Allerdings haben wir auch kein Verständnis
für eine Banditenmoral, wie sie dieser Tage Ausdruck fand
in einem Trinkspruch, der auf dem Hradschin gewechselt wurde.
Der Direktor des französischen Außenministeriums Berthelot
war bei uns zu Gaste. (Výkøiky: "Bei
uns" nicht!) Ich meine bei uns zu
Hofe, ich spreche im pluralis majestaticus! Derselbe Mann, der
seit Kriegsbeginn an der Spitze des französischen Außenministeriums
stand, derselbe, der sich gerühmt hatte, daß er es
im Kriege gewesen sei, der verhinderte, daß seitens
der Verbündeten auf die ersten Friedensbedingungen eingegangen
wurde, dieser Mann sprach Folgendes: "Ich empfehle der Èechos!ovakei
den Wahlspruch eines sizilianischen Banditen, der kein Geld hatte,
dem Pfarrer die letzte Ölung zu bezahlen
und zu diesem Pfarrer sprach: Herr Pfarrer ich habe kein Geld,
die letzte Ölung zu bezahlen. Nehmen Sie dafür von mir
einen guten Rat, der mehr gilt als Geld: Wenn Sie stechen, stechen
Sie mit dem Daumen auf der Klinge und stechen Sie von unten
nach oben." Also diese Banditenmoral eines sizilianischen
Banditen, die soll also der neue Wahlspruch für uns sein,
wahrscheinlich im Kampfe der Èechoslovakei gegen das deutsche
Volk. Nur energisch zustechen, tödlich stechen von unten
nach oben, das ist der Wahlspruch der Kollegen
des Herrn Abg. Windirsch. Dafür fehlt uns das Verständnis.
Wir operieren nicht mit dem Dolch oder mit dem Messer, wir stützen
uns in unserem Kampfe auf unser heiliges Recht, auf das im sittlichen
Bewußtsein der Bevölkerung und der Menschheit verankerte
Recht. Das war auch nach dem Umsturz so. Von den gleichen
Gesichtspunkten ließen wir uns damals leiten, von den gleichen
Gesichtspunkten aus war unsere ganze sudetendeutsche Freiheitsbewegung
aufgebaut. Sie heute als eine Groteske zu bezeichnen, als eine
Episode, das ist mehr als perfid, das zeigt von einer furchtbaren
Verworrenheit des Geistes. Bedauerlich ist nur. daß es eine
Episode war, bedauerlich, daß diese Episode nicht zur Geschichte
wurde, aber eben diese Geschichte wird einstmals über jene
Zeit ein gerechtes Urteil fällen, die Geschichtsschreibung
wird objektiver darüber urteilen als Herr Windirsch,
dessen Blick parteipolitisch getrübt ist; diese Geschichte
wird ihr Urteil auch über Herrn Windirsch und seine
Rede und über seine Taten fällen. Wenn Herr Windirsch
nach dieser Einleitung erklärte, daß der Bund der Landwirte
auf Grund dieser realen Tatsachen, auf Grund dieser Verhältnisse
zu dem Schlusse kam, weil er nicht Träumen und Wünschen
nachlief, sich in die Regierung hineinzustellen und hier drinnen
zu wirken und zu arbeiten, nun, meine Herren, wir haben über
dieses Experiment des Eintritts der Deutschen in die Regierung
genügend oft gesprochen und unseren Standpunkt klargelegt.
Wir haben immer wieder betont, daß der Zeitpunkt, in dem
es geschah. durchaus falsch war. denn die sudetendeutsche Frage
war damals gerade daran, Mittelpunkt bei allen Minderheitskongressen
zu werden; die ganze Welt beschäftigte sich bereits damit.
Ich erinnere an die Tätigkeit Dr Medingers im Ausland;
und gerade in diesem Zeitpunkt wurde uns von den Herren durch
ihren Eintritt in die Regierung die beste und schärfste Waffe
aus der Hand geschlagen. Sie raubten uns die Möglichkeit,
unser Recht im Ausland künftig zu vertreten, denn wer würde
uns heute noch glauben. wenn wir mit unseren Beschwerden hinauskämen,
da jedermann zugleich weiß, daß unsere Minister in
der Regierung sitzen und die Möglichkeit haben, all das abzustellen.
Durch ihre Anwesenheit in der Regierung werden all diese Schandtaten
gedeckt. So hat sich Abg. Hrušovský beim letzten
Minderheitenkongreß auf die Tatsache des Eintritts der Deutschen
in die Regierung berufen, Beneš beruft sich bei jeder
Gelegenheit darauf, und das Ausland versteht daher von unseren
Leiden nichts mehr. Gewiß war die Tatsache des Eintrittes
der Deutschen in die Regierung geeignet, eine Neuorientierung
auf deutscher Seite herbeizuführen, auch wir auf Seite der
deutschen Nationalpartei mußten uns ganz neu zu dieser Tatsache
einstellen. Sollten wir weiter den Kampf führen Deutscher
gegen Deutsche, wenn sie auch nach unserer Meinung irregeleitet
waren. Aus diesem Grunde eröffneten wir nicht sogleich den
Kampf mit aller Schärfe, wir wollten zuwarten, wollten die
Ergebnisse dieses Eintrittes abwarten, wollten den Herren
keine Schwierigkeiten machen, damit sie nicht zum Schlusse vielleicht
noch die Ergebnislosigkeit ihrer Politik auf unser Konto setzen.
Und wenn die Herren immer behaupten, daß die Atmosphäre
zwischen Deutschen und Èechen seit dem Eintritte so wesentlich
gebessert sei und sich zusehends bessere, dann muß es auch
unser Bestreben sein, zuerst diese bessere Atmosphäre auf
deutscher Seite zu erzielen. Das war das Ziel unserer Partei,
war das Ziel unseres Kollegen Dr Rosche. Es war im Verfolg
unseres Eintretens für die deutsche Volksgemeinschaft zur
Erkämpfung eines gemeinsamen Vorgehens, das hat Koll. Brunar
mehr als einmal unterstrichen. Und weiters: Die Herren wollten
doch Erfolge nach Hause bringen; wir wollten sie dabei. im Interesse
unseres Volkes, nicht hindern, wollten sie nur schieben und vorwärtsstoßen,
damit sie auch wirklich etwas erzielen und nicht lahm werden und
sich nicht mit Brosamen abspeisen lassen. Nun aber ist ein Jahr
vorbei, ein Jahr ihrer ruhmreichen Tätigkeit, und ein Jahr
gestattet immerhin eine gewisse Betrachtung über den erzielten
Erfolg. Und wenn Herr Windirsch in seiner Einleitung davon
sprach, daß sich die Verhältnisse bedeutend gebessert
haben, daß erst jetzt, seitdem auch deutsche Parteien der
Mehrheit des Parlamentes angehören ein würdigerer Zug
in das parlamentarische Leben hineingebracht wurde, wenn er davon
spricht, daß im Parlamente jetzt Vorlagen behandelt werden
können, daß sachliche Beratungen abgehalten werden
können und daß dem Parlamente ein großer Spielraum
gegeben wird. dann meine Verehrten. muß ich zweifeln. ob
der Mann es ehrlich meint oder uns nur frotzeln will. Im übrigen
widerspricht er sich selbst. Er sagt einige Zeilen später,
daß beim Voranschlag die Ziffern allerdings schon festliegen
und daß da gar nichts geändert werden kann.
Genau so ist es auf allen Gebieten, wohin wir sehen, alle unsere
Anträge, selbst die besten Anträge, die wir eingebracht
haben, in welchem Ausschuß immer, auch im Budgetausschuß
heuer, wurden genau so niedergestimmt von der brutalen Vìtšina,
von der brutalen Mehrheit dieses Hauses, wie früher. (Výkøiky
na levici.) Wir haben uns auf dem Schulgebiete
ausführlich darüber auseinandergesetzt, wir haben gezeigt,
daß auf diesem Gebiete in gar keiner Weise eine Besserung
eingetreten ist. Ich habe darüber im Ausschuß gar keinen
Zweifel gelassen, und ich weiß daher nicht, wie der Herr
Abg. Hodina in seinen Ausführungen zu dem Schlusse
kommen konnte, daß der Koll. Simm und ich eine Besserung,
eine Entspannung zugegeben hätten, deswegen nur weil ich
Zahlen verglichen habe, zwischen der Spannung beim Militär
im Jahre 1921 mit 16.2% und im Jahre 1928 mit 14.7%
und im Schulbudget mit 4.3% gegenüber dem Jahre
1928 mit 9.3%. Ich sagte, das Verhältnis dieser
Zahlen ist besser geworden, und das nimmt Herr Hodina,
aus lauter Freude, nur irgendwo eine Besserung feststellen zu
können, in Verblödung, ich könnte sagen, in geistiger
Umnachtung, gleich für sich und kommt zu dem Schluß,
ich hätte zugegeben, daß sich die Verhältnisse
gebessert haben. Ich stellte das sofort an Ort und Stelle richtig.
Trotzdem gibt er das in seine Zeitung hinein, damit die gläubigen
Leser hören, daß selbst Schollich das heute
schon zu geben muß. Ich habe es ihm schon zweimal richtiggestellt,
trotzdem hat er es gestern wieder hier behauptet. Sie sehen. die
Herren lassen sich nicht eines bessern belehren, aus lauter Freude,
nur irgendwo eine Besserung, einen Erfolg ihrer Arbeit zu sehen.
Nun, meine Verehrten, das war unsere Stellung
zum Eintritt der deutschen Parteien. Aber wir sind sogar noch
weitergegangen in der Liebe zu unserem Volkstume. Und Koll. Dr
Rosche hat sich ausdrücklich zur aktiven, positiven
Mitarbeit gemeldet. Auch das ist selbstverständlich. Ja,
meine Herren, haben wir denn die ganzen Jahre nicht mitgearbeitet,
haben wir nicht redliche Arbeit geleistet in allen Ausschüssen,
immer und immer wieder alles aufgezeigt, wo verbessert werden
soll? Die ganzen Jahre hindurch haben wir uns bemüht, Verbesserungen
zu erzielen, leider ergebnislos. Und das hat Koll. Dr Rosche
neuerdings unterstrichen. Wir wollten den Herren auch den Vorwand
nehmen zu sagen, sie kennten unsere Forderungen nicht, Sie wüßten
nicht, was Sie da und dort hätten verlangen sollen. Wir zeigen
es ihnen tagtäglich in der Kritik bei allen Vorlagen. Dafür
aber machen Sie die positive Opposition, die wir treiben, lächerlich.
Die "Landpost" schreibt, daß sie unreif, kindisch,
rachsüchtig und gefährlich ist. Und selbst ein Blatt,
das unserer Partei gewiß nicht gut gesinnt ist, die "Verständigung"
in Brünn, schreibt am 13. November: "Demgegenüber
muß aber festgestellt werden, daß die Haltung der
Deutschnationalen eine würdige und einwandfreie ist, indem
ihr jetziger Führer Dr Brunar programmatisch erklärt
hat, daß seine Partei die Gesetzesvorlagen der gemischten
Regierung einer eingehenden Kritik vom nationalen, wirtschaftlichen
und sozialen Standpunkte aus unterziehen und durch Abänderungs-
und Zusatzanträge an der Verbesserung dieser Gesetze mitarbeiten
und dadurch den deutschen Regierungsparteien Gelegenheit gegeben
werde zu zeigen, was sie für das Sudetendeutschtum in der
jetzigen Koalition wirklich erreichen können. Eine ehrlichere
Opposition ist gar nicht denkbar und wenn die deutschen Agrarier
dieselbe als unreif, kindisch und rachsüchtig bezeichnen,
so brandmarken sie sich hiedurch nur selbst auf das traurigste
und beweisen, daß sie den großen Wert einer gegensätzlichen
Mitarbeit ebenso wenig zu würdigen verstehen, wie die frühere
rein èechische Regierungsmehrheit es verstanden hat."
Das war also die Antwort von dieser Seite.
Man hat von einer Schwenkung unserer Partei gesprochen, von einem
Abrücken von ihrem bisherigen Programm, von einem Abrücken
von ihrem negativen Standpunkte u. dgl. mehr. Die "Landpost"
und die "Deutsche Presse" schwelgten nur, verhöhnten
uns, und Windirsch ging gestern sogar soweit, uns eine
Änderung des Programmes anzutragen. Er meinte, wenn uns diese
heutige Haltung ernst wäre, müßten wir auch unser
Programm ändern. Nun, meine Herren, von alledem ist gar nichts
wahr. Da war der Wunsch mehr der Vater des Gedankens. Unsere Haltung
hat sich gegen früher in keiner Weise irgendwie geändert.
Vielleicht steht dem gegenüber, was Dr Rosche
sagte, der die Frage an die èechischen Parteien richtete,
ob sie gewillt sind, einen Ausgleich von Volk zu Volk zu schließen?
Gewiß, auch das haben wir früher niemals abgelehnt.
Und wenn Sie das ein Stellen auf den Boden der realen Tatsachen
nennen, so haben wir uns schon lange auf diesen Boden gestellt.
Wir wissen, daß es töricht ist, wenn, sagen wir, ein
Eingesperrter gegen die Wände toben würde, in denen
er sich befindet. Kindisch wäre es, sich hier auszutoben,
um herauszukommen. Daher ergibt sich aus derselben Zwangslage
für unser Volk die Aufgabe, für uns als Führer
des Volkes insbesondere, die Lebensbedingungen des Volkes in diesem
Staate für die Zeit, in der wir gezwungen sind, hier zu leben,
besser zu gestalten. Es ist übrigens merkwürdig, daß
Švehla auf diese klare Frage des Koll. Dr Rosche
bis heute noch gar nicht geantwortet hat, daß er die
Antwort schuldig geblieben ist, daß das Echo im èechischen
Blätterwald ausgeblieben ist.
Ich frage hier an dieser Stelle: Was werden die deutschen Regierungsparteien
machen, wie rechtfertigt nunmehr Herr Windirsch das Verhalten
und das Verbleiben in einer Regierungsmehrheit, die den ehrlichen
Ausgleich von Volk zu Volk gar nicht will? Koll. Rosche
hat ausdrücklich festgestellt, daß es zwei Wege gibt,
um eine Besserung herbeizuführen, entweder einen friedlichen
im Wege des Ausgleiches von Volk zu Volk oder auf der anderen
Seite im Wege des Kampfes. Dr Rosche sagte ausdrücklich:
Wir sind zu beidem bereit, und es hängt nur von den Èechen
ab, welchen Weg sie wählen wollen, ob sie klug sind, im Interesse
ihres Staates den ersteren Weg zu wählen, den Weg des friedlichen
Nebeneinanderwohnens, der Bereinigung,
ob sie den Weg wollen des Umbaues ihres Staates, der heute ein
reiner Nationalstaat ist, und ob sie bereit sind, die uns bedrückenden
Gesetze abzuändern, bzw. eine grundlegende Veränderung
ihres Verhaltens uns gegenüber vornehmen zu wollen. Das,
meine Herren, ist unsere Stellung. Etwas anderes herauslesen zu
wollen, ist ein lächerlicher Irrtum. Wir haben nicht geschwankt
und schwanken auch jetzt nicht. Wir haben uns nicht zum Staate
bekannt, den wir auch früher nicht geleugnet haben. Alle
Worte wie "Negativismus" und "Aktivismus"
sind Schlagworte, die Herren verwechseln es eben: wenn wir meinen,
daß wir die realen Tatsachen anerkennen, so glauben sie,
daß das zugleich auch den Eintritt in die Regierung bedeutet.
Davon, kann ich den Herren zur Beruhigung sagen, sind wir sehr
weit entfernt. Wir wollen Ihnen in gar keiner Weise eine Schmutzkonkurrenz
mach en. Da brauchen Sie sich nicht zu fürchten.
Herr Windirsch hat uns auch diesbezüglich
gute Ratschläge gegeben. Er meinte. so wie er und seine
Partei sich zusammengesetzt hat mit den èechischen Agrariern
und die Christlichsozialen mit den èechischen Christlichsozialen,
sollen auch wir unsere Antipoden auf der anderen Seite finden
in den Nationaldemokraten, in Herrn Kramáø.
Ich muß ausdrücklich erklären, daß mir die
Person des Herrn Dr Kramáø viel sympatischer
ist als eines aufrechten, ehrlichen Èechen mit reinen Händen,
als vielleicht die Person des Herrn Windirsch.
Ich meine, mit solchen Leuten, wie Dr Kramáø,
ließe sich vielleicht eher eine Verständigung herbeiführen,
weil er niemals eine nationale Würdelosigkeit von uns verlangen
kann und wird, zumal er selbst national bewußt durch und
durch ist. Herr Windirsch hat gestern gemeint, ob vielleicht
nicht für unsere Schwenkung das Ergebnis der Gemeindewahlen
ausschlaggebend war. Nein! Ich muß auch hier erklären,
daß das ganz und gar nicht der Fall ist und daß, ob
es so oder so wäre, dies niemals geeignet gewesen wäre,
eine grundsätzliche Änderung unserer Haltung herbeizuführen,
abgesehen davon, daß die Herren wohl von Erfolgen bei den
Gemeindewahlen nicht sprechen können, wie Leitmeritz neuestens
wieder gezeigt hat. Es ist eine Verdrehung, nur aus der Angst
geboren, weil die Herren eben bereits aus dem letzten Loche pfeifen,
weil die Aufklärung schon in ihre eigensten Reihen hineingedrungen
ist. Die Herren werden mit solchen Reden, wie sie Windirsch
gestern hier gehalten hat, kaum der Sache dienen, sie wer den
keineswegs dem Zweck dienen, dem bisher Koll. Rosche und
meine Partei zugestrebt hat, nämlich ein besseres Verhältnis
zwischen den deutschen Parteien herbeizuführen. Im Gegenteil,
ich behaupte, daß durch derartige Reden geradezu jeder gute
Wille erschlagen wird. Ich frage, ob die Herren im Bunde der Landwirte
damit einverstanden sind, ob sie hinter diesen Worten stehen.
Wenn dies der Fall wäre, müßte ich geradezu verzweifeln
an der Zukunft unseres Volkes. Denn solche Elemente müßten,
wie ich vorher gesagt habe, sofort mit elementarer Kraft abgestoßen
werden, die gestrige Rede müßte ein Schwanengesang
für Herrn Windirsch sein. Aber ich halte die Herren
im Bunde der Landwirte viel zu hoch und kann nicht glauben, daß
sie sich damit identifizieren; dann haben sie aber die moralische
Verpflichtung aufzustehen, das Gegenteil zu sagen, den Bekennermut
aufzubringen und von diesem Kreise abzurücken. Allerdings.
Und da zeigt sich, daß im Bund der Landwirte seit Jahr und
Tag ganz ungeheuerliche Kräfte am Werke sind, seit den Tagen
des Umsturzes und immer und immer wieder am Werke waren, die Einigkeit
des deutschen Volkes zu verhindern. Wir haben das
gespürt bei den letzten Verhandlungen über
die Einheitsfront, die Windirsch gestern gleichfalls angezogen
hat und die Prozesse, die sie durchgeführt haben, haben den
schauerlichen Tiefstand der Männer in diesem Kreise aufgedeckt,
die sittliche Verworfenheit gezeigt, die niemand geahnt hätte
und deren Gesinnung sich heute gegen Mayer und Hanreich
zeigt, Männer, die nichts anderes getan haben, als den
Auftrag durchzuführen, den ihnen ihr eigenes nationales Gewissen
und die Richtlinien ihrer Kreis- und Bezirksparteileitung vorgeschrieben
haben, die mannhaft für die deutschen Rechte eingetreten
sind. Heute macht man ihnen den Prozeß wegen Aberkennung
der Mandate und zwar aus angeblich niederen Motiven. Die Herren,
die darüber zu Gericht sitzen im Bunde der Landwirte, haben
kein Recht, sich zu Sittenrichtern aufzuspielen, denen müssen
wir jede Berechtigung dazu absprechen. Mit Recht wurde darauf
hingewiesen, daß seit Wochen dem Herrn Abgeordneten und
Vizepräsidenten Zierhut eine Reihe angeblich gerichtsordnungsmäßig
festgestellter Schandtaten vorgeworfen wird, wie z. B. daß
er sich Heeresgut angeeignet, Grundbesitz angeeignet haben soll.
Ich will hier nicht untersuchen, ob mit Recht oder mit Unrecht,
ob diese Vorwürfe zu Recht bestehen oder nicht. Aber, wenn
die Herren solche Sittenrichter sind, dann hätte sofort das
Parteigericht über Herrn Vizepräsidenten Zierhut
zusammentreten und hätte klarstellen müssen, was daran
Wahres ist. (Výkøiky na levici.) Seit
Wochen wird dem Sen. Køepek
öffentlich in den Zeitungen Schändung vorgeworfen,
seit Wochen wird immer und immer wieder die Geschichte draußen
mit den Dirnen in Leitmeritz, die ihm das Geld gestohlen haben,
erzählt, und trotzdem hat das Parteigericht nichts getan,
um all das festzustellen, trotzdem gilt Sen. Køepek
ich will die Stichhältigkeit auch dieser Angaben nicht untersuchen
- als aufrechter Ehrenmann, ist Führer des deutschen Landvolkes,
bester Freund Masaryks. Er ist noch immer die machtvollste
Persönlichkeit. Erst vor wenigen Tagen äußerste
er sich vor Zeugen: "Ich habe die deutschen Minister gemacht,
ich habe den deutschen Justizminister gemacht",
und zu einem Richter gewendet: "Ihr werdet schon noch die
Peitsche fühlen". Will vielleicht Herr Køepek
auf die Gerichtsbarkeit Einfluß nehmen, will er auf den
Wahlgerichtshof Einfluß nehmen? Es macht uns schier diesen
Eindruck, wenn wir hören, wie die Sache Mayer-Hanriech
beim Wahlgericht behandelt wird. Gottlob, haben wir mehr Vertrauen
in die Unabhängigkeit der Richter, wenn wir hören, daß
im Prozeß in Leitmeritz Dr Gläßner verurteilt
wurde, trotzdem er die Protektion des Bundes der Landwirte hinter
sich hatte, für den Vorwurf, den er Hanreich machte,
daß er Dr Lodgman Zuträgerdienste geleistet
habe. Ich frage die Herren vom Bund der Landwirte, was werden
Sie auf Grund der Verurteilung tun - denn nicht Dr Gläßner
wurde verurteilt, sondern Køepek
und der Bund der Landwirte wurden verurteilt. Bei dieser Gelegenheit
will ich darauf hinweisen, daß es für eine deutsche
Landvolkspartei etwas merkwürdig anmutet, wenn sie zu ihren
Rechtsvertretern Dr Gläßner, Dr Stein, Dr Traub, lauter
Juden wählt. auf der anderen Seite aber draußen Antisemitismus
predigt, von wirtschaftlicher Unterstützung von Gleichem
zu Gleichem und ähnlichem mehr spricht. (Výkøiky
na levici.) Wie aber, frage ich Sie, wollen
Sie das verantworten? Oder glauben Sie, Ihren Anhängern
auch das zumuten zu können, werden Ihren Anhängern
nicht endlich die Augen aufgehen, wenn sie lesen und erfahren,
daß der Bund der Landwirte eine èechische
Eingabe beim Wahlgerichtshof macht, eine èechische Eingabe,
die gar nicht notwendig war? Denn die "Landpost" lügt,
wenn sie behauptet, daß die Verhältnisse dazu gezwungen
hätten. Wenn in Verfolg des Sprachenrechtes der
Wahlgerichtshof zu einer solchen Entscheidung kam, der zufolge
er erklärte, er nehme nur eine èechische Eingabe an,
dann war es das Recht bzw. die Pflicht des Bundes der Landwirte,
darauf zu bestehen und den Prozeß in sprachenrechtlicher
Hinsicht durchzuführen. Die Herren haben
ja in Versammlungen dagegen protestiert und haben gesagt, wir
werden unser Sprachenrecht unter allen Umständen hochhalten
und verteidigen. Gewiß, der Einzelne verzagt manchmal und
führt den Kampf nicht weiter, aber die deutsche Partei des
Bundes der Landwirte mußte das Opfer bringen, mußte
auch diesen Kampf bis zu Ende führen, denn sie hatte es nicht
so eilig. ob jene Herren zwei Monate früher oder später
ihres Mandates entkleidet werden. Das konnte für den Gang
der Sache gleichgültig sein. Aber auch hier, in diesem Sprachenkampf,
hat der Bund der Landwirte vollständig versagt.
Als die deutschen Parteien in die Regierung eintraten, da ging
durch die èechischen Parteien das Gefühl der Erleichterung
nach der Richtung hin, wenigstens bei jenen,
die es aufrichtig und ehrlich meinten und denjenigen, die sich
reine Hände für die Zukunft erhalten wollten, und sie
sagten: "Gott sei Dank, jetzt wird wenigstens Ordnung werden,
die Reinlichkeit wird sich im politischen Leben durchsetzen. Die
deutschen Parteien werden bestimmt in der Richtung wirken, daß
diese Korruptionsaffären in Zukunft nicht mehr vorkommen."
(Výkøiky na levici.) Abg.
Meiniger schrieb damals einen Artikel, an den ich mich
erinnere, worin er unter anderem sagte, er fürchte nur, daß
das böse Beispiel auch die Deutschen anstecken werde. Wir
wissen heute leider, daß es wahr ist und daß die Herren
auch nach dieser Richtung unseren ehrlichen deutschen Namen besudelt
haben, daß ihnen jedes Gefühl für Recht und Ordnung
verloren gegangen ist. Denn sonst müßten die Herren
heraustreten und erklären, wie es gekommen ist und woher
das Geld stammt, die 250 000 Kronen, die die deutsche "Landpost"
für ihre Sanierung bekommen hat (Hört! Hört!),
sie müssen erklären, woher die 500.000 Kronen sind,
welche die "Landjugend" aus dem Kunstdüngerfond
erhalten hat (Hört! Hört!), die 500.000 Kronen,
die von einem Konsortium verwaltet werden, an dessen Spitze der
Herr Minister Spina selbst steht. (Hört! Hört!)
Sie müssen erklären, wo die 100.000 Kronen herkommen,
die zur Bestechung des früheren Abg. Pittinger dienen
sollten. Sie müssen aufklären die Geschichte von den
Kohleneinfuhrscheinen, wenn auch jetzt eine neue Gesellschaft
eingerichtet wurde und zwar vom Herrn Minister Spina als
Arbeitsminister mit dem Bruder des Herrn Ministerpräsidenten
Švehla an der Spitze, sie müssen aufklären
die Rolle des Herrn Stejskal, über den in den nächsten
Tagen wir noch mehr lesen werden, über seine bedenkliche
Rolle, die er draußen bei den reichsdeutschen Kohlenfirmen
gespielt hat und mit welchen Mitteln der Mann gearbeitet hat.
Sehen Sie, meine Herren, all das gibt uns leider die Überzeugung,
daß die Herren die sittliche Auffassung bereits verloren
haben. (Výkøiky na levici.) Wir
dürfen uns dann auch nicht wundern, angesichts dieser Verhältnisse,
wenn Windirsch eine derartige Rede gehalten hat, wie gestern,
die nur so triefte von Würdelosigkeit und die uns auch zugleich
zeigte, wie weit diese Entwicklung bereits im deutschen Volke
gediehen ist, die Entwicklung, aus unseren Deutschen deutschsprechende
Èechoslovaken zu machen. Darum, meine Verehrten, geht es
nur, nicht um Aktivismus und dergleichen. Es geht um den Ausbau
des èechischen Nationalstaates mit Hilfe der deutschen
Stimmen und Abgeordneten. So weit ist bereits die Symbiose
des Herrn Spina gediehen. Dagegen werden wir selbstverständlich
mit allen Mitteln ankämpfen. Wir werden die Erkenntnis von
der Verderblichkeit einer solchen Politik hinaustragen in die
Bevölkerung. Sie muß weitergreifen und wir sind auch
der Überzeugung, daß auch innerhalb des Bundes der
Landwirte genug aufrechte Männer vorhanden sind, welche die
Sache auf die Dauer nicht mitmachen werden. Jenen zum Mut zu verhelfen,
ist unsere Aufgabe. Das - behaupte ich fühlt auch
Herr Windirsch, er fühlt die Schwäche seiner
Stellung und deswegen, weil er weiß, daß seine Zeit
abläuft, kämpft er hier mit solchen perfiden Mitteln.
Er will die Zwietracht weiter unter uns säen, will die Kluft
zwischen den einzelnen deutschen Parteien weiter aufreißen
und bedenkt dabei nicht, welch großen Schaden er
mit seiner persönlichen Politik dem deutschen Volke anrichtet,
weil ihm eben heute schon die èechoslovakische Politik
näherliegt als die deutsche Volkspolitik. (Výkøiky
na levici.) Er vergißt leider, daß
der ehrliche aufrichtige Èeche vor so viel erbärmlicher
Würdelosigkeit auch nur ausspucken wird. Und wenn die Herren
gestern ihm applaudiert haben - es war merkwürdigerweise
nur ein deutscher Kollege, sonst nur einige Èechen - so
ist es traurig genug für einen deutschen Abgeordneten,
wenn er vorläufig Beifall auf èechischer Seite fand.
Ich behaupte trotzdem, daß die ehrlichen Èechen auch
für Windirsch und
seinesgleichen sich bedanken, daß sie von ihm abrücken
werden weil ihnen das Verständnis für solche nationale
Würdelosigkeit einfach fehlt. Das sollte Herr Windirsch
nicht vergessen und sollte bedenken, daß auch für
ihn und seinesgleichen der Tag der Abrechnung kommt, der Tag,
wo er zur Verantwortung gezogen wird. Und aus dieser Verantwortlichkeit
werden wir ihn nicht herauslassen. Er wird Rechenschaft geben
müssen für alles, was er getan bei Heller und Pfennig.
Dieser Entwicklungsprozeß wird sich fortsetzen und wird
zur Besserung und Gesundung des sudetendeutschen Volkes beitragen.
Unsere Aufgabe ist es, für nationale Aufrichtigkeit zu kämpfen
und den Mut dabei nicht zu verlieren im Bewußtsein, diese
schwere Arbeit der Aufklärung weiter zu tragen, alle diese
Täuschungsmanöver zu schanden zu machen, mit denen heute
noch gearbeitet wird von diesen unterirdischen Kräften, von
den Zeitungen, der "Landpost" und anderen, die auf die
Dummheit ihrer Leser spekulieren, zu schanden zu machen auch die
Wirkung der reichen Mittel, die den Herren merkwürdigerweise
heute zufließen im Kampfe gegen uns und die vielfach aus
dunklen Quellen stammen.
Wir glauben trotzdem an die siegreiche Kraft,
daß die Sonne sich auch hier durchbrechen wird. Wir glauben
an die siegreiche Kraft unserer Idee und Ideale trotz dieser trostlosen
Gegenwart. Und wenn heute die deutschen Regierungsparteien von
all den Dingen, die sie früher geschworen und heilig gehalten
haben, abrücken, ist es unsere heilige Pflicht, sie umso
zäher zu verteidigen. Wenn Spina heute das Recht der
Selbstbestimmung, das er ehemals beschworen hat, im Tabernakel
einschließt und nur zu Hause de- und wehmütig
im geheimen verehrt, wie er einmal sich ausgedrückt hat,
so wollen wir dieses heilige Recht der Selbstbestimmung unserem
Volke darstellen, damit es sich daran erbaue und nicht verzweifle,
sich nicht einfangen lasse vom èechoslovakischen Staatsgedanken,
damit es in Ruhe und Geduld und mit fester Entschlossenheit warte
auf den Tag, der auch unsere Rechte und unsere Freiheit bringt.
Der ehemalige Minister Dr. Külz hat am
24. d. M. in Köln im Radio eine Rede im Verein für das
Auslandsdeutschtum gehalten und dabei ganz prächtige Worte
gefunden, die ich auch auf uns anwenden möchte. Er sagt da:
"Bei der Beurteilung einer deutschen Minderheit kommt es
nicht an auf deren Ziffer, sondern nur auf den Selbsterhaltungswillen,
den diese Minderheit aufbringt." Meine sehr Verehrten, unsere
sittliche Aufgabe und Pflicht ist es, diesen Selbsterhaltungswillen,
der uns heute beseelt, wach zu erhalten, damit er auch in Zukunft
lebendig bleibt und wirkt bis an das segensreiche Ende, bis zur
Erreichung unseres Zieles, das dahin geht: Ein freies deutsches
Volk auf freier deutscher Erde, ein Volk und ein Reich. (Potlesk
poslaneù nìm. strany národni.)