Der Herr Berichterstatter hat hier gegen den Antrag auf Aussprechung
des Mißtrauens gegen die Regierung unter anderem auch angeführt,
daß wir Kommunisten gemeinsam mit den bürgerlichen,
mit den kapitalistischen Parteien, gemeinsam mit den nationalistischen
Parteien diesen Antrag unterschrieben haben. Er hat ferner erklärt,
daß für den Antrag auf Mißtrauensvotum gegen
die Regierung überhaupt keine Gründe vorgebracht werden
können und vorgebracht worden sind. Über die Frage,
warum wir Kommunisten mit den Parteien, die wir aufs schärfste
bekämpfen, einen solchen Antrag gemeinsam unterschreiben,
werde ich noch sprechen. Das ist der Hauptgrund, warum ich hier
mich zum Worte gemeldet habe. Aber als sehr merkwürdig muß
ich es bezeichnen, als eine sehr tiefe Einschätzung dieser
ganzen Versammlung mit Einschluß der Regierungsparteien,
daß hier ein Berichterstatter, der ernst genommen werden
will, auftritt und erklärt, es gebe keine Gründe für
ein Mißtrauen gegen diese Regierung. Für uns Kommunisten
ist die bloße Tatsache, daß es sich um eine kapitalistische
Regierung handelt, um eine Klassenregierung, um die Regierung
eines Klassenstaates, Grung genug. Für uns wäre auch
die bloße Tatsache, daß die Regierung diese Sprachenverordnung
herausgegeben hat, Grund genug, ihr das Mißtrauen auszusprechen.
Denn wir Kommunisten kämpfen nicht nur für die wirtschaftlichen
Interessen der Arbeitenden, wir kämpfen nicht nur für
den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und für die Vernichtung
des kapitalistischen Staates, wir kämpfen auch gegen jede
nationale Unterdrückung, richte sie sich gegen welches Volk
immer, ob es das eigene Volk ist, oder ein anderes. Diese Sprachenverordnungen
aber sind geradezu ein Musterbeispiel nationaler Gewalttätigkeit,
nationaler Unterdrückung und nationaler Provokation und Verhetzung.
Aber für uns ist dieser Kampf gar kein Gegensatz. Wir wissen
ganz genau, daß auch diese nationale Unterdrückungspolitik
nur ein Ausfluß und eine notwendige Ergänzung der kapitalistischen
Klassenunterdrückungspolitik ist, welche diese Regierung
hier betreibt, und gerade bei diesem Gewaltakt, den die Regierung
durch diese Sprachenverordnung ausübt, zeigt sich das ganz
besonders deutlich. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Slavíèek.)
Es ist kein Zufall, daß dieser Faustschlag ins Gesicht der
unterdrückten Nationen, daß diese provozierende Tat
gerade jetzt erfolgt, in dem Augenblick, wo die Regierung auf
einer ganzen Reihe von Gebieten gegen die arbeitenden Klassen,
nicht nur gegen die Industriearbeiter, sondern auch gegen die
Bauern und gegen den arbeitenden Mittelstand in der unerhörtesten
ausbeuterischen Weise vorgeht. Diese Sprachenverordnungen werden
gerade jetzt herausgegeben, um durch eine nationalistisch verhetzte
Atmosphäre die Aufmerksamkeit von der Tatsache abzulenken,
daß man gerade jetzt mit allen Mitteln der List, des Betruges
und der Gewalt daran geht, den Arbeitern den letzten Kreuzer aus
der Tasche zu ziehen. Es ist kein Zufall, daß diese Sprachenverordnung
gerade zu einer Zeit herausgegeben wurde, wo man den reichen Großgrundbesitzern,
den Kapitalisten, den Banken und den Pfaffen Millionen an Steuernachlässen
schenkt und an anderen Geschenken, gleichzeitig aber zum Arbeiter
hingeht und von ihm verlangt, daß er von dem elenden Lohn,
mit dem er seine Familie nicht ernähren kann, mit dem er
das Notwendigste und Wichtigste für seinen Lebensunterhalt
nicht einkaufen kann, noch 3% freiwillig hergibt, da ihm, wenn
er sich weigert, 5% zwangsmäßig abgezogen würden.
Es ist kein Zufall, daß diese Sprachenverordnung in der
Zeit erscheint, in der man mit den Staatsangestellten ein so frivoles
Spiel treibt, sie betrogen hat und neuerlich betrügt. Nachdem
man ihre Bezüge herabgesetzt, nachdem man tausende von ihnen
aufs Pflaster geworfen, treibt man mit ihnen einen derartigen
Betrug, indem man ihnen erklärt, es stünden für
sie 700 Millionen zur Verfügung, während in Wirklichkeit
diese 700 Millionen dazu verwendet werden, um der höheren
Bürokratie Geschenke zu machen, während die Lage der
unteren Staatsangestellten durch die Vorlage, die heute durchgearbeitet
werden soll, verschlechtert wird. Es ist kein Zufall, daß
diese Verordnung in einer Zeit kommt, wo die Regierung auf allen
Gebieten im Interesse der Reichen und Besitzenden vorgeht. Und
da frage ich: Bei einer solchen Regierung, welche alle die Schandgesetze
der früheren kapitalistischen Regierungen in Kraft läßt
und anwendet, die Preßzensur in der schamlosesten Weise
handhabt, die Versammlungen der Arbeiter in der niederträchtigsten
Weise hindert, in alle Versammlungen offizielle und nichtoffizielle
Regierungsvertreter schickt, wie es nicht einmal im Hindenburgdeutschland
mehr geschieht ich frage, welche Stirn gehört dazu, wenn
hier ein Berichterstatter auftritt und erklärt, daß
es keinen einzigen Grund gibt, um einer derartigen Regierung das
Mißtrauen auszusprechen? Und da kommt ein Minister aufmarschiert
und wagt es, diejenigen, welche nur mit Worten sich zur Wehre
gegen alle Gewalttaten auf wirtschaftlichem und nationalem Gebiet
zu setzen wagen, als Querulanten zu bezeichnen, als solche, welche
den alten österreichischen Geist hergebracht haben. Hier
wagen es die Minister offen zu erklären, daß sie mit
den Pendrek gegen die Kommunisten vorgehen werden, hier von der
Regierungstribüne aus drohen sie mit brutaler Gewalt gegen
diejenigen, die sich das kapitalistische Ausbeutungs- und Unterdrükkungssystem
nicht gefallen fassen wollen. Es bleibt aber nicht bei den bloßen
Drohungen von der Ministerbank aus. Wenn die arbeitende Bevölkerung
es wagt, gegen die wirtschaftliche Unterdrückung, wenn irgendwer
es wagt, gegen das nationale Unrecht und die Gewalt aufzutreten,
dann tritt der Pendrek wirklich in Tätigkeit, und nicht nur
der Pendrek, sondern auch andere gefährlichere Waffen werden
verwendet. Auch die Abgeordnetenimmunität wird nicht geschützt.
Ich erkläre das nicht deshalb, weil ich der Meinung bin,
daß der Abgeordnete etwas Höheres sei; genau so ein
Verbrechen ist es, vielleicht ein noch größeres Verbrechen,
den Arbeiter zu mißhandeln - sondern deshalb, sage ich es,
weil man aus dieser Tatsache, daß Abgeordnete, die als solche
erkennbar sind, mißhandelt werden, daß sie sogar auf
der Wachstube völlig wehrlos noch geschlagen werden, weil
man daraus schließen kann, wie man mit einfachen Proleten
umgeht, wenn sie sich auf der Wachstube befinden, wo niemand da
ist, der für sie Zeugnis ablegen könnte.
Ich habe in Karlsbad mit den Verhafteten gesprochen, nur einer
von ihnen war Kommunist, die anderen waren nicht Kommunisten,
waren Arbeiter, die bei den Demonstrationen verhaftet wurden.
Sie haben alle erklärt, daß sie, kaum daß sie
auf die Wachstube waren, in der brutalsten Weise geohrfeigt und
ins Gesicht und mit dem Knüppel über den Kopf geschlagen
wurden. Sie haben verlangt, daß ein Protokoll über
die Vorfälle aufgenommen werde, und zwar vor dem Richter,
und der Richter mußte in meiner Gegenwart zugeben, daß
er Tag für Tag erklärt hatte, er habe keine Zeit, das
Protokoll aufzunehmen, das doch nur einige wenige Minuten dauert
- weil es sich eben um Übergriffe von Polizeiorganen handelte,
welche die Regierung eben will. Denn sonst würden sich die
Polizeiorgane solche Dinge nicht erlauben, wenn sie nicht von
oben die Weisung zu dem rücksichtslosen Vorgehen hätten.
(Nìmecké výkøiky.) Vor einer
kapitalistischen Regierung wird uns Kommunisten, aber auch jeden
denkenden Menschen, dieses Verhalten nicht wundern. Aber das traurigste
Kapitel dieser Schandangelegenheit ist die Tatsache, daß
in dieser Regierung angebliche Arbeitervertreter, angebliche Sozialisten
sitzen, angebliche Marxisten, die alle diese Dinge mitmachen.
Ich erkläre hier ausdrücklich, damit keine Meinungsverschiedenheiten
entstehen und kein Mißbrauch möglich ist: wenn wir
hier von sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien sprechen
und gegen sie die schwersten Angriffe vorbringen im Interesse
des Proletariates, meinen wir damit nicht die Arbeiter dieser
Parteien, sondern wir meinen die verantwortlichen Führer.
Gerade in der letzten Zeit ist auch bei den èechischen
sozialdemokratischen Arbeitern zu bemerken, wie sie mit der Politik
dieser ihrer Führer unzufrieden sind und endlich beginnen,
einen Druck auszuüben, um ihre Führer auf andere Linien
zu drängen. Ich sage, mit diesen Arbeitern der sozial-demokratischen
Parteien aller Nationen wollen wir uns verständigen und wir
werden uns auch schließlich und endlich mit ihnen verständigen,
weil sie als Arbeiter dieselben Interessen haben wie wir, weil
sie sehen werden, daß wir für ihre Interessen genau
so kämpfen, wie für die der anderen arbeitenden Bevölkerung.
Was wir hier erklären, richtet sich nur gegen die Führer.
Ich habe gestern in einem sogenannten sozialistischen Blatt dasselbe
gelesen, was ungefähr mit anderen Worten mein Vorredner ausgeführt
hat. In diesem sozialistischen Blatt habe ich gelesen: "Was
wollen die Deutschen eigentlich? National sind sie gleichberechtigt,
aber wirtschaftlich sind wir Èechen noch nicht gleichberechtigt.
Ein großer Teil des Industriekapitals ist in den Händen
von deutschen Kapitalisten." Also, ein èechischer
Sozialist erklärt nicht nur diese Gewaltpolitik als Gleichberechtigung,
er hat nicht nur kein Wort des Tadels, der Verurteilung für
diese Gewaltmethoden, er bezeichnet sie sogar als Gleichberechtigung.
Und er hat nur eine Sorge, ob nicht die deutschen Kapitalisten
zu viel und die èechischen zu wenig haben. Die Frage wieviel
in die Taschen der èechischen Kapitalisten und wieviel
in die Taschen der Deutschen geht, ist für ihn entscheidend
für die nationale Frage!
Wie machen es unsere marxistischen Freunde, die èechischen
Sozialdemokraten? Wenn man das "Právo Lidu" zur
Hand nimmt, findet man eine andere Sprache. Auch kein Wort der
Kritik, der Verurteilung dieser Dinge, die sich hier abspielen,
aber sie sind international, sie sind für den Frieden mit
den anderen Nationen, sie erklären: Wir müssen eine
andere Sprache sprechen, damit die deutschen Arbeiter verstehen,
wie richtig und notwendig die Sprachenverordnungen sind; wie richtig
und notwendig das ganze Unterdrückungssystem ist. Sie wollen,
daß wenn man schon mit dem Pendreck haut, nicht auch von
der Ministerbank aus vom Pendrek gesprochen wird, sondern sie
wollen, daß man denen schöne Worte gibt, die man schlägt.
Sie glauben, das Hauptargument auszusprechen gegen die unterdrückten
Nationen, wenn sie erklären, wie es im "Právo
Lidu" heißt, daß es überall verschiedene
Nationen gibt, daß es unmöglich ist, einen Staat zu
bilden, in dem nicht auch Minderheiten sind und daß infolgedessen
die Minderheiten sich einfach abfinden müssen. Man könne
ihnen das Recht auf Selbstbestimmung nicht geben, weil sonst dieser
Staat nicht existieren könnte. Das letzte Argument, welches
die èechischen Sozialdemokraten bei jedem Verrat auf wirtschaftlichem
und nationalem Gebiet vorbringen, ist immer: Das Interesse des
Staates verlangt es, wir wollen den Staat nicht im Stiche lassen!
Ich will einmal offen erklären, daß es eine Verleumdung
ist, wenn man glaubt, daß irgendein Kommunist, sei es ein
Èeche oder ein anderer, nicht das Verständnis dafür
hätte, daß die èechische Nation das Recht auf
Freiheit und Selbständigkeit hat wie jede andere Nation.
Wenn man glaubt, daß wir hier dieses Recht gefährden
wollen, so wäre das eine Verleumdung unserer Partei und unserer
Volksvertreter, genau so, wie unsere Partei dafür kämpft,
daß jede Unterdrückung der anderen Nationen aufgehoben
wird.
Genau so ist es selbstverständlich, daß wir gegen jeden
kämpfen würden, der es dahin bringen wollte, daß
die èechische Nation wieder unter ein nationales Joch kommt,
daß sie ihre nationale Freiheit verliert. Gerade bei der
èechischen Nation muß das jeder begreifen, weil die
èechische Nation jahrhundertelang unterdrückt war,
unterdrückt auch von denen, die jetzt über ihre eigene
Unterdrückung schreien. Das verstehen wir alle und niemandem
von uns fällt es ein, irgend etwas zu tun, was die Freiheit
der èechischen Nation gefährden könnte. Aber
die Freiheit der èechischen Nation und der kapitalistische
nationale Gewaltstaat, in dem wir hier leben, das sind ganz verschiedene
Dinge und das sollte ein sogenannter Marxist, auch wenn er ein
èechischer Sozialdemokrat ist, verstehen. Er sollte nicht
vergessen haben, was die Lehrer uns gesagt haben und uns die Erfahrung
täglich zeigt, daß der kapitalistische Staat ein Werkzeug
in der Hand der Kapitalistenklasse ist, um nicht nur andere Nationen,
sondern um vor allen die aus gebeuteten Klassen zu unterdrücken
und jede Gegenwehr gegen Ausbeutung und Unterdrückung unmöglich
zu machen. Auf diesen kapitalistischen Staat wird kein wirklicher
Vertreter von Arbeiterinteressen Rücksicht nehmen, ob das
jetzt ein Nationalstaat ist oder ein Nationalitätenstaat.
Auch in Deutschland, auch in Österreich wird kein wirklicher
Vertreter von Arbeiterinteressen auf den kapitalistischen Staat
Rücksicht nehmen, im Gegenteil, jeder, der die Interessen
der Arbeiter wirklich vertritt, muß dem kapitalistischen
Staat in unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstehen
und muß dafür kämpfen, daß anstelle des
kapitalistischen Staates der proletarische Staat aufgerichtet
wird. Über diese Haltung der èechischen Sozialdemokraten
und Regierungssozialisten wird uns auch die scheinoppositionelle
Stellung nicht hinwegtäuschen, die die Führer dieser
Partei jetzt einnehmen. Von zwei Seiten werden sie gedrängt
und getrieben, auf der einen Seite von der unzufriedenen Arbeiterschaft
und auf der anderen Seite von der Bourgeoisie, welche den èechischen
Sozialdemokraten in der Regierung Tag für Tag mehr zeigt,
daß der Mohr seine Schuldigkeit getan hat und daß
man sie nicht mehr braucht, daß sie das fünfte Rad
am Wagen sind und sie behandeln kann, wie es einem beliebt. Außerdem
wollen die Führer dieser Partei jetzt ein Ablenkungsmanöver
durchführen; in der Arbeiterklasse gärt es, die Arbeiter
wehren sich gegen den Steuerabzug, die Staatsangestellten rüsten
sich zum Kampf, um ihre Forderungen durchzusetzen, weil sie wissen,
daß das der einzige Weg ist, und da suchen die sozialdemokratischen
Führer den Anschein zu erwecken, als ob sie in der Regierung,
als ob sie hier im Parlamente einen ernsten Kampf führen
wollten, sie tun, als ob sie mit dem Austritt aus der Regierung
ernstlich drohen würden, um draußen die Arbeitermassen
zu beruhigen; denn sie glauben, daß vielleicht schon diese
Drohung genügen würde, oder daß die Stimmen der
èechischen Sozialdemokraten, wenn sie in der Opposition
sind, genügen würden, die Aufmerksamkeit der Arbeiter
von dem wirklichen Kampf für diese Forderungen abzulenken.
Aber das wird niemanden täuschen und wir erklären im
vorhinein: Entweder wird sich das ganze als plumper Schwindel
entlarven, wie es schon so oft geschehen ist, und die Herrschaften
werden wieder gehorsam zur Regierungskrippe hinlaufen, oder selbst
wenn sie gezwungen werden, aus der Regierung auszutreten, werden
sie außerhalb der Regierung genau so Regierungspolitik betreiben
und bei jeder Schweinerei werden sie zu den Arbeitern kommen und
sagen: Eure Freiheit, unser Staat ist in Gefahr und deshalb müssen
wir alle diese Dinge machen.
Nun, ich habe erklärt, daß ich noch darauf zu sprechen
kommen werde, warum wir gegen diese Sprachenverordnungen, gegen
diese Regierung den Mißtrauensantrag mit Parteien unterschrieben
haben, mit denen wir nichts gemeinsam haben, mit Parteien, gegen
die wir im schärfsten Kampfe stehen. Wir haben vor und unmittelbar
nach den Wahlen mit allem Nachdruck erklärt: Gleichgültig
von wem ein Antrag kommt, dessen Annahme unserer Meinung nach
im Interesse der Arbeitenden, im Interesse der Unterdrückten,
auch im Interesse der unterdrückten Nationen liegt, wir werden
für solche Anträge eintreten. Und ich erkläre weiter
sogar noch mehr: Auch wenn wir wissen, daß diejenigen, die
solche Anträge stellen, ganz andere Motive haben, ganz andere
Absichten haben, als die sind, aus denen heraus wir die Annahme
des Antrages wollen, auch dann werden wir für einen solchen
Antrag eintreten und die Unterschrift unter diesen Antrag bedeutet
nicht mehr und nicht weniger, als wenn wir für einen solchen
Antrag stimmen würden. Wir müssen die Unterschrift geben,
weil die Geschäftsordnung es uns nicht anders ermöglicht,
für diesen Antrag auch zu stimmen. Aber mit eben solcher
Klarheit müssen wir erklären, daß nicht nur unsere
Gründe ganz andere sind, als die der anderen Parteien, die
diesen Antrag unterschrieben haben, sondern daß die Gründe
der anderen Parteien solche sind, daß wir sie sogar auf
das schärfste bekämpfen, sie hier aufdecken und gegen
sie auftreten müssen, damit niemand auf den Gedanken kommt,
als ob wir uns einbilden, in dieser Gesellschaft einen ernstlichen
Kampf gegen die kapitalistische Regierung oder ihre nationale
Unterdrückungspolitik führen zu können. Die bürgerlichen
Parteien haben diesen Antrag aus einer Reihe von Gründen
unterschrieben und eingebracht, die ich hier etwas näher
beleuchten möchte. Der erste Grund, der kleinlichste Grund,
aber für diese Herrschaften der entscheidendste, ist der,
daß sie durch diese Taktik, durch dieses Manöver möglichst
rasch in die Regierung hineinkriechen möchten, gegen welche
sie jetzt so oppositionell auftreten. Dieselben bürgerlichen
Parteien, welche hier den Antrag auf Mißtrauen gegen die
Regierung unterschreiben und einbringen, verhandeln hinter den
Kulissen und ganz öffentlich liegen sie vor der Regierung
auf dem Bauche und bitten um möglichst schnelle Aufnahme
in diese Regierung. Sie verlangen selbstverständlich nicht,
daß das System geändert wird. Sie wissen ganz genau,
daß durch eine bloße Vereinbarung, durch einen sogenannten
Ausgleich die èechische Bourgeoisie - von der hier gerade
unmittelbar vor mir ein Redner erklärt hat, daß sie
harte Köpfe hat - nicht so ohne weiters wegen ein paar schöner
Worte auf ihre Vorherrschaft verzichten wird. Sie wissen ganz
genau, daß der Ausgleich nur möglich ist unter Aufrechterhaltung
des gegenwärtigen Gewaltsystems. Trotzdem wollen sie nichts
anderes als nur ein paar Ministerposten, wollen sie nichts anderes
als die Teilnahme an diesem ganzen System der nationalen Unterdrückung.
Der zweite wichtigere und ernstere Grund für die Herrschaften
ist, daß sie da wieder einmal Gelegenheit haben, nationalistische
Zersetzungspolitik zu betreiben, daß sie da wieder einmal
Gelegenheit haben, die Arbeitenden der verschiedenen Nationen
gegen einander zu hetzen, damit die Ausbeuter derselben Nationen
es um so leichter haben, diese Arbeitenden auszubeuten und zu
unterdrücken; damit kommen diese Herrschaften der Regierung
zur Hilfe, denn diese Regierung lebt davon, daß die Nationen
gegen einander verhetzt werden, daß es so schwer wird, die
Einheitsfront herzustellen, die Einheitsfront der Arbeitenden
der verschiedenen Nationen infolge des nationalistischen Chauvinismus,
welcher in die Massen hineingetragen wird.
Schauen Sie in die bürgerliche Presse, in die bürgerlichen
Versammlungen, was dort gesprochen und getan wird, da werden Sie
nicht sehen den Kampf gegen die kapitalistische Regierung, sondern
die Aufpeitschung der nationalistischen Instinkte. Aufreizung
und Aufhetzung zum Haß von Volk zu Volk. Und das machen
dieselben politischen Parteien, die im alten Österreich genau
dieselbe Unterdrückungspolitik getrieben und unterstützt,
die im Kriege eine noch viel schärfere Unterdrückungspolitik
verlangt, und die sich darüber gefreut haben, wenn die Gerichte
im Kriege Èechen aufgehenkt haben, Parteien, die diese
ganzen Schweinereien, die im Kriege vorgekommen sind als noch
zu milde betrachtet und eine stärkere Faust gegen die èechischen
Hochverräter verlangt haben. Mit denen gemeinsam einen Kampf
für das nationale Recht gegen das nationale Unrecht zu führen,
ist unmöglich. Wir Kommunisten sind bereit, jeden Kampf,
wenn er von Proletariern gegen das nationale Unrecht geführt
wird, zu unterstützen, wer immer ihn führt. Aber einen
Schwindelkampf zu führen, der in Wirklichkeit Unterstützung
der unterdrükkenden Regierung ist dazu sind wir Kommunisten
nicht bereit und eine Einheitsfront zu dem Zwecke zu bilden, damit
nur der Anschein erweckt werde, als ob ein Kampf geführt
werde, können wir nicht unterstützen.
Damit komme ich zum dritten Grunde, der für unsere Bourgeoisie
maßgebend ist. Sie wollen vor den Massen als nationale Helden
und Kämpfer dastehen, sie wollen sich wieder Ansehen geben
vor den Massen, die leider noch hinter ihnen herlaufen, oder von
denen sie wenigstens möchten, daß sie wieder in ihre
Netze laufen. Sie wissen ganz genau, wenn sie zu den Arbeitern,
auch wenn sie zu den Bauern und Kleingewerbetreibenden, dem Mittelstande,
den Intelligenzlern, den Angestellten kommen und sagen würden:
Der Hauptzweck unserer Politik ist, für die Großkapitalisten,
für die Banken, für die Ausbeuter einzutreten, ihre
Interessen zu verteidigen, so würden sie keinen Hund vom
Ofen locken. Deshalb treten sie in der Rolle des nationalen Kämpfers
auf und da ist ihnen diese Gelegenheit der willkommene Grund,
um sich so aufzuspielen, als ob sie ehrlich gegen die nationale
Unterdrückung kämpfen würden. Aber das sind dieselben
Kapitalisten, die im kleinsten wie im großen für ihre
Profitinteressen auch die nationale Interesse preisgeben. Wenn
es gilt, gegen streikende deutsche Arbeiter èechische Gendarmerie
aufzurufen, gibt es bei diesen Kapitalisten keinen Nationalismus.
Wenn es gilt, slovakische oder polnische oder andere Streikbrecher
in das deutsche Gebiet zu verpflanzen, billige Arbeitskräfte,
existiert für sie keine Nation. Wenn es gilt, ein paar zehntausend
oder hunderttausend Kronen mehr zu bekommen, wenn man ein Haus
verkauft, wird nicht gefragt, ob der Käufer ein Deutscher
oder ein Èeche ist, da wird nur gefragt, wie viel er bezahlt,
und nur das ist maßgebend für diese nationalen Helden.
Und was sie im kleinsten, in jedem einzelnen Falle tun, tun sie
auch, wenn es sich um die großen Fragen der Nation handelt.
Ist es nicht beschämend für diese Leute, die so tun,
als ob sie den nationalen Kampf gepachtet hätten, daß
hier èechische Vertreter aufgestanden sind und mit aller
Klarheit das volle Selbstbestimmungsrecht für alle unterdrückten
Nationen, Selbstbestimmungsrecht auch bis zur Losreißung
verlangt haben um das diese Herren Nationalen aller Schattierungen
hier herumreden und herumgehen müssen, wie die Katze um den
heißen Brei und sich nur trauen, das Wort Selbstbestimmungsrecht
in einem solchen Zusammenhange zu gebrauchen, daß niemand
auf den Gedanken kommen könnte, es sei staatsgefährlich,
und daß sie alle hier erklären: Wir denken nicht daran,
irgendwie gegen den kapitalistischen Staat aufzutreten, anders
vorzugehen als auf dem Boden dieses Staates, unter Anerkennung
dieses Staates für unsere Forderungen einzutreten, wir verlangen
eigentlich nichts anderes als nur Mitarbeit. Das heißt auf
Deutsch: Ein paar Ministerposten. Èechische kommunistische
Arbeiter und Arbeitervertreter kämpfen entschlossener, folgerichtiger
und entschiedener für die Rechte der Deutschen, der Slovaken,
der Magyaren, kurz aller unterdrückten Nationen. (Sehr
richtig!) als die angeblichen Vorkämpfer dieser Nationen,
die mit der Regierung, die ihre Nationen unterdrückt, bereits
verhandeln, wie sie diese Unterdrückung gemeinsam durchführen
könnten. Unsere deutschen Sozialdemokraten. Dr Czech zum
Beispiel schwärmen von einem Ausgleich, der jetzt herbeigeführt
werden sollte. Es ist möglich, daß die èechische
Bourgeoisie gezwungen ist zu einem Ausgleich, zu einer Verständigung.
Aber es ist ganz sicher, daß das nur ein Ausgleich von Kapitalisten
mit Kapitalisten unter Preisgabe auch der nationalen Interessen
der unterdrückten Nationen sein würde, nur zu dem Zwecke,
um gemeinsam die Arbeitenden aller Nationen besser unterjochen
und ausbeuten zu können (Souhlas na levici.) Für
solch einen Ausgleich haben wir kein Verständnis für
so einen Ausgleich sind wir nicht zu haben. Das ist nicht die
Herstellung des nationalen Friedens, sondern die Herstellung der
kapitalistischen Einheitsfront gegen die großen Massen der
Arbeitenden und Ausgesaugten. (Souhlas na levici.) Wir
Kommunisten erklären: Wer wirklich auch die nationale Unterdrückung
beseitigen will der kann keinen anderen Weg sehen als den einzigen
Weg der Besiegung und der Vernichtung der Herrschaft der Bourgeoisie.
Wir haben es hier von Dr Kramáø in einem
Zwischenrufe gehört. Ich möchte sagen der eine Zwischenruf
hat tausendmal mehr bewiesen als alle Zitate aus der Vergangenheit
usw. beweisen können. Dr. Kramáø hat
gerufen: My jsme to vvhráli! Wir haben es gewonnen, deshalb
sind wir diejenigen die die anderen unterdrücken und hätten
es die Deutschen gewonnen oder würden sie es demnächst
gewinnen, würden wieder die Deutschen die Èechen unterdrücken,
das heißt, die deutsche Bourgeoisie würde die anderen
Nationen genau so unterdrücken.