Ètvrtek 25. února 1926

Und nun ganz kurz einige Worte über das Recht unserer Klagen als Deutsche. Es wird oftmals behauptet, daß wir zu unserer Kritik nicht immer die Legitimation haben; nun will ich Ihnen sagen, daß wir im Falle unserer heutigen Kritik eine Legitimation haben, die durch Leistungen gegeben ist, die unser Volk, die unsere Wirtschaftsträger vollführt haben, sie ganze Jahre hindurch und noch weiter vollführen, die von Ihnen nicht beanständet werden können. Ich habe schon bemerkt, daß die Verantwortung von Ihnen allein wunschgemäß getragen wird. Wir haben ein Recht zu unseren Klagen als Staatsbürger im Allgemeinen, als Staatsbürger, welche dem Staate seine Einnahmen zu einem großen Verhältnissatze liefern, im besonderen. Die letztere Seite unseres Rechtes wird hervorragend illustriert durch die jüngst erfolgten Veröffentlichungen des Institutes für Statistik der Minderheitsvölker an der Universität in Wien "Die Belastung der Deutschen und Èechen Böhmens durch die Personaleinkommensteuer". Die bedeutsame Studie des Ladislaus Weiler verarbeitet nur die Statistik der Kriegsjahre. Sie gilt aber insoferne auch noch für die heutigen Verhältnisse, als das Hauptmoment, das sie erarbeitet, die größere Beitragsleistung der Deutschen als der Èechen zu den direkten Steuern heute noch nicht anders geworden ist. Der Steuerfiskus hat sich also in der Auswirkung auf die Deutschen nicht entösterreichert. Aus den Statistiken des Ladislaus Weiler kann vieles ersehen werden. Während die deutschen Städte kaum ein Vierzehntel der Bevölkerung des Staates ausmachen, zahlen sie beinahe ein Viertel der gesamten Steuern, die èechischen Landbewohner hingegen, welche die steuerkräftigste Kategorie der Èechen sind, müßten ihrer Kopfzahl nach ein Viertel der Gesamtsteuer tragen, zahlen aber in Wirklichkeit nur etwas über ein Zehntel. Schon diese Zahlen geben Anlaß zu der Annahme, daß die Deutschen Böhmens einen unverhältnismäßig hohen Anteil der Steuerlast zu tragen haben. Nicht weniger deutlich ergibt sich das aus den verschiedenen Beziehungszahlen der Statistik. Wir sehen aus den Statistiken Ladislaus Weilers weiter, daß die Städte mit rein deutscher Bevölkerung den größten Prozentsatz an Steuerzahlern aufzuweisen haben, nämlich 9.79%; die rein èechischen Städte bleiben um mehr als ein Prozent zurück. Auch was die Steuerzahlung auf den Kopf der Bevölkerung anlangt, marschieren die Deutschen an erster Stelle. Auf einen deutschen Städter entfällt im Durchschnitt mehr als das Doppelte wie auf einen èechischen, und zwar 13.20 zu 6.36. Es soll heute nicht untersucht werden, ob in der höheren Belastung des deutschen Steuerzahlers etwa ein Korrektiv für seine sonstigen Zurücksetzungen gelegen ist. Das wollen wir einmal tun. Es soll mit dem Hinweise auf die Weilerschen Statistiken nur einwandfrei und überzeugend unser größeres Recht, als Deutsche zur Finanzpolitik zu sprechen, bewiesen worden sein.

Wir glauben nicht, daß unsere Klagen, Warnungen und Forderungen diesmal unbemerkt bleiben. Nachgerade wird auch den Herren von der Regierung klar, daß man nicht ohne schädliche Wirkung für alle, entgegen den natürlichen Bedürfnissen und den einzigen Möglichkeiten, handelt. Je eher man aus dieser inneren Einsicht heraus zu einsichtiger Behandlung des Menschen als Staatsbürger auch in seiner Eigenschaft als öffentlicher Steuerzahler schreitet, desto besser. In meritorischer Beziehung habe zu sagen, daß wir das Gesetz ablehnen werden. (Potlesk na levici.)

4. Øeè posl. Kreibicha (viz str. 485 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Die Vorlage, über welche wir hier zu entscheiden haben, umfaßt nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Bestimmungen über die direkten Steuern, aber auch im Rahmen dieser Vorlage ergibt sich die Möglichkeit, eine Milderung der Steuerlasten für die arbeitende Bevölkerung zu erreichen. In Anbetracht der Tatsache, daß der gesamte Komplex der Steuerfragen heute von größter Aktualität ist und durch die arbeitenden Massen der Proletarier, Kleinbauern und Kleingewerbetreibenden eine tiefgreifende Bewegung gegen die ungeheuerlichen Steuerlasten geht, welche die Schultern der arbeitenden Bevölkerung bedrücken, halten wir es für unsere Pflicht, bei dieser Gelegenheit die Steuerfrage aufzurollen.

Es ist in der letzten Zeit vieles über die Steuerfrage gesprochen und geschrieben worden. Es mußte von autoritativer Seite der bürgerlichen Gesellschaft zugegeben werden, daß die Steuerbelastung heute verhältnismäßig viel höher ist, als vor dem Weltkriege. Auf mehr als das zehnfache ist die Steuerlast, die auf einen Kopf der Bevölkerung entfällt, in die Höhe geschnellt, während das durchschnittliche Einkommen nach dem Zugeständnis des Finanzministers nur um das siebenfache gestiegen ist. Der Herr Finanzminister hat aber auch bei seiner Betrachtung in der Sitzung des sozialpolitischen Ausschusses einen sehr wichtigen Umstand anzuführen unterlassen. Die Lebensverhältnisse der besitzenden Klassen haben sich nicht verschlechtert, die Reichen sind, wie selbst von bürgerlichen Volkswirtschaftlern zugestanden werden mußte, reicher geworden, während die Armen ärmer geworden sind. Zugleich aber ist in der Aufteilung der Steuerlasten auf die Reichen und Armen eine Verschiebung zugunsten der Reichen eingetreten, durch welche das Elend der arbeitenden Klassen verschlimmert wurde.

Eine eindringliche Belehrung über diese Verschiebung erteilt uns das Budget für das Jahr 1926. Es präliminiert die Einnahmen mit rund 10 Milliarden Kè, von denen 9323 Millionen auf Steuern, Abgaben, Gebühren, Erträge der Staatsunternehmungen, usw. entfallen. Wenn wir die in diesen Einnahmen enthaltenen direkten Steuern samt den Verzugszinsen, Strafen, Exekutionsgebühren zusammenrechnen, so gelangen wir zu einer Summe von 2085 Millionen Kè. Wenn wir aber die Umsatzsteuern, die Zölle, Konsumsteuern, die Erträgnisse der Monopole und Staatsunternehmungen sowie der Gebühren, Stempeltaxen und Verkehrssteuern, die insgesamt unmittelbar den Konsum belasten, zusammenrechnen, so kommen wir zu der gewaltigen Summe von 1237 Millionen. Wir haben also bei den staatlichen Steuereinnahmen zwischen den indirekten und den direkten Steuern ein Verhältnis von 77.6 zu 22.4 %. Dieses Verhältnis erschöpft aber die ungerechte Verteilung der Steuerlasten zugunsten der besitzenden Klassen noch nicht. Unter den direkten Steuern befinden sich z. B. die Wohnsteuern mit 841/2 Millionen, die doch in Wirklichkeit eine indirekte Steuer sind, weil sie unmittelbar den Wohnungskonsum belasten. In den 141 Millionen, welche die Grundsteuer und in den 251 Millionen, welche die allgemeine Erwerbsteuer abwirft, stecken die vielen Millionen jener Steuern, welche die Kleinbauern und Kleingewerbetreibenden, die man nicht zu den besitzenden Klassen zählen kann, aufbringen müssen. Und dieselben Steuern sind dann auch in den 115 Millionen, welche die Kriegssteuer abwirft, enthalten. Viel wichtiger aber ist unter den Ziffern der indirekten Steuern die ungeheuere Summe des Ertrages der Einkommensteuer, die mit ihren 997 Millionen nicht weniger als 47.8 % des gesamten Ertrages der indirekten Steuern ausmacht. Und gerade diese Einkommensteuer ist heute mehr denn je, vor allem mehr als vor dem politischen Umsturz des Jahres 1918, die Steuer der arbeitenden Klassen geworden.

Die Tatsache, daß bei durchschnittlich fast zehnmal so hohen Preisen das steuerfreie Existenzminimum nur von 1600 auf 6000 Kronen erhöht wurde, hat zur Folge, daß die arbeitenden Klassen heute in viel höherem Maße als in der Zeit des alten Regimes zu den direkten Steuerlasten unmittelbar beitragen müssen. So sehen wir, daß die Demokratie gerade in der Aufteilung der Steuerlasten auf die wirtschaftlich Schwachen und die wirtschaftlich Starken vom Standpunkt der sozialen Gerechtigkeit, die als eine ihrer Eigenschaften gepriesen wurde, vollständig versagt hat. Diese famose Demokratie zeigt sich gerade in diesem Punkte sozial viel ungerechter, als das alte Regime, sie zeigt sich als eine verläßlichere Handlangerin der besitzenden Klassen, als das frühere Regime. Diese Tatsache ist eine der furchtbarsten Anklagen gegen die Machthaber dieser Demokratie. Darüber helfen auch die Nachweise über die Unumgänglichkeit höherer Steuerlasten nach dem großen wirtschaftlichen Aderlaß des Weltkrieges nicht hinweg. Tatsache ist, daß die Demokratie den größeren Teil der Lasten für Wiedergutmachung der wirtschaftlichen Schäden des Weltkrieges auf die Schultern derer gelegt hat, denen der Weltkrieg die größten wirtschaftlichen, körperlichen und seelischen Leiden gebracht hat, und daß diese Demokratie jene am meisten schont, welche unter ihm am wenigsten gelitten, dafür aber von ihm am meisten profitiert haben.

Der uns vorliegende Gesetzantrag der Regierung gibt uns eine Möglichkeit, die direkten Steuerlasten der arbeitenden Klassen, welche doch nur den viel geringeren Teil der Steuerlasten der arbeitenden Bevölkerung überhaupt bilden, aber gerade jetzt am empfindlichsten verspürt werden, bedeutend heraufzusetzen. Darum beantragen wir im Rahmen der Regierungsvorlage die Erhöhung des steuerfreien Existenzminimums von 6000 Kronen auf 12.000 Kronen für Ledige und 18.000 für Verheiratete. Außerdem beantragen wir die Erhöhung der Einkommengrenze, bis zu welcher verschiedene Abzüge und Erleichterungen möglich sind, sowie die Erhöhung der Einkommengrenze, von welcher an die Steuerzahler mit verschiedenen Zuschlägen belastet werden. Ferner verlangen wir die Befreiung der Einkommen bis zu 32.000 Kronen jährlich von der Kriegssteuer, die von jetzt an nach der Regierungsvorlage den Namen außerordentliche Staatszuschläge" tragen soll. Soweit dies im Rahmen dieser Regierungsvorlage möglich ist, verlangen wir auch in unseren Anträgen die gleichen Erleichterungen für die Kleingewerbetreibenden und Kleinbauern. Für besonders wichtig halten wir unseren Antrag auf vollständige Streichung der Personalsteuern samt den Kriegssteuern und den Verzugszinsen für die früheren Jahre bis einschließlich 1923 für alle jene, welche in jenen Jahren kein höheres Einkommen als 30.000 Kronen versteuerten und im Jahre 1925 nicht mehr als 24.000 Kronen Einkommen erreichen. Die Annahme dieses Antrages soll die ungeheuerliche soziale Ungerechtigkeit der Einhebung von Steuern in heutigen Kronen für jene Jahre der Inflation beseitigen.

Unsere Anträge sind äußerst bescheiden im Verhältnis zu dem geradezu ungeheuerlichen Steuerraub, den der kapitalistische Klassenstaat an den arbeitenden Klassen begeht. Ihre Annahme könnte nur einen kleinen Teil des himmelschreienden Steuerunrechts, das die besitzenden Klassen mit Hilfe der Demokratie an den arbeitenden Klassen begehen, beseitigen. Wir haben aber unsere Anträge deshalb so bescheiden formuliert, um den anderen sozialistischen Klubs die Möglichkeit zu geben, für sie zu stimmen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben zu zeigen, ob sie ernstlich gewillt sind, wie sie immer behaupten, auf dem Boden des Parlamentes etwas Positives für die arbeitenden Klassen zu erreichen. Um Ihnen dies zu ermöglichen, haben wir auch zwei Anträge eingebracht, durch welche eine Deckung des durch die Annahme unserer Anträge entstehenden Abganges in den Steuereinnahmen erzielt werden soll. In erster Linie durch die Verdoppelung der außerordentlichen staatlichen Zuschläge bei den Einnahmen über 100.000 Kronen jährlich und durch die Aufforderung an die Regierung einen Gesetzesantrag auf Erhöhung der Einkommensteuer und der Grundsteuer für die höheren Einkommen und die größeren Besitze auszuarbeiten.

Es ist damit zu rechnen, daß man unsere Anträge unter Hinweis auf die bevorstehende große Steuervorlage der Regierung, auf das bevorstehende Werk der Reform der direkten Steuern zurückweisen wird. Es ist uns selbstverständlich ebenfalls bekannt, daß die Verhandlung dieser Regierungsvorlage, die übrigens noch lange nicht eingebracht ist, Gelegenheit geben wird, alle Forderungen in Bezug auf die direkten Steuern zur Geltung zu bringen. Es ist uns auch noch unbekannt. daß der gegenwärtige, fast hätte ich gesagt, augenblickliche Finanzminister mit Bestimmtheit erklärt hat, daß er diese Vorlage noch im Laufe des heurigen Jahres einbringen wird. Aber ich erlaube mir, auf alle diese Erklärungen und Zusicherungen von Regierungsseite nicht viel zu geben. An dem Beispiele des vielgerühmten Wechsels, den der Ministerpräsident zum Zwecke des Stimmenfanges unter den Staatsangestellten kurz vor den letzten Wahlen ausstellte und dessen Einlösung heute aber schon sehr zweifelhaft ist, sehen wir deutlich genug, daß auch die feierlichsten Versicherungen solcher Regierungen und solcher Minister nicht besonders ernst zu nehmen sind. Ich verhehle aber nicht, daß ich den Versicherungen des jetzigen Finanzministers mehr Glauben schenke, vor allem deshalb, weil die Vorlage, die er uns versprochen hat, ja eine Tat im Interesse der besitzenden Klassen werden soll. Und wenn es gilt, den besitzenden Klassen das gegebene Wort einzulösen, da kann man sich auf die kapitalistischen Regierungen und ihre Minister schon viel eher verlassen. Aber die Verhältnisse in der Regierungskoalition und auch die Position des gegenwärtigen Herrn Finanzministers erscheinen doch zu wenig konsolidiert, um auf seine Zusagen bauen zu können. Fällt der Minister, so fallen auch seine Zusagen, und wer kann wissen, wie lange der gegenwärtige Finanzminister noch die Feindschaft des Živnokonzerns und seiner politischen Vertretung, der nationaldemokratischen Partei, aushalten und wieviele Börsenmanöver von dieser Seite er noch in voller Gesundheit überleben wird? Angesichts dieser Sachlage h alten wir es gerade vom Standpunkt der vielgerühmten positiven parlamentarischen Arbeit für geboten, unsere Anträge auf Erleichterung wenigstens der direkten Steuerlasten für die arbeitenden Klassen bei der ersten geeigneten Gelegenheit einzubringen, die sich uns bietet. Und wer es mit dem Willen nach Erleichterung dieser Steuerlasten ehrlich meint, der muß mit uns diese Gelegenheit beim Schopfe fassen und darf sich nicht hinter den fadenscheinigen papierenen Vorhang von Regierungsversprechungen verstecken.

Die Steuerfrage ist heute für die arbeitenden Klassen höchst aktuell und höchst ernst. Gerade die letzte Rede des Finanzministers im sozialpolitisch en Ausschuß signalisiert höchste Gefahr. Dr. Engliš ragt als Finanzfachmann und vor allem als Finanzminister durch zwei Eigenschaften hervor. Er ist der unbedingte Vertreter der Interessen der besitzenden Klassen, er schützt dieselben mit aller Energie vor einer höheren Steuerbelastung und mit ebensolcher Energie setzt er sich für die Erhöhung der Steuerlasten der arbeitenden Klassen ein. Seine Steuervorschläge zur Deckung des Mehraufwandes für die Regelung der Gehälter der Staatsangestellten und zur Deckung des durch den Budgetschwindel seines Vorgängers entstandenen Defizits zeigen deutlich, wohin die Reise gehen soll. Angesichts dieser Haltung des Finanzministers und angesichts seiner jetzigen Pläne kann es für die Vertreter der arbeitenden Klassen ihm gegenüber keinen anderen Standpunkt geben, als den des äußersten, schärfsten Kampfes. Wir wissen und wir sagen es den arbeitenden Massen mit aller Deutlichkeit, daß dieser Kampf nicht leicht sein wird, denn hinter Dr. Engliš steht das verzweifelte Ringen der ganzen kapitalistischen Welt, vor allem der besitzenden Klassen in diesem Staate um die Konsolidierung ihres Systems, um die Rettung des kapitalistisch en Systems vor dem Zusammenbruch. Die besitzenden Klassen sind sich dessen bewußt, daß es in diesem Kampfe um Leben und Tod geht, daß ihr Untergang unabwendbar ist, wenn es ihnen nicht gelingt, die arbeitenden Klassen bis zum äußersten Rande der Verelendung für die Zwecke der Konsolidierung des kapitalistischen Systems auszubeuten. Dieses Bewußtsein löst bei den besitzenden Klassen und bei allen, welche sich an das kapitalistische System klammern und von einer sozialen Umwälzung nichts wissen wollen, gewaltige Energien aus. Mit diesem Gegner werden die arbeitenden Klassen nur dann fertig werden, wenn sie sich ebenfalls zum klaren Bewußtsein dessen, was auf dem Spiele steht, durchringen und zum Kampfe bis zum Äußersten entschlossen sind. Die Kraft zum Siege wird den arbeitenden Klassen erst die Erkenntnis verleihen, daß es in diesem Kampfe um mehr geht, als um Steuer- und Lohnfragen.

Aber der jetzige Herr Finanzminister besitzt auch eine andere u. zw. seltene Eigenschaft. Er geht gerade offen und brutal auf sein Ziel los. In diesem Punkte ist er mehr Doktrinär und Phanatiker als Politiker. Er hat den ganzen politischen und Wahlschwindel der Koalitionsparteien von dem aktiven Budget und den bereits konsolidierten Finanzen unbarmherzig zerrissen. Er zeigt mit aller Offenheit, welch weiten und beschwerlichen Weg die Demokratie noch zu gehen hat, wenn sie ihre Aufgabe, die Konsolidation der bürgerlichen, der kapitalistischen Ordnung erfüllen will. Das betretene Schweigen der Koalitionspresse mit Ausnahme der offenen Feinde des Finanzministers zeigt deutlich, mit welcher Beklommenheit die rücksichtslose Offenheit des Finanzministers die Koalitionspolitiker erfüllt. Sie wissen ganz gut, daß Dr. Engliš die Wahrheit gesprochen hat, und die Wahrheit spricht. Sie wissen ganz gut, daß die Lage dieser wirtschaftlichen Ordnung kritisch ist und daß es noch vieler Opfer bedarf, um, wenn überhaupt, über die chronische Krise der kapitalistischen Wirtschaftsordnung hinwegzukommen. Sie wissen ferner auch, daß diese Opfer ausschließlich die arbeitenden Klassen werden tragen müssen. Aber sie wollen nicht, daß das den arbeitenden Klassen mit so brutaler Deutlichkeit gesagt werde. Es gehört zum eisernen Bestande ihrer Politik, den arbeitenden Klassen die Wahrheit zu verschleiern und sie von einer Illusion zur anderen zu führen und so gewissermaßen das Opfer im Zustande der Hypnose zu scheren. Herr Dr. Engliš und seine Freunde sind in ihrem Fache Fanatiker der Wahrheit, soweit sie sich ihnen vom kapitalistischen Standpunkt offenbart. Aber sie vergessen, daß der Kapitalismus seine eigene Wahrheit, die Wahrheit über sich selbst, nicht verträgt und daß seine politischen Verteidiger mit Illusionen arbeiten müssen. Wenn Herr Dr. Engliš nicht bald auch dieses Stück Wahrheit erkennt und ihm alle andere Wahrheit unterordnet, so wird er wohl am längsten Finanzminister gewesen sein.

Wenn der Herr Finanzminister feststellte, daß die Welt nach dem Weltkriege ärmer geworden ist, so spricht er, wenigstens so weit Europa in Betracht kommt, auch eine allgemeine Wahrheit aus. Und nicht minder wahr ist es, daß wir diese Armut nicht überwinden, daß wir nicht wieder reich werden können, wenn wir nicht sparen und uns einschränken. Aber die Frage ist nur die, für wen wir uns einschränken, für wen wir sparen sollen und wem der wiedergewonnene Reichtum zugute kommen soll. Die Kapitalsakkumulation in der kapitalistischen Gesellschaft vollzieht sich auf Kosten der arbeitenden Klassen, ihre Quelle ist der Profit, die Ausbeutung. Das Ergebnis der Akkumulation, eben das neue, akkumulierte Kapital kommt aber ausschließlich den Kapitalisten zugute. vermehrt ihren Reichtum und damit auch ihre ökonomische Macht gegenüber den arbeitenden Klassen. Und deshalb richten wir unseren Kampf gegen die wirtschaftliche Konsolidierung und die Kapitalsakkumulation innerhalb dieser Wirtschaftsordnung. Auch wir wollen, daß die Gesellschaft ihre Armut. die ihr der Kapitalismus und ein Weltkrieg gebracht haben, überwinde; auch wir wollen. daß die Gesellschaft ihren Reichtum vermehre und damit die Grundlage für die Hebung ihrer materiellen und geistigen Kultur gewinne; auch wir sind der Ansicht, daß. die Gesellschaft zur Erreichung dieses Zieles auch Opfer bringen muß, das man in der Gegenwart entbehren muß, um die wirtschaftliche Zukunft und damit die Zukunft überhaupt sicherzustellen. Aber wir wollen, daß diese Opfer von allen gebracht werden, nicht von der großen Masse im Interesse einer geringen Minderheit, und daß das Ergebnis ihrer Ökonomie der Gesamtheit zugute komme und nicht der kleinen Minderheit der besitzenden Klassen. Wir wollen, mit einem Wort gesagt, den wirtschaftlichen Aufbau auf sozialistischer Grundlage nach sozialistischen Methoden. Der kapitalistische Aufbau und die Konsolidierung der kapitalistischen Wirtschaft jedoch befestigen, verankern die Macht des Kapitalismus aufs neue und verrammeln den arbeitenden Klassen den Weg zum Sozialismus. Deshalb sagen wir dem kapitalistischen Aufbau und der kapitalistischen Konsolidierung den schärfsten Kampf an. Und unser Kampf gegen den Steuerraub an den arbeitenden Klassen, gegen die ungeheuerlichen Steuerpläne der kapitalistischen Regierung ist nur ein Teil unseres Kampfes gegen das kapitalistische System überhaupt. (Potlesk na levici.)

5. Øeè posl. Roschera (viz str. 494 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Die Beratung der gegenwärtig in Verhandlung stehenden Gesetzvorlage gibt uns Anlaß, eine ganze Reihe Wünsche, Beschwerden und Forderungen der Arbeiterschaft, der Kleinlandwirte und der Kleinbauern vorzubringen. Wir bringen diese Beschwerden nicht nur vor und wünschen nicht nur, daß sie protokolliert werden, sondern wir verlangen, daß sie Berücksichtigung finden. Wir verlangen, daß die Staatsverwaltung auf diese für das Leben der Arbeiterschaft so wichtigen Fragen Rücksicht nimmt.

Es hat gestern der Herr Finanzminister im sozialpolitischen Ausschuß darauf verwiesen, daß die Löhne ungefähr 70% der Vorkriegslöhne betragen. Wir können dem Herrn Finanzminister Fälle und Berufsgruppen nennen, wo die Löhne nicht 70% der Vorkriegslöhne erreichen, sondern nur 60 und weniger als 60% betragen. Es ist selbstverständlich, daß die Lebenshaltung der Arbeiterschaft schon vor dem Kriege ohnehin schlecht war, wo Not und Elend in den Familien der Arbeiter an der Tagesordnung waren. Diese Not und dieses Elend haben dadurch, daß die Löhne heute viel tiefer sind und ihr Kaufwert viel geringer ist, eine Verschlimmerung erfahren. Es ist selbstverständlich, daß es unter diesen wirklich schweren Existenzverhältnissen ausgeschlossen ist, daß das, was die Steuerverwaltungen und das Finanzministerium gegenwärtig planen, für die arbeitende Bevölkerung in diesem Staate erträglich ist. Wir haben im alten Österreich vor dem Kriege und auch während des Krieges ein Existenzminimum von 1600 Kronen jährlich gehabt. Ein Arbeiter, der 1600 Kronen oder darunter verdient hat, war von der Einkommensteuer befreit. Wir haben in der Èechoslovakei gegenwärtig ein steuerfreies Existenzminimum von 6000 Kronen, was perzentuell nach der Entwertung in keinem Verhältnis zu dem Existenzminimum steht, das im alten Österreich gegolten hat. Wir müßten zumindesten heute ein Existenzminimum von etwas mehr als 14.000 Kronen haben, um die Angleichung an die damaligen Verhältnisse zu erreichen. Die Steuern, die jetzt vorgeschrieben werden und mitunter drei, vier, ja sechs Jahre zurückgehen, werden für eine Zeit vorgeschrieben, als die Arbeiterschaft bedeutend höhere Löhne hatte. Seit dieser Zeit sind die Löhne um 30, 35, 40 ja 50 % abgebaut worden. Es ist ganz unmöglich, daß die Arbeiterschaft heute unter diesen Verhältnissen imstande ist, diese Steuerverpflichtung zu ertragen. Die Steuerämter haben die ganze Zeit hindurch die Stösse von Einbekenntnissen liegen gehabt. die Steuer konnte nicht bemessen werden, ich weiß nicht, aus welchen Gründen das nich t möglich war, und heute, nach so und so viel Jahren schreibt, man der Arbeiterschaft die Steuer vor, oder verlangt von ihr, daß sie zumindesten für ein Jahr die Steuer jetzt zahlt. So rigoros ist die Finanzverwaltung in diesem Staate noch niemals vorgegangen, wenn es sich um die Kapitalisten des Staates gehandelt hat. Wir verlangen, da es sich hier um den wichtigsten Teil der Staatsbürger, um die Arbeiterschaft handelt, daß die Arbeiterschaft so berücksichtigt wird, daß ihr die Existenzgrundlage nicht entzogen wird. (So ist es!)

Auch jetzt wieder, wo man die Gehaltsfrage der Staatsbeamten lösen will, hat man keinen anderen Einfall gehabt, als wieder mit indirekten Steuern zu kommen. Es sollen die Personentarife auf den Bahnen erhöht werden, es soll die Zuckersteuer kommen, wiederum indirekte Steuern, wo an und für sich die arbeitende Bevölkerung dieses Staates schon heute zu mehr als drei Vierteln mit indirekten Steuern belastet ist. Dagegen müssen wir natürlich den schärfsten Einspruch erheben. Wir wissen schon, daß der Herr Finanzminister in der Steuerfrage Ordnung haben möchte und einmal mit den alten Rückstanden aufräumen will. Wir wissen, daß heute draußen Zustände bestehen, die für die Steuerämter unerträglich sind, die aber auch für jene unerträglich sind, von denen man die Steuern einhebt. (Výkøiky posl. Grünznera.) Die Finanzverwaltung hat in der letzten Zeit versucht, den Steuerverwaltungen einen Vorschlag zu unterbreiten, daß in Wege der Vereinbarung für das Jahr 1926 die Arbeiter einen Steuerabzug über sich ergehen lassen sollen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß eine solche Vereinbarung ungesetzlich ist. Wir stehen weiter auf dem Standpunkt, daß sie auch im gegenwärtigen Zeitpunkt unerträglich ist. Sie dürfen nicht vergessen, daß wir uns gegenwärtig wieder in einer schweren Wirtschaftskrise befinden, daß die Betriebe ihre Tore schließen sollen, daß die Arbeiter entlassen werden, daß wir auf der ganzen Linie heute schon in vielen Industriezweigen Kurzarbeit haben und, da kommt die Steuerverwaltung und sagt: Abzug über Abzug soll der Arbeiter leisten, wo er doch 70, 60 ja 50% von dem Lohn hat, den er in der Vorkriegszeit hatte und da soll er noch die Steuer zahlen. (Souhlas na levici.) Die Art, wie einzellne Steuerverwaltungen das machen, grenzt mitunter an Erpressung, und gegen diese Art wenden wir uns. So kann die Frage nicht gelöst werden, wie sie da gelöst werden soll. Wenn der Herr Finanzminister in der Steuerverwaltung Ordnung haben will, dann ist es nicht so zu machen, daß man die Arbeiter in dieser Wirtschaftskrise bedrückt und ihnen das Letzte nimmt, was sie zum Leben brauchen. Denn es ist nur so möglich, daß man die Steuer, die die Arbeiter schuldig sind, abschreibt, und außerdem muß noch das Steuerexistenzminimum bedeutend erhöht werden. Wir schlagen deshalb die Abschreibung der gegenwärtigen Steuerrückstände vor, wir schlagen weiter vor, daß die Regierung bald möglichst Veranlassung nimmt, das Existenzminimum mindestens auf 14.000 Kronen zu erhöhen, daß der Abzug der Steuern bei den Arbeitern in der gegenwärtigen Zeit der Wirtchaftskrise sofort eingestellt wird und daß man den Arbeiterfamilien bei diesem Existenzkampf entsprechende Ermäßigungen gewährt.

Das sind unsere Wünsche und Forderungen und Beschwerden, die wir hier kurz vorbringen möchten und wir erwarten, daß das Finanzministerium in Anbetracht der furchtbaren Notlage und der schweren Wirtschaftskrise, in der die Arbeiterschaft gegenwärtig lebt, Veranlassung nimmt, alle Schwierigkeiten zu beseitigen, um die Steuer an abzuschreiben und dafür sorgt, daß in allernächster Zeit das Existenzminimum bis auf 14.000 Kronen erhöht wird. (Potlesk na levici.)

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