Nun wäre noch die Frage aufzustellen:
Was hat denn Herr Hodina eigentlich für die Durchsetzung
der Schulautonomie getan? Und was hat seine Partei dazu getan,
und was hat diese deutschbürgerliche Anteilnahme an der Macht
überhaupt zur Lösung der Schulautonomie beigetragen?
Wenn wir diese Frage untersuchen, so kommen wir zu einem Ergebnis,
das ich mit derselben Deutlichkeit feststellen will, wie Herr
Hodina die Verschlechterung der Schulautonomie, nämlich
daß die Klagen, die Herr Hodina ausgestoßen
hat, keinen anderen Zweck haben können und sollen, als die
Wählerschaft zu täuschen, darüber hinwegzutäuschen,
daß die Aktivisten den Gedanken der Schulautonomie einfach
preisgegeben haben und nichts weiter. Im Jahre 1925, das sind
heute schon reichlich drei Jahre, hat hier an dieser Stelle Herr
Dr Spina, damals noch nicht Minister, gesprochen und sich
für die Schaffung einer allgemeinen kulturellen Autonomie
eingesetzt. Wenn wir auch durchaus nicht im Detail das unterschreiben
können, was er gesagt hat, weil er einen Weg geht, von dem
wir glauben, daß er nicht der richtige ist, so hat er doch
jedenfalls die Verpflichtung gehabt, dafür zu sorgen, daß
diese Sache nicht aufs Eis gelegt wird. Wenn er hier herauf geht,
noch dazu während der Beratungen, die innerhalb der ganzen
deutschen Parteien zum Zwecke der Einbringung eines gemeinsamen
diesbezüglichen Antrages gepflogen werden, wenn er die Zeit
nicht erwarten kann, bis man sich unter den deutschen parlamentarischen
Parteien geeinigt hat, wenn er es für notwendig hält,
eine solche Fanfare auszustoßen und hier an dieser Stelle
zu sagen: "Nicht im Namen meiner Partei sage ich das hier,
sondern ich als Person, daß unbedingt diese kulturelle Autonomie
geschaffen werden muß", so hat er die Verpflichtung
übernommen, dafür zu sorgen, daß das nicht bloß
hier gesprochen wird und in die Zeitungen kommt, sondern daß
auch einmal etwas daraus wird. Er hat keinen Finger dafür
gerührt, er ist mit seiner Partei in die Regierung gegangen,
ohne die geringste Sicherung in dieser Hinsicht zu schaffen. Sein
Nachfolger als Obmann des deutschen parlamentarischen Schulausschusses
Herr Hodina hat von damals bis zum heutigen Tage im Ausschuß
die Behandlung der Anträge auf Schaffung der Schulautonomie
einfach verschleppt. Im Jahre 1925, am selben Tage, an dem Herr
Dr Spina seinen Antrag auf kulturelle Autonomie gestellt
hat, ist auch von unserer Seite ein Antrag auf Einführung
der Schulautonomie gestellt worden, der Antrag ist übrigens
im Dezember 1925 noch einmal wiederholt worden. Aber was hat Herr
Hodina getan, um ihn weiter zu bringen? Nichts! Ich muß
bei dieser Gelegenheit wohl an unseren Antrag und an seine Bedeutung
erinnern. Wir haben die Einführung der nationalen Schulautonomie
verlangt, der Antrag hat bezweckt die Befreiung der Schule von
der zentralistischen, bürokratischen Verwaltung und insbesondere
die Beseitigung des unerträglichen Zustandes, daß über
das Schulwesen der nationalen Minderheiten eine fremdnationale
Bürokratie entscheidet. Wir haben in dem Antrag verlangt,
daß jeder Nation selbst die Verwaltung des Schulwesens übertragen
wird, daß die Schulverwaltung demokratisiert wird und die
Kosten des Schulbetriebes von den nationalen Schulbehörden
aus den nach dem nationalen Schlüssel zuzuweisenden Mitteln
und aus den von den Angehörigen jeder Nation durch die nationalen
Schulbehörden einzuhebenden Kultursteuern aufgebracht werden.
Der Zweck des Antrages war wirklich unter anderem auch der, eine
nationale Versöhnung herbeizuführen und die Schule vor
jenen Zugriffen zu schützen, denen sie ununterbrochen ausgesetzt
ist und über die auch Herr Hodina solche Klagen vorgebracht
hat. Aber der Antrag hat bis heute noch nicht einmal den Teil
der Erfüllung gefunden, daß er im Ausschuß erledigt
worden wäre. Herr Hodina, der seine Wahlrede in der
"Deutschen Landpost" plakatieren läßt, in
der er sich als Proponenten des Gedankens der Schulautonomie annonziert,
derselbe Herr Hodina hat genau so wie Koll. Spina in
dieser Beziehung keinen Finger gerührt. Allerdings hat vor
nunmehr anderthalb Jahren auch Herr Minister Hodža
angekündigt, daß er die Schulautonomie
einzuführen gedenke, er hat vor noch längerer Zeit davon
gesprochen und eine ganze Reihe von Reden gehalten in dem Tone:
Wartet nur, wenn ich mit dem Antrag auf Einführung der Schulautonomie
herauskomme, da wird man darüber staunen, was für
ein großes Versöhnungswerk, was für ein Locarno
hier geschaffen wird! Aber es hat genügt, daß zwei
èechische nationale Zeitungen gesagt haben, daß sie
damit nicht zufrieden seien, daß Dr Hodža mit
solchen Gedanken umgehe, um ihn dazu zu bringen, daß er
das alles wieder eingepackt hat und wir haben nur auf Umwegen
erfahren, was er sich unter nationaler Schulautonomie vorgestellt
hat. Der Grundzug dessen, was aus Hodžas Entwurf
bekannt wurde, heißt Reaktion und heißt noch weiter:
nicht eine Verstärkung des Einfiusses der Bevölkerung
auf die Schulbehörden, sondern eine Zurückdrängung
des Einflusses der Vertreter des Volkes. Er bezweckt eine ungeheuere
Machterhöhung der Staatsbeamtenschaft und die Wiederaufrichtung
der klerikalen Machtpositionen bei den Schulbehörden. So
widerspricht das, was Dr Hodža als
seine Schulautonomie hinausgeben möchte, wirklich den Grundsätzen
der Demokratie aufs allerschärfste; er löst die Frage
der nationalen Selbstverwaltung nicht nur nicht, sondern vernichtet
sogar die heute noch bestehenden Ansätze dazu. Was Herr Dr
Hodža plant, ist
für uns Sozialdemokraten durchaus unannehmbar und ich möchte
nicht versäumen, hier anzukündigen, daß, wenn
man sich mit dem Gedanken tragen wird, in einer solchen Form die
Schulautonomie zu lösen, wir diesem Versuch unseren allerschärfsten
Kampf entgegensetzen würden. Aber einstweilen schweigt ja
Dr Hodža überhaupt
über die ganze Sache und was er von sieh gibt, sind nichts
als unverbindliche Redensarten. Herr Hodina allerdings
jammert, jahrhundertelang könne das noch dauern, wenn das
so weiter geht. Aber warum ziehen denn die Landbündler, die
Christlichsozialen und die Gewerbeparteiler nicht die Konsequenzen,
wenn sie zu der Überzeugung kommen, daß das absichtlich
verschleppt wird, daß das nicht zu ertragen ist, was heute
an unserer Schule geschieht? Warum sagen sie nicht: Dagegen müssen
wir protestieren, das halten wir nicht aus! Wenn in ihren Zeitungen
über die ganze Seite diese Proteste der deutschen aktivistischen
Parteien gehen, so fragen wir und werden die Wähler fragen:
Wenn das so gemacht wird, warum tut Ihr denn mit? Warum sollen
wir sozusagen uns als die Schuldigen hinstellen lassen, daß
die Schulautonomie eine derartige Verschleppung erfährt?
Aber die Dinge liegen ganz einfach. Die Klerikalen haben die einzige
Sorge, wie aus den verschiedensten Ausführungen ihrer Führer
hervorgeht, daß die konfessionelle Schule Tatsache wird,
daß der Katechet wieder Herr über die Schule sein soll
und daß an die Stelle der freien Wissenschaft der Glaube
zu treten hat. Die Landbündler lassen ihre eigenen Anträge
im Stich, werden mitschuldig an der Verzettelung des Autonomiegedankens,
die Gewerbeparteiler reden von der notwendigen Hilfe für
die deutschen Schulen und stimmen darauf gerichtete Anträge
mit nieder und der Herr Hodina, der Obmann des deutschen
parlamentarischen Schulausschusses und Schulreferent des Bundes
der Landwirte, führt eine Deputation zu Dr Hodža.
Die Deputation soll ein Memorandum zur Begründung der Einführung
der Schulautonomie vorlegen, Dr Hodža erklärt,
das Memorandum nicht entgegenzunehmen und Herr Hodina zieht
daraus weiter keine Konsequenzen, als daß er weggeht, sich
zur Türe hinauswerfen läßt und weiter stimmt für
denselben Minister, der ihn hinausgeworfen hat. Herr Hodina
hat eine ungemein lange Rede darüber gehalten, was an
den deutschen Schulen verbrochen wird, was auf dem Gebiete des
Minderheiten-Schulwesens angerichtet wird, er hat über die
schwere Benachteiligung des deutschen Schulwesens überhaupt
gejammert, das umfaßt im Kleindruck zwei Seiten in der "Landpost".
Was ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist, daß es mit der heutigen
Schule für die Deutschen noch schlechter geht, als es in
der Zeit der allnationalen Koalition gegangen ist und daß
trotz der Anteilnahme der deutschen aktivistischen Parteien an
der Macht, wie sie sagen, man Schindluder mit dem deutschen Schulwesen
treiben kann.
Es ist zwar infolge der wachsenden Kinderzahl
ein Teil der gesperrten Schulklassen wieder geöffnet worden,
es mußten gesperrte Schulklassen restituiert werden. Es
ist aber interessant, die diesbezüglichen Ziffern
zu hören. Von den gesperrten èechischen Schulklassen
wurden 64% neu eröffnet, von den gesperrten deutschen Volksschulklassen
nur 10%. (Hört! Hört!) Das
ist in der Zeit der Herren Dr Spina und Dr Mayr-Harting
so geschehen. Seit der Bürgerblock herrscht, sind
350 neue èechische Schulen eröffnet worden, aber es
sind auch 6 deutsche Schulen neuerdings gesperrt worden. Die Anzahl
der deutschen Schulen ist im Rückgang begriffen. In der Zeit
der allnationalen Koalition ist die Zahl der deutschen Bürgerschulklassen
von 1394 auf 1615 gestiegen. Unter Herrn Hodža
und dem Bürgerblock ist sie wieder
auf 1563 zurückgegangen. Die Wahrheit ist, daß Entnationalisierung
und Menschenraub unter Spina und Mayr-Harting weitergehen,
wie bisher, daß sich daran durchaus nichts geändert
hat. Die Wahrheit ist, daß der Antrag auf Schulautonomie
begraben ist und daß Herr Hodina an dem Totengräberwerk
ganz hervorragend mitbeteiligt ist. Wahrheit ist, daß die
deutschen Aktivisten für die Schule reden, aber gegen die
Schule stimmen. Es muß deshalb mit allem Nachdruck festgestellt
werden, daß es sich hier bei all den Äußerungen
der deutschen aktivistischen Parteien um Humbug handelt, daß
es Betrug am Volke ist, den sie mit ihren scheinoppositionellen
Reden verüben und daß sie ein schwindelhaftes Doppelspiel
treiben, daß es Zeit ist, daß das dem ganzen Volke
mit aller Deutlichkeit klar gemacht werde. Man baut auch unter
Mayr-Harting und Spina Schulpaläste
für fünf, ja für zwei oder drei èechische
Kinder und daneben sperrt man deutsche Schulen
und daneben fallen deutsche Gymnasien ein, wie das in der Heinrichsgasse
in Prag und das Gymnasium in Eger und viele andere mehr, und daneben
liegen Kranke in der deutschen Klinik im Vorhause draußen,
weil man für sie nicht Platz in einem Saale schaffen kann.
Wir haben alle Ursache, die deutschen Aktivisten
anzuklagen, daß sie den Schulverderbern die Mauer machen,
daß sie anders reden und anders handeln, daß sie ihren
Profitinteressen die deutsche Schule aufopfern und daß sie,
um an der Staatskrippe zu bleiben, Schindluder mit dem Gedanken
der Schulautonomie treiben. Die Sünden, die diese Parteien
auf dem Gebiet des Schulwesens auf sich gehäuft haben, beginnen
und enden nicht damit, was ich gesagt habe. Ich erinnere an die
Wirkung des Gemeindefinanzengesetzes hinsichtlich der Schule.
Man streicht den Gemeinden einen Großteil der notwendigsten
Posten für die Erhaltung der Schule und das Ergebnis sind
verfallene Schulräume und verfallende Lehrmittelsammlungen,
eine niedergehende Schulhygiene und Kohlennot in der Schule. So
wird im Erzgebirge in Schulen der Unterricht aufgelassen werden
müssen, weil kein Geld mehr da ist, um die notwendige Kohle
zur Heizung zu beschaffen. Das alles muß sich furchtbar
rächen. Noch immer haben wir den berühmten § 144,
noch immer stellt man das als Totschlag hin, wenn man die Kinderzahl
in armem Familien oder im Falle der Krankheit der Frau usw. herabsetzt,
noch immer heißt man das Verbrechen gegen das keimende Leben.
Aber dieselben Menschen und Parteien, die von diesen Verbrechen
gegen das keimende Leben als einer fluchwürdigen Tat sprechen,
begehen ununterbrochen Verbrechen an der Zukunft unserer Kinder.
Sparen an der Schule ist wirklich eine Verschwendung an wertvollstem
Volksgut. Darüber ist sich natürlich auch der Minister
klar, der in seiner Budgetrede gesagt hat: "Wenn wir für
Kultur und Erziehung in der Demokratie investieren, dann bedeutet
das, daß wir die Leistungsfähigkeit, die Fähigkeit
zur Produktivität für und dabei ruiniert man die Schule,
und die so sprechen, sind es, die den Ruin der Schule herbeiführen.
Aber man bleibt nicht bei der Volksschule stehen,
obwohl hier die Verbrechen am schwersten und am härtesten
sind. Sie pflanzen sich fort durch alle anderen Schulen. Über
unser Hochschulelend ist schon so häufig gesprochen worden,
daß ich mir versagen kann, darüber noch zu sprechen.
Aber über etwas muß hier gesprochen werden, u. zw.
wie man die Studentenfürsorge behandelt. Es muß festgestellt
werden, daß auch in der Zeit der Teilnahme der Spina
und Mayr-Harting an der Regierung, in der Zeit der
Regierung des internationalen Bürgerblocks unter Beteiligung
deutscher Parteien im Budget eine schwere Zurücksetzung der
deutschen Studentenfürsorge zum Ausdrucke kommt. Die soziale
Studentenfürsorge ist zwar im Budget angeführt, aber
es fehlt der offizielle Verteilungsschlüssel. Das hat seine
Gründe. Den deutschen Studenten würde ein Viertel der
Mittel gebühren und gegeben hat man ihnen bisher ein Dreizehntel.
(Hört! Hört!) Dieses Verhältnis ist noch
verschlechtert worden, seitdem die deutschen Regierungsparteien
ihren Anteil an der Macht begründet haben. Der Gesamtposten
der Aufwendungen für die soziale Studentenfürsorge hat
in der Zeit eine wesentliche Erhöhung erfahren, im Vorjahre
schon und heuer wieder, von 4 auf 10 Mill. Den deutschen
Hochschülern, der deutschen Studentenfürsorge hat man
von den 4 Mill. 300.000 Kè gegeben und von den 10 Mill.
bekommen sie auch 300.000 Kè. Sie haben früher statt
ein Viertel ein Dreizehntel bekommen und jetzt bekommen sie 3.3%.
Ich glaube, aufreizender kann man
nicht mehr handeln, als es aus diesen Ziffern hervorgeht. Es beginnt
der Leidensweg unserer Jugend in der Volksschule und er nimmt
solange kein Ende, solange die Jugend die Schule in Anspruch nimmt.
Da möchte ich doch den Herren sagen, sie möchten einmal
nach Wien hinüberschauen und sich vergegenwärtigen,
was auf dem Gebiete des Schulwesens in Wien getan wird. Dort steht
ein Sozialdemokrat der Schule vor und das Ergebnis: Es kam Licht,
Luft, Leben in die Schule, der Schulweg ist kein Leidensweg mehr,
sondern ein freudiger Weg für Schüler und Lehrer in
Österreich geworden. Schule in Wien heißt frohe Arbeit.
Es wachsen neue Menschen heran in Sonne und Selbstzucht und Kraft
zu stolzem Schaffen, und ich kann füglich hier sagen: spreche
ich nebeneinander die Namen Otto Glöckel und Dr Hodža
aus, so spreche ich wirklich von zwei Welten. Sage ich nebeneinander
Wiener Schule und èechoslovakische Schule, so stehen nebeneinander
Tag und Nacht. Die Wiener Schule kann auch die Wiener Èechen
mit Freude erfüllen. Sie benachteiligt sie in nichts. Es
wird in Wien kein Schulraub begangen, es wird für die Wiener
èechischen Kinder auf dem Gebiete der Schule in genügender
Weise vorgesorgt. Die èechoslovakische Schule, die wir
heute haben, muß den modernen Èechen und erst recht
den zeitgemäß denkenden Deutschen
mit Erbitterung erfüllen.
Es feiert die Èechoslovakische Republik in den nächsten
Tagen ihren zehnjährigen Bestand, ihr zehnjähriges Jubiläum.
Die Großbanken können gerne beleuchten. Sie haben allen
Grund dazu in diesem Staate. Sie machen hier ihre trefflichsten
Geschäfte. Die Großagrarier können Fahnen ausstecken,
was alles seit Jahr und Tag für sie getan wurde. Die Arbeiter
aber hätten weniger Ursache, dieses Jubiläum zu feiern.
Aber die Trauerfahne kann besonders die Schule in der Èechoslovakei
aufziehen. Zehnjähriges Jubiläum
dieses Staates und die Kinder sitzen in derart überfüllten
Klassen, daß das kein Beispiel mehr hat in irgend einem
anderen europäischen Staat. 70, 80, 90 Kinder in einer Klasse
beisammen, Kinder, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen,
Kinder, die in diesen überfüllten Klassen den Todeskeim
empfangen können! Es müssen in diesem Staate, der eben
das zehnjährige Bestandsjubiläum feiert, Kinder meilenweit
vorbeigehen an versperrten Schulen, an Schulen, die man aus Habsucht,
die man aus Gewinnsucht und Chauvinismus zugesperrt hat, sie müssen
meilenweite Wege gehen in Regen und Schnee, all das deshalb,
weil wir in der Èechoslovakischen Republik eine Regierung
haben, die durchaus nicht Willens ist, das Allernotwendigste für
die Zukunft zu tun, und sich in Widerspruch setzt auf dem Gebiete
des Schulwesens mit den Ausführungen, die Herr Dr Hodža
über die Notwendigkeit großer
Aufwendungen für die Verbesserung des Schulwesens getan hat.
Wir feiern das zehnjährige Jubiläum des Staates und
haben zu verweisen auf ein hungerndes Lehrerproletariat, auf Menschen,
die in der Schule lehren müssen, aber den Kopf voll Sorgen
haben, wie sie ihre Familien versorgen sollen, denen man einen
Jammergehalt auszahlt, wir haben daneben tausende Lehrerstehen,
die keine Möglichkeit haben, überhaupt in eine Schule
hineinzukommen, so notwendig auch der Unterricht für die
Kinder wäre, für die heute nicht genügend Lehrpersonen
zur Verfügung stehen. Wir haben in dieser demokratischen
Republik heute, in der Zeit der Anteilnahme der deutschen Regierungsparteien
an der Macht, die Tatsache zu verzeichnen, daß Lehrer wegen
ihrer politischen Gesinnung verfolgt werden. Wir haben doch den
Fall zu verzeichnen, daß ein Lehrer in Joachimsthal seit
Jahren in der unerhörtesten Weise verfolgt wird, ohne daß
man ihm Gelegenheit gibt, sich gegen die Anwürfe, die man
doch gegen ihn erheben muß, wenn man ihn so verfolgt, zu
äußern, indem man einfach die Beweggründe nicht
nennt, die für die Verfolgung maßgebend sein sollen.
Wir hatten den Fall zu verzeichnen, daß ein anderer Lehrer
im Erzgebirge von einem Parlamentarier der deutschen Regierungsparteien
deshalb zur Anzeige gebracht worden ist, weil er einen Arbeitergesangsverein
gegründet hat. Man hat verlangt, daß er versetzt werde,
weil er sich abfällig über die Politik der deutschen
Regierungsparteien ausgesprochen hat. Es ist wirklich unerhört,
in welcher Art und Weise man heute Schule und Lehrerschaft in
diesem Staat behandelt.
Zehnjähriges Jubiläum dieses Staates!
Und wir stehen vor der beabsichtigten Reaktivierung der Liechtensteindragoner,
wir stehen vor der Tatsache, daß wir Hunderte und Tausende
verkümmernder Studenten haben, vor der Tatsache fortgesetzten
Menschenraubes, vor der Tatsache des Balgens um Kinder, um die
Seele der Kinder, wir haben noch immer die alte Drillschule in
diesem Staate und nichts ist zu verspüren vom Flügelschlag
der neuen Zeit. Deshalb glaube ich, um auf das zurückzukommen,
was ich eingangs gesagt habe, es ist doch nicht so zwecklos, daß
man hier heraufgeht, um zu sprechen. Freilich, würde ich
nur in die Maschine hineinreden, es hätte keinen Sinn. Aber
hinter diesen Barrierestöcken der Regierung leben ja auch
noch Menschen. Und an diese Menschen will ich mich von hier aus
wenden, zu denen will ich sprechen, denen gilt es die Augen zu
öffnen, sie gilt es aufzurufen. Hier bekommt Herr Dr Hodža
das Vertrauen votiert, das wir ihm verweigern
müssen. Hier wird man seinen Voranschlag nicht ablehnen,
aber ablehnen alle Anträge, die beinhalten und bezwecken,
was von den Regierungsparteien als erstrebenswert hier für
die Öffentlichkeit bezeichnet wird. Hier kann sich der Bürgerblock
noch austoben, das Volk draußen aber soll und wird an seine
Kinder denken. Der Bürgerblock, der mag seinen Traum heute
noch träumen von Rom, das Volk aber wird kämpfen um
Wien. Der Bürgerblock wird weiter, darüber kann ein
Zweifel nicht bestehen, von der Schulautonomie reden, aber sie
in Wirklichkeit verhindern, das Volk aber wird sich die neue Schule,
die von ihm selbst betraute und vor allen Zugriffen geschützte
Schule wirklich erkämpfen. (Potlesk poslancù
nìm. strany soc. demokratické.)