Støeda 30. listopadu 1927

8. Øeè posl. Krebse (viz str. 73 tìsnopisecké zpráry):

In einer der letzten Sitzungen des Abgeordnetenhauses hat Herr Abg. Windirsch in unerhörter Weise die Zeit des revolutionären Kampfes um das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen herabgewürdigt. Seine Worte dürfen auch von meiner Seite nicht unwidersprochen bleiben.

Als die Kanonen des Weltkrieges verstummten und der deutsche Soldat, der durch 4 Jahre eine Welt von Feinden, 23 Staaten der Erde, in Schach gehalten hatte, sein Gewehr in die Ecke stellte, da vermeinte unser ganzes Volk, daß das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker gesiegt habe. Woodrow Wilson, das Oberhaupt des größten und entscheidendsten Staates im Weltkriege, hatte dieses Prinzip als die leitende Idee der Alliierten bezeichnet und der Waffenstillstandsvertrag wurde in ihrem Zeichen abgeschlossen.

In unserer Heimat gingen Dinge von unerhörtester Bedeutung vor sich! Die tausendjährige Geschichte Österreichs ging zu Ende, die Monarchie zerfiel und die Nationalstaaten bildeten sich auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Auch unsere sudetendeutsche Heimat machte von diesem Rechte Gebrauch. Einmütig wie noch nie in ihrer Geschichte forderte sie gemeinsam mit Deutschösterreich den Anschluß an das Deutsche Reich. Bereits am 21. Oktober 1918 hatte sich in Wien die deutschösterreichische Nationalversammlung gebildet und am 29. Oktober 1918 beschloß die deutschböhmische Landesversammlung genau so wie die Landesversammlung der Provinz Sudetenland, in ihrer denkwürdigen Sitzung im niederösterreichischen Landhause zu Wien, einstimmig folgendes:

"Im Namen des von ihr vertretenen Volkes und Gebietes erklärt die Landesversammlung Deutschböhmen als eigenberechtigte Provinz des Staates Deutschösterreich, erkennt bis zur endgültigen Ordnung der Verfassung die Montag den 21. Oktober 1918 im Landhause zu Wien gebildete deutschösterreichische Nationalversammlung als ihre einzige und höchste gesetzgebende Körperschaft, die von ihr eingesetzten Behörden als ihre übergeordneten Behörden an und erklärt die Beschlüsse der deutschösterreichischen Nationalversammlung und die Anordnungen der deutschösterreichischen Behörden für sich selbst, wie für das vom Landtage vertretene Volk und Gebiet ohne Vorbehalt für bindend. Die Provinz Deutschböhmen steht somit zu gleichen Rechten und Pflichten den übrigen Ländern Deutschösterreichs zur Seite und gelobt, deren Schicksal in unverbrüchlicher Gemeinschaft und Treue zu teilen."

Eine gleiche Erklärung gab Landeshauptmann Dr. Freissler für die Provinz Sudetenland ab. Damit war das Recht der freien Selbstbestimmung der sudetendeutschen Siedlungsgebiete ausgeübt. Dies wurde ausdrücklich in einer Note Deutschösterreichs am 30. Oktober 1918 an den Präsidenten Wilson hervorgehoben. In brüderlicher Herzlichkeit hatte der österr. Staatskanzler Dr. Karl Renner die Vertreter der sudetendeutschen Provinz in der Nationalversammlung begrüßt und erklärt: "... aber gerade in dieser Stunde, wo es so leicht und so bequem und vielleicht auch so verführerisch wäre, seine Rechnung abgesondert zu stellen und vielleicht auch von der List der Feinde Vorteile zu erhaschen, in dieser Stunde soll unser deutsches Volk in allen Gauen wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft."

Und fürwahr, die Größe dieser Stunde wird niemand vergessen, der sie erleben durfte. Was später in unserer Heimat folgte, ist bekannt. Besetzung aller wichtigen Gebiete und Städte durch èechische Soldaten und Duldung dieser Besetzungen durch unser Volk, in der Hoffnung auf das Selbstbestimmungsrecht und dessen Erfüllung durch die Friedensverträge. In dieser Zeit hat unser Volk unerhörte seelische Lasten getragen und ich stehe nicht an zu erklären, daß sie die heroischeste Zeitunseres Landes war. Ein Volk, das im Glauben an den Sieg eines großen Prinzips, des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, die Waffen zur Seite stellt, und sich wie ein Mann den Bedingungen der Friedenskonferenz unterwirft, ein Volk, das im Stahlgewitter des Weltkrieges glaubte, eine neue Zeit für die Menschheit heraufziehen zu sehen, wartete geduldig auf die Entscheidung. Seine Führer - ohne Unterschied der Partei aber arbeiteten ununterbrochen für die Anerkennung der sudetendeutschen Selbstbestimmung.

Als am 4. März 1919 die gewaltigen Kundgebungen von Hunderttausenden in allen sudetendeutschen Städten neuerdings den klaren Willen des Volkes nach dem Anschluß an Deutschösterreich aller Welt dartaten und an diesem Tage ein halbes Hundert wehrloser sudetendeutschen Männer, Frauen und Kinder sich in ihrem Blute wälzten, da ahnte dieses Volk, zu spät, wie es um sein Recht betrogen worden war.

Am 28. November 1927 hatte der Abgeordnete des Bundes der Landwirte Herr Windirsch den traurigen Mut, über diese Zeit größter Seelennot und wahrhafter Seelengröße unseres Volkes spöttisch herzufallen und von einer "Groteske der deutschböhmischen Landesregierung" gesprochen. Wir werden mit ihm über die Taten und die Verantwortung der auf denselben Grundlagen wie die èechische Nationalversammlung erwählten sudetendeutschen Landesregierungen nicht rechten, wir verweigern ihm aber das Recht, auf eine große Zeit unserer Geschichte die Unflat seiner Kriecherei zu schleudern, und gestatten ihm nur, sich mit seiner politischen Unwissenheit zu brüsten. Deshalb sagen wir es nicht ihm, sondern unserem Volke, daß die Zeit der sudetendeutschen Landesregierungen eine Zeit der bedeutungsvollsten sudetendeutschen Geschichte war. Der Präsident Masaryk selbst - der wahrlich von diesen Dingen mehr weiß, als mancher andere sagt in seinem Buche "Die Weltrevolution" auf Seite 325 wörtlich: "Dagegen beunruhigten mich die Meldungen über eine separatistische Bewegung der Deutschen und die Versuche, ein Deutschböhmen zu organisieren; als jedoch berichtet wurde, daß auch ein Sudetenland, später ein Deutschsüdmähren und sogar ein Böhmerwaldgau entstanden, schwanden meine Befürchtungen: solche Zersplitterungen waren allein schon ein starkes Argument gegen die Separation. Doch war die Frage unserer Deutschen stets ernst. Die Amerikaner und die Engländer bestanden auf einer abstrakten Formulierung des Selbstbestimmungsrechtes."

So standen die Dinge in Wahrheit und das sudetendeutsche Volk stand gar nicht so ferne von der Erfüllung seines Selbstbestimmungsrechtes, als man ihm heute gerne einreden will. (Výkøiky posl. inž. Junga a Knirsche.)

Diese geschichtlichen Feststellungen waren nötig, um die Verdrehungen des Herrn Windirsch der Verachtung aller ehrenhaften Deutschen preiszugeben. Wir bekennen uns mit freudigem Stolz dazu, daß wir die Verantwortung für diese Zeit der sudetendeutschen Geschichte mitgetragen haben. Wir Nationalsozialisten haben sie mitgetragen mit den Vertretern der deutschen Sozialdemokraten, des deutschen Bürgertums und auch der deutschen Bauernschaft. Wir wollen es festhalten, daß nicht nur der 2. Landeshauptmannstellvertreter Maixner ein Parteigenosse des Herrn Windirsch war, sondern daß auch der gewesene Landesausschußbeisitzer Soukup die Abgeordneten Mayer, Krützner und der jetzige Senator Erdmann Spiess derselben Partei angehörten. Wir wollen weiters aller Welt ins Gedächtnis rufen, daß die erste staatsrechtliche Erklärung vom 1. Juni 1920 und jene vom 18. Dezember 1925, die der Amtsvorgänger des Herrn Windirsch Abgeordneter Prof. Spina abgegeben hat, auch im Namen des Bundes der Landwirte und daher auch in jenem des Herrn Windirsch abgegeben worden ist. Er möge sich diese staatsrechtlichen Kundgebungen nachlesen und seiner politisch-geschichtlichen Wissenschaft die nötige Ergänzung hinzufügen.

Laut und deutlich aber erklären wir: Wir verwerfen jede Absicht und bekämpfen jeden Versuch, die Taten der führenden Männer und die Gesinnung unseres ganzen sudetendeutschen Volkes aus der Zeit des revolutionären Kampfes um das Selbstbestimmungsrecht herabzusetzen und zu besudeln.

Hohes Haus! Der Staatsvoranschlag für das Jahr 1928 gibt uns Gelegenheit, die wichtigsten volkswirtschaftlichen Ereignisse der letzten Jahre einer kritischen Prüfung zu unterziehen und die Linie der künftigen Entwicklung zu suchen.

Während es in den ersten Jahren nach dem Umsturz vielfach so scheinen mochte, als ob die Èechoslovakei eine Insel sei, die in den aufgewühlten Fluten des mitteleuropäischen Inflationsmeeres unberührt von den Vorgängen der Umgebung bleiben werde, ist es mit jedem Jahr, das in diesen Erdteil wieder geordnetere Verhältnisse brachte, klarer geworden, wie unzerstörbar die wirtschaftlichen Zusammenhäge Mitteleuropas auch in Zukunft bleiben. Aus dem Chaos der Nachkriegszeit zeichnen sich immer deutlicher die künftigen Formen der wirtschaftlichen Zusammenhänge am grauen Himmel der Zukunft. Unaufhaltsam nähern sich die nach Volkszugehörigkeit, Wirtschaft und geographischer Lage zusammengehörigen Gebiete Deutschlands und Deutschösterreichs. Deutschland selbst macht unter dem ungeheuren Druck der Dawesgesetze einen völligen Umwandlungsprozeß in seinen industriellen Produktionswerkstätten durch, der letzten Endes wiederum zu einer gewaltigen Wirtschaftsentwicklung und ungeheueren Produktionsvermehrung im Reiche führt. Vom Weltmarkt in immer größerem Umfange durch England und Amerika abgedrängt, seiner Kolonien beraubt und um seine Seemacht betrogen, muß es sich in immer größerem Maße dem Südosten und Osten Europas zuwenden. Verstärkte Handelsinteressen in Ungarn, Südslawien, Bulgarien, Rumänien, in Polen, den Randstaaten, dem Balkan und Rußland sind die Folgen dieses Zustandes für Deutschland.

Mittlerweile geht praktisch der wirtschaftliche Anschluß Österreichs an Deutschland seiner Wege. In diesem Raum großer wirtschaftspolitischer Interessensphären liegt die Èechoslovakei. Wer die geographische Lage dieses Landes überblickt, wer die Wasserstraßen, Handelswege und die Struktur der Industrie dieses Landes überprüft, der weiß, daß seine ganzen zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten einzig und allein an der Seite der großen mitteleuropäischen Wirtschaftsentwicklung liegen.

Diese Tatsachen zu leugnen, oder aber ihnen geringere Bedeutung beizumessen, als sie verdienen, ist unklug und muß zum Schaden der Wirtschaft dieses Landes werden. Darum ist es unbegreiflich, warum der Herr Finanzminister Dr, Engliš sich in seinem Exposé über den Staatsvoranschlag so sehr bemühte, diese Zusammenhänge zu leugnen oder doch ihre Bedeutung herabzusetzen. Diese Haltung eines Mannes, der doch sicher die Bedeutung Deutschlands für unseren Export und Import genau kennt, ist nur aus bestimmten politischen Einflüssen zu erklären. Es mag für gewisse èechische Kreise allerdings ein unerträglicher Gedanke sein, daß die Wirtschaftsentwicklung dieses Landes in immer höherem Umfange von der deutschen Wirtschaft beeinflußt wird. Gerade diese Kreise, die bei der Friedenskonferenz in St. Germain die Angliederung der sudetendeutschen Industriegebiete mit rein wirtschaftspolitischen. imperialistischen Argumenten begründeten, müssen fürchten, daß eben solche wirtschaftliche Gründe für die Aufgabe ihrer ganz im Gegensatz zu den wirtschaftlichen Interessen der Èechoslovakei stehenden Außenpolitik geltend gemacht werden. Man kann doch nicht dauernd in einem seelischen Kriegszustand mit dem ganzen deutschen Volk stehen, das nun nicht nur innerpolitisch ein wichtiger Faktor ist, sondern darüber hinaus im Außenhandel dieses Staates der größte Lieferant und Käufer zugleich ist, Da scheint nun der Herr Finanzminister es für nötig gehalten zu haben, Vorsorge zu treffen, da mit die "gefährlichen" Auffassungen von den wirtschaftlichen Zusammenhängen mit Deutschland nicht allzugroße Verbreitung gewännen. Und deshalb glaubte es der Herr Finanzminister nötig zu haben, von der Überschätzung des Einflusses der deutschen Wirtschaft auf die des èechoslovakischen Staates warnen zu müssen.

Wir halten diese Bemühung des Herrn Finanzministers nicht nur für zwecklos, sondern auch falsch. Gerade in dem Um stand, daß die hiesige Konjunktur um 10 Monate später einsetzte, als die Deutschlands, beweist uns, entgegen den Auffassungen Dr.. Engliš', daß dies eine Folgewirkung des Aufschwunges der deutschen Wirtschaft ist. Haben wir denn vergessen, wie ungeheuer die Arbeitslosigkeit bei uns wütete. als Deutschland an seiner Inflation litt? (Sehr richtig!)

Will der Herr Finanzminister leugnen, daß nur durch die reichsdeutschen Aufträge der gewaltige Umfang unserer Industrie möglich ist? Wie war es denn diesmal? Zuerst erholte sich der innere Markt Deutschlands nach den Schlägen der Inflation, er gewann an Aufnahmskraft und brachte jene Teile der deutschen Industrie in Gang, die bis dahin nicht arbeiteten. Die Aufnahmsfähigkeit des innerdeutschen Marktes war so groß, daß große Aufträge über die Grenze - zum größten Teil in die Èechoslovakei - gingen. Dadurch er ist verschwand bei uns der größte Teil der Arbeitslosigkeit in der Industrie, die jetzt wieder exportieren konnte und die hiesige Arbeiterschaft wurde wieder ein kaufkräftiger Konsument und befruchtete so ihrerseits unseren Markt. Aus der starken Aufnahmsfähigkeit des innerdeutschen Marktes gewann die hiesige Industrie aber auch dadurch, daß die große Beschäftigung der reichsdeutschen Industrie diese nicht mehr so wie früher zwang, in den anderen Nachbarstaaten als Konkurrent um jeden Preis aufzutreten und daß dadurch eine Reihe Absatzgebiete wieder zurückgewonnen werden konnten. Ich will nur ganz kurz darauf verweisen, daß Deutschland und Deutschösterreich 441/2% unserer gesamten Einfuhr stellen, während sie 46% aller unserer exportierten Waren aufnehmen. Wenn man dem gegenüberstellt, daß Frankreich nicht ganz 4% - also nicht einmal ein Zehntel - unserer Exportsumme aufnimmt, dann kann man sich die überragende Bedeutung des reichsdeutschen und deutschösterreichischen Marktes für unsere ganze Wirtschafts- und Währungspolitik vorstellen.

Diese Entwicklung ist dem Herrn Finanzminister sicherlich wirtschaftlich sehr willkommen - aber politisch scheint sie ihm höchst unangenehm zu sein. Das ist deshalb bedauerlich, weil es einfach unhaltbar ist, mit dem für unsere zukünftige Entwicklung ganz bedeutungslosen Frankreich politisch zu paktieren, während man für die harten Tatsachen, die sich aus den wirtschaftlichen, geographischen und volkspolitischen Zusammenhängen ergeben, gar kein Verständnis, aufbringen will. (Sehr richtig!)

Wenn wir uns der Finanz- und Wirtschaftspolitik des èechoslovakischen Staates zuwenden, dann stoßen wir zunächst auf das wichtigste Gesetz des heurigen Jahres, das Gesetz betreffend die Regelung der Finanzwirtschaft der Gemeinden. Seit dem vergangenen Jahre durchziehen alle Reden des Herrn Finanzministers die Klagen über die Finanzwirtschaft der Selbstverwaltungskörper. Auch in seiner heurigen Budgetrede hat er über die, bedeutende Erhöhung des Geldbedarfs der, Gemeinden Klage geführt. Er hat aber vergessen, zu sagen, daß die heurigen Erhöhungen fast ausschließlich als die Folge des obgenannten Gesetzes anzusehen sind. Die Gemeinden die wissen, daß ihnen mit dem § 31, Absatz 5 die Umlagenhöhe so begrenzt wird, daß sie in der nächsten Zeit nichts mehr werden unternehmen können, mußten versuchen, durch Kreditaufnahmen den Fortgang begonnener Arbeiten sicherzustellen. Dadurch sind die Bedarferhöhungen der Gemeinden genügend aufgeklärt. Nur der Herr Finanzminister will nicht einsehen, daß er selbst die Ursache der Erhöhung des Geldbedarfs unserer Gemeinden im heurigen Jahre war. (Výkøiky posl. inž. Junga.) In wenigen Wochen werden die Voranschläge der Gemeinden der Fondsverwaltung für den Ausgleichsfond samt den Anforderungen um Zuweisungen vorliegen. Wir wollen heute über diese Dinge nicht weiter sprechen, sondern nur sagen, daß dann auch dem Herrn Finanzminister klar geworden sein dürfte. daß mit dem Gemeindefinanzgesetz weder die Finanznot der Gemeinden beseitigt, noch eine rationelle Wirtschaft in den Selbstverwaltungskörpern möglich sein wird. Welche Folgen das auf unsere Gemeinden und ihre Unternehmungen haben wird, dürfte uns allen im kommenden Jahr in erschreckendster Weise klar werden. (Sehr richtig!) Aber das finanzielle Gleichgewicht wird mit diesem Auskunftsmittel in unseren Gemeinden nicht erreicht werden. Vielleicht unterstreicht gerade dem gegenüber das Exposé des Herrn Finanzministers gar so siegessicher die Feststellung, daß "der Staatsvoranschlag aktiv ist! " Was man von allen derartigen Aktiven zu halten hat, wissen wir aus der Vergangenheit. Den Steuerträger interessiert mehr als die Aktivität des Staatshaushaltes, die Höhe der Steuerbelastung. Sie beträgt auch im heurigen Jahre mehr als 700 Kronen - genau 706 Kè - und das ohne die Belastung durch die Selbstverwaltungskörper.

Wenn die Wirkungen der Steuerreform der Wählerschaft erst ganz klar sein werden - und das trifft im nächsten Jahr im vollen Ausmaß zu - dann wird mit der gepriesenen Finanzpolitik dieses Staates bald ein Ende gemacht sein. Alle die überschwänglichen Hoffnungen die mancher Steuerträgern die Kunst des Finanzministers und in die Neuorientierung des Systems setzte, werden sich dann als völlig unbegründet erwiesen haben und die harten Tatsachen werden aufzeigen, daß dieses System es wohl verstanden hat, die Selbstverwaltung zu unterdrücken, die Sozialpolitik zu verschlechtern und den Kampf gegen das Sudetendeutschtum zu verschleiern - daß es aber seine Versprechungen keiner Weise eingelöst hat. (Sehr richtig!)

Ich werde versuchen, dies in einigen Ziffern an Hand des Voranschlages darzutun, in welcher Weise die deutschen Forderungen mißachtet werden.

Das Ministerium des Äußern verfügt über 26,6 Mill. Kronen, die für Schrifstellerhonorare, Honorare für ausländische Mitarbeiter, Zeitungs- und Bücherpublikationen, Stipendien für fremde Zeitungen, Kulturverbindungen mit dem Auslande, besonders mit Frankreich, dann für den politischen Informationsdienst und für den Propagandafond ausgegeben werden sollen. Daß alle diese Beträge von den ordentlichen Ausgaben sprechen wir nicht - zur Gänze in antideutschem Sinne Verwendung finden, gibt der Motivenbericht dieses Ministeriums nicht zu. Es heißt dort auf Seite 200 wortwörtlich: "Europa braucht vor allem Ruhe und Ordnung. Aus diesem Grunde betrachtete auch die Öffentlichkeit in den Staaten der Kleinen Entente die künstliche Ausbreitung der Anschlußbewegung in Österreich und Deutschland." (Hört! Hört!) Und um dieser Anschlußbewegung in Österreich entgegenzuwirken, läßt sich der Herr Minister Dr Beneš sein Propagandabudget allein auf 14 Millionen Kronen erhöhen. Wenn der Motivenbericht sagt, daß Europa Ruhe braucht, dann stimmen wir mit dieser Auffassung überein. Ruhe wird aber nur sein, wenn man den Deutschen ihr Selbstbestimmungsrecht gewährt und wenn man den Deutschösterreichern die Heimkehr ins Reich nicht weiter verweigert. Gerade bei diesem Posten und seiner Begründung wird das Antideutsche der èechischen Regierungspolitik klar. Im Budget des Außenministeriums ist außerdem eine Post von 19 Millionen Kronen für die russischen und ukrainischen Flüchtlinge enthalten, für die auch im Landwirtschaftsministerium 4 Millionen und im Schulministerium 8 Millionen, zusammen also nicht weniger als 31 Millionen Kronen reserviert sind. (Hört! Hört!) Während man die Arbeitslosen mit nicht ganz 20 Millionen bedenkt, während man für die Witwen, Kinder und Hinterbliebenen der am 4. März 1919 gefallenen auch heute noch nicht gesorgt hat, während man für die Repatriierung der noch in Rußland verbliebenen Kriegsgefangenen aus unserer Heimat nicht einmal 100.000 Kronen übrig hat, während man erklärt, für unsere Altpensionisten kein Geld zu haben, werden hier 31 Millionen für einen Zweck aufgewendet der die Èechoslovakei gar nichts angeht.

Wir fragen: Warum hat die Èechoslovakei für die Versorgung der russischen und ukrainischen Flüchtlinge nicht den Völkerbund angerufen? Der Völkerbund hat im Jahre 1921 die "Griechenhilfe" organisiert, er möge, wenn es nötig ist, auch die Hilfe für die russische und ukrainische Flüchtlinge organisieren. (Sehr richtig!)

Daß das Ministerium für nationale Verteidigung natürlich ebensowenig für die deutschen Interessen vorsorgt, bedarf keiner besonderen Erläuterung. Wir stellen heute nur abermals fest, daß die Èechoslovakei ein Viertel aller Steuern für das Militär ausgibt, nicht 1400 Millionen, wie der Voranschlag sagt, sondern folgende Beträge sind für Heereszwecke festgelegt: 1. Voranschlag des Ministeriums für nat. Verteidigung 1400 Mill. Kè, 2. Zuweisung aus dem Rüstungsfonde 315 Mill. Kè, 3, Militärpensionen 166 Mill. Kè, 4. Militärbauten im Min. für, öff. Arbeiten 26 Mill. Kè, 5. Sozialversicherung für Militärpersonen 16 Mill. Kè, 6. Verzinsung für Militärausgaben gemachte Schuld, 300 Mill. Kè, zusammen 2323 Mill. Kè. (Hört! Hört!) Der Steuerträger hat also ni cht we. niger als 2300 Millionen Kronen allein für das. Heer dieses Staates auszugeben. Selbst die lammfromme "Deutsche Presse" vom 30. Oktober 1927 sagt dazu: "Da ist vor allem die Höhe des Heereserfordernisses für unsere Verhältnisse entschieden zu hoch bemessen. Hier können und müssen Ersparnisse erzielt werden..." Aber wie wir sehen, haben sich die Herren von der Christlichsozialen Partei nicht sehr angestrengt oder aber ist ihr Einfluß oben ganz unbedeutend, denn auch am Militärbudget wurde nicht eine einzige Ziffer geändert.

Ein weiteres Musterbeispiel für die Benachteiligung der Deutschen ist das Ministerium für Eisenbahnwesen. Es wirft heuer für die Elektrifizierung der Bahnen 25 Millionen und für den Bahn-Neubau 67 Millionen aus. Von den elektrifizierten Strecken fällt natürlich nicht eine einzige auf deutsches Gebiet. Alles ist in der Umgebung Prags konzentriert. Auch von Eisenbahn-Neubauten in den deutschen Gegenden ist keine Rede, obzwar wir eine Reihe alter Eisenbahn-Bauprojekte haben, die seit Jahrzehnten nicht durchgeführt werden. Von den mehr als 128 Millionen Kronen für andere Bauten des Eisenbahnärars ist außer der Legung des zweiten Geleises auf der Strecke LeitmeritzSchreckenstein für die deutschen Gebiete nichts vorgesehen. Von dem längst nötigen Bau der Bahnöfer in Bodenbach, KreibitzTeichstadt. Böhm, Leipa, Aussig, Karlsbad, Gablonz usw. ist nirgends die Rede. Dafür soll um viele Millionen ein Bahnhof in Kolin und viele andere Bahnhöfe im èechischen Gebiet errichtet werden. Auch das Postministerium baut nur im èechischen Gebiete und sieht hiefür 40 Millionen Kronen vor. Lediglich der Postamtsbau in Troppau und Lobositz und die Umbauten in Karlsbad, Mähr. Schönberg und Saaz im Betrage von 21/2 Millionen - also nicht ganz 6%! - entfallen auf die deutschen Gebiete. Das Finanzministerium setzt wieder wie alljährlich 50 Mill. Kronen für die Sanierung von Geldanstalten in das Budget. Bisher wurden aus diesem Sanierungsfond nur èeehisehe Geldinstitute saniert, während die Schluckenauer Sparkassa noch immer nicht erledigt erscheint.

Besondere Beschwerde führen wir über das Kapitel Ministerium für Volksgesundheit aber auch über jenes für soziale Fürsorge. Zum Kampf gegen Epidemien, Alkohol und Tuberkulose stehen mehr als 12 Millionen zur Verfügung, von denen die deutschen Schutzverbände lächerliche Summen erhalten, die kaum 2% des Gesamtbetrages erreichen. Für Körpererziehung werden 2 Mill. festgesetzt. Wir stellen fest, daß der deutsche Hauptausschuß für Leibesübungen ganze 40 Tausend Kronen, d. i. 2% der Gesamtsumme erhalten hat. Für Jugendfürsorge wenden die beiden Ministerien rund 40 Mill. Kè im kommenden Jahre - also etwa ebensoviel wie bisher auf. Wie ungeheuerlich hier die Benachteiligung der deutschen Landeskommission für Mutterschutz und Jugendfürsorge ist, geht daraus hervor, daß das Gesundheitsministerium in den Jahren 1921 bis 1926 26 Mill. Kè. verteilte, und davon den deutschen Kommissionen 602.000 Kè. (Hört! Hört §,), also ganze 21/4% überwies, während das Ministerium für soziale Fürsorge in derselben Zeit 100,000.000 Kè verteilte und davon den deutschen Landeskommissionen nur 3 Mill. zuteilte, also 3%. Man kann sich beiläufig errechnen, um wieviele Mill. Kè. unsere Deutschen humanitären und sozialen Körperschaften verkürzt worden sind und noch immer verkürzt werden, trotz deutscher Regierungsparteien.

Für die Hebung und Unterstützung des Gewerbestandes sind 6 Mill. Kè. in das Budget eingesetzt. Ich habe nirgends erfahren können, ob auch nur eine einzige deutsche gewerbliche Genossenschaft auch nur einen Heller aus diesen Fonds erhalten hat. Auch hier scheinen ausschließlich nur èechische Gewerbetreibende Zuwendungen zu erhalten, während die Deutschen Steuern zahlen können. Für die Hebung des Fremdenverkehrs sind über 1 Mill. eingesetzt, davon erhalten die Landesverbände für Fremdenverkehr 110,000 Kè also etwa 11% statt 23%! Für Turistik und Wandersport sind 640.000 Kè eingesetzt, von denen der deutsche Hauptverband der Gebirgs- und Wandervereine im Jahre 1927 30.000 Kè erhielt, obzwar er nicht viel weniger Mitglieder zählt, als der "Klub èechischer Turisten"!

Im Kapitel Ministerium für öffentliche Arbeiten stellen wir ebenfalls eine Benachteiligung der Deutschen fest. Von den Mittelschulbauten werden 2,830.000 Kè auf èechische Mittelschulen aufgewendet, während nicht eine einzige deutsche Mittelschule vorgesehen ist; der Posten für das èechische Minderheitsschulwesen ist von 64 auf 75 Mill. Kè. gestiegen!


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