Pátek 21. záøí 1928

Sie werden also begreifen, daß wir mit der Sozialpolitik der hiesigen bürgerlichen Parteien und auch der sozialistischen Parteien nicht einverstanden sind, wenn wir erklären, daß es den Herrschaften nicht um soziale Gefühle geht, weil wir wissen, daß die Sozialversicherung nur das Schacherobjekt ist, mit dem die Herrschaften über die Brücke zu einer neuen politischen Szenerie in diesem Staate gelangen wollen. So werden wir erleben, daß nachdem sich die Wogen der Empörung der Arbeiter über die Sozialversicherung gelegt haben werden, man sich finden wird, daß der Faden des Herrn Bechynì zu einem mächtigen Seil wird, an dem sich die Koalition und die sozialistische Opposition finden wird, um die Geschicke der arbeitenden Bevölkerung in diesem Staate zu leiten. Sie kann sie nur leiten gegen die Arbeiter im Interesse der Bourgeoisie, im Interesse der besitzenden Klassen gegen die Arbeiter. Des halb ist es die Aufgabe der kommunistischen Partei, den Betrug, den man hier vollführt, zu enthüllen. Wenn die Sozialisten sagen werden, wir haben durch unsere planmäßige vor: sichtige Taktik Erfolge verzeichnet, so werden die Gewerbeparteiler und die Agrarier auch sagen: auch wir haben Erfolge aus dieser Novelisierung nach Hause gebracht. Jedem das Seine! Jeder hat etwas mit auf den Weg bekommen, damit die Herrschaften die notwendige Plattform für die im November stattfindenden Wahlen für die Bezirks- und Landesvertretungen finden, damit sie sich ihren Wählern gegenüber ausweisen können, daß sie die richtigen Vertreter der Interessen ihrer Wählerschaft sind.

Die Rechnung aber werden die Arbeiter machen. Sie werden sehen, daß die Sozialversicherung, auch wenn sie in einigen Punkten als Scheinkonzession verbessert wurde, im großen und ganzen die Zertrümmerung der Autonomie und die Auslieferung des Apparates an die Bourgeoisie ist, um ihr die Möglichkeit zu geben, gegen die Arbeiter zu regieren. Es geht um keine Verbilligung und keine Verbesserung, es geht um die Rechtlosmachung der Arbeiter in diesem Staate, die Krankenkassen waren, möchte ich sagen, die letzten öffentlichen Stätten, wo die Arbeiter: wenn auch nicht viel, aber doch etwas dreinzureden hatten. Mit der Novellierung ist aber den Arbeitern auch diese Möglichkeit genommen. So werden die Arbeiter in diesem Jubiläumsjahr ihre Sozialpolitik empfinden, sie werden den richtigen Ton ihrer eingelegten Symphonie begreifen, sie werden begreifen, daß nicht im Parlamente, nicht durch Schacher, sondern nur durch den Klassenkampf in den Betrieben und auf der Straße die Arbeiter imstande sind, sich gegen die immerwieder neuen Attentate der Bourgeoisie, der Koalitionsparteien zu wehren, aber daß sie imstande sind, auch jene Wirtschaftsordnung zu beseitigen, die aus den Arbeitern nur Profite schöpft und schindet und die Arbeiter zu Sklaven macht, und an ihre Stelle eine Wirtschaftsordnung zu setzen, die nur im Interesse der Arbeiterklasse alles unternimmt, was der Arbeiter zur Gesundheit und zum Leben notwendig hat. Deshalb sagen wir von dieser Stelle aus den Arbeitern: Auf zum Kampf für eine neuere, bessere Wirtschaftsordnung. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

3. Øeè posl. Elstnera (viz str. 44 tìsnopisecké zprávy):

Seit Jahrzehnten erhebt die Arbeiterschaft die Forderung nach Schaffung einer Sozialversicherung für den Fall des Alters und der Invalidität. Reichte die Kraft der Arbeiterschaft im alten Österreich noch nicht dazu aus, um dieses Ziel zu erringen, so erwartete sie in dem neuen Staatsgebilde, in der Èechoslovakei, die Einlösung dieser Forderung, die endgültige Schaffung einer den Interessen der Arbeiterschaft entsprechenden Alters- und Invalidenversicherung, sowie eine Versicherung für die Witwen und Waisen. Nichts ist naheliegender und verständlicher, als daß die Arbeiterschaft gerade in dem neuen Staatsgebilde die Einlösung dieser Forderung erwartete, da doch ein großer Teil der Führer des Proletariats gerade in der Geburtsstunde des èechoslovakischen Staates der Arbeiterschaft eine Sozialversicherung versprochen hatte, wie sie den Interessen der Arbeiter entspricht. Leider glaubte ein nur zu großer Teil der Arbeiter diesen Versprechungen und gerade diese müssen jetzt seit dem Jahre 1926 in dieser Hinsicht die bitterste Enttäuschung erleben. Ein Teil der alten Führer des Proletariats hatte gesagt: Ja, es kommt eine neue Zeit, nur müssen erst wieder die Betriebe in Schwung gebracht werden, das neue Wirtschaftsleben aufgebaut werden, dann werden langsam, aber umso sicherer die großen sozialen Fragen im demokratischen èechoslovakischen Staat ihre Lösung finden. Endlich nach 6 Jahren hat ein Gesetz, welches wohl den Namen Sozialversicherungsgesetz trägt, das Licht der Welt erblickt, aber seinem Inhalt nach ist es nichts anderes, als ein ausgesprochener Hohn auf das, was die Arbeiterschaft jemals unter einer Sozialversicherung verstanden hat. Nicht genug daran, daß die Bourgeoisie Millionen und Abermillionen zur Sanierung der verkrachten Banken forderte, um dieser so erbärmlichen Sozialversicherung die Zustimmung zu geben, so zeigte das Gesetz selbst die Tendenz, die Krankenversicherung bis aufs Letzte zu drosseln, die Krankenversicherung die seit ihrem Bestande der Bourgeoisie ein Dorn im Auge war, soviel als möglich einzuschränken, weil ja eine Krankenversicherung, die unter dem Einfluß des Proletariats steht, eine Gefahr für die Bourgeoisie darstellt. Deswegen sucht die Bourgeoisie mit allen Miteln solche Positionen der Arbeiterschaft zu erschüttern. Der finanzielle Zusammenbruch und drohende Bankerott steht fast bei allen Krankenkassen durch die Gesetzwerdung der Sozialversicherung bevor. Eine weitere Folge davon war, daß die Krankenversicherungsanstalten nunmehr sämtliche Sonderleistungen abbauen, wie beispielsweise den Mutter- und Kinderschutz, die Zahnpflege, die Wöchnerinnenunterstützung und die Stillgelder. Die Erholungs- und Wöchnerinnenheime sind in ihrem Bestande außerordentlich gefährdet. Der Rentenbezug wird durch die Nichteinrechnung der ersten drei Tage bedeutend herabgesetzt, dazu kommt die Nichteinrechnung der ersten beiden Sonntage, wenn die Krankheit nicht länger als 14 Tage andauert. Dabei bemühen sich natürlich die Krankenkassen nach allen Regeln der Kunst, sich soviel als möglich der Kranken zu erwehren durch die Einführung des chefärztlichen Dienstes. Wenn bei einem Arbeiter die Krankheit nicht schon so weit fortgeschritten ist, daß es undenkbar ist, ihn in den Betrieb zurückzuschicken, so wird er bei einem großen Teile der chefärztlichen Untersuchungen als gesund erklärt, und wenn er schon nicht als gesund erklärt wird, so wird er mit einigen Tagen Erholung abgespeist. Das war das erste, was die Arbeiterschaft von den ganzen Versprechungen, bezüglich Einführung des Sozialversicherungsgesetzes im demokratischen èechoslovakischen Staat zu spüren bekam. Dazu kommt noch die Erhöhung der Lasten, die durch die Einführung der Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiterschaft aufgebürdet wurden, und das für eine Versicherung, von der der Arbeiter das Bewußtsein hat, daß er wahrscheinlich einmal nichts oder nur sehr wenig davon haben wird.

Nun soll das Gesetz, das die Einlösung eines großen Versprechens bedeuten sollte, eine weitere Verunstaltung durch die vorliegende Novelle erfahren. Man mag viel darüber reden, besonders seitens der bürgerlichen Parteien, sie rühmen sich, daß es eine Menge von Verbesserungen in der Novelle gebe, daß insbesondere der monatelange Schacher, der im sozialpolitischen Ausschuß geführt wurde, doch eine ganze Reihe ansehnlicher Verbesserungen des Gesetzes mit sich gebracht hätte. Aber das kann man doch nur dann sagen, wenn man die anderen großen und entscheidenden Fragen bei der Novelle übersieht. Worin bestehen denn die entscheidenden Bestimmungen dieser Novelle? Da will ich als erste das herausgreifen, worauf schon mein Genosse Schmerda verwiesen hat, die Ausschaltung der jugendlichen Arbeiter aus der Sozialversicherung überhaupt. Man macht es sich leicht. Man sagt einerseits, für die jugendlichen Arbeiter ist bei Ausübung ihres Erwerbes der Gefahrenkreis nicht ein so großer, und andererseits, es bedeute gerade für den kleinen Mann, für den kleinen Gewerbetreibenden usw. eine ungeheure Belastung, wenn der jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren mit in diese Sozialversicherung eingereiht wird. Aber darum dreht es sich nicht, es geht nicht um die Schonung des kleinen Mannes, des kleinen Gewerbetreibenden, sondern einfach darum, daß die Großindustrie einer sozialen Verpflichtung dem jugendlichen Arbeiter gegenüber enthoben werde, daß man die große Industrie und den gesamten Kapitalismus von einer selbstverständlichen sozialen Verpflichtung gegenüber dem jugendlichen Arbeiter freimache. Ausgerechnet diese bürgerliche Regierung hat ein Interesse an dem kleinen Gewerbetreibenden, die während ihrer ganzen Dauer gezeigt hat, daß sie nicht das geringste Verständnis für den kleinen Mann aufzubringen vermag! Es ist Demagogie, wenn sie sagt, sie vertrete auch die Interessen des kleinen Mannes. In Wirklichkeit gibt es für diese Regierung keine andere Tendenz, als die Sicherung der Profite für den Kapitalismus nach allen Regeln der Kunst. Wer hat es aber notwendiger, daß sein Leben einen sozialen Schutz erhalte, als der jugendliche Arbeiter? In Tausenden und Abertausenden Arbeiterfamilien warten die Arbeitereltern auf den Tag, wo der Junge oder das Mädchen der Schulbank entwachsen ist, um in das Produktionsleben eingereiht zu werden, um einige Kronen zu verdienen, damit man zu Hause besser leben könne. Aber gerade da sieht man häufig, daß dieses jugendliche Element, kaum der Schule entwachsen, körperlich noch gar nicht reif und fähig ist, ins Produktionsleben einzutreten. Aber Not und Zwang der wirtschaftlichen Verhältnisse in der Proletarierfamilie treiben ohne Rücksicht auf die körperliche Konstitution das der Schule entwachsene Kind in die Arme des Kapitalismus, stellen dem Kapitalisten das jugendliche Element zur uneingeschränkten Ausbeutung zur freien Verfügung. Gerade die heute steigende Rationalisierungstendenz des Kapitalismus ist das deutlichste Zeichen dafür, welch ungeheueren Gefahren das jugendliche Element bei dem Eintritt in das Produktionsleben ausgesetzt ist. Wenn aber diese jugendlichen Arbeiter aus der Sozialversicherung ausgeschaltet werden, und zwar unter dem Protektorate eines Geistlichen, des Ministers Pater Šrámek, so möchten wir ihm anempfehlen, er möge sich einmal an Stelle des jugendlichen Arbeiters an die Maschine stellen und 48 Stunden das Los des jugendlichen Proletariers teilen. Ich glaube, es gebe dann für ihn keine Frage mehr, ob der jugendliche Arbeiter in die Sozialversicherung gehört oder nicht.

Aber das ist nur ein, allerdings besonderes Zeichen der Novelle zum Sozialversicherungsgesetz. Ein weiteres Moment ist, daß man den Versicherten, die Millionen und Abermillionen Beiträge aufzubringen haben, einfach jeden Einfluß auf ihre Versicherung nimmt. Das erfolgt durch die Einführung der Parität und die Aufsicht der verschiedenen Behörden, des Ministeriums u. s. w. Da ist von einer Parität in diesen Ausschüssen keine Rede mehr. Man kann feststellen, der entscheidende Einfluß soll schon in den nächsten Stunden in die Hände der Bourgeoisie in Verbindung mit verschiedenen bürokratischen Instanzen gelegt werden.

Ein weiteres Moment ist die durch die Novelle herbeigeführte Zersplitterung des Versicherungswesens im allgemeinen. Durch die Neugründung von Genossenschaftskrankenkassen - das ist eine effektiv feststehende Tatsache - wird die Kraft zum Fortschreiten der sozialen Fürsorge nicht gefördert. Im Gegenteil. Dieser Umstand bringt eine Zersplitterung des Fürsorgewesens im allgemeinen. Dazu kommt noch die Auflösung der Krankenkassenverbände, wodurch man gleichfalls den Einfluß der Arbeiter auf die Gestaltung des Versicherungswesens brechen will. Wer darf aber in dieser Reihe nicht fehlen? Es müßte uns geradezu wundern, wenn bei einer derartigen Gestaltung des Gesetzes, durch das Millionen und Abermillionen, ja Milliarden angehäuft werden, das Finanz ministerium sich übersehen ließe. Nach der Novelle wird dem Finanzministerium hinsichtlich der Verwendung der Gelder ein derart ungeheuerer Einfluß gewährt, daß wir uns, daß sich wohl insbesondere die Versicherten fragen müssen, wer denn über das Schicksal der Gelder, der von ihnen so sauer ersparten Gelder, die sie als Beiträge abstatten, verfügen wird. Heute ist es vollkommen klar, daß sich das Finanzministerium auf diesen Goldschatz, die Sozialversicherung, einen entscheidenden Einfluß gesichert hat, so daß im Zusammenhang mit all den anderen Dingen der Einfluß der Arbeiterschaft vollständig ausgeschaltet erscheint.

Wir erinnern uns daran, daß die Regierung bereits eine Milliarde Kè auf dem Wege eines Gesetzes sich für Straßenbauzwecke gesichert hat. Wir können daraus sehr gut ersehen, daß sie es bei einer anderen Gelegenheit verstehen wird, wenn es einmal darum geht, zu Rüstungszwecken Gelder zu erhalten, tief in die Sozialversicherung hineinzugreifen, um den so viel gesicherten Frieden durch neue Rüstungen für den èechoslovakischen Staat zu sichern. Das Schicksal der Sozialversicherung in Deutschland im Kriege zeigt uns zur Genüge, für was für Zwecke die Sozialversicherungsgelder verwendet werden, wenn es sich einmal darum handelt, statt der Worte die Kanonen sprechen zu lassen. Fünf Jahre lang mußten die deutschen Arbeiter auf jede wie immer geartete Unterstützung aus d em Kapital der Sozialversicherung verzichten. Und wir kennen das. Schicksal der heutigen Gelder, wenn wir uns klar sind über jene Aufgaben, die gerade der Militarismus in der Èechoslovakei zu erfüllen hat, wenn es einmal gilt, die ganze kapitalistische Welt gegen den ersten Arbeiter- und Bauernstaat, gegen Rußland aufmarschieren zu lassen. Es geht darum, daß sich der Militarismus des èechoslovakischen Staates einreihe in die Weltfront des Kapitalismus zur Niederschlagung des ersten Arbeiter- und Bauernstaates. Wir sind dessen sicher, wie immer dann die Regierung, die kapitalistischen Charakter trägt, heißen wird, sie wird wahrscheinlich die aufgehäuften Gelder zur Erzeugung von Kanonen und Maschinengewehren verwenden, das heißt, umwandeln in Pulver und Blei zur Ermordung Tausender und Abertausender.

Es gehört wirklich ein Mut dazu, für diese Novelle als für eine bedeutende Verbesserung des Sozialversicherungsgesetzes einzutreten. Es ist nicht genug, wenn ich das besondere Wesen der Novelle aufzeichne, wir müssen uns auch einer Reihe anderer Fragen mit erinnern. So oft wurde schon versprochen, endlich einmal die Frage aller jener Personen zu lösen, die an dem Tage des Inkrafttretens des Sozialversicherungsgesetzes das 60. Lebensjahr überschritten hatten. Heute noch ist keine Rede davon, zumindest sind trotz der vielen Versprechungen keine Anzeichen vorhanden, daß die Unterstützung der über 60 Jahre alten Personen Wirklichkeit würde. Ich erinnere aber auch daran, daß seit dem Inkrafttreten des Sozialversicherungsgesetzes sehr oft versprochen wurde, die Altersgrenze, die für den Bezug der Altersrente auf 65 Jahre festgesetzt wurde, herabzusetzen. Was ist geschehen? Nichts. Die Altersgrenze von 65 Jahren ist aufrecht geblieben. Das allein zeigt schon die Ironie dieses ganzen Gesetzes. Es ist geradezu eine Seltenheit, wenn man an irgendeinem Ort einen Arbeiter findet, der das 65. Lebensjahr erreicht oder gar überschritten hat. Wenn die Arbeiter erst mit dem 65. Lebensjahr in den Genuß der Altersversorgung kommen sollen, werden sicherlich weit mehr als 90% der gesamten Arbeiterschaft wohl Jahre und Jahrzehnte für die Altersversorgung zahlen, niemals aber in den Genuß der Altersversorgung kommen. (Výkøiky: Die Rationalisierung sorgt schon dafür, daß die Arbeiter nicht zu alt werden!) Sicherlich. Wir erinnern uns auch daran, daß auch jene, die dazu berufen sind, das Vaterland vor dem Feinde zu schützen, daß jene ein besonderes Geschenk im Sinne der Novelle zum Sozialversicherungsgesetz bekommen haben, und zwar dadurch, daß der Staat für die Zeit der Waffenübungen keine Beiträge mehr für sie bezahlen wird.

Wenn dieses Machwerk der Novelle noch nicht in Kraft getreten ist, so ist das einzig und allein auf den Proteststurm der Arbeiterschaft zurückzuführen, der in den Betrieben, in großen Versammlungen und Kundgebungen zum Ausdruck kam; und wir können heute mit Bestimmtheit feststellen: Hätten nicht gerade ausgerechnet die sozialdemokratischen Parteien beider Lager, deutscher und èechischer Nationalität, den Drang der Arbeiterschaft zum gemeinsamen Kampf in seiner Auswirkung verhindert, d. h. hätten sie nicht mit allen Mitteln das Angebot der kommunistischen Partei abgelehnt, den Kampf zur Verhinderung der weiteren Verschlechterung der Sozialversicherung zu führen, so hätte sich, das steht heute fest, die Bourgeoisie in diesem Staate nie getraut, eine derartige Verunstaltung des Sozialversicherungsgesetzes in diesen Tagen durchzudrücken. Man ist damit vielleicht nicht einverstanden oder schüttelt den Kopf, wie ich es beim Koll. Schweichhart bemerkt hatte. Gerade der Kollege Abg. Schäfer aber war es, der heute vor wenigen Stunden gesagt hat: "Einzig und allein darauf ist es zurückzuführen, wenn dieses Machwerk nicht schon früher in Kraft getreten ist, daß die Arbeiterschaft einen gewaltigen Proteststurm entfacht hatte". Ja, die Sozialdemokraten haben diesen Kampf der Arbeiterschaft eingetauscht mit dem Schacher mit den bürgerlichen Parteien in der Regierungskoalition, haben monatelang den sog. sachlichen Kampf geführt und als Schlußeffekt sehen wir, daß die Bourgeoisie ohne Rücksicht und ohne darnach zu fragen, was monatelang Tag und Nacht verhandelt wurde. Tag und Nacht geschachert wurde, ihre Tendenz in dieser Novelle durchgesetzt hat. In diesem Augenblick tritt ein sehr interessantes Moment in Erscheinung.

Dienstag, also kurz vor Schluß der Verhandlungen im sozialpolitischen Ausschuß, ist eine neue Versicherungsklasse in der Krankenversicherung eingeführt worden, die 11. Klasse. Alle Parteien, Koalition und die anderen, stimmten der Einführung dieser 11. Klasse zu, auch der Achterausschuß und der Vertreter des Ministeriums für soziale Fürsorge hatten der Einführung der 11. Klasse zugestimmt. (Výkøiky: Was als Errungenschaft begrüßt wurde!) Jawohl, man hat das hinausposaunt als weitere Errungenschaft der Novelle zum Sozialversicherungsgesetz. Und was konnten wir gerade vor einigen Minuten erfahren? Nachdem Mittwoch durch den gedruckten Bericht bekannt wurde, daß eine 11. Klasse eingeführt wurde, kommen schon - Herr Koll. Schweichhart, der Sie sich soviel zugute tun auf den parlamentarischen Kampf! - kommen schon Donnerstag die Industriellen aus allen Gebieten in das Parlament zum Minister Šrámek und sagen" "Was erlaubt ihr euch denn hier eigentlich? Verschwinden muß die 11. Klasse, die man eingeführt hat!" Was bedeutet das? Das ist einerseits die ärgste politische Blamage, die diese Bürgerregierung erlebt hat, das zeigt andererseits so richtig den Wert und die Bedeutung des Parlaments. (Pøedsednictví pøevzal místopøcdseda Horák.) Was ist denn das Parlament, was ist Parlamentarismus, wenn wir in diesem Falle alle einig sind über die Einführung der weiteren Klasse der Krankenversicherung? Mit aller Deutlichkeit zeigt dies, wie noch zu keiner anderen Zeit, daß dieser Parlamentarismus ein ausgesprochenes Kasperltheater ist, in dem wohl Reden geschwungen werden dürfen, aber absolut nichts durchgeführt werden darf, was einmal vielleicht gegen den Strich der Kapitalisten des Staates gehen könnte. Nochmals muß ich auf die Sozialdemokraten verweisen, die sich soviel zugute tun auf den Kampf auf dem Boden des Parlamentarismus, auf den sogenannten sachlichen Kampf, und sagen: Wir sind diejenigen, die irgendetwas herausgeschlagen haben, etwas herausgeholt haben! Sehen Sie nicht an diesem Beispiel mit aller Deutlichkeit, daß es Lug und Trug, daß es Humbug ist, der Arbeiterschaft einzureden, daß es möglich wäre, auf dem Boden des Parlamentarismus für die Arbeiterschaft das Geringste herauszuholen? In dem Augenblicke, wo Sie ernstlich daran denken, nicht nur durch Reden auf dem Boden des Parlamentarismus, sondern auch durch den Kampf des Proletariats wirklich etwas zu schaffen, was dem Willen der Arbeiterschaft entspricht, wird die kapitalistische Meute aufmarschieren und sich hinwegsetzen über die parlamentarischen Reden, sie wird Ihnen das Bajonett an die Brust setzen und Sie vor die Wahl stellen, entweder zu kapitulieren oder aber den Kampf aufzunehmen, den Kampf nicht nur mit Reden, sondern den Kampf auf der Straße. Gerade in diesem Augenblicke ist es besonders bezeichnend und muß immer wieder festgestellt werden, daß es der Bourgeoisie und den Industriellen, die gestern hier waren, niemals möglich gewesen wäre, sich eine derartige Provokation zu erlauben, wenn der gemeinsame einheitliche und geschlossene Kampf des Proletariats nicht durch jene gestört und sabotiert worden wäre, die viel lieber auf den Ministerbänken sitzen würden, als in den Reihen des Proletariats. Dabei müssen wir feststellen, daß einzig und allein die kommunistische Partei durch ihre Anträge, die sie kompromißlos vertreten hat, und durch den Aufruf aller Arbeiter ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit zum Kampfe den Weg gezeigt hat, der beschritten werden muß, um der Bourgeoisie ein Sozialversicherungsgesetz abzutrotzen, welches den Interessen der Arbeiterschaft entspricht. Wir nähern uns der Stunde, wo die Abstimmungsmaschine in Schwung gesetzt werden wird, wo sie ohne Rücksicht auf die Unmenge von Anträgen der verschiedensten Parteien einfach das, was Sie fälschlicherweise als Verbesserung der Sozialversicherung bezeichnen, zur Annahme bringen wird. Dabei muß festgestellt werden, daß es der Bourgeoisie nicht darum geht, ein gutes Sozialversicherungsgesetz zu schaffen, sondern hauptsächlich darum, die durch das Sozialversicherungsgesetz sich aufhäufenden Gelder in ihre Hand zu bekommen, um ihre reaktionären Pläne durchsetzen zu können. Und das nennt sich bei uns soziale Gesetzgebung!

Man hätte hier Ursache, auf eine Reihe anderer Gesetze mit zu verweisen, die ebenfalls den Schein einer sozialen Gesetzgebung an sich tragen. Ich verweise bei dieser Gelegenheit auf das Genter System. Als über das Sozialversicherungsgesetz abgestimmt wurde und wir nicht mitstimmten, machten die Sozialdemokraten ein großes Hallodrio, weil wir nicht mitgestimmt haben. Nun verweise ich auf einen Bericht des Unterverbandes der Krankenkassen für Nordböhmen, der von Sozialdemokraten gemacht wurde und in dem wörtlich steht: "Es wäre viel besser gewesen, wenn man, d. h. wenn die sozialdemokratischen Partei en, den Vorwurf auf der Regierung hätten lasten lassen, lieber kein Alters- und Invaliditätsgesetz zu haben, als diese ungeheuere Drosselung der Krankenversicherung mit in Kauf nehmen zu müssen". Genau so verhält es sich mit dem Genter System. Wenn die bestehende Sozialversicherung in erster Linie eine Drosselung des Krankenversicherungsgesetzes bedeutete und wenn die Novelle der Sozialversicherung in weiterer Folge einen Raub der Versicherung aus den Händen der Versicherten bedeutet, so bedeutet das Genter System eine Vernichtung und Zerschlagung des Charakters der Klassenkampforganisationen und der Gewerkschaftsorganisationen. Welche segensreiche Auswirkungen die Einführung des Genter Systems bei uns gezeitigt hat, können wir an vielen Beispielen aufzeigen, und es zeigt sich, daß Leute vom Schlage der Reformisten sich heute sagen müssen, daß es tausendmal besser gewesen wäre, wenn sie ihre Stimme zur Einführung des Genter Systems bei uns nicht erhoben hätten. Fast in allen kapitalistischen Ländern gibt es eine Arbeitslosenunterstützung, die zumindest für die Dauer von drei Viertel Jahren gezahlt wird. Auch bei uns wurde einmal die Arbeitslosenunterstützung auf die Dauer von drei Vierteljahren ausgezahlt. Jetzt, nachdem wir aber fortschrittlich sind, nachdem wir uns nach allen Regeln der Kunst im èechoslovakischen Staate entösterreichert haben, hat man die Unterstützung von einem Dreivierteljahr auf ein Vierteljahr herabgesetzt. Die Arbeitslosen wissen ein Lied davon zu singen, was es heißt, mit dieser kärglichen Arbeitslosenunterstützung ein Auskommen finden zu müssen.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit mit einigen Worten auf die Krise des ostböhmischen Industriegebietes, besonders auf die Flachskrise hinweisen, die sich seit Monaten ungeheuer austobt und wo die Not der Arbeiterschaft derartige Dimensionen angenommen hat, daß es fast unmöglich ist, das furchtbare Elend wiederzugeben. Nach vielen unendlichen Interventionen und sehr zahmen Vorsprachen hat sich das Ministerium für soziale Fürsorge endlich herbeigelassen, den notleidenden ostböhmischen Flachsarbeitern, u. zw. den Verheirateten eine Unterstützung von 5 Kè und Ledigen eine solche von 3 Kè zu gewähren für den Fall, daß sie im Sinne des Genter Systems ausgesteuert sind. Was bedeutet das gerade in dem Augenblicke, wo die Regierung glattweg zusammengeklappt ist vor den Zuckerbaronen, wo sie bereit war, den Zuckerbaronen mehr als 100 Millionen in den Rachen zu werfen, in dem Augenblicke, wo die Industriellen aufmarschieren und gleiche Geschenke fordern wie die Zuckerbarone? In dem Augenblick, wo Profit auf Profit gehäuft wird, wo die Regierung bereit ist, den Kapitalisten immer neue Geschenke zu machen, hat die Regierung natürlich keine Zeit, an die Not der Arbeiter zu denken und es ist mehr als selbstverständlich, daß sie noch weniger übrig hat zur Linderung der Not der Arbeiterschaft. So mag die Regierung und mit ihr die Koalitionsparteien auf diesem Wege fortschreiten, sie mag Verbrechen auf Verbrechen häufen, das eine steht fest: Die kommunistische Partei wird nicht müde werden, die Arbeiter immer wieder zum Kampfe aufzurufen, die Arbeiter ohne Unterschied ihrer Parteizugehörigkeit, um die Quelle allen Übels, das herrschende System zu beseitigen, als Voraussetzung zur sozialen Befreiung des Proletariats. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)

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