Ètvrtek 28. èervna 1928

Meine Herren, ich bin ja nicht berufen, die Verwaltungsreform, wie sie sich nennt, zu loben oder zu verteidigen. Dazu ist ja der Minister des Innern da. Aber ich werde mir die Freiheit nehmen können, die Gedankengänge auseinanderzusetzen, vor aller Öffentlichkeit vorzutragen, die wir gehabt haben, als wir für die Vorlage stimmten. Die Regierung das ist nicht nur Grundsatz im Deutschen Reiche, sondern auch hier - ist dazu berufen, die Regierungsvorlagen zu vertreten. Nicht die Parteien, sondern die Regierung ist dafür verantwortlich. Aber die Parteien, die die Zustimmung gegeben haben, werden wohl das Recht haben, auch ihren Standpunkt hier im Parlament vortragen zu können und gerade diejenigen, die sich als Vertreter der Demokratie aufspielen, sollten einen Redner, der andere Ansichten vertritt, nicht stören. (Posl. dr Czech: Herr Kollege, Sie haben wohl auch schon in Ihrem Leben Zwischenrufe gemacht!) Aber nicht so systematisch, daß der andere überhaupt nicht zu Worte kommen kann. (Posl. dr Czech: Es ist Tatsache, daß Sie den Kampf gegen die Verwaltungsreform als eine Hetze bezeichnet haben!) Herr Präsident, Sie brauchen sich auch nicht getroffen zu fühlen! Daß das aber systematisch ist, wie man mich nicht reden lassen will, sieht man daraus, daß soviele Kollegen der Opposition hier versammelt sind; so viele waren weder gestern noch vorgestern hier zu sehen. (Posl. Windirsch: Reagieren Sie doch nicht auf diese läppischen Zwischenrufe!) Warum soll ich nicht reagieren? Ich habe keine Ursache zurückzuweichen. (Posl. dr Czech: Das erste injuriöse Wort ist aus Ihrem Munde gefallen, als Sie der ganzen deutschen Oppositions das Wort "Hetze" zugerufen haben! Das stelle ich fest!) Ich will Sie daran nicht hindern, aber Sie halten dabei eine Rede.

Meine Herren, leider ist auch durch die jetzige Auseinandersetzung nicht entkräftet worden, daß die Debatte eine Aufmachung gefunden hat, die weit über die positiven Bestimmungen des so gerügten Gesetzes hinausgeht, weit hinausgeht. Es ist auch dieses Gesetz - das läßt sich psychologisch ganz gut verstehen - ein willkommener Anlaß dazu, weil das ein Gesetz ist, das sozusagen in die Bevölkerung eingegriffen hat, wo es gelungen ist, die Anschauungen darüber in vorhinein so zu verfärben, daß es ein außerordentlich glücklicher, taktischer Griff ist, für die kommenden Wahlen möglichst gerade in diesem Gesetze zu wühlen. Es ist so gut präpariert worden, daß man Dinge erzählt hat - ich werde noch darauf zurückkommen - die gar nicht mit diesem Gesetz zusammenhängen (Rùzné výkøiky. - Posl. Simm: Die Auswirkung dieses Gesetzes wird eine solche sein, daß wir gar nicht davon zu reden brauchen!) Aber gestatten Sie, das ist doch Zukunftsmusik, wie sich das auswirken wird; das können Sie doch nicht heute als Tatsachen bezeichnen, Sie können nicht damit operieren, als ob es gegeben wäre. (Posl. dr Koberg: Aber ein Politiker muß im Voraus beurteilen!) Ja, bitte, bei der Vorausbeurteilung kann man auch auf andere Gedankengänge kommen, als Sie, man muß nicht alles durch die Brille Ihrer Partei sehen. (Posl. dr Schollich: Man muß die èechoslovakische Staatsbrille aufsetzen!) Die haben wir gemeinsam nicht, wir haben die Brille der eigenen Volksinteressen, die wir zu vertreten haben. (Posl. Wünsch: Sie haben die Brillengläser zerschlagen!) Herr Koll. Wünsch, darüber werden Sie mir keine Vorschriften machen, wie man nationale Politik zu machen hat. Wir haben bei der Beurteilung dieses Gesetzes ja schon vom Anfang an... (Posl. Wünsch: Immer vorwärts in der Reaktion!) Ich weiß nicht, ob die Diktatur in Rußland nicht die stärkste Reaktion ist. (Potlesk na pravici. - Rùzné výkøiky, hluk.) Wir haben ja Zeit, lassen Sie einen ausreden. (Posl. Schweichhart: Sie müssen packeln hinter den Kulissen, darum reden Sie ja!) Das glauben Sie doch selbst nicht. Das ist eine billige Versammlungsphrase, aber Beweise können Sie nicht dafür erbringen. Ich werde Ihnen sagen, daß wir für dieses Gesetz stimmen würden, ob wir nun heute Regierungspartei sind oder Oppositionspartei; wir müssen dafür stimmen, weil sonst das Gegenteil von dem eintritt, was wir und ein großer Teil von Ihnen wollen, daß nämlich das Gesetz tatsächlich mit 1. Juli in Kraft tritt. Das hängt mit den Verhandlungen, von denen Sie sprechen, gar nicht zusammen. (Posl. dr Czech: Warum haben Sie den Antrag abgelehnt, daß die Vorlage im 1. Jänner 1929 in Wirksamkeit tritt?) Sie glauben, wegen eines Monates werden wir so lange verhandeln? (Rùzné výkøiky.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Weil wir das Gesetz eben dann in Kraft setzen wollen, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen sind und nicht später; ob ein Monat mehr oder weniger, dürfte keine ausschlaggebende Bedeutung haben. Das ist vielleicht in anderen Fragen sehr entscheidend, aber in großen politischen Fragen spielt ein Monat keine Rolle.

Das Gesetz über die Verwaltungsreform, wie es genannt wird, ist im Wesen etwas ganz anderes, als eine vollkommen neue Lösung eines neuen Problems. Das ist eine Feststellung, die bisher immer verschwiegen worden ist und die ich nachtragen muß. Es handelt sich um nichts anderes, als um die Abänderung des Gesetzes über die Errichtung der Gau- und Bezirksämter aus dem Jahre 1920. Es handelt sich nicht um eine allgemeine neue Verwaltungsorganisation, also um eine Verwaltungsreform im großen und ursprünglichen Sinne des Wortes, sondern es ist eine rein derivative Änderung, die darin besteht, daß das Gesetz vom Jahre 1920 eine andere Fassung bekommen hat. (Výkøiky posl. dr Czecha.) Geehrter Herr Vorsitzender der deutschen Sozialdemokraten, bei den Verhandlungen im Jahre 1920 haben auch die èechischen Sozialdemokraten, Ihre Bruderpartei, dieses Gesetz mitbeschlossen. Also gar so schlecht könnte es von Ihrem Parteistandpunkt aus gar nicht sein. (Posl. inž. Jung: Was ist mit Schlesien, Herr Kollege? Das ist vollständig in Verlust geraten!) Darauf werden wir noch zurückkommen. Ich danke, daß Sie mir dieses Stichwort geben. Nicht jetzt, sondern im Jahre 1920 ist Schlesien total geopfert worden. (Posl. inž. Jung: Warum haben Sie es denn jetzt nicht gerettet?) Ich habe soviel gerettet, als zu retten war. Über diese Bemühungen wird schon gerecht geurteilt werden, Schlesien besteht seit 1920 überhaupt nicht mehr. Machen Sie der Bevölkerung nicht vor, daß es rechtlich noch ein Schlesien gibt. (Posl. dr Koberg: Es besteht aber tatsächlich doch!) Herr Kollege, schauen Sie, Sie sind der einzige, der Mitglied der schlesischen Landesverwaltungskommission ist, folglich sprechen Sie vielleicht zu viel in eigener Sache. (Posl. dr Koberg: Wenn es nicht bestünde, wäre ich nicht mehr Mitglied!) Das wäre sehr traurig, ich weiß nicht für wen. (Posl. dr Koberg: Wir hatten eine mindestens 33%ige Minderheit im Gau Mährisch-Ostrau, jetzt sind wir nur 24%!) Diese Minderheit macht nicht sehr viel aus, wenn die Teile der Minderheit, die sie vorstellen, zu einer Mitarbeit mit anderen nicht zu haben sind; infolgedessen, wenn das Ihr absoluter Standpunkt ist, werden Sie mit diesem Argument nicht berühmt werden. (Posl. inž. Jung: Wenn man sich mit der Rolle des Schuhfetzens abgefunden hat, ist es allerdings gleichgiltig!) Ich danke, daß Sie dieses Wort gebraucht haben. Es ist das wieder ein Beweis, daß die ganze Debatte dazu da ist, eine Hypertrophie von Kraftworten und besonderen Prägungen zu schaffen, aber nicht sachlich und objektiv Probleme wie das vorliegende zu behandeln. Mit solchen Kraftworten braucht man nicht ins Parlament zu kommen, die findet man im Theater, auf der Bühne besser, auch die Witze sind dort besser, als die, welche bei diesem Anlasse gemacht werden. Das Problem ist viel zu ernst, als daß es mit einer so allgemeinen Kritik wie "Schuhfetzen" erledigt werden kann. (Posl. inž. Jung: Es ist sehr scharf, aber sehr treffend!) Sie zerren das Niveau dieser Debatte herunter, daß es unwürdig ist der Sache, um die es sich handelt. (Posl. inž. Jung: Die Würde des Parlaments!) Die haben wir von unserem Kulturstandpunkt aus auch zu wahren.

Das vorliegende Gesetz ist nichts anderes, als eine neue Fassung des Gesetzes vom Jahre 1920, wo die Regierung bekanntlich die Möglichkeit hatte, dieses Gesetz jederzeit durch Verordnung in Wirksamkeit zu setzen. Daß sie es bisher nicht tat, waren die Beweggründe, die dazu geführt haben, daß einzelne der Bestimmungen abgeändert wurden. Die Regierung hätte die Möglichkeit gehabt und auch die einwandfreie Handhabe, nachdem ein giltiger Parlamentsbeschluß und somit ein Gesetz vorgelegen ist, diese alte Einrichtung der Bezirks- und Gauämter nach der Fassung des Gesetzes vom Jahre 1920 in Wirksamkeit zu setzen. Tat sie es nicht so lagen eben Schwierigkeiten in der Durchführung vor, deren Beseitigung der Parlamentsmehrheit oblag. Daß wir in diesem Zeitpunkt Regierungspartei waren, hat uns mit in die Verpflichtung gebracht, auch bei dieser Novellierung eines früheren Gesetzes uns zu beteiligen und in der Koalition auch die Abstimmung über dieses Gesetz, und zwar für das Gesetz mitzumachen, eine Verantwortung, die wir tragen und tragen müssen, wobei wir weit davon entfernt sind, alle die Dinge, die in dem Gesetz nicht abgeändert werden oder nur zu wenig abgeändert werden, zu loben oder irgendwie besonders zu preisen. Das ganze Leben ist ein Kompromiß und das politische Leben gar, das wissen die Herren Sozialdemokraten auch, sonst würden sie nicht im Reiche jetzt wieder mit allen anderen Parteien paktieren, um zu einem Kompromiß zu kommen. Wegen dieser Notwendigkeit, Kompromisse zu schließen, haben sich die Dinge nicht so vollkommen gestaltet, als wir selbst von ganzem Herzen gewünscht hätten. (Posl. Wünsch: Wie ein Mitglied eines katholischen Gesellenvereins spricht er!) Wenn ich Mitglied eines katholischen Gesellenvereines bin, so ist mir das nur eine Ehre! (Posl. Wünsch: Dann sollten Sie diese Rede dort auch halten!) Vielleicht könnten Sie ganz froh sein, wenn Sie eine solche Rede ganz frei halten könnten; kommen Sie einmal hin und schauen Sie sichs an, da könnten Sie etwas lernen.

Die Verbesserungen des Gesetzes sind aber trotzdem nicht nur teilweise einschneidender Natur, sondern auch tatsächlich gegeben; z. B. die Frage der Ernennungen, die immer aufgerollt wird und die einer der Hauptangriffspunkte gegen das Gesetz des Vorjahres war. Meine Damen und Herren! Wenn man es objektiv beurteilt, muß man sagen, daß die Ernennung eines Drittels - wenn es schon da ist - die gebunden ist an die sozialen, nationalen und kulturellen Schichtungen und Einteilungen der betreffenden Gebiete, doch immerhin einen Fortschritt darstellt gegenüber dem bisherigen Stande, wo solche Rücksichten weder praktisch und schon gar nicht gesetzlich festgelegt waren. (Sehr richtig! - Výkøiky posl. dr Czecha.) Und wenn Sie glauben, daß das so leicht war, Herr Kollege, dann unterschätzen Sie die Macht der anderen. Das wissen Sie ganz genau, Sie wollen es nur nicht der Öffentlichkeit bekanntgeben. Es werden die anderen uns zuliebe nicht von heute auf morgen anders werden. Es ist ein schweres Ringen, das wir uns vorgenommen haben, und ich glaube, es wäre viel mehr im deutschen Interesse, das anzuerkennen, als den Parteien, die das leisten, in den Rücken zu fallen. (Posl. Simm: Wir hätten es getan, wenn mehr Initiative entfaltet worden wäre!) Sie haben ja im Deutschen Verbande sicherlich auch X-mal Gelegenheit gehabt, uns Ihre Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir waren doch im Deutschen Verbande vereinigt, es ist noch nicht so lange her; warum haben Sie, um uns unsere Schwäche zu nehmen und uns Stärke zu geben, nicht Ihre Initiative dadurch gelten lassen, daß Sie sich uns weiter angeschlossen haben und uns auch bei dem Eintritt in die Regierung treu geblieben sind? (Posl. inž Jung: Rühren Sie nicht daran, sonst würde Ihnen eine Antwort darauf zuteil werden, wie Ihr in die Regierung nicht hineingegangen, sondern hineingekrochen seid!) Ich glaube, mit dem Hineinkriecheen war das nicht so der Fall. Darüber sind die Sachen zwar nicht publik - so etwas kann man nicht publizieren - aber es ist ein völlig unbewiesener Vorwurf, den Sie erheben, wenn Sie glauben, daß wir Kriecher sind, so sage ich Ihnen: Wenn Sie das persönlich jemandem sagen, wird er Sie zur Verantwortung ziehen, Pauschalverdächtigungen aber können nicht bewiesen und dürfen auch nicht gesagt werden. (Posl. inž. Jung: Ich stehe zur Verfügung!)

Der Eintritt in die Regierung hat sich ganz reinlich vollzogen und nicht anders, wie sich auch in anderen Staaten der Eintritt von Parteien in die Regierung zu vollziehen pflegt. Daß sie bei den Vorbesprechungen dabei waren, hätte Ihnen ein Anlaß sein sollen, mitzukommen. Dann hätten Sie die Initiative ergreifen können. (Výkøiky. - Posl. inž. Jung: Sie wissen ganz genau, daß der Vorsitzende des Deutschen Verbandes, wenn schon die Frage aufgerollt wird, uns Monate hindurch im Unklaren gelassen und nicht unterrichtet hat über die Schleichwege, die da eingeschlagen worden sind!) Die Schleichwege, von denen Sie sprechen, waren nicht entscheidend, entscheidend waren zwei Tage, die Tage vom 12. bis 14. Oktober 1926. (Posl. inž. Jung: Wir kannten Ihre Wünsche!) Wünsche sind noch keine Entscheidungen. (Posl. Knirsch: Für uns war entscheidend, daß man nicht voraussetzungslos in die Regierung eintrete!) Sie waren noch weiter Mitglied des Deutschen Verbandes, auch als wir schon in der Regierung waren; da waren wir noch nicht auseinander. (Posl. inž. Jung: Auf bestimmte neue Zusagen, die nicht eingehalten wurden!) Die Zusagen, die wir Ihnen gemacht haben., waren dieselben, die wir allgemein machen, nämlich uns zu bemühen, möglichst viel für unser Volk herauszuschlagen. (Posl. inž. Jung: Warum haben Sie gegen die von Ihnen selber unterschriebenen Resolutionsanträge gestimmt, trotz der Zusage, daß nicht nur Sie, sondern auch èechische Parteien dafür stimmen werden? - Výkøiky, hluk.) Glauben Sie, daß in irgendeinem Parlamente Demonstrationsanträge von der Mehrheit angenommen werden? (Posl. inž. Jung: Die Demonstrationsanträge hat der Luschka auch unterschrieben!) Das ist die taktische Stellung und das Recht als Oppositionelle, als Mehrheit ist das nicht möglich. (Posl. inž. Jung: Der Justizminister Mayr-Harting hat Demonstrationsanträge unterschrieben!) Ja, weil er oppositioneller Abgeordneter war, dazu hat er das Recht gehabt, in der Regierung ist das dann anders, das wissen wir doch alle. (Hluk.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Jedenfalls ist uns eine Initiative dadurch, daß neue Parteien dazu kommen, nur erwünscht, in diesem Sinne sind wir vollkommen einig und ich gebe nur dem Wunsche Ausdruck, daß das möglichst bald geschehe. Dann wird der Prozentsatz der Deutschen in der Mehrheit ein anderer werden und dann werden auch günstigere Erfolge möglich sein, als bisher. (Posl. Heeger: Dann gibt es einen unreinen Austritt! So rein der Eintritt, so unrein der Austritt!) Man kann alles behaupten und verdächtigen, dagegen kann ich keinen Riegel vorschieben. Jedenfalls wünschen wir die Initiative der deutschen Parteien im Sinne des gleichen Weges, den wir gehen. Wir würden es nur begrüßen. (Posl. Simm: Man muß es machen, wie es Hlinka gemacht hat!) Vielleicht werden Sie bald Gelegenheit haben, uns das durch Ihre Partei zu zeigen, daß Sie es können. (Rùzné výkøiky na levici.)

Das Ernennungsrecht ist gemildert worden, das Stimmrecht der Beamten - um mich wieder mit dem Gesetze zu beschäftigen, Sie gestatten, daß ich das gewissermaßen in Parenthese tun darf - ist eingeschränkt worden gegenüber dem ursprünglichen Texte des Gaugesetzes von 1920. Die Finanzkommissionen der Landes-Gauämter, die vorgesehen waren, sind gefallen. Es sind neue Bestimmungen geschaffen worden, die ausdrücklich eine Verantwortlichkeit der Landespräsidenten gegenüber den Körperschaften, der Landesvertretung und dem Landesausschuß, gesetzlich festlegen. Die Bestimmungen der §§ 52 und 90 sind Neuerungen, die sicherlich keine Verschlechterung sondern eine Verbesserung des neuen Gesetzes bedeuten. Wenn der Landespräsident Rede und Antwort stehen muß auf Anfragen und Beschwerden (Posl. dr Schollich: Wohl genau so, wie hier im Parlament die Minister!), die den Mitgliedern der Landesund Bezirksvertretungen gesetzlich zugestanden sind, dann ist damit eine Kontrolle eingeleitet; ebenso wie wenn man den Bericht nicht zur Kenntnis zu nehmen braucht, so ist damit eine Basis gegeben (Posl. inž. Jung: Es wird genau so wie hier im Parlamente sein!), wo auch der Bezirkshauptmann und Landespräsident zumindest nicht auf die Dauer sich wird darüber hinwegsetzen können. Das Parlament ist doch etwas anderes im Vergleich zu diesen Körperschaften, das kann man ruhig behaupten und dafür alles mögliche ins Treffen führen. (Posl. dr Koberg: Hier haben wir die Immunität und dort wird es keine Immunität geben!) Ich glaube nicht, daß das für Korporationen, die positive Arbeit leisten sollen und die nicht so politisiert sein sollen, wie dieses Parlament, von Nutzen ist. Eine solche Taktik erschlägt heute jedes Parlament, und über den Rückgang des Parlamentarismus zu reden...(Posl. dr Czech: Ist die Stellung des Landespräsidenten in der Slovakei nicht politisiert? - Hluk.)

Pøedseda (zvoni): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Mag sein, daß manche das so auffassen, andere nicht. Herr Dr. Czech, das sind vielleicht die Hindernisse bei den Verhandlungen, daß diejenigen, die den Landespräsidenten nicht zu einem politischen Faktor machen wollen, nicht in Übereinstimmung mit Vertretern einer anderen politischen Partei stehen. Das dürfte die Ursache sein, daß, wie Ihnen bekannt, Konflikte bestehen. Damit sage ich Ihnen nichts Neues. Entpolitisierte wirtschaftliche Körperschaften ist die Forderung der Zeit und der Bevölkerung. (Rùzné výkøiky na levici.) Diese Parteienatomisierung, in der wir uns befinden, ist kein Glück für positive Arbeit. (Posl. dr Koberg: Eine Körperschaft mit 120 Leuten ist ein Parlament!) No also, warum regen Sie sich so auf? Dann entspricht es ja Ihrem Wunsche. (Posl. dr Koberg: Was ist das aber für eine Körperschaft, wo die Abgeordneten nicht immun sind, wo man ihnen jederzeit den Mund verbinden kann?) Ist die Immunität das herrlichste und beste, was einem Abgeordneten gegeben ist? Ich glaube, daß das eine ziemlich unwesentliche Sache gegenüber der Verpflichtung ist, hier zu arbeiten. Da ist die Immunität nicht etwas ganz Besonderes. Ich weiß nicht, ob Sie für sich sprechen, für uns bedeutet die Immunität nicht viel. (Posl. dr Koberg: Weil Sie selbstverständlich den Staat unterstützen! Wenn man aber gegen den Staat arbeitet!) Ist das der einzige Zweck eines Mandates? Das deckt sich absolut nicht mit der Ansicht der Welt über ein Mandat und seine Pflichten. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn Sie das nicht gesagt hätten. (Posl. Heeger: Wenn nun diese wirtschaftliche Körperschaft die Erklärung des Präsidenten nicht zur Kenntnis nimmt, was ist dann? - Hluk.) Vielleicht halten Sie parallel mit mir eine Rede. Das hält auf. Jedenfalls ist die Nichtzurkenntnisnahme des Berichtes des Landespräsidenten oder des Bezirkshauptmannes über seine Betätigung in Vollziehung der Beschlüsse der Landesund Bezirksvertretungen eine Gelegenheit, ein Recht der Bevölkerung auf die Kontrolle und oberste Aufsicht über die Verwaltung auszuüben. Durch das neue Gesetz ist auch die Verbesserung geschaffen worden, daß Bezirksvertretungen eingerichtet werden, während früher bekanntlich nur Bezirksausschüsse, aber nicht Bezirksvertretungen im Gaugesetz vorgesehen waren.

Und nun die große Frage der Zusammenlegung der Gaue nach den ehemaligen Ländergrenzen. Das ist bekanntlich - und das wird immer geflissentlich verschwiegen - auch nichts Neues, sondern ist nichts anderes als die klare Auslegung einer unklaren Vorschrift, welche § 63 des bisherigen Gaugesetzes enthalten hat. Und warum es so unklar war, werden wahrscheinlich nur jene Herren wissen - und die werden es noch nicht vergessen haben - die, ich glaube, in 17 Nächten über diesen Punkt verhandelt haben, bis sie zu diesem Kompromißtext gekommen sind. Ich glaube, da greife ich in eine Erinnerung ein, die sehr vielen Herren, die heute in der Opposition sind, noch sehr klar vor dem geistigen Auge stehen dürften. (Posl. dr Czech: Gegen wen verteidigen Sie das Gaugesetz, gegen die deutschen Abgeordnetcn? Haben die deutschen Abgeordneten das Gaugesetz gemacht?) Herr Kollege, diese Art Sophistik mache ich nicht mit. Ich rede ganz klar! (Trvalý hluk.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Ich sage... (Posl. Dietl: Da drückt er sich!) Ich drücke mich gar nicht, habe es auch gar nicht notwendig, mich vor Ihnen zu drücken. Sie wissen ganz genau... (Posl. dr Czech: Das weiß ich nicht!) Das wissen Sie nicht? Dann seien Sie froh, daß Sie es erfahren können. (Posl. dr Czech: Waren Sie dabei?) Ich weiß es aus Mitteilungen. Bekanntlich waren wir Keiner in der Revolutions-Nationalversammlung. (Posl. dr Czech: Dann führen Sie es bitte nicht uns gegenüber ins Treffen!) Glauben Sie, daß ich nur zu Ihnen spreche? Ich spreche doch auch zu meinen Herren und zu Allen. Ich habe doch ein Recht zu sprechen, was ich will. Erlauben Sie mir, wo ist ihre Demokratie, wenn Sie mir Vorschriften machen wollen, was ich zu sagen habe? (Posl. dr Czech: Man wird doch etwas sagen dürfen!) Ich darf doch aber auch etwas sagen, unterbrechen Sie mich nicht fortwährend; wenn Sie reden, lasse ich Sie auch reden, was Sie wollen. Gewähren Sie mir also gnädigst das demokratische Recht... (Posl. dr Czech: Selbstverständlich!) Lassen Sie es nicht durch Worte, sondern durch Taten bewiesen sein. (Posl. dr Czech: Es war nur ein Zwischenruf!) Der war etwas lang. (Posl. dr Czech: Ich werde mich nächstens kürzer fassen! - Veselost.) Sie werden also nicht ungehalten sein, wenn ich mir die Freiheit nehme, um Redefreiheit bei Ihnen vorstellig zu werden. (Posl. Katz: Dále!) Bravo! (Posl. Krumpe: Sie lernen schon etwas zu! - Veselost.) Man kann nicht wissen, ob es nicht in der nächsten Zeit akut wird.

Nun, diese Vorschriften des § 63 des Gesetzes über die Errichtung von Gau- und Bezirksämtern haben ausdrücklich schon im vorhinein bestimmt, daß die Gaue innerhalb des ehemaligen Böhmen sowie innerhalb des ehemaligen Mährens und Schlesiens sowie der Slovakei und Karpathorußlands Landesverbände zu bilden haben - nicht bilden können, sondern zu bilden haben, und daß demnach schon damals eine Oberorganisation der Gaue geschaffen war, welche der heutigen Ländereinteilung entspricht. Es ist deshalb kein Novum, das wir geschaffen haben, wir haben im Gegenteil die harten Bestimmungen gemildert, die damals hinsichtlich dieses Punktes in das Gesetz aufgenommen waren. (Posl. dr Czech: Es war aber keine Entscheidungsinstanz, ein solcher Gauverband!) Aber das waren doch Landesgauverbände gewesen, lesen Sie doch das Gesetz, die haben sich territorial vollkommen mit den Landesgrenzen gedeckt. (Posl dr Czech: Waren aber Zweckverbände!) Aber das andere können doch auch Zweckverbände sein, es kann sich jede Körperschaft zu einem Zweckverband entwickeln. Was Sie sagen, ist ein Spiel mit Worten, eine Haarspalterei und Wortklauberei. (Rùzné výkøiky na levici.) Jedenfalls sind Landesgauverbände geschaffen worden, die sich territorial vollkommen mit den Grenzen der Länder gedeckt haben, welche heute wieder geschaffen werden sollen und die damals als Kronländer vorhanden waren. (Trvalý hluk. - Posl. dr Czech: Ist das in der Slovakei aktiviert worden, wo doch die Gaureform in Wirksamkeit gesetzt wurde? Habe ich eine Verwaltungsrechtsprüfung vor Ihnen abzulegen? (Posl. dr Czech: Ich stelle eine Tatsache fest!) Es ist auch Tatsache, daß dort gewählt wurde. (Posl. dr Schollich: Und ich stelle fest, daß Herr Kramáø als Urheber des Gesetzes sich da königlich freut, daß Sie sein Werk so warm verteidigen!) Wenn Sie das als warme Verteidigung ansehen, dann sind Sie bezüglich meiner Ausführungen nicht ganz im Bilde. Möglich, daß da der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen ist. Natürlich, ich weiß, morgen werden in sämtlichen Zeitungen meine Worte derart verdreht sein, daß es fettgedruckt heißen wird: "Luschka als Verteidiger der Verwaltungsreform!" Diese Rabulistik mit den Worten, sehe ich voraus, wird prompt eintreten. Selbst auf diese Gefahr hin bin ich aber hierher gegangen, weil ich Ihnen einmal Gelegenheit geben wollte, ein stark besuchtes Haus zu sehen. (Veselost. - Posl. dr Schollich: Oder den Clown im Zirkus!) Das habe ich gelernt. Wir sind nämlich Kollegen in einem Wahlkreis, da habe ich acht Jahre lang viel gelernt. (Výkøiky posl. Halke a dr Schollicha.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Dieser Landesgauverband hatte ein Landesgaukollegium vorgesehen, welches aus 24 Mitgliedern zu bestehen hatte und aus diesem Kollegium war bekanntlich der Landesverbandsausschuß zu wählen, welcher 8 Mitglieder zählen sollte. Zu diesem Landesverbandsausschuß war die Regierung berechtigt, durch den Minister des Innern 4 Staatsbeamte zu ernennen. Das ist das Bild, das sind die Tatsachen, die sich aus den Vorschriften und Bestimmungen des ehemaligen Gaugesetzes ergeben haben und welche nach allgemeiner Anschauung - darüber ist kein Zweifel - geltendes Recht bis zu dem Zeitpunkt waren, in welchem wir an die Änderung dieser Bestimmungen herantraten. Folglich ist auch die Frage von Mähren und Schlesien nicht eine Frage, die erst originär entstand, sondern ist ein Faktum gewesen, mit dem man leider nach einem Gesetz, das da war, rechnen mußte.


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