Úterý 29. listopadu 1927

Allerdings haben wir auch kein Verständnis für eine Banditenmoral, wie sie dieser Tage Ausdruck fand in einem Trinkspruch, der auf dem Hradschin gewechselt wurde. Der Direktor des französischen Außenministeriums Berthelot war bei uns zu Gaste. (Výkøiky: "Bei uns" nicht!) Ich meine bei uns zu Hofe, ich spreche im pluralis majestaticus! Derselbe Mann, der seit Kriegsbeginn an der Spitze des französischen Außenministeriums stand, derselbe, der sich gerühmt hatte, daß er es im Kriege gewesen sei, der verhinderte, daß seitens der Verbündeten auf die ersten Friedensbedingungen eingegangen wurde, dieser Mann sprach Folgendes: "Ich empfehle der Èechos!ovakei den Wahlspruch eines sizilianischen Banditen, der kein Geld hatte, dem Pfarrer die letzte Ölung zu bezahlen und zu diesem Pfarrer sprach: Herr Pfarrer ich habe kein Geld, die letzte Ölung zu bezahlen. Nehmen Sie dafür von mir einen guten Rat, der mehr gilt als Geld: Wenn Sie stechen, stechen Sie mit dem Daumen auf der Klinge und stechen Sie von unten nach oben." Also diese Banditenmoral eines sizilianischen Banditen, die soll also der neue Wahlspruch für uns sein, wahrscheinlich im Kampfe der Èechoslovakei gegen das deutsche Volk. Nur energisch zustechen, tödlich stechen von unten nach oben, das ist der Wahlspruch der Kollegen des Herrn Abg. Windirsch. Dafür fehlt uns das Verständnis. Wir operieren nicht mit dem Dolch oder mit dem Messer, wir stützen uns in unserem Kampfe auf unser heiliges Recht, auf das im sittlichen Bewußtsein der Bevölkerung und der Menschheit verankerte Recht. Das war auch nach dem Umsturz so. Von den gleichen Gesichtspunkten ließen wir uns damals leiten, von den gleichen Gesichtspunkten aus war unsere ganze sudetendeutsche Freiheitsbewegung aufgebaut. Sie heute als eine Groteske zu bezeichnen, als eine Episode, das ist mehr als perfid, das zeigt von einer furchtbaren Verworrenheit des Geistes. Bedauerlich ist nur. daß es eine Episode war, bedauerlich, daß diese Episode nicht zur Geschichte wurde, aber eben diese Geschichte wird einstmals über jene Zeit ein gerechtes Urteil fällen, die Geschichtsschreibung wird objektiver darüber urteilen als Herr Windirsch, dessen Blick parteipolitisch getrübt ist; diese Geschichte wird ihr Urteil auch über Herrn Windirsch und seine Rede und über seine Taten fällen. Wenn Herr Windirsch nach dieser Einleitung erklärte, daß der Bund der Landwirte auf Grund dieser realen Tatsachen, auf Grund dieser Verhältnisse zu dem Schlusse kam, weil er nicht Träumen und Wünschen nachlief, sich in die Regierung hineinzustellen und hier drinnen zu wirken und zu arbeiten, nun, meine Herren, wir haben über dieses Experiment des Eintritts der Deutschen in die Regierung genügend oft gesprochen und unseren Standpunkt klargelegt. Wir haben immer wieder betont, daß der Zeitpunkt, in dem es geschah. durchaus falsch war. denn die sudetendeutsche Frage war damals gerade daran, Mittelpunkt bei allen Minderheitskongressen zu werden; die ganze Welt beschäftigte sich bereits damit. Ich erinnere an die Tätigkeit Dr Medingers im Ausland; und gerade in diesem Zeitpunkt wurde uns von den Herren durch ihren Eintritt in die Regierung die beste und schärfste Waffe aus der Hand geschlagen. Sie raubten uns die Möglichkeit, unser Recht im Ausland künftig zu vertreten, denn wer würde uns heute noch glauben. wenn wir mit unseren Beschwerden hinauskämen, da jedermann zugleich weiß, daß unsere Minister in der Regierung sitzen und die Möglichkeit haben, all das abzustellen. Durch ihre Anwesenheit in der Regierung werden all diese Schandtaten gedeckt. So hat sich Abg. Hrušovský beim letzten Minderheitenkongreß auf die Tatsache des Eintritts der Deutschen in die Regierung berufen, Beneš beruft sich bei jeder Gelegenheit darauf, und das Ausland versteht daher von unseren Leiden nichts mehr. Gewiß war die Tatsache des Eintrittes der Deutschen in die Regierung geeignet, eine Neuorientierung auf deutscher Seite herbeizuführen, auch wir auf Seite der deutschen Nationalpartei mußten uns ganz neu zu dieser Tatsache einstellen. Sollten wir weiter den Kampf führen Deutscher gegen Deutsche, wenn sie auch nach unserer Meinung irregeleitet waren. Aus diesem Grunde eröffneten wir nicht sogleich den Kampf mit aller Schärfe, wir wollten zuwarten, wollten die Ergebnisse dieses Eintrittes abwarten, wollten den Herren keine Schwierigkeiten machen, damit sie nicht zum Schlusse vielleicht noch die Ergebnislosigkeit ihrer Politik auf unser Konto setzen. Und wenn die Herren immer behaupten, daß die Atmosphäre zwischen Deutschen und Èechen seit dem Eintritte so wesentlich gebessert sei und sich zusehends bessere, dann muß es auch unser Bestreben sein, zuerst diese bessere Atmosphäre auf deutscher Seite zu erzielen. Das war das Ziel unserer Partei, war das Ziel unseres Kollegen Dr Rosche. Es war im Verfolg unseres Eintretens für die deutsche Volksgemeinschaft zur Erkämpfung eines gemeinsamen Vorgehens, das hat Koll. Brunar mehr als einmal unterstrichen. Und weiters: Die Herren wollten doch Erfolge nach Hause bringen; wir wollten sie dabei. im Interesse unseres Volkes, nicht hindern, wollten sie nur schieben und vorwärtsstoßen, damit sie auch wirklich etwas erzielen und nicht lahm werden und sich nicht mit Brosamen abspeisen lassen. Nun aber ist ein Jahr vorbei, ein Jahr ihrer ruhmreichen Tätigkeit, und ein Jahr gestattet immerhin eine gewisse Betrachtung über den erzielten Erfolg. Und wenn Herr Windirsch in seiner Einleitung davon sprach, daß sich die Verhältnisse bedeutend gebessert haben, daß erst jetzt, seitdem auch deutsche Parteien der Mehrheit des Parlamentes angehören ein würdigerer Zug in das parlamentarische Leben hineingebracht wurde, wenn er davon spricht, daß im Parlamente jetzt Vorlagen behandelt werden können, daß sachliche Beratungen abgehalten werden können und daß dem Parlamente ein großer Spielraum gegeben wird. dann meine Verehrten. muß ich zweifeln. ob der Mann es ehrlich meint oder uns nur frotzeln will. Im übrigen widerspricht er sich selbst. Er sagt einige Zeilen später, daß beim Voranschlag die Ziffern allerdings schon festliegen und daß da gar nichts geändert werden kann. Genau so ist es auf allen Gebieten, wohin wir sehen, alle unsere Anträge, selbst die besten Anträge, die wir eingebracht haben, in welchem Ausschuß immer, auch im Budgetausschuß heuer, wurden genau so niedergestimmt von der brutalen Vìtšina, von der brutalen Mehrheit dieses Hauses, wie früher. (Výkøiky na levici.) Wir haben uns auf dem Schulgebiete ausführlich darüber auseinandergesetzt, wir haben gezeigt, daß auf diesem Gebiete in gar keiner Weise eine Besserung eingetreten ist. Ich habe darüber im Ausschuß gar keinen Zweifel gelassen, und ich weiß daher nicht, wie der Herr Abg. Hodina in seinen Ausführungen zu dem Schlusse kommen konnte, daß der Koll. Simm und ich eine Besserung, eine Entspannung zugegeben hätten, deswegen nur weil ich Zahlen verglichen habe, zwischen der Spannung beim Militär im Jahre 1921 mit 16.2% und im Jahre 1928 mit 14.7% und im Schulbudget mit 4.3% gegenüber dem Jahre 1928 mit 9.3%. Ich sagte, das Verhältnis dieser Zahlen ist besser geworden, und das nimmt Herr Hodina, aus lauter Freude, nur irgendwo eine Besserung feststellen zu können, in Verblödung, ich könnte sagen, in geistiger Umnachtung, gleich für sich und kommt zu dem Schluß, ich hätte zugegeben, daß sich die Verhältnisse gebessert haben. Ich stellte das sofort an Ort und Stelle richtig. Trotzdem gibt er das in seine Zeitung hinein, damit die gläubigen Leser hören, daß selbst Schollich das heute schon zu geben muß. Ich habe es ihm schon zweimal richtiggestellt, trotzdem hat er es gestern wieder hier behauptet. Sie sehen. die Herren lassen sich nicht eines bessern belehren, aus lauter Freude, nur irgendwo eine Besserung, einen Erfolg ihrer Arbeit zu sehen.

Nun, meine Verehrten, das war unsere Stellung zum Eintritt der deutschen Parteien. Aber wir sind sogar noch weitergegangen in der Liebe zu unserem Volkstume. Und Koll. Dr Rosche hat sich ausdrücklich zur aktiven, positiven Mitarbeit gemeldet. Auch das ist selbstverständlich. Ja, meine Herren, haben wir denn die ganzen Jahre nicht mitgearbeitet, haben wir nicht redliche Arbeit geleistet in allen Ausschüssen, immer und immer wieder alles aufgezeigt, wo verbessert werden soll? Die ganzen Jahre hindurch haben wir uns bemüht, Verbesserungen zu erzielen, leider ergebnislos. Und das hat Koll. Dr Rosche neuerdings unterstrichen. Wir wollten den Herren auch den Vorwand nehmen zu sagen, sie kennten unsere Forderungen nicht, Sie wüßten nicht, was Sie da und dort hätten verlangen sollen. Wir zeigen es ihnen tagtäglich in der Kritik bei allen Vorlagen. Dafür aber machen Sie die positive Opposition, die wir treiben, lächerlich. Die "Landpost" schreibt, daß sie unreif, kindisch, rachsüchtig und gefährlich ist. Und selbst ein Blatt, das unserer Partei gewiß nicht gut gesinnt ist, die "Verständigung" in Brünn, schreibt am 13. November: "Demgegenüber muß aber festgestellt werden, daß die Haltung der Deutschnationalen eine würdige und einwandfreie ist, indem ihr jetziger Führer Dr Brunar programmatisch erklärt hat, daß seine Partei die Gesetzesvorlagen der gemischten Regierung einer eingehenden Kritik vom nationalen, wirtschaftlichen und sozialen Standpunkte aus unterziehen und durch Abänderungs- und Zusatzanträge an der Verbesserung dieser Gesetze mitarbeiten und dadurch den deutschen Regierungsparteien Gelegenheit gegeben werde zu zeigen, was sie für das Sudetendeutschtum in der jetzigen Koalition wirklich erreichen können. Eine ehrlichere Opposition ist gar nicht denkbar und wenn die deutschen Agrarier dieselbe als unreif, kindisch und rachsüchtig bezeichnen, so brandmarken sie sich hiedurch nur selbst auf das traurigste und beweisen, daß sie den großen Wert einer gegensätzlichen Mitarbeit ebenso wenig zu würdigen verstehen, wie die frühere rein èechische Regierungsmehrheit es verstanden hat." Das war also die Antwort von dieser Seite. Man hat von einer Schwenkung unserer Partei gesprochen, von einem Abrücken von ihrem bisherigen Programm, von einem Abrücken von ihrem negativen Standpunkte u. dgl. mehr. Die "Landpost" und die "Deutsche Presse" schwelgten nur, verhöhnten uns, und Windirsch ging gestern sogar soweit, uns eine Änderung des Programmes anzutragen. Er meinte, wenn uns diese heutige Haltung ernst wäre, müßten wir auch unser Programm ändern. Nun, meine Herren, von alledem ist gar nichts wahr. Da war der Wunsch mehr der Vater des Gedankens. Unsere Haltung hat sich gegen früher in keiner Weise irgendwie geändert. Vielleicht steht dem gegenüber, was Dr Rosche sagte, der die Frage an die èechischen Parteien richtete, ob sie gewillt sind, einen Ausgleich von Volk zu Volk zu schließen? Gewiß, auch das haben wir früher niemals abgelehnt. Und wenn Sie das ein Stellen auf den Boden der realen Tatsachen nennen, so haben wir uns schon lange auf diesen Boden gestellt. Wir wissen, daß es töricht ist, wenn, sagen wir, ein Eingesperrter gegen die Wände toben würde, in denen er sich befindet. Kindisch wäre es, sich hier auszutoben, um herauszukommen. Daher ergibt sich aus derselben Zwangslage für unser Volk die Aufgabe, für uns als Führer des Volkes insbesondere, die Lebensbedingungen des Volkes in diesem Staate für die Zeit, in der wir gezwungen sind, hier zu leben, besser zu gestalten. Es ist übrigens merkwürdig, daß Švehla auf diese klare Frage des Koll. Dr Rosche bis heute noch gar nicht geantwortet hat, daß er die Antwort schuldig geblieben ist, daß das Echo im èechischen Blätterwald ausgeblieben ist. Ich frage hier an dieser Stelle: Was werden die deutschen Regierungsparteien machen, wie rechtfertigt nunmehr Herr Windirsch das Verhalten und das Verbleiben in einer Regierungsmehrheit, die den ehrlichen Ausgleich von Volk zu Volk gar nicht will? Koll. Rosche hat ausdrücklich festgestellt, daß es zwei Wege gibt, um eine Besserung herbeizuführen, entweder einen friedlichen im Wege des Ausgleiches von Volk zu Volk oder auf der anderen Seite im Wege des Kampfes. Dr Rosche sagte ausdrücklich: Wir sind zu beidem bereit, und es hängt nur von den Èechen ab, welchen Weg sie wählen wollen, ob sie klug sind, im Interesse ihres Staates den ersteren Weg zu wählen, den Weg des friedlichen Nebeneinanderwohnens, der Bereinigung, ob sie den Weg wollen des Umbaues ihres Staates, der heute ein reiner Nationalstaat ist, und ob sie bereit sind, die uns bedrückenden Gesetze abzuändern, bzw. eine grundlegende Veränderung ihres Verhaltens uns gegenüber vornehmen zu wollen. Das, meine Herren, ist unsere Stellung. Etwas anderes herauslesen zu wollen, ist ein lächerlicher Irrtum. Wir haben nicht geschwankt und schwanken auch jetzt nicht. Wir haben uns nicht zum Staate bekannt, den wir auch früher nicht geleugnet haben. Alle Worte wie "Negativismus" und "Aktivismus" sind Schlagworte, die Herren verwechseln es eben: wenn wir meinen, daß wir die realen Tatsachen anerkennen, so glauben sie, daß das zugleich auch den Eintritt in die Regierung bedeutet. Davon, kann ich den Herren zur Beruhigung sagen, sind wir sehr weit entfernt. Wir wollen Ihnen in gar keiner Weise eine Schmutzkonkurrenz mach en. Da brauchen Sie sich nicht zu fürchten.

Herr Windirsch hat uns auch diesbezüglich gute Ratschläge gegeben. Er meinte. so wie er und seine Partei sich zusammengesetzt hat mit den èechischen Agrariern und die Christlichsozialen mit den èechischen Christlichsozialen, sollen auch wir unsere Antipoden auf der anderen Seite finden in den Nationaldemokraten, in Herrn Kramáø. Ich muß ausdrücklich erklären, daß mir die Person des Herrn Dr Kramáø viel sympatischer ist als eines aufrechten, ehrlichen Èechen mit reinen Händen, als vielleicht die Person des Herrn Windirsch.

Ich meine, mit solchen Leuten, wie Dr Kramáø, ließe sich vielleicht eher eine Verständigung herbeiführen, weil er niemals eine nationale Würdelosigkeit von uns verlangen kann und wird, zumal er selbst national bewußt durch und durch ist. Herr Windirsch hat gestern gemeint, ob vielleicht nicht für unsere Schwenkung das Ergebnis der Gemeindewahlen ausschlaggebend war. Nein! Ich muß auch hier erklären, daß das ganz und gar nicht der Fall ist und daß, ob es so oder so wäre, dies niemals geeignet gewesen wäre, eine grundsätzliche Änderung unserer Haltung herbeizuführen, abgesehen davon, daß die Herren wohl von Erfolgen bei den Gemeindewahlen nicht sprechen können, wie Leitmeritz neuestens wieder gezeigt hat. Es ist eine Verdrehung, nur aus der Angst geboren, weil die Herren eben bereits aus dem letzten Loche pfeifen, weil die Aufklärung schon in ihre eigensten Reihen hineingedrungen ist. Die Herren werden mit solchen Reden, wie sie Windirsch gestern hier gehalten hat, kaum der Sache dienen, sie wer den keineswegs dem Zweck dienen, dem bisher Koll. Rosche und meine Partei zugestrebt hat, nämlich ein besseres Verhältnis zwischen den deutschen Parteien herbeizuführen. Im Gegenteil, ich behaupte, daß durch derartige Reden geradezu jeder gute Wille erschlagen wird. Ich frage, ob die Herren im Bunde der Landwirte damit einverstanden sind, ob sie hinter diesen Worten stehen. Wenn dies der Fall wäre, müßte ich geradezu verzweifeln an der Zukunft unseres Volkes. Denn solche Elemente müßten, wie ich vorher gesagt habe, sofort mit elementarer Kraft abgestoßen werden, die gestrige Rede müßte ein Schwanengesang für Herrn Windirsch sein. Aber ich halte die Herren im Bunde der Landwirte viel zu hoch und kann nicht glauben, daß sie sich damit identifizieren; dann haben sie aber die moralische Verpflichtung aufzustehen, das Gegenteil zu sagen, den Bekennermut aufzubringen und von diesem Kreise abzurücken. Allerdings. Und da zeigt sich, daß im Bund der Landwirte seit Jahr und Tag ganz ungeheuerliche Kräfte am Werke sind, seit den Tagen des Umsturzes und immer und immer wieder am Werke waren, die Einigkeit des deutschen Volkes zu verhindern. Wir haben das gespürt bei den letzten Verhandlungen über die Einheitsfront, die Windirsch gestern gleichfalls angezogen hat und die Prozesse, die sie durchgeführt haben, haben den schauerlichen Tiefstand der Männer in diesem Kreise aufgedeckt, die sittliche Verworfenheit gezeigt, die niemand geahnt hätte und deren Gesinnung sich heute gegen Mayer und Hanreich zeigt, Männer, die nichts anderes getan haben, als den Auftrag durchzuführen, den ihnen ihr eigenes nationales Gewissen und die Richtlinien ihrer Kreis- und Bezirksparteileitung vorgeschrieben haben, die mannhaft für die deutschen Rechte eingetreten sind. Heute macht man ihnen den Prozeß wegen Aberkennung der Mandate und zwar aus angeblich niederen Motiven. Die Herren, die darüber zu Gericht sitzen im Bunde der Landwirte, haben kein Recht, sich zu Sittenrichtern aufzuspielen, denen müssen wir jede Berechtigung dazu absprechen. Mit Recht wurde darauf hingewiesen, daß seit Wochen dem Herrn Abgeordneten und Vizepräsidenten Zierhut eine Reihe angeblich gerichtsordnungsmäßig festgestellter Schandtaten vorgeworfen wird, wie z. B. daß er sich Heeresgut angeeignet, Grundbesitz angeeignet haben soll. Ich will hier nicht untersuchen, ob mit Recht oder mit Unrecht, ob diese Vorwürfe zu Recht bestehen oder nicht. Aber, wenn die Herren solche Sittenrichter sind, dann hätte sofort das Parteigericht über Herrn Vizepräsidenten Zierhut zusammentreten und hätte klarstellen müssen, was daran Wahres ist. (Výkøiky na levici.) Seit Wochen wird dem Sen. Køepek öffentlich in den Zeitungen Schändung vorgeworfen, seit Wochen wird immer und immer wieder die Geschichte draußen mit den Dirnen in Leitmeritz, die ihm das Geld gestohlen haben, erzählt, und trotzdem hat das Parteigericht nichts getan, um all das festzustellen, trotzdem gilt Sen. Køepek ich will die Stichhältigkeit auch dieser Angaben nicht untersuchen - als aufrechter Ehrenmann, ist Führer des deutschen Landvolkes, bester Freund Masaryks. Er ist noch immer die machtvollste Persönlichkeit. Erst vor wenigen Tagen äußerste er sich vor Zeugen: "Ich habe die deutschen Minister gemacht, ich habe den deutschen Justizminister gemacht", und zu einem Richter gewendet: "Ihr werdet schon noch die Peitsche fühlen". Will vielleicht Herr Køepek auf die Gerichtsbarkeit Einfluß nehmen, will er auf den Wahlgerichtshof Einfluß nehmen? Es macht uns schier diesen Eindruck, wenn wir hören, wie die Sache Mayer-Hanriech beim Wahlgericht behandelt wird. Gottlob, haben wir mehr Vertrauen in die Unabhängigkeit der Richter, wenn wir hören, daß im Prozeß in Leitmeritz Dr Gläßner verurteilt wurde, trotzdem er die Protektion des Bundes der Landwirte hinter sich hatte, für den Vorwurf, den er Hanreich machte, daß er Dr Lodgman Zuträgerdienste geleistet habe. Ich frage die Herren vom Bund der Landwirte, was werden Sie auf Grund der Verurteilung tun - denn nicht Dr Gläßner wurde verurteilt, sondern Køepek und der Bund der Landwirte wurden verurteilt. Bei dieser Gelegenheit will ich darauf hinweisen, daß es für eine deutsche Landvolkspartei etwas merkwürdig anmutet, wenn sie zu ihren Rechtsvertretern Dr Gläßner, Dr Stein, Dr Traub, lauter Juden wählt. auf der anderen Seite aber draußen Antisemitismus predigt, von wirtschaftlicher Unterstützung von Gleichem zu Gleichem und ähnlichem mehr spricht. (Výkøiky na levici.) Wie aber, frage ich Sie, wollen Sie das verantworten? Oder glauben Sie, Ihren Anhängern auch das zumuten zu können, werden Ihren Anhängern nicht endlich die Augen aufgehen, wenn sie lesen und erfahren, daß der Bund der Landwirte eine èechische Eingabe beim Wahlgerichtshof macht, eine èechische Eingabe, die gar nicht notwendig war? Denn die "Landpost" lügt, wenn sie behauptet, daß die Verhältnisse dazu gezwungen hätten. Wenn in Verfolg des Sprachenrechtes der Wahlgerichtshof zu einer solchen Entscheidung kam, der zufolge er erklärte, er nehme nur eine èechische Eingabe an, dann war es das Recht bzw. die Pflicht des Bundes der Landwirte, darauf zu bestehen und den Prozeß in sprachenrechtlicher Hinsicht durchzuführen. Die Herren haben ja in Versammlungen dagegen protestiert und haben gesagt, wir werden unser Sprachenrecht unter allen Umständen hochhalten und verteidigen. Gewiß, der Einzelne verzagt manchmal und führt den Kampf nicht weiter, aber die deutsche Partei des Bundes der Landwirte mußte das Opfer bringen, mußte auch diesen Kampf bis zu Ende führen, denn sie hatte es nicht so eilig. ob jene Herren zwei Monate früher oder später ihres Mandates entkleidet werden. Das konnte für den Gang der Sache gleichgültig sein. Aber auch hier, in diesem Sprachenkampf, hat der Bund der Landwirte vollständig versagt.

Als die deutschen Parteien in die Regierung eintraten, da ging durch die èechischen Parteien das Gefühl der Erleichterung nach der Richtung hin, wenigstens bei jenen, die es aufrichtig und ehrlich meinten und denjenigen, die sich reine Hände für die Zukunft erhalten wollten, und sie sagten: "Gott sei Dank, jetzt wird wenigstens Ordnung werden, die Reinlichkeit wird sich im politischen Leben durchsetzen. Die deutschen Parteien werden bestimmt in der Richtung wirken, daß diese Korruptionsaffären in Zukunft nicht mehr vorkommen." (Výkøiky na levici.) Abg. Meiniger schrieb damals einen Artikel, an den ich mich erinnere, worin er unter anderem sagte, er fürchte nur, daß das böse Beispiel auch die Deutschen anstecken werde. Wir wissen heute leider, daß es wahr ist und daß die Herren auch nach dieser Richtung unseren ehrlichen deutschen Namen besudelt haben, daß ihnen jedes Gefühl für Recht und Ordnung verloren gegangen ist. Denn sonst müßten die Herren heraustreten und erklären, wie es gekommen ist und woher das Geld stammt, die 250 000 Kronen, die die deutsche "Landpost" für ihre Sanierung bekommen hat (Hört! Hört!), sie müssen erklären, woher die 500.000 Kronen sind, welche die "Landjugend" aus dem Kunstdüngerfond erhalten hat (Hört! Hört!), die 500.000 Kronen, die von einem Konsortium verwaltet werden, an dessen Spitze der Herr Minister Spina selbst steht. (Hört! Hört!) Sie müssen erklären, wo die 100.000 Kronen herkommen, die zur Bestechung des früheren Abg. Pittinger dienen sollten. Sie müssen aufklären die Geschichte von den Kohleneinfuhrscheinen, wenn auch jetzt eine neue Gesellschaft eingerichtet wurde und zwar vom Herrn Minister Spina als Arbeitsminister mit dem Bruder des Herrn Ministerpräsidenten Švehla an der Spitze, sie müssen aufklären die Rolle des Herrn Stejskal, über den in den nächsten Tagen wir noch mehr lesen werden, über seine bedenkliche Rolle, die er draußen bei den reichsdeutschen Kohlenfirmen gespielt hat und mit welchen Mitteln der Mann gearbeitet hat. Sehen Sie, meine Herren, all das gibt uns leider die Überzeugung, daß die Herren die sittliche Auffassung bereits verloren haben. (Výkøiky na levici.) Wir dürfen uns dann auch nicht wundern, angesichts dieser Verhältnisse, wenn Windirsch eine derartige Rede gehalten hat, wie gestern, die nur so triefte von Würdelosigkeit und die uns auch zugleich zeigte, wie weit diese Entwicklung bereits im deutschen Volke gediehen ist, die Entwicklung, aus unseren Deutschen deutschsprechende Èechoslovaken zu machen. Darum, meine Verehrten, geht es nur, nicht um Aktivismus und dergleichen. Es geht um den Ausbau des èechischen Nationalstaates mit Hilfe der deutschen Stimmen und Abgeordneten. So weit ist bereits die Symbiose des Herrn Spina gediehen. Dagegen werden wir selbstverständlich mit allen Mitteln ankämpfen. Wir werden die Erkenntnis von der Verderblichkeit einer solchen Politik hinaustragen in die Bevölkerung. Sie muß weitergreifen und wir sind auch der Überzeugung, daß auch innerhalb des Bundes der Landwirte genug aufrechte Männer vorhanden sind, welche die Sache auf die Dauer nicht mitmachen werden. Jenen zum Mut zu verhelfen, ist unsere Aufgabe. Das - behaupte ich fühlt auch Herr Windirsch, er fühlt die Schwäche seiner Stellung und deswegen, weil er weiß, daß seine Zeit abläuft, kämpft er hier mit solchen perfiden Mitteln. Er will die Zwietracht weiter unter uns säen, will die Kluft zwischen den einzelnen deutschen Parteien weiter aufreißen und bedenkt dabei nicht, welch großen Schaden er mit seiner persönlichen Politik dem deutschen Volke anrichtet, weil ihm eben heute schon die èechoslovakische Politik näherliegt als die deutsche Volkspolitik. (Výkøiky na levici.) Er vergißt leider, daß der ehrliche aufrichtige Èeche vor so viel erbärmlicher Würdelosigkeit auch nur ausspucken wird. Und wenn die Herren gestern ihm applaudiert haben - es war merkwürdigerweise nur ein deutscher Kollege, sonst nur einige Èechen - so ist es traurig genug für einen deutschen Abgeordneten, wenn er vorläufig Beifall auf èechischer Seite fand. Ich behaupte trotzdem, daß die ehrlichen Èechen auch für Windirsch und seinesgleichen sich bedanken, daß sie von ihm abrücken werden weil ihnen das Verständnis für solche nationale Würdelosigkeit einfach fehlt. Das sollte Herr Windirsch nicht vergessen und sollte bedenken, daß auch für ihn und seinesgleichen der Tag der Abrechnung kommt, der Tag, wo er zur Verantwortung gezogen wird. Und aus dieser Verantwortlichkeit werden wir ihn nicht herauslassen. Er wird Rechenschaft geben müssen für alles, was er getan bei Heller und Pfennig. Dieser Entwicklungsprozeß wird sich fortsetzen und wird zur Besserung und Gesundung des sudetendeutschen Volkes beitragen. Unsere Aufgabe ist es, für nationale Aufrichtigkeit zu kämpfen und den Mut dabei nicht zu verlieren im Bewußtsein, diese schwere Arbeit der Aufklärung weiter zu tragen, alle diese Täuschungsmanöver zu schanden zu machen, mit denen heute noch gearbeitet wird von diesen unterirdischen Kräften, von den Zeitungen, der "Landpost" und anderen, die auf die Dummheit ihrer Leser spekulieren, zu schanden zu machen auch die Wirkung der reichen Mittel, die den Herren merkwürdigerweise heute zufließen im Kampfe gegen uns und die vielfach aus dunklen Quellen stammen.

Wir glauben trotzdem an die siegreiche Kraft, daß die Sonne sich auch hier durchbrechen wird. Wir glauben an die siegreiche Kraft unserer Idee und Ideale trotz dieser trostlosen Gegenwart. Und wenn heute die deutschen Regierungsparteien von all den Dingen, die sie früher geschworen und heilig gehalten haben, abrücken, ist es unsere heilige Pflicht, sie umso zäher zu verteidigen. Wenn Spina heute das Recht der Selbstbestimmung, das er ehemals beschworen hat, im Tabernakel einschließt und nur zu Hause de- und wehmütig im geheimen verehrt, wie er einmal sich ausgedrückt hat, so wollen wir dieses heilige Recht der Selbstbestimmung unserem Volke darstellen, damit es sich daran erbaue und nicht verzweifle, sich nicht einfangen lasse vom èechoslovakischen Staatsgedanken, damit es in Ruhe und Geduld und mit fester Entschlossenheit warte auf den Tag, der auch unsere Rechte und unsere Freiheit bringt.

Der ehemalige Minister Dr. Külz hat am 24. d. M. in Köln im Radio eine Rede im Verein für das Auslandsdeutschtum gehalten und dabei ganz prächtige Worte gefunden, die ich auch auf uns anwenden möchte. Er sagt da: "Bei der Beurteilung einer deutschen Minderheit kommt es nicht an auf deren Ziffer, sondern nur auf den Selbsterhaltungswillen, den diese Minderheit aufbringt." Meine sehr Verehrten, unsere sittliche Aufgabe und Pflicht ist es, diesen Selbsterhaltungswillen, der uns heute beseelt, wach zu erhalten, damit er auch in Zukunft lebendig bleibt und wirkt bis an das segensreiche Ende, bis zur Erreichung unseres Zieles, das dahin geht: Ein freies deutsches Volk auf freier deutscher Erde, ein Volk und ein Reich. (Potlesk poslaneù nìm. strany národni.)

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