Støeda 30. listopadu 1927

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 110. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze ve støedu dne 30. listopadu 1927.

1. Øeè posl. Wünsche (viz str. 4 tìsnopisecké zprávy):

Das Exposée des Finanzministers erhielt unter anderem dadurch eine ausgesprochene provokative Note, daß er zunächst eine Expansion im èechoslovakischen Schulwesen feststellte und dann erklärte, diese sei unbegründet. Der Unterrichtsminister hat es nicht gewagt, ein Wort gegen diese Unwahrheit zu sagen. Auch er ist also der Meinung, daß am Schulwesen gespart werden müsse. Ihm liegt viel mehr an der Erhaltung des finanziellen Gleichgewichtes im Staatsbudget als am Ausbau des Schulwesens. Er wagt es, namens einer Regierungsmehrheit, die jährlich 1.750 Millionen für Kanonen, Flugzeuge, Kasernen, Generäle, kurz für den Militarismus hinauswirft, zu sagen: "Wir müssen mit jedem Heller sparen." Diese Spartaktik richtet sich in erster Linie gegen die Arbeiter und Bauern, also gegen jene, die den Löwenanteil der Steuern aufbringen müssen und gegen die sich die Steuerreform richtet. Wir sind glücklich dabei angelangt, daß für das Jahr 1928 38 Millionen Kronen weniger für die Volksschulen eingesetzt wurden.

Der Staat sucht sich auch dadurch seiner Pflicht zu entziehen, daß die für die Lehrergehälter nötigen Summen nach den Plänen der Regierung von den Gemeinden, den Bezirken, den Ländern und erst in letzter Linie vom Staate beigesteuert werden sollen. Die Lehrer sollen also nach diesen famosen Plänen vier Brotherren gleichzeitig dienen. Bei den Herren Offizieren, welche die Söhne des Volkes nicht im Lesen, dafür aber im Schießen unterrichten, werden solche unwürdige Rechenkunststücke allerdings nicht gemacht.

Dr. Engliš hat ein Gemeindefinanzgesetz durchgedrückt, wodurch die Gemeinden zum Sparen erzogen werden sollen und dies hat dem reichsdeutschen Finanzminister Dr. Schacht so gut gefallen, daß nun auch er über die angeblichen Luxusausgaben der Städte und Gemeinden wettert. Die Gemeinden können infolge des Gesetzes unmöglich neue Lasten, auch wenn es Ausgaben für das Schulwesen sind, übernehmen. Heute schon müssen zahlreiche Gemeinden Millionenbeträge aus dem staatlichen Dotationsfond beanspruchen, weil 200% Umlagen nicht genügen. In zahlreichen Gemeinden wurde durch Beschluß in öffentlichen Sitzungen, der Rücktritt der Regierung auch mit den Stimmen von Regierungsparteilern gefordert, ein Beweis, daß eine tiefe Empörung in den Massen gegen die Steuerpolitik, gegen die Verwaltungsreform gegen das Gemeindefinanzgesetz, gegen den Abbau des Volksschulwesens und gegen die Kriegsrüstungen vorhanden ist. Die deutschen Regierungsparteien haben ja auch bei den Gemeindewahlen schwere Verluste davon getragen. Davon, daß nach dem Vorschlag des Dr. Engliš das Schulgeld wieder eingeführt werden soll, ist sogar Dr. Hodža scheinbar abgerückt, weil dieser lächerliche Plan von allen Fachleuten abgelehnt worden ist. Dr. Hodža hat im Budgetausschuß ein förmliches Feuerwerk von Ziffern abgebrannt, um den allerdings mißlungenen Nachweis dafür zu erbringen, daß Èechen, Deutsche, Slovaken und Polen im Bezug auf die Anzahl der Schulen gerecht behandelt würden. Es wurden, so sagte er, 173 neue deutsche Schulklassen errichtet. Allen Ernstes fragte er, ohne auch nur ein armseliges Wörtchen Widerspruch bei den deutschen Regierungsmameluken einzuheimsen: "Was für Beschwerden kann es da noch geben?" Diese Beschwerden richten sich gegen das ganze System. Deutsche Kinder sind in den deutschen Schulklassen in einer Zahl von 80 und 90 in einer Klasse zusammengepfercht, während in èechischen Minderheitsschulen manchmal nur 10 Kinder sitzen. Hier sagte aber Herr Hodža: "Reden wir lieber nicht davon", weil er sich nämlich die Gunst der èechischen Chauvinisten nicht verscherzen will. Herr Hodža tut so, als ob die Ansprüche der Minderheitsvölker vollkommen befriedigt wären, hat aber nicht ein Sterbenswörtchen über die Frage der Schulautonomie gesagt. Nicht gedacht sollte ihrer werden, dieses Wort ist aus seinem Konzept vollständig verschwunden. Freilich, eine Regierung, die mit deutschen Stimmen in der Gestalt der Verwaltungsreform einen unerhörten Angriff gegen die Demokratie vorbereitet, kann auch keine Selbstverwaltung im Schulwesen gewähren.

Wir Kommunisten haben eine Menge Anträge gestellt, die der Herr Unterrichtsminister vollkommen ignoriert. Wir fordern unter anderem für die Fortbildungsschulen nicht 18 Millionen, wie vorgesehen ist, sondern 36 Mill., für die Volks- und Bürgerschulen, fordern wir nicht 116, sondern 250 Mill. Kronen. Wir fordern " daß die Ausgaben für den Kultus, die um 43 Mill. gestiegen sind, vollständig gestrichen werden. Für dieses Geld kann Besseres zu Gunsten der Schüler geleistet werden. Vor allem könnten neue Sprengelbürgerschulen errichtet werden, die notwendig gebraucht werden. Die Ablehnung unserer Anträge wird uns in die Lage versetzen, die Schulfeindlichkeit des jetzigen Bürgerblocks draußen vor den Massen zu: entlarven. Auch das, was Hodža bezüglich der Forderungen der Lehrer sagte, waren nur vage Versprechungen. Zahlreiche Pensionisten werden verkürzt, die Lehrer sind überlastet, Hunderte von jungen Lehrern sind infolge der Abbaupolitik auch heute noch ohne Stellung, Brot und Verdienst. Die Lehrer haben gegen sich eine geschlossene lehrerfeindliche Front des internationalen Bürgertums.

Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf einen Erlaß des Landesschulrates, in welchem es heißt, daß alle Monate über Lehrer mit kommunistischer Einstellung Berichte eingesendet werden sollen. Kommunistische Gesinnung und Lehrertätigkeit seien unvereinbar. Auf Grund dieser amtlich angeordneten Spitzeltätigkeit wurde der Lehrer Honzl von Prag in ein Nest versetzt. Die agrarische Presse schrieb, daß aber auch die Landbewohner die Hetzer aus der Stadt nicht wollen. Der ganze Erlaß ist ungesetzlich, wird aber vom Herrn Hodža, der nach dem Grundsatze arbeitet: "Der Zweck heiligt das Mittel", sicherlich nicht aufgehoben werden.

Die Klerikalen bereiten einen großen Angriff auf das Schulwesen vor. Hodža steht diesen Bestrebungen als Mann, der die Rolle der Religion im Kampfe gegen den Sozialismus und Kommunismus im Interesse der Kapitalisten zu schätzen weiß, verständnisinnig gegenüber. Er beruft sich auf den religiösen Geist der Èechen und schändet dadurch die Arbeit der besten Vorkämpfer der Geistesfreiheit. Er bekreuzigt sich vor den freien, zynischen, hellen revolutionären Gedanken eines Anatole France, den er nur liest, um ihn zu verabscheuen. Er will die nationale Tradition des Hl. Wenzel fortführen. Auf diese Art wird die Kongrua verteidigt, die Übergabe der Kirchengüter an die Klerikalen in der Slovakei vorbereitet, es wird nach den Befehlen der Bischöfe das Konkordat langsam zur Welt gebracht. Dr. Beneš, der Sozialist, hilft dem Unterrichtsminister dabei. Die Forderungen der Klerikalen, daß auch in den Mittelschulen der Religionsunterricht obligat eingeführt werden soll, wird bald verwirklicht sein. Die Schulreaktion ist auf dem Marsche. Sie ist nur das Spiegelbild der wirtschaftlichen und politischen Reaktion, die sich auf allen Gebieten breit macht.

Herr Dr. Hodža hat einen großen Teil seines Exposées auch dem Kampf gegen den Bolschewismus gewidmet. Wir hatten in, der Debatte auf die gewaltige kulturelle Arbeit verwiesen, die in den zehn Jahren des Bestandes der Sowjetunion geleistet worden ist. Sie drückt sich darin aus, daß in Rußland heute 70% der Kinder Schulunterricht genießen, während in der Zeit des Zarismus dies nur bei 48% der Fall war. Das Bildungsprivileg wurde gebrochen. In erster Linie werden den Arbeitern und Bauern die Schulen einschließlich der Hochschulen geöffnet. Die Trennung der Kirche von Schule und Staat, die religionslose Erziehung der Kinder hat dem wissenschaftlichen marxistischen Denken Millionen Menschen zugeführt. Hält die jetzige Entwicklung Rußlands zum Sozialismus an, so ergeben sich ungeheuere Perspektiven des wirtschaftlichen Aufschwunges, der gleichzeitig auch ein kultureller Aufschwung ist. Hodža vermochte diese Tatsachen nicht zu bestreiten, daher redete er in dem Kapitel über Rußland um die Dinge herum. Er handelte, als er von der angeblichen Erstarkung der privatkapitalistischen Elemente in der Sowjetunion sprach, nach dem Rezept: "Man nehme einige konterrevolutionäre Phrasen, einige Ideen von Otto Bauer, also etwas Bauerismus, gebe eine Portion Thesen zu, wie sie gegenwärtig von der russischen Opposition erzeugt werden, mische dies alles tüchtig durcheinander und dadurch entsteht ein solcher Brei, der den èechoslovakischen Arbeitern das Grausen vor dem Bolschewismus beibringen kann." Diese Methode ist ebenso unoriginell wie erfolglos. Die Arbeiter auch dieses Staates stehen unter dem gewaltigen Einfluß der Tatsache, daß Sowjetrußland besteht und daß dort kraftvoll an die Lösung jener Fragen geschritten wird, die innerhalb des Kapitalismus unlösbar sind.

Erst im proletarischen Staat wird der Arbeiter frei sein von den Fesseln wirtschaftlicher Sklaverei, politischer Rechtlosigkeit, nationaler Bevormundung und kultureller Unterdrückung, wofür dies Schulbudget für 1928 ein deutlicher Ausdruck ist. Der ganze Staatsvoranschlag ist für uns ein Objekt des Kampfes, ein Gegenstand, den wir ablehnen und dem wir die eigenen proletarischen Forderungen gegenüberstellen. Unsere Antwort auf die Haltung des Schulministers und die Zusammensetzung des, Schulbudgets heißt also Kampf, Kampf, und wieder Kampf. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

2. Øeè posl. Hodiny (viz str. 11 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Das in Behandlung stehende Kapitel des Staatsvoranschlages "Schulwesen und Volkskultur" ist wohl das Gebiet, auf dem für die Zukunft das meiste zu bearbeiten und zu bereinigen sein wird, ein Gebiet, auf welchem in früheren Zeiten dem deutschen Volke die größten Wunden geschlagen wurden, die der Heilung entgegenzuführen derzeit der Versuch gemacht wurde. Es kann festgestellt werden, daß sich die Situation soweit geändert hat, daß es selbst schon èechische Referenten wagen, bei Besprechung des Kapitels des Staatsvoranschlages von den ganz unwürdigen Verhältnissen auf Seiten des deutschen Schulwesens zu sprechen.

Ich erlaube mir, auf den Umstand hinzuweisen, daß ein èechischer Referent ein erstesmal mit besonderem Nachdruck auf die unwürdigen und ganz unhaltbaren Zustände bei der landwirtschaftlichen Hochschulabteilung der Prager Technik in Tetschen-Liebwerd hinwies und gleichzeitig die glänzenden Verhältnisse auf èechischer Seite in Ouøinoves hervorhob. Es wäre unendlich wertvoll gewesen, wenn sich der Herr Referent der Mühe unterzogen hätte, auch noch die verschiedenen anderen deutschen Hochschulabteilungen in Prag und Brünn aufzusuchen. Sein Urteil wäre sicher nicht besser geworden. Die in Aussicht genommene Regelung dieser unmöglichen Verhältnisse wird wohl einer außerordentlichen Beschleunigung bedürfen, da die derzeitigen Verhältnisse, insbesondere auf den Kliniken nicht noch ein oder zwei Jahre andauern können. Ebenso sind die bereits wiederholt behandelten Vorarbeiten zwecks Errichtung der Handels-, Forst-, Tierarznei-, Bergbauabteilungen usw. zu beenden und mit der größtmöglichsten Beschleunigung der Verwirklichung zuzuführen. Besonders arg steht es um die Fürsorge für unsere deutschen Studenten und es wäre wohl am Platze, wenn auch hier entsprechend der reichen Studentenfürsorge auf èechischer Seite seitens der berufenen Faktoren größere Mittel zur Verfügung gestellt würden, um dem auf den deutschen Hochschulen und unter der deutschen Studentenschaft herrschenden Elend halbwegs abzuhelfen.

Die Mittelschulen sind auf deutscher Seite bereits bis aufs äußerste restringiert. Auch die Anstalten der anderen Völker bedürfen desselben Wohlwollens, wie wir es auf èechischer Seite finden können. Eine Anpassung der gesamten Mittelschulen an die jetzigen Zeitverhältnisse und ein endliches Aufhören mit den verschiedenen Versuchen, die auf dem Gebiete der Mittelschule bisher zu beobachten waren, werden auch auf dem Gebiete der Mittelschule Beruhigung eintreten lassen. Auch auf diesem Gebiete gehen unsere Wünsche dahin, daß der Bevölkerungsschlüssel als die Verhältniszahl für die. Zuwendung von staatlichen Mitteln in Anwendung gebracht werden müsse.

Die schlechten Unterbringungsverhältnisse an so mancher deutschen Mittelschule sind nur durch schleunigsten Neu- oder Umbau zu beheben.

Für den größten Teil der Bevölkerung bedeutet die Bürgerschule bezw. die höher organisierte Volksschule den Abschluß der Volksbildung, es bedarf insbesondere das Landvolk zwecks Hebung seines allgemeinen Volksbildungsniveaus wärmster Fürsorge seitens des Unterrichtsministeriums. Die Errichtung deutcher Bürgerschulen stößt noch immer auf die größten Hindernisse, trotzdem die betreffenden Schulgemeinden bereit sind, die größten Opfer zu bringen. Unter nichtigen Vorwänden, unter Hinweis auf das in Vorbereitung befindliche Sprengelbürgerschulgesetz wird die Errichtung deutscher Bürgerschulen in Schulgemeinden, wo sämtliche Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, wo Kinder in ausreichendstem Maße aus einem ganz beschränkten Umkreis zur Verfügung stehen, abgewiesen, während wir auf èechischer Seite noch immer eine förmliche Schulgründungswut konstatieren müssen. Es werden jedoch bei diesen Schulgründungen die notwendigen Mittel nicht von den Schulgemeinden selbst aufgebracht, sondern stellt dazu der Staat bereitwilligst die Mittel zur Verfügung, trotzdem aus dem Umkreis der Schulgemeinde die notwendige Kinderzahl niemals zu erreichen ist. Die Kinder werden kilometerweit mit der Bahn herangeführt. oder wie es z. B. in Schöllschütz bei Brünn der Fall ist, wird den Kindern der bequeme Weg zur Schule mit der Bahn nach Brünn, welcher in 10 bis 16 Minuten zurückzulegen ist, eingestellt und die Kinder aus Klein- und Großraygern gezwungen, über Land bis 9 Kilometer weit zu laufen, um im deutschen Schöllschütz, welches eine Kinderzahl von nur 6 èechischen Kindern hat, an der dort errichteten èechischen Minderheitsbürgerschule den Unterricht zu genießen. Auf der anderen Seite müssen aber tagtäglich 60 bis 70 Kin der aus den Gemeinden Kleinurhau, Großurhau und Tikowitz den 4 bis 6 Kilometer weiten Weg nach Schöllschütz machen, um im deutschen Schöllschütz die èechische Schule erhalten zu können. In der Gemeinde Großurhau selbst steht ein siebenklassiges Schulgebäude zur Verfügung und wäre hier wohl eher dem Wunsche der èechischen Bevölkerung selbst Rechnung zu tragen, die Bürgerschule dort zu errichten und die Kinder nicht tagtäglich den weiten Weg zu jagen. Wenn sich im ganzen èechischen Volk die Meinung durchdringt, daß auch auf dem Gebiete des Schulwesens endlich Vernunft und nicht nur immer die Hetze von Einzelpersonen maßgebend sein soll, wird auch hier Besserung geschaffen werden. Derartige Fälle könnten viele aufgezählt werden. Es ist daraus zu ersehen, wie hier Mißbrauch getrieben wird mit dem Charakter der Minderheitsschulen. Auf diese Art ist die Zahl der èechischen Bürgerschulen hoch angestiegen, während wir auf deutscher Seite noch über 100 Bürgerschulen errichten müßten, um zu demselben Verhältnis zu kommen.

Wir sehen, daß auf dem Gebiete der Volks- und Bürgerschulen gewisse Hemmungen bestehen, da derzeit Einzelpersonen oder einzelne Parteien über das Wohl und Wehe der Schulen anderer Nationen zu entscheiden haben. Es ist daher notwendig, daß die vom Herrn Unterrichtsminister angekündigte Schulreform außerordentlich beschleunigt wird, um endlich auf dem Gebiete des Schulwesens Beruhigung Platz greifen zu lassen, deren gerade das Gebiet des Schulwesens und der Volkskultur bedarf.

Insbesondere bedarf der ganz unhaltbare Zustand, wie er heute bei den Bezirksschulausschüssen und Landesschulräten gefunden wird, der Regelung. Die Bezirksschulräte und die deutschen Sektionen der Landesschulräte haben heute eine Agenda, für deren Erledigung es vollkommen genügen würde, einige Beamte zur Verfügung gestellt zu erhalten, um nicht von einer Arbeit der deutschen Sektion des Landesschulrates zu sprechen.

Die Gehaltsfrage, die Versetzungen und Beurlaubungen von Lehrpersonen sind gewiß ein wichtiger Bestandteil der Arbeiten, aber letzten Endes doch nicht das, was man sich unter der Tätigkeit einer deutschen Sektion des Landesschulrates vorstellt, Die deutschen Sektionen haben doch über das Wohl und Wehe der deutschen Schulen zu wachen, der deutschen Sektion Aufgabe ist es, Forderungen nach Errichtung und Erweiterung der Schulen und Klassen zu überprüfen und deren Errichtung in die Wege zu leiten.

Es kann auf die Dauer nicht angehen, daß Einzelpersonen, noch dazu Angehörige einer anderen Nation, weiter bevol!mächtigt bleiben, nach eigenem Gutdünken Klassen zu sperren und zu eröffnen, Deshalb ist doch eben seinerzeit die Schulverwaltung sektioniert worden, damit jedes Volk sein höchstes Gut im edelsten Wetteifer betreut und verwaltet sieht. Damit ist auch die Bahn betreten zu der immer wieder betonten Frage der Schulautonomie und sind sich die deutschen Mehrheitsparteien und insbesonders meine Partei dessen bewußt, daß die vom Herrn Unterrichtsminister aufgeworfene Frage nicht mehr zum Stillstand kommt, daß sie Schritt für Schritt weiter verfolgt und diese Forderung unseres Volkes auf diesem, Gebiete endlich einer gerechten Lösung zugeführt wird.

Ebenso wichtig ist die Frage der Errichtung von Parallelklassen. Der derzeitige Standpunkt, wonach 70 Kinder erst die Parallelisierung begründen, ist unhaltbar. Auch schon 60 und 50 Kinder in einer Klasse zu sehen und dann vom Lehrer zu verlangen, daß er diese 50 jungen Menschen in gleicher Art in ihrer Bildungsbestrebung vorwärts zu bringen vermag, ist ausgeschlossen. Es ist dies eine verkehrte Sparmaßnahme und wäre h: er wohl die Fortsetzung derartiger Sparmaßnahmen und die Überfüllung der Klassen mit über 50 Kindern das Verkehrte, was wir auf dem Gebiete des Sparens machen könnten, Am fürchterlichsten wirkt sich diese Erschwernis wohl bei den niederorganisierten Volksschulen aus, weil da womöglich sämtliche 8 Jahrgänge oder bei zweiklassigen Schulen drei, bezw. fünf Jahrgänge in einer überfüllten Klasse in Abteilungen Unterricht genießen. Insbesonders wäre bei den ein- und zweiklassigen Volksschulen die Mindestzahl für die Parallelisierung der betreffenden Klasse auf 40 herabzusetzen. Dadurch wäre es möglich, daß nicht nur die bestbefähigten Kinder das durch den Lehrplan gesteckte Lehrziel erreichen, sondern daß dann auch der Lehrer die große Masse der mittel- und minderbefähigten Kinder mit auf ein gewisses Allgemeinbildungsniveau von Volksbildung zu bringen vermag.

Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß es im modernen Staate nicht mehr von Orts- oder Bezirksfaktoren abhängen kann, ob da oder dort für einzelne Orte oder Bezirke Hilfsschulen errichtet werden, Es ist meines Erachtens Pflicht des Staates und des Unterrichtsministeriums beschleunigt vorzusorgen, daß in allen Bezirken und größeren Orten, insbesondere dort, wo dem Bedarfe danach durch den Wunsch der Bevölkerung wiederholt Ausdruck verliehen wurde, überall derartige Hilfsschulen zu errichten. Hand in Hand damit müßte aber auch seitens des Gesundheitsministeriums und des Ministeriums für soziale Fürsorge Vorkehrung getroffen werden, um diesen geistig minderentwickelten Kindern, die zumeist auch infolge körperlicher Mängel in der Entwicklung zurückgeblieben sind, die Möglichkeit zu bieten, in derartigen öffentlichen orthopädischen Anstalten auch körperlich weiter herangebildet zu werden. Wie viele Menschen könnten dadurch vom Verbrechen abgehalten werden, dem sie notwendigerweise zugeführt werden, da sie sich durch die Vernachlässigung in der Familie, in der Schule und heranwachsend in der menschlich en Gesellschaft, überall hintangesetzt und verstoßen fühlen.

Die Volksschule hat in einem oder in zwei Jahren die Kriegsfolgen und die Nachkriegserscheinungen bereits überwunden, es werden dort normale Kinder- und Schulverhältnisse eintreten. Es kommen heute noch, trotzdem seit dem Beginn des Schuljahres schon Monate vergangen sind, noch vielfach Fälle vor, daß Klassen mit übergroßen Schülerzahlen zu finden sind, Dies wird damit begründet, daß seitens des betreffenden Ortsschulrates gegen die geplante Umreihung, wodurch eine Herabsetzung der Schülerzahl in den einzelnen Klassen möglich wäre, Einspruch erhoben worden wäre. Laut Ministerialerlaß Z. 161.373 vom 5. Mai 1925 war die Umreihung verschiedener Abteilungen in verschiedenen Klassen möglich, so zwar, daß beispielsweise bei einer vierklassigen Schule die erste Abteilung der zweiten Klasse mit der zweiten Abteilung der vierten Klasse zusammengelegt werden konnte. Diesen Zustand sucht man auch jetzt noch aufrechtzuerhalten und begründet das Festhalten daran damit, - und ist dies insbesondere die Auslegung des Landesausschusses - daß dadurch Ersparnisse gemacht werden können. Versetzen wir uns in die Lage der Schüler und des Lehrers, der in derselben Klasse den Unterricht des zweiten Schuljahres und des siebenten und des achten Schuljahres leiten soll. Aus pädagogischen Rücksichten ist die Aufrechterhaltung dieser Ministerialverordnung unmöglich. Wir alle und insbesondere das Schulministerium mit seinen untergeordneten Behörden haben die Pflicht, die Schäden, die die Nachkriegszeit dem Bildungsfortgang durch die Restriktion der Klassen geschlagen hat, wieder gutzumachen, Niemals kann dies durch schier mittelalterlich anmutende Ministerialerlässe geschehen. Ebenso wäre eine Entscheidung des Ministeriums notwendig, um endlich den Wünschen der deutschen Bevölkerung nach Regelung des Èechischunterrichtes an den deutschen Schulen Rechnung zu tragen. Derzeit wird von Èechischlehrern die volle Lehrverpflichtung an der betreffenden Schule gefordert. Es soll, wie verlautet, für die Zukunft nicht geduldet werden, daß ein Èechischlehrer, der den Unterricht an der Bürgerschule erteilt und dort infolge der geringen Èechischstundenzahl nicht die volle Lehrverpflichtung erreicht, auch den Unterricht im Èechischen an der Volksschule erteilt, die gerade den Unterbau für diese Schule bedeutet. Auf diese Weise wäre es unmöglich, auch an den Dorfschulen den Èechischunterricht einzuführen, außer wir warten, bis die in den letzten Jahrgängen absolvierten Lehramtskandidaten eine Anstellung bekommen. Bis zu dieser Zeit ist es jedoch leicht möglich, daß geprüfte Lehrer im Wanderunterricht an 3 oder 4 Volksschulen verschiedener Orte den Èechischunterricht erteilen und dadurch die volle Lehrverpflichtung erreichen. Nicht minderwichtig für das Volksbildungswesen ist wohl der Umstand, daß zu Lehrern, insbesondere an niederorganisierten Schulen nur beste und einwandfreie Lehrperson en ernannt werden. Was eine moralisch minderwertige Lehrperson an Volksschulen für Schäden anzurichten vermag, ist allgemein bekannt und wäre es notwendig, daß nach einem öfteren Verweis recht scharf zugegriffen wird, da infolge Schonung einer moralisch minderwertigen Einzelperson oft eine ganze Schulklasse, eine ganze Schule, ja selbst ein ganzes Dorf moralisch auf Abwege gebracht werden kann, Gewiß ist der Unterricht an niederorganisierten Schulen im Verhältnis zu höherorganisierten Schulen mit einer geistigen Fronarbeit zu vergleichen und sollte deshalb diesen geistigen Lehrer- Schwerarbeitern zumindest die Anerkennung dadurch ausgesprochen werden daß die ungerechtfertigte vierte Ortszulagenklasse beseitigt würde. Gewiß wird es dem Herrn Finanzminister möglich sein, hier auf Grund der Ersparnisse auf anderen Gebieten ein Unrecht wettzumachen, an dem die Betroffenen schwer leiden. Ebenso ist noch ein weiteres Unrecht wieder gutzumachen, begangen an den alten Schulveteranen, die mit 1. Jänner 1926 zumeist gegen ihren Willen abgebaut wurden. Nicht nur, daß sie aufgefordert wurden, mit 1. Jänner um ihre Pensionierung einzukommen, sie wurden laut Dekret mit 1. Jänner pensioniert, jedoch weiter tief in das Jahr 1926 hinein noch beim Lehrfach belassen, ohne daß man ihnen dann bei ihrer endgiltigen Entlassung bzw. beim Übertritt in den Ruhestand diese Zeit in Abrechnung brachte oder ihre Pensionsansprüche nach der neuen Regelung festlegte.

Eine weitere Frage muß hier noch angeschnitten werden, die besonders auf dem Lande großen Unwillen erregt. Man sollte wohl annehmen, daß an, die niederorganisierten Schulen infolge des außerordentlich beschwerten Unterrichtsbetriebes nur bestqualifizierte Lehrpersonen gehören, um den an sie gestellten Forderungen gerecht zu werden. Nicht nur, daß seitens der Unterrichtsverwaltung die schon seit Jahr und Tag in Aussicht gestellte Einklasslerzulage wieder verschwand, sollen neuerdings einklassige Schulen wieder zu Straf- und Verbannungsanstalten für unfolgsame oder sonst minderqualifizierte Lehrpersonen gemacht werden, Namens der deutschen Landgemeinden verwahre ich mich auf das entschiedenste dagegen, daß Lehrpersonen, die in der Stadt nicht taugen, strafweise in unsere Landschulen versetzt werden. Wenn es nicht möglich ist, einen Lehrer an einer höher organisierten Schule unter der Leitung ein es bewährten tüchtigen Leiters der Schule zur Vernunft zu bringen, dann gehört er nicht auf den Posten eines Volkserziehers und ebensowenig gehört er auf die Stelle eines Jugendbildners draußen auf dem Lande, Wir verwahren uns dagegen, daß in der Stadt aufgewachsene kommunistische Lehrer an unsere Dorfschulen versetzt werden und sich dort gelegentlichst mit der Demoralisierung unserer Landjugend befassen. Es wird die Landbevölkerung zur Selbsthilfe greifen und derartige Lehrer durch Nichtbesuch der von ihnen geleiteten Klassen ablehnen. Die Bestellung von Lehrern, die die religiöse Einstellung der Eltern achten und persönliche sowie politische Einstellung nicht auch auf die Schule übertragen, fordern wir an, Die Schulen müssen freibleiben vom Einfluß jeder Art, ob von hüben oder drüben.

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