Ètvrtek 28. èervna 1928

Pøíloha k tìsnopisecké zprávì

o 150. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní

republiky Èeskoslovenské

v Praze ve ètvrtek dne 28. èervna 1928.

1. Øeè posl. Matznera (viz str. 9 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Mit einer raffinierten Findigkeit haben die Èechen all die Gesetze ausgeklügelt, die sie in ihrer rücksichtslosen Art den Deutschen gegenüber sich niemals getraut hätten, dieser gemischtsprachigen Parlamentsvertretung zur Beschlußfassung vorzulegen, wenn nicht die Regierungsdeutschen widerspruchslos jeden Paragraphen schlucken würden. Jedes Gesetz, das seit jener Zeit beschlossen wurde, beinhaltet eine schwere Schädigung für die Deutschen, insbesondere werden alle autonomen Rechte, die die Deutschen schon seit undenklichen Zeit innehatten, mehr oder minder beschnitten, womöglich gänzlich genommen und aufgehoben. Heute noch gibt es im deutschen Lager einige Jubelgreise, die das Gemeindefinanzgesetz großartig finden von wegen der 300% Gemeindeumlage. (Posl. Schweichhart: Der Windirsch hat das oft genug gesagt!) Jawohl! Der gutmütige Spießbürger vergißt aber ganz, daß da gerade das Bürgertum selbst schuld daran ist, wenn es die Macht und einmütig geschlossene Mehrheit den anderen überläßt, statt die Macht und einmütig geschlossene Mehrheit in ihren Reihen zu verkörpern. Wenn auf der bürgerlich-bäuerlichen Seite dieser einheitliche Zug, der geschlossene Wille zur Macht vorhanden wäre, dann, ja, dann brauchen die Jubelgreise, die nie alle werden, den vorangeführten Ausspruch nicht zu tun. Wenn 10 aus dem Bürgertum zusammenkommen, gründen sie schon todsicher 13 Parteien und 36 wirtschaftliche Vereinigungen. Jede Weltanschauung hat ihre Partei, jeder Stand treibt eigene Politik, so zielklar, so gründlich, so befruchtend, so heilsam, so kindlich innig, so gottgläubig, so unentwegt, so launisch, daß der Todessturz des ganzen auch todsicher gelingt.

Ein gut durchdachtes und gut durchgesprochenes Gesetz wurde in diesem Staate noch nicht beschlossen. Das gemeingefährlichste Gesetz, die Verwaltungsreform, wurde am 1. Juli 1927 angenommen mit ausschlaggebender Hilfe deutscher Abgeordneter. Dieses Verwaltungreformgesetz würde vielleicht in einem Staate, wo nur ein Volksstamm lebt und regiert, seine Berechtigung haben, wenngleich auch dort in unserer Zeit die Selbstverwaltung viel mehr zu ihrem Rechte kommen müßte. In einem Staate wie die Èechoslovakische Republik, die einen völkergemischten Staat darstellt, wo nicht ganz die Hälfte der Einwohner Èechen, die größere Hälfte Deutsche, Slovaken, Ungarn, Karpathorussen, Polen und Ruthenen sind, da ist dieses Gesetz über die Verwaltungsreform ein Zwangsgesetz schlimmster Art für die Minderheiten und besonders für die Deutschen. Denn dieses Gesetz muß sich geradezu vernichtend auswirken für die 3 1/2 Millionen Deutschen in diesem Staate. Schon die Berichterstatterrolle des Abg. Dr. Kramáø mußte bedenklich stimmen, denn zu einem Waschlappengesetz übernimmt der größte Deutschenhasser in diesem Parlamente die Berichterstattung nicht. Nur wenn es sich um einen großen Schachzug für sein Volk, die Èechen, handelt, gibt er als Referent her. Am bedenklichsten war jedoch die Aufmachung, unter der die Abstimmung stattfand. Niemandem war es verborgen geblieben, daß am selben Tage ein großer Umzug zur Feier des Ueberlaufes zweier èechischer Regimenter zu den Russen bei Zborow geplant war. In allen Parlamenten der Welt ist es üblich, daß innerhalb einer Bannmeile kein Umzug vor dem Parlament stattfinden darf, um den ruhigen Gang der Gesetzgebung nicht zu stören, und Beeinflussungen von außen zu verhindern. Gegen 30 Paragraphen zum Verwaltungsreformgesetze waren schon abgestimmt worden, als der Präsident des Hauses, Abg. Malypetr, verkündete, die Sitzung sei unterbrochen, damit die Abgeordneten ihren patriotischen Gefühlen Luft machen können und dem zehnjährigen Wiederkehrfestzuge beizuwohnen vermöchten. Für uns Deutsche, die nur einen Funken von Ehre und Rechtsgefühl in ihren Herzen trugen, war diese Siegesfeier der Èechen tief verletzend, weil jeder Deutsche doch wissen muß - die deutschen Abgeordneten sollten es umsomehr wissen - daß beim Uebergang der Èechen zu den Russen in der Front eine Lücke in der Breite von sieben Kilometern klaffte. Durch diese Lücke strömten die Russen in ungeheueren Massen ein. Tausende und abertausende deutsche Soldaten, Söhne und Väter unseres Volkes, stopften mit ihren Leibern diese Lücke und verbluteten am Schlachtfelde. Viel tausendfaches Weh durchzittert noch immer die trauernden Herzen vieler, vieler Familien, die damals ihre Angehörigen verloren haben. Am Umzuge beteiligten sich tausende èechische Legionäre, Sokoln, Sokolinnen, anderes Volk und viele Musikbanden zogen im langen Zuge, èechische Lieder spielend, am Parlamente vorüber auf den Altstädter Ring. Dort drängten sie zum Husdenkmal, von dessen Stufen Kriegsminister Udržal jene Taten lobte und den Ueberlauf bei Zborow als grundlegende Tat zur Gründung der Republik pries. In der Zwischenzeit wurden die beiden deutschen Abgeordneten Dr. Hanreich und Mayer, weil sie nicht mit dem Bunde der Landwirte für die Verwaltungsreform gestimmt hatten, beurlaubt.

Um  1/211 Uhr nahm der Präsident des Hauses die Sitzung wieder auf und die deutschen Abgeordneten der deutschen Regierungsparteien stimmten wieder seelenruhig mit den Èechen für das Gesetz, das den Deutschen den letzten Rest von Selbständigkeit nimmt. Für Dr. Kramáø und das Èechischen Volk war diese Abstimmung für die Verwaltungsreform in Verbindung mit der gleichzeitigen Siegesfeier als Grundstein zur Begründung der Republik, einer der wertvollsten Tage in ihrer Geschichte. Für uns Deutsche bleibt es einer der schwärzesten Tage, für uns Schlesier aber ist es der Todestag des geliebten Heimatlandes. Was da an unserer Eigenart und an unserem Eigenleben für ein Verbrechen begangen wurde, wird die Zukunft erst lehren und jedem Bewohner Schlesiens klar vor die Augen führen. Nie hätten sich die Èechen, als sie noch große, allèechische Mehrheitskoalition hatten, allein getraut, Hand an unser liebes Schlesierland zu legen, wenn nicht von Gott und Geist verlassene deutsche Abgeordnete - und was die ganze Abwürgung noch ruchloser macht - auch deutschschlesische Abgeordnete für dieses Verwaltungsreformgesetz gestimmt hätten.

Bleibende Denkmäler schlimmster Art haben sie sich gesetzt. Und heute noch sind sie scheinbar stolz darauf, wo Schlesiens Landesämter noch heuer nach Brünn abgeführt werden sollen., wo Beamte, die mit Lande und seiner Eigenart verwachsen sind, wie mit einem Heiligtume, mit roher Hand herausgerissen werden aus ihrem Wirkungs kreise, wo tausendfache feine Verwaltungsfäden mit rauher Land zerrissen, Familienleben und Wohnungsrechte zerstört werden. Die Bevölkerung dieses Landes, die so treu zu ihrer Heimat steht, wird erbarmungslos einer ihr fremden, nicht bodenständigen Verwaltung zugewiesen. Wie Sklavenhändler ihre Ware verschachern, so handeln die Herren von der Mehrheit mit den Schlesiern. Den Tag der Vergeltung will ich noch erleben. Im Zeichen des èechischen Jubel- und Siegesfestzuges wurde das Verwaltungsreformgesetz beschlossen und angenommen, im Zeichen des Jubeljahres und der 10jährigen Bestandfeier dieses Staates soll das Gesetz in Wirksamkeit gesetzt werden. Die Bezirks- und Landeswahlen sollten schon längst durchgeführt worden sein, aber man fürchtet die Abrechnung der Wählermassen mit den Parteien, die Henkerarbeit leisteten. Darum wollte man sich sogar nicht entblöden, zum ersten Unrecht ein zweites hinzufügen und vorläufige Ernennungen durchführen. Wer weiß, wie es schließlich noch werden mag. Das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muß gebären.

Ein paar Pfründenbettler werden wohl fett werden, inzwischen kann aber das gesamte deutsche Volk rechtlos zugrunde gehen. Das stört die Nutznießer dieser Reform nicht in ihrem Wohlbefinden, denn sie haben kein Herz für das Volk. Nicht nur die schlesischen Städter erhoben vor einem Jahre einmütig den Einspruch gegen die Gesetzwerdung der Verwaltungsreform, sondern das gesamte deutsche Bauerntum dieses Landes. Daß dem so ist, sagt eine Entschließung der Jahreshauptversammlung der deutschen Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft am 29. Mai 1927 zu Troppau, worin es heißt: "Nicht nur historische Erkenntnisse, sondern vor allem landeskulturelle und praktische Beweggründe sind die treibenden Elemente, die gegen eine derartige, Heimat, Landwirtschaft und Kulturfortschritt des Landes schwer schädigende Maßnahme sprechen. Schlesien verfügt über gut aufgebaute landwirtschaftliche Organisationen und landeskulturelle Einrichtungen, sowie über eine vorbildlich arbeitende Selbstverwaltung, die alle spezifischen Erfordernisse der einzelnen Standesgruppen zu erfassen vermag und die das keinesfalls von Natur aus reich bedachte Land auf die dermalige kulturelle und wirtschaftliche Höhe brachte. Die Versammlung fordert in 12. Stunde die Rücknahme der geplanten und für die deutsch-schlesische Land- und Forstwirtschaft so folgenschwere Verwaltungsmaßnahme und sie fordert Bürgschaften für eine ungestörte, dauernde Erhaltung und Entwicklung ihrer Landes autonomie und der vorhandenen landeskulturellen Einrichtungen."

Die deutsche Landgemeindenvereinigung Schlesiens verwahrte sich ebenso energisch und der gemeinsame Präsident dieser beiden Vereinigungen sprach mit einer Abordnung führender schlesischer Bauern, ausgestattet mit einer scharfen Denkschrift unter Anführung des Abg. Halke bei den Ministerien vor. Mit welchem Hintergedanken, das bezeugte die darauffolgende Abstimmung im Prager Parlament am 1. Juli, wo Schlesiens Ende besiegelt wurde. Folgsam wie ein Schoßhündchen, das seiner Dame die Hände leckt, wenn es Schmeicheleien oder ein Stückchen Zucker bekommt, stimmte Schlesiens Bündlerführer Abg. Halke für dieses Gesetz. Minister Èerný kann zufrieden sein mit dieser Wandlung eines Mannes, der vordem immer wieder erklärt hatte, in erster Linie nicht der Partei, sondern seinem Volke zu dienen. Auch wenn ihn andere jetzt nachahmen, kann es doch nicht richtig sein. Auch wer den Vernichtern des Schlesierlandes Parade steht, in der Zeit, wo neuerliches Unrecht gegen die Deutschen in Schlesien und in diesem Staate im Zuge ist, macht sich mitschuldig an dem Verbrechen, das unserer Heimat zugefügt wird. Das sage ich deshalb, weil der Präsident Groß der deutschen Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft Schlesiens am 17. Juni 1928 bei einer Kreistagung des Bundes der Landwirte in Freudenthal erschien und dort besonders begrüßt wurde, obwohl er doch als Vorsitzender rein wirtschaftlich er Körperschaften immer vorgibt, unparteiisch zu sein und also, wenn ein deutscher Minister mit einem Stab von Abgeordneten, Senatoren, Sekretären und Kreisführern in das Land kommt, das durch treulose, volksfeindliche Beschlüsse die Selbständigkeit verloren hat, nicht dabei zu sein braucht. Zu Ehren meiner Heimatsbrüder sei jedoch hervorgehoben, daß recht wenig Schlesier den süßen Lobpreisungen der Regierungsdeutschen zuhorchten, trotzdem der Herr Minister Spina als Zugpferd diente. Das benachbarte Mähren mußte alles aufbieten, um die gähnende Leere des Raumes aufzufüllen. Abg. Halke mußte zugestehen, daß seine Partei in Schlesien noch nicht alles erfaßt habe, was sie erfassen möchte. Ich glaube es gerne, daß die Bündler gekommen sind, ein schlesisches Zborov zu feiern, aber die tausenden Ueberläufer fehlten und mit nur ein paar Leuten kann man keine Parade abhalten. In Schlesiens Grenzen treibt der Verrat nur elende Früchte. Im Geburtslande Hans Kudlichs, des Bauernbefreiers, der uns den Mahnruf zurief: "Stadt und Land. Hand in Hand! " und: "Deutsche, haltet den Nacken steif!" gibt es noch starke Persönlichkeiten, die die geschlossene Einigkeit von Stadt und Land höher halten als alle süßen Versprechungen und warmen Händedrücke der - èechischen Staatsmacht. Wie die Fliegen im Spinngewebe zappelten die Helden des Verrates, surren und summen ihr Lied von den treulosen Brüdern, die feigen Verrat am Volke nicht mitmachen wollen. (Posl. Krumpe: Wo haben Sie denn das abgeschrieben?) Von Ihnen habe ich es nicht, sehr geehrter Kollege. (Výkøiky posl. dr Koberga.) Ich werde Ihnen jetzt meinen Reim dazu sagen. Mein Reim und der Reim tausender Schlesier zum Ausspruch des Abg. Halke zu Freudenthal lautet: "Wer seine Heimat nicht schützt, sein Geburtsland nicht ehrt, ist nicht einmal einen Fußtritt mehr wert." Das merken Sie sich, sehr verehrter Herr Krumpe, ich habe es nicht abgeschrieben. Das möchte ich dem Herrn Abg. Halke ins Stammbuch schreiben. Er scheint schon vergessen zu haben, was für Forderungen die schlesische Landwirtschaft zur Verwaltungsreform aufgestellt hat.

Um diese noch einmal gründlich vor aller Öffentlichkeit aufzuzeigen, will ich nur die Beschwerdeschrift zur Verlesung bringen, die die schlesischen deutschen Bauern vor einem Jahr an die Regierung erhoben haben (ète):

"Stellungnahme der deutsch-schlesischen Land- und Forstwirtschaft zur geplanten Verschmelzung Mährens und Schlesiens: Die beabsichtigte Zusammenlegung von Mähren und Schlesien zu einer Verwaltungseinheit, von der wir einstweilen nur im Wege der Presse Kenntnis erhielten, wird von der gesamten landwirtschaftlichen Bevölkerung der deutschen Landesteile Schlesiens und ihrer Organisation als ein unersetzlicher Verlust ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit empfunden und schärfstens verurteilt. Gerade der schlesische Bauer in seiner Eigenart verkörpert den bodenständigen Stamm des schlesischen Volkes. Vermöge seiner konservativen Denkungsart würde er kaum der angestrebten kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Neuorientierung folgen und durch seine ihm eigene Passivität einen Systemwechsel nur zögernd mitmachen. Schlesien besitzt bekanntlich einwandfreie Fach-, Berufs- und Kreditorganisationen, verfügt über einen eigenen Landeskulturrat und besitzt eine entsprechende Standesvertretung in der schlesischen Landesverwaltungskommission, kurz gesagt, es ist vollkommen selbständig und gerade die Unabhängigkeit hat das von Natur aus keinesfalls reich bedachte Land auf die dermalige kulturelle und wirtschaftliche Höhe vorwärts gebracht. In harter Arbeit, Fleiß und Ausdauer hat der schlesische Bauer gegenüber dem Staate stets pünktlich seine Pflicht erfüllt. Der schlesische Bauer war und ist seit jeher gewöhnt, mehrmals des Jahres die Landeshauptstadt Troppau und die dortselbst vorhandenen Fach-, Kredit- und Warenzentralen aufzusuchen, um bei ihnen Rat und Hilfe einzuholen. Künftighin wäre er dieserhalb vielfach an Brünn gewiesen. Schon die Reise dorthin bedeutet für uns Schlesier eine Zeitversäumnis von mindestens 2 Tagen bei wesentlich verteuerter Fahrt. Ohne persönliche Verbindungen würden die Interventionen des schlesischen Bauern in Brünn naturgemäß wenig erfolgreich enden. Mähren ist für uns Schlesier gewissermaßen Ausland.

Ein Blick auf die Landkarte beweist weiters, daß das Land Schlesien eine natürliche Einheit bildet. Schon der Flußverlauf, die Staffelung des Geländes, Eisenbahn- und Straßenzüge beweisen diese Tatsache. Wenngleich von drei Nationen bewohnt, bekennen sich diese trotz nationaler Unterscheide alle als Schlesier. Selbst die Bewohner mährischer Enklavegebiete nehmen diese Stammesbenennung stets voll in Anspruch. Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe mit ihren Organisationen und Einrichtungen haben Schlesien stets als ein durchaus selbständiges Ganzes betrachtet, das auch politisch stets vollste Autonomie besaß. In einer landeskulturellen Bearbeitung Schlesiens von Brünn aus kann die Land- und Forstwirtschaft der deutschen Landesteile Schlesiens nicht jene Vorteile erblicken, die eine so schwerwiegende Maßnahme, wie sie die Zusammenlegung Mährens und Schlesiens darstellt, rechtfertigen würden. Der ohnehin verhältnismäßig geringe Personalstand der in Frage kommenden Landeskulturstelle, die große Entfernung Brünns von Schlesien und die außerordentlich ungünstigen Eisenbahnverbindungen mit den abgeschiedenen, mehr vom Verkehr abgesonderten Gebieten Schlesiens würden den so notwendigen Kontakt mit der landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht herbeiführen. Auch durch die Schaffung einer Expositur wäre diesem Übelstande nicht abgeholfen, da bekanntlich Zwischeninstanzen den Verkehr nur verteuern, schwerfälliger gestalten und komplizieren. Hinsichtlich des landwirtschaftlichen Warenverkehres muß festgestellt werden, daß sich dieser von Brünn aus auf keinen Fall so zielsicher leiten ließe, wie von Troppau, weil Troppau für das schlesische Wirkungsgebiet das natürliche Zentrum des Landes bildet. Als äußerst günstig gelegene Grenzstation vermag es frachttarifarisch und kommerziell der heimischen Landwirtschaft unvergleichlich günstigere Vorteile zu bieten als Brünn, Beweis dessen, daß heute die Enklaven und angrenzenden Teile Nordmährens sowie das Kuhländchen in Bezug auf Warenverkehr nach Troppau gravitieren. Weiter muß hervorgehoben werden, daß Schlesien hinsichtlich des Schul- und Straßenwesens sowie der sozialen Einrichtungen weit günstiger ausgestaltet ist als Mähren und demnach auch in dieser Richtung kein Bedürfnis nach Anlehnung an Mähren besteht. Alle diese genannten Umstände würden den so notwendigen Fortschritt beeinträchtigen.

Die schlesische Landwirtschaft fordert bei dieser Gelegenheit, daß mit dem unsinnigen und in keiner Weise zu rechtfertigenden Begriff des mährischen Enklavengebietes endlich ein für allemal aufgeräumt und dieses Gebiet in die schlesische Landesverwaltung übergeleitet wird. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen bedeutet dieser Zustand höchstens eine überflüssige Kuriosität, der die landwirtschaftliche Bevölkerung wenig zweckdienliches nachzusagen hat. Hier wäre ausgezeichnete Gelegenheit zur Verschmelzung des mährischen Enklavengebietes mit dem schlesischen Verwaltungsgebiet gegeben. Die schlesische landwirtschaftliche Bevölkerung fragt sich, welche dauernden wirtschaftlichen Vorteile ihr denn eigentlich die geplante Autonomievorschmelzung bringen soll, da doch Schlesien in organisatorischer Beziehung einwandfreie berufsständische, landeskulturelle, Kredit- und Warenverkehrsorganisationen besitzt, die die schlesischen Bedürfnisse besser zu erfassen vermögen, als dies eine von Brünn aus geleitete Zentralstelle imstande wäre. Oder soll die schlesische Landwirtschaft vielleicht ungewisser Vorteile wegen ihre Heimat an Mähren verkaufen? Dazu wird sich der schlesische Bauer niemals verstehen. Der Zusammenschluß Schlesiens und Mährens würde übrigens ein schwer zu bearbeitendes, zu umfangreiches und verschiedenartiges Verwaltungsgebiet schaffen, worunter selbstredend die exponiertesten Teile, wie z. B. Schlesien, logischerweise am meisten zu leiden hätten. Zu dem sind die landtwirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse Schlesiens von denen Mährens grundverschieden. Welchen Wirrwarr gäbe es beilspielweise bei Anwendung der für Mähren gültigen Landesgesetze auf das schlesische Verwaltungsgebiet und dergleichen mehr. Undemokratisch wäre es weiter, den Einspruch tausender bodenständiger Bauernfamilien ungehört zu lassen und ein geschichtliches Kulturrecht mit einem einzigen Federstrich einfach zu vernichten.

Je kleiner das landeskulturell zu bearbeitende Gebiet, desto erfolgreicher die Arbeitsergebnisse. Wir verweisen hiebei auf das immer wieder bei Behandlung der Landwirtschaftskammer- und Gaueinteilungsfrage auftauchende Problem der Errichtung kleinerer landeskultureller Verwaltungsgebiete zwecks Ermöglichung eines intensiveren Verkehrs mit der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Während man daran geht, anderwärts die Landesverwaltung auszubauen, will man Schlesien mit Mähren verschmelzen, wozu weder rechtlich noch wirtschaftlich ein zu rechtfertigender Beweggrund vorliegt. Die schlesische Landwirtschaft erblickt in der geplanten Maßnahme ein Unrecht und schwerste Benachteiligung ihrer Interessen und spricht sich deshalb einmütig entschiedenst gegen alle darauf abzielenden Bestrebungen aus.

Im Namen der deutschschlesischen Land- und Forstwirtschaft: Die landwirtschaftlichen Hauptkörperschaften für die deutschen Landesteile Schlesiens."

Dies der Wille der deutschen schlesischen Bauernschaft! Bis zum heutigen Tage haben wir in unserem Wirkungskreis keinen gegenteiligen Standpunkt wahrnehmen können. Noch heute sind alle Schichten des Volkes mit größter Besorgnis und stillem Ingrimm erfüllt. An dieser Tatsache werden auch Besuche des Ministers Spina mitsamt seinem ergebenen Klüngel in Schlesien nichts ändern. Wir bleiben volks- und heimattreu, wenn auch einige Schwachmütige und Betörte sich in der èechischen Regierungssonne wärmen wollen. Es ist doch ein Hohn auf das Land und deren Bewohnerschaft mit so hoher wirtschaftlicher, kultureller und politischer Entwicklung, mit gründlicher Bildung in allen Schichten, Berufen und Ständen, diesem Lande die Selbstverwaltung gesetzlich zu entziehen und den Ukrainern in Karpathenrußand die Selbstverwaltung zu gewähren. Schlesien besitzt eine Einwohnerschaft von 672.000, Karpathenrußland von nur 606.000 Einwohnern. Die èechische Regierungsmacht und ihre deutschen Helfershelfer werden an diesem Raube keine Freude erleben. (Posl. dr Luschka: Sind wir auch für die Friedensverträge vielleicht verantwortlich? Dort können Sie das über Karpathorußland lesen! - Posl. inž. Kallina: Schlesien ist mit deutscher Regierungshilfe umgebracht worden! - Posl. dr Luschka: Hätten Sie es besser gemacht! Wir haben alle eingeladen! - Posl. Schweichhardt: Sie geben also zu, daß es schlecht gemacht worden ist! - Posl. dr Luschka: Besser, als es ohne uns gemacht worden wäre!) Das werden wir erst sehen.

Im Vorjahre hat der Abg. Hodina bezüglich der Verwaltungsreform zu Bärn am 12. Juli folgendes ausgeführt: "Das Ziel dieser Reform ist: Die Gemeinde soll wieder zu ihrem Recht kommen. Wer die größten Lasten tägt, soll auch am meisten mitzureden haben. Da durch die Verwaltungsreform das Wahlalter auf 24 Jahre hinaufgesetzt wird, wurde der Groll der Sozialisten und Kommunisten entfesselt, und sie waren es daher, die zuerst in das Kampfhorn stießen. Erst später kam das Schlagwort: Schlesien den Schlesiern! Tatsächlich war aber damals Schlesien bereits aufgeteilt, da doch das Gaugesetz in Kraft trat. Selbstverständlich ist den Mährern nicht im Traume eingefallen, den Schlesiern ihre Selbständigkeit beschneiden zu wollen. Aber wir mußten auch das Verhältnis der Deutschen in Mähren zu den Èechen berücksichtigen, und da war die große Gefahr, daß die Deutschen in Mähren unter 20 vom Hundert heruntergehen. Dadurch wäre ein ungeheurer Schaden für das Deutschtum erwachsen. Nun sind durch intensive Arbeit zahlreiche Verbesserungen erreicht, sodaß die Schlesier eine Landesverwaltung behalten, daß sie nicht wegen jeder Kleinigkeit die Weltreise nach Brünn zu machen brauchen. Sie behalten auch ihre Landesanstalten."

Sind das nicht die schrecklichsten Unwahrheiten? Und wenn tausendmal versprochen wurde, Exposituren für Schlesien zu schaffen, so glauben wir dem von vornherein nicht, und nun ist es für jedermann offenbar, wie sich die Herr en selbst Lügen strafen. Auch die Behauptung, aus Sparsamkeitsgründen mußte Schlesiens Selbstverwaltung aufgelassen werden, ist längst als schandbare Verleumdung widerlegt; die sogenannte Verwaltungsreform verteuert den Verwaltungsapparat für Schlesien ganz bedeutend und schafft obendrein ungeheuere Erschwernisse in den Erledigungen. Der Weg von Troppau bis Brünn ist weit, und wenn auch die Republik erst 10 Jahre alt ist, so ist der übernommene Amtschimmel schon uralt, bis der nach Brünn trabt, ist entweder der Schimmel hin oder der Gesuchsteller gestorben.

So schauen also die von Herrn Hodina so gespriesenen Vorteile der Verwaltungsreform für Schlesien aus. Wo bleibt die durch die intensive Arbeit des Bundes der Landwirte angeblich gerettete selbständige Landesverwaltung Schlesiens? Heraus damit, Ihr grünen Teilhaber an der Macht im Staate! Wenn Ihr nicht als faule Maulhelden dastehen wollt, müßt Ihr doch Eure heiligen Versprechungen erfüllen! Die Möglichkeit dazu ist sogar im Gesetze selbst gegeben, da die Landeskommission für Schlesien ja ohneweiters außer der Verwaltung der Landesanstalten auch die übrigen Verwaltungszweige übernehmen kann, die dem Landesausschuß für dieses Gebiet zukommen. Man gebe uns nach Troppau einen deutschen Vizepräsidenten und eine Landeskommission mit allen Vollmachten, die nach dem Gesetz zulässig sind, und lasse uns unsere eigenen Angelegenheiten im eigenen Lande auskochen! So werden beide Teile, Mähren und Schlesien, am besten fahren. Der Schwindel, der mit der Heraufbeschwörung der Gefahr eines Herabsinkens der Deutschen Mährens unter 20 vom Hundert getrieben wurde, zieht heute längst nicht mehr, weil schon jedes Kind weiß, daß diese 20 Prozent nach dem Sprachengesetz nur im Gerichtbezirk von Bedeutung sind, nicht aber in der Landesverwaltung. Das ist also auch kein Grund, mit dem die Herren Hodina, Halke und Gen. bei Deutschen hausieren gehen können, um Schlesien zu verkaufen. Wenn diese Herren, die sich stolz Vertreter der bodenständigen Landbevölkerung nennen, noch ein Fünkchen Ehrgefühl im Leibehätten, müßten sie jetzt alles daran setzen, um das zu erfüllen, was sie den Schlesiern widerholt versprochen haben: Schlesiens Selbständigkeit wenigstens halbwegs wieder herzustellen. Tun sie das nicht, so haben sie sich in den Augen aller heimattreuen Schlesier, ja, aller anständigen Deutschen überhaupt selbst gerichtet. Die Herren vom Bund haben nun das Wort und die beste Gelegenheit, ihren Einfluß durch die Tat zu beweisen. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany národní.)

2. Øeè posl. Wünsche (viz str. 13 tìsnopisecké zprávy):

Durch die Regierungsvorlage, die gegenwärtig in Verhandlung steht, soll die Verwaltungsreform für die historischen Länder am 1. Dezember in Kraft treten. Die Hinausschiebung der Aktivierung der Verwaltungsreform und damit die Hinausschiebung der Wahlen zu den Bezirks- und Landesvertretungen ist ein deutlicher und sichtbarer Beweis für die zunehmende Angst im Lager der Regierungsparteien vor der kommenden Abrechnung, und es wird diesen Regierungparteien, insbesondere den Deutschen, wahrscheinlich auch sehr wenig nützen, wenn sie sich bemühen, den Massen einzureden, als ob diese kommenden Wahlen zu den Bezirks- und Landesvertretungen keinen politischen Charakter haben werden. Die Massen werden dafür sorgen, daß diese Wahlen politische Wahlen werden, und die Massen werden auch dafür sorgen, daß diese politische Wahlen Gelegenheit zu einer politischen Abrechnung mit dem gegenwärtigen Bürgerblock bieten werden.


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