Støeda 30. listopadu 1927

Im Budgetausschuß war der Präsident des Bodenamtes Herr Dr. Voženílek so offen su sagen, die Aufteilung des beschlagnahmten Bodens an den kleinen Mann habe ihn zur verläßlichsten Stütze des Staates in guten und schlechten Zeiten gemacht. Das sei die schönste Bilanz der bisherigen Tätigkeit des Staatsbodenamtes. Will der Herr Präsident des Staatsbodenamtes dies nicht auch in Bezug auf die mehr als 1400 bis jetzt der großen Öffentlichkeit noch unbekannten Restgutbesitzer, den neuen slavischen Adel behaupten? Das angeblich wundervolle Bild der Bodenreform, wie es geflissentlich von eifrigen Händen in der letzten Zeit gemalt wurde, bekam durch die Affäre Dubický sehr häßliche Flecken. Der Fall Dubicky ist lediglich einer unter vielen ähnlichen, die man jetzt natürlich mit allen Mitteln vertuschen wird, wenn sie an die Öffentlichkeit kommen sollten. Wir haben seit jeher auf die eminenten Gefahren einer kontrollosen Wirtschaft des Staatsbodenamtes aufmerksam gemacht, die Neuwahl des Verwaltungsausschusses des Bodenamtes begehrt und verlangt, daß das Bodenamt dem Parlament eingehend Rechnung und Bericht erstatte. Das verlangen wir heute aufs neue zum hundertstenmale. Die zugesagte Vorlegung der Liste der Restgutbesitzer ist einfach ein Gebot primitivsten politischen Anstandes. Aber nicht erst nach der Durchführung der Bodenreform! Wird man unseren Antrag auf Einsetzung einer separaten Untersuchungskommission annehmen? Wird man erfahren, welche Abgeordneten und Senatoren, Beamte des Bodenamtes, ehemalige Minister etc. glückliche Restgutbesitzer geworden sind und wie billig sie zu wertvollem Grund und Boden auf Regimentsunkosten kamen? Die Haltung der Mehrheit im Budgetausschuß zeigt auf Vertuschung. Der Herr Präsident des Staatsbodenamtes hatte im Budgetausschuß die Keckheit zu erklären, die Aufteilung des beschlagnahmten Grundes und Bodens sei ohne Enttäuschung der Hoffnungen, die die kleinen Leute in das große Reformwerk setzten, durchgeführt worden. Wenn diese Worte auch auf die deutschen Kleinlandwirte und Häusler angewendet werden sollen, dann müßte dem Herrn Präsidenten die Zunge im Halse verdorren, denn sie sind eine glatte Unwahrheit. Das den deutschen Kleinlandwirten zugefügte Unrecht ist so vielfältig und groß, daß man stundenlang darüber Klage erheben könne.

Ich habe im Budgetausschuß an mehreren drastischen Fällen die völlig willkürliche, die deutschen Kleinlandwirte absichtlich zurücksetzende Bodenreform im deutschen Sprachgebiet aufgezeigt. Der Fall Eisenstein, wo zweihundert langjährige Pächter seit 1921 vergeblich um den ihnen gebührenden Grund und Boden kämpfen, schreit direkt zum Himmel. Nur rührt sich dieser Himmel nicht, geschweige denn, daß er helfen würde. Selbst die regierungsfreundliche "Reichenberger Zeitung" schreibt am 29. November dieses Jahres über die Praxis des Bodenamtes Folgendes: "75% des gesamten enteigneten Bodens wurden den nationalen Minderheiten beschlagnahmt, den Èechen und Slovaken nur 25%. In der Slovakei und Karpathorußland wurden den Nichtèechen 164.000 ha landwirtschaftlichen Bodens abgenommen, die Angehörigen der Minderheiten erhielten bloß 15.000 ha, während 150.000 ha den Slovaken und Èechen bis Ende März dieses Jahres gegeben wurden."

Wir haben das möglichste getan, um eine Wendung des krassen Bodenreformunrechtes herbeizuführen, wir sind jedoch nicht an der Macht, so wie es die Landbündler behaupten. Darum wende ich mich an jene Regierungsparteien, die einst in der Verurteilung des infamsten Bodenschachers sich nicht genug tun konnten, sie mögen nun zeigen, was sie leisten können, Herr Koll. Dr. Luschka hat ja am 25. November seinen Unmut über die Durchführung der Bodenreform ziemlich lebhaft Ausdruck gegeben, also los gegen den Geist des Dr. Viškovský und Voženílek. Ich erinnere auch an den Abg. Kunz von der christlichsozialen Partei, der in der vorjährigen Budgetdebatte erklärt hatte: "Wir sind nicht in die Regierung getreten, um das jetzt gutzuheißen und zu billig en, was wir durch Jahre als haarsträubendes Unrecht verurteilt und bekämpft haben." Der Abg. Zierhut vom Bund der Landwirte hat auch erklärt, daß sie auf keinen Fall früheres Unrecht gutheißen und decken können und auch der Senator Medinger hat bezüglich der Bodenreform am 9. Dezember 1926 erklärt, daß sie gegen die falsche Darstellung des Herrn Präsidenten des Bodenamtes über die angebliche Zuteilung des Bodens an deutsche Gemeinden und Bodenwerber protestieren. Er sagte wörtlich: "Die Bevorzugung èechischer Bodenwerber ist himmelschreiend und kann nicht geleugnet werden. Wir verlangen die auch vom Präsidenten der Republik geforderte Entpolitisierung der Bodenreform, d. h. das Fallenlassen nationaler Tendenzen, die sich gegen uns richten und dadurch dem Vertrauensbeweis widersprechen, den man unseren Parteien durch die Ministerernennungen soeben gab." Auch diese Herren mögen uns beweisen, daß es ihnen mit ihrer Stellungnahme ernst ist. Bisher merkten wir allerdings nichts davon. Die Presse der deutschen Regierungsparteien schweigt größtenteils still. Wir deutschen Sozialdemokraten machen die deutschen Regierungsparteien hiemit für alle Verbrechen voll verantwortlich, die auf dem Gebiete der Bodenreform noch immer, zum Teil sogar mit ihrer Zustimmung, begangen werden.

Das Bodenamt, das seine Gesamtausgaben für 1928 mit 281/2 Millionen veranschlagt, will mit größter Beschleunigung nach den getroffenen Vorbereitungen neuerlich riesige Flächen beschlagnahmten Waldes in den Besitz des Staates überführen. Bisher wurden 192.855 ha Wälder und Teiche verstaatlicht, während die Gemeinden und Bezirke insgesamt nur 14.479 ha Waldboden zugewiesen erhielten. Über 2 Mill. Wälder stehen noch zur Verfügung. Nach unseren Informationen ist in Böhmen geplant die Verstaatlichung der Reviere Langendorf, Hurkenthal, Ronsperg, Bischofteinitz, Heiligenkreuz, Haid, Tachau, Dianaberg, Plan, Kuttenplan, Tepl, Marienbad, Königswart, Petschau zum Teil, dann über Heinrichsgrün und Rothenhaus auch Teplitz, Tetschen. Böhmisch-Kamnitz, Niemes, Hirschberg, Reichenberg und Friedland. In diese Aktion werden auch Nordmähren und Schlesien einbezogen. Die zu verstaatlichende Fläche beträgt rund 300.000 ha. Angeblich will man den Bezirken und Gemeinden 60.000 ha überlassen. Aber das sind natürlich fiktive Zahlen. Welche von den Gemeinden und Bezirken werden etwas erhalten? Èechische Gemeinden haben in den letzten Tagen auch Ansprüche auf das deutsche Gebiet erhoben. So weiß ich, daß der èechische Bezirk Laun 7.000 ha auf deutschem Gebiet für sich beansprucht. Bisher wurden die deutschen Selbstverwaltungskörper sehr schlecht behandelt. 233 deutsche Gemeinden erhielten nach den eingeholten Daten lumpige 831 ha und einen Pachthof vom beschlagnahmten Grund und Boden zugewiesen.

Im § 10 des Zuteilungsgesetzes vom 30. Jänner 1920 steht ausdrücklich, daß bei der Zuteilung von beschlagnahmtem Waldboden in erster Reihe die Gemeinden berücksichtigt werden sollen. Im deutschen Sprachgebiet war dies jedoch absolut nicht der Fall. Werden jetzt im Zeichen der èechisch-deutschen Symbiose durch die Macht der deutschen Aktivisten die deutschen Selbstverwaltungskörper endlich zu ihrem verbrieften Recht kommen? Herr Vizepräsident Zierhut hat in der schon erwähnten Saazer Versammlung ausdrücklich erklärt, daß er und seine Partei strikte Gegner der Waldverstaatlichungsaktion sind. Werden die deutschen Regierungsparteien deshalb die so verhängnisvolle Wälderverstaatlichung mit allen Mitteln bekämpfen und sie unter allen Umständen zu vereiteln trachten? Meines Erachtens fällt ihnen das nicht im Traum ein, denn sie kleben zu fest an den Regierungsbänken und die Regierungsknödel schmecken ihnen zu gut, trotzdem sie nur klein und nicht geschmalzen sind. Die Regierungsdeutschen werden sich zweifelsohne so wie bei der Zuteilung landwirtschaftlichen Bodens damit begnügen, daß ihren Parteifreunden einige Parzellen Waldes vorzugsweise zugewiesen werden, Für einige elende Brosamen werden die Landbündler ihre bisherige oppositionelle Haltung gegen die Wälderverstaatlichung verkaufen. Herr Koll. Dr. Luschka hat bereits das maßvolle Verhalten der Regierungsdeutschen unterstrichen und ausdrücklich betont, sie hofften auf das kommende Jubiläumsjahr. Für die Annahme, daß die Regierungsdeutschen ihre prinzipielle Stellung gegen ein Trinkgeld preisgeben, spricht der Umstand, daß man Waldgenossenschaften für Privatbesitzer bildet, so z. B. in Plan, im Bezirk Bensen usw. Wir treten nach wie vor dafür ein, daß nur die Allgemeinheit in Form der Selbstverwaltungskörper ein Recht auf Zuteilung von Waldboden hat. Nur für diese sind Zweckverbände zu schaffen. Wir werden einen entsprechenden Antrag stellen.

Die Aktivisten werden sagen, daß die Selbstverwaltungskörper jetzt nach der famosen Verwaltungsreform ohnedies keine finanziellen Mittel zur Übernahme von Waldboden haben. Vielfach ist das sicher richtig. Wer aber hat die deutschen Gemeinden und Bezirke an den Rand des finanziellen Zusammenbruches gerade in diesem wichtigen Augenblick gebracht? Doch die deutschen Regierungsparteien selbst. Ihnen gelten in Wirklichkeit die Interessen der Allgemeinheit nichts, dafür umsomehr ihre schmutzigsten Klasseninteressen. Das zeigt die ganze Geschichte ihrer bisherigen Tätigkeit in der Regierung.

Herr Minister Dr. Spina schrieb in der heurigen Osternummer der "Landpost" vom 16. April 1927: "Aktivismus ist, die berechtigten Lebensinteressen auch des deutschen Volkes zu wahren". In allen wesentlichen Punkten haben Sie, meine Herren Landbündler, was das arbeitende Volk in Stadt und Land betrifft, das strikte Gegenteil gemacht. Immer mehr sucht auch das Industrie- und Bankkapital Schutz hinter den Mauern der Agrarier und findet ihn auch. Sie sind der Hort der Reaktion in jeder Beziehung.

Überflüssig zu sagen, daß wir deutschen Sozialdemokraten unter solchen Umständen weder für das Kap. 11, noch 12 des Budgets stimmen werden. (Souhlas a potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)


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