Pátek 19. øíjna 1928

Wir haben bei allen Beratungen des Staatsvoranschlages, an denen wir teilgenommen haben und auch bei der Beratung über die Steuerreform darauf verwiesen, daß die Quelle, wo gespart werden kann und soll, der Militarismus ist, daß man sparen muß beim Militäraufwand, daß man endlich das verwirklichen soll, was man bei der Schaffung dieses Staates zugesichert hat und was in der Revolutionsnationalversammlung in Aussicht genommen wurde. Und nun haben wir auch während der Beratung des jetzigen Staatsvoranschlags ebenso wie in früheren Jahren den Versuch unternommen, daß mit dem Sparen dort eingesetzt wird, wo sich sparen ließe und dort, wo es im Interesse der Bevölkerung gelegen wäre. Nach dem in der Revolutionsnationalversammlung beschlossenen Wehrgesetz hätte die Dienstzeit sukzessive herabgesetzt und im Jahre 1927 die 14 monatliche Dienstzeit eingeführt werden sollen. Es ist dazu nicht gekommen, weil die gegenwärtige Koalition mit den Stimmen der Vertreter der deutschen Regierungsparteien beschlossen hat, die 18-monatige Dienstzeit beizubehalten. Die alte Koalition hatte nicht die Mehrheit dafür, weil in der allnationalen Koalition die Vertreter der sozialistischen Parteien der Beibehaltung der 18-monatigen Dienstzeit nicht zugestimmt haben. Es war köstlich, den Koll. Eckert klagen zu hören, über die hohe Belastung durch den Militarismus und der Forderung Ausdruck verleihen, zu hören, daß es notwendig sei, ihn abzubauen, damit eine Entlastung der Bevölkerung möglich wäre. Er ist nicht der erste der deutschen Regierungsparteiler, der einer solchen Forderung Ausdruck verliehen hat; wir haben im Budgetausschuß das Klagelied des Koll. Oehlinger von der christlichsozialen Partei über den Militarismus, über die Kosten des Militarismus vernommen und haben von dem Führer des Bundes der Landwirte, vom Koll. Windirsch, im Budgetausschuß ebenfalls gehört, daß die Militärlasten für die Bevölkerung des Staates unerträglich seien. Aber nicht nur das, Koll. Windirsch ist noch weiter gegangen und hat erklärt, daß man gerade auf dem Gebiete der Beibehaltung der 18monatigen Dienstzeit und der Schaffung der Ersatzreserve eine arge Enttäuschung erlebt hat. Das, was wir bei der Beratung des Gesetzes über die Beibehaltung der 18monatigen Dienstzeit vorausgesagt haben, daß nämlich das Teilhaftigwerden der Begünstigung der 12wöchentlichen Dienstzeit in der Ersatzreserve nur einen kleinen Bruchteil darstellen und für die Masse die 18monatige Dienstzeit weiter gelten werde, ist zur Tat geworden. Und jetzt wagen es jene Herren, die mit dazu beigetragen haben, daß es bei der 18monatigen Dienstzeit geblieben ist, Klage zu führen, Beschwerden gegen die Lasten des Militarismus vorzubringen, jene Herren, die selbst für den Militarismus gestimmt haben. Sie haben das Recht, zu klagen über die schweren Belastungen, die sie bewilligt haben, über den Rüstungsfonds in der Höhe von 315 Mill. jährlich, dem sie zugestimmt haben, verloren, sie haben das Recht der Kritik in dem Moment eingebüßt, wo sie für den Militäraufwand gestimmt haben, nicht nur für den ordentlichen, sondern auch für den Rüstungsfonds.

Die Zoll- und Wirtschaftspolitik ist ein Kapitel, durch welches die arbeitende Bevölkerung dieses Staates schwer geschädigt worden ist. Ich werde noch darauf zu sprechen kommen, wie es der arbeitenden Bevölkerung dieses Staates geht. Wenn ich jetzt schon von den Zöllen und deren Auswirkung spreche, so nur deshalb, um darauf zu verweisen, daß wir gestern von den Bänken der Regierungsparteiler vom Koll. Eckert, vernehmen konnten, daß es eine schwere Gefährdung der Bevölkerung dieses Staates sei, wenn man in der Hochschutzzollpolitik fortfahre. Und diese schwere Schädigung der Bevölkerung haben: die Parteien, die der Einführung der festen Zölle, wodurch eine Verteuerung der Lebens mittel herbeigeführt wurde, zugestimmt haben, begangen, dieselben Regierungsparteiler, deren Vertreter gestern gegen diese Zollpolitik dieses Staates gesprochen haben. Koll. Eckert hat gestern auch gegen den hohen Aufwand, der von Seite des Außenministeriums getrieben wird, gesprochen und sich über die hohen Repräsentationskosten beklagt, die das Außenministerium verursacht, Worte, die wir von den Herren zu hören gewohnt waren, solange sie in der Opposition gewesen sind die von ihnen zu höre aber wir jetzt überrascht sein müssen, wenn sie in der Regierung sitzen und für alle Possten des Voranschlages stimmen. Koll. Eckert hat auch zugegeben, daß die deutschen Regierungsparteien in sprachlicher Hinsicht nicht imstande gewesen sind, irgend welche greiflicheren Erfolge zu erzielen. Er hat ein Klagelied darüber angestimmt, wie schwerig es für die deutschen Abgeordneten dieses Hauses ist, den Budgetverhandlungen und Beratungen zu folgen, denn man habe bisher nicht einmal dem Wunsche der deutschen Parteien entsprochen, den deutschen Abgeordneten Übersetzungen der wichtigsten Vorlagen und beim Staatsvoranschlage wenigstens des Motivenberichtes zu geben. Nicht einmal das haben die deutschen Regierungsparteiler zu erzielen vermocht, und sie zeigen auch dadurch, wie wenig erfolgreich ihre Tätigkeit innerhalb dieser Koalition gewesen ist.

Nebst all diesen Fragen hat Koll. Eckert gestern auch davon gesprochen, daß eine gerechte Lösung der Schulfrage nur dann zu erhoffen sei, wenn endlich die Schulautonomie herbeigeführt werde, und neben diesen Grundfragen hat er auseinandergesetzt, daß auch das deutsche Schulwesen in diesem Staate arg benachteiligt werde, daß man selbst den gerechtesten Forderungen der Deutschen nicht entgegenkomme. Als Beispiel hat er die Musikschulen angeführt, die nicht entsprechend subventioniert werden, darunter auch die, die ihm als Abgeordneten des betreffenden Gebietes besonders am Herzen liegen sollten. Er hat aber vergessen zu erwähnen, daß wir auch nach dieser Richtung bei der Beratung auch des heurigen Staatsvoranschlages wieder eine Reihe von Abänderungsanträgen gestellt haben und daß wir es gewesen sind, welche auch in unseren Abänderungsanträgen forderten, daß diese Schulen und insbesondere, weil ich dieses Beispiel angeführt habe, auch die Musikschule in Petschau ausgiebiger als bisher unterstützt werden, und er hat vergessen zu erwähnen, daß er diese Forderung hier aufstellte und es als Unrecht bezeichnete, daß ihr nicht entsprochen wurde, aber gegen diesen von uns als Oppositionspartei eingebrachten Antrag gestimmt hat. Hier fordert er mehr Unterstützung, und dort, wo es am Platze ist, stimmt er gegen einen solchen Antrag, der Abhilfe herbeiführen sollte. Als ich das dem Koll. Eckert in einem Zwischenrufe vorgehalten habe, hat er gemeint, uns besonders dadurch nahezutreten, daß er uns vorwarf, daß wir deutschen Sozialdemokraten im Budgetausschuß für einen Antrag des Abg. Remeš, betreffend die deutsche Universität in Prag, gestimmt hätten. Ich leugne nicht, daß wir für einen Antrag gestimmt haben, eine Post bei der deutschen Universität herabzusetzen. Nur möge Koll. Eckert nachsehen und er wird dabei feststellen können, daß es nicht nur ein Antrag der èechischen Sozialdemokraten ist, dem wir zugestimmt haben, sondern, daß wir selbst solche Anträge schon bei früheren Budgetberatungen gestellt haben, nämlich die Streichung der Post für die theologische Fakultät der deutschen Universität, was nur ganz unseren Grundsätzen der Trennung der Schule von der Kirche entspricht. Wir haben uns hierbei keines Verrates schuldig gemacht, wie uns Koll. Eckert einzureden versucht, sondern wir haben nur getreu unseren programmatischen Grundsätzen auch zu dieser Frage Stellung genommen.

Ich habe schon vorhin erwähnt, daß nicht nur Koll. Eckert, sondern auch Koll. Windirsch, der Führer der Landbündler, und Koll. Oehlinger, einer der Vertreter der Christlichsozialen, in bewegten Worten den Klagen der deutschen Bevölkerung bei Beratung des Staatsvoranschlages Ausdruck verliehen haben, und auch Koll. Hodina vom Bund der Landwirte hat in einer längeren Rede im Budgetausschuß auseinandergesetzt, daß den Bedürfnissen und Forderungen der deutschen Bevölkerung hinsichtlich des Ausbaues des Schulwesens bisher nicht Rechnung getragen worden ist. Es wird also ein Doppelspiel von den deutschen Aktivisten getrieben: hier üben sie Kritik an dem Staatsvoranschlag und an den Verhältnissen in diesem Staate, tragen aber nichts dazu bei, daß eine Änderung der Verhältnisse herbeigeführt werde, mit denen sie unzufrieden sind.

Wir beraten nicht nur diesen Staatsvoranschlag, der uns heuer zum drittenmal von dieser Regierungskoalition vorgelegt wurde, wir haben auch aus dem Munde des Berichterstatters und verschiedener Proredner gehört, es komme der Beratung des heurigen Staatsvoranschlages eine besondere Bedeutung zu. Wir gehen dem 10jährigen Bestandsjubiläum der Republik entgegen, und Koll. Hnídek als Generalberichterstatter, hat seinem Bedauern Ausdruck gegeben, daß gerade heuer der Staatsvoranschlag durchgepeitscht werden müsse, daß für die Beratung des Staatsvoranschlages dem Ausschusse nicht die nötige Zeit eingeräumt worden ist. Koll. Eckert hat auch zur Frage des Jubiläums Stellung genommen und es war ein deutscher Regie rungsparteiler, eben der Koll. Eckert, der da meinte, die Deutschen in diesem Staate hätten keine Ursache, das Staatsjubiläum freudig zu begehen. Einer, der in der Regierungskoalition sixtzt, hat diese Ansicht zum Ausdruck gebracht. Wir haben nun zu über prüfen, ob wir irgendeinen Anlaß haben, das Staatsjubiläum freudig zu feiern, wir, die Angehörigen der Arbeiterklasse. Es hat der Generalberichterstatter über den Voranschlag, Koll. Hnídek, auseinandergesetzt, welche Gesetze in diesem Staate in den verflossenen 10 Jahren geschaffen worden sind, und er verwies insbesondere auf die Gesetze, die in der Nationalversammlung in der letzten Zeit beschlossen worden sind..

Wenn wir nun einen kleinen Rückblick werfen, so müssen wir feststellen, daß die Angehörigen der Arbeiterklasse keine Ursache haben, zufrieden zu sein, und auch keine Ursache haben, das Jubiläum am 28. Oktober freudig zu begehen und sich an den Kundgebungen zu beteiligen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind nach den Ausführungen des Generalberichterstatters über den Voranschlag äußerst günstige. Die Zahl der Arbeitslosen ist bedeutend geringer, als sie war. Wir haben eine Hochkonjunktur. Unsere Verhältnisse sind stabilisiert. Es ist gelungen, nicht nur eine Stabilisierung der Währung herbeizuführen, sondern auch unseren Staatshaus halt in Ordnung zu bringen, wir haben eine aktive Cebahrung, ja, wir haben heuer sogar einen ziemlich namhaften Überschuß im Betrage von über 35 Mill. Kè im Staatsvoranschlage ausgewiesen. Wir finden viele Neider nicht nur im Ausland, sondern es zeigen sich auch zahlreiche Neider im Inlande, weil es den Machthabern des Staates gelungen ist, eine solche Ordnung der Verhältnisse in diesem Staate herbeizuführen. (Výkøiky na levici.) Da ist es notwendig zu ergründen, auf wessen Kosten die Stabilisierung möglich gewesen ist. Es ist richtig: wir haben eine gute Konjunktur - sie ist allerdings schon wieder im Abflauen begriffen und in einzelnen Industriegebieten macht sich die Krise bereits bemerkbar und es vermehrt sich wieder die Arbeitslosigkeit. Wir hatten also eine gute Konjunktur, die Zahl der Arbeitslosen ist tatsächlich herunter gegangen. Schauen wir uns ein bißchen an, wie es der in der guten Konjunktur vollbeschäftigten Arbeiterschaft geht. Wir haben eine stabilisierte Währung, aber wir haben keine entsprechende Kaufkraft, es fehlt die Kaufkraft des Volkes, weil das Einkommen zu den Preisen der Waren in keinem entsprechenden Verhältnis steht. Die Löhne der Arbeiter sind um das Siebenfache der Vorkriegszeit gestiegen, die Preise der Waren aber insbesondere der Artikel, die zum Lebensunterhalt der Arbeiterschaft notwendig sind, sind um das Zehnfache und noch weit mehr gestiegen. Eine Verelendung der Arbeiterklasse ist eingetreten. Die Masse der Arbeiter waren nicht Nutznießer der guten Konjunktur, sondern das waren die Kapitalisten. Wir sind gewiß auf die Ausfuhr angewiesen u. zw. umsomehr, je weniger wir im Innern des Staates abzusetzen imstande sind. Je geringer die Kaufkraft der Bevölkerung des eigenen Staates, desto geringer der Absatz und desto stärker die Notwendigkeit zu exportieren. Wir werden ja später beim Zukker Gelegenheit haben, darauf hinzuweisen, welche schwere Schädigung durch die Verringerung der Ausfuhr eintrat, aber wir können aber auch darauf verweisen, daß die Ausfuhr nicht in dem Maße notwendig wäre, wenn wir imstande wären, im Inneren des Staates einen größeren Absatz zu erzielen. Wenn wir vergleichen, was in anderen Staaten konsumiert wird in dem Artikel, in dem wir soviel Überfluß haben, so müssen wir feststellen, daß bei uns die Konsummöglichkeit nicht in dem entsprechenden Ausmaße gegeben ist, weil die Einkommensverhältnisse der Arbeiterschaft nicht entsprechend sind. Statt nun der notleidenden Bevölkerung des Staates Hilfe zu bringen und eine Besserung der Lebenslage der Arbeiterklasse herbe zuführen, hat diese Koalition nichts anderes zu tun gewußt, als durch die Einführung von Zöllen eine weitere Verschlechterung der Lebenslage der Arbeiterschaft herbeizuführen. Heute lamentieren einzelne Vertreter der Regierungsparteien über die schädlichen Auswirkungen dieser verfehlten Zoll- und Wirtschaftspolitik.

Nun komme ich zum Zuckerpreis. In bewegten Worten hat vorhin Koll. Adámek auseinanderzusetzen versucht, daß die Koalition sich ein großes Verdienst erworben hat dadurch, daß es der Regierung gelungen sei, die Zuckerfabrikanten dazu zu bewegen, die Zuckerteuerung nicht in vollem Umfange aufrechtzuerhalten. Ich habe bereits im Budgetausschuß darauf verwiesen, daß eine Regierung und eine Regierungsmehrheit, die nur etwas auf ihren Ruf und ihr Prestige halten, gezwungen wären, ganz anders vorzugehen, als es diese Regierung und diese Mehrheit getan haben. Die Osmièka hat in Anwesenheit der Fachminister den Beschluß gefaßt, unter keinen Umständen eine Zuckerpreiserhöhung zu dulden. Einige Tage darauf haben die Zuckerindustriellen die Erhöhung des Zuckerpreises diktiert, und statt daß die Regierung unter Anwendung aller ihr zur Verfügung stehenden Machtmittel die Zuckerindustriellen gezwungen hätte, diese Preissteigerung wieder vollständig rückgängig zu machen, bevor man sich mit den Vertretern der Zuckerindustrie auch nur in Verhandlungen eingelassen hätte, wurden trotz der Aufrechterhaltung des erhöhten Preises Verhandlungen mit den Zuckerindustriellen geführt, und heute stellen es die Vertreter der Regierungsparteien als einen kolossalen Erfolg hin, daß es ihnen gelungen sei, die Zuckerindustriellen zu veranlassen, etwas von der Preiserhöhung nachzulassen. Sie verschweigen aber dabei, welch hohe Summen die Regierung aufwenden mußte, um die Zuckerindustriellen dazu zu bewegen. Sowohl Koll. Adámek, als auch gestern Herr Dr. Èerný versuchten uns zu erklären, welch große Wohltäter die Zuckerindustriellen sind. Die Zuckerindustriellen hätten nicht nur jetzt gnädigst von der vorgenommenen Erhöhung nachgelassen und sich mit einer Erhöhung von 25 Hellern begnügt, sondern sie hätten auch dem Staate und seiner Bevölkerung zur Zeit der besseren Konjunktur ungeheuere Opfer gebracht und es sei ungerechtfertigt, wenn von Seite der Opposition bei der Budgetberatung behauptet wurde, daß die Zuckerindustriellen kolossale Gewinne eingeheimst hätten. Denn die Zuckerindustriellen hätten dem Staate Milliarden zur Verfügung gestellt, wodurch es ermöglicht wurde, die Bevölkerung dieses Staates in den Umsturztagen mit billigeren Lebensmitteln zu versorgen, nur durch diese Geschenke seitens der Zuckerindustriellen sei es möglich gewesen, den Mehl- und Brotpreis herabzusetzen.

Koll. Adámek hat darauf hingewiesen, daß diese jährlichen 220 Mill. Kè ein Geschenk der Zuckerindustriellen waren, die diese nicht in Form einer Zwangsabgabe oder Steuer, sondern einer freiwilligen Abgabe der Regierung zur Verfügung gestellt haben. Dabei wurde wieder nur übersehen, festzustellen, daß diese Abgabe von den Zuckerindustriellen unter gewissen Voraussetzungen geleistet wurde und daß diese gewissen Vorausetzungen es waren, daß der Zuckerpreis erhalten werden müsse, und es waren nicht die Zuckerindustriellen, die dem Staate ein Geschenk gemacht haben, sondern die konsumierende Bevölkerung, die die Kosten tragen mußte. Aus den Taschen der konsumierenden Bevölkerung ist diese freiwillige Abgabe der Zuckerindustriellen geflossen.

Nicht nur der Zuckerpreis und die Zölle, sondern auch die Steuern, die bei uns eingehoben wurden und werden, führen mit dazu, daß die Lebenshaltung der arbeitenden Klassen in diesem Staate verschlechtert wird. Auch die Herren der deutschen Regierungsparteien klagen über den hohen Steuerdruck, den sie durch ihre Politik mitverschuldet und mitherbeigeführt haben. Aber die am meisten Ursache zum Klagen haben, das sind die An gehörigen der Arbeiterklassen, die als Konsumenten ungeheuerlich belastet werden und denen die Steuerreform keine Entlastung überhaupt gebracht hat. Schauen Sie sich die Ziffern des Staatsvoranschlages an, die einzelnen Steuergattungen, und ziehen sie in Vergleich die Abgaben, die zum großen Teil von der Arbeiterklasse und die zum Teil von der Besitzklasse getragen werden und Sie werden ersehen können, welch ungeheuere Belastung der arbeitenden Klasse dieses Staates durch die direkten Steuern aufgewälzt wird. Bei derartigen Vergleichsdarstellungen machen das der Herr Finanzminister und die Vertreter der Regierungsparteien gewöhnlich natürlich anders als wir. Sie weichen dem Vergleich der direkten und indirekten Abgaben, dem Vergleiche der Verbrauchssteuern und der sonstigen Steuern aus. Sie ziehen lieber den Vergleich mit den Handelssteuern, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, daß auch durch diese die konsumierende Bevölkerung des Staates ungeheuer in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir ziehen natürlich beim Vergleich der direkten und der indirekten Steuern die Steuergattungen auch etwas anders zusammen, als es gewöhnlich dem Herrn Finanzminister beliebt. Wenn wir uns nun das Erträgnis der direkten Steuern anschauen, wobei ich gleich feststellen will, das wir auch bei den direkten Steuern solche haben, durch die die Arbeiterschaft belastet wird und auch solche, die ganz gut zu den indirekten Steuern gezählt werden können, so finden wir nach dem Voranschlag für 1929 die Einkommensteuer mit einem Betrag von 1050 Mill. Kè, die allgemeine Erwerbsteuer - ich führe die Beträge nur rund an - mit 175 Mill. Kè, die besondere Erwerbsteuer mit 221 Mill. Kè, die Grundsteuer mit 128 Mill. Kè, die Hauszinssteuer mit 90 Mill. Kè, die Rentensteuer mit 105 Mill. Kè, die Tantiemensteuer mit 12 Mill. Kè, insgesamt mit den Nachzahlungen auf die aufgehobenen direkten Steuern im Betrag von 19.6 Mill. Kè, den Verzugszinsen von 70 Mill. Kè, bei diesen direkten Steuern einen Ertrag von 1888 Mill. Kè. Bei den indirekten Steuern sehen wir hingegen die Umsatzsteuer, inklusive des Anteils der Länder, mit 1982 Mill. Kè, die Zölle eins ließlich des Anteils des Straßenfondes mit 1200 Mill. Kè, die Verbrauchssteuern mit 1689 Mill. Kè, die Spiritussteuer rund 204 Mill. Kè, die Eisenbahnverkehrsgebühren 806 Mill. Kè. Wenn wir alle diese Abgaben zusammenrechnen, die Verkehrs- und anderen Gebühren, sowie die Monopolgewinne, wobei ich feststellen will, daß es sich nicht um den Ertrag, sondern um faktischen Gewinn handelt, so kommen wir auf eine Summe von 8.143,640.000 Kè. Wenn wir nun einen Vergleich zwischen den direkten und indirekten Abgaben ziehen, so müssen wir feststellen, daß im Jahre 1929 nach dem Voranschlag die direkten Steuern 18.8% ausmachen, denen ein Prozentsatz von 81,2% an indirekten Steuern gegenübersteht. (Hört! Hört!) Noch interessanter wird der Vergleich, wenn wir die Ziffern des Jahres 1927, des Jahres vor der Steuerreform, zum Vergleich heranziehen. In diesem Jahre war der Prozentsatz der direkten Steuern nach dem Staatsvoranschlag 22%, dem 78% an indirekten Steuern gegenüberstanden. Der Generalberichterstatter Dr. Hnídek hat zugegeben, daß der wirkliche Ertrag einer Reihe von Steuern größer sein dürfte, als im Staatsvoranschlag angegeben ist. Das wissen wir und wir haben es ja auch bei dem Rechnungsabschluß für das Jahr 1927 bestätigt gefunden, der uns diessmal erfreulich-erweise zugleich mit dem Staatsvoranschlag für 1929 vorgelegt worden ist. Nach dem Rechnungsabschluß für 1927 konnten wir feststellen, daß bei den indirekten Steuern ein ganz bedeutender Mehrertrag gegenüber dem Staatsvoranschlag für 1927 zu verzeichnen gewesen ist. Bei der Umsatzsteuer belief sich der Mehrertrag auf 33,970.000 Kè, bei den Zöllen auf 323,959.000 Kè, beim Zucker auf 18 1/2 Mill. Kè, bei der Getränkesteuer auf 29,314.000 Kè, bei der Fleischsteuer auf 4,768.000 Kè, bei den Gebühren auf 212 Mill. Kè, bei der Tabak.regie auf 254 Mill. Kè. Das sind ganz bedeutende Mehrerträge, und wir finden sie bezeichnenderweise nur bei den indirekten Abggaben. Bei den direkten Abgaben finden wir sie in diesem großen Ausmaße nicht, mehr. Wir sehen im Gegenteil, daß z. B. die allgemeine Erwerbsteuer nach dem Rechnunggsabschluß für 1927 hinter dem Staatsvoranschlag um 198 Mill. Kè zurückgeblieben ist, die Grundsteuer um 70 Mill. Kè, die Hauszinssteuer um 12 Mill. Kè, die Kriegssteuer um 169 Mill. Kè. Eine Steigerung gegenüber dem Voranschlag zeigte sich nur bei der Rentensteuer mit 18 Mill. Kè, bei der Einkommensteuer mit 41 Mill. Kè, bei den Zinsen mit 61 Mill. Kè, so daß wir nach dem Rechnungsabschluß für 1927 bei den direkten Steuern einen Minderertrag von 338,146.000 verzeichnen konnten. Demgegenüber ist der Mehrertrag bei den indirekten Abggaben ganz bedeutend. Wir wissen schon, daß der verminderte Ertrag bei den direkten Steuern hauptsächlich darauf zurückzuführen war, daß die Vorschreibungen nicht rechtzeitig hinausgingen, so daß der Eingang nicht entsprechend sein konnte. Aber wir wissen auf der anderen Seite auch, daß der Finanzminister, wie jetzt durch den Herrn Generalberichterstatter zugegeben wurde, bei den Einnahmen, namentlich bei den indirekten Abgaben, sehr vorsichtig budgetiert hat, nicht nur deshalb, um sich Reserven zu schaffen, sondern aus dem Grunde, um es bei der Beratung des Staatsvoranschlages nicht so offenkundig werden zu lassen, mit welch gewaltigen Ein nahmen man aus indirekten Steuern rechnet und um den Gegensatz zwischen dem Ertrag der direkten und indirekten Steuern nicht so kraß darzustellen. Die indirekten Steuern bedeuten im Jahre 1929 eine umso größere Mehrbelastung der Bevölkerung, wenn wir die Auswirkung der Steuerreform berücksichtigen, die in diesen Ziffern zum Ausdruck gebracht wird.

Nun wissen wir aber, daß eine Herabsetzung der Lasten nur dann eintreten kann und wird, wenn man sparen gelernt hat, wenn man das, was man den Gemeinden, den Selbstverwaltungskörpern überhaupt anrät, in erster Linie am Staatshaushalt vornimmt. Ich habe schon darauf verwiesen, wo gespart werden soll. Und wenn wir im Staatsvoranschlag nachsehen, ob der Versuch gemacht wird, da zu sparen, wo gespart werden sollte, wo es ausgiebig wäre, so müssen wir das verneinen. Für den Militarismus ist auch heuer wieder ein Betrag von 1,4 Milliarden Kè im Kapitel Landesverteidigung eingesetzt. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Zierhut.) Wir haben bei der Beratung des Gesetzes betreffend den Rüstungsfond darauf verwiesen, daß das schwere Unrecht, das an der Bevölkerung begangen wird, nicht darin besteht, daß der Rüstungsfond bewilligt wird, daß mit dem Rüstungsfond kontrollos gewirtschaftet werden kann, sondern darin, daß durch dieses Gesetz, betreffend den Rüstungsfond, eine Stabilisierung des Militäraufwandes herbeigeführt worden ist. In das Gesetz wurde die Bestimmung aufgenommen, daß für Militär aufwand nicht mehr verausgabt werden solle als 1,4 Milliarden Kè. Von einem Abbau des Militäraufwandes ist keine Rede. Wir haben bereits damals gesagt, es bestehe die Gefahr, daß der in dieses Rüstungsfondgesetz aufgenommene Betrag nicht als Höchstbetrag, sondern als dauernder Betrag verbleiben wird und daß wir nie unter diesen Betrag sinken werden. Dabei müssen wir feststellen, daß im heurigen Voranschlag nicht nur 1,4 Milliarden Kè für militärische Zwecke verausgabt werden, wir werden in der Spezialdebatte zahlreiche andere Beträge nachweisen, die eigentlich in das Kapitel Militarismus gehören, aber unter andere Posten verschleiert erscheinen.

Also keine Rede vom Sparen, es fällt den Herren nicht ein zu sparen. Wenn ich aber von Kontrolle über die Verwendung des Rüstungsfondes spreche, möchte ich eine Episode aus dem Budgetausschuß nicht unerwähnt lassen. Einer der Regierungsparteiler hat erklärt, es wäre notwendig, daß die Regierung über die Verwendung des Rüstungsfondes wenigstens dem Budgetausschuß Bericht erstatten möge. (Výkøiky na levici.) Als wir bei der Beratung des Rüstungsfonds im Ausschuß verlangten, daß die Regierung verpflichtet sei, Rechenschaft zu erstatten, haben die deutschen Regierungsparteiler diesen unseren Antrag abgelehnt.

Keine Ersparungen auf dem Gebiete des Militarismus, dafür aber Ersparungen auf anderen Gebieten. Im Staatsvoranschlag für 1929 sind im großen und ganzen die Ziffern gegenüber 1928 unverändert geblieben bis auf kleine Ausnahmen. Da finden wir auch, wo gespart wird. Es ist das insbesondere das Ministerium für soziale Fünsorge, dessen Aufwand pro 1929 gegenüber 1928 herabgesetzt wurde. Im Jahre 1928 werden ausgewiesen 865,804.611 Kè, im Jahre 1929 ein Erfordernis von 835,261.361 Kè, also um 30,543.250 Kè weniger als 1928, Und wo wird gespart? 24,8 Mill. Kè sollen bei den Kriegsbeschädigten erspart werden. Der Herr Berichterstatter und der Motivenbericht haben angeführt, daß die Er sparungen bereits gemacht wurden, wie aus dem Rechnungsabschlusse zu ersehen sei; und weil der faktische Aufwand ein geringerer gewesen sei als in den Vorjahren, konnte daher ein um diese Beträge vermindertes Erfordernis ins Budget eingesetzt werden. Aber wir wissen, daß diese Ersparungen nicht gemacht werden durch das Absterben der Kriegsbeschädigten, sondern durch die Drosselungen, die bei der Kriegsbeschädigtenfürsorge vorgenommen werden. Statt dem berechtigten Verlangen der Kriegsbeschädigten nach Reform des Kriegsbeschäigtengesetzed zu entsprechen: Drosselung des Aufwandes dadurch, daß man mehr als bisher bei den sozialärztlichen Untersuchungen Kriegsbeschädigte als nicht mehr rentenbedürftig erklärt. Auch die Baufürsorge wird um 7 Mill. Kè herabgesetzt, als ob Wohnungsnot nicht weiter bestünde, als ob es nicht notwendig wäre, mehr als bisher aus dem Einkommen des Staates dies em Zweck zur Verfügung zu stellen. Aber auch sonst sehen wir im Voranschlag des Ministeriums für soziale Fürsorge ganz interessante Daten und interessante Mängel. Wir haben vor Kurzem den Kampf geführt gegen die Verschlechterung und um die Verbesserung der Sozialversicherung. Selbst die Fachmännerkommission, hervorgegangen aus dem Vorstand der Zentralsozialversicherungsanstalt, hat die Versorgung der aus der Versicherung ausgeschlossenen alten Personen durch Einbeziehung in die Versicherung als möglich erkannt. Das Fürsorgeministerium wollte von dem gerechten und dringlichen Erfordernis der Einbeziehung dieser Personen in die Versicherung nichts wissen und hat angekündigt, daß durch ein eigenes Gesetz noch im heurigen Jahre diese so wichtige Frage geregelt werden solle. Aber wir suchen vergebens im Staatsvoranschlag einen Betrag, welchen der Staat für Zwecke der Versorgung der überalterten Personen auswerfen würde. Der § 257 des Sozialversicherungsgesetzes beinhaltet für den Staat die Verpflichtung, 100 Mill. Kè für Heilfürsorgezwecke auszuwerfen. Die Regierungskoalition hat bei der Novelle des Sozialversicherungsgesetzes beabsichtigt, die Regierung bezw. den Staat von dieser Ausgabe für die Bevölkerung zu befreien. Nun wurde die Novelle nicht so angenommen, wie sie von der Koalition vorgelegt wurde und es bleibt die Verpflichtung des Staates weiter aufrecht, einen Teil des Aufwandes für Heilfürsorgezwecke zu tragen. Wir haben uns bei der Beratung und bei der Beschlußfassung des Voranschlages vergeblich bemüht, herbeizuführen, daß wenigstens ein Teil dieses Betrages in den Voranschlag für das Jahre 1929 eingestellt werde.

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