Úterý 20. bøezna 1928

Sie werden das Jubiläum ganz bestimmt feierlich begehen. Das finde ich begreiflich. Aber werfen Sie nicht nur so mit den Millionen herum. Wir haben sie nicht, sie sind nicht da. Sie geben über Ihre Verhältnisse aus. Kennen Sie das Sprichwort: "Wer mehr gibt, als er hat..."? Nicht wahr? Jetzt will ich Ihnen Folgendes sagen: Rechnen Sie nicht mit den Schulden nach dem Staatsrechnungsabschluß. Mit dessen Abrechnung komme ich nicht zufach. Der weist Ende Dezember 1926 27.7 Milliarden aus, das Budget für 1927 aber, also beginnend mit dem 1. Jänner 1927, 34.9 Milliarden. Da wird mir der Herr Berichterstatter sagen, ja da ist die Summe dazwischen, wo Papiere noch nicht ausgegeben worden sind, oder wie die Ausreden schon immer heißen mögen. Aber Rechnung ist Rechnung, Schuld ist Schuld, und per 31. Dezember 1926 und 1. Jänner 1927 beträgt die Schuld 34.9 und nicht 27.7 Milliarden. Glauben Sie aber ja nicht, daß Sie damit fertig sind. Denn zu den 34.9 Milliarden müssen Sie unter Brüdern auch die Staatsnotenschuld rechnen. Die ist nämlich im ganzen Budget nicht drin, auch nicht im ganzen Staatsrechnungsabschluß und beträgt laut letztem Ausweis der Nationalbank vom 15. März 1928 4860 Millionen. In der Staatsnotenschuld sind bekanntlich auch die 750 Millionen, die das Bankamt ohne Bewilligung ausgegeben hat, auch wenn sie sich auf den Betrag von 489 Millionen ermäßigt haben soll. Da sind wir aber noch lange nicht fertig. Bei diesen Summen, die ich genannt habe, ist noch keine Rede von Reparationen, die zu bezahlen sind und von der ganzen Regelung dieser Frage. Infolgedessen haben wir keine Ursache aus dem Vollen zu schöpfen, vielmehr alle Ursache, schön sparsam zu sein. Das ist der einzig richtige Grundsatz. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Zierhut.)

Ein Wort noch zu den staatlichen Betrieben. Ich habe vorhin gefragt, ob die kaufmännische Gebarung für die Tabakregie gilt. Das Material, das die Tabakregie einkauft, erfordert 230 Millionen, der Betriebsüberschuß macht 1297 Millionen aus. Da mögen Sie reden, wie Sie wollen, die Produkte werden im Monopolwege entschieden ausgenützt, mit anderen Worten, wir rauchen unter allen Umständen zu teuer. Oder machen wir es so: Die Qualität könnte eine ganz andere sein, denn ungefähr ein Neuntel des Überschusses machen die Kosten des Materials aus. Die staatlichen Betriebe sind unsere Sorgenkinder. Bloß die Monopole, Tabak, vielleicht Lotterie, die Staatsmünze u. s. w. bilden Ausnahmen. Aber auch den Eisenbahnen und der Post muß der Staat noch schöne Beträge zuschießen. So bekam 1926 die Post 32.7 und die Staatsbahnen bekamen 372.2 Millionen. Prinzipiell möchte ich bezüglich der Staatsbetriebe Folgendes sagen. Es wird sich die Finanzverwaltung darüber klar werden müssen, wenn sie das vollständige Inventar wird gemacht haben, wenn sie das Anlagekapital festgestellt haben wird, ob die Betriebe zu halten sind oder nicht. (Posl. dr Koberg: Verpachten!) Das ist einfach gesagt, aber damit hat es auch sein Wesen. Verpachtet man nicht unter günstigen Bedingungen, so hat es keinen Sinn, verpachtet man es gut, müßte man sich einen Vorwurf machen, indem man sich sagt, wir haben doch eigentlich schlecht gewirtschaftet, denn wie kann der andere den Pachtbetrag zahlen, er tut es nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern aus kaufmännischer Berechnung.

Ich möchte meine Ausführungen über den Staatsrechnungsabschluß abschließen. Ich konnte natürlich in der kurzen Zeit nur allgemein dazu sprechen und verschiedenes herausgreifen. Es läßt sich ja natürlich über den Staatsrechnungsabschluß ein paar Tage lang reden. Sie würden so manches Schöne daran finden, wo sich mancher Minister hinter den Ohren kratzen und froh sein müßte, daß sich eigentlich fast niemand um den Staatsrechnungsabschluß kümmert. Zum Staatsrechnungsabschluß wird im Hause genug geredet, aber nur allgemein, denn mit dem Abschlusse selbst beschäftigt man sich doch zu wenig. Ich möchte aber bei dieser Gelegenheit - ich habe noch viel auf dem Herzen gehabt - gerade anläßlich des Staatsrechnungsabschlusses, über die Wirtschaft mitzusprechen, auch über die Markprioritäten, über unser Verhältnis zu Deutschland (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Horák.). Wie man so kurzsichtig sein kann, einen Staat, wohin man für 3 Milliarden ausführt, wegen ein paar Millionen zu brüskieren! Wie kann man den Standpunkt einnehmen, das habe mit dem Handelsvertrag nichts zu tun! Mit dem Handelsvertrag hat alles das zu tun, was den anderen verletzt. Das ist genau dieselbe Geschichte, wenn Tschitscherin behauptet, die Verhaftung der deutschen Ingenieure in Rußland habe mit den Handelsvertragsverhandlungen nichts zu tun und trotzdem hat sie Deutschland abgebrochen. Damit muß man rechnen. Es wird auch die Èechoslovakei einmal damit rechnen müssen, daß ihre Wirtschaft den Handelsvertrag mit Deutschland haben muß. Dieselbe Geschichte hat sie mit Polen. Polen - seien wir ehrlich - ist kein Vertragspartner. Das sagt heute "ja" und morgen "nein". Es hält nichts ein, es macht, was es will, und dann müssen unsere Delegierten hinfahren und vom frischen wieder anfangen, an dem Handelsvertrag herumzuwerkeln.

Es gäbe noch Vieles zu erwähnen. Nur eines möchte ich namens der Gesamtwirtschaft bei dieser Gelegenheit heute vorbringen: Wir haben ein Gesetz über den Schutz des Arbeitsmarktes, aber auf der anderen Seite werden die Paßvisen nicht aufgehoben. Die Sache wird von einem Termin zum andern verschleppt, jetzt wieder bis 1. April, dann wieder bis 1. Mai. Hören Sie schon einmal mit dem Theater auf. Ich meine, welche Gründe sind denn da eigentlich vorhanden, daß die Sache so lange dauert? Deshalb erlaube ich mir hier an den Minister des Äußern, an den Handelsminister, an den Finanzminister, die öffentliche Anfrage im Hause, wann die Paßvisen endgültig aufgehoben werden. Denn es sehnt sich die Wirtschaft danach. (Posl. dr Hnídek: To nezávisí jenom od nás!) Ja, Herr Kollege, Sie müssen sich umtun, damit Sie zurecht kommen, das liegt doch auch in Ihrem Interesse. Versteifen Sie sich doch nicht darauf, daß Sie durch die Paßvisa ein paar Kreuzer hereinbekommen. Dr. Beneš wird sie wieder verpulvern. Sie brauchen den Fremdenverkehr, den gegenseitigen Verkehr. Von diesem Gesichtspunkte aus müssen Sie alles tun. (Posl dr Hnidek: My to dìláme, ale to závisí také od tìch ostatních!) In der ganzen Behandlung der Materie kann man keine Forcierung des stärksten Willens und der Kraft erkennen, dem Wirtschaftsleben gehörig auf die Beine zu helfen. Sonst müßten Sie in den ganzen Belangen, die ich vorgeführt habe, einen ganz anderen Standpunkt einnehmen. Gerade Sie, Herr Kollege, wissen, daß ich heute zum drittenmale zu einem Staatsrechnungsabschluß spreche. Haben Sie irgend etwas geändert? Nichts haben Sie geändert! Mit Engelszungen könnte man hier herunterreden, es hat keinen Zweck, nicht wahr, in zwei Stunden hat man die Sache im Ausschuß erledigt. Sie können Gift darauf nehmen, meine Herren, da muß jeder Mensch, der ernstlich arbeiten will, die Lust verlieren. Bei Ihnen kann man sachlich, kritisch die Sache vorbringen, Sie gehen als Regierungsmehrheit darüber hinweg, ist Ihnen ganz Wurst, statt daß Sie sich sagen, daß es in Ihrem eigenen Interesse gelegen ist, gerade eine Verbindung des Staatsrechnungsabschlusses mit dem Budget herzustellen, denn nur dadurch bekommen Sie das richtige Bild, wenn Sie beide Dokumente gleichzeitig behandeln. Wenn man den Abschluß nach anderthalb Jahren behandelt, dann ist er doch inzwischen antiquarisch, hat bloß diplomatischen Wert. (Výkøiky posl. dra Hnídka.) Herr Kollege, da lasse ich mir von Ihnen nichts drein reden, wie ich es schildere, ist es. Sobald Sie es nicht ändern, werden sich auch die Verhältnisse nicht ändern. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)



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