Pondìlí 22. listopadu 1926

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 50. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze v pondìlí dne 22. listopadu 1926.

Øeè posl. Hackenberga (viz str. 434 tìsnopisecké zprávy):

Meine Herren! Eine der wichtigsten Aufgaben der gesetzgebenden Körperschaft ist die Überprüfung und Beratung des Voranschlages. Wir sehen aber hier bei der Beratung des Voranschlages, daß kein allzugroßes Interesse hiefür vorhanden ist. Es ist das nicht erst heute der Fall, sondern schon als der Berichterstatter Dr Hnídek zum Voranschlag das Wort ergriff, konnten wir sehen, daß die Mehrheit der Mitglieder des Abgeordnetenhauses für den Bericht des Generalberichterstatters nicht das geringste Interesse an den Tag legte. Wenn dem so ist, müssen wir natürlich den Ursachen nachforschen und können dabei feststellen, daß es begreiflich ist, daß das Interesse an der Beratung des Voranschlages immer geringer wird. Die Art der Beratung und der Verabschiedung des Voranschlages bringt es natürlich mit sich, daß nicht nur die Mehrheitsparteien, sondern auch die Oppositionsparteien immer weniger Interesse für die Beratung des Voranschlages zeigen. Die Interesselosigkeit wird begreiflich, wenn man sieht, daß alle Bemühungen, eine Änderung und Verbesserung des Voranschlages herbeizuführen, vergeblich bleiben, daß alle Kritik des Voranschlages nichts nützt, daß alle Anregungen, welche gemacht werden, unberücksichtigt bleiben. Wir haben schon im Ausschuß bei Beratung des Voranschlages von jedem Herrn Berichterstatter vernehmen können, daß er die unveränderte Annahme des in Beratung stehenden Kapitels verlangt. Wenn dann der Herr Berichterstatter sich wohl mit der einen oder anderen Anregung der Oppositionsparteien beschäftigte, so hat er doch wieder erklärt, es sei notwendig, dieses Kapitel unverändert anzunehmen. Es wird uns vom Herrn Generalberichterstatter im schriftlichen Bericht mitgeteilt, daß der Budgetausschuß nicht weniger als 24 Sitzungen abgehalten hat und auf die Minute genau wird errechnet, wie lange diese Sitzungen dauerten, daß man insgesamt 126 Stunden und 22 Minuten im Ausschuß sich mit dem Voranschlag beschäftigt hat, und dann wird zum Schluß festgestellt, daß von all den Anträgen, welche während der Beratung des Voranschlages im Budgetausschuß gestellt worden sind, nicht ein einziger angenommen worden ist. Die Ziffern sind so, wie sie von der Regierung ausgearbeitet und von den Berichterstattern vertreten wurden, im Budgetausschuß angenommen worden. Es ist nicht einmal eine Umstellung der Ziffern vorgenommen worden, obwohl wir während der Beratung des Voranschlages wiederholt Gelegenheit hatten, zu beweisen, daß der Voranschlag nicht den Intentionen des Finanzministeriums entspricht, indem die Investitionen nicht so, wie es von Seiten des Finanzministers und des Generalberichterstatters angekündigt wurde, gesondert behandelt werden und zwar im Ministerium für öffentliche Arbeiten, sondern, daß Investitionen auch unter den anderen Kapiteln noch vorkommen. Die einzige Änderung, welche am Voranschlag vorgenommen wurde, erfolgte beim Finanzgesetz, indem der zweite Absatz des Art. XVII. des Finanzgesetzes gestrichen worden ist, was aber keine bedeutende Änderung herbeiführte. Wir wollen anerkennen, daß es eine kleine Verbesserung ist, aber es ist ja selbstverständlich, daß über die Verwendung des anzusammelnden Fonds, der aus den Überschüssen angesammelt werden soll, wenn es auch nicht ausdrücklich im Finanzgesetz steht, doch von Seite des Finanzministeriums verfügt werden wird.

Im Bericht des Herrn Generalberichterstatters wird festgestellt, daß 27 Resolutionen angenommen worden sind. Das ist das ganze, was der Budgetausschuß beschlossen hat. Es wurde der oder jener Partei durch die Annahme der Resolutionen eine Gefälligkeit erwiesen, oder gar nur Anschein erweckt, als ob man eine Gefälligkeit erweisen wollte. Wie es aber mit der Beachtung der Resolutionen aussieht, haben wir während der Debatte im Budgetausschuß auch von den Herren der Mehrheitsparteien vernehmen können, die Klage darüber führten, daß Resolutionen, welche beschlossen wurden, von der Regierung nicht beachtet worden sind. Wir haben während der Budgetdebatte feststellen können, daß auch solche Resolutionen von der Regierung nicht beachtet worden sind, welche die einstimmige Genehmigung der gesetzgebenden Körperschaft gefunden haben. Daraus ersehen Sie schon, wie wenig Wert die Annahme solcher Resolutionen für den einzelnen Abgeordneten bezw. für die Bevölkerung hat.

Nun haben wir die Generaldebatte über den Staatsvoranschlag und Zweck derselben ist nicht nur die Stellungnahme zum Voranschlag im allgemeinen, sondern zu den Verhältnissen im Staate überhaupt und zur Regierung insbesondere. Dieser Voranschlag wurde zur gleichen Zeit eingebracht, als sich die Regierung im Hause vorgestellt hat. Wir haben bei dieser Gelegenheit nicht nur das Exposé des Herren Finanzministers zum Voranschlag vernommen, sondern es hat auch der Vorsitzende der Regierung, der Herr Ministerpräsident damals im Hause gesprochen und die neue Regierung vorgestellt. Er hat wohl kein neues Programm entwickelt, keine Programmrede gehalten, sondern sich vorwiegend auf das frühere Programm berufen. Diese Vorstellung der Regierung löste eine politische Debatte aus und wir, bezw. der Vertreter unseres Klubs Kol. Dr Czech hatte bei dieser politischen Debatte bereits Gelegenheit, sich mit diesen Verhältnissen im Staate zu beschäftigen und unsere Stellung zur neuen Regierung und zur Regierungskoalition zu kennzeichnen. Ich kann mich daher nach dieser Richtung etwas kürzer fassen, mir eine gewisse Beschränkung auferlegen und mich begnügen, mich mit der gegenwärtigen Situation zu beschäftigen.

Wir stehen in der Verhandlung des Voranschlages und die gegenwärtige Regierung befindet sich noch immer in großen Schwierigkeiten, noch immer auf der Suche nach einer Mehrheit. Während wir hier im Hause den Voranschlag behandeln, wird hinter den Kulissen weiter verhandelt, um eine der Parteien des Hauses für den Eintritt in die Regierung, bzw. für die Regierungsmehrheit zu gewinnen. Dieses Handeln oder dieses Verhandeln, welches geführt wird, ist eigentlich nichts anderes als ein schäbiger Kuhhandel. Es handelt sich bei diesen Verhandlungen nicht um die Erfüllung programmatischer Grundsätze, nicht darum, wie wir aus den Berichten über dieselben hören, daß den Versprechungen, die der Partei bei der Gründung des Staates gemacht worden sind, Rechnung getragen werde, oder daß die programmatischen Forderungen der Partei erfüllt werden, sondern es ist ein schäbiges Verhandeln über Ministersitze über eine Anzahl von Stellungen, über persönliche Vorteile, die gewährt werden sollen. Aber wir müssen anerkennen und feststellen, daß die Partei, um die es sich handelt, bei den Verhandlungen ziemlich zähe ist und soviel als möglich herauszuschinden sucht. Es haben sich eben die Slovaken ein Beispiel an den Verhältnissen des alten Österreich genommen und sie führen die Verhandlung so ähnlich, wie sie im alten Österreich von den Polen geführt worden sind. Der èechoslovakische Staat ist nicht nur ein Nachfolgestaat des alten Österreich - wir haben es immer schon festgestellt, daß er ähnlich wie das alte Österreich in seiner Zusammensetzung ist und ähnliche Schwierigkeiten durchzumachen haben wird, wie das alte Österreich, weil er kein National-, sondern ein Nationalitätenstaat ist. Bei diesen Schwierigkeiten zeigt es sich, daß auch die Methoden des alten Österreich angewendet werden, daß man, um über die Schwierigkeiten hinwegzukommen, verhandeln und Zugeständnisse machen muß, und es zeigen sich, wie ich sagte, die Slovakenziemlich hartnäckig, sie sind nicht gewillt, so ohne weiteres, auf bloße Versprechungen hin, in die Regierung einzutreten und der Regierung das zu apportieren, was sie wünscht. An dem Verhalten der Slovaken bei diesen Verhandlungen hätten jene Parteien, die bereits in die Regierungsmehrheit eingetreten sind, sich ein Beispiel nehmen sollen. Ich meine die Parteien des deutschen Bürgertums, die der Zollmehrheit angehören. Sie sind in die Regierung eingetreten, sie haben sich der Mehrheit angeschlossen, ohne daß ihnen irgend welche Zugeständnisse gemacht worden sind, und ohne daß die Voraussetzungen für einen solchen Eintritt gegeben gewesen wären. Es haben das die Führer der einzelnen Parteien ohneweiters zugegeben, daß ihnen keine Versprechungen und Zugeständnisse gemacht wurden und daß sie sich bedingungslos bereit erklärt haben, in die Mehrheit einzutreten. Und nun haben sie wohl durch diesen Eintritt in die Regierung eine Stärkung des èechischen bürgerlichen Blocks herbeigeführt, aber es ist der Regierung bisher noch nicht gelungen, die feste Mehrheit zu finden, die sie braucht.

Wie wenig die Voraussetzungen für den Eintritt in die Regierung erfüllt worden sind, haben wir bei der Behandlung des Staatsvoranschlages im Budgetausschuß sehen können. Ich will nur zwei Beispiele herausgreifen, zunächst die Behandlung, die man dein Herrn Justizminister angedeihen ließ. Der Herr Justizminister hat es gewagt, zur Zeit, als sein Kapitel zur Beratung gestellt wurde, im Budgetauschuß zu erscheinen. Es war das eine große Verlegenheit für seine Bundesgenossen, die èechischen Parteien, und so wurden alle Anstrengungen gemacht, damit der Herr Justizminister wieder aus dem Budgetausschusse verschwinde. Auf Grund der Feststellungen, daß der Herr Justizminister abkommandiert wurde, haben verschiedene der Herren festzustellen versucht, daß es nicht richtig sei, daß er abkommandiert wurde und daß er nur deshalb an der Verhandlungen nicht teilnahm, weil er an einer wichtigen Sitzung teilzunehmen hatte. Wie wenig das zutrifft, erhellt am besten daraus, daß er auch am nächsten Tage, als diese so wichtige Sitzung nicht mehr stattgefunden hat, nicht erschienen ist. Es zeigt sich also, daß das Nichterscheinen des Justizministers im Budgetausschuß bei der Verhandlung des Kapitels Justiz nur auf den Umstand zurückzuführen ist, weil man gefürchtet hat, es könnte dem Herrn Justizminister einfallen, im Budgetausschuß ein deutsches Wort zu verlieren. Das zweite Beispiel, das uns zeigt, wie wenig man den Bedürfnissen der Minderheit Rechnung trug und dem Umstande, daß Parteien der sprachlichen Minderheit in die Regierungsmehrheit eingetreten sind, war die Behandlung, die man einem Berichterstatter der neuen Regierungsparteien angedeihen ließ. Es hat der Abg. Windirsch, seinen Bericht in deutscher Sprache fortgesetzt, den er in der Staatssprache begonnen hat. Sofort wurde er vom Vorsitzenden des Budgetausschusses unterbrochen, der ihm mitteilte, daß es nach der Geschäftsordnung unzulässig sei, sich der deutschen Sprache zu bedienen. Es haben also die Herren nicht nur beim Eintritt in die Regierung sich nicht gewisse Sicherungen verschafft, sondern es sogar unterlassen, sich diese Sicherungen zu verschaffen, als sie Referate im Budgetausschuß übernahmen. Es war also kein angenehmes Geschenk für die deutschen Regierungsparteien, daß man ihnen èechischerseits solche Referate überlassen hat. Die Herren der deutschen Regierungsparteien hätten sich die Demütigung, die man ihnen angetan hat, wohl ersparen können, wenn sie sich vorher vergewissert hätten, ob man ihren Bedürfnissen und ihren Anforderungen Rechnung tragen werde. Aber wir haben nicht nur eine Demütigung, sondern auch einen erbärmlichen Rückzug der deutschen Regierungsparteiler bei der Beratung des Voranschlages im Budgetausschuß erlebt. Nicht das erstemal wurde der Versuch unternommen, als Berichterstatter sich der deutschen Sprache zu bedienen. Nach Zusammentritt des gewählten Parlamentes im Jahre 1920 haben auch wir Referate zugewiesen bekommen. Man hat es eine zeitlang geduldet, daß die Berichterstatter in deutscher Sprache referiert haben und nur das Petit des Berichtes am Schluß in der Staatssprache vorgebracht haben. Als aber das erstemal der Versuch unternommen wurde, in den verschiedenen Ausschüssen zu verhindern, daß wir uns unserer Muttersprache bedienen, haben wir es abgelehnt, weiter zu referieren und haben Referate natürlich nicht mehr übernommen. Diese Art haben die Herren der Regierungsparteien nicht gewählt, wie die geprügelten Hunde sind sie wieder hereingekommen und habenden Anforderungen von Seiten der Majorität Rechnung getragen. In einer lendenlahmen Erklärung haben sie zum Ausdruck gebracht, daß ihr Bestreben dahin gehen werde, die Geschäftsordnung, welche jetzt allerdings gehandhabt werden müsse, zu ändern. Aber Zusicherungen, daß die Änderungen der Geschäftsordnung auch wirklich vorgenommen werden, haben sie nicht erhalten und haben sich auf solche Zusicherungen auch nicht berufen können. Sie sehen also die Behandlung der deutsch-bürgerlichen Regierungsparteien durch ihre Bundesgenossen und den gewaltigen Unterschied, der besteht zwischen den Slovaken und den deutschen Regierungsparteien bei den Verhandlungen über den Eintritt in die Regierung.

Und wenn man nun frägt: "Wie ist es denn doch zur Bildung dieser Koalition gekommen und wie ist es möglich gewesen, daß Deutsche in die Regierung eingetreten sind?" so ist die Antwort darauf, daß der Kitt für diese Mehrheit einzig und allein in der Interessengemeinschaft der bürgerlichen Parteien der beiden Nationalitäten gelegen ist, welche bei den Zöllen, wo man ohne Rücksicht auf die Schädigung der breiten Massen den Forderungen der Agrarier entsprach, und bei der Kongrua, durch die wieder den Forderungen der Klerikalen und Christlich-Sozialen Rechnung getragen wurde, zum Ausdrucke kam. Nun sind diese Parteien weiter beisammengeblieben, haben die Einigung durch den Eintritt in die Regierung gefestigt. Jetzt besteht die Interessengemeinschaft darin, daß sie das Bestreben haben, die sozialen Errungenschaften der Revolutionszeit und der Nachkriegszeit zubeseitigen. Wenn wir uns das Programm der bürgerlichen Parteien und die Äußerungen einzelner ihrer Wortführer ansehen, kommen wir darauf, daß das Bindeglied dieser Parteien ihre antisozialen Bestrebungen sind. Als wir das anläßlich der Beratung des Voranschlages festgestellt haben, hat der Herr Generalberichterstatter Hnídek uns darauf geantwortet, das sei nicht richtig, die gegenwärtige Regierungsmehrheit sei keineswegs antisozial, habe keine antisoziale Tendenz und antisozialistisch sei nicht gleich mit antisozial, es sei nicht das Bestreben der Regierungsmehrheit, antisozial zu wirken, es sei nur eine antisozialistische Mehrheit, die sich zusammengefunden habe. Von anderer Seite lesen wir es anders. Voreinigen Tagen hat ein Führer der deutschen Mehrheit das Wort ergriffen, Herr Arbeitsminister Dr. Spina, welcher u. a. erklärt hat: "Ich möchte nicht sagen, daß unsere Koalition geradezu gegen die Sozialisten gerichtet ist, immerhin aber bringt es die wirtschaftliche Entwicklung mit sich, daß deren weitgehenden Ansprüchen entgegengetreten werden muß". Der eine der Herren, der Führer der èechischen Koalitionsparteien, erklärt: "Antisozialistisch, nicht antisozial", und der andere Führer der "Deutschbürgerlichen, erklärt: "Nicht antisozialitisch, aber antisozial". Es ist selbstverständlich, daß die beiden das gleiche meinen, daß der eine wohl zugibt, daß das Kabinett gegen die Bestrebungen der Sozialisten gerichtet ist und das der andere nur verhüllt und verblümt sagen will, daß es eine antisozialistische Mehrheit ist. Er bestreitet nur, daß sie antisozial handeln wolle. Wir können aber feststellen, daß doch Herr Spina recht hat und Herr Hnídek mit seiner Ausrede im Unrecht ist. Voranschlag, Motivenbericht, Exposé des Herrn Finanzministers Dr Engliš und Verlauf der Verhandlungen im Budgetausschuß bieten uns genügend Beweismaterial über die Absichten der Koalitionsparteien, soweit diese Absichten nicht schon in die Tat umgesetzt worden sind, woraus wir ersehen können, welche Umstände das innige Verhältnis der gegenwärtigen Regierungsparteien herbeigeführt haben. Aus den Ziffern des Voranschlages ersehen wir, daß es die antisozialistischen Tendenzen sind. Der Herr Finanzminister hat in seinem Exposé rühmend hervorgehoben, daß der heurige Voranschlag wirklich aktiv ist und einen Überschuß von 20 Millionen Kronen abwerfen werde. Es sei der Überschuß nicht konstruiert, sondern wirklich vorhanden und er hätte, wenn man den Voranschlag auf die Art des vorjährigen Voranschlages zusammengestellt hätte, noch bedeutend größer sein können. Und der Herr Finanzminister führte an, daß dieses günstige Verhältnis bei dem Voranschlag herbeigeführt werden konnte, weil das Bestreben bestand, nicht nur Mehreinnahmen zu schaffen, sondern auch möglichst viele Ersparungen zu machen. Wenn wir uns nun die Mehreinnahmen, mit denen der Herr Finanzminister rechnet, ansehen, so ist es die ausschlaggebende Post von 1.044,400.000 Kronen, welche beim Kapitel Finanzministerium als Mehrertrag verzeichnet wird. Dieser Mehrertrag soll erzielt werden, ohne daß bei der Zusammenstellung des Voranschlages auf die Steuergesetze, welche demnächst zur Beratung gestellt werden, Rücksicht genommen wurde. Der Mehrertrag soll nicht nur dadurch erzielt werden, daß die Steurrückstände aus früheren Jahren eingebracht werden sollen, sondern auch dadurch, daß außerdem ein Mehrertrag bei verschiedenen Steuergattungen, insbesondere bei der Umsatz- und Luxussteuer erzielt werden soll. Der Herr Generalberichterstatter gibt in seinem Berichte auch zu, daß dieser Mehrertrag zum Teil herbeigeführt werden soll durch das Erträgnis der Zölle, durch auf Grund des von der gesetzgebenden Körperschaft beschlossene Zollgesetzes. Wir haben uns selbstverständlich im Budgetausschuß eingehend mit dieser größten Steuerpost, mit der Umsatzsteuer, beschäftigt und dem Herrn Finanzminister Dr Engliš seine Meinung über die Umsatzsteuer, deren größeres Erträgnis er herbeizuführen beabsichtigt, in Erinnerung gerufen. Ich habe dem Herrn Finanzminister Dr Engliš einige Sätze aus seiner Broschüre über die Umsatzsteuer vorgelesen und darauf verwiesen, daß er es war, der die Umsatzsteuer als eine unmoralische und antisoziale Steuer, welche die Ärmsten der Bevölkerung am meisten treffen wird und welche auf diese abgewältzt werden wird, bezeichnete, und der dann in dieser seiner Broschüre zu dem Schlusse kam, daß diese Steuer nicht lange bestehen bleiben könne, sondern, weil sie antisozial und unmoralisch ist, sei das Gesetz nur befristet und die Steuer müsse wieder aus der Welt geschaffen werden. Darauf hat uns nun der Herr Finanzminister geantwortet und erklärt, das beste Mittel, die Umsatzsteuer um ein halbes Prozent herabzusetzen, wäre, dafür zu sorgen, daß ein höherer Ertrag erzielt werde. Wenn dieser höhere Ertrag erzielt wird, dann sei es möglich, an die Herabsetzung der Umsatzsteuer zu denken. Keine Rede also mehr von der Beseitigung der Steuer, die die Bevölkerung so arg belastet, sondern ein größerer Druck, damit der Eingang an Steuern ein höherer werde. Auch die Haltung des Herrn Finanzministers zu den Zöllen ist äußerst interessant. Wir haben im Exposé des Herrn Finanzministers, auch im Motivenbericht und dann in seinen Ausführungen im Budgetausschuß gehört, daß seine Ansicht dahin geht, daß die Einführung fester Zölle eine Gesundung der Volkswirtschaft dieses Staates herbeiführt, weil durch die Einführung der Zölle eine Steigerung der Kaufkraft der Bevölkerung dieses Staates eintritt. Er hat dann wohl zugestehen müssen, daß eine Steigerung der Kaufkraft nur eines geringen Bruchteiles der Bevölkerung zu erwarten ist, daß aber die Folge der Zölle und der Handels-Politik, die getrieben wurde, eine weitere Verelendung der Massen der Bevölkerung dieses Staates sein wird.

Und nun einige Worte zu den Ersparungen. Der Herr Finanzminister hat sich ungeheuer viel darauf zugute getan, daß am meisten dort gespart wurde, wo die größte Angriffsfläche war, nämlich beim Landesverteidigungsministerium, wo gegenüber dem Voranschlage des Jahres 1926 ein um 505,380.000 Kronen geringerer Betrag eingesetzt worden ist. Wenn wir der Sache aber etwas näher treten, so finden wir, daß es mit dieser Ersparung, die da gemacht werden soll, nichts anderes ist, als ein plumper Schwindel. 505 Millionen geringere Ausgaben beim Kapitel Landesverteidigungsministerium, glechzeitig aber 315 Millionen Kronen, welche durch 11 Jahre alljährlich, wenn die Rüstungsvorlage angenommen sein wird, ausgegeben werden sollen. Diese 315 Millionen kommen nun nicht beim Kapitel Landesverteidigungsministerium zum Ausdruck, sondern sind in der allgemeinen Kassenverwaltung enthalten. Es ist also keine Rede davon, daß beim Militarismus der Betrag von 500 Millionen erspart werden soll, sondern ein um 315 Millionen geringerer Betrag, und dafür haben wir in der Rüstungsvorlage nicht nur vorgesehen, daß 315 Millionen durch 11 Jahre hindurch alljährlich ausgegeben werden sollen, sondern es soll auch das Heereserfordernis in den folgenden 11 Jahren kein geringeres sein und es wird fixiert, daß die Ausgaben für die Armee auch gleich bleiben sollen. Wo sind dann die anderen Ersparungen, die beim Kapitel Militarismus gemacht werden? Die ganz willkürliche Einstellung der Teuerungszulagen und die Ersparungen, die bei der Mannschaftsverpflegung gemacht werden sollen. Sie sehen, daß selbst bei diesen Ersparungen antisozial vorgegangen wird. Erspart wird bei der Mannschaft. Schauen wir uns aber dann die anderen Ersparungen an, die gemacht werden. Wir finden diese Ersparungen insbesondere beim Kapitel "Soziale Fürsorge" wo eine Verringerung der Ausgaben um 12,200.000 Kronen eintreten soll, aber bei diesem Kapitel insbesondere in den einzelnen Posten zum Ausdruck kommen. Es soll gespart werden dort, wo es die Bevölkerung am härtesten trifft - bei der Arbeitslosenfürsorge einerseits und bei der Fürsorge für Kriegsbeschädigte andererseits. Der Herr Finanzminister hat in seinem Exposé erklärt, es sei notwendig, daß eine Reform des Kriegsbeschädigtengesetzes vorgenommen werde, es sei ferner notwendig, daß die kleinen Renten beseitigt werden, damit man den Hundertprozent-Invaliden mehr geben könne. Das ist aber nicht der Zweck der Übung, denn der Herr Finanzminister hat in seinem Exposée auch ausdrücklich erklärt, ohne Reform des Kriegsbeschädigtengesetzes könne das Budget nicht aktiv erhalten werden. Und als ihm der Vorwurf gemacht wurde, daß er durch diese seine Anregungen antisozial handle, erklärte er, daß er sich in eine Diskussion darüber einlassen möchte, ob es eine antisoziale Handlung sei, die kleinen Renten zu drosseln, um die Renten der Meistbeschädigten zu erhöhen. Wir haben ihm darauf erwidert, daß es eine antisoziale Handlung ist und daß antisoziale Absichten seinerseits bestehen, erhelle daraus, daß er nicht die Absicht habe, die kleinen Renten nur zu drosseln, um die Renten der Mehrverletzten zu erhöhen, sondern daß aus seinen Worten: "ohne Reform dieses Kriegsbeschädigtengesetzes kann das Budget nicht aktiv gehalten werden", hervorgehe, daß die Absicht bestehe, das Kriegsbeschädigtengesetz so zu ändern, daß der Staat Ersparungen machen könne. Nun wissen wir, daß die Lage der Kriegsbeschädigten ohnehin eine elende ist, daß es notwendig wäre, den Forderungen der Kriegsbeschädigtenorganisationen Rechnung zu tragen. Vor kurzem haben sich hier in der gesetzgebenden Körperschaft Deputationen der Kriegsbeschädigtenorganisationen eingefunden, die bei Vertretern der verschiedenen Parteien dieses Hauses vorgesprochen haben. Da war es ganz lustig, mit anzusehen, wie der Vertreter der Christlichsozialen Herr Bobek, mit dem die Vertreter der deutschen Kriegsbeschädigtenorganisationen sprachen, ihnen versicherte, daß die christlich-soziale Partei mit aller Entschiedenheit für die Durchführung der Forderungen der Kriegsbeschädigten eintreten werde. Die Kriegsbeschädigtenorganisationen haben im ganzen Reiche Versammlungen abgehalten und halten solche noch ab. Sie laden zu diesen Versammlungen auch die Vertreter der bürgerlichen Parteien ein. Und die Herren der Mehrheitsparteien, der Zollkoalition, erscheinen in dem Versammlungen, anerkennen die Berechtigung der Forderungen der Kriegsbeschädigtenorganisationen und versprechen verbindlich, daß sie für die Durchführung der Forderungen der Kriegsbeschädigten eintreten werden. (Výkøiky.) Und welcher Schwindel mit den Allerärmsten getrieben wird, dafür wieder als Beispiel die Verhandlung des Staatsvoranschlages. Der Finanzminister gibt zu, daß man denselben Betrag wie im Jahr 1926 für die Kriegsbeschädigten eingestellt hat, obwohl man im Jahre 1925 für sie um 145 Millionen mehr gebraucht hat, als im Voranschlag enthalten gewesen ist. Es wurde uns sowohl vom Herrn Berichterstatter als vom Herrn Finanzminister erklärt, der Voranschlag sei ganz richtig, denn man habe zur Grundlage der Zusammenstellung des Voranschlages die wirklichen Ziffern des Jahres 1925 genommen, insbesondere die Einnahmenziffer, und da zeige es sich, daß es nicht fingierte Ziffern, sondern richtige seien. Hier müssen wir feststellen, daß bei dieser so wichtigen Ausgabepost um 145 Millionen weniger eingestellt wurden, als im Jahre 1925 ausgegeben werden mußte. Es ist selbstverständlich, daß wir im Budgetausschuß bei der Verhandlung des Voranschlages den Antrag einbringen mußten, daß die Post "Invalidenfürsorge" um den Betrag erhöht wird, der im Jahre 1925 mehr ausgegeben wurde. Und all die Vertreter der Parteien, die den Kriegsbeschädigten Versprechungen gemacht haben und in den Versammlungen weiter Versprechungen machen, haben im Budgetausschuß den Mut aufgebracht, unseren Antrag niederzustimmen. Es hat sich also gezeigt, daß es ihnen nicht ernst damit ist, das, was sie versprochen haben, auch einzulösen. (Výkøiky nìm. soc. demokratických poslancù.)

Wenn ich schon davon gesprochen habe, daß der Finanzminister und auch der Generalberichterstatter sich auf die Ziffern von 1925 berufen haben, um festzustellen, daß der Voranschlag aktiv ist, so möchte ich mir erlauben, an den Herrn Generalberichterstatter und an den Herrn Finanzminister die Anfrage zu stellen, ob er wirklich der Ansicht ist, daß er die Ausgaben, die auf Grund des Paritätsgesetzes gemacht worden sind, rückvergütet bekommen wird, daß es sich bei diesen Ausgaben um Vorschüsse gehandelt hat, die den autonomen Körperschaften gegeben worden sind. Diese Beträge, die da ausgegeben wurden, sind nämlich bei der Zusammenstellung des Voranschlages nicht berücksichtigt worden. Wären sie berücksichtigt worden, so hätte der Voranschlag nicht mit einem Überschuß, sondern mit einem Defizit abgeschlossen werden müssen. Sie ersehen also auch schon daraus, daß man sich nicht nur bei der Post "Invalidenfürsorge", sondern auch sonst nicht an die Ziffern des Jahres 1925 gehalten hat.


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