Úterý 29. listopadu 1927

Abg. Feierfeil hat bei der Hauptversammlung des Reichenberger Katholikentages erklärt: "Wenn wir unsere Kinder beruhigt der Schule übergeben sollen, dann muß man über den Eingang dieser Schule schreiben können: In diesem Hause wird das Kind erzogen, daß es Gott erkenne, Gott diene und dadurch selig werde." Der Herr Koll. Feierfeil wunscht, daß aus der Schule gehorsame, duldsame, unfreie Menschen kommen, die nicht nur Gott allem, sondern dem Kapitalismus in Demut dienen und gute willige Ausbeutungsobjekte werden. Aber dieses Schulprogramm bedeutet nicht nur einen Feldzugsplan gegen die Schule, sondern auch einen Feldzug gegen die freiheitlichen Lehrer, der vielfach mit Unterstützung der Schulbehörden seine Früchte zeitigt und zu Versetzungen oder Schikanierungen freiheitlicher Lehrer führt. Die "Deutsche Presse" vom 4. Oktober d. J. versucht nachzuweisen, daß die Schülerschaft der Bürgerschulen im Schuljahre 1925/26 an den èechischen und slovakischen Bürgerschulen zu 71.2% röm.-katholisch und zu 9.6% konfessionslos sei und meint, daß dieser Zusammensetzung keinesfalls die Zahlen der Bürgerschullehrerschaft entsprechen. Von den 9.241 Bürgerschülern sind 5.496, d. h. 59.47% katholisch und 2.459, also 26.6% konfessionslos. Noch ärger ist das Mißverhältnis nach der Meinung der "Deutschen Presse" an den Volksschulen. Die Schülerschaft aller Volksschulen ist zu 90% katholisch, die Volksschullehrerschaft aber nur zu 69%. Von den 33.059 Volksschullehrern sind 22.822 katholisch und 5.283 konfessionslos und nun, meint die "Deutsche Presse", sie werde dafür Sorge tragen, daß dieses sogenannte Mißverhältnis ausgeglichen werde. Wir zweifeln nicht daran, daß die Klerikalen in ihren Bestrebungen vom Herrn Unterrichtsminister unterstützt werden. Am deutlichsten, wie Herr Minister Hodža die Schule den Klerikalen nach und nach ausliefert, kommt das zum Ausdrucke in einem Artikel des Herrn Ab. Zajièek nach dem Exposée des Herrn Ministers im Kulturausschusse. Er schreibt: "Während in früheren Jahren zwischen den Reden der èechischen Unterrichtsminister und den Schulforderungen der Katholiken ein Gegeneinander und Auseinander unverkennbar war, ist jetzt eine gewisse Annäherung, ein Sichverstehenwollen, ein Wille zur Zusammenarbeit deutlich sichtbar." Aber auch der Referent im Budgetausschuß, Herr Koll. Rýpar, sah sich veranlaßt, dem Herrn Minister Hodža nicht nur seine Anerkennung, sondern den Dank für das Entgegenkommen gegenüber den klerikalen Forderungen auszusprechen. Mehr denn je halten wir unsere Forderung nach Trennung der Kirche von Schule und Staat aufrecht und werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln um sie kämpfen. War es jemals notwendig, diese Forderung in den Vordergrund unserer Kämpfe zu stellen, so ist es jetzt umso dringender, denn wir können und werden nicht ruhig zusehen und zulassen, daß die Schule den Klerikalen ausgeliefert werde. Ebenso werden wir die freiheitliche Lehrerschaft jederzeit schützen und nicht zugeben, daß sie unter die Botmäßigkeit der Klerikalen, der Katecheten gestellt werde.

Der Herr Minister möge doch einmal die Schulreform Österreichs studieren. Aus den österreichischen Schulen werden nicht mehr gehorsame, duldsame Untertanen kommen, sondern freie, selbstverantwortliche Staatsbürger. Unparteiische Urteile von Fachleuten und Pädagogen, die die Schulreform Österreichs studieren, erklären, daß der Geist des österreichischen Schulgesetzes ein moderner, ein sozialer sei. In das Bildungsprivileg der Besitzenden ist eine Bresche geschlagen worden. Trotz des klerikalen Einflusses ist es gelungen, in Österreich eine Schule zu schaffen, in welcher die Aneignung von Bildung nicht ein Privileg der Besitzenden bleibt. (Výkøiky posl. Zajièka.) Und doch hat sich der sozialistische Einfluß durchgesetzt, Glöckels Schulreform setzt sich hier durch. In den österreichischen Schulen ist der Wahlspruch: "Öffnet die Tore der Schule, damit Licht und Luft eindringe!" In der Èechos!ovakei ist der Wahlspruch: "Schließet die Tore der Schule, zu viel Licht und zu viel Luft schadet dem Klerikalismus und dem Kapitalismus."

Und so ist und bleibt jedes Schulsystem das Spiegelbild der herrschenden Gesellschaftsordnung. Die Klerikalen haben es noch nie aufgegeben, die Fangarme nach den Kindern des Volkes auszustrecken. Sie haben durch die Annahme des Zollgesetzes, durch die Zustimmung für die Zuckersteuer die armen Proletarierkinder zum Hungern verurteilt, sie schmälern ihnen durch ihre Profitwut den Bissen Brot, sie haben also den Kindern die Gesundheit geraubt und nun verlangen sie noch die Seele des Kindes. Die Regierung und die Behörden leisten ihnen dabei Schützenhilfe. Die politischen Behörden erließen Kundmachungen über die Teilnahme der Schuljugend an allen Versammlungen, Umzügen, ja auch an Ausflügen und Festlichkeiten, selbst in dem Falle, wenn die Kinder in Begleitung der Eltern gehen. Zuwiderhandelnde werden nach den § § 7 und 11 der Verordnung vom 15. November 1867 bestraft. Diese Androhung ist nicht mehr problematisch, wir haben schon Beweise dafür und ich kann heute einen anführen.

In Aussig hat vor der Wahl ein Fackelzug stattgefunden, veranstaltet von der sozialdemokratischen Partei in Aussig. An diesem Fackelzug sollen sich angeblich - bewiesen ist es nicht, bis zum heutigen Tage ist noch kein einziger Zeuge hiefür geführt worden - Kinder mitbeteiligt haben. Zwei Sekretäre, die die Anmeldung für diesen Fackelzug im Auftrage unserer Partei unterschrieben haben, sind nur nach einem Verhör bei der Polizei - die Verwaltungsreform ist noch nicht in Kraft, aber die wirkt sich schon aus - zu zwei Tagen Arrest unbedingt verurteilt worden. Aber ein paar Tage nach diesem Umzug von unserer Partei veranstalteten die èechischen Parteien, alle èechischen Parteien in Aussig, einen Umzug, an welchem nicht weniger als 300 Kinder in geschlossenem Zuge unter Führung der Lehrerschaft teilgenommen haben. Da findet sich keine Behörde, da sagt man nicht: "Das war eine politische Veranstaltung." Man wird wohl viel!eicht, wenn die Majoritätsparteien hier wären, mir sagen, daß der 28. Oktober ein Staatsfeiertag sei. Man hat aber auch die Teilnahme der Kinder bei den Festlichkeiten des 1. Mai verboten und doch ist der 1. Mai auch als ein Staatsfeiertag erklärt worden, allerdings zu einer Zeit, wo die Klerikalen noch gar nichts bedeutet haben. Wir fragen, ob das Verbot der Teilnahme von Kindern an öffentlichen Aufzügen auch für den Fronleichnamszug gilt. Die Antwort, daß der Fronleichnamszug keine politische Demonstration sei, lassen wir nicht gelten. Er ist eine Demonstration für die katholische Kirche, dadurch für eine politische Partei, und wie sich die politisch auswirkt, weiß man aus den Hirtenbriefen der Bischöfe, aus der Marmaggi-Affäre u. s. w. Wir können nicht dulden, daß man mit zweierlei Maß messe. Wir lassen uns in unsere Elternrechte nicht hineinreden, wir lassen uns unsere Elternrechte nicht stehlen. Auch Verurteilungen schrecken uns nicht zurück und wir nehmen den Kampf mit der Parole auf: "Hände weg von unseren Kindern! "

Nun ein paar Worte zur Kongrua. Der Herr Minister Hodža empfindet es unangenehm, daß die Opposition die Einführung der Kongrua mit Recht kritisiert und meint, die Kongrua sei nicht als ein Präsent an die Geistlichkeit zu betrachten, denn die Erhöhung stehe ihnen zu Recht zu, weil die Geistlichkeit ihre Pflichten im Interesse von Staat und Öffentlichkeit erfülle. Herr Minister Hodža ist der Ansicht, daß es eine selbstverständliche Forderung sei, daß jeder arbeitende Mensch sein Stück Brot verdient und daführ gezahlt bekommt. Wir sind derselben Meinung, nur mit dem Unterschiede, daß diejenigen zu zahlen haben, für die die Arbeit geleistet wird. In dem Falle müßten die Religionsgemeinschaften sich die für sie geleistete Arbeit - um die Worte des Herrn Ministers anzuwenden - selbst bezahlen, denn man kann doch nicht von den anderen, also in diesem Falle von Andersgläubigen oder Freidenkern verlangen, daß sie die Arbeit. die sie nicht wünschen, sondern ablehnen, mitbezahlen. Hier spart der Herr Minister nicht, und es ist für ihn und für alle, die ihm dieses Budget bewilligen, bezeichnend, daß die Ersparungsmaßnahmen sich auf dem Gebiete des Schulwesens austoben.

So erklärte der Herr Minister Engliš in seinem Exposée, um Ersparungen zu erzielen, daß der persönliche Aufwand auf die Gemeinde, den Bezirk, das Land und den Staat aufgeteilt werden solle, und meinte, daß es selbstverständlich sei, daß die Gemeinden von den bemittelten Interessenten Schulgeld einheben müssen. Er stellt die Frage auf, warum es nicht möglich sein sollte, von den bemittelten Eltern ein Schulgeld von 100 Kè, also pro Unterrichtsstunde 10 Heller, einzuheben. Diese Zumutung des Herrn Ministers lehnen wir entschieden ab. Wir wollen nicht Kinder ersten und zweiten Grades haben. Die Schulerhaltung ist Pflicht des Staates. Der Herr Unterrichtsminister hat sich erfreulicher Weise mit den Ausführungen des Herrn Finanzministers nicht identifiziert und wir stimmen in dieser Frage mit ihm überein. Es stehen nun zwei Ministerreden gegeneinander. Welcher dieser Herren wird mehr Macht, welcher mehr Einfluß auf seine Regierungskollegen haben? Ich zweifle nicht: bei der Einstellung der jetzigen Regierungsmajorität, bei der Mißachtung der Kuturfragen im allgemeinen und beim Schulwesen im besonderen, bei der bekannten Sparwut am unrichtigen Orte wird der Finanzminister über den Unterrichtsminister Sieger bleiben. Müssen wir denn wirklich dem Herrn Finanzminister, der doch selbst Schulmann ist, sagen, daß eine Mehrausgabe für Schulen niemals eine Passivpost bedeutet, keine Zuwendung für Kulturzwecke zuviel ist? Weiß der Herr Minister nicht, daß die Fürsorge, die ein Staat seinem Schulwesen angedeihen läßt, der Gradmesser seiner Kultur ist? Wenn der Finanzminister sparen will, dann soll er bei den unproduktiven Ausgaben, zum Beispiel bei dem Militarismus, anfangen.

Nicht unbesprochen will ich die Vernachlässigung der Hilfsschulen lassen. In der Èechoslovakei gibt es nur 16 Hilfsschulen mit 23 Klassen. Die meisten dieser Schulen, so in Aussig, Reichenberg, Komotau, Eger, werden von den Gemeinden erhalten. Durch die Annahme des Finanzgesetzes besteht nun die berechtige Gefahr, daß die Gemeinden in Zukunft nicht in der Lage sein werden, den Kostenaufwand für diese Schulen zu tragen und diese daher vor der Schließung stehen. Für die Erhaltung der Hilfsschulen sprechen jedoch nicht nur pädagogische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Gründe. Die geistig Minderwertigen, die ein Anrecht auf entsprechende Erziehung haben, werden in diesen Schulen zur Selbsterhaltung erzogen und werden somit nützliche Glieder der Gesellschaft. Der Mehraufwand für diese Schulen bedeutet also eine Ersparnis, denn ein großer Prozentsatz dieser unschuldig Verkürzten wird gerettet und füllt in Zukunft nicht mehr die Armenhäuser, ja nicht selten die Gefängnisse.

Unzähligemale haben wir von dieser Stelle aus auf die dringliche Regelung der Rechtsverhältnisse der Kindergärtnerinnen aufmerksam gemacht. Daß diese Frage bis zum heutigen Tage nicht geregelt wurde, ist mehr als ein Kulturskandal. Die Kindergärten sind Schulen der Armen. In diesen Schulen sollte ein fröhlicher ungetrübter Geist herrschen. Statt dessen sind dort gequälte Kindergärtnerinnen, die mit Nahrungssorgen zu kämpfen haben. Noch heute gibt es Kindergärtnerinnen, die ein Monatsgehalt von sage und schreibe 180 Kronen beziehen. Warum verläßt der Herr Unterrichtsminister hier seinen Standpunkt, den er gegenüber der Geistlichkeit einnimmt, dahingehend, daß es Pflicht des Staates sei, für geleistete Arbeit entsprechend zu zahlen? Oder schätzt Herr Minister Hodža die Arbeit der Kindergärtnerinnen geringer ein, als die Arbeit der Geistlichkeit? Nachdem nun endlich einmal die Kompetenzfrage, ob die Kindergärten dem Ministerium für soziale Fürsorge oder dem Unterrichtsministerium unterstehen, gelöst ist, fordern wir die rascheste Erledigung der berechtigten Forderungen der Kindergärtnerinnen.

Ein weiteres Schmerzenskind sind die Familienschulen. Die Bestrebungen hinsichtlich der Erziehung unserer Mädchen zu ihrem künftigen Berufe als Mutter und Hausfrau werden wenig gewürdigt und wenig unterstützt, der Erhaltung und noch mehr der Errichtung dieser Schulen legt man Hindernisse in den Weg. Es ist bezeichnend, daß z. B. das Unterrichtsministerium die Bewilligung der Errichtung einer gewerblichen Abteilung an der Familienschule nur dann erteilt, wenn die Handelskammer und das Handelsministerium hiezu ihre Zustimmung geben. So liegt schon monatelang ein Ansuchen der Familienschule Aussig um die Errichtung des dritten Jahrgangs beim Unterrichtsministerium und kann nicht bewilligt werden, weil das Handelsministerium die Genehmigung hiezu nicht erteilen will. Dabei betone ich, daß die èechische Familienschule, die nur eine Parallele der deutschen Mutterschule ist, den dritten, also den gewerblichen Jahrgang bewilligt erhielt. Es ist traurig, daß der zünftlerische Geist der Gewerbetreibenden, die in den Absolventinnen dieser Schulen eine Konkurrenz erblicken, nicht nur außerhalb des Parlamentes, etwa dadurch, daß die Meister diese Mädchen als Gesellinnen nicht aufnehmen, sondern auch im Handelsministerium fortlebt und die Errichtung von Schulen und Klassen verhindert. Wir sind der Meinung, daß Schulfragen in die Kompetenz des Unterrichtsministeriums gehören und wünschen, daß sich das Unterrichtsministerium von dieser ungerechten Bevormundung freimacht.

Gleichzeitig will ich nicht an meiner gerechten Forderung der weiblichen Lehrkräfte an diesen Schulen vorübergehen. Mit Recht verlangen die Lehrerinnen, es mögen die Schwangerschafts- und Mutterschaftsurlaube voll bezahlt werden, ferner sollen jene Lehrerinnen eine Abfertigung erhalten, die wegen Verehelichung ihren Dienst verlassen. Diese Forderung gilt aber auch für alle weiblichen Lehrpersonen, die wegen Verehelichung aus dem Dienste scheiden. Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 24. Juni 1926, Z. 104, wird Lehrerinnen, die bei oder nach ihrer Verehelichung aus dem Dienste scheiden, keine Abfertigung mehr gewährt. Schon einmal versuchte man das Zölibat wieder einzuführen. Wenn dies nicht gelang, so ist das dem Einfluß der sozialistischen Parteien zuzuschreiben. Nun versucht man, das Zölibat auf Umwegen einzuführen. Wir stehen auf der Wacht und werden diese geplante Attentate abzuwehren wissen.

Zum Schlusse möchte ich noch auf die dringliche Notwendigkeit der Errichtung von Mädchen-Pflichtfortbildungsschulen hinweisen. Die vorzüglichen Erfahrungen, die man z. B. in Sachsen mit den Mädchen-Pflichtfortbildungsschulen gemacht hat, müßten unser Ministerium bewegen, an die Errichtung derartiger Schulen heranzutreten. Die Schulen müßten so organisiert sein, daß nicht nur berufslose oder hauswirtschaftlich tätige Mädchen, sondern daß die Schule auch den in Fabriken, kaufmännisch, gewerblich oder in der Landwirtschaft tätigen Mädchen zugänglich wäre. Diese Schulen sollen nicht nur Berufs- und Erziehungsschulen sein, sondern sollen zum Unterschied von den Knaben-Pflichtfortbildungsschulen die Mädchen neben dem Erwerbsberuf auch für den Hausfrauen- und Mutterberuf vorbereiten.

Nur noch einige Worte zu der so oft geforderten Schaffung einer deutschen Handels- und Wirtschaftshochschule. d. h. einer deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung an der deutschen technischen Hochschule in Prag. (Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.) Der Mangel einer solchen Schule ist eine Benachteiligung der deutschen studierenden Jugend. Insbesondere die armen Studenten, bezw. deren Eltern, werden hart betroffen, wenn ihre Kinder ins Ausland studieren gehen müssen. Ein diesbezüglicher Resolutionsantrag unserer Fraktion wurde bereits angenommen, doch bis zum heutigen Tage ist man im Unterrichtsministerium dieser Frage nicht näher getreten. Es zeigt sich wieder derselbe Geist, die Benachteiligung der Deutschen trotz der Teilnahme der Deutschen an der Macht.

Die Mängel in unserem Unterrichtswesen, die Drosselung des deutschen Schulwesens, die Vorenthaltung ihres ureigensten Rechtes der nationalen Autonomie wirkt erbitternd auf die Massen der arbeitenden Bevölkerung. Verflogen sind die Hoffnungen jener Optimisten, die da glaubten, daß durch die Mitwirkung deutscher Parteien an der Staatspolitik die Härten, unter denen die deutsche Schule leidet, beseitigt oder zumindest gelindert werden. verflogen, begraben all die Hoffnungen!

Ein Ziel, ein Streben hat das gesamte Bürgertum: Unseren Nachwuchs zu geistigen Krüppeln zu machen. Wir Sozialdemokraten halten aber unverrückbar an dem Standpunkt fest. daß unsere Kinder eine gute Bildung genießen, damit sie sich im Kampfe um das Dasein, im Kampfe um das tägliche Brot, Kenntnisse und Wissen beschaffen. Wir halten aber auch unverrückbar an dem Grundsatze fest, daß die Schule ureigenstens Eigentum jeder Nation ist. Der Kampf um diese Forderungen geht trotz aller Hindernisse unentwegt weiter. Wir werden in diesem Kampfe nicht erlahmen, denn es geht um das höchste Gut des Volkes, um unsere Jugend! (Souhlas poslancù nìm. strany soc. demokratické.)

6. Øeè posl. Siegela (viz str. 97 tìsnopisecké zprávy):

Verehrte Damen und Herren! Ich will in der heutigen Tagung mich lediglich nur mit einem engen und beschränkten Komplex von Fragen zu dem so umfangreichen Voranschlage für das Jahr 1928 befassen. Wenn man die Ziffern des Kulturbudgets prüft und in nationaler und sprachlicher Beziehung einander gegenüberstellt, so findet man, daß auch heute noch, trotz der dem Ausland vorgetäuschten. angeblichen nationalen Konsolidierung im Staatsinnern, die diesen Staat beherrschende und vom èechisch-nationalen Geiste geleitete Regierung in Bezug auf Kultur und Bildungsbedürfnisse auch derzeit, so wie in den früheren Jahren, die Minoritäten dieses Staates und dies aber ganz besonders im Schulwesen, des an Anzahl stärksten Minderheitsvolkes, das deutsche Kultur- und Bildungswesen im Verhältnis zu seiner Volkszahl und seiner Steuerleistung mehr als stiefmütterlich behandelt.

Da ich kein Freund allzulanger Ausführungen bin, und ich auch die Zeit zu werten vermag, so will ich aus dem umfangreichen Ziffernmaterial nur zwei Zahlen herausnehmen. Die Minderheitsschulen, und hier handelt es sich ja fast durchgehend nur um èechische. deren Errichtung doch nur den Zweck hat, den deutschen Siedlungsgebieten den Stempel des Utraquismus aufzudrücken, erfordern einen Aufwand von 57 Mill. Kè, das ist 111/2 Mill. mehr als im Vorjahre. Weiters 15 Mill. Kè, fast 10 Mill. Kè mehr als im Vorjahre, sind für Schul- und Kulturbeziehungen mit dem Auslande bestimmt. Hievon sollen 81/2 Millionen den Verbindungen mit der slavischen Welt und mehr als 3 Millionen der Pflege der Beziehungen zu Frankreich dienen. Diese soeben von mir genannten Zahlen beweisen klar und deutlich, von welchem Geiste der Staat geleitet wird. Deutsche Schulen, Lehranstalten und Fachschulen werden gedrosselt und aufgelöst, da für aber werden èechische Minoritätsschulen überall und dort erriehtet, wo nur halbwegs in einer Gemeinde einige wenige èechische Kinder vorhanden sind. In unzähligen Fällen wurde sogar. und das ist eine beschämende Tatsache für einen Staat der seinen Demokratismus in alle Welt hinausverkündet, sogar nur dadurch die Errichtung solcher gezeitigt, daß man mit allerhand Versprechungen und Drohungen die Kinder von deutschen Beamten, Arbeitern und Angestellten, die im Staatsdienste tätig sind, zum Besuche solcher èechischer Minoritätsschulen gezwungen hat. Man nenne mir doch einen einzigen Fall, daß im èechischen Gebiete, bei einem Vorhandensein von 5 bis 10 deutschen Kindern auch nur eine deutsche Minderheitsschule seit Staatsbestand eröffnet worden sei, wie dies im umgekehrten Falle in Ostböhmen, in Jungbuch, Niederadersbach und auch in Hunderten anderen Orten des Staates der Fall ist. So hat man beispielsweise in Trautenau ein solches Schulgebäude mit einem Aufwand von 15 Mill. Kè erbaut. Die von der Stadtgemeinde Eipel schon seit Jahren angestrebte Mittelschule mußte, um dem èechischen Chauvinismus nutzbar sein zu können, in Trautenau errichtet werden, dafür aber mußte die seit dem Jahre 1870 in Trautenau bestehende deutsche Lehrerbildungsanstalt aufgelassen werden und zwar, wie dies so schön gesagt wurde, aus Ersparungsgründen.

Die Trautenauer Lehrerbildungsanstalt wurde mit Erlaß des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 12. Juli 1870 als für Ostböhmen neu zu errichtende Anstalt genehmigt. Diese Anstalt konnte auf eine 56jährige sehr erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken, als ihre gänzliche Auflösung verfügt wurde. Die Anstalt wurde seit dem Jahre 1870 bis 1926 von 7088 Zöglingen besucht, der jährliche Durchschnitt betrug sonach 127. Die höchste Zahl der Besucher war im Jahre 1878 bis 1879 mit 209, die niedrigste im Schuljahr 1884 bis 1885 mit 120, ermittelt worden. Die Stadtgemeinde Trautenau, deren Schulfreundlichkeit und Opferwilligkeit für Volksbi!dung über jeden Zweifel erhaben ist, hat in den letzten 5 Jahren und zwar von 1921 bis 1926 für Beheizung und Gebäudeerhaltung dieser Anstalt die gewiß nicht kleine Summe 116.555.94 Kè aufgebracht.

Das ganze weitgestreckte ostböhmische Gebiet hat nun jetzt keine einzige deutsche Lehrerbildungsanstalt mehr. Von Troppau bis Reichenberg ist Trautenau geographisch geradezu bestimmt für eine solche Anstalt. Es ist einwandfrei nachzuweisen, daß bisher gerade in der Lehrerbildungsanstalt Trautenau zumeist die Söhne und Töchter ärmerer Volksschichten aus den von der Natur so stiefmütterlich bedachten Bezirksgebieten Grulich, Landskron, Röchlitz, Rokitnitz. Marschendorf, Schatzlar, Arnau, Weckelsdorf. Hohenelbe und Trautenau, ja sogar aus den Gebieten Westschlesiens und Nordwestmährens ihre Heranbildung genossen haben.

In den von mir genannten Bezirksgebieten - und hier sind nur die von Böhmen gemeint - wurden bei der letzten Volkszählung nahezu 1/4 Million deutscher Bewohner festgestellt.

Seit der Auflassung der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Olmütz wurde die Besucheranzahl an der genannten Anstalt noch verstärkt. Bis zum Jahre 1925 wurde an dem Bestande dieser Anstalt auch nicht gerüttelt. Am 12. Juni 1924 kam sogar ein Erlaß des Schulministeriums an die Direktion der Anstalt, nach welchem das Inventar der gleichen Anstalt in Leitmeritz im Jahre 1927 nach Trautenau zugewiesen werden sollte und es war höchst merkwürdig, daß knapp vor den Aufnahmsprüfungen und zwar am 26. Juni 1925 ein Erlaß des Ministeriums vom 22. Juni 1925 in Trautenau einlangte, nach welchem der erste Jahrgang des Schuljahres 1925/26 nicht mehr eröffnet werden dürfte.

Alle bisherigen, diese Anstalten betreffenden Vorstellungen, an denen sich außer mir noch die Abg. Schäfer, Simm und Sen. Ledebur beteiligten, blieben erfolglos und es wurde die Schließung dieser Anstalt von dem gegenwärtigen Schulminister erbarmungslos verfügt.

In der am 30. Jänner d. J. in Trautenau tagenden Protestversammlung, die sich in vollkommen sachlicher Weise mit der Erhaltung dieser Anstalt beschäftigte, waren 145 Gemeinden und Bezirke mit vielen Hunderten von Vertretern anwesend. die in einer einmütig gefaßten Entschließung die Erhaltung dieser Bildungsstätte forderten, doch leider umsonst. Ich habe als Beweis all des Gesagten die Entschließung hier und hätte es gerne gesehen, wenn der Herr Schulminister bei dieser Tagung dabei gewesen wäre. Jetzt, wo wir im demokratischen Zeitalter leben, soll und muß, wenn Gerechtigkeit noch etwas gilt in diesem Staate, das kulturelle Bestreben, auch des kleinsten Vo!kes hoch und höher getragen werden. Man nehme sich ein Beispiel an den nordischen Staaten. Auch der Staat muß ein Interesse daran haben, daß die in seinem Gebiete lebenden Völker als gleichberechtigte Bürger anerkannt und kulturell unterstützt werden.

Die Regierungspresse des Staates ist ja dem Auslande gegenüber darauf eingestellt, zu behaupten, daß er in seiner Völkerzusammensetzung eine Schweiz ersten Ranges ist.

Wenn man von maßgebender Seite immer wieder zu behaupten wagt, daß im Staate nur im Sinne des Demokratismus und des Rechtes regiert wird, so müßte sich diese der Welt vorgetäuschte Gerechtigkeit auch der Lehrerbildungsanstalt in Trautenau gegenüber auswirken und dies könnte durch die Wiedereröffnung dieser Anstalt gezeitigt werden. Ein gleiches Schicksal wie das von mir geschilderte soll der Staatsfachschule für Weberei in Starkstadt beschieden sein, deren Schließung im Jahre 1928 erfolgen soll.

Starkstadt ist ein dem großen Weltgetriebe entrücktes Städtchen in Ostböhmen und es hat mit Rücksicht auf die dort lebende, ländliche Armut, die frühere österreichische Regierung zur Hebung und Befruchtung des Wirtschaftslebens diese Fachschule im Jahre 1880 errichtet. Die durchschnittliche Schülerzahl in dieser Anstalt betrug im Jahre 48 bis 50 Schüler.

Die Jacquardweberei ist gegenwärtig die einzige Verdienstmöglichkeit der in dieser Gegend lebenden armen Handweber, da glatte Webwaren zur Zeit auf Handwebstühlen angefertigt werden. Ich muß gegen die von der Regierung geplante Verlegung der Staatsfachschule nach Nachod von dieser Stelle aus schärfsten Protest erheben, weil das wirtschaftliche Schicksal des Städtchens Starkstadt, seiner Umgebung und seiner armen Weberbevölkerung damit besiegelt und begraben wäre. Ich vermag nicht daran zu glauben, daß eine Regierung, die immer soviel von Gerechtigkeit herumspricht, zu all den bisher begangenen vielen Ungerechtigkeiten, jetzt wo Deutsche in der Regierung sitzen, noch eine neue Ungerechtigkeit hinzufügt und die Existenz vieler armer Bewohner gefährden will. Wenn man für den Moloch Militarismus Milliarden und für die Erbauung und Erhaltung von èechischen Minderheitsschulen Hunderte von Millionen aufzubringen vermochte, so werden ja wohl auch noch die paar zehntausend Kronen, die zur Erhaltung dieser Schule notwendig sind, aufzubringen sein. Ich müßte es geradezu als eine Schande allerersten Ranges bezeichnen, wenn man diese arme Gegend. in der Elend und Not zu Hause sind, ihrer Schule berauben würde, zu mal unter einem in Ostböhmen und zwar in dem Orte Bausnitz, wo derzeit insgesamt nur 14 èechische Kinder wohnen, eine neue èechische Schule erbaut werden soll und zwar dies umsomehr, da wenige Minuten von Bausnitz und zwar in Saugnitz, sich eine dreiklassige èechische Schule befindet, welche diesen Kindern den Besuch leicht ermöglicht.

Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP