Besonders bezeichnend ist auch der Gegensatz
zwischen den einstigen Versprechungen auf kulturellem Gebiete
und der gegenwärtigen Wirklichkeit, zwischen diesen Versprechungen
und der Vorherrschaft der Klerikalen, Verpfaffung der Schule,
Kapitulation vor Rom, Konkordat und Wenzelshuldigung. Das ist
die Erfüllung des Versprechens der Trennung von Staat und
Kirche. Die Bourgeoisie, auch die Husitenbourgeoisie, muß
diesen Weg gehen, weil die Kartelle und das Finanzkapital und
ihr Staat die Hilfe der Religion und die Verdummung der Gehirne
im Klassenkampf und für die Vorbereitung des Krieges brauchen.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Horák.) Der
verzweifelte Kampf der Kartelle um die Absatzmärkte bedeutet
ja für die Arbeiter und Bauern nicht nur gesteigerten wirtschaftlichen
Druck und Hunger, er bedroht sie mit viel schlimmeren Gefahren.
Was heute Zoll- und Wirtschaftskrieg ist, wird unfehlbar morgen
blutiger Krieg mit den Waffen modernster Technik, ein Krieg
sein, von dessen Verwüstungen und Greueln sich niemand eine
richtige Vorstellung machen kann. Es ist unbedingt sicher, daß
die Èechoslovakei in diesen unaufhaltsamen Weltkrieg mitverwickelt
wird, und sie selbst arbeitet auf die Steigerung
dieser Kriegsgefahr hin. Man braucht nur das Verhältnis zu
Ungarn zu betrachten, man braucht zu sehen, wie die bürgerliche
Presse hüben und drüben schreibt und hetzt, um zu wissen,
daß auf beiden Seiten die Stimmung für einen neuen
Krieg vorbereitet wird. Dieser Staat verdankt seine Existenz und
seine Grenzen einem Gewaltfrieden, dessen Unhaltbarkeit jedem
unbefangen Denkenden klar sein muß. Man braucht nur daran
zu erinnern, daß dieser Staat, der angeblich durch die Verwirklichung
der Selbstbestimmung entstanden ist und zur Verwirklichung der
Selbstbestimmung, nicht nur seinen eigenen Nationen das Selbstbestimmungsrecht
nicht gewährt, sondern auch einem fremden Staate nicht, nämlich
Österreich, indem die Èechoslovakei erklärt,
daß jeder Versuch eines Anschlusses den Kriegsfall bedeutet.
Man sieht, wie die ganze Politik dieses Staates selbst schon die
Quelle von Kriegsgefahren ist. Diese Gefahren werden verstärkt
durch die vollständige Abhängigkeit der Èechoslovakei
von den großen imperialistischen
Mächten, deren bloßer Vasall sie in Wirklichkeit ist
und auf deren Befehl sie marschieren wird, namentlich, wenn es
gegen die Sowjetunion geht. Deshalb beteiligt sich auch die Èechoslovakei
so fieberhaft an den Rüstungen und nicht
weniger eifrig an dem pazifistischen Schwindel, der die Massen
blind machen soll gegen die Kriegsgefahr und der selbst ein Stück
Kriegsgefahr ist. Während die ganze Welt fieberhaft rüstet,
weil jeder weiß, daß der nächste Krieg unmittelbar
bevorsteht, erklärt unser Außenminister Tag für
Tag, daß der ewige Friede gesichert sei; während Briand
und Chamberlain mit zynischer Offenheit erklären, daß
der Kellogg-Pakt ein wertloser Fetzen Papier ist, bezeichnet Beneš
diesen Kellogg-Pakt als einen wertvollen Fortschritt
auf dem Wege der Verhinderung eines Krieges. Wenn der Friede so
sicher ist, warum gibt die Èechoslovakei, ein so kleines
Land, zwei Milliarden für Rüstungen aus, ganz abgesehen
von dem Milliardenrüstungsfond? Warum werden in Aussig Giftgase
erzeugt, warum wird in allen Kriegsrüstungsbetrieben
so fieberhaft gearbeitet, warum hat man den Soldaten das Wahlrecht
genommen und die Militärgesetze geschaffen, warum wird die
Persekution auf den Eisenbahnen und in den Kriegsbetrieben mit
besonderer Schärfe durchgeführt und was hat der Waffenschmuggel
nach Ungarn, der durch Zufall aufgedeckt wurde, zu bedeuten, was
hat der Brief Masaryk´s an den Kirchenkongreß
zu bedeuten?
Man liebt es, die kommunistischen Hinweise
auf den ganzen Ernst der Kriegsgefahr als bloß es Phantasieprodukt
zu bezeichnen, man vergißt nur an die Kriege, die schon
da sind, vor allem an die Kriege gegen die Kolonialvölker,
die für ihre Unabhängigkeit kämpften und sich zu
befreien trachteten. Aber von Zeit zu Zeit kommen Enthüllungen
an den Tag, die selbst die blindesten Menschen darüber aufklären,
wie vollkommen Recht wir Kommunisten in dieser Frage haben. Vor
kurzem wurde der englisch-französische Geheimpakt bekannt.
In diesem Pakt ist genau festgesetzt, was die französische
und die englische Flotte und Armee im Falle des Krieges gegen
Amerika, vor allem aber im Falle eines Krieges gegen die Sowjetunion
zu unternehmen haben. Die faszistischen Umstürze in den Randstaaten
Rußlands, die Reise Pilsudskis nach Rumänien beweisen
ebenso wie zahlreiche frühere Vorfälle, wie die Dinge
liegen. Gerade in diesen Tagen hat die rumänische Presse
ganz offen erklärt, daß die Reise Pilsudskis den Zweck
hatte, den Krieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten, genau so
wie man hier gelesen hat, welche Dinge die Manöver
hier gezeitigt haben und wie man auf Grund dieser Erfahrungen
den Krieg gegen Sowjetrußland vorzubereiten hat. Unaufhaltsam
naht die Zeit, wo man wieder Millionen von Arbeitern und Bauern,
darunter auch Arbeiter und Bauern der Èechoslovakei, gewaltsam
zwingen wird, sich gegenseitig für die Profitinteressen der
Kartell- und Finanzmagnaten zu morden und dafür zu sterben,
daß in Rußland die Herrschaft der Arbeiter und Bauern
gestürzt und die Diktatur der Ausbeuter wieder aufgerichtet
wird. Die grundlegende Richtlinie der èechoslovakischen
Bourgeoisie in der Außenpolitik ist der Kurs auf die Vorbereitung
des Krieges gegen den Sowjetverband unter der Führung des
imperialistischen Englands. Obwohl die wirtschaftlichen Interessen
der Èechoslovakei die engste Verbindung
mit der Union der Sowjetrepubliken erfordern, ist die èechoslovakische
Bourgeoisie durch ihre breitesten Klasseninteressen und unter
dem direkten Druck Englands in die Antisowjetfront hineingezwungen
worden. Im Vergleich zu dieser grundlegenden antisowjetistischen
Tendenz der èechoslovakischen Außenpolitik hat, sicher
sonst ebenfalls wichtig, vom Klassenstandpunkt allerdings der
engere Konflikt mit Ungarn sekundäre Bedeutung. Die Lösung
der sog. Rothermereaffäre und des St. Gotthardfalles ist
dafür ein bezeichnender Beweis.
Die Teilnahme der Èechoslovakei an dem Antisowjetblock
wird noch mehr durch die dauernde Annäherung Englands und
Frankreichs gefestigt, obwohl diese imperialistischen Staaten
einen heftigen Kampf um den Einfluß auf die Èechoslovakei
führen. Dieser Kampf, welcher noch andauert, wird kompliziert
durch das Wachstum des neudeutschen Imperialismus, der ebenfalls
seinen Einfluß auf die Èechoslovakei geltend zu machen
beginnt. Infolge der westlichen, d. h. antisowjetistischen Orientierung
Deutschlands, kann allerdings das Wachstum dieses Einflusses auf
die Èechoslovakei keine Änderung der gegenwärtigen
antisowjetistisehen Politik der èechoslovakischen Bourgeoisie
bedeuten. Im Gegenteil, gerade in der Èechoslovakei, welche
das Objekt der Politik der großen imperialistischen
Staaten und Gruppen ist, spiegelt sich klar das über alle
gegenseitigen Konflikte gemeinsame Ziel des Imperialismus wieder:
Krieg gegen Sowjetrußland.
Um die Arbeiter zu zwingen, die verschärfte
Ausbeutung im Innern zu dulden, um sie widerstandsloser in den
neuen Krieg führen zu können, um die wachsende Gegenwehr
der Arbeitenden gegen diese Politik zu brechen, greift die Bourgeoisie
hier wie überall immer rücksichtsloser zu den Methoden
der offenen Diktatur und des Faszismus. Mit heuchlerischen Phrasen
wird der zehnjährige Bestand der sog. Demokratie gefeiert,
während der Faszismus in der Prais schon da ist. Wir sind
bereits so weit, daß bei uns rumänische Terrormethoden
angewendet werden, wie das ungesühnte Verbrechen von Boronow
es beweist. Niemals sind die letzten Reste der sog. demokratischen
Freiheit so schamlos mit Füßen getreten worden, wie
jetzt. Man verfügt, daß die kommunistische Presse,
in der ohnehin jedes freie Wort unterdrückt wird, jeden Augenblick
ganz eingestellt werden kann. Sogar die Erwähnung solcher
Forderungen, wie der eines Reichsbetriebsrätekongresses,
wird konfisziert. Versammlungen und Kundgebungen werden, wie es
den Behörden beliebt, ohne jede Angabe von Gründen verboten.
Das Recht auf die Straße wird den Arbeitern verwehrt. Man
hat den Gewerkschaften und sogar den proletarischen Kulturorganisationen
die Auflösung angedroht, wenn sie es wagen, für proletarische
Interessen einzutreten. Man verbietet sogar Parteischulen und
wirft jeden Proletarier ins Gefängnis, der es wagt, gegen
die Ausbeuterpolitik der Regierung aufzutreten. Es gibt keine
Immunität mehr für Abgeordnete und Parlamentsreden.
Alle Klassenkampforganisationen, vor allem aber die kommunistische
Partei, werden verfolgt, man sucht ihnen jede legale Betätigung
unmöglich zu machen und bereitet ihre vollständige Unterdrückung
vor. Mit besonders unerhörter Brutalität geht die Staatsgewalt
gegen die Arbeiter vor, die im wirtschaftlichen Kampfe stehen,
wie die Vorfälle von Rozdìlov zeigen. Die Bourgeoisie
geht dazu über, weil sie sich auf die Spaltung der Reformisten
und auf ihre Hilfe in Wirtschaftskämpfen nicht mehr so verlassen
kann wie früher, die letzte Koalitionsfreiheit, die Streikfreiheit
zu zerbrechen. Streikausschüsse und Versammlungen werden
verboten und mit unerhörter Brutalität werden die Waffen
der Staatsgewalt dafür eingesetzt, die Arbeiter und Arbeiterinnen
auseinanderzutreiben, wenn sie sich zusammenschließen, um
ein Stückchen Brot zu erkämpfen. Sie werden von Polizisten
in brutalster Weise geschlagen und mißhandelt, mit Methoden,
wie sie nur im zaristischen Rußland üblich waren. Erschreckend
ist die Zahl der Arbeiter und Bauern, welche in diesen zehn Jahren
hingemordet wurden, nur weil sie für ihre Rechte eingetreten
sind. Die Polizei wird mit Säbeln ausgerüstet, das Schießrecht
der Gendarmen wird erweitert, das habsburgische Prügelpatent
wird übertrumpft, die Staatsbürokratie wird durch die
Verwaltungsreform allmächtig gemacht, die alten Terror- und
Schutzgesetze werden ergänzt durch neue Bestimmungen über
Strafkolonien und Polizeiaufsicht, die ausländischen Arbeiter
werden durch ein Schandgesetz vollständig der Polizeiwillkür
ausgeliefert. Der Bourgeoisie genügt nicht die bewaffnete
Macht, sie schafft sich faszistische Massenorganisationen, die
weitaus gefährlicher sind, als die paar Gajdaleute, eine
bewaffnete Bauernreiterei, nationalistische Sportorganisationen
aller Art, um, wenn sie es für richtig hält, die praktische
Durchführung der faszistischen Methoden durch die offene
Aufrichtung der faszistischen Diktatur zu krönen. Unter solchen
Umständen ist es auch nicht zu verwundern, wenn die Jubiläumskomödie
einer Amnestie hier noch viel jämmerlicher und niederträchtiger
ausfällt, als in anderen kapitalistischen Staaten. Wir können
in den letzten Tagen beobachten, daß Proletarier die Strafen,
zu denen sie verurteilt wurden, vom Obersten Gerichtshof noch
verlängert erhielten, nur um zu verhindern, daß sie
als Kommunisten unter diese Scheinamnestie fallen könnten.
Bei alledem, bei dieser ganzen Politik der
von den Kartellen beherrschten Regierung erwiesen sich die reformistischen
Führer als beste Helfer der Bourgeoisie, als ihre zuverlässigsten
Bundesgenossen. Je schwieriger die Lage der Bourgeoisie wird,
desto brutaler, desto schamloser kommen ihnen die reformistischen
Führer, die immer mehr ein Teil des Staatsapparates werden,
zu Hilfe. Von der Sabotage im Wirtschaftskampfe sind sie bereits
zur Organisierung des Streikbruches übergegangen, wie z.
B. beim Kampfe der Bauarbeiter. In jedem Wirtschaftskampfe sehen
sie ihre Hauptaufgabe darin, die Bewegung im Keime zu ersticken,
oder wenn schon das nicht möglich ist, die Bewegung zu isolieren
und zu zersplittern, wie wir das am schändlichsten jetzt
beim Kampf der Bergarbeiter, aber auch beim Kampf der Metallarbeiter
und bei allen Gelegenheiten gesehen haben, wo die reformistischen
Führer mit allen Mitteln zu verhindern suchen, einen wirklichen,
den Interessen der Arbeitenden entsprechenden Kampf zu führen,
um die roten Gewerkschaften, die für eine entschlossene Kampfführung
und für die Zusammenfassung der Kämpfer wirken, auszuschalten,
um der Bourgeoisie ihre Offensive zu erleichtern, um ihr die Vorbereitung
des Krieges gegen Sowjetrußland zu ermöglichen. Sie,
die immer von der Einheit sprechen und immer die Kommunisten als
die Spalter hinstellen, sind dazu übergegangen, die letzten
nicht gespaltenen einheitlichen Massenorganisationen des Proletariats,
wie die Konsumvereine, die Freidenker und die Turner zu zerschlagen,
nur um die Widerstandskraft des Proletariats gegen die Bourgeoisie
zu schwáchen. Das sind die Prediger der Einheit, die uns
immer vorwerfen, daß wir spalten. Sie bereiten ganz deutlich
und für jeden sichtbar ein neues 1914 vor, indem sie unter
den Arbeitern pazifistische Illusionen erzeugen, damit sich die
Arbeiter gegen die Kriegsgefahr nicht rüsten, indem sie den
Arbeitern erzählen, daß sie hier ein Vaterland haben,
welches sie verteidigen müssen und vor allem durch die niederträchtigste
Verleumdungshetze gegen die Sowjetunion, welche es den Kapitalisten
ermöglichen soll, die Arbeiter und Bauern gegen den ersten
Arbeiter- und Bauernstaat der Welt ins Feld zu führen. Unsere
Sozialdemokraten hier, auch wenn sie scheinbar manchmal kritisieren,
sind nicht um ein Haar besser als Paul Boncour und Mac Donald,
die auch in Phrasen vom Frieden sprechen, aber gleichzeitig rüsten
und sogar selbst Krieg führen. Sie sind nicht um ein Haar
besser, als die deutschen Panzerkreuzer-Sozialdemokraten, welche
den Panzerkreuzer schaffen auf Kosten der hungernden Arbeiter,
damit Deutschland in der Lage ist, wirksam an einem Krieg gegen
die Sowjetunion teilnehmen zu können und sie sind nicht um
ein Haar besser, als die österreichischen Sozialdemokraten,
welche am 7. Oktober in der abscheulichsten und schmählichsten
Weise vor den Faszisten vollständig kapituliert haben. Sie,
die Partei mit 600.000 Mitgliedern in einem Land mit einer Bevölkerung
von 6 Millionen, sie haben es zugelassen, daß die Faszisten
im Arbeiterbezirk Wiener Neustadt aufmarschieren konnten ohne
jede Verhinderung, obwohl sie es verhindern hätten können.
Sie haben, nur um nicht gegen diese faszistischen Kundgebungen
kämpfen zu müssen, sogar - und das ist das schmählichste,
was jemals in der Geschichte der Arbeiterbewegung vorgekommen
ist - die Regierung angefleht und angebettelt, die eigene Kundgebungen
zu verbieten, sie haben sogar verlangt, daß die Regierung
für Jahre hinaus Arbeiterkundgebungen gegen den Faszismus
verbieten solle. Ganz genau dasselbe machen unsere Sozialdemokraten.
Wir haben gerade vor wenigen Minuten hier in diesem Saale das
Beispiel dafür gesehen, wie Dr Meissner hier unter
dem Schein der Bekämpfung der Regierung, unter dem Schein
einer Kritik an der Regierung den Arbeitern einzureden versucht
hat, daß die Regierung ein Organ zur Wahrung der Interessen
der Allgemeinheit ist, indem er hier erklärt hat, daß
diese Regierung zu feige und zu schwach war, um diese Interessen
gegen das Zuckerkartell durchzusetzen. Er hat die Arbeiter darüber
zu täuschen versucht, daß diese Regierung nichts anderes
ist, als ein Werkzeug des Zuckerkartells, und es ist ein Wahnsinn,
ein Betrug an den Arbeitern, davon zu reden, daß diese Regierung
stark genug sein könnte gegen das Zuckerkartell. Unsere sozialistischen
Führer suchen mit allen Mitteln, die Arbeiter vom Kampf draußen
abzuhalten, indem sie ihnen einreden, daß dieser parlamentarische
Scheinkampf hier irgend etwas für sie bringe, und sie suchen
den Arbeitern einzureden, daß an allem Elend nur die Tatsache
schuld ist, daß infolge der Schuld der Kommunisten keine
Sozialdemokraten mehr in der Regierung sitzen. Das ist auch der
Sinn der Rede, die wir hier von dem sozialdemokratischen Führer
gehört haben. Sie wollen in den Arbeitern die Einbildung
erwecken, daß alles wieder besser sein wird, wenn nur wieder
die sozialdemokratischen Führer in die Regierung hineinkommen.
Die Arbeiter haben 8 Jahre lang dieses Rezept erprobt und bitter
bezahlt. Das, was jetzt die Regierung macht - und das verschweigen
die sozialdemokratischen Führer - ist nichts anderes als
die Fortsetzung der Politik, welche die Regierung hier betrieben
hat, als die Sozialdemokraten in der Regierung drin gewesen sind,
wenn Herr Dr Meissner von dem Betrug an den Staatsangestellten
spricht - und er hat ganz recht - so frage ich: Sind nicht die
ganzen Jahre her, auch als die Sozialdemokraten in der Regierung
drin gesessen sind, die Staatsangestellten immer wieder betrogen,
gemaßregelt, abgebaut und geschädigt worden, unter
Mitwirkung der sozialdemokratischen Führer? Auch eine neue
Koalitionsregierung - und das müssen wir den Arbeitern mit
aller Klarheit sagen, damit sie nicht auf falsche Wege gedrängt
werden - kann keine andere Politik machen als die jetzige Regierung
und sie wird auch genau so wie die jetzige Regierung den Kurs
der Arbeiterfeindlichkeit, der Unterdrückung und des Faszismus
nur noch verschärfen, weil die Kartelle, die in jedem kapitalistischen
Staate herrschen,, keine andere Politik brauchen können.
Es gibt nur einen einzigen Ausweg, nicht den, welchen die sozialdemokratischen
Führer zeigen, sondern den Ausweg, den die russischen Arbeiter
und Bauern gefunden und mit der Waffe in der Hand erkämpft
haben. Der Weg, den die russischen Arbeiter und Bauern gegangen
sind, hat sich als der richtige erwiesen. In der Sowjetunion herrschen
heute Arbeiter und Bauern und die Ausbeuter, die es dort noch
etwa gibt, die kleine Schicht von Kleinkapitalisten, wird dort
unterdrückt. In der Sowjetunion ist die Rote Armee Freund
und Beschützer der Arbeitenden nicht nur dieses Staates,
sondern der ganzen Welt. Dort sind die Nationen frei, haben das
Selbstbestimmungsrecht bis zum Rechte auf Lostrennung, und leben
brüderlich zusammen. Dort wird den Arbeitern und Bauern der
Weg zur Kultur, zu den höchsten Bildungsstätten geöffnet,
die hier nur für Reiche offen sind. Dort steigen die Löhne
von Jahr zu Jahr, dort genießen die Frauen das gleiche Recht
und die Jugendlichen vollen Schutz. Dort haben die Bauern das
Land der Großgrundbesitzer erhalten und werden von der Regierung
in jeder Hinsicht unterstützt. Dort hat man die Kartelle,
Monopole, Großgrundbesitzer und Finanzmagnaten verjagt,:
der Sozialismus wird dort aufgebaut, auf den entscheidensten Gebieten
verwirklicht, die Produktion steigt in einem unerhörten Tempo,
der Weg zu einer neuen besseren Zukunft für alle Schaffenden
ist freigelegt. Die Sowjetunion ist auch die einzige Macht, die
ernstlich für den Frieden eintritt. während alle anderen
Staaten den Krieg herbeiführen wollen und auch werden
Das zu bedenken und daraus die richtigen Konsequenzen
zu ziehen, das sind die richtigen Jubiläumsbetrachtungen
der Arbeiter und Bauern, und die Schule der Not und Unterdrückung
führt auch die Arbeiter und Bauern auf diesen Weg. Das Jubiläumsjahr
der sogenannten demokratischen Republik steht im Zeichen einer
Verschärfung des Klassenkampfes, wie wir sie seit der Revolutionszeit
nicht gesehen haben. Gewaltige Lohnkämpfe, gewaltige politische
Kämpfe erschüttern die kapitalistische Stabilisierung,
die nur auf Kosten der Arbeitenden erreicht wurde und sich durch
Verschärfung aller Gegensätze selbst das Grab gräbt.
Zu einer einheitlichen Führung und planmäßigen
Zusammenfassung dieser Kämpfe rufen wir die Arbeiter und
Bauern auf. Sie haben nicht das Geringste zu erwarten von parlamentarischen
Verhandlungen und Abstimmungen hier in diesem bürgerlichen
Scheinparlament; nur durch den entschlossenen Kampf außerhalb
des Parlaments kann etwas erreicht werden. Die reformistischen
Führer bekämpfen diesen Kampf, wirken gegen die Einheitsfront,
und deshalb ist die Einheit in diesem Kampfe nur von unten möglich,
nur aus den Betrieben her möglich. Jeder Betriebsrat muß
ein Organ dieser Einheitsfront sein. Die Konferenzen der Betriebsräte
müssen Stellung nehmen und den einheitlichen wirtschaftlichen
und politischen Kampf organisieren. Deshalb ist unsere Losung:
Durchsetzung des Reichskongresses der Betriebsausschüsse
und Betriebsräte, um den Kampf für höhere Löhne
gegen die Offensive der Bourgeoisie, gegen Kriegsgefahr und Faszismus
in der ganzen Republik einheitlich führen zu können.
Wir fordern die Arbeiter und Bauern auf, sich angesichts der faszistischen
Methoden, angesichts der Kriegsgefahr und der Offensive der Bourgeoisie
gemeinsame Abwehrformationen und Abwehrorgane zu schaffen, nach
dem Muster des Roten Frontkämpferbundes in Deutschland und
in anderen Ländern. Wir rufen die Bergarbeiter auf, sich
zusammenzuschließen in ihrem Kampfe, wir sagen den Ostrauer
Bergarbeitern, daß sie den Verrat der reformistischen Führer
durchkreuzen sollen, da die reformistischen Führer heute
den Ostrauer Bergarbeitern empfehlen, nachzugeben, während
die Kladnoer im Kampfe stehen, während in allen Revieren
die Arbeiter den Kampf verlangen. Die reformistischen Führer
empfehlen den Ostrauer Bergarbeitern, sich mit einer sogenannten
Lohnerhöhung zufrieden zu geben, die, wenn man alles in allem
rechnet, ungefähr 1% ausmacht, sich mit Erfolgen zufrieden
zu geben, bei denen 31.000 Häuer vollständig von jeder
Lohnerhöhung ausgeschaltet sind und mit einer einmaligen
Unterstützung abgespeist werden sollen, von der sie nach
einer halben Woche nichts mehr haben. Wir sagen den Ostrauer Bergarbeitern,
daß sie diesem verräterischen Abkommen der reformistischen
Führer entgegentreten, es über den Haufen werfen sollen,
wir sagen ihnen, daß sie die jetzige Situation ausnützen
sollen, wo eine glänzende Konjunktur herrscht, wo die Kapitalisten
immense Profite einheimsen, wo Kladno im Kampfe steht und es notwendig
ist, den Kampf auf die anderen Reviere auszudehnen und für
alle Bergarbeiter gemeinsam zu führen. Wir rufen die Metallarbeiter,
Bauarbeiter, Textilarbeiter, Keramarbeiter, die Eisenbahner, die
Landarbeiter, wir rufen alle anderen Arbeiter auf, diesen Kampf
der Bergarbeiter als Signal zu betrachten für die Steigerung
und Verschärfung ihres eigenen Kampfes um höhere Löhne,
daß sie den Kampf der Bergarbeiter als den ihren betrachten
und sich vereinigen sollen mit den kämpfenden Bergarbeitern,
um sich so gegenseitig zu stützen. Sie sollen hinüberblicken
über die Grenzen nach Polen z. B., wo die Arbeiter in Lodz
gezeigt haben, wie die Solidarität der Arbeitenden in ihrem
eigenen Interesse durchzuführen ist und wo der Kampf der
Lodzer Textilarbeiter zum Generalstreik wurde, der über das
ganze Land sich ausdehnt. Sie mögen hinüber schauen
nach Deutschland, wo 27.000 Bergarbeiter im Waldenburger Revier
im Kampfe stehen. Wir fordern die arbeitenden Bauern auf, gemeinsam
mit den Industriearbeitern den Kampf gegen den gemeinsamen Feind
zu führen. Arbeiter und Bauern gehören zueinander, weil
Arbeiter und Bauern um die Früchte ihrer Arbeit gemeinsam
betrogen werden. Die Bauern werden sich nicht einreden lassen,
daß sie, weil sie ein kleines Stück Boden besitzen,
zu den Besitzenden gehören. Sie sollen erkennen, daß
sie genau so unterdrückt werden, wie die Arbeiter. Wenn die
Bauern das erkennen, wenn sie sich unter die Führung der
Arbeiterschaft begeben, sind Arbeiter und Bauern gemeinsam eine
unbesiegliche Kraft, welche den Kapitalismus niederwerfen und
das Regime für die Arbeitenden durchsetzen kann. Wir rufen
die Arbeitenden auf, einen entschlossenen Kampf dafür zu
führen. Nur durch Kampf, nicht durch irgendeine Masarykgeste
ist etwas Endgültiges zu erreichen. [Další
èást øeèi byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 19. øíjna 1928 podle
§u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena
z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 75 této
tìsnopisecké zprávy.] Wir
rufen die Arbeitenden auf, einen entschlossenen Kampf dafür
zu führen, daß eine wirkliche Amnestie durchgeführt
wird, für die Freiheit der politischen Gefangenen, und wir
rufen sie auf, diesen Kampf zu erweitern. Das ist heute im Jubiläumsjahr
das dringendst Notwendige für die primitivsten demokratischen
Rechte, für die Arbeitersache, für das proletarische
Versammlungsrecht, für die proletarische Preßfreiheit,
für das Recht auf die Straße. Wir fordern alle Arbeitenden
in Stadt und Land auf, auch in den bevorstehenden Wahlen durch
den kommunistischen Stimmzettel gegen die räuberische Politik
der Kartellregierung und gegen ihre Bundesgenossen, die reformistischen
Führer zu demonstrieren, ihren Willen zum einheitlichen Kampf
zum Ausdruck zu bringen und zu zeigen, daß sie nichts von
einer neuen Koalitionsregierung und alles nur vom entschlossenen
Kampfe und von der revolutionären Ausnützung einer Arbeiter-
und Bauernregierung erwarten. [Další èást
øeèi byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 19. øíjna 1928 podle
§u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena
z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 75 této
tìsnopisecké zprávy.]
Nur der Kampf führt zu einer
Besserung der Lage. Deshalb rufen wir alle Arbeitenden auf, in
den Jubiläumstagen zu antworten auf den Jubiläumsbetrug
der Bourgeoisie mit Demonstrationskundgebungen und einer Verschärfung
des Kampfes für höhere Löhne und gegen die Teuerungspolitik
der Kartelle und der von ihnen beherrschten Regierung, gegen die
mörderische Rationalisierung, wir fordern sie auf zu einer
Offensive gegen die Kriegsgefahr und vor allem gegen die Bedrohung
der Sowjetunion und der chinesischen Revolution, gegen den Faszismus,
gegen die Persekution der Revolutionsbewegung, gegen die Bedrohung
der proletarischen Kampforganisationen und der kommunistischen
Parteien, für eine wirkliche Amnestie und für die sofortige
Befreiung der politischen Gefangenen, für proletarische Presse-
und Versammlungsfreiheit, für das Recht auf die Straße,
gegen die Verschlechterung und für die Verbesserung der Sozialversicherung,
des: Mieterschutzes und der gesamten Nationalitätenpolitik,
gegen jede nationale Unterdrückung und für das volle
Selbstbestimmungsrecht [Další èást
øeèi byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 19. øíjna 1928 podle
§u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena
z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 75 této
tìsnopisecké zprávy.],
für den Reichskongreß der Betriebsräte, gegen
jede kapitalistische Regierung, für die Regierung der Arbeiter
und Bauern, gegen die Koalition mit der Bourgeoisie, gegen den
Wirtschaftsfrieden, gegen die demokratischen Illusionen, für
den konsequenten, revolutionären Klassenkampf. [Další
èást øeèi byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 19. øíjna 1928 podle
§u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena
z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 75 této
tìsnopisecké zprávy.]
Diesen Weg werden die Arbeiter beschreiten.
[Další èást øeèi
byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 19. øíjna 1928 podle §u 9 lit. m) jedn.
øádu vylouèena z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 75 této tìsnopisecké
zprávy.] (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)