Středa 26. června 1929

Und was wir weiter tun werden und wollen, ist dies: Jedem Arbeiter das Wesen eines solchen Urteils klarzumachen, denn an einem solchen Beispiel können wir besser als es 100 Broschüren und Dutzende Bücher tun könnten, dem Proletariat den ganzen Mechanismus des bürgerlichen Klassenstaates aufzeigen, an diesem Beispiele können wir aufzeigen, daß der Arbeiter auf dem Boden der bürgerlichen Demokratie so wenig zu erwarten hat, wie auf dem Boden des kapitalistischen Staates in irgend einer anderen Form. Monarchie oder Republik: das ist Jacke wie Hose. Wo die Bourgeoisie herrscht, dort steht der Staat mit allen seinen Einrichtungen im Dienste der Bourgeoisie im Klassenkampf gegen das Proletariat. Wir werden diesen Fall, wie er ist, in der Propaganda ausnützen und den Arbeitern zeigen, was sie in diesem Staat zu erwarten haben, so lange er besteht; es ist hinzuweisen auf die Hintergründe dieses Prozesses, so daß die Arbeiter erkennen, daß sie keine Hoffnung haben, früher frei zu werden, solange sie nicht, gestützt auf ihre Massenkraft, gestützt auf ihre politische und materielle klassenmäßige Kraft, die Grundlage dieser ganzen Ordnung zertrümmern und auf diesen Trümmern eine neue kommunistische Ordnung aufbauen.

3. Řeč posl. Schweichharta (viz str. 24 těsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! In Bezug auf die in Verhandlung stehende Vorlage über die alten Kronenforderungen bezüglich Jugoslaviens muß ich ebenfalls einen scharf ablehnenden Standpungt einnehmen, denn es werden zwei čechische Banken, und zwar die größten, die Sporo- und Živnobank, zu ungunsten kleiner Volkssparkassen einseitig bevorzugt. Ich wundere mich wirklich sehr, daß deutsche Regierungsparteien für ein solche Vorlage die Hand erheben, obwohl čechisehe und slovakische Abgeordnete, allerdings Sozialdemokraten, im Ausschuß ganz energisch gegen die Vorlage Stellung genommen haben. Die bewußte Schädigung der deutschen Sparkassen, wie z. B. der Kassen in Niedereinsiedel, Schluckenau, Hainspach, Marienbad usw. wird durch keine Resolution wettgemacht. Die angenommene Resolution verpflichtet eigentlich die Regierung zu gar nichts. Dieses Verhalten der deutschen Regierungsparteien müssen wir in aller Öffentlichkeit festnageln und ebenso die sonderbare Stellung der Regierungsparteien im allgemeinen. Wir überlassen die Verantwortung für dieses Verhalten selbstverständlich voll und ganz den Regierungsparteien und beneiden sie wirklich nicht um diese Verantwortung.

Nun etwas anderes. Prag ist festlich beflaggt, denn der ägyptische König Fuad ist seit heute hier zu Gast. Inwieweit das Volk festlich gestimmt ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß angesichts des königlichen Besuches die hierzulande herrschende sogenannte Demokratie wieder einmal recht kraß demonstriert wurde. Es gehört wohl zu den unverbrüchlichen und selbstverständlichen Rechten der Demokratie, auch über exotische, über ausländische Gäste ein Wort der Wahrheit zu sagen. Das ist uns aber leider hier nicht erlaubt. Im "Sozialdemokrat" und seinen Kopfblättern wurde nämlich gestern folgender Artikel zur Gänze konfisziert (čte): "Wer ist König Fuad?"

König Fuad von Ägypten weilt dieser Tage in Prag. Wir lesen über ihn in reichsdeutschen Zeitungen u. a.:

Diesen Ägypterkönig hat man in Berlin mit dem Pomp der repräsentativen Republik empfangen und gefeiert, ohne daß sich die Öffentlichkeit eigentlich darüber klar war, wer König Fuad ist. Hätte man nämlich die Öffentlichkeit genau darüber unterrichtet, dann hätte sicherlich eine weitgehende Zurückhaltung dem Begrüßungstaumel Platz gemacht. [Další odstavec byl usnesením předsednictva posl. sněmovny ze dne 26. června 1929 podle §u 9, lit. m) jedn. řádu vyloučen z těsnopisecké zprávy. Viz Těsnopiseckou zprávu o 213. schůzi posl. sněmovny.]

Im übrige ist in diesen Tagen in Berlin bekannt geworden, daß der ägyptische Gesandte bei der Berliner Polizei alle Schritte unternommen hat, um die wenig königstreu gesinnte ägyptische Kolonie vom offiziellen Empfang seiner Majestät fern zu halten. Hätte die Berliner Polizei nicht eingegriffen und alle "gefährlichen Elemente" der ägyptischen Staatsangehörigen kurzerhand ausgewiesen, so wäre König Fuad mit einem Hagel von Steinen und faulen Eiern am Lehrter Bahnhof empfangen worden. Selbst die kleine Gruppe "königstreuer Ägypter" hat man mit Zwangsmitteln zum "Empfang" abkommandiert. [Další odstavec byl usnesenim předsednictva posl. sněmovny ze dne 26. června 1929 podle §u 9, lit. m) jedn. řádu vyloučen z těsnopisecké zprávy. Viz Těsnopiseckou zprávu o 213. schůzi posl. sněmovny.]

Dieser allerdings etwas sehr deutliche Artikel ist, wie gesagt, zur Gänze der Konfiskation verfallen. Wir verwahren uns gegen diese freche Konfiskation auf das Schärfste, denn sie schlägt dem bekannten Wort "Die Wahrheit siegt!" direkt ins Gesicht. Es zeigt sich, daß in Deutschland wirkliche Preßfreiheit herrscht, weil dort der hier konfiszierte Artikel unbeanständet erschienen ist. Wir hoffen, daß trotz alledem die Wahrheit über Fuads Politik zutage kommt. (Potlesk poslanců něm. strany soc. demokratické.)

Související odkazy



Přihlásit/registrovat se do ISP