Insgesamt sind in den Jahren 1921 bis 1925
rund 16.000 deutsche Eisenbahnbedienstete und Arbeiter teils durch
Pensionierung, Entlassung und Abbau aus dem Staatseisenbahndiensteverdrängt
worden, d. i. 37%, wogegen im gleichen Zeitraum nur 15% der Bediensteten
der anderen Nationen aus dem Dienste ausgeschieden sind. Der Anteil
des deutschen Volkes an dem Gesamtstande des staatlichen Eisenbahnpersonals,
der nach der amtlichen Volkszählungsstatistik 23,5% zu betragen
hätte, betrug mit Ende 1925 nur mehr 14%. Im Bereiche der
Postverwaltung, der Tabakregie und anderer staatlicher Verwaltungszweige
wurde beim Personalabbau in ähnlicher Weise vorgegangen und
die deutschen Staatsangestellten und Arbeiter massenweise von
ihren Arbeitsplätzen verdrängt. An diesen Tatsachen
vermögen auch die unschuldsvollen Darstellungen und tabellarischen
Ziffern des deutsch geschriebenen Regierungsorganes, der "Prager
Presse" in der Nummer vom 11. April d. J. nichts zu ändern.
Die "Prager Presse" hat über höheren Auftrag,
wahrscheinlich deshalb, weil bereits im Ausland über das
grenzenlose Unrecht, das an den deutschen Bediensteten verübt
wurde, öffentlich geschrieben wurde, in ihrer Nummer vom
11. April 1926 eine Darstellung über den Angestelltenabbau
gebracht, die natürlich nicht den Tatsachen entspricht, was
ja bei einem Regierungsblatte selbstverständlich ist. In
dieser Darstellung werden zuerst die Ursachen und Bestrebungen
des Personalabbaues und der ganzen Verwaltungsreform in einigen
Sätzen dargelegt und dann heißt es: "Als entscheidendes
Moment für die Entlassung hat das Gesetz die Dienstqualifikation,
die Arbeitsleistung, die Verwendbarkeit, wirtschaftliche und Familienverhältnisse
des Angestellten und andere gewichtige Umstände normiert.
Der Charakter des Gesetzes und seine Mission zeigen, daß
es auf rein sachlichen Motiven aufgebaut war und auf allgemein
gültige Prinzipien zurückgreift. Es kann nach keiner
Richtung hin als Ausnahmsgesetz apostrophiert werden, das vielleicht
in seiner Tendenz gegen eine Angestelltengruppe oder eine Nationalität
gerichtet wäre. Es ist zu betonen, daß die Angestelltenrestriktion
im Sinne des zitierten Gesetzes nicht auf das Jahr 1925 beschränkt
blieb." Das spüren wir im Verbande der Eisenbahner besoders
in den letzten Tagen wieder, wo neuerlich Hunderte von deutschen
Arbeitern entlassen worden sind. "Immerhin können die
Daten" heißt es dann weiter - "die aus den letzten
Monaten des Vorjahres stammen, über die Methoden ein Bild
abgeben, nach welchem der Abbau in den wichtigsten Ressorts durchgeführt
wurde und über das Verhältnis, wie die Angestellten
nach Nationalitäten von der Restriktion erfaßt wurden.
Nach diesen Gesichtspunkten ergeben die absoluten Ziffern der
in den wichtigsten Verwaltungsressorts Abgebauten folgende Tabelle".
Da wird nun gesagt: "Einsenbahnen: Zahl der Angestellten
vor dem Abbau zusammen 197.000, davon Deutsche 35.580." Das
ist schon einmal nicht wahr. Ich habe hier bereits erklärt,
daß nur 33.000 deutsche Bedienstete im Dienst der Eisenbahn
gestanden sind. Da wird dann der Prozentsatz mit 18 angeführt.
Bisher abgebaute Angestellte: zusammen 18.760, davon Deutsche
4430 oder 23,5%. Es müßte doch der Regierungspresse
und jenen Organen, die diese Statistik zusammengestellt haben,
schon selbst aufgefallen sein, daß 23,5% mehr als die 10%
sind, wie es im Abbaugesetz vorgeschrieben waren. Es ist demnach
in der offiziellen Regierungspresse selbst zugegeben, daß
der Abbau der Deutschen 23,5% betragen hat, also nach dieser offiziellen
Aufstellung schon um 13,5% mehr, als nach der vorgeschriebenen
Quote auf das deutsche Personale zu entfallen gehabt hätten.
Weiters sagt das deutsch geschriebene Regierungsorgan
Folgendes: "Im übrigen wurden von Seiten der Behörden
seit Bestand der Republik Angestellten, die der offiziellen Sprache
nicht mächtig waren, weitreichende Erleichterungen gewährt.
Angestellte, die sich in dieser Situation befanden, erhielten
reichlich Gelegenheit, die offizielle Sprache in öffentlichen
und unentgeltlichen Sprachkursen zu erlernen und auf diesem Wege
ihre Dienstqualifikation zu ergänzen". Da kann ich darauf
nur erklären, daß es nicht wahr ist, daß den
deutschen Bediensteten diese Möglichkeit, insbesondere nicht
unentgeltlich, wie hier gesagt wird, gegeben worden ist. Es hat
vielmehr einen langen Kampf gekostet, bevor man Sprachkurse errichtet
hat und die Bediensteten selbst hatten für die Kosten dieser
Kurse mit aufzukommen.
Es wird dann noch zum Schluß gesagt:
"Übrigens ist die Zahl jener Angestellten, die wegen
Unkenntnis der offiziellen Sprache abgebaut worden sind, verhältnismäßig
gering, sie erreicht nur im Bereiche der Postverwaltung eine größere
Ziffer. Dort wurden von zusammen 1138 abgebauten deutschen Angestellten
386 wegen mangelnder Sprachqualifikation restringiert. In anderen
Verwaltungsressorts ist diese Ziffer viel niedriger gehalten".
Das Gegenteil ist richtig. Im Eisenbahnbetriebe wurde die große
Mehrzahl von den 6700 Abgebauten wegen Unkenntnis der Dienstsprache
abgebaut.
Ein unwiderleglicher Beweis für die Richtigkeit
der von mir angeführten Tatsachen wurde erst in jüngster
Zeit, und zwar auf der Generalversammlung der Jednota zamìstnancù
èsl. drah, der èechischen nationalsozialistischen
Eisenbahnerorganisation am 29. Mai d. J. erbracht. Der Sekretär
dieser Organisation namens Plot erstattete auf dieser Generalversammlung
den Bericht über das Resultat des Personalabbaues. Hören
Sie, meine Herren! Dieses Dokument muß dem stenographischen
Protokoll einverleibt werden, weil es unwiderleglich nachweist,
was wir während des ganzen Personalabbaues gesagt haben und
auch heute noch behaupten. Sekretär Plot führte aus:
"In der Geschichte der gewerkschaftlichen Eisenbahnerbewegung
ist nirgends vermerkt, daß die Durchführung eines Gesetzes,
das weit in die Existenzverhätnisse der Bediensteten eingreift,
auf die politischen Parteien, resp. die Fachorganisationen
übertragen worden wäre". Da hat der Herr Sekretär
Plot wirklich recht gesprochen. In keinem Lande der Welt, wo ein
Personalabbau vorgenommen wurde, ist das den politischen Parteien
übertragen worden, wie es in der Èechechoslovakei
geschehen ist. Weiter berichtete Herr Plot: "Erst das Gesetz
286 vom Jahre 1924, das sogenannte Restriktionsgesetz bestimmte"
- Plot sagte: "Es bestimmte", im Abbaugesetze steht
aber nirgends eine Bestimmung, daß die Durchführung
des Personalabbaues den politischen Parteien zu übertragen
ist. Das haben sich die èechischen politischen Parteien
selbst in der allnationalen Koalition ausgemacht - "bestimmte,
daß einer seiner wichtigsten Teile, und zwar der unpopulärste
aus der Kompetenz der Eisenbahnveraltung herausgenommen
werden soll. Wenn wir uns erinnern, daß die beiden vorhergehenden
Gesetze die Bediensteten gleichfalls in den Ansprüchen und
Rechten kürzen, und zwar sowohl das Gesetz Nr. 395 als auch
394, ohne daß die Vertreter des Personales einen Einfluß
auf die Durchführung der Restriktion der Gehälter hatten,
so bedeutet diese übertragene Wirksamkeit bei dem Gesetze
286 doch nur eine große bedeutende Anerkennung der Fachorganisation
und eine Degradierung der Zentralämter zu einer Rolle von
Statisten, welche untergeordnete Stellung viele hohen Bürokraten
sehr schwer trugen und sich mehreremale deshalb beschwerten".
Hier wird also deutlich ausgesprochen, daß die Zentralämter
des Staates bei der Durchführung des Personalabbaues zu Statisten
degradiert worden sind. "Das eine kann nur bedauert werden",
sagte Herr Plot, "daß auch für die Durchführung
der anderen Bestimmungen, die gleichwichtig sind wie die Herabsetzung
der Anzahl der Bediensteten, in dem Gesetze die Mitwirkung der
Fachorganisationen nicht festgesetzt wurde. Die Bestimmung des
Absatzes 4 des Gesetzes Zahl 286 über die Herabsetzung der
Zahl der Bediensteten wenigstens um 10% hat das gesamte Eisenbahnpersonal
mit Besorgnis erfüllt, die Mitgliedschaft der Jednota nicht
ausgenommen. Die Leitung unserer Organisation hat die Stimmung
der Mitgliedschaft sehr gut gekannt, nachdem sie auf den Konferenzen,
die am 1. und 2. Feber v. J. in den Bereichen der einzelnen Direktionen
abgehalten wurden, sich äußerte, und die Nervosität
der Mitgliedschaft war auch auf den im Mai v. J. in Prag, Brünn
und Ganowitz stattgefundenen Kongressen vernehmbar. Die Leitung
der Organisation war sich bewußt, daß mit den Restriktionsbestimmungen
ihr zahlreiche Aufgaben übertragen wurden, wobei die Nichterfüllung
einer derselben ganz sicher das Vertrauen nicht nur zu jenen,
in deren Hände das Schicksal der geliebten Jednota gelegt
ist, sondern auch zur eigenen Kraft unterwühlt hätte.
Wir sind zwar eine Organisation, welche nach den Statuten bloß
die wirtschaftlichen und sozialen Interessen ihrer Mitglieder
verteidigen soll, es hat sie jedoch die geschichtliche Entwicklung
bereits in der ehemaligen Monarchie weit über diese fixierten
Grenzen der Wirksamkeit hinaus getragen und die Jednota hatte
sich aktiv an allen nationalen Aktionen beteiligt, die zu der
nationalen Selbständigmachung führten und sie war durch
Vermittlung ihrer Vertreter im Reichsrat in Wien auch an der Lösung
der politischen Probleme der damaligen Zeit beteiligt. Die Jednota
hat unzweifelhaft bisher nicht gewertete Verdienste um die Hebung
der nationalen, politischen, wie auch gewerkschaftlichen Moral
in den Reihen der Eisenbahner. Und wenn zur Zeit der nationalen
und politischen Unterwürfigkeit die Jednota ihre Wirksamkeit
über die erlaubten Grenzen erweiterte, dann wäre sie
der Sendung ihrer Geschichte und Tradition untreu, wenn sie im
eigenen Staate nur die wirtschaftlichen und sozialen Interessen
ihrer Mitgliedschaft verteidigen würde. Deshalb wurde auch
die der Jednota bei der Durchführung der Restriktion übertragene
Aufgabe von der Leitung der Organisation bis zu einem gewissen
Grade anders aufgefaßt, als es sich viele einzelne ausgelegt
haben. Die Wahrung der Mitgliedschaft vor der harten, gefährlichen
und nicht durchdachten Bestimmung über die Herabsetzung der
Anzahl der Beediensteten war eine selbstverständliche Pflicht,
und in dieser Richtung erhielt die Mitgliedschaft auf den Kongressen
und Konferenzen schon voraus sichere Bürgschaften. Die Leitung
der Organisation hat jedoch auch begriffen, daß die unmoralische
Bestimmung über die Vernichtung der Existenz auf eine solche
Weise durchgeführt werden muß, aus der hervorgehen
würde, daß die Organisationsorgane, die sich mit der
Restriktion befassen und die Organisation selbst mehr Sinn für
Moral hat, als jene, deren Werk das Gesetz war und insbesondere
jene, denen die erste Verarbeitung des Materials der Restriktionskommission
auferlegt wurde". Ferner hebt Herr Plot in seiner Rede hervor:
"Hier muß betont werden, daß nur durch Anstrengung
und festen Willen und durch die Hilfe des ehemaligen Ministers
Dr Franke es uns glückte, in die Restriktionskommission
die Überzeugung hineinzutragen, daß sich diese auch
auf die höchsten Beamten zu beziehen habe, nicht ausgenommen
die Sektionschefs und Direktoren". Das waren nämlich
jene Beamte aus der altösterreichischen Zeit, die unparteiisch
und gewissenhaft ihre Pflicht taten, die diesen nationalistischen
Herrschaften nicht gepaßt haben, die ihnen nicht zu willen
waren. Sie wurden vorzeitig abgebaut, obzwar sie auch noch lange
nicht ausgedient hatten.
Nun sagt Herr Plot weiter: "Betrachten wir das Resultat der
Restriktion vom nationalen Standpunkt, so, kann nicht geleugnet
werden, daß die Angehörigen der èechoslovakischen
Nation keine Ursache zu Beschwerden haben, sondern die
anders nationalen Bediensteten, die in einem Umfang erreicht wurden,
der sie zu Protesten und zur Unzufriedenheit berechtigt. Erwägt
man, daß in der Gesamtanzahl aller Bediensteten etwa 27%
Deutsche, Magyaren und Polen sind, jedoch die Angehörigen
dieser Nationen in der Gesamtzahl der Restringierten 65% darstellen,
(Hört! Hört!) dann spricht dieses Verhältnis
der restringierten Èechoslovaken gegenüber den anders
nationalen Bediensteten für sich selbst Belege. Diese Reinigung
des Eisenbahnbetriebes von den antistaatlich
gesinnten Elementen ist, wenn auch nicht vollkommen, so doch ganz
bedeutend und die gegen uns erhobenen Vorwürfe, insbesondere
von den Kommunisten, sind unberechtigt, daß wir mit unserem
Vorgang uns an unserer sozialistischen Sendung vergangen haben.
"Es muß als ein Mißbrauch des Ehrenbegriffes
Sozialist bezeichnet werden, wenn solche Parteien oder, Gewerkschaftsorganisationen
sich diesen Titel beilegen." Und Herr Plot sagte weiter:
"Wenn die Deutschen, Magyaren oder Polen das Recht auf eine
Beschäftigung im Staatsunternehmen reklamierten, möge
uns entschuldigt werden, daß wir den Anspruch auf unsere
nationale Selbstbestimmung, die Souverenität der Èechoslovakei
im eigenen Staat und seine unbedingte Integrität reklamieren.
Es waren dies nicht nur nationale Motive, von
denen wir uns bei der Restriktion leiten ließen, sondern
unser Nationalismus wurde auch von sozialen Bestrebungen ergänzt,
wenn wir kalkulierten, daß eine bedeutende Anzahl von Posten,
die durch den Abgang von Deutschen, Magyaren und Polen frei wurden,
von Angehörigen unserer Nation besetzt werden muß und
wir dadurch in bedeutendem Maße auch die Arbeitslosigkeit
bekämpften, die bei der ständigen Produktionskrise noch
weiter ziemlich groß ist. Also auch in dieser Beziehung
war unser Vorgang in vollkommener Harmonie mit dem Programm
der Jednota und ihrem nationalen und sozialistischen Charakter".
Die andersnationalen Arbeiter brotlos machen, damit èechische
Arbeiter auf ihre Arbeitsplätze gestellt werden können,
das also nennen diese Chauvinisten sozialistisch
gehandelt. "Das Resultat der Restriktion" sagte Herr
Plot "muß von einem zweifachen Standpunkt aus beurteilt
werden: Einerseits vom allgemeinen, anderseits vom parteiorganisatorischen
Standpunkt. Vom allgemeinen Standpunkt blicken wir auf diese Aktion
und fassen insbesondere die einzelnen Dienststellen ins Auge,
und da wird es uns gewiß nicht befriedigen. Hie und da blieben
viele, die zur Entlassung oder Pensionierung reif gewesen wären,
aber hier muß in Erwägung gezogen werden, daß
eine Ziffer festgesetzt worden war, um welche sich der Gesamtstand
herabsetzen sollte. Wenn jedoch jeder zum Abgang gezwungen werden
sollte, der politisch unzuverlässig ist, müßte
die festgesetzte Quote keineswegs die Ziffer von 18.000, sondern
von 40.000 erreichen". Es war also dem Herrn Plot diese Ziffer
noch zu gering, die im Abbaugesetz festgesetzt war und er hat
der unschuldigen Opfer noch zu wenig. "Der Umfang der Restriktion"
fährt er fort "müßte also weitaus größer
sein. Dies wird sicherlich zur Erklärung dienen, warum nicht
alle vom Dienst enthoben wurden, die volle Bedingungen hatten.
Vom Standpunkte des Parteiorganisatorischen ist das Resultat der
Restriktion ein solches, welches die Brüder Delegierten auf
den vorjährigen Kongressen und Konferenzen sicherlich
nicht erwartet haben. 4300" - hören Sie meine Herren
- "4300 zur Restriktion beantragte Jednotáøi
ist der beste Beweis der Verpflichtung und der Aufgaben, die unserer
Organisation auferlegt wurden. Wurden bereits in der ersten Verhandlung
2250 unserer Mitglieder gerettet, so ist dies ein Beweis der großen
Energieanspannung von Anbeginn der Restriktionsdurchführung.
Zu diesen Ziffern ist in ein em günstigen Verhältnis
die Zahl der rekurierenden Jednotáøi, deren es 630
gab. Wurden bis zum heutigen Tage 416 Rekurse
günstig erledigt, und bloß 157 abgewiesen, so ist dies
ein weiterer Beweis der Schlagfertigkeit und des Einflusses unserer
Organisation, wenn wir erwägen, daß von der Gesamtzahl
der Rekurse bloß 25% günstig erledigt wurden, wogegen
den Rekursen unserer Mitglieder zu 70% entsprochen wurde. Wird
darauf Rücksicht genommen, daß viele unsere Mitglieder,
die volle Bedingungen zu einem zwangsweisen Abbau gehabt haben,
doch nur deshalb rekurierten, damit sie sich den aktiven Dienst
um einige Monate verlängern, dann kommen wir zu einer
endgültigen Ziffer von restringierten Jednotáøi,
die nicht volle Bedingungen hatten, und deren gab es insgesamt
nur 17".
Hier ist also der deutlichste Beweis dafür
erbracht, daß sich der Abbau der Staatsbediensteten hauptsächlich
unter den Deutschen und den Bediensteten der anderen Minderheitsnationen
ausgetobt hat. Der Herr Koll. Buøíval
hat mir einmal gelegentlich einer Auseinandersetzung
im Beisein des früheren Eisenbahnministers Støíbrný
gesagt, daß die Jednota mit 6000
Abzubauenden betroffen sei. Durch den Bericht des eigenen Sekretärs
der Jednota Herrn Plot ist nun unwiederleglich dargetan, daß
dies nur leeres Geflunker zur Verdeckung der Schandtaten dieser
Organisation war, damit das Fallbeil der Restriktion weiter ungestört
auf die Bediensteten und Arbeiter der nationalen Minderheiten
niedersausen konnte. Zur Illustration, in welch einseitiger Weise
beim Personalabbau vorgegangen wurde, will ich eine Reihe von
Beispielen aus einigen Stationen und Dienststellen aufzeigen,
wobei deutsche und èechische Stationen zu einander in Vergleich
gestellt sind, welche annähernd den gleichen Personalstand
aufweisen.
Deutsches Gebiet: Komotau | ||||
Èechisches Gebiet: Kladno | ||||
Deutsches Gebiet: Karlsbad II | ||||
Èechisches Gebiet: Prag II | ||||
Deutsches Gebiet: Aussig II | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Kralup | ||||
Deutsches Gebiet: Leitmeritz I | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Laun | ||||
Deutsches Gebiet: Falkenau | ||||
Èechisches Gebiet: Prag VI | ||||
Deutsches Gebiet: Heizhaus Eger | ||||
Èechisches Gebiet: Prag Wilson-Bf |
Oder man vergleiche:
Heizhaus Aussig | |||||||
Werkstätte Aussig | |||||||
Werkstätte Komotau | |||||||
Werkstätte Bodenbach |
Von den anderen Direktionen und Strecken führen
wir als Beispiel an:
Deutsches Gebiet: B. E. S. Rumburg | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Neubydžov | ||||
Deutsches Gebiet: B. E. S. Leipa | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Jungbunzlau | ||||
Deutsches Gebiet: B. E. S. Eger | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Klattau | ||||
Deutsches Gebiet: Stat. Karlsbad ob. Bf | ||||
Èechisches Gebiet: Station Kladno | ||||
Deutsches Gebiet: Stat. Karlsbad unt. Bf | ||||
Èechisches Gebiet: Dubí bei Kladno | ||||
Deutsches Gebiet: Stat. Niederlindewiese | ||||
Èechisches Gebiet: Station Doubrava | ||||
Deutsches Gebiet: B. E. S. Olmütz III | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Oderberg | ||||
Deutsches Gebiet: B. E. S. Olmütz I | ||||
Èechisches Gebiet: B. E. S. Olmütz II | ||||
Deutsches Gebiet: B. E. S. Jägerndorf | ||||
Èechisches Gebiet: Heizhaus M. Ostrau | ||||
Deutsches Gebiet: Station Eger | ||||
Èechisches Gebiet: Stat. Pilsen |
Diese Beispiele könnten noch um viele
vermehrt werden. Sie zeigen, daß in einzelnen Stationen
die deutschen Bediensteten bis auf die Hälfte dezimiert wurden.
An Stelle der abgebauten deutschen Bediensteten
werden èechische neu aufgenommen Arbeiter èechischer
Nationalität, die sich in Stellungen befinden, werden direkt
dazu aufgefordert, ihre Arbeitsposten in Privatunternehmungen
aufzugeben und in den Staatsdienst zu treten, wie
dies im Falkenauer Gebiet geschehen ist, wo èechische Arbeiter
in den Bahndienst angeworben wurden. Die an Stelle abgebauter
deutscher Arbeiter neu eingestellten èechischen Arbeiter
weigern sich häufig für den zu geringen Vertragslohn
zu arbeiten, was selbstverständlich
nur zu begrüßen ist. Sie können auch unmöglich
mit dem Vertragslohn ihr Auskommen finden, da sie in vielen Fällen
einen doppelten Haushalt führen müssen. Sie werden aus
entlegenen èechischen Gebieten in deutsche Gebiete gebracht,
wohin sie ihre Familien mangels an Wohnungen
nicht mitnehmen können.
Wie die Ersparnisse aussehen, welche durch
solche Maßnahmen erzielt werden und womit die Regierung
und die herrschenden Parteien die Öffentlichkeit seit Jahr
und Tag zu täuschen suchen, dafür nur ein Beispiel:
Nach Jägerndorf in Schlesien wurden 37 èechische Arbeiter
aus entlegenen Gebieten gebracht und an Stelle der abgebauten
deutschen Arbeiter in den Dienst neu eingestellt. Diese èechischen
Arbeiter erklärten, daß sie für den Vertragslohn
von 20 Kronen nicht arbeiten können und verlangten einen
Taglohn von 24 Kronen. Dieser Taglohn von 24 Kronen wurde ihnen
auch ohneweiters bewilligt, nur damit sie dort blieben und nicht
wieder davon liefen. Sie hätten wahrscheinlich noch einen
höheren Lohn bewilligt bekommen, wenn sie ihn gefordert hätten.
Dagegen läßt die Staatsbahnverwaltung die dort ansässigen
deutschen Arbeiter um üblichen Vertragslohn nicht arbeiten.
Sie wirft sie unbarmherzig aus ihren Stellungen hinaus und stürzt
sie solchermaßen mit ihren Familien in größte
Not und Elend. So wurden am 1. d. M. in Jägerndorf aus verschiedenen
Dienstzweigen wieder 103 deutsche Arbeiter, die jahrelang in gewissenhafter
Weise ihren Dienst versehen hatten und sich nichts zu Schulden
kommen ließen, entlassen und mit ihren Familien einem ungewissen
Schicksal überantwortet. Bei der gesteigerten Wirtschaftskrise
können sie nun nirgends eine Arbeit finden und sind so mit
ihren Familien der größten Not preisgegeben. Darunter
befinden sich Familienväter mit schwerkranken Frauen und
Kindern, für die die Entlassung direkt eine Katastrophe bedeutet
und die der Verzweiflung nahe sind. Es ist ein himmelschreiendes
Unrecht und es grenzt schon an Barbarei, was von den staatlichen
Machtfaktoren hier an unschuldigen Menschen verübt wird.
Wir klagen die schuldigen Machtfaktoren ob dieses barbarischen
verbrecherischen Vorgehens vor aller Welt an und werden in der
Bekämpfung dieses Gewaltsystems des Unrechts und der brutalen
Zugrunderichtung zahlloser Existenzen nicht erlahmen bis zu dessen
Beseitigung.
In West-, Nord- und Südböhmen wurden in jüngster
Zeit gleichfalls wieder viele deutsche Eisenbahnarbeiter entlassen
und zum Teil durch neue èechische Arbeiter ersetzt. Allein
in den Bahnerhaltungssektionen Falkenau-, Karlsbad, Komotau,
Teplitz-Waldthor und Bodenbach wurden insgesamt 93 deutsche Arbeiter
entlassen. Darunter waren solche mit 10-17jähriger Dienst-
und Pensionsfondsteilnahmszeit und mit zahlreichen Familien. Zu
den Mitteln des § 17 der Arbeitsordnung greifen die Bahnorgane
deshalb, weil dadurch die entlassenen Arbeiter samt ihren Familien
aller ihrer erworbenen Ansprüche auf Ruhegenüsse und
Regiebegünstigungen verlustig gemacht werden können.
Nur mit schwerer Mühe und Überwindung großer Schwierigkeiten
gelang es der Organisation, dem "Verbande der Eisenbahner"
in derart krassen Fällen diesen bedauernswerten armen Menschen
ihre erworbenen Rechte zu sichern und sie vor größerer
Not und Elend zu bewahren. In der Bahnerhaltungssektion Lobositz
wurden 2 deutsche Arbeiter mit 5jähriger Dienstzeit
entlassen und am gleichen Tage 4 andere Arbeiter neu aufgenommen.
Der finanzielle Effekt dieser Maßnahmenist eine Verdoppelung
der Ausgaben an Arbeitslöhnen. Die entlassenen Arbeiter gaben
sich die größte Mühe in der Erlernung der èechischen
Sprache, legten sich Opfer an Geld und Zeit auf, besuchten den
Sprachkurs, all das aber schützte sie nicht vor der Entlassung.
Es werden vielfach sogar deutsche Arbeiter entlassen, die die
èechische Sprache beherrschen, was auch ein klarer und
unwiderleglicher Beweis dafür ist,
daß es dem herrschenden nationalistischen System um nichts
anderes geht, als die Arbeiter und Bediensteten nichtèechischer
Volkszugehörigkeit aus dem Staatsdienste zu verdrängen
und brotlos zu machen.
Das aller jüngste Kapitel in der Geschichte
der Verdrängung der deutschen Bediensteten und Arbeiter aus
dem Staatseisenbahndienste bildet die seit 1. Jänner d. J.
in Durchführung begriffene Unifizierung des Personales der
beiden verstaatlichten Bahnen Aussig-Teplitzer Eisenbahn
und Buschtìhrader Eisenbahn. Die Staatseisenbahnverwaltung
hat sich hiezu einen Vorgang zurecht gelegt, der bei der Unifizierung
von Personal verstaatlichter Bahnen im alten Österreich niemals
beobachtet wurde und der ein Novum bildet. Sie hat zu diesem
Zwecke einen Erlaß fabriziert, der unter anderem folgende
Bestimmung enthält: "Durch Übergabe der Anmeldung
zur Unifizierung entsteht für den Bediensteten kein Anspruch,
daß auf ihn die Gültigkeit der Vorschriften der Staatsbahnen
ausgedehnt werden und über jede Anmeldung entscheidet die
Staatsbahndirektion. Bei der Entscheidung wird insbesonders die
Staatsbürgerschaft, die Dienstqualifikation und Kenntnis
der Dienstsprache in Betracht gezogen."