Budgetausschuß, daß selbstverständlich die Regierungsparteien geschlossen dagegen stimmen werden, wobei sich die èechischen Regierungssozialisten darauf ausreden werden, daß die Ablehnung, die Nichterledigung dieser Regierungsvorlage nicht möglich sei, weil dann dem Staate die Einnahmen der Zuckersteuer im nächsten Jahre entgehen würden. Um den Regierungssozialisten Gelegenheit zu geben, zu zeigen, daß sie geneigt sind, wenigstens einen kleinen Schritt zu tun, einen bescheidenen Schritt zum Abbau der indirekten Steuern, haben wir nun für diesen erwarteten Fall der Ablehnung einen Abänderungsantrag eingebracht auf Streichung der Bestimmungen über den Zuschlag von 16 Kronen per Meterzentner zu der Zuckersteuer von 38 Kronen. Die Annahme dieses Antrages würde das Staatsbudget im nächsten Jahre nicht ins Wanken bringen. Und dabei würde die Annahme dieses Antrages gewiß den arbeitenden Massen eine kleine Erleichterung bringen. Die Herrschaften beschweren sich immer darüber, daß wir Anträge stellen, die nicht verwirklicht werden können. Nun, dieser Antrag kann verwirklicht werden. Wenn Sie auch nur einen kleinen Rest von gutem Willen haben, zu zeigen, daß Sie den Abbau der indirekten Steuern, der ungeheueren Belastung der arbeitenden Klassen, den Abbau des ungeheuerlichen Steuerunrechtes in diesem Staate vornehmen wollen, dann müssen Sie für unseren Antrag stimmen. Wenn Sie ihn ablehnen, dann zeigen Sie damit, daß Sie selbst von dem geringsten Abbau dieses ungeheuerlichen Steuersystems nicht das Mindeste wissen wollen. Unser Antrag auf Streichung der Zuckersteuer beziehungsweise auf ihre Herabsetzung wenigstens um den Zuschlag von 16 K hat vor allem den Zweck, den Inlandkonsum zu heben, der weit unter dem Durchschnitt steht, der so gering ist, wie in den Ländern mit dem geringsten Zuckerkonsum. Dieser Zweck, den Zuckerkonsum im Inland zu heben, ist nicht nur im Interesse der arbeitenden Massen als Konsumenten gelegen, sondern er ist auch im Interesse der Zuckerindustrie selbst gelegen, besonders in der jetzigen Zeit, wo wir sehen, daß unser Zuckerexport vielfach bedroht ist, was ja auch der Herr Finanzminister im Budgetausschuß zugestanden hat, der sagte, daß die Entwicklung der Zuckerindustrie in der nächsten Zeit, daß unser Zuckerexport überhaupt der Regierung schwere Sorgen macht.

Wir haben zu verzeichnen, daß z. B. in England, dem Lande, das eines der größten Absatzgebiete für èechoslovakischen Zucker ist, die Regierung mit aller Kraft dahin strebt, die eigene Zuckerproduktion zu heben. In der Produktionsperiode 1924/25 betrug die englische Eigenzuckerproduktion 24.000 Tonnen, in der laufenden Produktionsperiode 1925/26 soll sie bereits auf 60.000 Tonnen erhöht werden. Nicht weniger als 8 neue Zuckerfabriken sollen im Jahre 1926 in England erbaut werden. Das bedeutet, daß unser Zuckerexport nach England zurückgehen wird. Italien, auch eines der wichtigsten Exportländer für unseren Zucker, hat eine Zollerhöhung vorgenommen, und zwar eine Verdoppelung des Zolles auf eingeführten Zucker. Die Schweiz plant, wie die Zeitungen unlängst meldeten, die Einhebung eines Zolles von 12 Frank per Meterzentner Kristallzucker. Wir sehen also, daß unser Zuckerexport bedroht ist. Das bedeutet eine Gefahr für unsere Zuckerindustrie. Wir können diese Gefahr wettmachen, indem wir den inländischen Zuckerkonsum heben. Auch das ist der Sinn unseres Antrages. Die Verbilligung des Zuckers ist daher im Interesse der Zuckerindustrie und unserer gesamten Wirtschaft gelegen. Die Regierung aber verfolgt gar nicht die Politik, die Zuckerindustrie und unser Wirtschaftsleben zu fördern, sondern sie verfolgt die Politik des Profites der Zuckerbarone. Heute sind sie keine Barone mehr. Den Barontitel haben Sie mit dem Fall des alten Österreich ablegen müssen, aber sie verdienen dafür heute in der Èechoslovakei viel mehr als im alten Österreich, und dafür sind sie sehr gern bereit, der Republik den Titel des Barons und Grafen nachzusehen. Und die Zuckerindustriellen, wie schon Herr Kollege Dietl erwähnt hat, streichen besonders hier in der Èechoslovakei ungeheuerliche Profite ein. Die Politik der Regierung aber ist ausschließlich darauf gerichtet, diese ungeheuren Profite der Zuckerindustrie sicherzustellen.

In der heutigen Sitzung des Budgetausschusses hat der Herr Referent Abg. Rýpar eine sehr interessante Äußerung getan. Dieser Herr Sachverständige für Fragen der Zuckerindustrie, der zu diesem Sachverständigen heute ernannt worden ist, hat reagiert auf den Resolutionsantrag des Herrn Abg. Windirsch, wonach die Regierung aufgefordert wird, dafür zu sorgen, daß in der nächsten Kampagne eine Herabsetzung des Zuckerpreises erfolge. Das ist gewiß eine sehr unschuldige Resolution, es ist ein Wunsch, der da ausgedrückt wird und die Regierung könnte diesem Wunsche ganz gut entsprechen. Aber die Regierungsparteien einschließlich der èechischen Sozialisten und Sozialdemokraten natürlich, haben diesen Resolutionsantrag heute in der Budgetausschußsitzung selbstverständlich auch abgelehnt, sie wollen nicht nur - von einer Aufhebung gar nicht zu reden - keine Ermäßigung der Zuckersteuer, sondern auch keine Herabsetzung des Zuckerpreises, selbst wenn diese Herabsetzung auf Kosten der Zuckerfabrikantenginge, denn ihre Regierung hat die Herabsetzung des Zuckerpreises auf Kosten des Profits der Zuckerindustrie in der Hand. Davon wollen die èechischen Sozialdemokraten und Sozialisten nichts wissen, ihnen ist das Profitinteresse der Zuckerindustriellen wichtiger, als das Interesse der Arbeiterklasse. Der Herr Referent hat nun im Namen der Regierungskoalition, ohne daß die èechischen Sozialdemokraten und Sozialisten auch nur einen Muckser dabei getan hätten, erklärt: "Die Herabsetzung des Zuckerpreises würde dem Programm der Regierung widersprechen." Das heißt also: Die Teuerung ist das Programm dieser Regierung. Diesen Satz halten wir fest, dieser Satz ist wichtiger als das ganze Geschwätz des Herrn Švehla und seiner Regierungslakaien. (Potlesk na levici.)

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