Støeda 30. listopadu 1927

9. Øeè posl. Weissera (viz str. 94 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Bevor ich auf das Kapitel Landwirtschaft übergehe, möchte ich auf eines verweisen, weil heute nachmittags einer unserer ehemaligen Klubkollegen Dr Hanreich unserer gedacht hat. Er will uns scheinbar durch seine Rede ein kleinwenig Verlegenheit bereiten. Ein orientalisches Sprichwort sagt: "Spucke nicht in den, Brunnen, aus dem du getrunken hast." Dabei haben ihm jene Klubkollegen der deutschen Nationalpartei sekundiert, denen die Absicht nicht gelungen ist, die Herren Mayer und Hanreich als Keimspaltpilze in unserer Partei hochzuzüchten. Der Mann, dessen Gedächtnis in den letzten zwei Jahren unter seinen seelischen Depressionen scheinbar so gelitten hat, daß er heute nicht mehr weiß. was er gestern gesagt, gestern geglaubt oder gestern als Wahrheit verbreitet hat, der Mann hat wie Petrus, ehe der Hahn einmal gekräht hat, seinen Überaktivismus verleugnet. (Rùzné výkøiky poslancù nìm. strany národní a nìm. strany køes. sociálni. - Hluk.)

Místopøedseda dr Buday (zvoni): Prosím o k¾ud.

Posl. Weisser (pokraèuje): Herr Abg. Hanreich hat für sich und seinen politischen Bettgenossen eine fälschliche Erklärung im Namen des Bundes der Landwirte abgegeben, hinter der kaum die Zahl eines dörflichen Feuerwehrvereins als Mitglieder steht. Wir wünschen der Nationalpartei, daß der wiedergenesene als der verlorene Sohn in die deutsche Nationalpartei wieder aufgenommen wird, aus welcher er zu unserer Partei um seines Mandateswillen herüberkam, da hinter Bäran und Radda kein Platz mehr war. Jede letzte Bezirksorganisation des Bundes der Landwirte hat über die zwei ausgeschlossenen Parlamentarier bereits das Urteil gesprochen (Odpor na levici.) und werden die Anwürfe, die er in echtritterlicher Art heute hier gegen Abwesende vorgebracht hat, dem gesunden Urteil des deutschen Landvolkes ruhig überlassen.

Wenn ich nun im Namen meiner Partei zum Kapitel Landwirtschaft spreche, will ich insbesondere die Notlage unserer kleinen Gebirgslandwirtschaft sowie aller mitschaffenden und arbeitenden Stände dartun. (Rùzné výkøiky posl. dr Schollicha, inž. Junga. Krebse, Knirsche a Wagnera.) In diesem Jahre wurden unsere deutschen Randgebiete von Unwetterkatastrophen heimgesucht wie noch nie. Aus meinem Wahlkreise möchte ich ganz besonders hervorheben das Adlergebirge bei Neustadt und Rokitnitz, welch letzteres ein ausgesprochenes Notstandsgebiet ist, das leider bisher nicht vom Staate als solches anerkannt wurde. Aus diesem Grunde wurde die dortige landwirtschafttreibende Bevölkerung doppelt hart und schwer betroffen. (Výkøiky posl. dr Schollicha, Knirsche a Wagnera. - Hluk.)

Místopøedseda dr Buday (zvoni): Prosím o k¾ud.

Posl. Weisser (pokraèuje): Kaum daß der Herrgott alle Teufel losgelassen hatte auf diesen ohnehin kargen Gebirgsboden, ging bald darauf über die vernichteten Fluren frohgemut vom heiligen Diensteifer beseelt der Steuerexekutor. Himmel und Erde vereinigten sich zu einem schweren Gewitter, um diesen kleinen Leuten nicht nur die Ernte zu vernichten, sondern auch die letzte Kuh aus dem Stall herauszuholen. (Výkøiky posl. dr Schollicha, Knirsche, inž. Junga, Krebse a Wagnera.)

Místopøedseda dr Buday (zvoni): Prosím o k¾ud.

Posl. Weisser (pokraèuje): Wenn ich nicht rechtzeitig durch die Bezirksleitung Deschney verständigt worden wäre, und die notwendigen Schritte sowohl bei der Steueradministration als auch bei der politischen Behörde in Neustadt unternommen hätte, deren Bereitwilligkeit ich rühmlich, hervorheben muß, wären dem Steuerexekutor noch mehr Opfer zugefallen, als er schon im Rachen hatte. So aber mußte er sie auf allerhöchsten Befehl hin auslassen. Dies geschehen im Jahre des Heils 1927. Die weiteren Gebiete des Riesengebirges, wie des Braunauer Ländchens und Teile von Königinhof sind in ihrer wirtschaftlichen Lage ebenfalls nicht zu beneiden und manchmal auch nicht besser daran als die vorerwähnten Gebiete, da sie heuer gleichfalls von Unwettern heimgesucht wurden. (Hluk trvá.)

Meine Kollegen Windirsch und Böhm haben bereits im Budgetausschuß zu demselben Thema, das ich heute behandle, in anerkennenswerten Worten gesprochen. Auch Herr Oberrat Dr. Lotring hat zum Exposé des Landwirtschaftsministeriums in unserer Presse Stellung genommen. Wenn auch das heurige Budget des Landwirtschaftsministeriums um 11 Millionen mehr aufweist, als im Vorjahre, so ist dies doch nur ein kleines Sümmchen. Die Landwirtschaft im Gebirge soll sich umstellen. Der unrentable Ackerbau soll aus der Wirtschaftsweise ausscheiden, man will zur Grünlandwirtschaft übergehen, d. h. zur Futter- und Weidewirtschaft. Die Beiträge des Staates jedoch zu diesem Zweige der Wirtschaft sind sehr gering. Die armen Teufel im Gebirge können es nicht aus, Eigenem schaffen. Sie sind nun einmal die wirtschaftlich Schwächeren. Sie liegen abseits von jedem Verkehr, ihre Straßen sind in einem schlechten unfahrbaren Zustande. 4-6 Stunden von der nächsten Bahnstation entfernt bringt ihnen die Erreichung dieser Stationen viel Mühe und kostet sie große Opfer an Zeit und Geld, Und gerade die entlegeneren Gebiete sind es, die sich die Händler als ihr Raubbaugebiet aussuchen. Die Unwetterkatastrophen der vergangenen Jahre und besonders die heurigen zwingen die Bewohner der genannten Gebirgsgegenden zur Futter- und Weidewirtschaft. Sie laufen sonst Gefahr, statt der kargen Ackerböden nur noch kahle Felsen vor sich zu haben, denn die ohnehin spärliche Erdkrume wird bei jedem Unwetter ins Tal hinabgeschwemmt, Ich konnte selbst Zeuge mehrerer solcher Unwetterkatastrophen in diesem Jahre sein. Hier müßte das Kapitel der Wildbachverbauungen und der Flußregulierungen einsetzen. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Slavíèek.) Doch die Ansuchen von Seiten der Gemeinden werden stets zurückgestellt mit der Begründung, daß die Mittel unzulänglich sind, die man hiefür bereit gestellt hat. Man wird immer auf das nächste Jahr vertröstet. Ich verweise auf das Beispiel der Gemeinde Proschwitz bei Arnau, die sich schon seit Jahren um eine Regulierung ihres Flusses bemüht. Bis zum heutigen Tage blieb ihr Ansuchen unerledigt. Wäre es rechtzeitig erledigt worden, würden Kulturschäden wie oben angeführt verhütet.

Stellt man die Gebirgsbewohner jedoch vor die Frage der Futter- und Weidewirtschaft. erhält man zur Antwort, daß die Viehzucht erst recht nichts einträgt, da der Händler, wie bereits erwähnt, gerade in diesen Gebieten freies Spiel hat und die Preise, die am Lande ohnehin kaum annehmbar sind, hier stark herabdrückt. Wenn z. B. das Lebendgewicht am Lande pro Kilogramm von 5 bis 7 Kè notiert, so kann man im Gebirge rechnen, daß für dieselbe Qualität nur 3 bis 5 Kè bezahlt werden. Mit den tierischen Produkten verhält es sich ebenso. Milch und Butter ist in diesen armen Gegenden nicht an den Mann zu bringen. Besagte Gebiete haben kein Hinterland, um sich wirtschaftlich entwickeln zu können. Die gesamte Gebirgsbevölkerung von Ostböhmen stößt überall an Reichs- und Zollgrenzen. Aus dem Geschilderten ergibt sich die gewaltig mißliche wirtschaftliche Lage unserer Randgebiete im Osten. Hier muß die Landwirtschaft zur Selbsthilfe greifen und auf genossenschaftlichem Gebiete bahnbrechend wirken. Begrüßen muß ich daher die Gründung einer Molkereigenossenschaft in Rokitnitz, wodurch der dortigen Bevölkerung ein neuer Absatzzweig für - ihre tierischen Produkte geschaffen wurde. Und gerade hier kann ich nicht unerwähnt lassen, daß das Landwirtschaftsministerium diesen Bau durch eine Subvention von 100.000 Kè ermöglicht hat. Dieser Zusammenschluß der landwirtschaftlich produzierenden Kreise in Rokitnitz soll für alle anderen Gemeinden des Adlergebirges beispielgebend sein; im Neustädter Bezirke werden sie sich ebenfalls zusammenschließen und sich so eine bessere Absatzmöglichkeit für ihre Produkte schaffen, um nicht weiterhin der Gnade und Ungnade der Händler einheimzufallen.

Die gesamte Landwirtschaft, vor allem aber die Gebirgslandwirtschaft, die durch die Lage auf die Viehzucht angewiesen ist, fordert höhere Viehzölle, eine Forderung, die vollauf berechtigt ist, von der wir in der jetzigen Zeit nicht ablassen können, bedingt durch die wirtschaftlichen Nöte, die über uns durch eine verfehlte Gesetzgebung auf sozialem Gebiete hereingebrochen ist. In der Hauptversammlung der Viehzüchter in Pilsen am 14. November d. J. wurde ebenfalls darauf hingewiesen, daß wir über alle Maßen von ausländischem Vieh überschwemmt werden. Dies geschieht einzig und allein im Interesse des Händlertums. Der èechisch-agrarische Abgeordnete Dr Zadina hat in einer kürzlich erschienenen Schrift zugegeben, daß die Hauptursache in den ungenügenden Schutzzöllen zu suchen sei.

Das Wort "Zoll" von Seite der Landwirtschaft gesprochen und gefordert, wirkt auf unsere politischen Gegner ebenso wie auf unsere konsumierende Bevölkerung wie eine Brandbombe und bedeutet doch nichts anderes als den Schutz der heimischen Landwirtschaft, wenn ich mich besser ausdrücken darf, der ländlichen Arbeit.

Die Beiträge des Staates in Form von Subventionen will ich anerkennend hervorheben. Doch finden sie nicht jeden Einzelnen im Existenzkampf. Die Erträgnisse der Landwirtschaft sollten wenigstens die Gestehungskosten decken. Das ist leider nicht der Fall. Wehe, wenn einmal der Tag kommt, wo der Bauer statt der Mistgabel und des Pfluges den Bleistift zur Hand nimmt, dann wird er zur Erkenntnis kommen und aufhören, der Narr der Allgemeinheit zu sein, auf dessen Buckel jede Luderei in der Weltgeschichte ausgetragen wurde. Wir dürfen niemals glauben, ganz aus der Leibeigenschaft herausgekommen zu sein. Vor Zeiten schlug uns noch der hohe Adel und Klerus, heute besorgt es der Marxismus, der die demokratischen Staaten, wie sie sich so gerne nennen, durchsetzt hat mit seiner Klassen- und Massengesetzgebung, welche vernichtend und zerstörend in das Leben einer jeden Wirtschaft eingreift. Die gesamte Landwirtschaft geht auf diese Weise der Verarmung entgegen. Dies haben wir bei den Zollkämpfen festgestellt. Die Landwirtschaft ist in diesem Staate mit weit über fünf Milliarden Kè verschuldet. Die verlorene Kriegsanleihe, die Vermögensabgabe, hohe Steuerlasten und die Sozialversicherung tragen ihren nötigen Teil bei, besonders die Sozialversicherung. Hier verweise ich auf ein Beispiel, daß eine Wirtschaft mit fünf Arbeitskräften in 50 Jahren mit Zins und Zinseszins nahezu eine halbe Million auf den Altar der sozialen Fürsorge niederlegen muß. Ein solcher Betrag ist nicht einmal zum Kauf einer Wirtschaft mehr erforderlich. Dabei werden wir noch von der gegnerischen Presse, auf Wahlplakaten und in Versammlungen und selbst hier in diesem Hause als Ausbeuter und Wucherer der Menschheit und Allgemeinheit hingestellt.

Ich muß von dieser Stelle aus ganz entschieden diese Angriffe zurückweisen und sagen, wenn nicht andere Berufszweige und Stände mehr Verdienst und Vorteil nehmen würden, als die Landwirtschaft, dann könnten erträgliche Zustände im Staatsleben geschaffen werden. Dann müßten naturgemäß die heftigen Klassenkämpfe auf das Maß des erträglichen, des gegenseitigen Verstehens gebracht werden. Auch der Bauer, Kleinbauer und Häusler ist und bleibt ein Arbeiter, nur daß er nicht die achtstündige Arbeitszeit hat, sondern viele Tage des Jahres 16 Stunden arbeiten muß. Hier tut eine weitgehende Aufklärung nicht nur in den eigenen Reihen, sondern auch bei den politischen Gegnern not. Wir fordern nachdrücklichst die Novellierung der Sozialversicherung in einer für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gerechten Weise.

Vor allem müssen wir trachten, die Grundlagen unserer Allgemeinbildung durch die Dorfschulen auf das Dörfische einzustellen. Schon die Volksschule muß dem Kinde am Lande seinen künftigen Beruf geistig und seelisch näher bringen. Die Dorfschule muß schon einen geistigen Wall ziehen, damit es nicht zur übermäßigen Landflucht komme., Das Dorf darf nie in gewissem Sinne zur Stadt werden, dem Dorf darf niemals der Stempel der Stadt aufgedrückt werden, es wäre dies gleichbedeutend mit dem Verfall unserer Volkheit.

Was unsere ländliche Jugend anbelangt, muß es Aufgabe der Eltern sein, sie nicht nur unsere gute Dorfschule besuchen zu lassen, sondern ihnen auch die Möglichkeit einer fachlichen Ausbildung zu geben. Wo keine landwirtschaftlichen Winterschulen bestehen, müssen sich die führenden ländlichen Kreise für die Schaffung derselben einsetzen oder es müssen landwirtschaftliche Fortbildungsschulen an ihre Stelle treten. 30 Millionen hat das Landwirtschaftsministerium für landwirtschaftliches Unterrichtswesen festgelegt. Besonderer Bedacht muß auf das niedere landwirtschaftliche Schulwesen genommen werden, weil es dem praktischen Landwirt zugute kommt. Hiebei soll nie an die entlegenen Gebirgsgebiete vergessen werden, für deren wirtschaftliche Bedrängnisse ich stets eintreten werde. Hier unterstreiche ich die Ansicht des Koll. Windirsch, daß Professoren und Lehrer der Landwirtschaftsschulen, ganz besonders der niederen, auch praktische Bauern sein sollen, nicht nur Theoretiker. Eine solche Schule kann zum Segen für jung und alt werden, wenn der betreffende Lehrer oder Professor den Weg zur Bauernseele findet. Was das landwirtschaftliche Hochschulwesen anbelangt, decken sich auch meine Forderungen mit denen des Herrn Koll. Böhm. Der Voranschlag des Landwirtschaftsministeriums befriedigt uns keineswegs. Die gegnerische Presse spricht immer von dem stark agrarischen Einschlag in diesem Staate, weil der Premier in diesem Staate ein Agrarier ist. Wenn man allein das gewaltige Kapitel der Tierzucht hernimmt, an dem wir im Gebirge das größte Interesse haben, so finde ich den Betrag von 3,4 Millionen als zu niedrig, um den Wünschen der viehzuchttreibenden Landwirtschaft gerecht zu werden. Ebenso reicht der Betrag von 5.25 Millionen für die Milchwirtschaft nicht aus, wenn man die ungemein produktive Tätigkeit der Milchkontrollvereine und ganz besonders der Molkereien in Betracht zieht. Hier sollte auch der Hebel angesetzt werden gegen Fälschung von Butter und Milch.

Was den Futterbau anbelangt, so spielt die Grassamenzüchtung eine große Rolle bei der Gebirgslandwirtschaft. Es ist nur bedauerlich, daß für Stall- und Jauchenwirtschaft keine Post eingesetzt ist. Ich verweise hier auf die zweckmäßigen Gülleanlagen im Riesengebirge, auf welchem Gebiete Herr Fachrat Beutl bahnbrechend gewirkt hat, der über seine praktischen Erfahrungen ein Werk herausgegeben hat, das ich unseren höchsten Regierungsstellen, besonders denen der Landwirtschaft, empfehle, damit das nächste Budget in dieser Hinsicht nicht wieder leer ausgeht. Das Kapitel "landwirtschaftliches Maschinenwesen" ist mit 2,620.000 Kronen finanziert. Auch das finde ich viel zu niedrig. In der modernen Landwirtschaft spielt die Maschine eine große Rolle und bei der Gründung von Druschgenossenschaften fehlen die erforderlichen Mittel für Subventionen. Auch hier findet die bekannte Vertröstung aufs nächste Jahr statt. Ein größeres Augenmerk wäre der Maschinenberatungsstelle zu widmen. Man würde sich wundern, jene Summe zu erfahren, die Landwirte für Maschinen ausgeben, die sie dann nicht gebrauchen können. Hier kann nicht genug von unserer Fachpresse darauf hingewiesen werden, die Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen.

Das Kapitel "Landarbeiter" ist ein besonders heikles Thema, auch eine schwere soziale Frage. Während die Statistik immer noch Tausende von Arbeitslosen aufweist,, macht sich am Lande bei der Landwirtschaft ein Arbeitermangel bemerkbar, ganz besonders beim weiblichen Geschlechte. Koll. Böhm hat mit Recht darauf verwiesen, daß tüchtige weibliche Hilfskräfte mit 200 Kronen monatlich bezahlt werden bei voller Verpflegung, Wohnung und Geschenken, und da, bei nicht zu haben sind, während auf eine Zeitungsannonce um ein Schreibfräulein mit 200 K Monatszahlung ohne Verpflegung, ohne Wohnung und ohne Geschenke sich 43 Bewerberinnen einstellten. Mit dieser Frage wird sich einmal die Gesetzgebung, gewollt oder ungewollt, befassen müssen, denn es ist das eingetreten, was ein Dichter vor dem Kriege schrieb: "Lieber will ich "Herr" heißen und auf dürre Finger beißen, statt mich satt zu essen schlicht und recht auf dem Dorf als Bauernknecht."

Die übrigen Kapitel, welche ich in meiner Rede nicht behandelt habe, sind von den besagten Vorrednern bereits behandelt worden. Zusammenfassend spreche ich die Hoffnung aus, daß das Budget der Landwirtschaft im nächsten Jahre zu unseren Gunsten Zahlen aufweist, die uns befriedigen. Diese Mittel werden produktiv angelegt, nicht einem Einzelnen zuliebe, sondern der Allgemeinheit. Ich stelle eine weitere Bitte an das Ministerium der Landwirtschaft, es möge bei der Verteilung von Subventionen aus besagten Titeln das wirtschaftlich schwächere Randgebiet in diesem Staate berücksichtigen, damit die ärmeren Schichten der Gebirgslandwirtschaft im Kampfe ums Dasein auf ihrer ererbten Scholle unserer deutschen Heimat nicht verzweifeln.

Wenn ich Gelegenheit nehmen könnte, unseren Herrn Landwirtschaftsminister und maßgebende Faktoren der Regierung in das Adler- und Riesengebirge sowie in meine engere Heimat zu bringen, so müßten Sie zugeben und anerkennen, daß hier eine große Arbeitsfreudigkeit herrscht, mit der die Leute ihre karge Scholle bestellen, der nur mit ganz harter Arbeit der Lebensunterhalt abgerungen werden kann. Das ist ein biederes, treues Völkchen unserer deutschen Heimat, mit einer ausgeprägt bäuerlichen starken nationalen Eigenart, die der Heimat in guten und bösen Tagen ihre Treue hält, jener Heimat, die in diesem Staatsgebiete eingeschlossen ist. Wenn diese Leute ihre Pflicht dem Staate gegenüber erfüllen, ist es auch Pflicht des Staates, das seine zu tun. Ich betrachte es als meine vornehmste Aufgabe, von dieser Stelle aus zu betonen, daß ich der Dolmetsch dieser getreuen deutschen Landleute bin. Meine Partei wird für diesen Voranschlag stimmen. (Rùzné výkøiky na levici.- Potlesk.)

10. Øeè posl. Schweichharta (viz str. 105 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Herr Abg. Windirsch hat sich dieser Tage in abfälligster Weise über die deutschen Oppositionsparteien geäußert. Derselbe Herr Windirsch, der jetzt die deutsch-böhmische Landesregierung verspottet, seinerzeit aber selbst dem Nationalrat in Reichenberg zum Schutze der deutschen Scholle angehörte und auch bereit war, dieselbe mit allen Mitteln gegen die Èechen zu verteidigen, charakterisiert seine Politik dadurch am besten. Herr Abg. Windirsch hat die deutschen oppositionellen Parteien unter anderem auch als öde Glücklichmacher verhöhnt; die wirtschaftliche Betätigung dieser Menschen erschöpfe sich nur im Jammern über ungenügende Einkünfte und in zeitweiligen Forderungen nach erhöhten Gehältern. Der Genannte hat am allerwenigsten Ursache, in dieser geschmacklosen Weise über die Opposition herzufallen. Niemand anderer als die sogenannten notleidenden Agrarier verdient den ersten Preis für das fortwährende Jammern über schlechte Zeiten. Sie sind überall die reinsten Klageweiber, um auf diese Weise für das Agrarkapital auf Kosten anderer Vorteile herauszuschlagen. Diesmal hat Abg. Windirsch allerdings das hohe Lied der guten Konjunktur, der günstigen Auswirkung der Zollnovelle zugunsten der Landwirtschaft, d. h. der Großagrarier gesungen. Das interessiert uns in der Richtung, als landbündlerische Führer in Aussicht gestellt haben, in diesem Falle auch an die landwirtschaftlichen Arbeiter zu denken. In der Praxis merken wir aber von dem angeblich guten Herzen der Agrarier für die Landproletarier gar nichts. Angesichts der ganz kurzen Redezeit kann ich zusammenfassend nur darauf hinweisen, daß ich mich im landwirtschaftlichen und im Budgetausschuß mit vielen Fragen des Budgets und der Agrarpolitik beschäftigte und zugunsten der Land- und Forstarbeiter sowie der Kleinlandwirte sprach.

Wir haben in mehreren Resolutionsanträgen unsere Wünsche zugunsten der Kleinlandwirte und Häusler zusammengefaßt. Sie betreffen den Pächterschutz, die Sicherung des Gemeindegutes für die wirtschaftlich Schwachen, Erleichterung in Steuersachen, billige Futtermittel, Ausbau des Beispielwesens, und viele andere Dinge. Niemals dürfen wir übersehen, daß das kleinbäuerliche Element in der Republik durch die Bodenreform eine wesentliche Stärke erfahren hat, die erdrückende Mehrzahl der in der Landwirtschaft Tätigen darstellt und daher besonderer gesetzlicher Fürsorge bedarf. Wir verlangen diese Fürsorge nach jeder Richtung hin auf das Nachdrücklichste. Zu der Verwaltung der staatlichen Forste und Güter habe ich bereits im Budgetausschuß erklärt, daß die Politik der Preistreiberei bei Holz z. B. nicht mitgemacht werden darf und daß die Organe der staatlichen Forst- und Güterverwaltung anzuhalten sind, gewisse an die Zeit der Leibeigenschaft erinnernde Methoden gegenüber den Forstarbeitern abzustreifen. Der Staat als größter Arbeitgeber sollte in jeder Beziehung vorangehen. In der Land- und Forstwirtschaft ist das nicht überall der Fall, wie ich an dem Beispiel Eisensteins dargetan habe.

Eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit widmet die gesamte Öffentlichkeit gegenwärtig der Bodenreform. Diese Aufmerksamkeit wurde zuerst hervorgerufen durch die bekannte Äußerung des Herrn Staatspräsidenten Masaryk über die gerechte Bodenreform und ihre große soziale Bedeutung. Der Herr Ministerpräsident Švehla hat in dieselbe Kerbe eingehauen und ostentativ betont, daß bei der Durchführung der Bodenreform den Deutschen kein Unrecht geschehen sei. Man staunt über die Kühnheit, mit der derlei Behauptungen aufgestellt werden. Ganz offen erklären wir an dieser Stelle vor aller Welt: tausendfaches schweres, erbitterndes Unrecht ist mit vollem Bewußtsein in klarer Absicht seit Jahren an der deutschen Bevölkerung und den übrigen nationalen Minderheiten verübt worden. In Wort und Schrift wurde von allen Teilen des deutschen Volkes jahrelang gegen dieses schreiende Unrecht angekämpft. Es war leider vergebens.

Vergeblich waren auch unsere Bemühungen, dem Herrn Staatspräsidenten die vielen Beschwerden der organisierten deutschen Kleinlandwirte persönlich vorzulegen; wir wurden einfach nicht vorgelassen. für uns hatte man in der Burg keine Zeit. Auch der vielbeschäftigte Herr Ministerpräsident hatte leider keine Zeit, die zahllosen Beschwerden der deutschen Selbstverwaltungskörper anzuhören. Erklärt sich daraus der Mangel an Uninformiertheit in den höchsten Kreisen unserer Republik?

In der Parteipresse und im Budgetausschuß habe ich bereits zum Beweise dafür, daß in der Verurteilung des einseitig nationalistischen Systems der Bodenverteilung alle deutschen Parteien einmal einig waren, das Zeugnis der Herren Minister Dr Spina und Dr Mayr-Harting, sowie des Herrn Vizepräsidenten Zierhut angerufen und bewiesen, wie diese in oft äußerst scharfer Form die korrupte Protektionswirtschaft des Bodenamtes verdammten, das immer mehr zu einer Domäne der èechischen Agrarpartei geworden ist. Noch am 12. Dezember 1926, also zu einer Zeit, wo die berühmte èechischdeutsche Symbiose längst bestand, hat Herr Zierhut in einer landbündlerischen Versammlung zu Saaz im Bezug auf die Bodenreform erklärt: "Statt die uralte Feindschaft zwischen Deutschen und Èechen dadurch zu beseitigen, daß man den Deutschen Boden gab, wurde die Bodenreform in èechisch-chauvinistischem Sinne durch geführt," Ich bitte die maßgebenden Faktoren, auch die vom Genannten am 12. Juni 1925 überreichte, die Zahl 45394 tragende, 12 engbedruckte Seiten umfassende Interpellation in der Bodenreformfrage zu studieren. Man lese ferner die später eingebrachte Interpellation des jetzigen Herrn Ministers Dr Mayr-Harting über die Wirtschaft mit den Restgütern und verschaffe sich ferner die diversen Eingaben an den Völkerbundrat in Genf. Man hätte schon daraus ein so verändertes Bild von der angeblich gerechten Bodenreform gewonnen, daß dieses Wort in der Kehle stecken geblieben wäre.

Der Herr Ministerpräsident Švehla hat im Zusammenhang mit seinem falschen Werturteil über die Bodenreform ausdrücklich bemerkt, daß die nationalen Interessen, die gegen die Bodenreform mobilisiert wurden, nur ein Deckmantel für die egoistischen Interessen einzelner seien. Auch dieses Wort wäre besser ungesprochen geblieben. "Umgekehrt wird erst ein Schuh daraus", sagt ein deutsches Sprichwort. Weiß der Herr Ministerpräsident wirklich nicht, was anläßlich der Schaffung der Bodenreformgesetze seitens der Herren Dr Hodža, Dr Viškovský, Dr Lukavský, Dr Voženílek, Dr Heidler. der Abg. Bergmann, David usw. über die èechisch-nationalistische Tendenz der Bodenreform verkündet wurde? Es handelt sich wirklich um die Entnationalisierung weiter deutsche Landstriche größten Stills zum Vorteile èechischer Interessenten. Wie gründlich diese Arbeit auf kaltem Wege mit Hilfe des allzeit willfährigen Bodenamtes durchgeführt wurde, zeigt schlagend die Tatsache, daß der deutschen Bevölkerung knapp 21/2% des beschlagnahmten Boden zugewiesen wurde, statt der 30%, die ihr rechtmäßig gebührten. Nur 15.000 ha von dem 435.000 ha, die das Bodenamt zuteilte, erhielten Deutsche. In diesem Hause ist das Bodenamt wiederholt als eine Schacherbude schlimmster Sorte bezeichnet worden, wo in schamloser Weise dunkle Strauchritter auf billige Art und auf verstohlenen Wegen zu Grund und Boden kommen wollten, um sich zu bereichern. Die èechischnationalen lnteressen wurden dabei sehr gern vorgeschützt. Die gründliche Revision der Zuteilungen ist daher unbedingt notwendig.

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